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^Auch den heften Quellen hearheitel: von
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DRUCK DER SPAMERSCHEN BUCHDRUCKEREI IN LEIPZIG
COPYRIGHT 1921 BY FRANKFURTER VERLAGS-ANSTALT A.-G. IN FRANKFURT A.M.
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ALPHABETISCHES VERZEICHNIS
DER GEIGEN- UND LAUTENMACHER
536289
Aabenmund, Jens Iversen. — Tversted(?). 1762
Seinem Zettel nach ein Drechsler, der einige sonderbar
aussehende Geigen gebaut hat. Der Name des Wohn-
orts ist nicht sicher lesbar gewesen.
Geigenzettel : Forfoerdiget af Jens Iv. Aaben- / mund,
Dreier i Tverstedt / Ao 1762 (geschrieben).
Aachner s. Achner
Aagaard, Larsen. — Kopenhagen
Geb. 9. Juli 1847 in einem dänischen Dorfe, kam er
1862 in die Maschinenbaulehre und wurde in der
Modellwerkstatt verwendet. Sein Meister Heinrich
Hertz war gelernter Musikinstrumentenmacher, unter
dessen Leitung Aagaard 1 866 zum Geigenbau überging.
Im Jahre 1876 siedelte er nach Amerika über, arbeitete
in vielen bedeutenden Geigengeschäften, so bei Lyon
und Healy, dann bei F. Cristofori in Chicago, und
kehrte 1883 nach Kopenhagen zurück, wo er seine
eigene Werkstatt eröffnete und Anerkennung fand.
Abbate, Alessandro. — Neapel. 1890. 1899
Ein Mandolinenmacher, der jetzt mit seinem Sohne
gemeinsam arbeitet.
Abbate, Alfonso. — Neapel. 1845
Ein Lautenmacher, der gute Instrumente nach den her-
gebrachten Modellen verfertigt hat. Seine Mandolinen
hatten seinerzeit guten Ruf.
Abbate, Luigi. — Neapel. 1860
Wahrscheinlich Sohn, Schüler und Nachfolger von
Alfonso Abbate, dem er in seiner Arbeit nahesteht.
Abbatl, Giambattista. — Modena. 1775. 1795
Seine Arbeit erinnert an Cassini, aus dessen Schule er
hervorgegangen sein mag. Wenn er auch nur zu den
mittelmäßigen Nachahmern der Amati und Stradivarl
gehört, so hat er doch einzelne gute Geigen, namentlich
Bässe, gebaut, die stark im Holz sind und braunen Lack
zeigen. Eine gutklingende Viola von ihm befindet sich
in der Sammlung Valdrighi.
AbelUe. — Avignon. 1870. 1876
Ein Musikinstrumentenhändler, der eine Reparatur-
werkstatt für Blech-, Holz- und Streichinstrumente be-
saß. 1876 ward Gaetano Autiero sein Nachfolger.
Abel, Pater Rudolph. — Konstanz a. B. 1796
Ein Augustinermönch, der Violinen repariert hat. Das
Konstanzer Augustinerkloster ist am Ende des 1 8. Jahr-
hunderts in den Besitz der Stadt übergegangen, die die
Bestreitung des Unterhalts für die damaligen wenigen
Ordensangehörigen bis zu deren Lebensende übernahm.
Pater Rudolph, über den die dürftigen, noch erhaltenen
Klosterakten keine Auskunft geben, hat also wohl
seinen stillen Lebensabend damit beschlossen, seiner
Geigenliebhaberei zu leben. Grillet teilt nur den unvoll-
ständigen Zettel mit, auf dem der Wohnort fehlt, und
rechnet Abel ohne ersichtlichen Grund zur italienischen
Schule.
Geigenzettel : Raccommode par le Pere Rodolphe/ Abel
de l'ordre de St. Augustin / ä Constance sur le lac. 1 796
(gedruckt).
Äberg. — Malmö. 1850
Er soll niclit ungeschickt gewesen sein, ist hauptsächlich
aber als Reparateur bekannt.
Absam, Thomas. — Wakefield (Yorkshire).
1810. 1849
Er soll einer Tiroler Familie entstammen und stand in
Diensten des Händlers Pickard in Leeds, versah aber
auch einige bessere Geigen mit seinem eigenen Zettel.
In seiner Arbeit erinnert er an Forster, kommt ihm
aber nicht gleich.
Geigenzettel : Made by / Thomas Absam / Wakefield,
Feb. 14/ 1833 (gedruckt).
Acevo (richtig acero, d. h. »Ahorn«, vgl. auch
Sapino, d. h. Tannenholz)
Auf dem Boden einer Viola aus Saluzzo las man das —
wie de Piccolellis nachweist — die Holzart bezeichnende
Wort acero. Fetis las »Acevo« und hielt dieses Wort
für den Namen eines Geigenmachers. So kam dieser
»Acevo« in die Literatur, und noch VidaP) und Grillet
führen ihn an, lassen ihn sogar einen Schüler Cappas
sein und setzen, je nach Belieben, sein Zeitalter zwischen
1620 und 1690 und seine Heimat in Cremona oder
Saluzzo ein.
Achille e Vinaccla. — Neapel. 1880. 1900
Mandolinenmacher, die gute und oft hübsch ausge-
stattete Instrumente bauen.
Achner, Joseph. — Mittenwald. 1760
Er schrieb seinen Namen, der von der Achen, einem
Nebenfluß der Isar, abgeleitet scheint, zeitweilig auch
Aachner, und ist ein weniger hervorragender Geigen-
bauer als viele seiner Mittenwalder Zeitgenossen. Er
gehört jedoch zu denen, die den Übergang vom Stainer-
modell zu den Cremoneser Modellen anbahnen halfen.
^) Vidal beruft sich freilich nur auf Fetis und erklärt
ausdrücklich, kein anderes, ernst zu nehmendes Zeugnis
von der Existenz dieses »Acevo« zu kennen.
8
Ach
ner
Ad,
ams
Achner, Michael. — Wallgau. 1764
Zur MIttenwalder Schule gehörig, vielleicht ein Bruder
von Joseph und Philipp Achner. Wallgau liegt nur
wenige Stunden von Mittenwald entfernt. Er hatte ein
langes, hochgevk'ölbtes Modell mit schmalem (2' o mm)
Rand und sehr dünner Ader. Die Mittelbügel nahm er
sehr lang, die Schnecke ist recht gewöhnlich, der Lack
braungelb. Für die Decke scheint er hartjähnges Holz,
für den Boden kleingeflammten Gebirgsahorn bevor-
zugt zu haben.
Geigenzettel: Abb. 1.
Achner, Philipp. — Mittenwald. 1772. 1798
Er gehört zu den besten Vertretern der Klotz-Schule,
verwendet gutes Holz und braunen Lack. Der Ton
seiner Geigen ist oft von besonderer Schönheit, wenn
auch zumeist nicht sehr groß. Eine Violine von ihm be-
findet sich im Musikhist. Museum von W. Heyer in
Köln.
Geigenzettel : Philipp Achner in Mitten- / wald an der
Iser 1 798 (geschrieben).
Achner, Thomas. — Mittenwald. 1789
Ahnlich wie Philipp und Joseph A. Eine Geige von ihm
besitzt Valdrighi, der ihn auch in seiner Nomochehurgo-
grafia unter Nr. 3991 aufführt.
Accoulon, Alfred. — Paris
Teilhaber der bekannten Firma J. Thibouville-Lamy,
Ritter der Ehrenlegion und des belgischen Leopold-
ordens. Wenn auch hauptsächlich Fabrikant, so hat er
doch den Geigenbau regelrecht erlernt und war als
Geigenmacher auch auf der Pariser .Ausstellung im
Jahre 1900 vertreten.
Ackermann, Anton. — Basel? 1838
In einer in Basel befindlichen kleinen Geige liest man :
>> Anton Ackermann, 30. Hornung 1838 in Ordnung ge-
richtet«.
Acton, A. W. — Woolwich. 1846. 1870
Englischer Geigenmacher, dessen Zettel sich in einigen
guten Violinen findet.
Acton, William J. — Woolwich, London (Gipsey
Lane). Geb. 12. Dez. 1848 in Woolwich
Sohn und Schüler von A. W. A. Er begann seine Lauf-
bahn mit einer Kopie nach Stainer und hat seither über
140 Violinen, 12 Violen, 30 Violoncelli und 10 Kontra-
bässe gebaut. Er verarbeitet vorzügliches Tonholz und
bereitet sich seinen Bernsteinöllack selbst. Im Jahre
1898 verlegte er seine Werkstatt nach London. Sein
Modell ist dem des Stradivari ähnlich, der Ton seiner
Geigen ist edel und voll. Er gilt auch als geschickter
Bogenmacher und ist äußerst sorgfältig als Wiederher-
steller. Er beschäftigt keine Gehilfen und macht daher
alles selbst, auch ist er ein tüchtiger Geiger. Meredith
Morris veröffentlichte in »TheStrad« Jan. 1900 seine
Biographie mit Bildnis usw.
Geigenzettel: William J. Acton, / Maker / St Mary
Street, Woolwich 188 . . (gedruckt). — William John
.Acton / Maker / Forest Gate London 1 898 (geschrieben).
Adam, G. Christian. — Halle, Berlin. Geb. um
1835, t 1886 oder 1888
Ein gewissenhafter Geigenmacher, der es zwar nicht zu
besonderer Meisterschaft gebracht hat, aber als Repa-
rateur nicht ohne Bedeutung war. Er war zuerst in
Halle a. S. ansässig und siedelte um 1860 nach Berlin
über. Seine Geigen sind sauber gearbeitet, meist aber
zu schwer im Holz, sein Lack ist undurchsichtig und
hart. Er war ein guter Lehrer; sein bester Schüler ist
Oswald Möckel. In seinen letzten Jahren mußte er mit
Schwierigkeiten kämpfen, weshalb er nur mehr schlech-
tes Holz verarbeitete, das ihm seine Berliner Fach-
genossen für billiges Geld überließen. .
Geigenzettel : Zu Ton verhelfen / G. Chr. Adam G|Ch
Berlin 1 883 (gedruckt). — Reparirt von C. Adam / A
Halle a.S. 1858 (gedruckt).
Adam, ... — Caen, f vor 1783
Ein wahrscheinlich aus Mirecourt stammender Luthier»
dessen Geigen ohne Eigenart sind.
Adam, Jean. — Mirecourt. 1790. 1820
Er soll ursprünglich Geigenbauer und als solcher vor-
übergehend in Valence gewesen sein, ist aber nur als
Bogenmacher bekannt geworden, ohne es auch dann
zu besonderer Geschicklichkeit gebracht zu haben.
Seine Bögen sind in der Regel nur gewöhnliche Handels-
ware.
Adam, Jean-Dominique. — Mirecourt. Geb.
30. Dez. 1795 in Mirecourt, f das. 1864
Schüler und Nachfolger seines Vaters Jean A. und wie
dieser nur Bogenfabrikant. Nur die besseren Bögen ver-
sah er mit dem Brandstempel : Adam. Er war nicht un-
geschickt und konnte auf Bestellung recht gut arbeiten.
Namentlich seine Bögen mit achteckiger Stange sind
gut gelungen.
Adam (eigentlich Grandadam). — Mirecourt.
Geb. in Mirecourt 26. Febr. 1823, f das.
19. Jan. 1869
Schüler seines Vaters Jean-Dominique, den er aber,
vornehmlich als Bogenmacher, weit überflügelte.
Brandmarke: Adam.
Adam, Johann. — (Mark-)Neukirchen. 1677
Er wird unter den Geigenmachern genannt, die 1677
von Graslitz nach Neukirchen übersiedelten und hier
die Geigenmacherzunft begründeten. Arbeiten von ihm
nachzuweisen, ist bis jetzt nicht gelungen. Ich bin sogar
geneigt, anzunehmen, daß es sich hier nur um die Vor-
namen eines Schönfelder( ?) handelt, und daß in der
Zunftliste der Familienname nur versehentlich weg-
gelassen ist.
Adams, Cathune. — Garmouth (Schottland).
1775. 1805
Er hat viele Kits, Violinen und VitDloncelli gebaut und
diese oft reich mit Perlmutter und Elfenbein eingelegt.
Sein Modell erinnert in mancher Hinsicht an N. Amati,
Adams — Airth
er verwandte einen dünnen, gelben Spirituslack. Es soll
in Garmouth noch ein zweiter gleichnamiger Geigen-
macher gelebt haben.
Geigenzettel: Adams, Ma. / Garmouth , 1782 (geschr.).
Adams, Oliver. — Boston. 1897
In einer guten Geige frei nach Stradivari fand sich sein
Zettel.
Geigenzettel: Abb. 23.
Adamsen, P. P. — Kopenhagen
Begründete 1866 in Fyrkilde bei Hobro (Jütland) seine
Fabrik von Streichinstrumenten. Seine Arbeiten werden
gelobt ; in Musikerkreisen sind seine Bässe am meisten
geschätzt.
Adanl, Pancrazio. — Modena. 1775. 1827
Hauptsächlich als Gitarren- und Mandolinenbauer be-
kannt. Er scheint einen Sohn gehabt zu haben, der noch
um 1868 arbeitete.
Addison. William. — London. 1665. 1670
Ein englischer Violenbauer, der von Sandys und
Forster, die seinen m emer Viola gefundenen Zettel
mitteilen, erwähnt wird. Eine Liraviole von ihm be-
findet sich in der Sammlung Galpin (Hatfield).
Geigenzettel: William Addison in Long .Alley , over
against Moorfields 1670 (gedruckt).
Adler, Carl August. — Markneukirchen. Geb.
7. Nov. 1828, t 4. Juni 1869
Sohn und Schüler von Joh. Gg. A., arbeitete wie sem
Vater meist für Händler.
Adler, Eduard. — Grünberg in Schlesien
Geb. 1865 in Bodzanowitz, war ursprünglich Cellist
und als solcher Mitglied verschiedener Theater- und
Konzertorchester. Er besuchte die Werkstätten von
Edler in Frankfurt, von Riechers und Möckel in Berlin
und Hammig in Leipzig, bildete sich allmählich auto-
didaktisch zum Geigenmacher aus und gründete im
Jahre 1888 sein Geschäft, in dem er seit Jahren tüchtige
Gehilfen beschäftigt. Seine Spezialität ist die Repa-
ratur; beim Neubau arbeitet er nach Stradivari und ver-
wendet Ottoschen Ollack sowie Spirituslack. Er ist Verf.
eines bei Merseburger in Leipzig 1895 erschienenen
Büchleins über die Behandlung und Erhaltung der
Streichinstrumente.
Geigenzettel : Gefertigt von ; Eduard .Adler / Grünberg
in Schles. 18 . . (geschrieben).
.^dler, Johann Georg. — Markneukirchen.
Geb. 1800 in Wernitzgrün. f 15. Dez. 1866
in Markneukirchen (66 Jahre 10 Monate
1 8 Tage alt)
Da er hauptsächlich billige Geigen für Händler gebaut
hat, dürften nur wenige Werke seiner Hand mit seinem
Zettel vorkommen. Er verwendete jedoch in seinen
besseren Arbeiten einen Brandstempel mit seinem Na-
men J.G.Adler. Eine so gezeichnete Viola von ihnj
besaß Arnold Voigt.
Aelbrechts, Jakob. — Antwerpen 1558, f vor
1584
Lauten mit seinem Namen kommen noch heute vor;
eine solche besaß vor einigen Jahren ein belgischer
Musiker.
Aelbrechts, Lukas. — Antwerpen. 1588
Sohn von Jakob Ae. Im Jahre 1 588 wurde er als Meister
aufgenommen. Wenn er auch hauptsächlich Clavecin-
macher war, so dürfte er doch, wie sein Vater und die
meisten seiner Zunftgenossen, auch Lauten gebaut
haben.
Aerninck, Heindrick. — Leyden. 1681. 1736
Die Arbeiten mit diesem Namen sind so verschieden,
daß man an zwei gleichnamige Meister denken muß.
Die älteren gleichen denen von Willems in Gent, die
jüngeren denen von Cuypers.
Aglio s. Dall'Aglio
Agostini, Sante. — Palermo?. 1822
Sein Name wurde auf einem Reparaturzettel (In einer
Geige von .Achner) gefunden. S. D'Agostino.
Aicher, Hans. — Füßen. 1690
Er war Lautenmacher und wohnte in der Vorstadt.
Arbeiten von ihm sind mir bisher nicht zu Gesicht ge-
kommen.
Aicher, Mathias. — Füßen. 1666
Vielleicht ein Enkel des im Jahre 1535 aus München
in Füßen eingewanderten Peter Aicher. In den Akten
des Hochstifts Augsburg (im Kreisarchiv in Neuburg)
heißt es von ihm: »Derzeit Schulmeister, sonsten ein
Lauten macher.« — Er wohnte im zweiten Stadt-
viertel.
L'Air s. Claudot
Airaghi, Cesare. — Mailand. 1883
Als selbständiger Geigenmacher ist er wenig hervor-
getreten; einige bessere Instrumente, die er gebaut hat,
ließen jedoch erkennen, daß er sorgfältig zu arbeiten
verstand.
Aireton, Edmund. — London. Geb. um 1727,
t 1807
Angeblich der Sohn eines gleichnamigen, schon 1735
vorkommenden Geigenmachers und ein Verwandter
des Kirchenkomponisten Edmund Ayreton (1734 bis
1808), der unter Händel Hilfsorganist der Westminster-
abtei war. Edm. A. gilt als ein Schüler Peter Wamsleys
und ahmte Stainer und Amati nach. Die Arbeit ist gut,
sein gelbbrauner Lack dagegen stumpf und der Ton
unbedeutend. Da er viel für Norris & Barnes arbeitete,
kommen verhältnismäßig selten Geigen mit seinem
Zettel vor; eine solche aus dem Jahre 1755 war 1872 in
South Kensington ausgestellt.
Airth,William.- Edinburgh. Geb.um 1 840. 1 889
Schüler und Schwiegersohn von James I. Hardie. Er
arbeitete von 1860 bis 1881 in Edinburgh und wanderte
dann nach .Australien aus.
10
Aisele — Alban
Aisele (Aisile) s. Eisele
Alba. — Lyon. 1822
Geschäftsteilhaber von Micollier (s. d.); ais Geigen-
macher ist er jedoch ohne Ruf.
Alban, Franz. — Graz. 1 724
Ob er in irgendeiner Beziehung zu der Bozener Famihe
Alban oder zu den italienischen Albanis steht, ist nicht
festzustellen gewesen. Arbeiten von ihm sind sehr
selten. Ich habe eine einzige Violine mit seinem Namen
und der Jahreszahl 1 724 kennengelernt, die sich in der
Fürstl. Lobkowitzschen Sammlung auf Schloß Raudnitz
befindet.
Geigenzettel: Franciscus Albanus fecit / Grecia in
Styna anno 1724 (gedruckt).
Alban, Johann Michael. — Graz. Geb. um
1677 In Bozen, f 27. März 1730 in Graz
Sohn erster Ehe und jedenfalls auch Schüler von
Mathias A. Er scheint bei Wolfgang Sagmayr gearbeitet
zu haben, dessen Tochter Eva Rosina er am 14. Februar
1702 heiratete, wodurch er das Geschäft seines damals
bereits verstorbenen Schwiegervaters erwarb. Was sich
an tatsächlichen Angaben über sein Leben ermitteln
ließ, hat Dr. Fr. Waldner in der Innsbrucker Ferdi-
nandeums-Zeitschrift (III. Folge, 55. Heft) veröffent-
licht. Joh. Mich. A. war nach Sagmayrs Tod zweifellos
der beste in Steiermark tätige Geigenmacher. Es haben
sich noch viele Arbeiten von ihm erhalten. Häufiger als
Violinen kommen jedoch Violoncelli von ihm vor, die
übrigens nur in den F-Löchern an Arbeiten seines
Vaters erinnern. Die Einlagen sind bei ihm weiter vom
Rande entfernt, wodurch dieser breiter erscheint, die
Ecken sind stumpfer, und auch die Schnecke ist mas-
siger, sehr hübsch sind dagegen immer die statt der
Schnecke oft vorkommenden Engels- oder Frauen-
köpfchen. Die Wölbung ist ziemlich hoch. Der Lack ist
rotbraun, von guter, fetter Beschaffenheit und fein-
rissig, wodurch seine Arbeiten fast ein italienisches
Aussehen erhalten. Auch das Holz ist gewöhnlich gut,
nur sind die Böden auffällig dünn, so daß sie jetzt fast
regelmäßig gefüttert werden müssen. Bei seinen Geigen
soll er einen gelblichen Lack vorgezogen haben. Auf
seinen in Kupferstich ausgeführten Zetteln, die in der
Mitte das Grazer Wappentier zeigen, ist die Zahl 17
vorgedruckt, die mit Tinte hinzugefügte Jahreszahl fast
regelmäßig so verblichen, daß sich genaue Jahreszahlen
nur selten feststellen lassen. — Von seinen Söhnen
scheint keiner Geigenmacher geworden zu sein. Drei
Violinen von ihm besitzt Abt Sales Bauer in Rein
(Steiermark), eine prächtig erhaltene große Viola Prof.
Ant. Mayer in Admont.
Geigenzettel : Abb. 2.
Alban, Joseph. — Bozen. Geb. 28. März 1680
in Bozen, f das. 10. Jan. 1722
Jüngster Sohn von Matthias A. und dessen erster Frau
Elise Luggin und wahrscheinlich Schüler seines Vaters.
Nach Dr. Fr. Waldners Feststellungen war er um 1 709
in der Fremde, heiratete im Jahre 1712 Anna Maria
Magdalena Rorer und starb kinderlos. Man kennt nur
wenig von ihm, auch werden seine meisten Arbeiten
jetzt wohl unter dem Namen seines Vaters gehen. In
seinen jüngeren Jahren wird er als Gehilfe seines Vaters
nur selten seinen Zettel in Geigen geklebt haben, sicher
aber in seme Gesellen- urd Meisterstücke, daher ist
es nicht auffällig, wenn Geigen mit der Jahreszahl 1703
schon seinen Namen tragen.
Geigenzettel : Abb. 9.
Alban, Joseph Anton. — Bozen. Geb. in
Kaltem vor 1730(?), f 6. Juli 1771 in Bozen
Er war ein Sohn des jüngsten Stiefbruders von Math.A.
Wessen Schüler er war, läßt sich nicht feststellen. Es
scheint aber, daß er den von der Familie wahrscheinlich
aufbewahrten Nachlaß von Joseph A. übernommen und
sich dann als dessen Geschäftsnachfolger betrachtet hat.
Dadurch erklärt es sich bis zu einem gewissen Grad,
daß er die Zettel mit dem auf ihn eigentlich nicht zu-
treffenden Wortlaute »Josephus filius Math. Albani
usw.« beibehalten hat. Mit seiner Arbeit hat er seinem
Namen Ehre gemacht. Nach Dr. Fr. Waldners Fest-
stellungen heiratete er am 13. Februar 1759 Maria Bar-
bara Ortner. Geigen von ihm befinden sich auf dem
Musikchor der Bozener Pfarrkirche.
Alban, Matthias. — Bozen. Geb. zu St. Niko-
laus m Kaltem am 28. März 1 621 , f m Bozen
7. Febr. 1712
Obwohl er neben J. Stamer der berühmteste Tiroler
Geigen- und Lautenmacher war, sind seine äußeren
Lebensumstände so schnell vergessen worden, daß
selbst sein Name unrichtig in der italienisch klingenden
Form Albani auf die Nachwelt gekommen ist. Selbst
Beda Weber berichtete von ihm nur, daß er eine Geige
von ihm aus dem Jahre 1645 kennen gelernt habe. Meine
fortgesetzten Versuche, aus Kirchenbüchern und Magi-
stratsakten einige Angaben über ihn zu erhalten,
blieben jahrelang erfolglos. Wohl nahm ich auf Grund
der mir bekannten Arbeiten an, daß er im Jahre 1621
geboren sei, wohl trat ich dafür ein, daß er, da es noch,
wie mir glaubwürdig versichert wird, Geigen von ihm
mit der Jahreszahl 1712 gibt, bis über das neunzigste
Lebensjahr arbeitsfähig geblieben sei ; ein urkundlicher
Beweis für diese Annahmen fehlte aber. Da gelang es
endlich Dr. Franz Waldner in Innsbruck, dem sorg-
fältigen Erforscher der Geschichte der Tiroler Geigen-
und Lautenmacher, Licht in das Dunkel zu bringen.
Nach seinen Feststellungen, die er im 55. Heft (II I.Folge)
der Ferdinandeums-Zeitschrift veröffentlicht, ist Mat-
thias Alban als ältester Sohn des Bauern Johann A. und
dessen erster Ehefrau Agnes Selva in Kaltem (Uber-
etsch) geboren und hat am 24. Mai 1671, also erst im
Alter von 50 Jahren, zum erstenmal geheiratet. Seine
Frau war Elisabeth, eine Tochter des Schlossermeisters
J. Luggin (Lugg oder Luchini), f 1680. Am 4. Nov.
1682 ging er eine zweite Ehe ein mit Rosina Perlat,
Maurermeisterstochter aus Brixen. Als er hochbetagt
starb, hinterließ er ein ansehnliches Vermögen, und
Dr. F. Waldner macht mit Recht darauf aufmerksam,
wie glatt sein Leben verlief im Vergleich zu dem Jakob
Stainers. — Wo M. Alban geleVnt hat, läßt sich noch
nicht feststellen. Ich bin geneigt, ihn für einen Mit-
schüler seines Altersgenossen Jak. Stainer zu halten;
Albanesi — Albert
11
Deide haben viel Gemeinschaftliches m ihrer Arbeit,
wenn auch Stainer der wesentlich genialere Meister
war. In seinen jüngeren Jahren war M. Alban sicher
von seinem Landsmann beeinflußt. Seine Geigen sehen
in seiner ersten Zeit gut tirolisch aus, und es ist auf-
fällig, daß sich etwa von 1680 an eine deutliche Stil-
wandlung bemerkbar macht: eine Anlehnung an ita-
lienische Vorbilder. Hat er damals Gelegenheit gehabt,
Italien zu besuchen? Daß er schon in seiner Jugend bis
nach Rom gekommen, ist unwahrscheinlich, obwohl
behauptet wird, daß von dort datierte Arbeiten von ihm
vorhanden sein sollen. Mir ist trotz eifrigen Nach-
forschens eine solche von zweifelloser Echtheit bisher
aber nicht vorgekommen, nur solche ohne Ortsbezeich-
nung oder mit der ausdrücklichen Angabe Bozens als
Ursprungsort. Echte Geigen mit echten Zetteln, die
über 1 706 hinausgehen, kenne ich zwar nicht, doch soll
es noch solche von 1712 geben. M. Alban wird in der
letzten Zeit wahrscheinlich an seinem Sohne Joseph
einen für ihn arbeitenden Gehilfen gehabt haben. Seine
Geigen galten im 18. Jahrhundert, neben denen von
Amati und Stainer, als die besten, die man kannte; da-
her wurde sein Name auch vielfach mißbraucht und in
Geigen angebracht, die nicht einmal von ferne an seine
Arbeit erinnern. Sein bestes Modell nähert sich der
Amati-Schule, ist aber meist sehr hoch gewölbt, mit
hohen Zargen. Die Arbeit ist sehr sorgfältig. Das
Deckenholz besonders schön, der Boden meist schlich-
tes Ahornholz, der rötlich-braune, wenig elastische
Lack von italienischem Charakter. Die F-Löcher sind
zu weit offen; statt der Schnecken liebt er Köpfchen,
Drachen und Fratzen anzubringen. Bei den Violen
bleibt er den hergebrachten Formen treu, schneidet
Schallöcher in Schlangenlinien und bringt unter dem
Griffbrett noch ein durchbrochenes rundes Schalloch
an. Wie auch Stradivari, erreichte er erst in seiner
zweiten Lebenshälfte die Höhe seiner Kunst. Er ist
minder originell als Stainer, kommt ihm im Tone aber
sehr nahe. Hoffentlich wird sich die archivalische For-
schung noch weiterhin mit ihm beschäftigen und we-
nigstens die Frage lösen, wo er gelernt hat und wann er
m Italien war. Er gebrauchte verschiedene, fast immer
gedruckte Zettel, auf denen er sich stets Albanus oder
Alban, nie aber Albani oder Albanius nannte. Er hat
auch gute Bogen gemacht, ja es wird sogar behauptet, daß
sie besser waren als die zu seiner Zeit in Cremona her-
gestellten. Ausführlicheres über seine Familienverhält-
nisse findet sich in Dr. Waldners mehrfach genannter
Arbeit. Eine Liste seiner noch erhaltenen Geigen usw.
müßte erst zusammengestellt werden. Eine prächtige
Violine von ihm aus dem Jahre 1673 besitzt Dipl.-Ing.
Rieh. Renner in Tutzing (flache Wölbung, 160 und
204 mm breit, Korpus 353 mm lang, Zargen überall
28 mm hoch). Eine Taschengeige von ihm aus dem
Jahre 1680 war 1872 in South Kensington ausgestellt.
Eine Chitarrone von 1696 besitzt Fritz Wildhagen in
Haiensee, der ein gleiches Instrument von Magnus
Stegher mit einem Reparaturzettel Albans von 1698 in
seiner Sammlung hat.
Geigenzettel: Abb. 3, 10. 25, 26.
Albanesi, Sebastiane. — Cremona. 1 720. 1 744
Nach De Piccolellis und Vidal war er ein Schüler von
Carlo Bergonzi. Er ist nicht originell und bevorzugt ein
an dieMailänderSchule erinnerndes Modell von flacher
Wölbung. Lack und Ton sind unbedeutend.
Albani, Filippo. — 1773
Ein bisher unbekanntes Mitglied der Familie A., dessen
Zettel De Wit veröffentlicht. Der Stammsitz der Fa-
milie war vielleicht Bologna, wo der Name lange hei-
misch gewesen ist.
Geigenzettel : Filippo Albani fecit ' Anno 1 773 (gedr.).
Albani, Leopoldo. — Ancona. 1883
Wenig bekannter Reparateur.
Albani, Michele. — Palermo. 18. Jahrhundert
Ein wenig bekannter Meister, vielleicht ein Sohn von
Paolo A. Der Vorname hat dazu veranlaßt, ihn mit dem
in Graz nachweisbaren Michael Alban zu identifizieren.
Es handelt sich jedoch um zwei verschiedene Meister
aus zwei in keiner Beziehung zueinander stehenden
Familien.
Mantua, Mailand. 1763
Albani, Nicola.
1770
Er könnte mit Paolo A. verwandt gewesen sein. Geigen
von ihm zeigen gewöhnlich ein großes flaches Patron
und haben einen sehr schönen rötlichen Lack, aber
nicht immer gut gewähltes Holz. Ihres starken, oft
edlen Tons wegen dürfen sie als vorzügliche Orchester-
instrumente gelten. Ingenieur 0. Rüders in Wien besaß
eine gute Violine von ihm. Eine dunkel lackierte, aus
Mailand datierte Violine von ihm befindet sich in
Regensburg m Privatbesitz.
Geigenzettel: Nicolaus Albani / fecit Mantua 1763 (ge-
druckt). — Nicolaus Albani fatte / Milano 1770 (ge-
schrieben).
Albani, Paolo. — Palermo, Rom, Cremona.
Gen. »Signor Albani«
Seine Zeit wird in die Jahre 1630 — 1666 gesetzt, Vidal
meint noch 1670 und erwähnt, daß dieser Geigen-
macher auch einen Sohn, der um 1720 gewirkt habe,
dessen Vorname aber noch nicht feststeht, gehabt haben
soll. (Vielleicht Paolo Alvani?; s. d.) Ich sah eine ihm
zugeschriebene Geige mit der Jahreszahl 1673, Grillet
setzt ihn von 1650 — 1680, lobt seine Arbeit und sagt,
daß man ihn für einen Schüler Nicolo Amatis halte.
Daß ein Gio Paolo Albani 1723 in Bozen gelebt habe,
wie mehrfach behauptet wurde, ist mehr als unglaub-
würdig.
Alber. — Pfronten- Weißbach. 1920
Em Geigenmacher, der in der Füßener Gegend und m
Tirol einen guten Kundenkreis hat.
Albert, Charles Francis. — Philadelphia. Geb.
in Freiburg i. B. 25. Dez. 1842, f 1. Juli 1901
in Philadelphia
Altester Sohn von John A., mit dem er als Kind nach
Amerika und m seinem zwölften Jahre nach Phila-
delphia kam. Er war nacheinander bei einem Sattler, in
einer Sägefabrik, bei einem Messerschmied und einem
Juwelier in der Lehre, bis er sich entschloß, dem Bei-
12
Albert — Albrecht
spiele seines Vaters folgend, Geigenmacher zu werden.
Natürliches Talent und Handgeschicklichkeit kamen
ihm dabei sehr zustatten, und nachdem er sich 1865
selbständig gemacht hatte, kam er bald zu Ansehen und
galt schließlich als einer der besten amerikanischen
Geigenmacher seiner Zeit ; er wurde als solcher auch
von den besten europäischen Geigern, die nach Ame-
rika kamen, anerkannt und hat auch zahlreiche Aus-
stellungsmedaillen erhalten. Er arbeitete hauptsächlich
nach einem großen Modell und verwendete altes, ameri-
kanisches Holz. Er kopierte auch Stradivari, Guarneri
und andere ältere Meister, machte allerlei Erfin-
dungen (Kinnhalter, Maschinen zum Saitenüber-
spinnen, Saitenmesser usw.) und hatte viele Medaillen.
Außer seinem Zettel^) gebrauchte er auch eine Brand-
marke. (C. F. Albert Philada [in einem Oval].)
Geigenzettel : Abb. 4.
Albert, Charles F. jun. — Philadelphia. Geb.
1869
Sohn, Schüler und Nachfolger von Charles F. Albert,
dem er in der Arbeit gleichkommt. Er gebraucht den
Zettel, den sein Vater seit 1881 verwendete.
.Mbert, John. — New York, Philadelphia.
1848. 1887
Ursprünglich Advokat in Baden. 1848 flüchtete er sich
nach Amerika, wo er Geigenmacher wurde. Seine Ar-
beit ist gut.
Albert, Eugen J. — Philadelphia. 1885-1902
Jüngerer Sohn von John A. Auf der Ausstellung in
New Orleans 1885 erhielt er den ersten Preis; in Chi-
cago war er mit einer guten Baßgeige vertreten.
Albert, Leon. — ?
Geschätzter französischer Geigenbauer des 19. Jahr-
hunderts, der ein amatisiertes Stradivari-Modell nach-
ahmt.
Alberti, Ferdinande. — Mailand. 1737. 1760
Er wohnte erst in der Contrada Larga und dann in der
Contrada del Pesce und hatte die Krone (»Segno della
Corona«) zum Ladenschild, die vorher Giovanni II.
Grancino geführt hat, dessen Geschäftsnachfolger er
also vermutlich war. Seine Arbeit erinnert an die der
Grancini, er ist aber nur ein Meister dritten Ranges.
Geigen von ihm kommen selten vor, sind mittelmäßig
in der Arbeit, manchmal gut im Holz und haben gelben
Lack. Er verwendete verschiedene, nur wenig vonein-
ander abweichende Zettel. Eine Violine von ihm (von
1741) besaß J. Müller in Schönbach.
Geigenzettel : Ferdinando Alberti fece in Milano / nella
Contrada del Pesce al Segno ' della Corona. A^^- 1745
(gedruckt).
Alberti, Guglielmo. — Arezzo 1877
Italienischer Geigenmacher ohne Eigenart.
Albertini, Carlo. — Mailand. 19. Jahrhundert
(Vater und Sohn.) Eine Gitarren- und Mandolinen-
fabrik, in der ausschließlich sog. lombardische Man-
dolinen gemacht werden. Sie nimmt den Ruhm für sich
in Anspruch, die älteste in Italien zu sein, die lom-
bardische Mandolinen herstellt.
R
om.
^) Bis 1871 nur geschriebene Zettel: Made by C. F.
Albert.
Albertis, Peter de (»Pietro Alberto«).
1578, lebte 1598 noch
Ein geborener Flamländer, der sich zu Rom »in Pa-
rione" als Lautenmacher niederließ und dort sehr ge-
schätzt wurde. G. Masetti, der Agent des Hauses Este in
Rom, rühmt ihn in einem Briefe ganz besonders. Von
seinem Leben ist wenig bekannt, nur so viel, daß er
1 582 von dem deutschen Lautenmacher Peter Pfanshel
zum Testamentsvollstrecker ernannt wurde und von
ihm dafür eine Ebenholz-Laute vermacht erhielt. Er
war auch der Schwiegervater von Matteo Buckenberg.
Eine seiner Archilauten italienischen Stiles aus dem
Jahre 1598 besitzt W. Heyers Musikhistorisches Mu-
seum in Köln, eine Mandore Antoine Gautier in Nizza.
Der Zettel in letzterem Instrument ist nicht vollständig,
die Ortsangabe zeigt nur noch den ersten Buchstaben;
Vidal las statt R . . . ein B und machte kurz ent-
schlossen »Bologna« daraus.
Geigenzettel: Petrus Albertus 1598 (gedruckt). —
Petrus Albertus / faciebat R(omae) (gedruckt).
Alberto, Andrea di. — Rom. 1608
Ein vlämischer Lautenmacher, der in der Via dei Liu-
tari wohnte ; er war vermutlich ein Sohn des 1 598 noch
erwähnten Peter de Albertis. Vielleicht war Giorgio
Alberto, der Verfertiger einer Taschengeige, die sich
in Heyers Musikhistorischem Museum in Köln be-
findet, sein Sohn. Eine Ortsangabe fehlt zwar ebenso
wie eine Jahreszahl, die Arbeit gehört jedoch wohl noch
dem 17. Jahrhundert an.
Albinus. — ?. 14. Jahrhundert
Einer der ältesten Lautenmacher, dessen Heimat man
iedoch nicht kennt, wenn auch anzunehmen ist, daß er
in Italien ansässig war. Die ihm zugeschriebenen Violen
haben zumeist einen gitarrenförmigen Körper. (Vgl.
Valdrighi.)
Albrecht, Johannes. — Krems. Geb. 1766 in
Oberneustift, f 7. Dez. 1828 in Krems
Er war der Nachfolger von Magnus Anton Fichtl, des-
sen Witwe Marianne er am 16. Juni 1793 heiratete.
Nach deren Tode ging er 1806 eine zweite und 1813
eine dritte Ehe ein. Seine Arbeit ist im ganzen etwas
handwerksmäßig, aber doch noch gut zu nennen.
Geigenzettel: Johannes Albrecht me fecit Cremsii
1826 (gedruckt). — Johannes Albrecht , fecit Krems
1808 (gedruckt).
Albrecht, Melgior. —Hamburg. 1797
Da sich bisher keine Arbeiten von ihm nachweisen
ließen, steht nicht fest, ob er Klaviere oder Lauten und
Geigen gebaut hat. Man weiß von ihm nur, daß er am
5. Mai 1797 als »Instrumentenmacher« Bürger von
Hamburg wurde.
Aldred — AUetsee
13
Aldred. — London. 1600 Allessandroni, Paolo. — Rom. 1850. 1860
Einer der guten englischen Geigenbauer des 1 7. Jahr- Ein unbedeutender Musikinstrumentenmacher, dessen
hunderts, der schon um 1560 gearbeitet haben soll. wenige Violinen, die er selbständig gemacht hat, weder
Mace erwähnt ihn in »Musicks Monument ■■ (erschienen Eigenart noch Künstlerschaft verraten.
1676) bei Besprechung der Violen: "Of such there are ... .,,
__ l' ;„ .u. ,.,„.u ;K,n tkn.. nf Aldred « usw. Aletzie s. Alletsee
..j better in the world than those of Aldred . . . . .« usw.
Um so mehr ist es zu beklagen, daß bisher keine Ar-
beiten von ihm zum Vorschein kamen. Vgl. Hosborn.
Aldric, Fran^ols Antoine. — Mirecourt. Geb.
20. März 1727, f nach 1775
Sohn des Jean A. Arbeiten von ihm sind mir noch nicht
vorgekommen.
Aldric, Jean. — Mirecourt. 1726. 1730
Ein geschickter Geigenmacher, von dem man an-
nehmen kann, daß er auf seiner Wanderschaft nach
Italien gekommen war.
Aldric, Jean Fran^ois. — Paris. Geb. 28. April
1765 in Mirecourt, f 1843
Sohn des Jean Fran?ois A. und der Charlotte Mougenot.
Er ließ sich um 1788 in Paris nieder. Ein geschickter
Vertreter der französischen Schule, der nach dem
Strad. -Modell arbeitete und manchmal selbst N. Lupot
nahekam. Er verwendete meist roten, nur manchmal zu
dicken Lack und war besonders dafür bekannt, daß er
alte Violen in moderne Geigen trefflich umzubauen
verstand, die er dann wohl auch als Originale alter
Meister verkauft haben wird. Als Händler hatte er be-
sondere Bedeutung, und er war auch der erste Pariser Alletsee (Alletsche, Aletzie, Alleci), Paul
Geigenbauer, der mit dem Sammelgenie Tarisio in Ver-
der Rue des Arcis
Allard. Claude. —Paris? 1671
In der Sammlung des Barons Lery befindet sich eine
sehr schöne Laute mit diesem Namen, doch ohne An-
gabe des Wohnorts.
Allard, Fran?ois. — Paris. 1776. 1789
Unbedeutender Geigenmacher, von dem nur wenig
vorkommt. Er wohnte zuerst Place Maubert und von
1788—89 in der Rue du Petit-Pont No. 9. Er ist wahr-
scheinlich der Sohn der Witwe Allard, die von 1775 bis
1783 im Adreßbuche aufgeführt wird.
AUegretti, Massimiliano, genannt Monfer-
rino. — Soliera (Modena). 1873. 1883
Besserer Geigenmacher, der bei dem modenesischen
Ebenisten Alessandro Lusvardi gearbeitet hat und
dieser Tätigkeit eine große Handgeschicklichkeit ver-
dankt, die ihm namentlich bei Wiederherstellungen
sehr zustatten kam.
Allen, Noah
Wenig bekannter amerikanischer Geigenbauer aus dem
Anfang des 19. Jahrhunderts.
bindung trat. Er wohnte zuerst in der Kue des
Nr. 16, dann Rue de Bussy Nr. 30 und seit dem Anfang
des 19. Jahrhunderts Rue de Seine Faubourg St. Ger-
main No. 71 ('^pres Celle de Bussy). Sein Geschäfts-
nachfolger war um 1840 sein Neffe Aubry. Er ver-
wendete sowohl geschriebene als gedruckte Zettel. Für
seine Geigen erhielt er in der Regel 150 — 200 Francs.
Eine Violine von ihm befindet sich im Museum des
Pariser Konservatoriums (Nr. 27).
Gelgenzettel. .'\bb. 5, 6, 7.
Aldovrandi, Emilio. — Bologna. 1850. 1882
Ein Geigenmacher dritten Ranges, der sich hauptsäch-
lich mit der Wiederherstellung alter Streichinstru-
mente beschäftigte.
Alessandro, genannt il Veneziano. Um 1 540
Eine Laute von ihm war 1880 in Turin ausgestellt.
Vidal u. a. erwähnen ihn mehrfach, doch war Genaueres
nicht festzustellen, da aus seinem Beinamen wohl seine
Heimat hervorgeht, nicht aber, wo er gelebt hat, wäh-
rend sein wirklicher Familienname überhaupt nicht be-
kannt ist.
Alfrede?). -Örebro. 1831
In einer Geige wurde der beistehende geschriebene
Zettel gefunden. Der Name ist so verschnörkelt ge-
schrieben, daß man statt Alfred auch A. Gred lesen
könnte.
Geigenzettel : Forfärdigad af / Alfred in Orebro 1 83 1
(geschrieben).
München. 1698, f 1738 (?)
Zweifellos einer der besten Lauten- und Geigenmacher
Bayerns. Er dürfte aus der Gegend von Füßen oder Vils
stammen. In Pfronten im bayrischen Allgäu ist noch
heute eine Familie Alletsee ansässig. Auf einer nach
hinten zu abfallenden Terrasse des Gebirgskammes,
der sich vom Lech bei Füßen bis gegen Pfronten der
Grenze entlang hinzieht. Hegt 865 m hoch und genau
1 km Luftlinie nördlich von Vils (auf der bayrischen
Seite) der Alatsee (oder Aletsee, wie er auf den älteren
Karten eingetragen ist). Von diesem See dürfte der
Name Alletse wahrscheinlicher abzuleiten sein als von
den Aletschgletschern. Paul A. wurde öfter der ita-
lienischen Schule zugezählt, doch hat er nur sehr wenig
Italieriisches an sich; in seiner Arbelt überwiegt der
deutsche Stil. Seine ältesten, mir bekannt gewordenen
Geigen tragen die Jahreszahl 1698, die jüngsten gehen
nicht über 1735 hinaus. Als Ursprungsort gibt er stets
München an, nur in einer Viola d'amore, die L. van
Waefelghen in Paris besaß, liest man »Venetia 1720«.
Die Jahreszahl dürfte mindestens falsch gelesen sein,
denn in der Sammlung Snoeck befand sich eine Tenor-
Viola d'amore aus dem gleichen Jahre, die wieder
München angibt. Es könnte aber immerhin ein vorüber-
gehender Aufenthalt in Venedig angenommen werden.
Sein Todesjahr ist nicht zu ermitteln, doch kommt in
den Münchener Hofzahlamtsakten usw. von 1747 an
und noch 1761 seine Witwe Maria Anna Alletseein, die
als »Hoflautenmacherin« bezeichnet wird, vor. Er dürfte
1738 gestorben sein, da in diesem Jahre sein Schwieger-
sohn Johann Andreas Kämbl sein Nachfolger wird.
14
Allin — Aman
I
Alletsee besaß eine große Handgeschicklichkeit, guten
Geschmack und Formensinn, und so zeichnen sich seine
Arbeiten durch Sorgfalt und Zierlichkeit in den Einzel-
heiten aus. Am häufigsten kommen größere Geigen
(Violen, Liebesgeigen, Violoncelli usw. und besonders
Baßinstrumente, die sich zu seiner Zeit einer weit über
München hinaus gehenden Beliebtheit erfreuten) von
ihm vor, doch kennt man auch eine Reihe schöner
Violinen von seiner Hand. In der Wahl des Holzes
erweist er sich als Kenner, und sein hellgelber oder
dunkelroter Lack hat vorzügliche Eigenschaften. Semen
Namen schrieb er selbst verschiedenartig, auf seinen
Zetteln bediente er sich der deutschen, lateinischen und
italienischen Sprache, wobei er München in »Monaco«
übersetzte, was einige Schriftsteller zu dem Irrtum ver-
leitete,' ihn nach dem Fürstentum »Monaco« zu ver-
setzen. Violen von ihm befinden sich im Germanischen
Museum in Nürnberg (von 1713), im Museum Franc. -
Carolinum in Linz (von 1724), im Nationalmuseum in
München (von 1730), in W. Heyers Musikhistorischem
Museum in Köln, im Hohenzollernschen Museum in
Sigmaringen usw. usw. Die meisten Geigen haben
Löwenköpfchen u. dgl. am Wirbelkasten. Solche
brachte er auch bei seinen Violoncelli an, wie ein Bei-
spiel im Cisterzienserinnenkloster Oberschönenfeld bei
Augsburg zeigt. Eine Nonnengeige vom Jahre 1732 be-
findet sich in der Sammlung des Historischen Kreis-
vereins in Landshut in Bayern und eine ebensolche von
1737 besaß C. C. Snoeck. Ein Baryton mit 6 Darm-
und 1 1 Metallsaiten von ihm (Korpus 65 cm, ganze
Länge 132cm) besitzt C.Claudius in Kopenhagen.
Eine Viola mit hübsch geschnitztem Köpfchen besaß
A. J. Kochendörfer in Stuttgart.
Geigenzettel : Paulus Alletsee f. / Lauten und Geigen- /
macher i. München / 1724 (gedruckt). — Paolo Aletzie
Monaco / 1730 (gedruckt) und Abb. 18, 27, 28.
Allin, Jos. — Lebt als Gelgenmacher in
London
Altenöder s. Neuner & Hornsteiner
Althenn, Georg Philipp. — Frankfurt a. M.
Geb. 1719 in Frankfurt a. M. 1750
Sohn von Peter Althenn und wie dieser Instrumenten-
macher und Musiker. Er war Mitglied der städtischen
Kapelle, erwarb 1793 das Bürgerrecht und wurde da-
mit selbständiger Meister. Eine sechschörige Zither
von ihm besitzt die Sammlung Crosby Brown in New
York (Nr. 1297).
Althenn, Peter. — Frankfurt a. M. 1 706. 1719
Ein Musiker und Instrumentenmacher, der 1706 aus
Kelsterbach a. M. nach Frankfurt eingewandert und
Mitglied der städtischen Kapelle geworden war. Für
seine Stellung spricht es vielleicht, daß sein Sohn 1719
vom Kapelldirektor Telemann aus der Taufe gehoben
wurde.
Altimira. — Barcelona. 1850. 1880
Musikinstrumentenfabrikant. Seiner Geigenbauwerk-
statt stand Etienne Maire-Breton vor, als dessen Arbeit
daher die Violinen Altimiras betrachtet werden müssen.
Altrichter, J. — Frankfurt a. 0.
Eine Fabriksfirma, die hauptsächlich Blechinstrumente
herstellt, aber auch Geigenmacher beschäftigt und Re-
paraturen ausführt.
Alvani, Paolo. — Cremona. 1750. 1755
Wahrscheinlich Sohn oder Enkel von Paolo Albani.
Einige wenige aber gute Violinen, deren Modell an
Guarneri erinnert, tragen diesen Namen. Holz und
Lack sind von lobenswerter Beschaffenheit.
Amaglioni. 1839
Wenig bekannter italienischer Geigenmacher, der rech'
sauber nach Stradivari arbeitete.
Aman, Georg. — Augsburg. Geb. 28. März
1671 in Vils, fnach 1717
Er stammte aus Vils und heiratete nach dem Hochzeits-
amtsprotokoll vom 13. Februar 1695 die Witwe des
Lautenmachers M. Wöhrlein (Wörle), wo es heißt:
»Georg Aman von Fülsz Lautenmacher ledigstandts u.
Ursula Schnitzlerin, weyl. Matthias Wohrlin's ge-
westen Lautenmachers seel. Wittib« usw. usw. Im
.Augsburger Steuerbuche von 1717 wird er noch ge-
nannt. Da man jedoch Geigen von ihm kennt, die die
Jahreszahlen 1688—1729 tragen, läßt sich die Zeit
seines Wirkens noch um einige Jahre verlängern. Seine
Arbeit ist gut, er wechselt jedoch die Modelle mehrfach
und bringt am Wirbelkasten gern geschnitzte Köpfchen
an. Das Holz ist oft mit Sorgfalt ausgewählt, der Boden
meist aus einem Stück und Hals und Schnecke aus
Birnbaumholz. Sein Lack, der sich nicht gerade aus-
zeichnet, ist von hellroter bis dunkelbrauner Farbe.
Seine Violinen haben keinen großen Ton, am besten
sind seine großen Geigen (Violen, Violoncelli und
Bässe). Eine aus dem Jahre 1699 stammende Taschen-
geige besitzt das Germanische Museum in Nürnberg.
eine hübsche, kleine Laute von 1707 das Hohenzol-
lemsche Museum in Sigmaringen, eine Violine von
1716 die Staatssammlung vaterländischer Altertümer in
Stuttgart und ein Altquinton von 1729 die staatliche
Sammlung alter Musikinstrumente in Berlin (Nr. 875),
eine Laute und eine hübsche dunkelbraune Violine
Konzertmeister Fr. Eib! in Innsbruck usw. In der
Wiener Musik- und Theaterausstellung war er mit
einer Pochette vertreten. Er schreibt seinen Namen
stets Aman (nicht Amann, aber auch nicht Amma).
Geigenzettel: Abb. 19.
Aman, Mathias. — Augsburg. 1720. 1765
Vielleicht ein Sohn von Georg Aman oder jener Matth.
Aman aus Memmingen, der sich als Kammacher und
Bürger in Augsburg niederließ und am 9. Juni 1 720 den
Konsens zur Verehelichung erhielt. In letzterem Falle
könnte er immerhin ein Verwandter und Schüler
Georg A.s gewesen sein. Seine Geigen sind denen
von Georg A. ähnlich. Auch er zog große Modelle vor
und baute hauptsächlich Violen und Bässe, seltener
Geigen.
Geigenzettel : Mathias Aman / Lauten- / und Geigen-
macher in / Augspurg 1 764 (gedruckt).
Amati, Andrea — Amati, Hieronymus I
15
Amati, Andrea. — Cremona. Geb. um 1535,
fnach 1611
Der Stammvater der berühmten Geigenmacherfamilie,
deren Ahnen sich bis ins frühe Mittelalter (1097) zu-
rückverfolgen lassen, und die, wie Lancetti, de Picco-
lellis u. a. annehmen, deutschen Ursprungs war.
Andreas Geburtstag zu ermitteln, gelang noch nicht, da
die Kirchenbücher aus so früher Zeit nicht mehr vor-
handen sind. Auch sein Todestag ließ sich nicht fest-
stellen; er scheint also nicht in Cremona selbst ge-
storben zu sein. Nach dem Wortlaut des Totenscheines
seiner zweiten Frau muß er im Jahre 1611 noch gelebt
haben. Von seinem Leben ist nicht allzuviel bekannt.
Schon 1554 ging er seine erste Ehe ein, doch ist der
Name der Frau nicht angegeben. Er hatte von ihr drei
Kinder, darunter Antonio und Girolamo. Gegen 1609
verheiratete er sich zum zweiten Male mit der erst
18jährigen Angiola de Migli, die schon zwei Jahre
später starb. Alles, was über seine Lehrer gesagt wird,
ist nur Vermutung. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß
er m Cremona selbst gelernt hat, es ist auch möglich,
daß er in seiner Lehrzeit zu den Brescianem Bezie-
hungen hatte ; aber es geht zu weit, wenn man geradezu
Giammarcello del Busetto als seinen Lehrer angibt.
Daß er ein Schüler Gaspar da Salos gewesen sei, läßt
sein Alter schon cJs unglaublich erscheinen. An die
Brescianer erinnern höchstens seine weiten F-Löcher
und die abfallenden Ecken ; in der Hauptsache hielt er
sich an die überlieferten Modelle. Es sind übrigens nur
wenige Instrumente erhalten, die ihm mit einiger
Sicherheit zugeschrieben werden können, aber auch
diese sind meist vielfach ausgebessert. Anfangs baute
er, wie erwähnt, noch nach den alten Gambenmodellen,
und erst allmählich nahm er die jetzt gebräuchliche
Geigenform an. Er bevorzugte ein kleines Patron,
wählte gutes Holz, das er in entsprechender Stärke ver-
wendete. Der Boden ist fast immer nach der Schwarte
geschnitten. .-Xuch sein Lack ist in der ältesten Zeit noch
der bei Lauten- und Violinenbauem des 16. Jahr-
hunderts häufig verwendete schwarz-rötliche; später
kommt er davon ab und gebraucht einen dunkelgelben
oder hellbraunen Lack, den er nur etwas zu dick auf-
trägt. Die Wölbung ist ziemlich hoch, weshalb auch der
Ton nicht allzu voll klingen kann, doch ist er silberhell
und weich. Bei den F-Löchern sind die oberen Punkte
fast ebensogroß wie die unteren. Den heutigen Anfor-
derungen entsprechen seineViolinen freilich nicht mehr,
sie werden aber immer einen hohen Sammelwert be-
halten. Er war schon bei Lebzeiten sehr berühmt und
soll auch von König Karl IX. von Frankreich viel be-
schäftigt worden sein. Belege hierfür ließen sich freilich
nicht finden, doch dürfte der alten Überlieferung im-
merhin etwas Wahres zugrunde liegen. Ein schönes,
echtes Violoncello von ihm besitzt Simoutre in Paris,
ein anderes Mr. J. H. Bridges. Eine Liste seiner erhal-
tenen Werke müßte noch aufgestellt werden. Andrea
war der Begründer des Ruhms seiner Familie, deren
Name vielleicht am meisten mißbraucht wurde. Jede
ältere Geige, die nur einigermaßen italienisch aussieht,
vioirde mit dem Namen eines der Amati getauft.
Geigenzettel : Andrea Amati in ,' Cremona M.D.LXXI I
(gedruckt).
Amati, Antonio. — Cremona. Geb. zwischen
1555 und 1560. fnach 1640
Altester Sohn von Andrea A. Er arbeitete viele Jahre
gemeinsam mit seinem Bruder Hieronymus. Ihre stets
trefflichen Instrumente erinnern anfangs noch an die
Arbeiten des Vaters. Ihre späteren und besseren Geigen
haben eine weniger hohe Wölbung. Die verschiedenen,
mit einem gemeinsamen Zettel (s. Abb. 20) bezeich-
neten Instrumente stimmen nur selten miteinander
überein, so daß man die Arbeit der Brüder unter-
scheiden zu können vermeint ; die besseren werden dem
talentvolleren Hieronymus zugeschrieben. Der Lack ist
anfangs dicker und dunkel (kirschbraun), später wird
er dünner und hat schöne Orangefarbe. Nach dem
Tode seines Bruders zeichnete er seine Arbeiten nur
mit seinem Namen. Die Brüder haben nicht allzuviel
Werke hinterlassen; ihre Geigen sind aber meist vor-
züglich erhalten, was man vielleicht der immerhin noch
hohen Wölbung zuschreiben kann. Eine Decke mit
hoher Wölbung besitzt größere Elastizität und vor allem
größeren Widerstand gegen den Saitendruck, obwohl
sie dünner ausgearbeitet werden kann. (In der Brust
ließen die Brüder Amati das Holz in der Regel 2 bis
2,8 mm dick.) Freilich hat eine Violine mit flacher
Decke einen größeren und wohl auch edleren Ton. Die
Brüder waren, wie ihr Vater, weit über ihr Vaterland
hinaus berühmt und wurden namentlich in Frankreich
hochgeschätzt. Auch sie bauten prächtig ausgestattete
Geigen für den französischen Königshof^). Zwei vor-
zügliche Violen von ihnen besitzt die Hofkirche in
Dresden. Es sind vielleicht die größten bisher bekannten
Violen ihrer Zeit und befinden sich noch im Original-
zustande mit den alten Hälsen. Boden, Zargen und
Schnecke sind nach der Schwarte geschnitten. Der
braungoldgelbe Lack ist von außerordentlicher Durch-
sichtigkeit und Weichheit; die beiden Violen sind nur
wegen ihrer Größe schwer spielbar. Eine sehr schöne
Violine der Brüder befindet sich auch in der Sammlung
des Apoth. E. Meisner in München-Nymphenburg.
Geigenzettel : Abb. 20.
Amati, Hieronymus (Girolamo) I. — Cremona.
Geb. um 1556, t 2. November 1630 an der
Pest, der wenige Tage vor ihm auch seine
Frau und zwei Töchter erlegen waren
Jüngerer Sohn von Andrea A. In der ersten Ehe (um
1576) vermählt mit Ippolita Zucchielli, von welcher er
fünf Töchter hatte. Am 24. Mai 1 584 ging er mit Laura
Lazzarini eine zweite Ehe ein, von der er neun Kinder
bekam; das fünfte davon war Nicola. Hieronymus war
ungleich talentvoller und origineller als sein Bruder und
wie dieser bedeutender als der Vater. Er arbeitete mit
seinem Bruder gemeinsam. Daß sich in den letzten
Lebensjahren die Brüder getrennt haben sollen, ist
nicht wahrscheinlich, da es noch Violinen mit gemein-
samem Zettel und der Jahreszahl 1630, also dem Todes-
jahr Girolamos, gibt. Der von Grillet veröffentlichte
Zettel mit dem Namen »Hieronimus (sie) Amati« trägt
die Jahreszahl 1640 und erweist sich dadurch als Fäl-
^) Vgl. Heron-.Allens .Aufsatz über die bemalten Amati-
Geigen.
16
Amali, Hieronymus II — Amati, D. Nicolaus
schung^). Wenn man auch mehrfach versucht hat, die
Arbeiten der beiden Brüder auseinanderzuhalten, so
können sie doch nur gemeinsam beurteilt werden. Alles
an ihren Geigen verdient Lob, und ihre Arbeit weist in
allen Einzelheiten einen sichtbaren Fortschritt gegen
ihre Vorgänger auf. Sie führten auch die Aushöhlung
der Decke zu beiden Seiten des Steges ein, wodurch der
Ton süßer und lieblicher wurde. Violinen von ihnen
kommen nicht zu selten vor, Violen besitzen der König
von England, W. E. Hill & Sons usw. usw.
Geigenzettel: Antonius & Hieronymus Fr. Amati /
Cremonen. Andreae fil. F. 1630 (gedruckt) und Abb. 21.
Amati, Hieronymus (Girolamo) II. — Cre-
mona. Geb. 26. Febr. 1649, f 21. Febr. 1740
Dritter Sohn von Nicola A., bei dem er bis zum Jahre
1684 arbeitete. Er war seit 1678 mit Angiola Carettoni
(t 1685) verheiratet und hatte drei Kinder, die früh
starben. Man hat sich daran gewöhnt, ihn als den un-
bedeutendsten Meister der Familie zu betrachten ; man
tut ihm aber damit sicher unrecht, und erfreulich ist es,
daß auch Hill in seinem Buche über Stradivari eine
Lanze für ihn bricht. Es gibt Geigen von ihm. die den
Namen Amati in allen Ehren tragen. Er scheint unter
dem Einflüsse seines Mitschülers Stradivari gestanden
zu haben und bevorzugte bei seinen ersten Arbeiten ein
großes Patron, auch die Ecken machte er öfter Stradi-
vari nach. Die Schnecke bildet er wuchtiger aus als sein
Vater, jedoch im Lack steht er ihm nach und erinnert
in dieser Beziehung eher an Bergonzi durch die Bevor-
zugung einer rotbraunen Farbe. So weicht er in man-
chen Einzelheiten von den Traditionen seiner Familie
ab; er scheint dies aber in der Erkenntnis getan zu
haben, daß Stradivari seinen Vater überflügelt habe,
weshalb er versuchte, es seinem genialeren Mitschüler
gleichzutun. Die F-Löcher verraten noch den alten
Schwung der Amatischule, wenn sie auch manchmal
sorgloser geschnittener scheinen. Gerade seine F-Löcher
aber sind schuld, daß man jede Geige der Amatischule
mit abweichenden F-Löchern auf seinen Namen taufte
und dabei sehr oft ganz geringwertigen Arbeiten zu
einem bedeutenden Namen verhalf. Zettel, auf denen
der Taufname Hieron imus statt Hieronymus ge-
schrieben erscheint, sind von vornherein als falsch zu
betrachten ; ich glaube auch, daß alle Zettel, auf denen
der Name seines Vaters nicht angegeben ist, verdächtig
sind. Er war lange genug Gehilfe in der väterlichen
Werkstatt und hat an Nicolas letzten Arbeiten gewiß
einen nicht unbedeutenden Anteil ; er wird sich daher
sowohl zur Unterscheidung von Girolamo I als auch
zu seiner eigenen Empfehlung stets auf seinen be-
rühmten Vater berufen haben.
Geigenzettel: Hieronymus Amati, figlio / di Niccolo
Amati Cremona 17 . . (gedruckt). — Revisto e corretto
da me / Girolamo Amati figlio di Niccolo / Amati Cre-
mona 1710 (gedruckt).
Amati, Nicola. — Cremona. Geb. 3. Dez. 1 596,
t 12. April 1684
Sohn und Schüler des talentvollen Girolamo 1 und
Enkel Andreas. Er war seit 1645 mit Lukrezia Pagliari
) Im besten Falle hat man es mit einem falsch da-
tierten Zettel von Hier. II. (Nicolas Sohn) zu tun.
(geb. 1619, f 1703) vermählt. Einer seiner Trauzeuger
war sein Schüler Guarneri. Von seinen neun Kindern
wurde nur Girolamo II ein Geigenbauer. Nicola Amati
war der größte Kunst 1er aus seiner Familie. Bis etwa
1625 arbeitete er ziemlich genau nach dem Modelle
seines Vaters; häufiger als Violinen scheint er damals
Gamben und Violen gemacht zu haben. Auf der Höhe
seiner Kunst stehend, findet er allmählich sein eigenes
Modell, das er schließlich zu dem sog. »Großen Amati-
modell« ausgestaltete. Es war dies die schönste Frucht
seines rastlosen Strebens und sichert seinem Namen in
der Geschichte des Geigenbaues einen unvergänglichen
Ruhm, auch wenn die Werke seiner großen Schüler
jetzt vorgezogen werden, weil sie den heutigen Anfor-
derungen besser entsprechen. Er war im Vollbesitz
dessen, was man jetzt so gerne das »Geheimnis der
Cremoneser« bezeichnet. Seine Arbeit verrät den
denkenden Künstler, und es ist sicher, daß er seine
wissenschaftlichen Kenntnisse, die er zweifellos be-
sessen hat, nicht nur auf empirischem Wege erwarb.
Wölbung und Holzstärke sind besser erdacht und feiner
berechnet als bei allen seinen Vorgängern. Der Rand
ist schräg abgerundet, die F-Löcher kühn im Schwung,
die Schnecke meist klein, aber elegant, das Holz pracht-
voll gewählt und der Lack elastisch und feurig, von
gelbbrauner bis rotgoldiger Farbe. Er war von be-
stimmendem Einfluß auf die ganze Cremoneser Schule,
und fast alle Meister ersten Ranges vom Beginn des
18. Jahrhunderts waren direkt oder indirekt seine
Schüler. Er nahm das Gute der Brescianer sowie aller
seiner Vorgänger auf. Die Formen werden bei ihm
edler, das Format zierlicher, die überreiche äußerliche
Verzierung fällt weg, und dafür wird der Wahl des
Holzes und des Lackes besondere Aufmerksamkeit zu-
gewendet. So sind seine Geigen vollendete Kunstwerke;
der Ton ist zwar mehr lieblich als groß, entsprach aber
vollkommen der Forderung seiner Zeit, und deshalb
behaupteten seine Geigen den allerersten Platz bis zum
Anfange des 19. Jahrhunderts unbestritten. Er baute
Violinen, Violen und Violoncelli; es gibt aber auch
einige Bässe von ihm, darunter solche, die seinen Namen
und Jahreszahlen von 1580 bis 1586 tragen. Man hat
daher angenommen, daß er einen gleichnamigen Oheim
gehabt haben müsse. Wahrscheinlich sind es Arbeiten
von ihm mit gefälschter Jahreszahl. Von den vielen mir
bekannt gewordenen Geigen von ihm nenne ich die in
der Sammlung Th. Hämmerle in Wien sowie die des
Direktors Wilh. Kux in Wien von 1673, des Col. T. B.
Shaw-Hellier (1646) und des Rev. E. H. Fellowes(I679)!
Ein Violoncello von 1656 besitzt C. Claudius in Kopen-
hagen, eines von 1676 die Sammlung Savoye. Ein vor-
treffliches Violoncello von mittlerer Größe aus dem
Jahre 1 762 besitzt der Sachs. Kammermusiker Richard
Wohlrab in Dresden. — Daß Nie. A. seine eigenen
Arbeiten von denen seiner Schüler strenge auseinander-
hielt, beweisen die Abb. 12 und 22.
Geigenzettel : Nicolaus Amatus Cremone e / Hieronymi
filii fecit. An. 1651 (gedruckt). — Nicolaus Amatus
Cremonen. Hieronymi / Fi!, ac Antonij Nepos fecit
1677 (gedruckt) und Abb. 12 und 22.
Amati, D. Nicolaus. ^ Bologna. 1723. 1737
Das D. vor seinem Namen auf seinem (bei de Wit ver-
öffentlichten) Zettel läßt eigentlich nur die Deutung
Amali — Anda
17
Don (von lat. Dominus) zu. Diesen früher nur der
höheren GeistHchkeit zustehenden Titel führten im
18. Jahrhundert die Mönche, und man geht daher wohl
nicht fehl, wenn man diesen Träger des Namens Amati
für einen Geistlichen bei S. Cosmas und Damian hält,
der den Geigenbau nur aus Liebhaberei betrieb. Auf
einigen Zetteln steht allerdings em C. statt des D. Seine
Leistungen werden als mittelmäßig bezeichnet, und
seine Zugehörigkeit zur Cremoneser Familie ist nicht
klar.
Geigenzettel : D. Nicolaus Amati Fecit Bononiae Apud
SS: Cosma, et Damiani, 1723 (gedruckt). — D. Nico-
laus Amati fecit Bononiae 1 737 (gedruckt) und Abb. 1 3.
Amati (fingierte Mitglieder der Familie)
Im Stift Kremsmünster befindet sich eine Violine mit
der Jahreszahl 1640 und dem Namen Francesco
Amati in Cremona. — Eine lange und schmal^Violine
von häßlicher Form, ungleich auf beiden Seiten, mit
allen Zeichen des Dilettantismus, trägt die Inschrift:
Jo Giovanni Amati fece questo violino del 1610 da...
(unleserlich, vielleicht Vicenza); eine andere Violine
nennt einen Giuseppe Amati in Bologna. Professor
Kahle in Bochum besitzt eine unbestreitbar alte, hoch-
gewölbte Violine von 'LuigiAmati 1662«, die zweifel-
los von deutscher Herkunft ist; in Dresden befindet
sich eine solche mit dem Zettel: »Pietro Amati,
Napoli*. Noch schlimmer erscheint ein Taronimus
(sie) Amati in Absom (sie) 1627. — Unwissenheit oder
Berechnung ließ diese fingierten Mitglieder der be-
rühmten Familie entstehen ; in jedem Falle aber war es
dabei auf Täuschung abgesehen.
Amatls, Glambattista. — Venedig. 1677
Von Valdrighi erwähnter Geigenmacher, der sonst nicht
bekannt ist.
Amberger, Max I. — München. Geb. 1838,
t 11. Nov. 1889
Sohn, Erbe und Nachfolger von Heinrich A. Wenn er
auch Geigen reparierte, so war er doch vorzugsweise
Zithermacher. Er erfand allerlei Verbesserungen für die
Zither und baute auch nach Fr. Xaver Steiners An-
gaben die erste Konzertzither (Primzither mit größerer
Mensur). Er übergab 1887 sein im Jahre 1863 be-
gründetes Geschäft seinem gleichnamigen Sohne.
C. Claudius in Kopenhagen besitzt eine Philomele von
ihm.
Geigenzettel : Reparirt ,' Max Amberger / Reichen-
bachstraße Nr. 39 in München (gedruckt).
Amberger, Max II. — München. Geb. 28.0kt.
1863
Schüler seines Vaters Max A. I, dessen Geschäft er
1887 übernahm. Er war Bayrischer Hofinstrumenten-
fabrikant und baut Konzertzithern, für die er bereits
viele Medaillen erhalten hat.
Amberger, Heinrich. — München. 1 860, f 1 91 0
Wie die übrigen Mitglieder seiner Familie hauptsäch-
lich Zithermacher, oder, wie er sich nannte: Saiten-
instrumentenfabrikant.
Ambrogl s. Ambrosi
V. Lütgendorff, Geig-en- und Lautenmacher. Bd. II
Ambrolse. — Paris. 18. Jahrhundert
Ein Pariser »Luthier« dritten Ranges, dessen Werke
wenig geschätzt sind. Am besten gelangen ihm noch
seine Gitarren.
Geigenzettel: Abb. 17.
Ambrosch, Karl. — Schönbach b. Eger. 1826
Ein Geigenmacher, dessen Nachkommen noch heute
im Geigenbau tätig sind. Ein Johann Ambrosch hat seit
1892 in Schönbach eine Streichinstrumentenfabnk.
Brescia, Rom.
Ambrosi (Ambrogi), Pietro.
1712. 1748
Die durch den Dialekt veranlaßte schwankende Schreib-
weise des Namens hat dazu verführt, zwei Meister aus
ihm zu machen. Er dürfte erst um 1 745 nach Rom über-
gesiedelt sein. Nach seinem von De Piccolellis mitge-
teilten Zettel stammte er aus Cremona, was man seiner
Arbeit aber wenig ansieht. Er baute oberflächlich nach
Stradivari und verwandte wenig Sorgfalt auf die Wahl
des Holzes und des Lackes.
Geigenzettel: Petrus Ambrogi Crem. ,' fecit Romae an.
17.. (gedruckt) und Abb. 1 1 .
Ambrosio s. D'Ambrosio
Amelot. — Lorient (Frankreich). 1821. 1842
Gewöhnliche, französische Arbeit, kleiner Ton, manch-
mal gelber, meist aber rötlicher Lack. Am besten sollen
seine Kontrabässe sein. Er verwendete einen mit dem
Stadtwappen verzierten Zettel.
Geigenzettel : .Xmelot, luthier A Lorient, 1829 (gedr.).
Amlcl, Luigi. — Rom. Ende des 18., Anfang
des 19. Jahrhunderts
Wahrscheinlich nur Gitarren- und Mandolinenmacher.
Er wohnte in der Via del Pellegnno Nr. 44 und ist un-
bedeutend. Sein Zettel aus einer Doppelmandoline
findet sich in De Wits »Geigenzettel alter Meister« ab-
gebildet. Eine hübsch gearbeitete Doppelmandoline
von ihm befindet sich in W. Heyers Musikhistorischem
Museum in Köln (Nr. 660).
Amman, Erhard. — Haag. 1751. 1770
Er gilt als guter Geigenmacher; doch gelang es mir
nicht, Arbeiten von ihm kennen zu lernen.
Amourdedieu. — Amiens (Dep. Somme). 1900
Geigenbauer und Musikinstrumentenhändler der
Gegenwart.
Anciaume, Bernard. — Mlrecourt (Lüttich?).
1783. 1789
Wenig bekannter Geigen- und Lautenmacher des
18. Jahrhunderts. Er verwendete eine Brandmarke mit
seinem Namen. Eine Arbeit von ihm befindet sich —
aus der Sammlung Snoeck (Nr. 531) — in Berlin.
Anda. — Hyeres. 1801
Nur als Reparateur bekannt.
Geigenzettel: Repare par Anda / ä Hyeres l'an 1801
(geschrieben).
2
18
Anderlini — Andrescu
Anderlini, Giuseppe. — Spilamberto (Modena)
1860
Er baute zwar in seiner Jugend einige Violinen, ist aber
kein Geigenmacher, sondern Fabrikant landwirtschaft-
licher Geräte und Maschinen. Dilettantisch in der Ar-
beit, sorglos in der Wahl des Holzes und des Modells.
Andersen, Charles,
1880. 1900
Denver (Colorado).
Ein trefflicher Musiker, Organist, der sich gründliche
Kenntnisse im Geigenbau angeeignet hat und über
eine große Handgeschicklichkeit verfügt.
Anderson, John I. — Aberdeen. Geb. 1829 in
Alford, t 1 883 in Aberdeen
Schüler von Matthew Hardie. Er begann schon als acht-
jähriger Knabe Geigen zu machen. Er baute nach einem
kleinen Stradivari-Modell und verwendete einen selbst-
bereiteten Ollack in verschiedenen Farben. Er machte
durchschnittlich zwei Geigen im Monat fertig und war
ein vorzüglicher Geiger.
Geigenzettel: Made by / John Anderson / Aberdeen
(gedruckt).
Anderson, John II. — Glasgow. Geb. 25. Dez.
1 856 In Aberdeen
Sohn und Schüler von John I, A. Er hat sehr viele
Geigen nach Stradivari gebaut, ist ein vorzüglicher
Geiger und Violinlehrer und auch sonst sehr musi-
kalisch.
Geigenzettel : Made by / John Anderson / Bon-Accord
Violin Maker / Glasgow 18 . . (gedruckt).
Anderson, Henry. — Edinburgh. Geb. In
Auchtermuchty 1839
Er war ursprünglich Tischler, hat es aber als Geigen-
macher zu großer Geschicklichkeit gebracht und über
hundert Geigen nach Guarneri gebaut. Sein Lack ist
meist gelb oder mahagonifarben. Er gebraucht keine
Zettel, sondern schreibt seinen Namen mit Feder oder
Bleistift in seine Geigen und bringt außen einen Brand-
stempel an.
Andorff, M. C. R. — Nordhausen a. H. 1884.
1885
Nur durch einen Reparaturzettel bekannt. Er wohnte
1884 in Nordhausen, verließ diese Stadt aber am
30. Oktober 1885, um nach Adorf in Sachsen überzu-
siedeln.
Andrade. — Lissabon
Portugiesischer Gitarren- und Mandolinenmacher.
Andre & Co., eine 1885 gegründete Gelgen-
macherfirma In London
Andrea, Giovanni. — Rom. 1606
Ein Flamänder, von dem nur die italienisierten Namen
bekannt sind und der 1606 bei Visco da Piperno ge-
arbeitet hat.
Andrea, Pletro. — Venedig. 1650. 1700
Vermutlich der Meister, von dem der Modeneser
Castaldi Bellerofonte singt :
»Con Andrea, liutar poi siate pratico
perche non voglio piü la sua amicizia
ne, la mattina, ber seco il liatico.«
(Manuskript im Besitze Valdrighis)
Andreas, Heinrich. — Schönbach b. Eger. Ge-
gründet 1881
Ein Streichinstrumentenmacher, der hauptsächlich
Handelsware herstellt.
Andreae, Johannes. — Verona, Venedig(?). 151 1
In einer wundervollen Lira da Braccio der Kunst-
sammlung des Hauses Este in Wien findet sich der
geschtiebene Zettel: Joannes Andree. Veronen./adi 12
Agosto 1511. Giovanni d'Andrea gibt hier nur seinen
und seines Vaters Taufnamen an. Trotz eifriger Nach-
forschung gelang es mir noch nicht. Näheres über
diesen hervorragenden Meister festzustellen. Die Lira
trägt außerdem noch die griechische Inschrift:
AVniZ lATl'OI. Enix
AxePünoii:. t2\ii.
Andrejeff, V.V. — St. Petersburg. 1889. 1911
Ein ausgezeichneter Musiker, der durch große Konzert-
reisen mit seinem großrussischen Orchester berühmt
geworden ist. Er hat das Verdienst, ein altrussisches
Volksinstrument, das bereits anfing, in Vergessenheit
zu geraten, die Balalaika, so verbessert zu haben, daß
es den gesteigerten Anforderungen unserer Zeit ent-
spricht, so daß es jetzt wieder außerordentlich in Auf-
nahme gekommen ist. Hierbei standen ihm Meister
Nalinow und Passierbski zur Seite. Auch die altrus-
sischen Volksinstrumente Domra und Gußli sind von
A. verbessert und in sein Orchester aufgenommen
worden.
Andreolo. — Venedig. 1359
Einer der ältesten venezianischen Lautenmacher, den
Valdrighi (3986) anführt.
Andres, Domenico. — Bologna. 1740
Ein Liebhaber, von dem ein Violoncello von gewöhn-
licher Arbeit bekannt wurde, und der ehrlich genug
war, sich selbst als Dilettant zu bezeichnen.
Geigenzettel: Dominicus Andres / Bolognensis Dile-
tante / Fecit a. Domini 1 740 (geschrieben).
Andrescu, Johann.
Ungarn)
Broos (Szäszvaros,
Geboren 1868 in Broos. Er erlernte den Geigenbau
durch Privatunterricht, vervollkommnete sich in Wien
und begründete dann 1888 in seinem Elternhause sein
eigenes Geschäft. Er benützt im allgemeinen das Stradi-
vari-Modell, nur wählt er eine stärkere Wölbung, die
Decke läßt er in der Mitte stärker im Holz als den
Boden, die Zargen sind 27 bis 30 mm hoch. Der Hals
unterhalb der Schnecke ist 2 cm, am Geigenkörper
3/4 — 4^4 cm breit. Er verwendet Spirituslack nach
einem Wiener Rezept und klebt seinen Geigen seinen
Angard — Antonlazz!
19
Firmastempel mit Datum und der eigenhändigen Unter-
schrift ein. Er baut nur Geigen in * ^-Größe und hat auf
allen von ihm seit 1890 beschickten Ausstellungen, so
in Budapest, Hermann Stadt usw. Preise erhalten.
Geigenzettel : J ohann Andrescu /' Geigenmacher / Broos,
Szäszväros (Ungarn) (gedruckt).
Angard, Maxime. — Paris. Geb. 1 . Dez. 1849
in Arronville (Seine-et-Oise)
Ursprünglich nur Liebhaber, verlegte er sich erst
später ganz auf den Geigenbau. Seine Arbeit ist im
ganzen gut; eigenartig sind aber nur seine Wirbel, an
denen er Verbesserungen angebracht hat. Er dürfte um
1900 gestorben sein oder hat um diese Zeit Paris ver-
lassen. Außer seinem Zettel tragen seine Geigen auch
noch seinen Namen handschriftlich.
Geigenzettel: Abb. 14 und 15.
Angelis, Vitus de. — Bologna. 1 609
Dem Namen nach bekannter, wahrscheinlich aus den
Niederlanden eingewanderter Meister vom Anfang des
17. Jahrhunderts.
Angelucci, Dominicus. — ? 1816
Er nennt sich nach seiner Heimat einen ->Septem-
pedanus«und ist mir nur durch einen Reparaturzettel
bekannt geworden.
Angerbauer (Angerhauer), Georg. — Füssen.
1606
Er wird 1606 als Mitglied der damals neubegründeten
Füssener Lautenmacherzunft genannt.
Angerer, Franz. - Wien. 1885. 1910
Ein Wiener Streichinstrumentenmacher, der 1885 in
Wien XV, Mariahilf erstraße 170, eine Werkstatt er-
öffnete. Er ist ebenso tüchtig im Neubau wie als Repa-
rateur und zugleich ein sehr guter Geiger. Er verwendet
einen schönen, goldgelben Öllack. Schon 1893 erhielt
er in Chicago eine Medaille. Er arbeitet mit zwei Ge-
hilfen; das Wichtigste macht er aber stets selbst. Sehr
geschätzt sind seine Gitarren.
Anselmo (Anselmi), Pietro. — Florenz, Ve-
nedig. 1700. 1750
Er soll zuerst in Cremona gearbeitet haben, was nach
dem Stil seiner Arbeit nicht allzu glaubwürdig erscheint.
Er verwendet ein kleines, an Ruggeri erinnerndes Mo-
dell von mäßiger Wölbung, einen schönen, goldigen
Lack, wenn auch nicht immer schönes Holz. Arbeiten,
die ihm mit Sicherheit zugeschrieben werden können,
sind selten und gewöhnlich aus Venedig datiert. Der
Text auf seinen Zetteln ist italienisch oder lateinisch.
Ansoldo, Rocco. — Genua. 1760
Selten vorkommender Meister, der nicht ungeschickt
nach J. B. Guadagnini arbeitete.
Antegnati, Giov. Francesco. — Brescia. 1535
De Piccolelüs nennt ihn Antognati und führt ihn als
Lautenmacher an. Die Quelle, aus der er geschöpft hat,
kann zwar nur das Buch von Giovan Maria Lanfranco
sein, in diesem wird er aber ausdrücklich als »fabri-
catore di monochordi e clavicembali« bezeichnet. Die
Familie Antegnati war eigentlich eine Orgelbauer-
familie; Giov. Francescos Vater Bartolomeo, ebenso
seine Brüder Giovan Giacobo und Giovan Battista und
Graziadio, der Sohn des Letztgenannten, waren Orgel-
bauer; am bedeutendsten war aber Costanzo Antegnati,
der außerdem noch Organist und Musikschriftsteller
war und 1608 seine »l'Arte Organica« herausgab. Aus-
führlicheres über die Familie gibt Damiano Muoni im
»Archivio storico Lombardo« (1883) S. 178 — 221.
Antenelli, A. — London 1 900
Englischer Geigenmacher der Gegenwart ; wahrschein-
lich italienischer Herkunft.
Antoine, Jean Claude. — Mirecourt. 1733,
t 1786
Er ist mir nur dem Namen nach bekannt geworden und
gehörte zu den handwerksmäßig arbeitenden Geigen-
machern seines Ortes. Sein Sohn Jean I A. und seine
Verwandten Jean II und sein Enkel S. E. Antoine
waren wie er nur mittelmäßige Geigenmacher.
Antolini, Francesco. — Mailand
Ein Musikinstrumentenmacher des 19. Jahrhunderts,
der nichts Hervorragendes geleistet hat.
Anton, Rudolf. — Aussig i. B. Geb. 1854 in
Graslitz
Enkel des Orgelbauers Anton in Schönbach, Schüler
von Wurm in Aussig, zu dem er kam, nachdem er das
Tischlerhandwerk erlernt hatte Er ist seit 1869 m
Aussig ansässig und beschäftigt sich sowohl als Geigen-
wie als Gitarrenmacher.
Geigenzettel: Rudolf Anton / Holz- Instrumenten-
macher / Aussig, Herrengasse 38 (gedruckt).
Antoniazzi, Gaetano. — Cremona. Geb. 7. Aug.
1823, t l.Aug. 1897 in Mailand
Vielleicht der Sohn eines gleichnamigen Vaters, von
dem es Geigen mit der Jahreszahl 1810 geben soll. Da
er in einem wahrscheinlich ehrlich gemeinten Streben
oft von den guten Vorbildern im Modell abwich, ohne
jedoch etwas Besseres finden zu können, haben seine
Versuchsgeigen trotz sorgfältigster .Arbeit keinen
höheren Wert. Er verrückte auch die Lage der F-Löcher
wiederholt sehr zu ihrem Nachteil. Seine Kopien da-
gegen sind, bis auf den Lack, recht gut, und er erhielt
dafür auch mehrere Medaillen.
Antoniazzi, Gregorio. — Colle 1738
Vidal teilt nur seinen Zettel mit, de Piccolellis nur seinen
Namen, Werke seiner Hand konnte ich nicht erfragen.
Geigenzettel: Gregorio / Antoniazzi / In Colle 1738
(gedruckt).
Antoniazzi, Riccardo. — Mailand 1886. 1910
Bruder von Romeo. Er war ursprünglich Musiker und
hat sich schließlich auch dem Bau von Geigen und
Mandolinen zugewendet. Er arbeitete längere Zeit bei
Leandro Bisiach und jetzt ist er Werkführer in der
2*
20
AntoniazzI — Arlow
Musikalien- und Instrumentenhandlung von Monzino
in Mailand. Durch angeborenes Talent geleitet und
eifriges Studium erwarb er sich wertvolle Kenntnisse,
die ihn zu einem recht geschickten Meister machten.
Antoniazzi, Romeo. — Cremona, Mailand.
Geb. 4. Mai 1862 in Cremona
Sohn von Gaetano A., Schüler semes Vaters. Nach
einer Studienzeit von 15 Jahren eröffnete er im Jahre
1887 in Mailand seine eigene Werkstatt und verlegte sie
bald nach Cremona, wo er das Geschäft seines Vaters
übernahm. Er baut Streichinstrumente aller Art nach
Stradivari, Amati, Guarneri, Guadagnini und Pressenda
und hat auch ein eigenes Modell, bei welchem eine von
ihm aufgestellte Theorie der Dicke des Bodens und der
Decke Verwendung findet. Seine Geigen sind von
schöner Arbeit und gut im Ton. Er besitzt goldene und
silberne Medaillen von Turin 1898, Paris 1900 usw.
Geigenzettel : Antoniazzi Romeo di Cremona / fece in
Cremona l'anno .... (gedruckt) und Abb. 24.
Antonio, Cyprlano. — Lissabon. 18. Jahrb.
Ein Lautenmacher, von dem Mandolinen wiederholt
vorkommen, deren Ausführung im ganzen recht ge-
fällig ist.
Geigenzettel: Cypriano Antonio a fez en / Lisboa rua
Largo da Esperanza (gedruckt).
Antonio s. Siciliano
Antonius Bononiensis s. Brensio
Antonio dai Liuti. — Ferrara 1475
Erwird in Urkunden als »Maestro An ton iodai Liuti«
bezeichnet. Wenn man bisher auch nicht mehr als
seinen Namen kennt, wird man doch nicht fehlgehen,
ihn als Lautenmacher anzusehen.
Antony, H. -1750. 1780
Vidal bespricht ein aus Cremona 1751 datiertes Instru-
ment zweiten Ranges aus der Sammlung des Marquis
de St. Hilaire in Paris und gibt die Namen Hieronymus
Antony an. Es wird wohl nur H. geschrieben gewesen
sein. Mir wurde ein Cello mit dem Zettel »Johann
Antony, violinmacher, Mittenwald 1780« bekannt. Das
Holz der Decke ist schön und klarjähng, beim Boden
und den Zargen unschön, die Ecken sehr spitz; die
schmale, elliptisch geschnitzte Schnecke ist tief aus-
gestochen, der Lack nußbraun. Die Arbeit hat eher
einen vogtländischen als einen Mittenwalder Charakter;
auch war es mir nicht möglich, eine Familie Antony in
Mittenwald nachzuweisen. Wahrscheinlich ist H(ans)
und Johann Antony ein und derselbe Geigenmacher.
Bekannt ist es, daß die Vogtländer sehr häufig »Cre-
mona« oder »Mittenwald« als Ursprungsort angaben,
auch wenn sie den eigenen Namen gebrauchten.
Antonio, Mastr'. — Venedig. 16. Jahrhundert
Ein venezianischer Lyrenmacher des 16. Jahrhunderts,
den Valdrighi (3933) anführt.
Anyon, Thomas. — Manchester. Geb. 1854
An seinen Geigen wird der Lack besonders gelobt.
Appel, Ignaz. — Budapest. Geb. 1854. 1910
Schüler von Mönnig, arbeitete bei Zach und bei Voigt in
Wien, dann bei J. W. Schunda in Budapest und baute
einige ziemlich gute Geigen, hat sich jedoch in letzter
Zeit mehr dem Bau des Cimbals zugewendet.
Geigenzettel : Appel Ignäcz , 18 Musikinstrumenten-
Fabrik 88 / Budapest, Graf Kärolygasse Nr. 5 (gedr.).
Appold, Carl Friedr.
Vermutlich ein schwäbischer Geigenmacher, der im
ersten Drittel des 19. Jahrhunderts tätig war.
Arcangioli, Lorenzo. — Florenz. 1825. 1849
Ein Geigenmacher aus der Mitte des 19. Jahrhunderts,
von dem sich ein gutes »Violoncello da Spalla« in W.
Heyers Musikhistorischem Museum in Köln (Nr. 938)
befindet. Auch seine Violinen sind nicht schlecht, wenn
auch nicht hervorragend.
Ardenois, Jean. — Gent. 1731
Wenig bekannt. Man weiß von ihm nur, daß er die
Instrumente der Kathedrale in Gent ausgebessert hat.
Geigenzettel : Johannes Ardenois tot Ghent ; 1731 (ge-
druckt).
Ardern, Job. — London 1893
In einer mittelmäßigen Violine stand sein Name.
Arezzo, Nicolo, lebt als Geigenmacher in
Neapel
Anas, Vicente. 1889
Guter Gitarrenmacher.
Arienti, Carlo Giuseppe. Mailand. 1810 (?).
1863 (?)
Das Mailänder Konservatorium besitzt von ihm einen
kleinen, graugelb lackierten Kontrabaß mit dem Zettel :
Carlo Giuseppe Arienti / Fece in Milano, nella / Con-
trada Ponte Vetro/ num. 1863. Anno 1810 (gedruckt).
Arkhusen, Gebrüder. — St. Petersburg. 1880
Im Jahre 1818 begründete Fabrik von Saiteninstru-
menten, die gute, aber verhältnismäßig teure Instru-
mente (Violinen, Gitarren usw.) herstellt und auch in
Moskau eine Werkstatt unterhält.
Arling, Olaus (Olof). — Stockholm, f 25. Jan.
1735
Von ihm ist nur bekannt, daß er sieben Jahre lang Ge-
hilfe von Jonas Elg gewesen ist, nach dessen Tod die
Witwe heiratete und damit die Werkstatt seines ver-
storbenen Meisters bekam, aber schon nach zweiein-
halbjähriger Tätigkeit als selbständiger Geigen- und
Lautenmacher starb.
Arlow, Heinrich.
1850—1865.
Brunn, Wien. Um
War um 1849 Schüler von N. Savicki, den er in seinen
Modellen anfangs genau nachzuahmen suchte, wenn
seiner Arbeit auch etwas Schülerhaftes anhaften blieb
Arnitz — Arthmann
21
(flache Wölbung, heller Lack). Er hat nur wenige Gel-
gen gemacht, doch war er als Geigenmacher nicht un-
geschickt, was schon daraus hervorgeht, daß er einen so
tüchtigen Schüler wie Jac. Kliment heranbildete. In
seiner Arbeit erinnert er öfters an die Preßburger
Meister ; er verwendete gelben Lack. Nach 1 860 scheint
er kurze Zeit in Wien ansässig gewesen zu sein.
Geigenzettel : Heinrich Arlow/ Wien 863 (geschrieben).
Arnitz, Meinrad. — Obernußbaumen (Schweiz).
19. Jahrhundert
Ein Dilettant, der seinerzeit in der Schweiz herumreiste
und sich da und dort aufhielt, um Geigen, so gut er es
verstand, auszubessern.
Arnoldi, Carlo. — Anagni, Rom. 1790
Ein Meister dritten Ranges, der statt seines eigenen
häufiger fremde Zettel in seine Geigen geklebt haben
soll.
Arnoldt, Joh. — Prichsenstadt. 1891
Ein Schreinermeister, der mit Geschick und leidlichem
Verständnis zahlreiche Geigen repariert hat. .'Xuch sein
Sohn und Nachfolger soll sich als Reparateur bewährt
haben.
Arnot, David. — Glasgow. Geb. 1831 in
Turred Bant Cottage, f in Glasgow 1897
Ein geschickter Geigenmacher, der ursprünglich einen
anderen Beruf hatte, als er 1859 nach Glasgow kam.
Seine ersten Geigen waren nach Amati, die späteren
nach Stradivari und Guarnerl gebaut. Erst 1888 eröff-
nete er seine Geigenmacherwerkstatt. Er war auch ein
vorzüglicher Geiger.
Geigenzettel : David Arnot / Glasgow 1 889 (geschr:).
Arnould, Eduard. — Moskau. Geb. in Mire-
court, t 1895
Ein Mirecourter Meister, der die letzten Jahre seines
Lebens in Moskau tätig war und, nachdem er längere
Zeit bei Salzard gearbeitet hatte, seine eigene Werk-
statt eröffnete. Er wurde als Reparateur gelobt; seine
wenigen neuen Instrumente hat er jedoch zu schwach
gebaut. Sein Nachfolger war der ehemalige Tischler
Petroff, der das Geschäft nur kurze Zeit weiterführte.
Arphenmacher, Konrad. — Freiburg i. Schw.
1454, t vor 1464
Im Freiburger Bürgeraufnahmsbuche findet sich der
Eintrag: »Cunradus dictus Arphenmacher f actus est
burgensis supra domum suam sitam Freiburgi in angulo
vici dicti Fischolan usw. Datum vicesima die januaru
anno 1454.« — Ist es auch nicht durchaus sicher, daß
dieser Konrad ein Harfenmacher war, so zwingt der
Vergleich mit den übrigen Eintragungen doch dazu, an-
zunehmen, daß »Harfenmacher« den Beruf und nicht
etwa nur den Familiennamen bedeutete.
Arphenmacher, Peter. — Freiburg i. Schw.
1464
Sohn von Konrad. Von ihm heißt es im Bürgerbuche
S. 81b: »Petrus Arphenmacher filius Conradi recepit
burgensiam ejusdem patris sui et factus est burgensis
supra domum suam qu. fuit dicti patris sui sitam Fri-
burgi in inferiori angulo vici dicti Fischolant juxta car-
reriam. Datum 12^ die mensis marcii anno Domini
1464.«
Artaldus, Joannes Aloysius. — 1584
Eine Cithara mit sieben Saiten in der Sammlung Alfr.
Keil in Lissabon trägt diesen Namen nebst dem Datum
25. Oktober 1 584. Die .Arbeit sieht italienisch aus.
Artalli, Giuseppe Antonio. Mailand 1 765
Selten vorkommender Meister. Seine Violinen sind dem
Wurmfraß stark ausgesetzt, erinnern an Testores Ar-
beiten und sind nicht schlecht im Ton.
Arthmann^), Georg Valentin. — Wechmar bei
Gotha. Geb. 19. Dez. 1750 in Wechmar,
fdas. 11. Jan. 1799
Er war Sohn eines Schreiners und selbst Schreiner und,
wie es im Sterberegister zu Wechmar heißt: »besonders
Instrument macher*. Wahrscheinlich war auch schon
sein Vater Johann Philipp A. nebenbei Instrumenten-
macher. Von beiden ist nichts Näheres bekannt. Georg
Valentin A. war zw^eimal verheiratet, in erster Ehe(l 773)
mit Maria Elisabeth geb. Fischer, von welcher er sechs
Kinder hatte; aber nur sein ältester Sohn widmete sich
der Geigenmacherkunst und brachte es darin zu ziem-
licher Kunstfertigkeit. In seinem Trau- und Toten-
schein wird er auch als Mitnachbar und Vormund-
schaftsverwandter aufgeführt und als Todesursache epir
demisches Faulfieber angegeben.
Arthmann, Johann Nikolaus. — Wechmar bei
Gotha. Geb. 11. März 1774 in Wechmar,
fdas. 20. Dez. 1846
Ältester Sohn des Schreiners und Instrumenten-
machers Georg Valentin A. Er erlernte zunächst bei
seinem Vater das Schreinerhandwerk und nebenbei den
Instrumentenbau. Als Gehilfe kam er zu Ernst nach
Gotha, dessen Schüler er nun als Geigenbauer wurde.
Natürliches Talent und eine beim Vater schon er-
worbene, nicht gewöhnliche Handfertigkeit brachten es
bald dahin, daß er Tüchtiges im Geigenbau leistete.
Nach dem Tode seines Vaters kehrte er nach Wechmar
zurück und verheiratete sich 1812 mit Barbara Judithe
SchüUer und verlegte sich ausschließlich auf den Gei-
genbau. Nach Ottos .Aussage waren seine Geigen denen
von Ernst in der Form sehr ähnlich und hatten einen
starken, runden und dicken Ton, sprachen leicht an
und wurden als gute Nachahmungen italienischer
Meister betrachtet. Arthm.ann verkaufte seine Violinen
zu zwei Louisdor'-), doch wurden sie, wenn sie gut ein-
gespielt waren, schon zu seinen Lebzeiten wesentlich
teuerer bezahlt. Trotzdem er sehr geschätzt war und
von seinem Herzog öffentlich belobt wurde, lebte er
doch in den bescheidensten Verhältnissen. Noch heute
^) Wenn in der Literatur ein Geigenm.acher ».Altmann
in Gotha« vorkommt, so ist das eine Verwechslung mit
Arthmann.
-) Vgl. Journal für Fabrik. 1797, Jan., S. 66.
22
Artn
Aubry
wird erzählt, daß es geradezu Staunen erregte, Arth-
mann die feinsten Arbeiten ausführen zu sehen mit
seinen ungeschlachten Händen, deren Finger von einer
geradezu abnormen Breite waren. Nachdem er 1842 am
18. Dezember seine Eh.efrau, die an der .Auszehrung
starb, verloren hatte, siechte auch er dahin, bis er vier
Jahre später an Altersschwäche starb. Kammermusikus
E. G. Lind in Koburg besitzt ein Quintett (zwei Vio-
linen, eine Viola, ein Violoncello und einen Baß) und
einige einzelne vorzügliche Instrumente von ihm.
Geigenzettel: J.N. Artmann in Wechmar / prope
Gothan. 1835 (gedruckt).
Artmann, H. — Capri. 19. Jahrhundert
Ein Mandolinenmacher, der wahrscheinlich ursprüng-
lich Hartmann hieß. Er war nicht ungeschickt, Gustav
Hering in München besaß eine hübsche Mandoline
von ihm.
Geigenzettel : Capri / H. Artmann (geschrieben).
Arvesen, C. Ferd. — Kopenhagen
Dänischer Geigenmacher der Gegenwart, der auf der
Nordischen Kunst- und Industrieausstellung 1888 mit
einer Violine vertreten war.
Ascensio, Dom Vicenzo. — Madrid. 1 775. 1 790
Ein Priester, der sich mit dem Anfertigen und be-
sonders mit dem Ausbessern von Geigen befaßte. Sein
Geschäftstagebuch soll noch vorhanden sein, aus dem
hervorgeht, daß er vom spanischen Hofe beschäftigt
wurde und sich sowohl an Werken von Stradivari wie
von Stainer vergriffen hat. Vgl. die »Greffuhle Stra-
divarius« (Stuttgart, Hamma & Co.).
Askew, John. — Stanhope, Darlington. 1879.
1885
Ein Schuhmachermeister, der auf der Londoner „Inven-
tionsexhibition" für zwei gut gebaute Violinen eine
bronzene Medaille bekam.
Askey, Samuel. — London. 1785, f um 1840
Ursprünglich zum Klempner bestimmt, wurde er an-
geblich Schüler von John Morrison und arbeitete um
1825 für G. Corsby. Wenig ansprechende Arbeit.
Manche glauben, den Namen Astley lesen zu müssen.
Geigenzettel: Askey ,' No. 9 Fleet Lane / 1785 (gedr.).
Aspinall, James. — Bolsterstone. Geb. 1855
Er baut nach Riechers Stradivari-Patron und ver-
wendet Whitelaws Lack.
Asplund, C. E. — Skultuna. Wahrscheinlich
18. Jahrhundert
Verfertiger einer %-Geige im Museum zu Gothenburg,
deren eckenloser, gitarrenähnlicher Körper aus Messing
besteht. Hals, Schnecke und Saitenhalter usw. sind aus
Holz.
Assalone, Gasparo (Gaspero) d'. — Pesaro und
Rom (?)
Ein zweifellos erfundener Geigenmacher, von dem be-
hauptet wird, daß er um 1690 und noch um 1740 gelebt
haben soll. Man sagt, daß er im Umriß das Amatimodell
nachahmte, jedoch die Wölbung zu hoch nahm und
unsauber arbeitete. Wahrscheinlich ist dieser Gasparo
d' Assalone aus dem Namen Gasparo da Salos ent-
standen. Die Zettel mit seinem Namen sehe ich als Fäl-
schungen an.
Atelbotinger (Adelbodinger), Johann Georg. —
Hermannstadt (Nagy-Szeben). 1783
Advokat Zins in Agöta besitzt eine Geige von ihm mit
dem Zettel : Johann Georg Atelbotinger / Geigen unt
Lauten macher/ zu Herrmann Stadt Anno 1783 (gedr.).
Leider kommt sein Name in den Hermannstädter Ar-
chivalien nicht vor.
Atkmson, William Thomas Reed. — London,
Tottenhamm. Geb. in Stepney 23. Oktober
1851
Ursprünglich Seemann, kam er dann zu einem Tischler
in die Lehre und begann 1869 seine erste Geige zu
bauen, die ihm so viel Freude machte, daß er eifrig
arbeitete, um sich zu vervollkommnen. Schließlich ver-
legte er sich ganz auf den Geigenbau und eröffnete 1881
in Tottenhamm seine Werkstatt. Er baut nach eigenen
Modellen Geigen, die er mit Bernsteinlack überzieht.
Seine Arbeit ist sorgfältig, der Ton gut. Er erhielt in
Paris 1889 und in Edinburgh 1890 Medaillen. Meredith-
Morris brachte seine Biographie in »The Strad« 1900
Nr. 127.
Geigenzettel: William Attkinson ,' in Tottenham 1892
(gedruckt).
Attore, Michele. — Padua, Venedig. 1583.
• 1620
Ein Lautenmacher, von dem sich hauptsächlich Archi-
lauten erhalten haben. Eine Chitarrone von 1620 aus
Venedig besitzt W. Heyers Musikhistorisches Museum
in Köln (Nr. 513).
Atze. — Breslau
Guter Geigenreparateur. Vgl. Schles. Tonkünstler-
lexikon. Breslau 1846.
Aubert. — Troyes. 1767. 1789
Als Geigenmacher nicht bemerkenswert; dagegen
kommen gute Gitarren und Lauten von ihm vor; eine
solche mit zwei Hälsen befindet sich aus der Sammlung
Snoeck (Nr. 355) in Berlin. Eine zehnsaitige Gitarre
aus abwechselnden Streifen von Rosenholz und Ahorn
mit dazwischenliegenden Ebenholzadern und ähnlich
behandeltem Halse und Wirbelbrett besitzt Fritz Wild-
hagen in Haiensee. Sie trägt den Brandstempel : Aubert
a Troyes.
Aubry. — Mirecourt. 1 8. Jahrhundert
Eine Geigenmacherfamilie, von der eigentlich kein Mit-
glied zu größerer Bedeutung gelangt ist. Auf Pierre, der
schon 1738 vorkommt, folgen Franq:ois (1758. 1765),
Charles (1753. 1765), Nicolas (1762) und Dominique
(1772). Sie scheinen auch weder Zettel noch Brand-
marken gebraucht zu haben.
Aubry — Avorie
23
Aubry, Fran^ols. — Mirecourt. 1757. 1767
! Er galt als guter Bogenmacher.
Aubry, Jacques (?). — Paris. 1840
Aldrlcs Neffe und Geschäftsnachfolger, der vermutlich
vorher in Remiremont tätig war. In Paris war er nur
Händler, der andere für sich arbeiten ließ.
Audinot, Charles I. — Mirecourt. 1763
Einer der besseren Mirecourter Geigenmacher seiner
Zeit.
Audinot, Charles II. — Mirecourt. Geb. 1 788,
t gegen 1850
Em guter Handwerker, dessen .■arbeiten ohne künst-
lerischen Wert sind.
Audinot, Leopold. — Mirecourt. Geb. 1811,
t 1891
Sohn von Charles A. und wahrschemlich auch sein
Schüler. Seme Arbeit ist von gewöhnlicher Mirecourter
Art. Er war der Schwiegersohn und Nachfolger von
Laurent Bourlier.
Audinot, Nestor Dominique. — Paris. Geb.
in Mirecourt 12. Dez. 1842
Nachdem er bei seinem Vater Leopold A. ausgelernt
hatte, kam er 1863 nach Paris zu Seb. Vuillaume und
machte sich 1868 in der Rue Faubourg St. Denis 17
selbständig. Nach 1875 wurde er S. Vuillaumes Nach-
folger und wohnt jetzt Boulevard Bonne Nouvelle 1 7.
Er ist ein ebenso geschickter Geigenmacher wie ge-
suchter Reparateur und wendet dem Studium des
Lackes seine besondere Sorgfalt zu. Er hat etwa 600 In-
strumente gebaut und gilt auch als em tüchtiger Bogen-
macher.
Geigenzette! : Abb. 8 und 1 6.
Audinot, Nicolas I. — Mirecourt. 1742
Vielleicht der Stammvater und der erste Geigenmacher
seiner Familie.
Audinot, Nicolas II. — Mirecourt. 1845. 1891
Nachdem er den Militärdienst verlassen, verlegte er
sich auf den Geigenbau und machte billige Geigen.
Einige derselben tragen seinen Namen eingestempelt
und sind aus Paris datiert. Er soll bei einem Mirecourter
Vuillaume gelernt haben und ist mit den übrigen Gei-
genmachern seines Namens nicht verwandt.
Audinot, Victor. — Mirecourt. 1912
Er ist nicht mehr der jüngste Geigenmacher aus seiner
Familie, da er auch seinen Sohn, der sein Schüler ist,
Geigenmacher werden ließ.
Ausaire. — Paris. Um 1830
Als Geigenmacher nur ein Handwerker.
Ausold(Unseld), Christoph. — Ulm. 1586. 1591
Ein Lautenmacher, von dem die Stuttgarter Hofkapelle
wiederholt Saiten bezog.
Ausold (Unseld), Georg. — Ulm. 1609
Vielleicht ein Sohn Christophs. Auch er verkaufte der
Stuttgarter Hofkapelle Saiten.
Augiere. — Paris, 1830
Er war lange Zeit Gehilfe von Clement. Um 1830
machte er sich selbständig und verband sich mit Calot.
Sie hatten ihr Geschäft in der Rue St. Eustache Nr. 12
und bauten viele Instrumente, die weder besonders zu
loben noch zu tadeln sind. Französischer Stil, roter und
rotbrauner Lack.
Austine, Arthur. — London. 1900
Ob die Violinen mit seinem Zettel von ihm gemacht
sind, konnte ich nicht feststellen.
Auteur, Baptiste. — Paris. Um 1850
In tadellos gearbeiteten Gitarren von schönem Ton
findet man den Zettel: (Vignette) ' Guitarre la Pre-
votte / Dediee aux Dames. / Luthier B'^ Auteur /
Rue Richelieu N° 10 / Paris (gedruckt).
Autieio, Gaetan. — Avignon (Vaucluse). Geb.
14. Okt. 1853inTeano (Italien)
Schüler seines Vaters Paride A. Im Jahre 1 876 wurde er
Abeilles Nachfolger in Avignon. Seine Werkstatt be-
fand sich erst Rue Saunerie No. 3 und wurde später
nach der Rue des Marchands 28 verlegt. Seit er sich in
Frankreich ansässig machte, beschränkte er sich auf den
Handel und unterhält eine Reparaturwerkstatt für alle
Arten von Musikinstrumenten.
Autiero, Joseph. — Avignon. Geb. 31. Dez.
1858 in Teano (Italien)
Er ließ sich in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts als
Geigenmacher und Reparateur in Avignon nieder, wo
er Rue des Marchands No. 30 wohnt. Er handelt mit
allenMusikinstrumenten und besitzt mehrere Medaillen.
Geigenzettel : Repare par J^" Autiero / luthier / Avignon
anno 1886 (gedruckt).
Autiero, Paride. — Teano. 1860. 1870
Ein fleißiger Geigenmacher, der mit seinen Söhnen alle
Arten von Geigen und Mandolinen usw. gebaut hat,
ohne dabei gerade bemerkenswerte Künstlerschaft an
den Tag zu legen.
Geigenzettel : Paride Autiero / fecit Teano 1865 (gedr.).
Auversen, Sveinung. — Lunde (Telemarken).
1897. 1902
Norwegischer Geigenmacher der Gegenwart, der sog.
Hardangerfiedeln herstellt.
Avenia s. D'Avenia
Avorie, Henry. — Edinburgh. 1765
Wenig bekannter Geigenmacher, der englischen Schule
nahestehend.
24
Baad
aader
Bachi
achmann
Baader, J. A., & Co. — Mittenwald
Neben Neuner & Hornsteiner die bedeutendste Firma
in Mittenwald, die ihre Gründung m das Jahr 1790
setzen kann. Em großer Teil der Geigenmacher des
Ortes steht in Diensten dieser Firma oder arbeitet für
dieselbe. Der langjährige Inhaber Johann Paul Baader
starb am 24. Juni 1899 im 89. Lebensjahre. Der in-
zwischen gleichfalls verstorbene Max B., geboren
18. Januar 1843, war sein Nachfolger. Er lernte im
väterlichen Geschäfte, unternahm zu seiner weiteren
Ausbildung Reisen durch Deutschland, England und
Amerika. Er war, wie sein Vater, Hoflieferant und ar-
beitete mit trefflich geschulten Leuten. Der jetzige
Firmeninhaber ist sein Sohn Adolf Baader, geb. 1876.
Er ist Bürgermeister von Mittenwald. Die Firma besitzt
ein eigenes Sägewerk und beschäftigt etwa 160 Heim-
arbeiter mit Teilarbeit und eine Anzahl im Betrieb
dauernd angestellte Leute. Die Geigen sind trotz ihrer
ungewöhnlichen Billigkeit recht gut, das Holz ist schön,
ebenso der Ol- oder Spirituslack. Auch die Zithern, die
bei ihm hergestellt werden, entsprechen strengen An-
forderungen. Er verwendet Zettel mit seiner Firma.
Baader s. auch Bader
Baarsen, Johannes. — (Norwegen.) 1812
In Alfr. Keils Sammlung in Lissabon befindet sich eine
Hardangerfledel mit diesem Namen.
Baas, Peter Nielsen. — Kopenhagen. 1708
Seine Arbeiten erinnern an die deutsche Schule. Eine
sechssaitige Tenorviola di Gamba befindet sich bei
Claudius in Kopenhagen.
Geigenzettel : Peter Nielsen Baas / in Copenhagen 1 708
(gedruckt).
Babos, Bela (Adalbert). — Hermannstadt (Nagy
Szeben). 1915
Siebenbürgischer Geigenmacher der Gegenwart.
Babos, Sändor (Alexander). — Szegedin.
1915
Bruder von Bela und wie dieser Geigenmacher.
Babutzky, Leo. — Mährisch - Neustadt.
1914
Ursprünglich Bildnismaler, Schüler der Münchener
und Wiener Kunstakademie, wurde er durch den Tod
seines Vaters veranlaßt, in die Heimat zurückzukehren.
Ein Zufall führte ihn mit einem ehemaligen Gesellen
des alten Paflik in Troppau zusammen, der ihm die
wichtigsten Handwerksgriffe beibrachte. Durch eifriges
Studium vervollkommnete er seine Kenntnisse und
baut jetzt recht gute Geigen. Seine Erfahrungen als
Maler kommen ihm bei der Herstellung seines Lackes
sehr zustatten.
Bacchetta (Barchetta), Giuseppe. — Cremona
und Mantua. 1784
Ein selten vorkommender Geigenmacher, von dem ich
eine Viola gesehen habe, bei der außer dem Lack wenig
zu
loben
war.
Bacco (Backo), Heinrich. — Mannheim. Geb.
8. Aug. 1818 in Mannheim, f um 1885
Er war der Sohn eines Mannheimer Schiffsknechts; wo
und bei wem er gelernt hat, ist nicht bekannt, aber be-
reits im Jahre 1837 führte er Reparaturen für das Hof-
theater-Orchester aus. In den Mannheimer Adreß-
büchern kommt er von 1852 bis 1885 als Instrumenten-
macher vor, und als solcher hat er am 20. Juni 1865 das
angeborene Bürgerrecht angetreten. Er scheint sich aus-
schließlich mit Ausbesserungsarbeiten beschäftigt zu
haben, vorzugsweise wird sein Reparaturzettel in Bäs-
sen und Violoncellis gefunden.
Geigenzettel : H. Bacco / in / Mannheim / Repare 1840
(geschrieben).
Bach, H. E. — Melbourne. 1888. 1906
Geigenmacher, der als Reparateur gelobt wird.
Bach, Johann Sebastian. Geb. 21. März 1685
in Eisenach, f 28. Juli 1 750 in Leipzig
Einer der größten Tonschöpfer aller Zeiten, der hier als
der Erfinder der »Viola pomposa" aufgeführt werden
darf. Das Instrument war eine übergroße Viola mit
fünf Saiten und nahm im Orchester etwa die Stelle
ein, die jetzt dem Violoncello zugewiesen ist, das die
Viola pomposa auch vollständig verdrängt hat.
Bachelier, Jean Gaspard. — Paris. 1 777. 1 789
Unbedeutender Geigenmacher, der nur handwerks-
mäßig arbeitete und seine Geigen selten bezeichnete.
Er wohnte zuerst in der Rue de la Tissanderie und von
1783 an Place Baudoyer.
Bachman, A. — Amsterdam
In der Mitte des 19. Jahrhunderts soll ein Geigen-
macher dieses Namens in Amsterdam gelebt haben,
etwas Näheres über ihn war jedoch nicht zu erfahren.
Er dürfte mit dem Geigenmacher Johannes Bachmann
identisch sein.
Bachmann, Anton. — Berlin. Geb. 1716 in
Berlin, f 8. März 1800 daselbst
Er war schon mit 30 Jahren Königlich Preußischer Hof-
instrumentenmacher und stand in einem Ansehen, das
seine Arbeiten nicht rechtfertigen. Seine Violen und
Violoncelli werden allerdings ihres starken Tons wegen
noch heute von Orchestermusikern sehr geschätzt,
klingen aber roh. Er hat nie gute Modelle gehabt und
nie gutes Holz — das er sich zu seiner Zeit in Berlin frei-
lich nur schwer hätte verschaffen können — verarbeitet.
Einige seiner Geigen gab er für Kopien nach Stradivari
aus, er hat, nach diesen zu urteilen, aber nie em echtes
Instrument gesehen. Seine Wölbung ist steif, nach den
Backen zu plötzlich abfallend und in der Brust zu dick,
der Lack stumpf, von häßlicher brauner Farbe. Eine
Viola da Gamba von 1 746 von besserer Ausführung be-
wahrt die ehem. Königliche Sammlung alter Musik-
instrumente in Berlin (Nr. 831), ein Violoncello von
1757 die Schweriner Hofkapelle, eine mandolinenartige
Laute von 1784 mit hübschem Dachstern Fritz Wild-
hagen in Haiensee bei Berlin. Mehrere Erfindungen, die
Bachmann — Bader
25
gewöhnlich seinem Sohne zugeschrieben werden, dürf-
ten von ihm herrühren, z. B. Gitarren mit Hammer-
klaviatur, aber nur seine 1 778 bekannt gewordene Er-
findung des Schraubenmechanismus am Kopf der
Bässe hat sich bis auf den heutigen Tag erhalten. Sem
zweiter Sohn, Friedrich Wilhelm B., soll zwar auch das
Geigenmachen erlernt haben, er war aber Berufs-
musiker (Geiger) und Kapellmeister und soll sich von
1797 an nebenbei auch auf den Handel mit Musik-
instrumenten verlegt haben. Vgl. Allg. D. Biographie,
Ledeburs Tonkünstlerlexikon Berlin usw.
Geigenzettel : Abb. 36.
ßachmann, Johannes. — Amsterdam. 1840
Er stammte aus Deutschland und hatte in der
Agnietenstraat seine Werkstatt. Seine Geigen waren
sauber gearbeitet, besonders wurde er als Baßmacher
geschätzt.
Bachmann, Johannes Ernst. — Sneeck. Gro-
ningen. Geb. 13. Juni 1851 in Amsterdam.
f in Groningen
Sohn und Schüler von Johannes B. Nachdem er eine
Zeitlang Geigenmacher der städtischen Musikschule
in Sneeck (Friesland) gewesen war, ließ er sich in
Groningen nieder. Er arbeitete zumeist nach Stradi-
vari, aber auch nach Brescianer Vorbildern.
Bachmann, Karl Ludwig. — Berlin. Geb.
1748, t 26. Mai 1809
Sohn von Anton B. und ursprünglich zum Musiker
ausgebildet. Er war ein Virtuose auf der Viola, trat
1765 in die Königliche Kapelle in Berlin als Kammer-
musikus ein und errichtete 1770 mit Benda zusammen
ein sehr geschätztes Liebhaberkonzert, wobei er bis zu
Bendas Tod freilich nur als Geschäftsführer hervor-
trat'). Mehr und mehr wandte er sich mit der Zeit dem
Geigenbau zu. Im Jahre 1785 verheiratete er sich mit
der als Klavierspielerin und Sängerin geschätzten Char-
lotte Caroline Stöwe (f 19. August 1817). Er war sorg-
fältiger in der Wahl des Holzes als sein Vater, auch sind
seine Geigen regelmäßiger gebaut, nur etwas zu dick im
Holz. .4m besten sind jedenfalls seine Bratschen. Eine
solche besitzt Rechnungsrat Friedrich in Posen.
Geigenzettel : Carl Bachmann in Berlin 1 796 (geschr.).
Bachmann, Otto. — Halberstadt. 1830. 1835
Tüchtiger Meister, der sich sowohl im Neubau als auch
im Wiederherstellen alter Geigen bewährte. Er gab e;p.e
P Schrift unter dem Titel : Theoretisch-praktisches Hand-
buch des Geigenbaues usw., Leipzig 1835 bei G. Basse,
heraus. Er scheint vor 1848 bereits gestorben zu sein,
! da er in den Meldelisten von Halberstadt im Jahre 1848
nicht mehr vorkommt.
Bachmann, Wilhelm. — Brunn. 1810. f 1856
In einer Gitarre fand ich seinen Namen. Er wurde 1810
Bürger und am 5. Mai desselben Jahres als »Instru-
mentenmacher« Mitglied der Tischlerzunft.
^) .Ms Kapellmeister wurde er später sehr abfällig be-
urteilt.
Backman, Carl. — Nyköping. 1828
Ein schwedischer Geigenmacher ohne hervorragende
Eigenschaften.
Backmann, David. — St. Petersburg. 1834.
1840
Nach einer gut gearbeiteten Violine zu urteilen, die
seinen geschriebenen Zettel trug, war er einer der ge-
schicktesten Geigenmacher, die zu seiner Zeit in Ruß-
land tätig waren.
Gelgenzettel: David Backmann / in Petersburg 1840.
Bacso, Istvan (Stephan). — Szegedin. 1905
Ist mir nur als Reparateur bekannt geworden.
Baczynski, Ladislaus. — Krakau. 1902
Polnischer Geigenmacher der Gegenwart.
Geigenzettel: Ladislaus Baczyiiski — fecit Cracoviae
19 . . (gedru:kt).
Bader, Daniel. — Antwerpen. 1600. 1607
Eine Theorbe mit diesem Namen wurde 1869 in Lon-
don versteigert. Sie rührte jedenfalls von jenem Daniel
Bader her, der, ein Deutscher, im Jahre 1600 als Orgel-
und Clavecinmacher in die Antwerpener Gilde aufge-
nommen wurde und 1607 noch gelebt hat.
Bader, Johann. — Mittenwald. 1760. 1763
Gute Arbeit nach den Traditionen der Klotzschen
Schule.
Baders Erben. — München
Eine Geigenmacherfirma, die um 1844 in München
eine Niederlage von Mittenwalder Instrumenten hatte.
Bader, Franz. — Mittenwald. 1889. f nach
1912
Ein tüchtiger Meister, der seit 1889 als Geigenbau-
lehrer an der Mittenwalder Fachschule wirkte und sich
als solcher große Verdienste um die blühende Industrie
seiner Heimat erworben hat. Seine letzten Lebensjahre
verbrachte er in wohlverdientem Ruhestand.
Bader, Johann. — Mittenwald. Geb. 5. April
1876 in Mittenwald
Er besuchte durch drei Jahre die Mittenwalder Geigen-
bauschule und arbeitete dann fünf Jahre lang als Ge-
hilfe bei Joh. Padewet in Karlsruhe, K. A. Hörlein in
Würzburg, 0. Migge in Koblenz und Gius. Fiorini in
München. Im Jahre 1901 machte er sich in Mittenwald
selbständig, und es gelang ihm bald, sich durch tadel-
lose .Arbeit einen bedeutenden Ruf zu erwerben. Eine
Zeitlang war er auch als zweiter Lehrer an der Mitten-
walder Geigenbauschule tätig. Hauptsächlich beschäf-
tigt er sich mit dem Neubau von Soloviolinen, die er
nach Stradivari, Guarneri, N. Amati und Maggini aus-
führt. Seinen Lack (Öl- und Spirituslack) bereitet er
sich selbst. Er baut auch Lauten und Gitarren und ist
ein geschickter Reparateur.
Geigenzettel : Johann Bader. Mittenwald. 1909. (gedr.)-
26
Bader — Bailly
Bader, Josef. — Mlttenwald. 1748
Klotz-Schule; seine Geigen sind nach der Form gebaut
und dem kleinen Amati-Modell nachgeahmt. Das Holz
ist gut gewählt, der Lack braun.
Bader, Martin. — Mittenwald. 1730. 1736
Er darf als ein echter Schüler von M. Klotz angesehen
werden. Seine Geigen smd gut und kommen denen
seines Lehrers nahe; nur soll er auch den Zettel
Stainers häufig mißbraucht haben.
Bär (Bahr, Beer), Andreas. — Wien. 1679.
t 16. März 1722
Wahrscheinlich aus Füssen emgewandert, oder zu der
Familie Perr (aus der Ramsau stammend) gehörig und
vielleicht ein Sohn von Hans Perr, der semen Namen
auch gelegentlich Beer schrieb. Er nennt sich auf seinen
Zetteln ausdrücklich »bürgerlicher Lautten- und Gei-
genmacher«, doch war es mir nicht möglich, seine
Bürgeraufnahme zu ermitteln. Seine Violen waren in
ihrer Ausführung nicht hervorargend ; Violinen dürfte
er nur wenige gemacht haben, wodurch sich ihr seltenes
Vorkommen erklärt. Sie sind unansehnlich, braun
lackiert, besser dagegen sind seine Lauten, und Baron
sagt von ihm in seiner Untersuchung des Instrumentes
der Lauten, nachdem er erwähnt, daß er als Lauten-
macher berühmt sei : »Was [Andreas Bahr] anlanget, so
arbeitete er breitspänicht, und sind seine Instrumente
von dem hochberühmten Graffen Logi^) ungemein
aestimirt worden« (S. 96).
Baer. — Meiningen. 1917
Ein Kammermusiker, der auch als geschickter Geigen-
macher gilt.
Baffo, Antonio (Joannes Antonius). — Venedig.
1523. 1581
Er wird mehrfach als Lautenmacher erwähnt, doch es
gelang mir nur, ihn als den Erbauer von schönen Harfen
und Klavizimbeln nachzuweisen.
Geigenzettel: Antonius Baffo Venetus fecit (gedruckt).
Bagany. — Pottendorf. 1822
Auch einer von den unglücklichen Reformatoren des
Geigenbaues. Er erfand Geigen, deren Decke aus Eisen-
blech hergestellt wurde, die aber trotz ihrer Billigkeit —
das Stück kostete 4 fl. 48 kr. C. M. — die Welt nicht
eroberten.
Bagatella, Antonio. — Padua. Geb. 21. Febr.
1755, 125. Mai 1829
Sohn des Gaetano B. und der Catarina Coppo-Scan-
ferla. Er wollte ursprünglich Geiger werden und war
vermutlich ein Schüler seines Verwandten Pietro B.
Ein literarisch und musikalisch gebildeter Mann. Seine
Bedeutung liegt allerdings weniger in seiner Kunst als
Geigenmacher, als vielmehr darin, daß er eine .Ab-
handlung über die Theorie des Geigenbaues schrieb,
für welche er 1 782 einen von der Akademie der Wissen-
^) Berühmter Lautenspieler, t 1721 in Prag im Alter
von etwa 80 Jahren.
Schäften in Padua ausgesetzten Preis erhielt. Diese Ab-
handlung wurde ] 786 auf Kosten der Akademie ge-
druckt und ist seitdem wiederholt erschienen und so-
wohl mehrfach ins Deutsche als auch ins Französische,
Englische usw. übersetzt worden. Seine Arbeit ist sehr
überschätzt worden, denn etwas Sicheres wußte er doch
nicht. Vieles von dem, was er vorschlägt, hat sich niclit
bewährt. Wenn man auch annehmen will, daß er das
Geigenmachen erlernt hat, so scheint er doch die
Lücken seines Wissens durch selbsterfundene Theorien
ausgefüllt zu haben. Trotzdem verdankt man ihm bis zu
einem gewissen Grade die wenigen auf uns gekommenen
Grundsätze, nach denen die alten italienischen Meister
gearbeitet haben. Über sein Leben ist nicht viel mehr
bekannt, als was er in seiner Schrift selbst erzählt, und
daß er mit Antonia Pelizzari verheiratet war, ver-
schiedene Kinder hatte und gänzlich verarmt und er-
blindet starb. Eine Zeitlang arbeitete er mit Danieli
zusammen. Eine Geige mit seinem Namen, von guter
Arbeit und rotem Lack, vmrde kürzlich in England um
ca. 1000 Mk. gekauft. Eine andere zum Verkauf aus-
gebotene Geige von ».'\ntonio Bagoletto in Padua, 1 782«
dürfte, wenn sie echt war, gleichfalls von Bagatella ge-
wesen sein. — Er ahmte Jos. Guarneri nach und steht
Joseph Rocca nahe.
Geigenzette! : .Antonius Bagatella delectens / fecit
Patavij Anno 1 794 (gedruckt).
Bagatella, Pietro, gen. Piclno. — Padua. 1712,
soll 1 760 noch gelebt haben
Vermutlich der Großvater oder Oheim Antonios. Er
verwendete ein sehr hochgewölbtes Modell und dunkeln
Lack. Um 1726 soll auch ein Carlo Picino als Geigen-
macher gelebt haben.
Bagnini, Orazio. — Florenz. 1661. 1667
Sohn von Antonio B. Ein von Vidal und Valdrighi er-
wähnter, sonst aber nicht bekannter Lautenmacher des
1 7. Jahrhunderts.
Bailly, Antoine. — Mirecourt. 1 770
Ein Geigenmacher, der um 1 772 seinen Heimatsort ver-
lassen hat. Ein anderer Antoine Bailly kommt 1 763 bis
1 785 als Bogenmacher vor.
Bailly, Joseph. — Mirecourt. 1770. 1790
Seinen Namen fand ich in einer sauber gearbeiteten
Violine, die ein Wiener Musiker besaß.
Bailly, Paul. — Mirecourt, London, Paris.
Geb. in Mattaincourt 13. April 1844
Er erhielt seine erste Ausbildung in Mirecourt bei Jule«
Gaillard, Prosper Gabasse und P. G. Grandjon. Hierauf
arbeitete er bei Fran^ois Vuillaume, der ihn zu seinem
Bruder J. B. V. nach Paris schickte, hier blieb er meh-
rere Jahre und wurde 1869 zum Geigenmacher der
Musikakademie in Douai ernannt. 1892 ging er nach
Mirecourt zurück und arbeitete hauptsächlich für die
ersten Pariser und Londoner Firmen. Während dieser
Zeit bildete er auch viele Lehrlinge aus, 1884 zog er
nach Paris und blieb wieder mehrere Jahre da ; dann
verlegte er seine Werkstatt nach London und 1898 end-
gültig nach Paris zurück, wo er jetzt Rue de Grenelle
Baines — Baldantoni
27
Nr. 197 wohnt. Er baut nach allen Modellen, auch nach
englischen, seine Violinen hauptsächlich nach der
»Messias« von Stradivari. Für seine Violoncelli zieht er
ein großes Patron vor und verwendet einen schönen,
kastanienbraunen Ollack. Der Ton seiner Geigen ist
edel und gleichmäßig in allen Lagen und seine Arbeit
vorzüglich, er besaß 1990 bereits mehr als 10 Medaillen
usw. Bekannt sind seine von Prof. Wagner in Lissabon
veranlaßten Versuche, Geigen ganz aus dem brasilia-
nischen Murtaholz zu bauen. Jetzt arbeiten auch seine
Söhne bei ihm.
Geigenzettel : Paul Bailly luthier ä Mirecourt, Vosges /
Eleve de J. B. Vuillaume de Paris / Luthier de l'aca-
! demie de musique de Douai (gedruckt) und Abb. 52.
Baines. — London. 1780
Man weiß von ihm nur wenig mehr, als daß er ein
Schüler von Matthew Furber war.
Balrhoff, Giorgio. — Neapel. 1757. 1786
Da der seltene Name Bairhoff in Füssen vorkommt,
darf man annehmen, daß auch er aus Füssen stammte
und einer der vielen Deutschen war, die als Gehilfen
bei den Gaglianos und anderen gearbeitet haben und
schließlich in Italien seßhaft geworden sind. Seine Ar-
beit erinnert an G. u. N. Gagliano, er benutzte ein
schönes, breites, flaches, manchmal mittelgroßes Mo-
dell. Seine Geigen sind dick im Holz, haben eine wenig
elegante Schnecke, aber meist großen Ton und sind
zumindest sehr gute Orchesterinstrumente. (Barthoff
statt Bairhoff zu lesen ist falsch.)
Geigenzettel: Giorgio Bairhoff Fecit ' Naooli 1757
(Initiale.! im Kras) (gedruckt) und Brandmarke Nr. 24.
Baisch, Samuel. — Stuttgart. 1572. f 1593
Ein Geistlicher, der früher Pfarrer in Gundringen und
Altburg war und wahrscheinlich in Füssen in die Ge-
heimnisse der Lautenmacherei eingeweiht wurde. Er
kam 1 572 nach Stuttgart und wurde bald darauf in der
Hofkapelle als Musiker und Instrumentenmacher ange-
stellt, wo er nach Thanners Tod auch eine Zeitlang die
Musikinstrumentenwerkstatt leitete. Noch im Jahre
1585 kaufte er von dem Füssener Lautenmacher Ma-
thias Stehelin, der damals in Hausen a. d. Fils lebte,
allerlei Werkzeuge, obwohl er schon 1 582 zu seinem
geistlichen Berufe zurückgekehrt und Pfarrer in Both-
nang geworden war. Im Jahre 1 592 wurde er als mark-
gräfÜch badischer Pfarrer nach Bohlingen berufen, wo
er schon ein Jahr darauf starb.
Mailand. 1838. f nach
Bajoni, Luigi.
1878
Obwohl er sich bestrebte, an die Traditionen seiner
heimischen Schule anzuknüpfen, fehlte ihm doch die
rechte Begabung, um sich aus seinem Handwerk zur
Kunst zu erheben.
Baker, E. L. — New London (Conn.) 1849
Amerikanischer Geigenmacher und Händler.
Baker, Francis. — London. 1696
Vielleicht ein Bruder des Oxforder Meisters und
diesem in seiner Arbeit ebenbürtig. Eine vorzügliche
Baßviola, die aus dem Besitze des Cellisten Tolbecque
stammt, bewahrt das Konserv'atonum in Brüssel.
Geigenzettel: Francis Baker in Pauls church / Yard ,
1696 London (gedruckt).
Baker, John. — Oxford. 1688. 1720
Die Violenbauer des 17. Jahrhunderts in England
standen im höchsten Ansehen bei allen Musikern und
w-urden damals von vielen den Italienern vorgezogen.
Zu den englischen Meistern, die diese hohe Wert-
schätzung durch ihre Arbeit rechtfertigen, gehört auch
John Baker, von dem nur vortreffliche Violen und
Gamben bekannt sind. Sein Lack ist von hellgelber
Farbe. Eine schöne Viola da Gamba von ihm war 1872
im South Kens. Mus. ausgestellt.
Geigenzettel : John Baker / Oxon / 1 688 (gedruckt).
Baker(Bakker), William. — Oxford. 1673. 1683
Das Selhofsche Auktionsverzeichnis (Hag 1759) nennt
eine Gamba von ihm. Es liegt nahe, diesen William für
den Vater von John und vielleicht auch von Francis zu
halten. Eine Violine und eine Viola besitzt T. W. Tap-
house.
Baker. — Brighton. 1820. 1830
Von ihm weiß ich nur, daß er u. a. einige sehr gute
Bässe gebaut hat.
Balcaini
Eine Geige mit diesem sonst unbekannten Namen,
kleines Amati-Modell, boten G. Withers & Sons vor
dem Kriege um 15 £ an.
Baldantoni, Giuseppe. • — Ancona. Geb.
19. März 1784, t 5. Jan. 1873
Einer Familie von Mechanikern entstammend, erlernte
er in seiner Jugend bei dem als Lehrer geschätzten
Geiger Nappi das Viollnspie!. Nappi führte kleinere
Reparaturen an Geigen selbst aus und leitete auch seine
Schüler dann an, was Baldantoni veranlaßte, selbst zu
versuchen, eine Geige zu bauen. Wenn diese im Äußern
auch wohlgelungen aussah, so war sie doch in allen
Maßen usw. verfehlt, und erst, als ihm Bagatellas Schrift
in die Hand fiel, kam erdazu, den Gelgenbau ernsthafter
zu studieren. Er tat dies von nun an mit Eifer und war
nach jahrelangen Bemühungen wirklich imstande, Gei-
gen von schöner Form und gutem, weichem Klang her-
zustellen, wobei er ein großes Stradivanmodell bevor-
zugte, nur die F- Löcher lassen oft den rechten Schwung
vermissen. Er hat an 200 neue Violinen, Violen, Violon-
celli und Bässe gebaut, obwohl er auch als Mechaniker
vielbeschäftigt war. 1869 erhielt er eine goldene Me-
daille für seine Erfindung einer sehr zweckmäßigen
Mechanik für Trommeln, auch die von ihm verfertigten
Stimmgabeln waren geschätzt. Seine Geigen sind
sauber durchgearbeitet, haben flache Wölbung und
braungelben Lack. Merkwürdigerweise werden seine
Geigen oder solche, die man ihm nur zuschreibt, von
Händlern u. dgl. gern bis in die Mitte des 18. Jahr-
hunderts zurückdatiert. Sein Sohn Benjamin ist ein be-
kannter Geigenvirtuose.
Geigenzettel: Joseph Baldantonj Anconae ; fecit .Anno
1734 (gedruckt). — Josephus Baldantonus / Anconiae
fecit Anno 1839 (gedruckt).
28
Balestrierl — Banks
Balestrleri, Pietro. — Cremona. 1 735
Er nennt sich einen Schüler Stradivaris und war ein
Bruder von Tommaso B., dem er jedoch in keiner Be-
ziehung gleichsteht, trotzdem kommt gerade sein Name
in freilich oft sehr verstümmelter Schreibweise in un-
echten Instrumenten vor.
Geigenzettel : Petrus Balestnen alumnus Antonii / Stra-
divarii fecit Cremona; anno 17 . . (gedruckt). — Pietro
Balestrieri / fece in Cremona 17 . . (gedruckt).
Balestnen, Tommaso. — Mantua. 1 720. 1 788
Seiner Angabe nach stammt er aus Cremona und ist ein
Meister, über den die Meinungen merkwürdig ausein-
andergehen. Während ihn die einen nur als geschickten
Dilettanten ansehen, machen andere auf Grund einiger
seiner Geigen ihn zu dem einzigen Schüler des Pietro
Guameri, und wieder andere, wie De Piccolellis und
Vidal, weisen ihn der Schule Stradivaris zu. Das letztere
hat insofern Berechtigung, als Balestnen tatsächlich an
die letzten Arbeiten des großen Cremonesers anzu-
knüpfen scheint. Sein Modell ist groß und schön, die
Wölbung schwungvoll, die Arbeit nicht sehr gleich-
mäßig, sein Lfck ist von gelblichroter oder orangegelber
Farbe; man kann übrigens zwei bestimmte Lackarten
bei ihm unterscheiden, von denen die eine an Gua-
dagnini erinnert. Seine Geigen haben zweifellos durch
das Alter sehr an Tonschönheit zugenommen, so daß
es sich erklärt, daß sie jetzt wesentlich höher geschätzt
werden als früher. Besonders sind seine Violoncelli ge-
sucht. Es wurde bisher behauptet, daß er erst von 1757
an in Mantua nachweisbar sein und vorher in Cremona
gelebt haben soll, mir sind jedoch nur Zettel aus Man-
tua bekannt geworden und darunter verschiedene mit
früheren Jahreszahlen. So besitzt auch Dr. Bornemann
in Eisenach eine schöne, gelblichrote Violine (35,5 cm
Korpuslänge) mit dem geschriebenen Zettel : Tomaso
Balestnen / fece in Mantova 1735. Eine trefflich klin-
gende Violine von ihm befindet sich auch in der Samm-
lung Th. Hämmerle in Wien. Er verwendete verschie-
dene Zettel, darunter auch einen mit verziertem Rand,
auf welchem der Text dreizeilig erscheint.
Geigenzettel : Abb. 53.
Ball s. Firth & Ball
Ballantine, Robert. — Edmburgh, dann Glas-
gow. 1850. 1856
Man weiß nur, daß er 1856 nach Glasgow übersiedelte,
wo er in den sechziger Jahren gestorben sein soll. Er
scheint hauptsächlich Händler gewesen zu sein (bei
Honeyman wird er nicht erwähnt).
Ballarlni, Santo. — Rimini, Terni, Rom. 1 740.
1781
Da seine Arbeiten denen Gisalbertis sehr ähnlich sehen,
macht Horace Pethenk es sehr wahrscheinlich, daß
dieser selbst die Violinen mit diesem Namen ange-
fertigt habe. Dagegen spricht nur der Umstand, daß
auch aus Rom datierte Arbeiten mit dem gleichen
Namen vorkommen, die Jahreszahlen bis 178! auf-
weisen, und daß der Familienname Ballarini (auch Bal-
larino) heute noch in Italien vorkommt. Im Jahre 1740
hielt er sich auf einer Reise in Terni auf, wie der bei De
Wit veröffentlichte Zettel erzählt.
Geigenzettel : Fatto da me Santo Ballarini / per passagio
in Terni / Nel .'Xnno 1 740 (geschrieben). — Sanct Balla-
rini / fece in Roma 1780 (geschrieben).
Ballerinl, Pietro. — Florenz. 1900
Nachfolger von Castellani & Figlio, Streichinstru-
menten- und Saitenfabrik der Gegenwart.
Ballini, Paolo. — Brescia. 1857
Seine Geigen sind handwerksmäßig ausgeführt und
ahmen in oberflächlicher Weise Stradivari und Guar-
neri nach.
Baltensperger, Emil. — Chur. Geb. 1859 in
Zürich (Schwamendingen)
Sohn eines Malermeisters, bei dem er nach dem Besuch
der Stadtschule in Chur in die Lehre trat. Zu seiner
weiteren Ausbildung ging er 1880 nach München und
übernahm 1881 das väterliche Geschäft. Um 1900 be-
gann er autodidaktisch den Geigenbau zu erlernen und
brachte es dann zu bemerkenswerter Fertigkeit. Von
1901-1908 hatte er 86 Violinen, 6 Violoncelli und
3 Violen gemacht, hat aber seit Kriegsbeginn den Gei-
genbau wieder aufgegeben. Er arbeitete nach eigenen
Grundsätzen und bestimmte die Dicke von Decke und
Boden je nach dem Holz und dem Modell, so daß er ab-
wechselnd die Brust oder die Ränder dicker machte,
wobei er manchmal bis zur Stärke von 8 mm ging. Bei
der Lackierung kam ihm seine Erfahrung als Maler sehr
zustatten; sein Lack ist schön, von hellrötlicher Gold-
farbe. Kreisler in London, Steffy Geier in Budapest u. a.
besitzen Geigen von ihm.
Baluff, Erhard, arbeitete im 19. Jahrhundert in
Chicago
Banks, Benjamm (I). — Salisbury. Geb.
H.JuK 1727, t 18. Febr. 1795
Sohn von George und Barbary B., Schüler von Wamsley.
Einer der besten englischen Meister und wohl der erste,
der das bis dahin in England bevorzugte Stainermodell
aufgab und Amati und die Cremoneser zum Vorbild
nahm. In der Arbeit ist er tadellos; sein Lack, von
schöner Durchsichtigkeit, zeigt bei seinen besten Wer-
ken braungelbe, ins Rötliche spielende Farbe, bei ge-
wöhnlichen Arbeiten ist er schwärzlich-dunkelrot. Er
baute sowohl Violinen als Violen und Violoncelli, na-
mentlich die letzteren sind wertvoll, wobei die mit
breitem Modell vorzuziehen sind. Bässe hat er nur sehr
selten gebaut, diese sind wie alle seine Arbeiten sehr gut.
Zu verschiedenen Zeiten baute er auch nachweislich
Geigen für die Verlegerfirma Longman & Brodenp.
Außer seinem Zettel verwendete er auch einen Brand-
stempel mit B. B. Eine englische Zister (1750) besitzt
Mrs. Dean, eine andere A. F. Hill. Andere Arbeiten be-
finden sich in englischem Privat*besitz.
Geigenzettel : Benjamin Banks / fecit / Salisbury (ge-
druckt) und Abb. 75, Brandmarke Nr. 9.
Banks — Barbe
29
Banks, Benjamin (II). — Salisbury, später Lon-
don, dann Liverpool. Geb. 13. Sept. 1754,
t 22. Jan. 1820 in Liverpool
Zweiter Sohn und Schüler von Benj. B. (1), hei dem er
bis etwa 1 780 gearbeitet hat. Er ging dann nach London
und wohnte Sherrard Street, Golden Square N. 30,
später zog er nach Liverpool, wo er in der Bank Street
seine Werkstatt aufschlug. Es sind nur wenige Arbeiten
seiner Hand bekannt, er hat wohl meist für Händler
gearbeitet.
Geigenzettel : Made by Benjn. Banks , N° 30 Sherrard
Street, Golden Square, from Salisbury (gedruckt).
Banks, Henry. — Salisbury, Liverpool. Geb*
in Salisbury 1770, f 16. Okt. 1830 in Liver-
pool
Sechster Sohn von Benj. B. (I), bei dem er auch gelernt
hat. Er verlegte sich in der Folge mehr auf das Repa-
rieren von Pianofortes und war ein gesuchter Klavier-
stimmer. Er blieb aber dabei Teilhaber seines Bruders
und hat wohl auch an verschiedenen Instrumenten, die
aus der gemeinsamen Werkstatt hervorgingen, mitge-
arbeitet.
Banks, James. — Salisbury, später Liverpool.
Geb. in Salisbury 1756, f in Liverpool
15. Juni 1831
Vierter Sohn von Benj. B. (I), Schüler seines Vaters,
den er gleichwertig nachahmte. Er gebrauchte die
gleichen Modelle und verwendete den gleichen Lack,
nur von etwas schwärzlicherer Färbung. Er arbeitete
mit seinem Bruder Henry zusammen, mit dem er das
väterliche Geschäft in der Catherine Street fortsetzte.
Im Jahre 1811 verkauften sie dasselbe und siedelten
nach Liverpool über, wo sie erst in der Church Street
und dann in der Bold Street wohnten. Ein Cello, von
den beiden Brüdern 1797 gebaut, war 1871 im South
Kens. Mus. ausgestellt.
Geigenzettel : James and Henry Banks / Musical Instru-
ment Makers ; and Musik Seilers / Salisbury 1802 (ge-
druckt).
Bantis (?), Jean. — Mirecourt. Um 1740
Er soll nur handwerksmäßig gearbeitet haben, doch ge-
lang es mir nicht, Arbeiten von ihm kennen zu lernen.
Auch Jacquot erwähnt ihn nicht.
Barabäs. — Cremona. 1793
Eine Viola d'amore von ihm besaß der Maler Kraus in
München. Auch Valdrighi führt diesen Namen
(Nr. 3664) auf. Näheres war jedoch nicht zu er-
fahren.
Baracchi, Venerio. — S. Martino d'Este. (Mo-
dena.) 1829
Mittelmäßiger modenesischer Geigenmacher, der im
Sommer Landwirtschaft betrieb. Seine Geigen klingen
manchmal recht gut.
Baraldi, Alfonso. — Modena, Bomporto. 1 879.
1891
In seiner Arbeit nicht ungeschickt, doch lassen Holz
und Ton zu wünschen übrig.
Baraldi, Giovanni. — San Felice (Modena).
1766
In ValdrighisNomocheliurgografiawird er unter Nr. 204
mit der Jahreszahl 1766 angeführt. In der Berliner
staatlichen Sammlung alter Musikinstrumente befin-
det sich ein zur Lira in gamba hergenchtetes, altes
Streichinstrument (Nr. 820) mit der Jahreszahl 1 566,
die offenbar unrichtig ist. Nach dem Zettel ist anzu-
nehmen, daß Baraldi ein Dominikanermönch war. Seine
Arbeit ist roh, ob die häßlichen F-Löcher ihm zuzu-
schreiben oder schon vorher gewesen sind, will ich nicht
entscheiden.
Geigenzettel : Fece questo violunetto lo ' Giovanni
Baraldi di S. D. , L'anno del Signore 1(5)66 (gedruckt).
Bäräny, Desiderius (Dezsö). — Budapest. Geb.
1871
Schüler von Pilät und von Hamberger in Wien. Im
Jahre 1897 machte er sich selbständig. Der Ton seiner
kräftig gebauten Geigen wird gelobt. Er verwendet
einen rotbraunen Lack.
Geigenzettel: Keszitette , Bärany Deszö , Bpest 1897
Op. . . . (geschrieben).
Barat, arbeitete im 1 9. Jahrhundert in Paris
Baravalli, Francesco
Unbekannter italienischer Geigenmacher des 18. Jahr-
hunderts.
Barbanti, Silva Francesco. — Correggio. 1847.
1850
Da er nur selten einen Zettel in seine Geigen einklebte,
läßt sich nicht feststellen, ob er überhaupt viele Geigen
neu gebaut hat. Er galt jedoch seinerzeit als tüchtiger
Meister und namentlich seine Violoncelli sind sehr be-
liebt.
Barbara. Charles. — Orleans. 1810. 1850
Er soll sich nur mit Wiederherstellungsarbeiten be-
schäftigt haben.
Barbaro s. Branzo
Barbe, Amable Telesphore. — Paris, Nancy.
Geb. in Dijon 1822
Sohn von J. Barbe und Schüler von Derazey. .Als er
nach Paris kam, wurde er Gehilfe bei J. B. Vuillaume,
den er als seinen eigentlichen Lehrmeister betrachtet.
Er gilt als geschickter Künstler, hat aber seit 1 865 fast
ausschließlich für große Firmen (Vuillaume, Miremont
und Gand in Paris, Jacquot in Nancy usw.) gearbeitet.
Geigenzettel : Telesphore Barbe Expremier ouvrier de
J. B. Vuillaume medaille ä l'Exposition de 1867 /
Paris (gedruckt).
30
Barbe — Baronclni
Barbe, Fran^ois. — Dijon
Eine französische »Guitare droite« von ihm besitzt W.
Heyers Musikhistorisches Museum in Köln, eine andere
Baron de Lery.
Geigenzettel: Faits par fran?ois barbe , luthier brevete
de la societe / melophile d'avallon / ä Dijcn (geschr.).
Barbe, J. — Avallon. Paris usw. Geb. in Mire-
courtvor 1800, f 1868
Auch Barbe pere genannt. Geigenmacher und Kan-
tinenwirt eines Regiments, mit dem er jeden Garnison-
wechsel mitmachte. Seine Geigen sind handwerksmäßig
ausgeführt, doch hat er mehrere gute Violincelli gebaut.
Geigenzettel : Barbe d'Avallon (gedruckt).
Barbella s. Naldi
Barbey (Barbay). — Paris. 1746
Besserer Geigenmacher, dessen Arbeiten nach Jacquots
Meinung an die Klotz-Schule erinnern.
Barbey, Guillaume. — Paris. 1717. 1719
Geschickter Violenbauer, von dem sich eine sehr schöne
Gamba von sechs Saiten im Museum des Konserva-
toriums in Brüssel (No. 226) mit geschnitztem Frauen-
köpfchen am Wirbelkasten befindet.
Geigenzettel : Abb. 84.
Barbezant (Barbazanton), Joseph. — Mire-
court. 1747
Ein bisher nur von Jacquot erwähnter Geigenmacher.
Barbier. — Bordeaux. 1774
Er war der Hoflautenmacher des Prinzen Ferdinand.
In der Sammlung des Barons de Lery befindet sich eine
sehr schöne Gitarre von ihm.
Barbieri, Francesco. — Mantua. 1695. 1750
Seine Geigen erinnern an das Modell Andr. Guameris,
sind jedoch nicht sehr gut. Nach Vidal und Grillet soll
er 1695 in Verona gearbeitet haben. In Instrumenten
aus den Jahren 1698, 1740, 1730, die ich zu sehen Ge-
legenheit hatte, war stets Mantua als Wohnort ange-
geben. Valdrighi läßt ihn noch 1780 leben (Nr. 3665).
Eine große fünfsaitige Baßgamba von ihm aus dem
Jahre 1697 besitzt Alfr. Keil in Lissabon. Ein Pietro B.
soll um 1750 gelebt haben.
Barbieri, Giuseppe. — Poggio (Mantua). 1880
Er stammt aus MedoUa und war ein guter Geigen-
macher und Reparateur.
Barbieri (de Barberis), R.
Mandolinenmacher.
G
enua
Barchaneck (Barchänek), Joseph Friedrich. —
Ödenburg. Geb. 11. Febr. 1817 in Mezoun
bei Tachlovic, f nach 1850
Sohn des Schmiedemeisters Wenzel B. und der Fran-
ziska geb. Dobeä. Schüler von Joh. Kulik in Prag. Er
war nicht ungeschickt, besonders gut waren seine Vio-
loncelli, die jetzt gerne gut bezahlt werden.
Geigenzettel : Joseph Friedr. Barchaneck / bürgerlicher/
Guitarre- u. Geigenmacher / in Ödenburg / A 1845
(gedruckt).
Bardella s. Naldi
Bargue, Isaac de. — Paris. 1579
Wird als Luthier und Musikinstrumentenmacher er-
wähnt.
Bargues. — Bordeaux. 1900
Ein Instrumentenhändler mit Geigenmacherwerkstatt.
Barnes, Robert. — London. 1765. 1794
Schüler von Thomas Smith und Mitschüler von John
Norris, mit dem er sich um 1765 verband. Es ist bisher
nur ein einziges Cello bekannt, das die Namen beider
trägt, aber dieses wird mit vieler Wahrscheinlichkeit als
eine Arbeit von Aireton angesehen. Er wohnte zuerst in
der Windmill Street und zog später mit seinem Ge-
nossen nach der Coventry Street. Einige nicht hervor-
ragende Geigen tragen seinen Namen, doch scheint es
wahr zu sein, daß er sich frühzeitig vom Geschäfte
zurückgezogen hat. Er soll sich eine Farm in Hayes ge-
kauft haben; gestorben ist er dort jedenfalls nicht, da
Sandys und Forster die dortigen Kirchenbücher ver-
gebens nach ihm durchforscht haben.
Geigenzettel : Robert Barnes, violin maker / Windmill
Street, Haymarket (gedruckt).
Barnia, Fedele. — Venedig. 1760. 1780
Er stammt aus Mailand und erinnert in seiner Arbeit
auch ein wenig an die Mailänder Schule. Er war ein ge-
schickter Meister, der nur zu oft handwerksmäßig ge-
arbeitet hat. Seine Geigen sind daher von ungleichem
Wert ; am besten ist er dann, wenn er sich an gute Vor-
bilder hält; wo er originell ist, ist er auch unschön, um
so mehr, als er kein Künstler im Schnitzen der Schnek-
ken war und auf die Wahl des Holzes und die Einlagen
keine Sorgfalt verwendete; nur bei seinen Mandolinen
gab er sich bei der Einlegearbeit mehr Mühe, wie eine
hübsche Theorbe in der Sammlung Gautier in Nizza
beweist. Wenn Vidal die Jahreszahl 1715 liest, so
scheint dies ein Fehler zu sein, es muß wohl 1775
heißen. De Piccolellis muß eine nach P. Guarneri ge-
baute Geige von ihm gekannt haben, da er es für mög-
lich hält, daß er ein Schüler dieses Meisters gewesen
sei, was ich nicht zugeben kann. Auch sein Lack, trotz-
dem er durchsichtig gelb ist. spricht dagegen.
Geigenzettel : Fedele Barnia Milanese / fece in Venezia
l'anno 1761 (gedruckt).
Baroncini (Barontini ?), Giuseppe. — Pistoja.
Anfang 19. Jahrhundert
Dr. J. Geyer in Budapest besitzt eine Violine von ihm
mit länglichem Korpus und unschönen F-Löchern, mit
dickem, breitem Rand, breiter Einlage und gelbem,
etwas sprödem Lack. Sehr eigenartig ist die tiefge-
stcchene Schnecke. Der Ton ist nur mittelmäßig.
Geigenzettel: Baroncini Giuseppe / Pistoja 1 . . . (ge-
schrieben).
Baroncini — Bartl
31
Baroncini, Micehle, lebte in Lodi
Baroux. — Paris. 1830
Enkel des Mirecourter Bogenmachers Charles B. Er
wohnte in der Rue du Petit-Carreau Nr. 57 und ist wie
sein Großvater nur als tüchtiger Bogenmacher bekannt.
Baroux, Charles. — Mirecourt. 1770. f 1773
Ein Geigenmacher, der wahrscheinlich schon sehr jung
gestorben ist.
Barrata-Ementoli (?). — Padua. 17. Jahrh. (?)
Er soll gute Archilauten gemacht haben und wird auch
von Valdrighi (3934) aufgezählt.
Barrett, John. — London (Piccadilly). 1714.
1740
Wahrscheinlich ein Schüler des gleichen Meisters wie
N. Gross. Er verwendete ein längliches, hochgewölbtes
Modell, das mehr an Stainer wie an Amati erinnert.
Statt der Einlage zeichnete er am Rande Linien ein.
Der Lack, den er verwendete, dürfte gelb gewesen sein,
ist aber stark ins Bräunliche nachgedunkelt. Der Ton
ist edel, wenn auch nicht groß, die Arbeit gut, aber ge-
wöhnlich. Von ihm sind zweierlei Zettel bekannt ; der
ältere einfach gedruckt, der spätere zeigt noch eine ge-
krönte Lyra. Eine Violine von 1740 besitzt J. T. Chap-
man. Um 1731 kommt auch ein Thomas Barrett vor.
Geigenzettel: John Barrett, at the Harp and Crown , in
Pickadilly, 1722 (gedruckt). — Made by John Barrett,
at y<= Harp / & Crown in Pickadilly, London 1731 (ge-
druckt).
Barriere. — Cherbourg. 1 886
Ein Musikinstrumentenmacher, der sowohl Klaviere
als Geigen verfertigte.
Barry. — London (?)
Die Inschrift einer englischen Gitarre der Sammlung
Snoeck (Nr. 326) lautet: Light Invent. Barry maker.
Danach scheint Edv. Light die von ihm erfundenen
Instrumente nicht selbst gemacht zu haben ; der Ver-
fertiger Barry kann jedoch nicht mit Sicherheit fest-
gestellt werden.
Bartak, Franz. — Znaim. 1895. 1898
Ein Instrumentenmacher, der sich vorübergehend in
Znaim aufhielt.
Geigenzettel: Franz Bartak / Instrumentenmacher ,'
Oberer Platz N° 1 0 in Znaim (gedruckt).
Da er sehr arm war, mußte er sein Leben hauptsächlich
mit Flickarbeiten fristen, weshalb es nur wenige Geigen
von ihm gibt, die wenigen aber sind durchweg Meister-
werke. Im Jahre 1883 verfiel er in Geistesnacht und
starb bald darauf. Sein früher Tod war ein Verlust für
die Geiger in Ungarn.
Geigenzettel: Eduard Bartek fecit ' Pestini Anno 1878
(geschrieben).
Bartelmo s. Schuster
Barth, Ludwig. — München. Geb. 26. März
1875
Schüler von Gius. Fiorini, bei dem er von 1889 — 1892
lernte. Nachdem er dann noch zwei Jahre lang in Köln
und Frankfurt a. M. gearbeitet hat, machte er sich i. J.
1894 in München selbständig. Er ist ein gesuchter und
geschickter Reparateur und hat sich auch im Neubau
schon trefflich bewährt. In Verbindung mit seinem
Sohne begründete er unter der Firma »I. Münchener
Geigenindustrie« eine große Werkstatt mit elektrischem
Betrieb.
Barthell. Eifiil. — Basel. 1888
Arbeitete bei Gebr. Hug.
Bartek, Eduard. — Budapest.
t 1883
Geb. 1852,
Wi
len,
Erst Schüler von AI. Engleder, arbeitete er später bei
G. Nemessanyi, Thomas Zach und Gabriel Lemböck
und erlangte bei großer Begabung hier eine allseitige
künstlerische Ausbildung. Kaum zwanzig Jahre alt, er-
öffnete er in Budapest seine eigene Werkstatt und
erhielt 1878 auf der Pariser .\usstellung für nach Stra-
divari und Guarneri gebaute Geigen einen ersten Preis.
Barthoff s. Bairhoff
Bartl (Parti, Parti), Andre Nikolaus.
Geb. um 1682, t5.Aug. 1762
Er soll der Sohn eines Christoph P. gewesen sein und ■
wohnte im »Wübmer Viertel«. Am 4. Juni 1703 legte er
den Bürgereid ab und kommt in den Steuerbüchern bis
1763 vor. Seine Werkstatt übernahm sein Schwieger-
sohn Maximilian Roiß. Andre N. B. war ein geschickter
Lautenmacher, von dem auf der Wiener Musikaus-
stellung recht gute Arbeiten zu sehen waren. Seine
Geigen haben schöne Form, wenn sie auch oft zu hoch
gewölbt sind. Die F-Löcher sind ohne Schwung, da-
gegen ist die Schnecke (Ahornholz) recht hübsch. Er
verwendete einen fetten gelben oder roten Lack, den er,
im Gegensatz zu den übrigen Mitgliedern seiner Familie,
unmittelbar auf das reine Holz auftrug, so daß er auch
heute noch ein schönes Feuer hat. Er schrieb seinen
Namen abwechselnd mit B oder P, in allen Urkunden
herrscht jedoch die richtigere Schreibweise Bartl vor.
Für seine Geigen werden jetzt gute Preise bezahlt.
Geigenzettel : Andreas Nicolaus Parti ,' me fecit Viennae
1757 (gedruckt) und Abb. 45.
Bartl (Parti), Christian Franz. — Wien. Geb.
um 1739, t 9. Jan. 1807
Er wohnte im Schottenviertel, Seizerhof gässel, und
legte am 23. Januar 1768 den Bürgereid ab. In den
Steuerbüchern von 1769—1787 erscheint er als »Neu-
besteuerter«, d. h. als Begründer seines Geschäftes. Er
gehört zu den unbedeutendsten Geigenmachern der
Wiener Schule, arbeitete so sorglos und hatte einen so
undurchsichtigen, umbratraunen Lack, daß er bei den
älteren Wiener Geigenmachern den Spitznamen »Sau-
partl« bekam. Seine Violinen und Violen sind oft ohne
Einlagen, im Innern fehlt meistens die Bereifung, und
32
Bartl — Barzoni
die Violoncelli haben gewöhnlich flache Böden. Er
schreibt seinen Namen meistens mit P. Nur seine
besten Arbeiten erreichen höhere Preise.
Geigenzettel : Christianus Franciscus Parti / fecit
Vienna? 1 780 (gedruckt) und Abb. 42.
Bartl (Parti), Michael Andreas (Andre). —
Wien. Geb. 1704, f 1 1 . Aug. 1788
Sohn und Schüler von Andre Nikolaus P. Er wohnte,
wie sein Vater, im Wübmer Viertel und legte am 29. Mai
1 728 den Bürgereid ab. Er war sehr fleißig und gehörte
zu den besseren Wiener Lautenmachern, hat es aber zu
keinem Wohlstand gebracht. In den Steuerbüchern
kommt er von 1749 — 1775 vor; von 1776 — 1779 aber
heißt es von ihm: »Bettlarm und wird von seinem Weib
unterhalten.« Im Jahre 1779 übernahm sein Sohn Josef
die Werkstatt. Werke von Mich. Andre P. sind in
größerer Zahl erhalten, so eine undatierte Viola im
Schottenstift in Wien, eine Viola mit geschnitztem
Frauenköpfchen am Wirbelkasten von 1746 in W.
Heyers Musikhistorischem Museum in Köln, eine ähn-
liche von 1764 im Museum des Konservatoriums in
Brüssel (Nr. 224) und eine schöne Viola d'amore von
1732 in der staatlichen Sammlung alter Musikinstru-
mente in Berlin (Nr. 866) ; der Wirbelkasten zeigt durch-
brochene Schnitzerei und das Köpfchen des Liebes-
gottes mit verbundenen Augen. Im Musikhistorischen
Museum in Stockholm ist eine Laute von 1745. Wenn
seine späteren Arbeiten auch oft recht gewöhnlich sind,
so erkennt man doch immer seine geschickte Hand
dann. Das Deckenholz ist meist sehr schön und auch
der Ton recht gut ; der Lack scheint stark nachgedunkelt
zu haben und ist jetzt häufig schwarzbraun. Auf man-
chen Zetteln fehlt das Wort »fecit«.
Geigenzettel : Michael Andreas Parti / Feclt Viennae
1763 (gedruckt).
Wi
len.
1682.
Bartl (Parti, Parti), Christoph.
1691
Er gilt als Stammvater der Familie und hat am 28. Mai
1683 den Bürgereid geleistet. Er scheint sich Bärtl ge-
nannt zu haben. Seine Nachkommen schreiben den
Namen bald mit B und bald mit P.
Bartl (Parti), Ignaz Christian. — Wien. Geb.
1732, t 27. Dez. 1819
Er legte am 31. März 1764 den Bürgereid als Lauten-
und Geigenmacher ab und erscheint in den Steuer-
büchern von 1765 — 1787. Violinen von ihm kommen
noch ziemlich häufig vor und sind reclit gut. Er hält sich
in den Umrissen an die Italiener, nur die Wölbung
nimmt er manchmal höher.
Geigenzettel : Abb. 32.
w
len.
Geb.
Bartl (Parti), Joseph Jakob.
1743, t I.Juni 1801
Sohn von Michael Andre P., dessen Werkstatt er 1 779
übernahm. In den Steuerbüchern kommt er bis 1787
vor; daß er jedoch noch länger gelebt hat, beweisen so-
wohl Arbeiten von ihm mit Jahreszahlen bis 1801, als
sein Totenschein. Seine Arbeit ist gut, hübsch Im Mo-
del! und in der mittelhohen Wölbung, nur der Lack ist
etwas zu dunkel.
Geigenzettel : Abb. 38.
Bartolini, M., Teilhaber einer am Ende des
19. Jahrhunderts in Rom bestehenden Gei-
genmacherfirma
Bartolotti, Giovanni. — 1894
Neuerer italienischer Geigenmacher ohne Eigenart.
Barton, Georg. — London. 1772. f um 1810
Das Gewerbemuseum in Markneukirchen besitzt von
ihm eine Geige ohne Mittelecken — es Ist dies der
älteste bisher bekannte Versuch, In dieser Art den Bau
der Geige zu verändern. Unschön in der Form und un-
richtig in der Mensur, besitzt das Instrument doch
einen schönen, wenn auch kleinen Ton. Auch ein John
Barton war 1786 noch tätig.
Geigenzettel : George Barton / Elllot Court / Old Bailey
1780 (gedruckt).
Bartsch, Alfred. — Münsterberg i. Schi.,
Dessau, Essen (Ruhr). Geb. am 6. Okt. 1868
in Münsterberg
Er erlernte In Markneukirchen bei Christian Tr.
Schaller den Geigenbau von 1883 — 1887 und besuchte
gleichzeitig die dortige Fachschule, wo er für sein Ge-
sellenstück ausgezeichnet wurde. Nachdem er kurze
Zeit in seiner Vaterstadt gearbeitet hatte, verlegte
er am 1. Mai 1890 seinen Wohnsitz nach Dessau,
arbeitete bis 1903 in verschiedenen ersten Werkstätten
und machte sich dann selbständig. Seine Arbeit ist
sorgfältig, und er erlangte sowohl Im Neubau wie in der
Wiederherstellung von Streichinstrumenten einen
guten Ruf.
Barttner, Michael. — Salzburg. 1524
Eine Arbeit von ihm befindet sich im städtischen Mu-
seum Carolino Augusteum im Salzburg.
Barzellini, Aegidius. — Cremona(?). 1670.
1700
Er nennt sich einen Schüler Amatis und ahmt auch die
Art der Amati nach. Schönes Holz, edler Ton, der
Boden ist flacher gewölbt als die Decke.
Geigenzettel : /Egidius Barzellini fecit / Ecolle .Amatius
Cremonen. 1680 (gedruckt).
Barzoni (Fran^ois). — (Chateau Thierry.)
Letztes Drittel des 1 9. Jahrhunderts
Geigen mit diesem Namen kamen mir nur in englischen
Verzeichnissen vor. Sie sollen nach Guarneri gebaut
sein, gelben Lack haben und durch niedrige Zargen
auffallen. Die Firma Beares Son in London verkauft
»Barzonl-Geigen« zu billlgen-Preisen.
Geigenzettel : Francjois Barzoni fecit anno 1 890 / Manu-
facture special de la Maison / Beare & fils ä Londres
(gedruckt).
Basi — Battaglia
33
Basi s. Bosi
Bassi, A. — Scandiano (Modena)
Unbedeutender Geigenmacher des 19. Jahrhunderts.
Bassiano. — Rom. 1666
Ein Lautenmacher, von dem sich in der Sammlung der
Gesellschaft der Musikfreunde in Wien eine Theorbe
befindet (Nr. 26).
Geigenzettel: Bassiano liuttaro in Roma
Bassot, Joseph. — Mlrecourt, Paris
Mirecourt vor 1740, f nach 1805
666 (gedr.).
Geb. in
Bastogi, Gaetano. — Llvorno. 1 8. Jahrhundert
Bei Vidal findet sich nur der Name. Lauten und Gi-
tarren von ihm sollen noch öfters vorkommen.
Batho, W.J. — 1886
Englischer Geigenmacher, der in der zweiten Hälfte
des 19. Jahrhunderts lebte und u. a. einige gute Bässe
gebaut hat.
Bati, Antonio. — Arezzo. 1691
In einer Theorbe fand sich dieser Name eingeschrieben.
Die Arbeit war nur von mäßigem Verdienst. Dagegen
ist mir ein Spinett und ein Klavizimbel von ihm bekannt
geworden, die beide nicht schlecht ausgesehen haben.
Er arbeitete bis 1774 in Mirecourt und ging dann nach
Paris. Vidal rechnet ihn zwar zu den guten Pariser ßatlazza, Antonio Maria
Geigenmachern aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrb.,
doch sehen seine Geigen so verschieden aus, sowohl
was die Arbeit, die Wahl des Holzes und des Lackes als
das Modell anbelangt, daß man zu der Annahme, er
habe Mirecourter Schachteln mit seinen Zetteln ver-
sehen, gezwungen wird. In seiner ersten Zeit, solange
er noch Quinze Vingts wohnte, zeigen seine Geigen
schlechtes Holz und einen schlechten gelben Lack, nur
die Einlagen, die oft aus Fischbein bestehen, sind
sauber. Später machte er zusehends Fortschritte oder
beschäftigte bessere Arbeiter, er wird sorgfältiger in
der Wahl des Holzes, arbeitet genauer und verwendet
einen besseren, meist roten Lack. Seme Werkstatt hatte
er 1788 nach der Rue Chabanais Nr. 1 verlegt. Seine
besten Geigen nähern sich der Art Lupots und können
als recht brauchbare Orchesterinstrumente gelten.
Nach Brunis Inventar besaß Berthier de Sanvigny ein Bäton II., Charles. — Paris. 1730 — 1750
-Malland. 1707
Selten vorkommender Geigenmacher der Mailänder
Schule.
Geigenzettel: Antonio Maria Batiazza /' fece in Milano
in Contrada / Larga 1 707 (gedruckt).
Bäton I . — Versailles (nicht Vincennes). 1716.
1732
In den Urkunden wird er stets »Luthier« genannt,
eigentlich war er aber ein Drehleiermacher, der auch
andere Instrumente, vielleicht sogar Geigen anfertigte.
Er wurde hauptsächlich dadurch bekannt, daß er seit
1716 alte Gitarren und seit 1719 auch Theorben in
Drehleiern (Viellen) umbaute, die er um zwei Töne
bereichert hatte.
Violoncello von ihm mit der frühen Jahreszahl 1761.
Geigenzettel : Abb. 55 und 64.
Basta, Johann. — Schönbach. 1885
Hauptsächlich Händler.
Bastia s. Mucchi
Bastiano (»Bastlano da Verona«). — Verona.
15. bis 16. Jahrhundert
Von ihm wird berichtet, daß er außer Lauten, Violen
und Lyren auch Flöten, Hörner, Monochorde, Psal-
terions, Harfen und Klavizimbeln usw. gebaut habe
und alles in vortrefflicher Weise. Erhalten ist jedoch
keine Arbeit seiner Hand.
Bastien, E. — Nancy. 1897. f 17. Dez.
1910
Ein Geigenmacher, der als Wiederhersteller alter Ar-
beiten geschätzt ward.
Bastien, Fran^ois. — Mirecourt. 1785. 1786
Von Jacquot erwähnter Geigenmacher.
Bastien, Nicolas. — Mirecourt. 1775. 1790
Er war Mitglied der Mirecourter Zunft.
Bastien, fils. — Brüssel. 1816
Die Jahreszahl ist nicht sicher lesbar. Snoeck besaß eine
Gitarre von ihm.
V. Lütg'endorff, Geigen- und Lautenmacher. Bd. II
Sohn von Bäton I. Er siedelte von Versailles nach Paris
über und wohnte Quai des Orf evres. Auch er verbesserte
die Bauernleier (Vielle) und bereicherte sie um drei
Töne.
Batow, Ivan Andrewitsch. — Um 1780
Einer der ältesten russischen Geigenbauer. Er war
Leibeigener des Grafen Scheremetjew und soll an
mehreren Orten in Rußland gearbeitet haben. Bei wem
er gelernt hat, ist nicht bekannt. Seine Geigen gehen
auf ein Guarnerimodell zurück, weichen aber doch so
sehr von dem Original ab, daß sich die in russischen
Büchern vorkommenden Erzählungen, seine Geigen
sähen denen Guarneris zum Verwechseln ähnlich und
würden auch wirklich oft mit ihnen verwechselt, von
vornherein als hinfällig erweisen. Seine Arbeit war sehr
sauber, nur die Ränder lassen zu wünschen übrig. Sein
Spirituslack war nicht schlecht. Er baute Violinen,
Violoncelli, Gitarren und Balalaiken. Sein Zettel findet
sich häufig in Instrumenten, die unzweifelhaft vogt-
ländischen Ursprungs sind. Spätere Händler scheinen
da Mißbrauch mit seinem Namen getrieben zu haben.
Battaglia, Antonio. — Malland. 1757. 1766
Ein Lautenmacher, der hauptsächlich cimbalartige In-
strumente gebaut hat. Von seiner Hand befindet sich
ein Hackbrett in Berlin in der staadichen Sammlung
und ein Tympanon in der Sammlung Snoeck, ferner
ein Psalterium im Mailänder Konservatorium mit dem
Zettel: Antonio Battaglia / Fabbricatore de Salterj /
nella Stretta del Mangano / vicino a S. Maria Segreta /
3
34
Battani
Bäuml
aumler
in Milano 1757/ * F * S *. In einem zweiten Psalterium
mit unausgefüllter Jahreszahl erscheint der Name
»Batalia« geschrieben.
Geigenzettel : Antonio Battaglia / Fece nell'anno 1 766. ,
Nella stretta de) Mangano / Dirimpetto a Santa
Maria. Secreta , Vicino al Cordusio / in Milano / f
(gedruckt).
Battani, Antonio. — Frassinoro. 19. Jahrh.
Ein Geigenmacher und Reparateur, der sich später
mehr dem Orgelbau zuwandte. (Valdrighi 240.)
Foligno. 1884. Später
Battioni, Alberto.
Ferrara
Sohn und Schüler von Marc Antonio B. Seme Geigen
und Gitarren erinnern an französische Vorbilder.
Battista s. Bressano
Baud (Baude). — Versailles. 1796. 1810
(Valdnghi 246.) Wenig bekannt. Der Name ist vielleicht
verstümmelt überliefert.
Baudis, Wenceslaus. 1 780
In W. Heyers Musikhistonschem Museum in Köln be-
findet sich unter Nr. 842 eine Viola d'amore mit der
Inschrift »Sidvab Svalsecnew Fecit .Anno 1780«. Nach
rückwärts gelesen gibt diese Inschrift den Namen Wen-
ceslaus Baudis. Am besten an dieser Liebesgeige sind
die Schnitzereien am Wirbclkasten.
Bauer, Albin Paul. — Dresden. Geb. 1866 in
Oschatz (Sachsen)
Sohn von Carl Ant. B., Schüler von Gust. Roth in
Markneukirchen. Durch den Tod des Vaters war er
frühzeitig gezwungen, dessen Geschäft zu übernehmen,
das er wesentlich zu vergrößern suchte. In seiner Werk-
statt werden gute Bässe hergestellt, deren Modelle ziem-
lich verschieden sind, da Bauer nach Verbesserungen
sucht. Am Wirbelkasten bringt er gerne die Porträt-
köpfe von berühmten Tonkünstlern an.
Geigenzettel: Gef. von P.A. Bauer / Inh. der Firma
C. A. Bauer / Dresden 1892 (gedruckt).
Bauer, Anton. — Linz a. D. — Eröffnete 1884
seine Werkstatt
Ein Saiteninstrumentenmacher, der auf der Linzer
Kunst- und Gewerbeausstellung 1887 eine kleine sil-
berne Medaille für Zithern und Geigen erhielt.
Bauer, Carl Anton. — Dresden. Geb. 1835 zu
Untermarxgrün bei Ölsnitz, f 1884
Er soll bei einem Meister in Karlsfeld von 1849 — 1852
gelernt haben und begründete später in Dresden sein
Geschäft. Seine Bässe zeigen eine auffällige abschüssige
Form, die ein leichteres Greifen in den oberen Lagen
ermöglichen soll. Seine Violoncelli sind schwer, haben
einen zu kurzen Hals und meist einen näselnden
Ton.
Gelgenzettel : Carl Anton Bauer / Dresden-N. 1 89 (ge-
druckt).
Bauer, Christian Friedrich. — Klingenthal . 1 782
Wahrscheinlich ein Eingewanderter, der 1782 im Kassa-
buch der Geigenmachennnung als Meister genannt
wird. Außer Violinen kommen auch Liebesgeigen von
ihm vor.
Geigenzettel: Christian Friedrich Bauer / Cremonalis
baviebat (gedruckt). — Christian Friedrich Bauer / Er-
funden von Jacob Stainer in Absam (geschrieben).
Bauer & Dürrschmidt. — Markneukirchen
Geigenfirma der Gegenwart.
Bauer, Joseph. — Ergoldsbach b. Landshut
(Bayern)
Guter Geigenbauer der Gegenwart.
Baulain. — Laval. 1900
Streichinstrumentenmacher und -händler der Gegen-
wart.
Baumann, Heinrich. — Stein-Zehrowitz bei
Kladno (Böhmen). Geb. 12. März 1853 in
Rokycan
Sohn eines aus Graslitz stammenden Med. -Doktors,
studierte am Polytechnischen Institut in Prag Ma-
schinen- und Straßenbau und wurde 1875 zum Lehrer
an der Fachschule in Stein-Zehrowitz ernannt; er be-
schäftigte sich mit Geigenforschungen und gab in
böhmischer Sprache bei J. Scholz in Kladno ein Buch
»Cremona« (mit Atlas)'^) heraus. Er hat als Liebhaber
Geigen nach Stradivari und Guarneri del Gesü kopiert,
zuletzt auch Bässe gebaut.
Geigenzettel: Genau nach Ant. Stradivarius gemacht /
von Heinrich Baumann, / anno 1 89 . . . (gedruckt).
Baumeester s. Boumeester
Baumeister. — Liebenwalde. 1816
Wahrscheinlich ein Dilettant, der Geigen geflickt hat.
Ein Orgelbauer F. Baumeister, dessen Wohnsitz ich
noch nicht ermitteln konnte, hat sich schon um 1780
als Geigenreparateur betätigt.
Geigenzettel: Baumeister / Liebenwalde d. 12. July /
1816 (geschrieben).
Baumgartner, Fritz. — Basel. 1920. Geb. 1891
in Liestal (Baselland)
Ein junger, talentvoller Geigenmacher, der gutklingende
Instrumente baut. Er hat auch eine sinnreich erdachte,
dabei sehr einfache Zargenbiegmaschine erfunden, die
sich gut bewährt.
Geigenzettel: F. Baumgartner, Basel / fecit anno 19 . .
(gedruckt).
Bäumler, Christoph. — Crawmkel. Geb.
19. Okt. 1820, t 1879
Er baute Geigen und war ein nicht ungeschickter In-
strumentenmacher.
^) Hier sind die Kurven der Härtegrade von Decke und
Boden, die nach seiner Theorie nicht gleich sein dürfen,
genau angegeben (22 Tafeln).
Baur — Bazin
35
Baur, Adolf. — Stuttgart. Geb. um 1840,
t 1873
Sohn und Schüler von Martin B., dessen Geschäft er
1870 übernahm, aber nur drei Jahre weiterführen
konnte, da er frühzeitig starb. Er hat eine Zeitlang bei
J. B. Vuillaume gearbeitet und dort besonders das
Imitieren alter Instrumente erlernt. Er war ein sehr ge-
schickter Geigenmacher, seine Arbeiten unterscheiden
sich oft nur im Lack von denen Vuillaumes. Leider aber
hat er das Holz gebacken (künstlich gedörrt), weshalb
seine Geigen in kurzer Zeit im Ton außerordentlich
zurückgingen. Auch senkte sich häufig der Hals wegen
der Kraftlosigkeit des Holzes. Eine ganz vorzüglich
nach Jos. Guarneri imitierte Violine von ihm (eine
Kopie der Prof. Singerschen Vuillaume-Gelge) besitzt
die Stuttgarter Hofkapelle. Leider hat auch diese ge-
backenes Holz. Seine Witwe verkaufte das Geschäft an
A. Sprenger.
Geigenzettel: Abb. 93.
Baur, Charles AI. — Tour, Dep. Savole. 1789
1810
Auch er gehörte zu den unglücklichen Erfindern, die
im Abweichen von den Formen der klassischen Meister
zu Mißerfolgen kommen müssen.
Baur, Martin. — Stuttgart. Geb. 10. Okt. 1793
zu Windratzhofen (O.-A.Leutkirch in Würt-
temberg), t um 1875
In seinem 18. Jahre kam er nach Stuttgart zum Militär
und wurde dort der Musik als Trompeter zugeteilt. Er
zeigte schon damals so viel Interesse und Talent für die
Wiederinstandsetzung gebrauchter Instrumente, daß
König Wilhelm I. auf ihn aufmerksam wurde und ihn
1823 auf ein Jahr zu Thumhardt nach München in die
Lehre schickte. Im Jahre 1824 zurückgekehrt, gründete
er das erste Instrumentengeschäft in Stuttgart, wo seit
langen Jahren kein Gelgenmacher mehr ansässig war.
Er fand sofort als Reparateur, namentlich für das Hof-
theater, ausreichende Beschäftigung und verlegte sich
später auch auf den Neubau von Geigen, die er mit
Sorgfalt ausführte und die u. a. Molique für die besten
neuen Geigen seiner Zeit erklärte. Auch gute Bogen
gingen aus seiner Hand hervor. Im Jahre 1870 über-
nahm sein talentvoller Sohn Adolf das Geschäft, von
dem es 1873 auf A. Sprenger überging. Martin Baur
arbeitete von 1870 an erst noch für seinen Sohn und
dann bis zu seinem Tode mit Sprenger zusammen.
Geigenzettel: Martin Baur, kgl. Hofinstrumen- / ten-
macher in Stuttgart, (gedruckt) und .\bb. 91.
Bausch, Ludwig Christ. Aug. — Dresden,
Dessau, Leipzig und Wiesbaden. Geb.
15. Jan. 1805 zu Naumburg a. S., f 26. Mai
1871 zu Leipzig
Schüler von J. B. Fritzsche in Dresden, bei dem er von
1818—1822 lernte. Hauptsächlich als Bogenmacher be-
rühmt, ließ er sich zuerst in Dresden, später in Dessau
nieder, ging 1839 nach Leipzig und am 1. November
'861 nach Wiesbaden, wo er Herzoglich Nassauischer
Hof Instrumentenmacher wurde, und kehrte 1863 nach
Leipzig zurück. Seine Bogen sowohl als seine Stege
werden noch heute als mustergültig nachgeahmt; er
wurde gerne der deutsche »Tourte« genannt. Seine
Bogen tragen auf der Stange unter dem Frosch den
Blindstempel »Bausch Leipzig«'. Von großem Vorteil
war es für ihn, daß L. Spohr ihm mit gutem Rat an die
Hand ging. Da er in Leipzig nicht genügenden Absatz
fand, ging er In seinen jüngeren Jahren oft auf Reisen,
die ihn bis nach St. Petersburg führten. Er hatte zwei
Söhne. Geigen von ihm kommen noch häufig vor, auch
hat er sehr gute Gitarren gemacht. Eine mit großer
Sorgfalt ausgeführte sog. Terzgitarre vom Jahre 1825
mit zierlichen schwarzen Auflagen auf der Decke,
Rand und Schalloch mit Perlmutter und Ebenholz ver-
ziert, besitzt Fritz Wildhagen in Haiensee. Der Hals ist
mit Ebenholz und Elfenbein schachbrettartig ausgelegt.
Geigenzettel : Ludewig Bausch / in Neustadt Dresden /
Ao 1820 / No. 6 (geschrieben).
Bausch, Ludwig d.J. — Leipzig. Geb. 10. Nov.
1829 zu Dessau, f 7. April 1871 zu Pabstdorf
(bei Königstein)
Sohn und Schüler von Ludwig Chr. A. B. Hauptsäch-
lich Gelgenmacher. Nach beendigter Lehrzelt ging er
nach New York; nach seiner Rückkehr machte er sich in
Leipzig selbständig, trat aber 1860 in das väterliche
Geschäft, das nun die Firma »Ludw. Bausch & Sohn«
führte, ein. Nach seinem Tode trat sein Bruder Otto an
seine Stelle.
Geigenzettel: Ludovicus Bausch filius / feclt Lipsiae
anno 1860 [Monogramm im Doppelkreis] (gedruckt),
Bausch, Otto B. — Leipzig. Geb. 6. Aug. 1841
zu Leipzig, t 30. Dez. 1875
Jüngerer Sohn und Nachfolger von Ludw. Bausch &
Sohn, Schüler von Vauchel. Er übernahm 1871 nach
dem. Tode von Vater und Bruder das Geschäft, das nach
seinem Tode auf Adolf Paulus, der seit 1860 Mit-
arbeiter der Familie Bausch war, überging. Seine Arbeit
steht hinter der seines Vaters und Bruders zurück. Der
gleichnamige Sohn von Adolf Paulus setzte das Ge-
schäft unter der alten Firma »Ludw. Bausch & Sohn «
bis 1 908 fort und löste es auf, als er nach Berlin über-
siedelte.
Geigenzettel: Otto Bausch, filius Ludovlci sen; , et
f rater Ludovicl jun: / feclt Lipsiae Ao. 1873 [Kreuz
mit Initialen im Doppelkreis] (gedruckt).
Bazelaire, Joseph. — Mlrecourt. Geb. um
1728, lebte noch 1789
Wenig bekannter Geigenmacher. Ein anderer Bazelaire
lebte um 1785 in Versailles.
BazIn, Gustave. — Mlrecourt. Geb. 24. Mai
1871
Sein Vater Charles B. hatte eine seit 1836 bestehende
Bogenfabrik; Gustave, der Schüler von Darte- Vuil-
laume, Laurent und CoUin-Mezin war, fügte ihr eine
Geigenwerkstatt hinzu. Sein 1881 geborener Bruder
Louis ist, wie der Vater, ausschließlich Bogenmacher.
3*
36
Beare
ieer
Beare, Goodwln & Co. — London. 1 898. 1 900
Mit einer Geigenbauwerkstatt verbundene bekannte
Handlung mit alten Instrumenten.
Beaulieu, Nicolas. — Mirecourt. 1780
Nur von Jacquot erwähnt.
Bechardini s. Rechardini
Bechonnet, Joseph. — Effiat. Geb. 3. Febr.
1820, t 10. März 1900
Er soll auch einige Geigen gebaut haben, berühmt
wurde er aber als trefflicher Bauernleiermacher.
Bechstein, Friedrich. — (Kassel?) 1834
Ein Instrumentenmacher, der auch Streichinstrumente
repariert hat.
Bechstein, Heinrich. — (Kassel?) 1865
Er arbeitete mit Hermann Vogt zusammen und repa-
rierte auch Streichmstrumente.
Beck (Otto); genannt Adolf. — Düsseldorf.
Geb. 15. Febr. 1891 zu Burg in Dith-
marschen
Schüler und Schwiegersohn von J. H. Schult in Lübeck.
Er besuchte das Johanneum in Lübeck, das er im Jahre
1906 mit der Berechtigung zum Einj.-Freiwilligen-
dienst verließ, wollte sich zunächst dem Justizdienste
widmen und legte dann auch sein Gerichtssekretär-
Examen ab. Seine Neigung gehörte jedoch längst dem
Geigenbau, und so trat er bei J.H. Schult in die Lehre,
wo er sich bald durch Begabung und Geschicklichkeit
auszeichnete. Im Jahre 1916 legte er in Hamburg seine
Meisterprüfung ab und machte sich darauf in Düssel-
dorf selbständig. Er ist ein sehr tüchtiger, sorgfältig
arbeitender Geigenbauer, der sich durch vorzügliche
Arbeiten schnell einen ausgezeichneten Ruf verdiente.
Beck, Max. — Bern. 1896, f 1898
Ein hoffnungsvoller Schweizer Geigenmacher, der 1 896
Methfessels Nachfolger wurde, aber schon zwei Jahre
später starb.
Beck, Vincenz. — Glatz. Geb. um 1804 in
Wölfeisdorf, t nach 1860
Er soll bei einem Hoff mann gelernt haben, wurde im
Jahre 1853 Bürger zu Glatz und besaß dort das Haus
Nr. 422,9. Er betrieb die Geigenmacherei beinahe
fabrikmäßig, wobei seine neun Töchter und drei Söhne
seine Gehilfen waren.
Becker. — London. Um 1800
Ein aus Hessen eingewanderter Instrumentenmacher,
dessen Gitarren (Lyragitarren) seinerzeit geschätzt
waren, der sich aber namentlich als Verbesserer der
Harfe einen Namen machte.
gleichzeitig als Cellist ausgebildet. Er >>erfand« eine so-
genannte »elegante Violine«, d. h. eine in allen Teilen
reich verzierte und eingelegte Geige, die recht gut aus-
sehen soll.
Beckett, John. — Faversham
Seine Violinen sind gut gearbeitet, ohne durch Eigen-
art aufzufallen.
Beckman, Svend. — Stockholm, f um 1761
Er erhielt am 20. Oktober 1741 das Privilegium als
Musikinstrumentenmacher und wurde im Jahre 1756
sogar Hofinstrumentenmacher, obwohl er kein Künstler
in seinem Fache war. Seine Geigen sind von roher
Arbeit; besser sind seine l-auten, die häufiger vor-
kommen. Eine solche mit einem Rokokoornament be-
fand sich in der Sammlung Hammer in Stockholm. Em
Violoncello von ihm. besitzt das Musikhistorische Mu-
seum in Stockholm. Auf seinen Zetteln erscheint sein
Vorname in verschiedener Schreibweise, den er üb-
rigens auf seiner Brandmarke fehlen ließ.
Geigenzettel : Sveno Beckman / i Stockholm, Anno
1 757 (gedruckt).
Bsdler s. Gedler
Beer, Andreas, s. Bär
Beer, Anton. — Bärnau (Oberpfalz). Geb.
1764, t 1836 in Bärnau
Sohn und Schüler von Ignatius B. und diesem in der
Arbeit ähnlich, aber weniger sorgfältig. Sein im Jahre
1895 gestorbener Sohn Adam Jakob B. soll auch ge-
lernter Geigenmacher gewesen sein.
Beer, Gabriel. — Iglau. 1875
Musikinstrumentenmacher, um 1885 hieß die Firma
Gabr. Beer Söhne.
Beer, Jan de. — Amsterdam. 17./18. Jahrh.
Im Brüsseler Museum befindet sich eine Taschengeige
mit diesem Namen, der mir sonst noch nicht begegnet
ist.
Beer (Ber), Ignatius. — Bärnau (Oberpfalz).
Geb. 1719, t am 20. Juli 1807 in Bärnau
Sohn und wohl auch Schüler des Joh. Mich. Beer. Er
scheint mit seinem Vater in Bärnau eingewandert zu
sein. Sein Geburtsort geht auch nicht aus seiner Trau-
ungsurkunde vom 19. November 1754 (mit Maria
Johanna Schwendner) hervor. Im Kirchenbuch wird er
stets als civis et chelium artifex (oder confector) be-
zeichnet. In seiner Arbeit ist er den Halleiner Meistern
nahe verwandt. Gutes Deckenholz, Birnbaumschnecke,
weite F-Löcher und unscheinbarer Lack, aber ziemlich
guter Ton kennzeichnen seine Geigen. Die Einlagen
fehlen gewöhnlich.
Geigenzettel : Ignatij Ber / Instrumen-/ talischer Violin-
Macher / in Bernau 1 782 (gedruckt).
Becker, Wilhelm. — Adorf i.V. 1900. 1902 Beer, Ignaz. — Brunn. 1897
Ein Neffe Professor Reinhold Beckers in Dresden. Die Ein Saitenspinner, der 1897 Jakob Klem.ents Geschäft
Geigenmacherei erlernte er in seiner Heimat und wurde übernahm.
Beer — Bellosio
37
Beer, Johann Georg. — Bärnau (Oberpfalz),
Breslau. Geb. 1758, f 1829 in Bärnau
Altester Sohn und Schüler von Ign. B., dem er sehr
nahe kommt. Er scheint nur kurze Zeit in Breslau an-
sässig gewesen zu sem und kommt m den Akten des
Breslauer Stadtarchivs nicht vor.
Geigenzettel : Abb. 88.
Beer (Ber), Johann Michael. — Bärnau (Ober-
pfalz). 1754
Der Stammvater der Bämauer Gelgenmacherfam'lie.
Er war Bürger und Geigenmacher (»chely'fex«) in
Bärnau, wo er jedoch nicht geboren zu sein scheint.
Wahrscheinlich kehrte er in seinen alten Tagen m
seinen Heimatsort zurück, da auch sem Tod in den
Bämauer Kirchenbüchern nicht verzeichnet ist.
Beerselmann, Friedrich. — ?. 1 624 oder 1 674( ?)
Diesen Namen fand ich bisher nur in emer Poche im
Germanischen Nationalmuseum zu Nürnberg.
Geigenzettel: Friedericus Beerselmann / 1624
(od. 1674) (gedruckt).
Behrmann, Fried. Aug. — Gotha. 1810
In einer Violine von guter .-Xrbeit, gutem Holz, flachem
Modell und breitem Ton fand sich dieser Name. Behr-
mann scheint nur vorübergehend in Gotha ansässig ge-
wesen zu sein.
Beichtner (richtiger: Veichtner), Johann. —
Regensburg. 1603
Eine Laute von ihm war 1883 im Leipziger Krystall-
palast ausgestellt; eine Bratsche von ihm besitzt Ge-
heimrat Immanuel Hoffmann in Berlin.
Beick (Back?), Heinrich? — Niederlangenau
(welches?). 1840
Eine braungelb lackierte Geige, in der Arbeit ähnlich
wie die Neumärkers in Schöneck, trägt den schlecht
leserlichen Zettel : HinnchBäck Instrumenten-, macher
Niederlangenau 1840 (geschrieben).
Bela s. Szepessy
Belacqua (Bivelacqua). — Florenz. 13. Jahrh.
Ein Freund Dantes, der ihm im Purgatorio IV, Vers 106
bis 1 36 einige Terzinen widmet. Er war nach Benvenuto
d'Imola ein Meister in der Verfertigung von Zithern
und Lauten und verstand es vortrefflich, deren Hälse
und Wirbelkästen mit kunstreichem Schnitzwerk zu
versehen; auch war er selbst ein tüchtiger Musiker.
Beiami, Paolo. — Paris. Um 1612
Wahrscheinlich Italiener, ein seinerzeit sehr geschätzter
Lautenmacher. »Belami wohnte« — wie Baron schreibt
(1727) — »in Paris und hat sich daselbst mit seiner
Arbeit einen unsterblichen Ruhm erworben und flo-
rierte um das Jahr 1612.«
Belawski, B. G. — Warschau. 1886
Wurde mir nur durch einen Reparaturzettel bekannt.
Geigenzettel : B. G. Belawski Warschau / reperowac
Anno 1 886 (geschrieben).
Belcioni, Antonio di Stefano. — ? 1673
Von Valdnghi (264) erwähnter italienischer Geigen-
macher, von dem ich weder Wohnort noch Arbeiten
erfragen konnte.
Beledin, Albert-Jules-Louis. — Nantes. Geb.
um 1829, tum 1895
Er war als Geigenmacher nicht ungeschickt und hatte
auch eine Musikinstrumentenhandlung. Sein Geschäft
besteht noch heute unter der Firma Beledin fils in
der Passage Pommeraye.
Bellanger. — Caen. 1837
Schüler von Guill. Le Breton, dem er in seiner Arbeit
nahesteht.
BelleviUe. — Paris. 1823
Ein Dilettant, Erfinder einer Geige von neuer, aber
wenig ansprechender Form im Museum des Pariser
Konservatoriums. (Nr. 35.)
Geigenzettel : fait par Belleville / amateur a paris / en
1823 (geschrieben, in der Mitte ein Lamm gez.).
Beloe, W. L. - Coldstream. Geb. 1819, f 1897
in Coldstream
Ein in vielen Kunstfertigkeiten gewandter Mann. Er
hat mehrere hundert Geigen gemacht, als sein Meister-
stück betrachtete er eine Kopie der »Messias« vonStra-
divari, die er nur nach dem Augenmaß machen mußte,
da der Eigentümer sie ihm nicht anvertrauen wollte.
Arbeit und Lack sind sehr lobenswert.
Geigenzettel : Made by / W. L. Beloe / Coldstream /
1 886 (geschrieben).
Bellon, J.F. — Paris. 1828. 1832
Ein Geigenmacher, von dem man nur weiß daß er
einen Dämpfer für das Violoncello erfunden hat, der
mit dem Fuße zur Anwendung gebracht werden konnte.
Bellone, Pietro Antonio, genannt il Pesco-
rino. — Mailand. 1691. 1694
Er hatte den heiligen Antonius von Padua zum Laden-
schild, ist übrigens wenig bekannt, was aber nicht
hindert, daß sein Zettel nachgeahmt und in Geigen
geklebt wird, die gewiß nicht in Italien entstanden sind.
Geigenzettel: Abb. 81.
BeirOrsi, Michel Angelo. — Turin. 1681
Ist mir nur durch seinen Zettel bekannt geworden, und
diesen halte ich nicht für einwandfrei. Der Name heißt
vielleicht richtiger Dell'Orsi?
Geigenzettel : Michel .Angelo Be'l'Orsi Fece in Torino/
l'anno 1681 (gedruckt).
Bellosio, Anselmo. — Venedig. Geb. nach
1715. 1789
Wahrscheinlich ein Sohn von Giovanni Bell, und
Schüler von Serafino Santo. Wenn er seinem Meister
auch nicht gleichkam, so war er doch einer der besseren
Geigenbauer seiner Zeit und stand in hohem Ansehen
so daß seine Schüler (Marc. .Ant. Cerin, Pietro Val
38
Bellcsio — Ber
Novelle u. a.) in ihren Zetteln sich stets zu ihrer Emp-
fehlung auf ihn beriefen. Seine Geigen klingen gut,
wenn ihnen auch oft besseres Holz und schönerer Lack
zu wünschen wäre.
Geigenzettel : Anselmus Bellosius Fecit / Venetiis 1 783
(gedruckt) und Abb. 54.
Bellosio, Giovanni. — Venedig. 1735
Angeblich ein Schüler von Montagnana. Es gelang mir
jedoch nicht, irgendeine glaubwürdige Arbeit von ihm
zu erfragen; auch der Zettel mit seinem Namen, den
ich zu sehen bekam, war eine durch Steindruck her-
gestellte Fälschung. .\uffällig ist ferner, daß die im
Handel vorkommenden ihm zugeschriebenen Geigen
fast immer die Jahreszahl 1735 tragen.
Beltrami, Giuseppe. — Vescovato bei Cre-
mona. 1870. 1881
Als Geigenmacher eigentlich nur Laie. Er trieb aber
gründliche Studien und besaß gute theoretische Kennt-
nisse, so daß seine Arbeiten immerhin einigen Wert be-
sitzen.
Belluominl, Maurizio, war im 19. Jahrhundert
in Pisa tätig
Belviglieri (Bilveglieri), Gregorio. — Bologna.
1742. 1772
Nicht ungeschickt, am besten sind seme Bratschen.
Geigenzettel: Gregorius Bilvegheri fecit / Bolognmae,
villa Bononiae, ' m: jan: an: 1772 (geschrieben).
Ben den Chaus s. Benedikt Tentzel
Bendini, Giambattlsta. — ? 1668
Ein von Valdrighi (277) ohne Quellenangabe erwähnter
Meister, der sonst nicht bekannt ist.
Benecke, S. — Stockholm. 1802
Mittelmäßiger Geigenmacher des 1 9. Jahrhunderts.
Am besten gelangen ihm noch Violoncelli und Bässe.
Benedetti, Giuseppe. — Piacenza. Nach 1700
Man kann ihn nach den Geigen und Violen, die seinen
Namen tragen, nicht für einen besonderen Künstler
halten.
Benedict, Jose. — Cadix. 1667. 1744
Besserer spanischer Lautenmacher.
Geigenzettel : Compuesto en Cadix p. / Jose Benedict /
ano de! 1738 (gedruckt).
Benedicti, Donato de. — Cremona. 1679
Er wird zwar mehrfach erwähnt, doch sind mir Arbeiten
von ihm nicht bekannt geworden. Es steht auch noch
nicht fest, zu welcher Familie er eigentlich gehört.
Benettlni. — Mailand. 1868
Wenig hervorragender Geigenmacher, doch hat er
einige gute Bässe gebaut.
Benito, A. J. Antoni. — Mailand (?). 1664
Name und Ort sind zweifelhaft. Eine Kniegeige aus der
Sammlung Scheurleer (mit Schildpatt eingelegt und
einem Löwenköpfchen am Wirbelkasten) soll den
nebenstehenden Zettel tragen, der offenbar schlecht
gelesen — oder gefälscht ist.
Geigenzettel: A. J. Antoni Benito / Milaan 1664 (ge-
druckt).
Benoit. — Düsseldorf. 1802
Ein französischer Geigenmacher, der wohl nur vorüber-
gehend in Düsseldorf gearbeitet hat. In einer mitte!
mäßig gearbeiteten Violine bezeichnet er sich »Luthi'
de Paris«.
Benolt, Eugene. — Brüssel. 1754. 1758
Ziemlich gute Arbeit, französische Schule. Die Holz-
wahl ist jedoch nicht sorgfältig, auch der rotbraune Lack
läßt zu wünschen übrig.
Geigenzettel : Eugene Benoit / Bruxelles 1 754 (gedr.).
Benozzatl, Girolamo. — (Venedig.) 1899
Schüler von Eugenio Degani, bei dem er zwei Jahre
lang lernte.
Bensande, Alfred Dr. — Lissabon. 1905
Er ist Professor am Lissaboner Handels- und Industrie-
institut und beschäftigt sich aus Liebhaberei mit dem
Geigenmachen.
Bentl (nicht Beute), Matteo. — Brescia. Geb.
1580, t nach 1637
Er war nach einer im. Brescianer Archiv aufbewahrten
Urkunde vom 23. März 1637 Sohn des Giovanni Benti,
wohnte in der Contrada di S. Antonio »con esercizio di
far eitere ed altri istrumenti« und war damals 57 Jahre
alt. Seine um 1 1 Jahre jüngere Frau hieß Chiara Dea.
Man hat sich erst in neuerer Zeit wieder mit ihm be-
schäftigt, und noch in Fcnarohs Dizionario degli artisti
Bresciani fehlt sein Name gänzlich. In den Urkunden
heißt es von ihm »che fa Cithere et altri instrumenti«,
und auch Fetis weiß von einer schönen Laute von ihm
zu erzählen. Nach verschiedenen, nicht immer ver-
läßlichen Nachrichten kennt man eine Geige von ihm
aus dem Jahre 1601 , auch Spinette und Cimbalone soll
er gebaut haben. Sein Geigenmodell soll, wie behauptet
wird, groß, die Wölbung ziemlich hoch und der Lack
dunkelbraun gewesen sein. Willy Burmeister besaß eine
Violine mit Bentis Namen. Miß Gardener besaß gleich-
falls eine ihm zugeschriebene Violine, die Dr. Th. L.
Phipson beschrieb, wobei er allerdings angibt, sie sei
um 1 580 — also im Geburtsjahr Bentis — gebaut. Eine
ähnliche Geige mit der ausgeschriebenen gleichen un-
möglichen Jahreszahl rühmte sich Ole Bull zu besitzen.
Geigenzettel : Matteo Benti / fecit Bresiae 1601 (gedr.).
Benvenutl, Paolo. — B. S. Lorenzo in Nugello.
18. Jahrhundert
Von Valdrighi (3672) erwähnt, sonst nicht bekannt. Ein
Benvenuti ist jetzt Teilhaber einer Geigenmacherfirma
in Pisa.
Benze, Ignaz, s. Penze
Ber, s. Bertolt
Ber, Ignatius, s. Beer
Berati — Bergmann
39
Berati. — Imola (Prov. Bologna). 18. Jahrh.
Vidal erwähnt ihn zwar, doch war m Imola selbst über
einen Meister dieses Namens nicht das geringste zu
erfahren; Arbeiten von ihm lassen sich ebensowenig
nachweisen.
Berera, Giov. Antonio. — Trient. 1771
Einige mittelmäßige Geigen, die nicht viel Italienisches
an sich haben, tragen diesen Namen.
Beretta, Felice. — Como. 1760. 1789
Er nennt sich einen Schüler von Giuseppe Guadagnini,
dem er aber nicht viel Ehre macht. Ohne Sorgfalt in der
Wahl des Holzes. Gelber Lack.
Geigenzettel : Abb. 56.
Berg, G. E. — Kopenhagen, f um 1900
Dänischer Streichinstrumentenmacher, dessen Werk-
statt auf den Geigenmacher Rosenvald überging. Er
wohnte erst Reventlowsgade, dann Klosterstraede 10.
Berg, Olof. — Königsberg. 1835. 1836
Ein schwedisch-norwegischer Konsul, der allerlei neue
Erfindungen die er machte, an Geigen anbringen ließ.
Er selbst machte nichts und ließ seine Ideen meist in
Schönbach ausführen. Daß er mit seinen Erfindungen
keinen Erfolg erzielte, sei nur nebenbei erwähnt.
Bergbom, C. — ? 18. Jahrhundert
Besserer schwedischer Geigenbauer, der nach Stainer
arbeitete.
Berge. — Toulouse. 1760. 1771
Ein Lautenmacher, der bisher nur durch die Inschrift
seiner interessanten »vielles orgamsees* im Museum
des Konservatoriums zu Paris bekannt geworden ist.
Geigenzettel : Berge, ä Toulouse 1 77 1 (gedruckt).
Berger. — Gent. 1823
Ein wenig bekannter Geigenmacher, von dem Snoeck
eine Violine besaß.
Berger, C. D. — Schwerin.
Mittelmäßiger Reparateur.
1835
Berger, Horst. — Hamburg. Geb. 14. Nov.
1893 in Kiel
Sohn eines Kapitäns zur See. besuchte er das Gym-
nasium seiner Vaterstadt, kam dann nach Hamburg in
die Kaufmannslehre, war eine Zeitlang in Südamerika
tätig und wurde durch ein Konzert Vecseys veranlaßt,
sich mit größtem Eifer auf das Violinspiel zu verlegen,
worin er es durch angestrengten Fleiß zu anerkennens-
werter Fertigkeit brachte. Durch seine Beziehungen zu
Geigenmachern, namentlich zu dem trefflichen Aug.
Diehl wurde er auch angeregt, sich mit dem Geigenbau
zu beschäftigen und hatte auch hierin so viel Erfolg,
daß er seinen Kaufmannsberuf mit seiner Vorliebe für
die Geige verband und eine Geigenhandlung eröffnete.
In der wenigen freien Zeit, die ihm übrig bleibt, baut
und repariert er Geigen und verwendet einen guten
OUack eigener Zusammenstellung.
Berger, Johannes. — Landshut. Geb. um 1655
Seit der Auflösung der herzoglichen Hofhaltung auf der
Trausnitz (1579) war es mit der Musik in Landshut
schwach bestellt. Es kommen nur mehr die »Stadt-
Singer« mit ihren religiösen Schau- und Singspielen
und die »Stadt- Instrumentisten« vor, die letzteren be-
standen aus drei Pfeifern und einem »Pusauner«. In-
folge der Drangsale des 30]ährigen Krieges und seiner
Nachwehen hatten die Stadtväter weder Geld noch
Herz für die Musik, selbst die Pfeifer verstummten und
wurden aus den Stadtkammerrechnungen gestrichen^).
Erst in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts scheinen
sich die Musikverhältnisse wieder gebessert zu haben,
denn nun ließen sich wieder Geigen- und Lautenmacher
hier nieder, und unter diesen wird noch 1726 Berger,
wohl der Lehrmeister Fischers, genannt. Im Lands-
huter Museum befindet sich ein Miniaturbildnis auf
Pergament, den »Geigenmacher Joannes berger« dar-
stellend; in der Sammlung des dortigen historischen
Kreisvereins ist auch eine Nonnengeige mit dem Zettel
J. B. Landsh. / a. 0° 168 . . (gedruckt) zu finden, die
wahrscheinlich von ihm herrührt.
Berger, Lorenz. — Landshut. 1759. 1807
Sohn (?) und Schüler des Jobs. Berger, wurde 1 759 als
»Stadthauboist« aufgenommen und machte seitdem,
wie der Landshuter Gewerbekataster von 1807 sagt:
sämtliche Instrumente wie sein Vater. Sem Geschäft
ging 1808 auf Franz Kriner über, der Bergers Witwe
Gertraud heiratete.
Berger, Max. — Markneukirchen. Geb. 1869
in Markneukirchen
Schüler von H. Th. Heberlein jun. Nach einer neun-
jährigen Lehr- und Wanderzeit begründete er 1892 in
seiner Vaterstadt sein eigenes Geschäft, in welchem
Geigen nach den Modellen der alten Meister gebaut
werden. Als Zettel wird der Name des Meisters, nach
dessen Modell die Geigen gemacht sind, eingeklebt.
Berger-Kapralik, Julius. — Lemberg. Geb. in
Lemberg 1864
Erlernte nach seiner Angabe in Rußland von 1879 bis
1883 die Geigenmacherei, machte sich 1886 in Lemberg
selbständig und baute nach Amati, Stradivarius und
Vuillaume. Im Lack ahmte er französische Vorbilder
nach. 1894 stellte er mehrere Geigen hors concours aus;
seitdem hat er den Neubau von Streichinstrumenten
aufgegeben und sich ausschließlich auf den Instru-
mentenhandel verlegt.
Bergette, Hannss s. Pergette
Bergmann, Andreas. — Budapest. Geb. 1862
in Nagy Maros
Schüler von Eduard Bartek, später langjähriger Gehilfe
von Paul Pilät. Im Jahre 1898 begründete er seine
eigene Werkstatt, die das Ladenschild »Zum Cremo-
neser« führt, und hat seitdem über 80 neue Geigen ge-
baut, darunter 30 nach Guarneri, 15 nach Stradivari
^) Vgl. A. Kalcher, Chronik der Landshuter Lieder-
tafel (1891).
40
Bergonzi, Benedetto — Beigonzi, Michel Angiolo
und 5 nach Magglnl. Da er bei wiederholt angestellten
Versuchen, wenn er aus dem gleichen Holz eine Geige
nach Stradivari und eine solche nach Guarneri baute,
stets den Ton der Guarneri-Kopie besser fand, zieht er
dessen Modell allen anderen vor und baut danach in
entsprechender Vergrößerung auch Violen und Violon-
celli. Er ist auch als Reparateur sorgfältig in seiner
Arbeit und verwendet Ollack in verschiedenen Farben.
Geigen, die er allein gebaut hat, tragen den Zettel :
Bergmann Andräs ,' hegedü keszitö / sajat kezü keszit-
menye / Budapest 1898 (gedruckt), die von seinen Ge-
hilfen gebauten : Keszitette Bergmann Andräs / hegedü
keszitö / Budapest 1901 (gedruckt). Arbeiten seiner
Schüler: Bergmann Andräs / hegedü keszitö tanitvänya/
Budapest 1901 (gedruckt). Reparaturen: Javitotta Berg-
mann .Andräs / hegedü keszitö Budapest 1899 (ge-
druckt).
Bergonzi, Benedetto. — Cremona. f 1840 In
Cremona
Der letzte Geigenmacher der Familie, der nur als Re-
parateur von Bedeutung war. Er wohnte noch im
Stammhause seiner Vorfahren an der Piazza San Do-
menico. Von ihm sollen die Angaben über Stradivari
und seine Zeitgenossen stammen, die Tarisio dem
J. B. Vuillaume machte und die dann Fetis in seiner
Schrift über Stradivari verwertet hat.
Cremona. Geb. 1686,
Bergonzi, Carlo I.
t 1747
Sohn des Michele B. Einer der besten, wenn nicht der
allerbeste Schüler Stradivaris, der nach dem Tode von
Stradivaris Söhnen Haus und Werkstatt seines Meisters
erwarb. Es wird allerdings behauptet, daß er zuerst bei
Amati in der Lehre gewesen und erst als Gehilfe zu
Stradivari gekommen sei. In seiner Arbeit schließt er
sich jedoch mehr an Stradivari an, nur verlängerte er
die obere Hälfte des Geigenkörpers und machte die
untere etwas breiter, die F-Löcher setzte er etwas höher
und näher dem Rande und gab ihnen einen Schnitt, der
dem von Guarneri de! Gesü nicht ganz unähnlich ist.
Die Wölbung nahm er gewöhnlich flach, doch wech-
selte er mehr als andere mit der Wölbung ; die Schnecke
ist flacher als bei den meisten seiner Zeitgenossen, aber
sehr sauber geschnitzt. Sein Lack ist meist rotbraun
oder bernsteingelb, nur manchmal etwas zu dick auf-
getragen und deshalb öfter zerronnen, hat aber durch
das Alter sehr gewonnen und sieht gerade dadurcli
originell aus, daß er oft auf Klümpchen zusammen-
geschrumpft ist, deren feine Zwischenräume zum Teil
bis auf den Holzgrund, zum Teil bis zur ersten Lackie-
rung reichen. Der Ton ist groß und edel, und da Ber-
gonzi stets das beste und gesündeste Holz nahm und
seine Geigen sehr stark baute, darf man ihnen eine
lange Lebensdauer in Aussicht stellen. Sie gehören zu
denen, die in den letzten fünfzig Jahren die größten
Preissteigerungen erfahren haben. Man charakterisiert
Carlo I B. am besten, wenn man sagt, daß er
zwischen Stradivari und Guarneri del Gesü in der
Mitte steht. Seine Violoncelli und Bässe sind nicht
minder gut als seine Violinen und ebenfalls sehr ge-
sucht. Eine schöne Gamba von ihm besaß de Wit in
Leipzig, in dessen Zeitschrift (1895, Nr. 12) sie be-
schrieben und abgebildet ist. Von seinen drei Söhnen
erreichte ihn keiner. Seine ältesten Arbeiten tragen
Jahreszahlen vor 1700. So hat ein Geiger in München
eine Violine von ihm mit geschriebenem Pergament-
zettel aus dem Jahre 1696. Eine Violine von tadelloser
Erhaltung, mit rotem Lack, von ihm aus dem Jahre
1737 besitzt Valentin Walter in Grulich i. B. ; seine
schönste Arbelt, eine Violine, die Tarisio besaß und von
der er sich nie trennen konnte, verkaufte Vuillaume
später an Konzertmeister Woerle, und jetzt befindet sie
sich im Besitz des deutschen Konsuls Baron Liebig in
Wien.
Geigenzettel : Anno 17.. Reuisto, e corretto da me /
Carlo Bergonzi in Cremona (gedruckt). — Abb. 95.
Bergonzi, Carlo II. — Cremona. 1780, f um
1820
Dritter Sohn von Michel Angiolo B. Er soll ein ge-
schickter Reparateur gewesen sein und war hauptsäch-
lich Mandolinen- und Gitarrenmacher. Die wenigen
Geigen, die er gebaut hat, sind minderwertig, unfein in
der Form und haben häßliche F-Löcher.
Bergonzi, Francesco. — Cremona. 1687
Man will ihn für den Ahnherrn der Familie halten, und
es soll auch noch Geigen von ihm geben, in denen er
seinen Namen allerdings »Baganzi« schrieb.
Bergonzi, Giuseppe. — Cremona. 1740
Es soll auch einen Giuseppe B. gegeben haben. Es ist
mir aber nicht gelungen, Instrumente mit seinem
Namen ausfindig zu machen. — Ebensowenig solche
von einem angeblichen Pietro Bergonzi.
Bergonzi, Ludovico. — Cremona. 1741
Ein bisher nicht bekanntes Mitglied der Familie, von
dem einzelne Violinen vorkommen, die einer Cremo-
neser Herkunft nicht widersprechen.
Bergonzi, Michel Angiolo. — Cremona. Geb.
um 1715, tum 1765
Sohn von Carlo B., dessen Nachfolger er 1747 wurde.
Er war mit Barbara Berselli, Tochter des Alfonso B.,
verheiratet. Wenn er auch nach verschiedenen Mo-
dellen arbeitete, so bevorzugte er doch das breite Stra-
divari-Patron. In der Arbeit ist er recht gut, auch sein
Holz ist schön; seinen Vater erreichte er aber doch
niemals. Sein Lack ist stumpf und der Ton häufig
näselnd, vorzüglich sind seine Bässe. Da er sich früh-
zeitig besonders auf den Bau von Mandolinen usw. ver-
legte, kommen Streichinstrumente von ihm verhältnis-
mäßig selten vor. Doch besitzt G. Siefert in Leipzig
eine sehr schöne Violine von ihm aus dem Jahre 1736,
die denselben Lack zeigt, den Carlo I B. verwendet hat,
der so leicht »zerronnen« ist. Auch die Grundierung ist
die gleiche wie bei seinem Vater. Eine Violine von ihm
besitzt .Miß Baird in Elgin (Schottland), eine Pandurina
von 1755 C. van Raalte, eine von 1756 die Sammlung
Galpin (Hatfield). — Er hatte drei Söhne.
Geigenzettel : Michel Angelo Bergonzi / Figlio di Carlo
fece in , Cremona l'Anno 1749 (gedruckt). — Michel-
angelus Bergonzi / Fecit Cremonae 17 . . (gedruckt)
Bergonzi — Bernardel
41
Bergonzi, Nicola. — Cremona. 1740. 1782
Altester Sohn von Michel Angiolo B., der das väterliche
Geschäft übernahm und fortsetzte. Er baute viele In-
strumente, die im Patron denen seines Vaters ähnlich
sind, ihnen aber im Ton und in der Arbeit sehr nach-
stehen. Der Lack ist dünn und hat wenig Feuer, das
Holz nicht immer gut gewählt und die Schnecke un-
schön.
Geigenzettel : Abb. 78.
Bergonzi, Zosimo. — Cremona. 1750. 1777
Dritter Sohn Michel Angiolos und etwas geschickter als
sein Bruder Nicola. Seine Violinen sind von ungleichem
Wert, besser dagegen seine Violoncelli und Bässe.
Geigenzettel: Fatto da me Zosimo Bergonzi ; L'anno
1777, Cremonae (gedruckt).
Bergström, J. A. — Nyköpmg. 1828
In der Wahl des Holzes nicht sehr glücklich, sonst ein
ganz tüchtig arbeitender schwedischer Geigenmacher.
Berkemayer, Bernhard. — Iglau
In einer zwölfsaitigen Zither im Besitze Eman. Ed.
Homolkas findet sich der Zettel :
Bernhard Berkemayer / Bürger in Iglau verfertigt
Forte-Pianos und alle , andere Saiteninstrumente. /
Wohnt im eigenen Hause N° 356 / in der hinteren
Judengasse (gedruckt).
Berkemeyer, J. F. — Amsterdam. 1806
Wenig bekannter, wahrscheinlich aus Süddeutschland
oder Mähren eingewanderter geschickter Geigen-
macher, von dem Felix Herrmann eine recht gute
Violine besitzt. Boden, Zargen und Schnecke sind sehr
schön, die Decke von weitjährigem Holz fällt dagegen
etwas ab, doch ist der rotbraune Lack zu loben.
Geigenzettel: J. F. Berkemeyer , Amsterdam Ao 1806
(geschrieben).
Berly. — Mirecourt
Eine Geigenmacherfamilie, von der dem Namen nach
bekannt wurden :
Berly, Charles. 1760. 1765
— Dominique I. 1744. 1750
— Dominique II. 1761. 1765
— Dominique III. 1750. 1789
— Dominique IV. Geb. 1765
— Guillaume. 1732
— Jean-Claude. 1756. 1757
— Leopold. 1777. 1778
— Pierre. 1756. 1764.
Berliner, E. — Boston. 1885
Ließ sich eine »verbesserte« Violine patentieren, an der
durch einen Spannrahmen eine Saitenspannvorrichtung
angebracht war; er erzielte jedoch begreiflicherweise
keinen sonderlichen Erfolg damit.
Bernard, Andre Florent Nicolas. — Lüttich.
Geb. 6. Okt. 1870,
Schüler von Gand und Bernardel. Seit 1890 ist er in
seiner Vaterstadt tätig. Er arbeitet sauber im Stile seiner
Lehrmeister und erhielt 1897 in Brüssel, 1900 in Paris
für seine neuen Geigen silberne Medaillen, und 1905 in
Lüttich, 1907 in Bordeaux und 1910 in Brüssel goldene
Medaillen. Auch in der Wiederherstellung alter Geigen
ist er sehr geschickt. Seine Werkstatt führt das Schild :
»A la Guitarre royale«.
Bernard, Jacques. — Mirecourt. 1773. 1780
Galt als guter Bogenmacher.
Bernardel, Auguste-Sebastien-Philippe. — Paris.
Geb. Mirecourt 1802, f 6. Aug. 1870 zu
Bougival
Nachdem er in seiner Heimat ausgelernt hatte, kam er
1820 nach Paris und trat bei N. Lupot und später bei
Gand pere als Gehilfe ein. Er gründete 1826 sein Ge-
schäft in der Rue Coquilliere Nr. 44 und arbeitete bis
1859 allein. Dann nahm er seine beiden Söhne als Teil-
haber der Firma auf. arbeitete aber noch bis 1866
fleißig weiter. Einer der geschicktesten französischen
Geigenmacher des 19. Jahrhunderts und gründlicher
Kenner des Holzes, das er mit größter Sorgfalt aus-
wählte. Auf der Londoner Ausstellung 1851 stellte man
seine Arbeit der Forsterschen gleich, wenn auch sein
Cello einen näselnden Ton gehabt haben soll ; aber es
unterliegt keinem Zweifel, daß er gerade, was die Größe
des Tons anbelangt, alle englischen Meister übertraf.
Seinen braunen und rötlichen Lack trug er manchmal
zu dick auf, auch hat die rote Farbe oft einen Stich ins
Violette, was als Schönheitsfehler gelten muß. 1859
verband er sich, wie schon bemerkt, mit seinen Söhnen
Ernest-Auguste und Gustave-Adolphe zu der Firma
"Bernardel et iils^< und zog sich 1866 vom Geschäft
zurück.
Geigenzettel : Bernardel, luthier ,' ex-ouvrier du si'Lu-
pot, / rue Coquilliere, n° 44 ä Paris, / l'an 1826 (ge-
druckt) und Abb. 72 und 73.
Bernardel, Ernest-Auguste. — Paris. Geb.
1826, t 10. Dez. 1899 in Paris
Sohn von Seb. Phil. B. Seit 1859 Teilhaber der Firma
seines Vaters ; er verband sich später mit seinem Bruder
zusammen mit Ch. N. E. Gand. Ein trefflicher Meister,
dem ein gut Teil des Ruhmes der Firma zuzuschreiben
ist.
Bernardel, Gustave-Adolphe. — Paris. Geb.
Paris 1832, t 27. Jan. 1904 in Cherbourg
Schüler seines Vaters Seb. Phil. B. Vielleicht der beste
• unter den französischen Geigenmachern seiner Zeit.
Seit 1860 Teilhaber der Firma seines Vaters; er ver-
band sich 1866 mit Eug. Gand, mit dem er 26 Jahre in
treuer Freundschaft die Firma Gand & Bernardel teilte.
Seit 1892 war Gustave B. alleiniger Inhaber des welt-
berühmten Geschäftes, das nun die Firma »Gustave
Bernardel, seul successeur de Gand & Bernardel<' trug.
Begründer des Geschäftes war bekanntlich Lupot; seine
Nachfolger waren Gand, Gand freres, Gand & Ber-
nardel und Gustave B. Er befolgte die Traditionen
Lupots, baute treffliche Streichinstrumente und ver-
suchte eine gelungene Rekonstruktion der V iola di Gam-
ba, er machte alle Saiteninstrumente, die Harfe aus-
42
Bernardel — Bernlnard
genommen, und verwendete nur Öüack. Seit 1 . Juli
1901 sind Albert Caressa und Henri Fran^ais seine
Nachfolger.
Geigenzettel : Gustave Bernardel N° . . . / Paris Pdssage
Saulnier 4 / luthier du Conservatoire 18 . . (gedruckt)
und Abb. 57.
Bernardel, L. — Amsterdam. Geb. um 1805
in Mirecourt, f 1847
Bruder von A. Sebast. B., ein talentvoller Geigen-
macher, dessen frühzeitiger Tod verhinderte, daß er zu
größerem Ruhm kam.
Geigenzettel : Repare par L. Bernardel / Amsterdam
1844 (gedruckt).
- P,
ans.
Geb.
m
ans
Bernardel, Leon.
22. Aug. 1853
Sohn von Ernest-Aug. B. Nachdem er von 1869 — 1870
bei Just Derazey in Mirecourt gelernt hatte, kam er zu
Gand & Bernardel freres nach Paris, bei denen er vom
I . August 1 870 bis 3 1 . Juli 1 898 — also 28 Jahre lang —
blieb. Am I.Oktober 1898 eröffnete er seine eigene
Werkstatt; er baut nach Stradivari, Lupot und Gand
und verwendet nur Ollack. 1900 erhielt er das Diplom
eines Offiziers der Akademie und auf der Weltaus-
stellung eine Bronzemedaille. Seine Geigen sind gut
und werden von Musikern sehr geschätzt ; so ist er u. a.
Lieferant des Lamoureuxschen Konzertes usw. Seinen
1882 geborenen Sohn ließ er in Mirecourt zum Geigen-
macher ausbilden und erzog ihn zu seinem besten Mit-
arbeiter.
Geigenzettel : Abb. 58.
Bernardelle, Roussel. — Paris. 1837
Baute nach Stradivari; seine Arbeit ist nicht schlecht,
kommt aber nur selten vor.
Bernardus. — Udine
Ein englischer Händlsr bot eine Violine mit diesem
Namen, der wohl nur zur Hälfte gelesen ist, an.
Berndt, Willy. — Berlin-Neukölln. Geb.
II. April 1876 in Stettin
Durch den frühen Tod seines Vaters in ärmlichen
Verhältnissen aufgewachsen, baute er sich schon als
Schulknabe ohne jegliche Anleitung eine Geige, da
ihm seine Mutter keine kaufen konnte. Das Instru-
ment war so gelungen, daß ihm von allen Seiten
geraten wurde, Geigenbauer zu werden. Da er aber
in Stettin keine Lehrstelle erhalten konnte, mußte er
zunächst die Tischlerei und den Klavierbau erlernen,
aber jede freie Zeit benützte er dazu, sich im Geigen-
machen zu vervollkommnen, wenn er auch darauf an-
gewiesen war, die Anleitung dazu aus Büchern zu
holen. In seinem zwanzigsten Jahre kam er endlich
zu Adolf Pfretzschner, unter dessen Leitung er bald
mehrere Geigen in allen Teil -n fertigstellte, die schon
in unlackiertem Zustand den größten Beifall des hol! .
Konzertmeisters Max de Groot fan len. Im Jahre
1907 siedelte er nach Berlin über und begründete seine
eigene Werkstatt, die sich eines stetig zunehmenden
Zuspruchs erfreut. Er baut nach Stradivari und stimmt
Boden und Decke harmonisch ab und bereitet sich
einen Ollack eigener Zusammensetzung. Sein Sohn
Walter, der eine gründliche musikalische Ausbildung
erfahren hat, widmet sich jetzt ebenfalls dem Geigen-
bau.
Geigenzettel : Gebaut von / Willy Berndt / Berlin-
Neukölln / Geigenmacher — den .... 192 .
Berner (Perner), Samuel. — Brixen. f 24. Febr.
1754 (im Spital)
Gute Arbeit. Ein Violoncello von ihm wurde 1890 von
Heberle in Nürnberg versteigert. Eine Viola und ein
Cello von ihm besitzt Kaufmann Fallmereyer (Eisen-
handlung) in Brixen.
Bernhard, August. — Fleißen. 1884. 1895
Einer der besseren Geigenmacher seines Heimatortes,
der auch als guter Lehrer geschätzt war.
Bernhard, Carl. — Stadthagen. Geb. 22. Nov.
1857
Ursprünglich Musiker, brachte ihn der Wunsch, den
Ton seiner Streichinstrumente zu verbessern, schon
frühzeitig auf den Gedanken, den Geigenbau zu stu-
dieren. Meister Weber in MöUenbeck bei Rinteln war
der erste, der ihm einige Anleitungen gab. Als Sohn
eines Tischlers mit der Holzbearbeitung gut vertraut,
versuchte er zunächst, ein Violoncell zu bauen. Der Er-
folg spornte ihn zu weiterem eifrigen Studium an, und
Weber gab ihm außer praktischer Anleitung auch
Bagatellas Schrift und ähnliche Bücher. Er machte jetzt
rasche Fortschritte und baute 1885 seine erste neue
Geige. Hierauf ging er noch nach Markneukirchen, um
seine Ausbildung abzuschließen. Wenn er dort auch
nicht alles fand, was er hauptsächlich suchte, so nutzte
er doch jede Gelegenheit, die Werke alter Meister
kennen zu lernen, mit Eifer aus. Bis 1904 hatte er be-
reits 178 neue Violinen, 31 Violen, 17 Violoncelli und
58 Bässe gebaut. Er ahmt vorzugsweise das Stainer-
modell nach, wobei er die Schallkreise elliptisch an-
ordnet, da sonst bei der schnell abfallenden Wölbung
die gerade laufenden Fasern des Holzes nach seiner An-
sicht zu kurz abgeschnitten würden. Bei flacher Wöl-
bung nimmt er die Schallkreise dagegen rund, wie
Bagatella dies vorschreibt. Seine Arbeit ist sorgfältig,
der Ton voll und weich; auch als Reparateur wird er
geschätzt und erhielt durch Professor Sahla die Ar-
beiten für die Bückeburger Hofkapelle übertragen.
Geigenzettel : Carl Bernhard / Geigenmacher / Stadt-
hagen Ao. 19 . . (gedruckt).
Bernhard, Johann Georg. — Mark-Biberbach.
1743. 1746
Schwäbischer Geigenmacher, der um die Mitte des
18. Jahrhunderts lebte und sehr mittelmäßig arbeitete.
Sem Holz ist unschön, zur unrechten Zeit geschlagen,
daher jetzt sehr wurmstichig, der Lack schlecht und
dementsprechend der Ton armselig. Im Modell ahmt
er die Tiroler Schule nach.
Geigenzettel : Johann Georg Bernhard / Lauten- / und
Geigenmacher in Mark-Biber- / bach. Anno 1743 (ge-
druckt).
Bernhardt — Bertolotti
43
chränktes Lob
ollt.
Bernhardt, Arnold. — Markneukirchen. Geb. Bertier, Phülppe. — Mirecourt. 1773. 1789
1 9. Juli 1 874 zu Markneukirchen Ja^quot kennt nur seinen Namen.
Schüler von Karl Wilh. Lederer 11. Als Gehilfe arbeitete Bertini, Vincenzo. — Rom
er längere Zeit bei Dr. AlL-ed Stelzner in Dresden und ^^ ^-^^^ j^^j^^^,^ eingelegte Mandolinen mit seinem
machte sich im Jahre 1905 m seiner Vaterstadt selb- Namen,
ständig. Er arbeitet sehr sorgfältig und sauber, ver-
wendet vorzügliches Holz, und seinen Geigen wird auch Bertoleti, Antonio. — Brescia. 1796
In einem mittelmäßigen Violoncello wurde der Zettel
gefunden: Antonio Bertoleti / Fece in Brescia, 1796
(gedruckt).
Bertoli, Giuseppe. — (Venedig.) 1899
Schüler von Eugenio Degani, bei dem er ein Jahr lang
lernte.
Bertolinl. — 18./19. Jahrhundert
Dr. J. L. Phipson erzählt in »The Strad« 1896 (Nr. 74)
von einer Violine mit diesem sonst nicht bekannten
Namen, die zwar keine äußeren Vorzüge und wenig
Eigenart, aber einen wundervollen Ton gehabt haben
soll.
Bertolotti, Francesco I, genannt Violi (Vio-
lino). — Polpenazze. 16. Jahrhundert
Sohn des Santino und Vater Gasparo da Salos. Er war
Maler, seinem Beinamen nach aber auch Geiger oder
Geigenmacher.
Bertolotti, Francesco II. — Brescia. Geb.
März 1564 in Brescia. 1614
Sohn des Gasparo B. da Salo und Schüler seines Vaters.
Mit 23 Jahren war er bereits mit Fior (aus Calvagese
bei Salö) verheiratet, und es läßt sich vermuten, daß er
nach dem Tode seines Vaters seine Kunst nicht mehr
ausgeübt hat ; vielleicht hat er das Geschäft an Giovan
P. Maggini, der ja der Nachfolger seines Vaters wurde,
verkauft. Nach 1614 läßt er sich in Brescia nicht mehr
nachweisen und dürfte also fortgezogen sein, vermutlich
nach Calvagese, wo sich bekanntlich Gasparo da Salö
angekauft hatte. Eine Lira di Camba mit der Zettel-
inschrift: D. Francesco q. Gaspar da Salö in Brescia
(gedruckt) besitzt W. Heyers Musikhistorisches Mu-
seum in Köln (Nr. 783).
Bertolotti, Gasparo, gen. da Salo. — Brescia.
Geb. 20. Mai 1540 (?) in Salo, f H.April
1609
. Sohn des Francesco B. und Enkel von Santino. Sein
Vater war Maler und »Violino«, die ganze Familie war
musikalisch^), und der junge Gasparo wandte sich wohl
schon frühzeitig dem Berufe, den auch sein Großvater
ausübte, zu. Er war wahrscheinlich ein Schüler seines
Großvaters und später von Girolamo di Virchi, was ihn
veranlaßt haben mag, aus Salö, einem Städtchen am
Gardasee, nach Brescia überzusiedeln, wo er bereits
vor 1565 als Meister ansässig war. An Können und
Talent überragte er alle seine Vorgänger und wurde
in bezug auf den Ton uneingeschränktes Lot) geiol
Er beschäftigt keine Gehilfen, sondern macht alles selbst
an seinen Instrumenten, wie er sich auch den Lack
selbst zubereitet. Er arbeitet nach einem eigenen Mo-
dell, das dem des Stradivarl ähnlich ist. Daß es ihm
sehr zustatten kommt, nebenbei ein trefflicher Geiger
zu sein, sei gleichfalls erwähnt. Seine Geigen tragen
einen Brandstempel (Brandmarke Nr. 1).
Berro, Ambroslus. — ? 1766
Nach einer Mitteilung des Propstes von St. Florian in
Oberösterreich befindet sich im Besitze des Stiftes eine
gute Viola mit dem rätselhaften (vielleicht schlecht ge-
lesenen) Zettel : Ambroslus Berro / zu Barris 1 766 (ge-
druckt).
Berrolt. — Brüssel. 1750
Ein selten genannter Violenbauer. Vielleicht ist nicht
einmal sein Name richtig überliefert.
Bertanl. — Modena. 1 9. Jahrhundert
Außer Geigen verfertigte er auch Flöten und englische
Hörner.
Bertaslo, Luigl. — Piadena. 19. Jahrhundert
Bei De Piccolellls und Vidal findet sich dieser Name
ohne weitere Zusätze oder Quellenangaben. •
Bertassl, Ambrogio. — Piadena. 1730
Wahrscheinlich zur selben Familie wie Bertaslo gehörig.
Bertet, Joseph R. — Paris, Nantes. 1754. 1774
Ein Geigenmacher, der wie L'Harmand und der alte
VulUaume u.a. den Werkstattnamen »Au roy David«
führte. Nach 1764 scheint er nach Nantes gezogen zu
sem. Von ihm befindet sich ein großer Alto aus der
Sammlung Snoeck (Nr. 573) in Berlin. Dicker gelber
Lack, gute Arbelt. Eine sehr schöne Laute mit einem
wundervoll geschnitzten Frauenköpfchen besitzt Baron
de Lery.
Geigenzettel : Joseph R. Bertet, au Roy David / Rue
Neuve St. Roch ä Paris 1754 (geschrieben). — Bertet,
luthler Au Roi David / rue Dauphine ä Paris 1 764 (ge-
schrieben).
Bertholini, Nicolo
Siehe Bertolinl.
Berti, Antonio. — Cortona. 1721
Vidal erwähnt ein Psalterion von ihm; auch sollen
Lauten mit seinem Namen vorkommen ; doch ließ sich
in Cortona nichts über ihn ermitteln.
Berti, Giuseppe gen. Giusino. — Flumalba
(Modena). Anfang des 19. Jahrhunderts
Er soll auch in anderen modenesischen Orten gearbeitet
haben; seine Geigen sind minderwertig.
1) Ein Alessandro Bertolotti war nach Valdrighi ein
tüchtiger Klavizimbelbauer.
44
Bertolotti — Bessard
bald das Haupt der Brescianer Schule; er hatte jeden-
falls einen wesentlichen Anteil an der Ausgestaltung der
heutigen Violine, deren Erfindung man ihm mit
größerem Rechte zuschreiben könnte, als »Duiffo-
prugcar«. Sein Ruf war bald begründet; 1568 wohnte
er noch zur Miete in der Contrada del palazzo vecchio,
1588 besaß er bereits sein eigenes Haus in der Contrada
de la Cocere (jetzt via delle Cossere). Seine Frau hieß
Isabella und war 1546 geboren. Trotz aller Anerken-
nung scheint er doch anfangs mit Sorgen zu kämpfen
gehabt zu haben, denn um seine Lage zu verbessern,
stand er im Begriffe, dem Beispiel anderer Meister
folgend, nach Frankreich auszuwandern. Um das zu
verhindern, lieh ihm Bruder Gabriel zu St. Piero
60 Lire. Von da an arbeitete er sich empor ; 1 599 konnte
er sich ein neues Haus in der Straße San Pietro Martire
kaufen, und zwischen 1581 und 1607 erwarb er außer-
dem verschiedene liegende Gründe in Calvagese (bei
Salo), dem Heimatorte seiner Schwiegertochter Fior.
Das ist alles, was sich aus seinem Leben urkundlich
feststellen ließ. Er wurde bei St. Joseph begraben, wo
sich leider sein Grabstein nicht erhalten hat. Im April
1907 wurde ihm aber auf Veranlassung des Prof. Cav.
Fr. Pasini an dieser Kirche ein Denkstein errichtet mit
der Inschrift:
Gasparo da Salo
nell arte di liutai maestro
per trovar le vie nuove
loggi, materia, forma studiando
die quasi anima e senso
al violino moderno
creazione sua.
Nato 1542. — Morto 1609
fu sepolto in questo tempio.
In den Urkunden wird er 1568 »Magistro de violini«,
1579 »Magistro a cittaris«, 1583 »Artefice d'instrumenti
musici« und 1588 »Magister instrumentorum musi-
corum« genannt. Seine Geigen zeigen im allgemeinen
schon die später klassisch gewordene Form. Die Wöl-
bung nimmt er noch ziemlich hoch, d;e F-Löcher sind
weit und stehen fast parallel, die )( sind langgestreckt
und die Ecken kurz. Die Schnecke ist nicht besonders
fein und bei größeren Instrumenten meist aus Birn-
baumholz. Sein Lack scheint nachgedunkelt zu haben ;
aber es gibt außer braunlackierten Geigen auch solche
von schöner Bernsteinfarbe. Bis heute haben sich nur
wenige Arbeiten seiner Hand erhalten ; doch wurde sein
Name schon frühzeitig mißbraucht, weshalb ihm zu-
geschriebene Geigen stets mit Vorsicht zu behandeln
sind. Man findet viele Instrumente mit seinem Namen
und Jahreszahlen, die von 1610 — 1630 reichen, obwohl
er selbst fast nie eine Jahreszahl auf seinen Zetteln an-
gab. Einen echten dreisaitigen Baß besaß Dragonetti,
eine sechssaitige Gamba bewahrt das Pariser Konser-
vatorium. In der Sammlung des Professors Cav. Franc.
Pasini befindet sich eine ganze Reihe von Instrumenten,
die als Arbeiten von Gasparo da Salo gelten. Ole Bulls
Violine, die ihm zugeschrieben ward, scheint jüngeren
Ursprungs gewesen zu sein. Er war auf alle seine Nach-
folger von größtem Einfluß, der sich bis Stradivari und
Guarnen verfolgen läßt. Vgl. G. Livis Aufsatz in der
Nuova Antologia vom 16. Aug. 1891. Siehe auch:
Gargnano.
Geigenzettel : Abb. 96.
Bertolotti, Lulgi s. Bortolottl
Bertolotti, Santino. — Polpenazze. 16. Jahrh.
Lautenmacher, der Großvater von Gasparo da Salö.
Bertolt. — Nürnberg. 1413
In einer Urkunde des Archivs der Stadt Nürnberg
wird im Jahre 1413 ein *Ber(tolt) Lautenmacher auf
der Lorenzer Stadtseite in der Mittelgasse« aufgeführt.
Bertram, Alexander. — Eddieston. Geb. 1801
Sohn von William B. und wohl auch dessen Schüler.
Ein fleißiger schottischer Geigenmacher des 19. Jahr-
hunderts.
Bertram, William. — Stobo Castle (Schott-
land). 1790. 1810
Er war Jäger von James Montgomery und machte aus
Liebhaberei Geigen. Er brachte es dann zu einer ge-
wissen Geschicklichkeit und soll in den letzten drei
Jahren seines Lebens siebzehn Geigen gemacht haben,
die er den Gästen seines Herrn zu verkaufen pflegte.
Bertrand, Nicolas. — Paris. 1687. 1735
Er arbeitete handwerksmäßig; nur manchmal kam er
Jacques Boquay nahe. Sein Lack ist fast immer rissig
und stumpf und gewöhnlich von roter Farbe. Violinen
scheint er nur selten gemacht zu haben, dagegen trifft
man Violen, Bässe und Quintone von ihm mehrfach.
Das Selhofsche Versteigerungsverzeichnis (Haag 1759)
führt eine Arbeit von ihm mit der Jahreszahl 1603 auf;
diese kann nur 1703 oder höchstens 1693 geheißen
haben, oder man müßte einen gleichnamigen Vorfahren
annehmen. Ein Quinton und eine Baßviola (Gamba)
von gewöhnlicher Arbeit, rotem, schmierigem Lack und
mit einem Frauenköpfchen am Wirbelkasten besitzt das
Brüsseler Konservatorium (Nr. 222 und 227). Außer
seinem Zettel verwandte er auch eine Brandmarke mit
seinem Namen.
Geigenzettel : Abb. 50.
Bertrand. — Mirecourt. 1853
Wahrscheinlich mehr Händler als Geigenmacher.
Bertucci, D. Giuseppe. — Mont-Orsello. 1748.
1777
Das D. vor dem Taufnamen scheint die Abkürzung von
Don zu sein ; Bertucci wäre demnach geistlichen Stan-
des gewesen. Geigen von ihm kommen selten vor und
sind nicht sehr geschickt gemacht.
Berupt, Leopold und Louis. — Mirecourt.
1766. 1789
Wahrscheinlich zwei Brüder, die beide als Luthiers ge-
nannt werden.
Besancenot. — Dijon. 1776
Seine Geigen zeichnen sich mehr durch ihre reiche
Ornamentierung als durch Modell und Ton aus.
Bessard, Louis. — Paris. 1753
Er war geschworener Meister der Pariser Lauten-
macherzunft; mehr war über ihn nicht zu erfahren.
Beßl
er
Biancl
lanchi
45
Beßler, Adam. — Eperjes. 1670
Daniel Speer berichtet in seinem »Unterricht in der
musikalischen Kunst« (Ulm 1687, bei S.W.Kühne)
über die Viola Baryton : »Ich habe auf meiner Peregri-
nation nicht mehr als am bischöflichen Hofe zu Frey-
sing einen (Barytonspieler) angetroffen, auch der-
gleichen Instrument nirgend als zu Eperes in Ungarn
bei dem Stadt-Trompeter Musico Adam Besslern, der
als ein berühmter Geigen macher solches selbsten
gemacht.«
Bessolaz, lebt als »Luthier« in Chambery (Dep.
Savoie)
Betts, Edward ( »Ned Betts«). — London. Geb.
in Stamford?, f um 1815 oder 1820
Neffe von John Betts und wie dieser Schüler von R.
Duke. Ein tüchtiger Geigenmacher, dessen eigene Ar-
beiten Lob verdienen. Die Einlagen machte er sehr gut,
schnitt schöne F-Löcher und schöne Schnecken; nur
der Lack ist hart und unklar. Da in England aber — wie
leider auch anderwärts — moderne Geigen schlecht be-
zahlt werden, verlegte er sich auf das Nachahmen alter
Instrumente, besonders solcher von den Amatis, worin
er es zu großer Meisterschaft brachte.
Betts, John Edward (»Old John Betts«). —
London. Geb. 1755, f im März 1823
Schüler des älteren R. Duke. Er stammte aus Stamford,
Lincolnshire, und war weniger hervorragend als Geigen-
macher wie als Händler und Kenner. Die Geigen, die
seinen Namen tragen, sind sehr verschieden, was daher
kommt, daß Carter, sein Neffe Betts, B. Fendt und seine
Söhne, Panormo usw. für ihn arbeiteten. Er ließ u. a.
treffliche Kopien nach den Cremoneser Meistern her-
stellen. Sein Geschäftsnachfolger war sein Bruder
Arthur B., der Violinlehrer gewesen war. Dessen gleich-
namiger Sohn und Nachfolger war gleichfalls kein
Gelgenmacher. Eine Stockgeige (1800) von ihm besitzt
T. W. Taphouse.
Geigenzettel : J " Betts N ° 2 / Near Northgate the /
Royal Exchange / London 1 782 (gedruckt).
Betz s. Petz
Beuthner, Adolf. — Markneukirchen
Schüler von Reinhold Paulus. Als Gehilfe arbeitete er
in Leipzig, Berlin und Kopenhagen, kehrte 1895 in
seine Vaterstadt zurück und machte sich selbständig.
Er beschäftigt sich mit dem Neubau und der Wieder-
herstellung von Geigen und treibt auch einen Handel
mit alten Musikinstrumenten.
Beuthner, Johann Ulrich. — Hamburg. 1710
Sein Name kommt auf einem Reparaturzettel in der
ehemaligen Sammlung Hammer vor. Er scheint jedoch
das Bürgerrecht nicht besessen zu haben, weshalb sich
nichts Näheres über ihn ermitteln ließ.
Beutler, Johannes. — Um 1830
Eine einfach gehaltene Gitarre mit einem Wirbelkasten,
den ein Affenkopf abschließt, wird in W. Heyers Musik-
historischem Museum in Köln aufbewahrt (Nr. 563).
Beveridge, William. — Aberdeen. Geb. Juli
1821 in Craigh, Tough, f Aug. 1893 in
Chapel of Ganoch
Als Sohn eines Farmers beschäftigte er sich im Winter
mit dem Ausstopfen von Vögeln, Schnitzen von
Schnupftabaksdosen und Geigenmachen. Auf das
letztere verlegte er sich nach dem Tode seines Vaters
ganz und gar. Seine Violinen sind hübsch gemacht, oft
reich verziert, haben aber keinen großen Ton. 1886 er-
hielt er auf der Ausstellung in Edinburgh für Geigen
eine ehrenvolle Erwähnung.
Geigenzettel: W. Beveridge/ Fecit / Tough, 1860 (ge-
druckt).
Beyer, Emil. — Erfurt. 1895. 1916
Ein vielseitiger Geschäftsmann, der mit Getreide usw.
und mit Geigen Handel treibt und selbst auch Geigen
gebaut haben soll, die auf Ausstellungen stets Aner-
kennung fanden. 1899 erhielt er ein Patent für einen
Steg.
Beyer, F. — Naumburg. 1815
Ein ziemlich dunkel lackierter großer Baß trägt seinen
Zettel : F. Beyer / Instrumentenmacher in Naumburg
(geschrieben).
Beyer, Franz L. E. — Wien. 1920
Er bringt die sog. TIM-Streichinstrumente (d. h. Ton-
Instrumente Markstein) auf den Markt, ist selbst aber
kein Geigenmacher.
Beyer, Robert. — Berlin. 1909. 1910
Nicht mehr bestehendes Geigengeschäft »Unter den
Linden«. Der Inhaber war kein Geigenmacher, be-
schäftigte jedoch Gehilfen.
Bianchi, Giovanni. — Florenz. 1746
Gute Arbeit, aber plumpes Modell, gelber Lack. Haupt-
sächlich kommen Violoncelli von ihm vor.
Geigenzettel : Giovanni Bianchi Fee. ,' In Firenze, anno
1 746 (gedruckt).
Bianchi, Nicolo. — Aix, Paris, Genua, Nizza.
Geb. 1796 in Genua, f 1881 in Nizza
Nachdem er bei Bagatella, F. Calcagni, Cerutti und
Pressenda gearbeitet hatte, ließ er sich zunächst in Aix
nieder, wo er noch 1845 lebte; er ging dann nach Paris.
Seine Werkstatt hatte er bis 1868 in der Rue Croix des
Petits-Champs. Seine Violinen sind nicht gleichwertig,
er konnte aber, wenn er wollte, sehr gut arbeiten und
soll auch sein Interesse der Viola d'amore zugewendet
haben. Er war als Reparateur viel beschäftigt, obwohl er
es an der nötigen Sorgfalt oft fehlen ließ, und reparierte
auch die Baßviola von Gasparo da Sal6 im Museum
des Pariser Konservatoriums (Nr. 197). Von 1868 bis
1872 war er in seiner Vaterstadt und zog dann nach
Nizza, wo er starb. Er darf nicht mit Mitgliedern der
Familie Bianchi verwechselt werden. Sein Schüler und
Nachfolger ist Bovis.
Geigenzettel : Repare par Bianchi Nicolo / Luthier de-
core / A Parigi 1851 (gedruckt) und Abb. 39.
46
Bichet — Bittner
Bichet, Mansuy. — Mlrecourt. 1 780
Wird von Jacquot als Bogenmacher aufgezählt.
Bichler s. Pichler
Bienfait, Paul-Emile. — Paris. Geb. 1857 in
Rouen
Er war ursprünglich Geiger und verlegte sich schließ-
lich auf das Bogenmachen, worin er es zu großer
Meisterschaft brachte. Seine Bogen tragen die Brand-
marke: P. E. Bienfait.
Biernatzki. — Posen. Um 1860
Ein schwedischer Staatsrat, ausgezeichneter Violin-
spieler, der aus Liebhaberei Geigen gemacht hat.
Biest, Martin van der. — Antwerpen. 1558
Bisher nur als Clavecinmacher bekannt.
Bigourat, Nicolas. — Moulins-sur-Allier. Geb.
in Saint-Gerand-le-Puy (Allier) 1824. f 1880
Schüler und Nachfolger von Thibouville in Moulins-
sur-AUier. Er hat nur sehr wenige Geigen (meist nach
Guarneri) gebaut und sich hauptsächlich mit Wieder-
herstellungsarbeiten beschäftigt. Er verwendete einen
hellbraunen Lack.
Geigenzettel : Repare par Nicolas Bigourat / ä Moulins
en 1823 (geschrieben). — Nicolas Bigourat Luthier
pres l'horloge / ä Moulins 1869 (gedruckt).
Bigourat. — Le Havre. 1870. 1890
Sohn von Nicolas B. Hauptsächlich Reparateur.
Bilveglien s. Belviglien
Bimbi, Bartolomeo. — Siena. 1750. 1769
Er stammt aus Florenz, war ein Sohn oder wahrschein-
licher Enkel des bekannten gleichnamigen Blumen-
malers (1648 — 1725) und soll um 1760 wieder nach
Florenz zurückgekehrt sein. Sein Modell ist klein, sein
Lack von schöner orangeroter Farbe, die Arbeit recht
gut. Die Inschrift m einem Baß, die seinen Namen mit
dem Wohnort Bologna und der Jahreszahl 1701 angibt,
erweist sich als gefälscht.
Geigenzettel : Abb. 59.
Bina, Johann Nepom. — Prag. Geb. 22. Mai
1826 in Prag, f 25. Jan. 1897 daselbst
Sohn eines Musikers und Schneidermeisters, Schüler
von Franz Lehner, bei dem er auch nach seiner vier-
jährigen Lehrzeit noch bis 1849 blieb. Später arbeitete
er bei Joh. Stoß, J. Hamberger in Preßburg, F. A.
Patzelt in Budapest und Ant. Hoffmann in Wien und
machte sich 1853 in Prag selbständig. Seit 1864 war er
beeideter Sachverständiger für Geigen. Er wohnte im
Laufe der Jahre Neustadt Nr. 793, 802, 52, 835, 825,
788, 834, von 1878 — 94 Wenzelsplatz (Vaclavske
nämesti) Nr. 841 und zuletzt »in der Grube« (V Jäme)
Nr. 697. In seiner Arbeit ist er ein charakteristischer
Vertreter der Prager Schule, wenn auch nur ein Meister
zweiten Ranges.
Geigenzettel: Johannes Bina / Pragae / Fecit Anno
Domini 18 . . (gedruckt). — Johann Bina / in / Prag
anno 1877 (gedruckt). — Opravil / J. Bina v Praze
(gedruckt). — Johann Bina / Musikinstrumentenvcr-
fertiger und beeideter / Schätzer, Anno 1885 / Prag /
Wenzelsplatz N° 5 neu (gedruckt).
Bindernagel, Johann Wilhelm. — Gotha. Geb.
um 1 770 in Remstädt bei Gotha, f 30. März
1845 in Gotha
Er war ursprünglich Tischler, erlernte bei Kleinsteuber
in Gotha den Bau musikalischer Instrumente und wurde
dann Gehilfe bei Ernst, als dessen Schüler man ihn be-
trachten kann. Seme Geigen entsprechen den Ernst-
schen Modellen. Anfangs verfertigte er nur Harfen und
Zithern, später jedoch Geigen und schließlich, nach
dem Vorgange Ottos in Weimar, vorzugsweise Gitarren,
wozu ihn wohl seine Frau, eine geborene Trompheller
aus Gotha, die eine ausgezeichnete Virtuosin auf der
Gitarre war, veranlaßte. Emzelne seiner Instrumente
waren recht gut, seine Geigen jedoch meist von hand-
werksmäßiger Ausführung. Zwei Zithern von ihm,
eine davon fünfchöns, besitzt die staatliche Sammlung
alter Musikinstrumente in Berlin Nr. 598 und 599.
Geigenzettel: Johann Wilhelm Bindernagel / Instru-
mentenmacher in Gotha / 1 798 (gedruckt) und Abb. 37.
Bing (& Lantez). 1880
Französische Fabrikfirma.
Birt. Kommt als Name eines Geigenmachers
in englischen Violinen vor
Bischerei s. Magri
Bischoff. — Dessau. 1790. 1796
Ein Kammermusikus, der ein der Viola Baryton ähn-
liches Instrument, das er Harmoniecello nannte, erfand,
aber nicht selbst baute.
Bisiach, Leandro. — Mailand. 1890. 1914
Besserer italienischer Geigenmacher der Gegenwart,
der darauf hält, daß nur Geigen, die in allen Teilen
in seiner Werkstatt angefertigt werden, seinen Namen
tragen. Er hat in Cremona gelernt und das Stu-
dium der alten Cremoneser zu seiner Hauptaufgabe
gemacht. Von einer in Mailand lebenden Witwe Stra-
divari hat er vor einigen Jahren Werkzeuge sowie die
Photographie eines Lackrezeptes gekauft, die angeblich
noch aus dem Nachlasse des großen Antonio Stradivari
stammen sollen. Er ließ sich diesen Kauf auch notariell
bestätigen. Er wird als vorzüglicher Reparateur ge-
schätzt und im Anpassen von Baßbalken, Stimmstock
und Steg ist er ein Künstler ersten Ranges. Er handelt
auch mit alten Meistergeigen und mit in Deutschland
oder Frankreich vorgearbeiteten Instrumenten, die in
seiner Werkstatt vollendet werden. Seine Söhne Carlo
und Andrea erzog er zu tüchtigen Geigenmachern.
Geigenzettel : Abb. 61.
Bittner, David. — Wien. 1845, f 1887. Schüler
von Wilhelm Ruprecht
Er begründete schon in sehr jungen Jahren sein eigenes
Geschäft und war einer der besseren Wiener Geigen-
macher aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Biz
Blanchl
47
Er studierte die Italiener mit Erfolg, besaß selbst eine
auserlesene Sammlung echter italienischer Geigen und
kopierte mit großer Treue. 1873 erhielt er eine Ver-
dienstmedaille. Außer Violinen baute er auch alle
anderen Streichinstrumente, selbst eine Viola d amore
und Zithern, besonders aber sehr gute Violoncelli, von
denen manche auch noch durch ihren schönen, fetten
ÖUack hervorragen, und die jetzt sehr gut bezahlt
werden. Eine Streichzither von ihm bewahrt die
Sammlung des Brüsseler Konservatoriums. Seine
Frau Marie war eine Zitherlehrerin. Das Geschäft
wurde kurze Zeit von seinem Sohne Th. Bittner fort-
gesetzt, dann an den Musiker Hans Graf verkauft und
bald aufgelöst.
Geigenzettel: Abb. 30 und 31 (Brandmarke Nr. 14).
Biza, Giovanni Battista. — Treviso. 1 779
Wenig bekannter Lauten- und Geigenmacher, der sich
wohl hauptsächlich mit .Ausbesserungsarbeiten be-
schäftigt hat.
Bizan. — Brüssel. 1749
Er wird als »luthier« bezeichnet; Geigen von ihm sind
mir jedoch nicht vorgekommen.
Bizey, Charles. — Paris. 1716
Er wird zwar wiederholt für einen Geigenbauer aus-
gegeben, war aber Holzblasinstrumentenmacher m der
Rue Dauphine und nannte sich ausdrücklich: Inven-
teur de plusieurs Instruments ä vent. Falsch ist es,
seinen Namen »Bizet« zu schreiben.
Blacht s. Flacht
Black, John. — Edinburgh. 1893
Neuerer schottischer Geigenmacher.
Blahowetz, Josef. — Markneukirchen. Geb. in
Ober-Schönbach i. B. 13. Juni 1857
Handwerksmäßig arbeitender Geigenmacher, der für
Markneukirchener Handelshäuser Geigen baut, die mit
Zetteln »nach den Modellen« beklebt werden. Einige
wenige besser ausgeführte Geigen tragen jedoch seinen
eigenen Zettel.
Blair, John. — Edinburgh. 1790. 1820
Anfangs arbeitete er allein, später mit Matthew Hardie
zusammen, der wahrscheinlich sein Schüler war. Blair
war jedenfalls der Geschicktere von beiden. Zettel
scheint er nicht verwendet zu haben, doch schrieb er
manchmal seinen Namen in seine Arbeiten und ver-
wendete eine Brandmarke J. B. Sein Spinfuslack, der
jetzt ziemlich braun aussieht, war ursprünglich gelb-
lich. Er arbeitete nach Stradivari. Brandmarke Nr. 32.
Blair, Willie. — Abergeldie (Schottland). Geb.
26. Okt. 1793 unweit Ballater, f daselbst
12. Nov. 1884
Ursprünglich ein Zimmermann und trefflicher, bei
Hofe angesehener Geiger, bekannt als »the Queen 's
Fiddler«. Er erhielt von Peter Hardie .Anleitung im
Geigenmachen und war nicht ungeschickt, hatte aber
den Fehler, sein Geigenholz zu backen, wodurch er
seine Arbeiten selbst ruinierte.
Blaise. — Mirecourt. 1822
Als Geigenmacher in keiner Weise hervorragend, war
er doch ein verdienstvoller Lehrmeister; als seine besten
Schüler darf man die beiden Silvestre bezeichnen. Er
war wahrscheinlich auch der Vater von Joseph Blaise In
Genf.
Blaise, Joseph (nicht Jules).
t 23. Okt. 1882
Genf. 1855.
Er kam um 1855 aus Mirecourt nach Genf, nachdem er
vorher eine Zeitlang bei den Brüdern Silvestre in Lyon
gearbeitet hatte. Er gab den Geigenbau bald auf und
beschränkte sich mehr und mehr auf den Verkauf von
MIrecourter Fabrikwaren, die er oft mit seinem Zettel
versah. Auch als Reparateur war er ohne Bedeutung.
Mirecourt. Geb. 1796,
Blaisot s. Mast
Blanchard, Fran9ois.
tl859
Obwohl er gelernter Gelgenmacher war, beschränkte er
sich doch auf den Bau von Lauten und Gitarren. Sein
Enkel Ist Paul Bl. in Lyon.
Blanchard, Paul-Fran^ois. — Lyon. Geb.
10. Febr. 1851 in Mirecourt
Schüler von Auguste Darte, arbeitete bei Daniel In
Marseille und war dann sieben Jahre lang Gehilfe im
Hause Silvestre in Lyon. Im Jahre 1876 gründete er In
Lyon sein eigenes Geschäft und brachte es bald als ge-
schickter Gelgenmacher und Reparateur zu großem-
Ansehen. Seine Arbelt Ist tadellos; schönes Holz und
feiner, ambraroter, feuriger Lack von gesättigtem Aus-
sehen zeichnen seine Instrumente, die sehr gut im Tone
sind, aus. Er baut hauptsächlich nach Ant. Stradivan
und Guarnerl mit vielem Glück, manchmal auch nach
Amatl. Er besitzt viele erste Preise und die Palme der
Akademie, Ist Gelgenmacher des Konservatoriums in
Lyon und ^President de la Chambre syndicale des
Instruments de muslque« zu Lyon. Instrumente, die er
ganz eigenhändig machte, tragen folgenden Zettel :
Abb. 68; die In seiner Werkstatt unter seiner Leitung
gebauten: Abb. 85; Geigen, die von anderen Geigen-
bauern für sein Geschäft gemacht werden, tragen den
Zettel: Abb. 82.
Ni
izza.
Geb. in Nizza am
Blanchi, Albert.
25. Jan. 1871
Schüler seines Vaters Aug. Bl., dessen Werkstatt er
1899 übernahm. Er gilt als ein besonders geschickter
Gelgenmacher, der alle Arten von Streich- und Saiten-
Instrumenten verfertigt, vorzugsweise jedoch Violinen,
die er nach eigenen Modellen baut und mit einem gelb-
roten ÖUack überzieht. Sehr beliebt sind auch seine
Gitarren von 12 und 18 Saiten.
Geigenzettel : Abb. 34.
Blanchi, Augustin. — Nizza. Geb. 1 828 f 1 899.
Tüchtiger Geigenmacher, der sich In den besten Werk-
stätten gebildet hatte und durch unablässiges Forschen
zu schönen Erfolgen gekommen war. Gelgen von ihm
werden von Musikern sehr geschätzt.
48
Blaschke — Bodenl
Blaschke, Ferdinand. — Glatz. Geb. zu
Grafenort um 1775, f nach 1845
Er ließ sich als Instrumentenmacher und Gastwirt im
Jahre 1839 in Glatz nieder und besaß das Gasthaus
Nr 592, ist aber später nach Scheibe verzogen, wo er
wohl auch gestorben sein dürfte.
Blasich, Giovanni. — Triest. 1870. 1880
Er war eigentlich als Geigenmacher nur Dilettant und
erhielt einige Unterweisung von Dollenz, doch sind
seine Geigen nicht schlecht gearbeitet, wenn sie auch
ganz ohne Eigenart erschemen.
Blasich, Ludwig. — Triest. 1881
Vielleicht ein Sohn von Giovanni Bl. Er stellte 1881 in
Triest zwei Violinen und ein Violoncello als Dilet-
tantenarbeit aus, für die er eine goldene Medaille erhielt.
Blasio, Raffaele di. — Neapel. 1 8. Jahrhundert
Es kommen ab und zu Geigen mit seinem Namen vor.
In der Arbeit unbedeutend, im Modell der Gagliani-
Schule verwandt; der Lack ist glanzlos, von brauner
Farbe. Er gehört möglicherweise derselben Familie an
wie Nicolaus De Blosy (s. d.).
Blass, Dr. — Mannheim. 1913
Ein Liebhaber, der gute Geigen baut, die er auch u. a.
einmal durch das Berliner Philharmonische Orchester
mit Erfolg zu Gehör bringen ließ.
Blaun, Carl Wilhelm. — Altona. 1840. 1847
Hauptsächlich guter Baßmacher.
Blavet. — La Ferte. 18./19. Jahrhundert
Ein geschickter Kunsttischler, der als Wiederhersteller
alter Geigen und Lauten einen gewissen Ruf besaß.
Geigenzettel: Abb. 44.
Bleich (Bley), Johann (Anton). — Schönbach.
1805. 1810
Einer der besseren Schönbacher Meister seiner Zeit,
der zwar nicht immer schönes Holz verarbeitete, aber
gut klingende Geigen gemacht hat.
Geigenzettel: Johann Bleich, Geigen- / und Instru-
mentenmacher in / Schönbach, Anno 1805 (gedruckt).
Blight. — Exeter
Seinen Namen sah ich als Brandmarke auf dem Boden
einer mittelmäßig gearbeiteten Violine.
Blommesteyn (Blomster), Christoffel. — Ant-
werpen. 1550. 1558
Er baute allerlei Saiteninstrumente; urkundlich ist er
jedoch nur als Clavecinmacher nachweisbar, wie auch
sein Bruder Martin Bl.
Blosij s. De Blosy
Blumenhagen, C. P. — Hannover. 1753
Er hat im 18. Jahrhundert als Lauten- und Geigen-
macher in Hannover gelebt. Eine Pochette Sourdine
von ihm befindet sich in der Sammlung Galpin.
Blunff, Richard. — London. 1604
Das Verzeichnis der 1 759 im Haag versteigerten Selhof-
schen Musikinstrumentensammlung führt diesen viel-
leicht falsch gelesenen Namen auf.
Blyth, Williamson. — Edinburgh. Geb. 1821
in Greenlaw, f Mai 1897 in Edinburgh
Ein tüchtiger Musiker und Komponist, dessen Geigen
— er hat über 2000 gemacht — sehr dünn sind und
schwach klingen.
Boccaber s. Buchenberg
Bochem, Dierich. — Köln. 1668. 1673
Wahrscheinlich der Stammvater der bekannten Kölner
Lautenmacherfamilie, über die leider nichts zu er-
mitteln war. Die kurkölnischen Archivalien wurden
seinerzeit nach Darmstadt verbracht, und als sie nach
Preußen zurückgehen sollten, weigerte sich die preu-
ßische Regierung, die Kosten des Rücktransports zu
tragen, infolge davon wurde dann ein großer Teil der
Aktenbestände einfach vernichtet. Eine von D. Bochem
reparierte Laute befindet sich in derHerzogl. Kunst-
und Altertumssammlung auf der Feste Koburg. Eine
Laute mit der Brandmarke »DBM Collen« im Darm-
städter Museum (Nr. 484) ist ihm vielleicht zuzu-
schreiben. Eine Diskantviola besitzt die Brüsseler
Sammlung.
Geigenzettel: Dierich Bochem, in Colin. / neu renovlrt
Ao. 1673 (gedruckt). Brandmarke (Nr. 15).
Bochem, Joannes. — Köln a. Rh. 1745. 1769
Fleißiger Lauten- und Geigenmacher und Reparateur.
Er baute namentlich Violen, sehr großes Patron, von
Italienischem Aussehen und gutem Ton.
Geigenzettel : Joannes Bochem / Lauten- / und Gelgen-
macher in Collen 1 745 (gedruckt). — Joannes Bochem
in / Colin renovatum 1769. (gedruckt).
Bochem, Michael. — Köln. 1694. 1729
Vielleicht ein Sohn Dierichs und der Vater Johanns.
Ein geschickter und vielbeschäftigter Lautenmacher,
von dem das Germanische Museum In Nürnberg eine
Zither aus dem Jahre 1 728, die staatl. Sammlung alter
Musikinstrumente in Berlin eine fünfchörige Zither
mit ovalem Schallkasten von schöner Arbeit besitzt.
Eine ähnliche von 1728 hat Fr. Wildhagen in Haiensee
bei Berlin. Den Wirbelkasten schmückt ein Frauen-
köpfchen. Eine Laute von 1724 wurde in Köln 1883
bei Heberle versteigert. Zwei andere Instrumente (von
1694 und 1720) besitzt das Großherzogliche Museum in
Darmstadt (Nr. 487 und 498).
Geigenzettel: Michael Bochem in Collen 1728 (ge-
druckt). — Michael Bochem, Lauten und geigen-
macher / In Collen Anno 1720 (gedruckt).
Bocquay s. Boquay
Bodeni, Luigi (Aloysius). — Venedig. 1719
Seinem Zettel nach ein Dilettant, der »zum Zeitver-
treib« ein Violoncello gebaut hat, seiner Arbeit nach
aber doch ein geschickter Mensch, der mehr konnte als
mancher berufsmäßige Geigenmacher.
Geigenzettel: Abb. 63.
Bodi.
Boffda
gdanovics
49
Bodio, Gennaro. — Venedig. 1 740
Ein Meister dritten Ranges, von dem es jedoch einige
gute Violinen gibt, die freilich ohne Eigenart sind.
Bodio, Giambattista. — Venedig. 1790. 1832
Vielleicht ein Sohn Gennaros und dessen Schüler. Em
tüchtiger, aber wenig bekannter Meister. Sein Lack ist
für seine Zeit noch sehr gut. Pietro Val. Novello ist
einer seiner Schüler gewesen. Ein Quartett von ihm aus
dem Jahre 1813 besaß ein Antiquar in Korfu. Statt der
Schnecke hatten die Instrumente am Wirbelkasten
Widderköpfe, deren Hörner in Schneckenlinien ver-
liefen. Der rötlich-gelbe Lack erinnerte an Gagliano.
Geigenzettel: Gio: Battista Bodio fecit / Venezia. 1800
(gedruckt).
Body, Otto. — Innsbruck. Geb. 1857 in
Debreczin
Im Alter von drei Jahren kam er mit seinen Eltern nach
Bezau in Vorarlberg, erlernte in Mittenwald, dem
Heimatsort seiner Mutter, bei Johann Neuner den
Geigenbau und kam als Gehilfe 1875 zu J. Gschwenter
nach Innsbruck. Einige Jahre später machte er sich
selbständig. Er baut hauptsächlich Zithern und Gitar-
ren und repariert Geigen. Gegenwärtig arbeitet er zu-
sammen mit seinem Sohne.
Böck, Johann Georg. — Wölfeisdorf. 1 9. Jahrb.
Vielleicht ein Schüler Ignatz Hoffmanns. Er hatte ein
ungewöhnlich langes Modell mit wenig hervortretenden
Ecken. Die F-Löcher sind groß und weit geschnitten,
der Lack ist gelblich. Seine Arbeit ist gut, eigenartig
und interessant. Eine schöne Geige von ihm besitzt
Pfarrer Nürnberger in Kaditz bei Dresden.
Geigenzettel : Johann George Böck, Lauten- / Geigen-
und Harfenmacher in / Wölfeisdorf 18 . . (gedruckt).
Böcklin, Dr. Frhr. v. — Ruß (?). Um 1810
Em Musikhebhaber und Erfinder, der eine Tenorgeige
»Tenorotta« erfunden hat, die größer als eine Bratsche
war und um acht Töne tiefer als die Geige gestimmt
wurde.
Bögenholz, H. sen. — Detmold. Geb. 1834
Ein Musiker, der auch Instrumentenmacher ist und
seit 1874 und noch in seinem 83. Jahre Geigen gebaut
hat.
Geigenzettel: H. Bögenholz / Detmold 1880 (geschr.)-
Böhm, Franz. — Budapest. 1804. 1805
Ein trefflicher Geigenmacher, dessen Werke jetzt viel-
fach mit italienischen Meisterzetteln versehen im
Handel vorkommen sollen. Dr. J. Geyer erwähnt eine
seiner Geigen, die mit einem Guadagninizettel ver-
sehen ist. Bei der Öffnung des Instruments fand man
auf der Innenseite der Decke mit Bleistift die Inschrift
»Verfertigt von Franz Böhm in Pesth 1804«.
Geigenzettel: Franz Böhm Geigenmacher / in Pesth
Anno 1804 (gedruckt).
V. Lütg^endorff, Geig-en- und Lautenmacher. Bd. II
mgentha
Botlandt, Johann Christian. — Kl
18. Jahrhundert
Die Familie schreibt ihren Namen jetzt Pöhland.
Geigen von ihm kommen nicht häufig vor und unter-
scheiden sich durch nichts von denen seiner Vogtländer
Zeitgenossen.
Geigenzettel : lohann Christian Boelandt / Violin-
macher in Klingenthal 17 . . (gedruckt).
Boelandt s. auch Pöhlandt
Böllinger (Bollinger), Joseph. — Steyr. 1819
Wahrscheinlich Schüler oder Mitschüler von Meinrad
Frank, mit dessen Arbeit die seine ganz merkwürdig
übereinstimmt.
Geigenzettel: Joseph Böllinger fecit/ Steyr. anno 1819
(gedruckt).
Böningk, Johann Adolph. — Göhringen. (Göt-
tingen?) 1664
Bisher nur als Reparateur einer Laute des Straßburger
Meisters Jonas Stehelin in W. Heyers Musikhistc-
rischem Museum in Köln bekannt.
w
len.
1763.
Böß (oder Höß), Maximilian.
1789
Seinen Namen findet man nur selten in nicht besonders
sorgfältig gebauten Instrumenten. Er scheint auch das
Bürgerrecht nicht erworben zu haben, da er weder in
den Steuer- noch in den Bürgerlisten vorkommt.
Böttcher, Gottfried. — Altenroda. 1846
Seiner Arbelt nach ein Dilettant.
Geigenzettel: Repare Gottfried / Böttcher in Alten-
roda / 1846 (geschrieben).
Bofili (Bonfili), Salvadore. — Barcelona. 1 738
Soll Guarneri nachgeahmt haben; mir war jedoch nicht
möglich, diese Angabe zu überprüfen.
Bogaerde, Gisbert van den. — Antwerpen.
Geb. in Gent
Sohn von Josse v. d. B. Wurde 1558 in die Gilde, 1559
zum Bürger aufgenommen und ist nur als Clavecin-
macher bekannt, hat aber, wie alle seine Berufsgenossen,
auch Zithern und Lauten gebaut.
Bogdanoffski, A.N. — St. Petersburg. 1880
Seine Geigen sind handwerksmäßig gebaut; häufig
fehlt ihnen Rand und Einlage. Statt der Lackierung
zeigen sie eine Art Möbelpolitur.
Geigenzettel : (Russischer Adler) A. N. Bogdanoffski /
St. Petersburg.
Bogdanovics, Stephan (Istvan). — Budapest.
1865
Ist nur kurze Zeit nachweisbar, soll aber recht geschickt
gewesen sein.
Geigenzettel: Keszitette Bogdanovics Istvan / Pesten
1865 (geschrieben).
4
50
Boghart — Bolli
Boghart, Hayne (Heinrich). — Brüssel. 1436
Lautenmacher, von dem bekannt ist, daß er gute Leiern
baute. Er wird als *faiseur de bas mstruments« in Ur-
kunden bezeichnet. Vielleicht ein Vorfahr von Gisbert
van den Bogaerde, der 1558 in die Antwerpener Lucas-
gilde als Clavecinmacher aufgenommen wurde.
Bogner, Ambros. Joseph. — Prag, später Wien.
Geb. 12. Febr. 1752 in Hayd (Böhmen),
f 22. Sept. 1816 in Wien
Er baute auch Lauten, war bis 1792 in Prag ansässig
und siedelte dann nach Wien über, wo er in der Stadt
Nr. 976 seine Werkstatt eröffnete und am 1 7. Aug. 1 792
den Bürgereid ablegte. Seine Geigen, die jedoch selten
vorkommen und nicht sonderlich hoch bewertet wer-
den, sind gut gearbeitet und haben schönes Decken -
holz; weniger schön ist der Boden, die Schnecke
schwungvoll, aber nicht sehr sauber ausgestochen, die
Wölbung von mittlerer Höhe, der Lack dunkel, spröde
und undurchsichtig. Er war einer der ersten in Wien,
die zu einem breiteren, flachen Modell übergingen.
Geigenzettel: Ambrosius Josephus Bogner fccit
Viennae. Anno 1807 (gedruckt) und Abb. 43.
Bohmann, Joseph. — Chicago III. Geb.
23. Okt. 1848 zu Neumarkt in Böhmen
Schüler seines Oheims. Machte sich zuerst in Böhmen
selbständig und ging um 1873 nach Amerika, wo er seit
1876 in Chicago ansässig ist. Seine Geigen fanden auch
auf europäischen Ausstellungen Anerkennung. Heute
besitzt er ein bedeutendes Musikgeschäft in Chicago
und fertigt hauptsächlich Geigen (nach allen italie-
nischen Meistern), die er mit Bernsteinöllack überzieht.
Er besitzt auch ein e'genes Modell, das zwischen dem
des Maggini und des Guarnen liegt. Er verwendet das
zum Geigenbau sehr geeignete kanadische Gebirgsholz
und baut auch vorzügliche Gitarren und Mandolinen,
sowie Bogen, an denen er am Frosch ein gut passendes
Daumenloch anbringt.
Geigenzettel: Abb. 41.
Bolssart. — Paris. 1606
Lauten- und Geigenmacher, von dem nur wenig mehr
als der Name erhalten ist.
Boiteux, Claudius. — München. 1786. 1799
Er stammte aus Mirecourt, wo er von 1 773 bis 1 779
nachweisbar ist. Im Jahre 1786 ließ er sich in München
nieder und erhielt sehr bald die Arbeiten für die Hof-
kapelle, da man mit Gregor Sidtler nicht zufrieden
war; er erhielt auch den Hoftitel und wird im Hof-
kalender für 1799 noch als Hoflautenmacher aufge-
führt, er hat aber München schon Ende 1798 oder An-
fang 1799 wieder verlassen. Geigen von ihm sind mir
- nicht bekannt geworden; er scheint hauptsächlich mit
Ausbesserungen beschäftigt gewesen zu sein.
Bolvln, Claude. — Paris. 1730. 1754
Unter den Pariser Lautenmachern war er sehr ange-
sehen und wurde geschworener Zunftmeister für 1752.
Er nannte seine Werkstatt >>ä la guitarre royale* und
war hauptsächlich Gitarrenmacher, doch kommen ver-
einzelt auch Violen und Violinen von ihm vor; auch
Bruni hat eine Gamba dieses Meisters von 1735 inven-
tarisiert. Er wohnte bis 1732 Rue de Grenelle St.
Honore, dann Rue Ticquetonne und zog um 1749 nach
der Rue de la Poterie Nr. 10. Seine Arbeit ist gut, nur
in bezug auf die Dicke ungenau. Sein Lack ist blaß,
meist rötlichbraun. Außer seinem Zettel findet man
auch seine Brandmarke. Eine sehr hübsche Gitarre von
ihm bewahrt das Museum des Pariser Konservatoriums
(Nr. 273). Eine schöne siebensaitige Basse de Viole
d'.Amour von 1734 befindet s:ch in W. Heyers Musik-
historischem Museum in Köln.
Geigenzettel: Abb. 66 und 67.
Boldizsar, Stephan (Istvan). — Budapest. Um
1865 geb. in Szegedin
Schüler seines Schwagers Nemessanyi. Er gab das
Geigenmachen aber nach kurzer Zeit auf, um Berufs-
soldat zu werden.
Bollecker, Felix s. Enel
Boldrini, Ovidlo. — Salo. 1864
Ein Instrumentenmacher in der Heimat des großen
Gasparo: in seinen wenigen Werken ist von dem Genius
loci kein Hauch mehr zu verspüren.
Bolelll, Pletro. — Bologna. 19. Jahrhundert
Ein ausgezeichneter Orchestergeiger und später Im-
presario von Theaterunternehmungen (z. B. des Teatro
communale in Bologna). Aus Liebhaberei beschäftigte
er sich auch mit dem Geigenmachen und versuchte sich
als Reparateur, ohne dann etwas zu leisten. Da ihn
Valdnghi (389) aufzählt, sei er hier auch erwähnt.
Boller, Johann Adolf. — Frankfurt a. M. 1670
Er stammt vielleicht aus Mittenwald und ist bis jetzt
nur durch eine sehr niedliche Pochette mit Ebenholz-
und Elfenbeineinlegearbeit, die sich in Berlin in der
staatl. Sammlung alter Musikinstrumente (Nr. 781) be-
findet, bekannt. Der Körper besteht aus neun .Spänen
mit Elfenbeinrippen; C-Löcher. In Frankfurt lebte
1662 ein Krämer Johann Adolf Boller, der als »Bürger-
sohn« bezeichnet wird. Er dürfte der Sohn unseres
Lautenmachers gewesen sein.
Boller s. PollerO
BoUes. — London. 1600. 1620
Th. Mace bezeichnet ihn als einen der berühmtesten
englischen Violen- und Lautenmacher seiner Zeit und
schätzte den Wert einer Baßviola dieses Meisters schon
damals (1676) auf 100 £. Sehr bedauerlicherweise
scheinen sich gerade von ihm keinerlei Arbeiten er-
halten zu haben.
BolH. — Neapel. 1897
Besserer italienischer Geigenmacher, der nach alten
Vorbildern arbeitet.
') Die Mitten walder Mitglieder dieser Familie
schwankten im 18. Jahrhundert in der Schreibweise
zwischen B und P, jetzt schreiben sie sich ausschließlich
Poller.
Bol
mon
Bonc
51
Bolmon, Johannes. — ? 1683
Vermutlich zur Familie Pollmann (Pöhlmann) gehörig.
Ein Simon Pollmann (s. d.) wurde 1696 Meister in
(Marl<)neukirchen und war wahrscheinlich aus Böhmen
dort eingewandert. Von "Johannes Bolmon" befindet
sich eine Gitarrelaute im Konservatorium in Brüssel
(Nr. 268).
Geigenzettel : Johannes Bolmon, Laute- und Geiger.-
macher . 1 683 (gedruckt).
Bolt. — London
Ein Dilettant, der einige Gitarren nach Galbuseras Mo-
dell gebaut haben soll.
Boltze. — Elberfeld. 1890
Ein Hoboist und leidenschaftlicher Geigenliebhaber,
der alte Geigen nicht ungeschickt wieder instand zu
setzen verstand. Er machte sichtliche Fortschritte und
hätte mit der Zeit noch ein ganz guter Geigenmacher
werden können, wenn er nicht schon mit 40 Jahren ge-
storben wäre.
Bomberghi, Lorenzo. — Florenz. 17. Jahrh.
Sohn des Giovanni B. Ein florentinischer Violen-
macher von wenig Ruf. Einige vermuten, daß er von
deutscher Abstammung war und daß sein Vater viel-
leicht aus Bamberg eingewandert sei. Er soll 1670 noch
gelebt haben.
Bombino, Domenico. — Villafranca (Piemont).
1720. 1730
Möglicherweise ein Schüler G. Cappas, unter dessen
Einfluß seine .Arbeit steht, die im ganzen doch nur als
mittelmäßig bezeichnet werden kann.
B
Th
Versaill
ersaiUes.
1788.
ome, 1 homas de.
1808
Ein vornehmer Dilettant, der einige Geigen von un-
gleichem Wert gebaut hat. Eine solche aus dem Jahre
1 790 von recht gewöhnlicher .Arbeit besitzt das Pariser
Konservatorium (Nr. 24). Besser sind jene Geigen, die
er bestimmten Personen widmete. .Außer seinem Zettel
(von verschiedenem Wortlaut) brachte er auch ein
Schildchen mit den Buchstaben T. B. V. an. Seine
Zettel spiegeln die Zeit, in der er lebte, charakteristisch
wieder : 1 788 nennt er sich noch M. de Borne, Chevalier
de St. Louis, 1790 nur noch kurz Thomas Bome und
1803 läßt er Taufnamen und sogar den Ort weg.
Geigenzettel : Fait par M. de Bome Ch'^ de St. Louis
Versailles 1 788 Donne a M. de Macusan (gedruckt). —
Thomas Bome, Versailles 1790 (gedruckt). — Bome
1803 (gedruckt). Brandmarke: Nr. 73.
Bomini, Carlo. — Cremona. 1715
In einer nach Stradivari gebauten Geige fand sich sein
Zettel, doch gelang es mir nicht. Urkundliches über ihn
zu ermitteln, obwohl er sich als einen Schüler Stradi-
varis bezeichnet.
Geigenzettel: Carolus Bomini, Discipulus Antonij
Stradivari) Cremonen- , sisl715 (gedruckt).
Bonafon, Nicolas. — Paris. 18. Jahrhundert
Eine Viola, die dem Aussehen nach dem Anfange des
18. oder Ende des 17. Jahrhunderts angehört haben
dürfte, trug den Zettel : Abb. 49.
Bonardi, Domenico. — Modena. 1728
Sein Name fand sich auf einem Reparaturzettel.
Bonazza, Domenico. — Triest. 1880
Ein Bassist aus Friaul, der gegen 1880 zu Gius. Dollenz
kam und von ihm im Geigenbau unterwiesen wurde.
Er baute sowohl Geigen als Celli und Bässe und ver-
wendete braunschwarzen Lack. Die Arbeit ist ziemlich
gut, der Ton aber unbedeutend.
Bongars, Simon. — Paris (?) 1655
Eine sechssaitige Baßviola aus der Sammlung Bricque-
ville trägt seinen Namen und Datum.
Bonichi, Francisco. — Cadix
Nur als Gitarrenmacher bekannt.
Bonn, J. Edwin. — Brading, Isle of Wight.
Geb. 28. März 1851 in Fermoy (Irland)
Ursprünglich für den ärztlichen Beruf bestimmt stu-
dierte er erst Chemie, bevor er sich dem Geigenbau
zuwandte, den er dann regelrecht erlernte. Er arbeitet
mit Geschick nach Stradivari und nach einem eigenen
Modell und wurde auch als Erfinder eines vierfüßigen
Steges bekannt. Seine Biographie veröffentlichte Mere-t
dith-Morris in der Zeitschrift »The Strad« Nr. 123.
Geigenzettel: J. Edwin Bonn Brading, Isle of Wight
(gedruckt).
Bonnel aine. — Rennes. 1820. 1852
Besserer Geigenmacher, der auch als Reparateur einen
gewissen Namen hatte.
Geigenzettel : Reparee chez Bonnel, Luthier. A Rennes
(185.) (gedruckt).
Bonnel jeune. — Rennes. 1855
Sohn und Schüler von Bonnel aine und sowohl im
Neubau wie als Reparateur tüchtig. Seine Geigen sind
sorgfältig durchgeführt und haben rötlichen Lack. Be-
sonders gut sind seine Gitarren. Die Firma heißt jetzt
Bossard & Bonnel.
Geigenzettel: Repare chez Bonnel jeune Luthier
facteur Musique etc. 1855 Rennes. (gedruckt).
Bonnici, Francesco. — Paris. Geb. um 1842
auf Malta
Seit 1865 Arbeiter beiGand undBernardel, der mehrere
goldene Medaillen für Mitarbeiter in Brüssel 1897, in
Paris 1889 und 1900 erhielt. Seit 1901 verbringt er
seinen Lebensabend in Nogent.
Bono, Gaetano. — Venedig. 18. Jahrhundert
Einer der weniger bekannten Venezianer, dessen Ar-
beiten gleichwohl nicht schlecht sind.
4*
52
B
onoris
Borl
on
Bonoris, Cesare. — Mantua. 1 568
Wahrscheinlich aus Dardelhs Schule hervorgegangen.
Seine Violen sind gut gearbeitet. Eine Viola da Gamba
von ihm besitzt Valdrighi.
Bontemps, Nicolas. — Lyon. 1507. 1517
Als »faiseur d'instruments« oder »de manicordions«
bezeichnet. Er wohnte im Quartier du port du temple.
Vgl. Coutagne, Duiffopruggar. — Ein Dominique
Bontemps kam noch 1773 bis 1776 in Mirecourt als
Bogenmacher vor.
Bonviclni, Filippo. — Spilamberto (?). 1790.
1796
Er wird von Valdrighi zwar erwähnt (408), doch ist sein
Name in Spilamberto gänzlich unbekannt.
Böpel s. Pöpel
Boom (Boon), Pierre. — Brüssel. 1758. 1779
Ein Genosse von Gilles Michiels bei der Hofkapelle,
»Bourgeois et habitant de Bruxelles«, wie er sich selbst
nennt; er war ein geschickter Lautenmacher, von dem
es auch einige gute Violinen gibt. Ch. Bosselet (in
Belgien) besitzt ein Alto aus dem Jahre 1778, und bei
Cl. Snoeck befand sich eine Violine aus dem Jahre 1 779
von ihm.
Geigenzettel: P. Boom me fecit. Bruxelles 1778 (gedr.).
Booth, Joseph. — Manchester. 1889
Seine Geigen sind zwar ohne Eigenart, aber gut ge-
arbeitet und klingen nicht schlecht.
Booth, William (I). — Leeds. Geb. um 1779,
t gegen 1858
Ursprünglich Friseur, verlegte er sich seit 1809 auf den
Geigenbau und erlangte als Reparateur eine aner-
kennenswerte Geschicklichkeit.
Geigenzettel : Wm. Booth, maker, Leeds 1828 (gedr.).
Booth, William (II). — Leeds. Geb- 1816,
t I.Mai 1856
Sohn von Will. B. I, aber nicht dessen Schüler. Er
machte sich bereits mit 22 Jahren selbständig und be-
rechtigte zu großen Hoffnungen, starb aber, bevor er
zur vollen Entwicklung gekommen war. In Burnley
(Lancashire) lebte noch am Ende des 19. Jahrhunderts
ein Booth als Geigenmacher.
Boquay, Jacques. — Paris. Geb. zu Lyon,
lebte von 1 700 bis nach 1 736 in Paris
Vermutlich ein Mitschüler von Pierray, dem er in
seiner Arbeit zwar nicht gleichkommt, aber ähnlich ist.
Er gehört zu den besseren französischen Geigen-
machern, und einzelne seiner Nachahmungen Hier.
Amatis (kleines Modell) sind ihm recht gut gelungen,
nur stellt er die F-Löcher manchmal etwas zu schräge.
Sein fast stets rotbrauner, nur manchmal ins Gelbliche
spielender Ollack ist sehr durchsichtig und verdient
alles Lob. Der Ton seiner Geigen ist etwas dick, aber
kräftig. Während er (nach seinen Zetteln) Im Jahre 1718
noch in der Rue de la Juivene wohnte, gibt er 1719 be-
reits die Rue d'Argenteuil als seine Adresse an. Instru-
mente von ihm finden sich in verschiedenen Samm-
lungen, so in Paris eine Violine und ein Violoncell.
Geigenzettel : Abb. 29 und 87.
Borbon (Bourbon), Caspar. — Brüssel. 1673.
1702
Er wird in der Liste der Hofkapelle von 1 673 bereits als
»reparateur des Instruments« aufgeführt und war wahr-
scheinlich ein Sohn Peter Borbons. Seit 1701 schreibt
er seinen Namen auch Bourbon. Seine Arbeit erinnert
ein wenig an den Stil Gasparo da Salos; die F-Löcher
sind weit geöffnet, im übrigen verraten sie eine ge-
schickte Hand; auch der gelbe, hellbraune oder rote
Lack ist nicht gerade schlecht. Eine Violine von ihm
vom Jahre 1691 besitzt W. Heyers Musikhistorisches
Museum in Köln.
Geigenzettel: Gaspar Bourbon 1702 (gedruckt) und
Abb. 92.
Borbon, Peeter. — Brüssel. 1636. 1641
Er war Hoflautenmacher, in seiner Art ein sehr ge-
schickter Meister. Vgl. v. d. Straeten, B. V. 137. Eine
sechssaitige Baßviola aus der Sammlung Snoeck be-
findet sich in Berlin.
Geigenzettel : Peeter Borbon tot Brüssel (gedruckt).
Borelh, Andrea. — Parma. 1720. 1746
Tüchtiger Nachahmer von L. Guadagnini. Großes Mo-
dell, gelber, gelbbrauner oder brauner schöner Lack
und guter Ton zeichnen seine Arbeit aus, so daß seine
Violinen bereits vor dem Kriege den Preis von 1000 M.,
seine Violoncelli von 1500 M. erreichten. Eine Violine
mit seinem Zettel und der Jahreszahl 1736 wurde am
2. Mai 1917 bei Lepke in Berlin versteigert.
Geigenzettel : Abb. 80.
Borelli, Antonio Cesare. — Parma? 1792
Vielleicht ein Sohn Andreas. Sein Modell ist groß, der
Lack von bernsteingelber Farbe, die Arbeit jedoch
ziemlich sorglos durchgeführt.
Borgia, Antonio. — Mailand. 1 769
Seine Arbeit erinnert an Testore, hinter dem er freilich
noch wesentlich zurückbleibt.
Geigenzettel: Antonius Borgia me fecit / In Milano,
anno 1769 (gedruckt).
Boriero, Alfonso. — Malo (Vicenza). 19. Jahrh.
Er macht Geigen und Violen nach alten Vorbildern,
ohne Großes zu leisten. Auch in Schio lebte gleichzeitig
(noch 1891) ein Geigenmacher Boriero.
Borio, Francesco Antonio. — Asti und Cuneo
(Coni). 1737
Einige mittelmäßige Geigen tragen seinen Namen ;
auch Valdrighi (4045) erwähnt ihn.
Borlon (Burion, Porion), Ae.t (Artus oder
Arnold). — Antwerpen". 1 579
Er wurde 1579 als Zithermacher (cyetermaker) in die
Gilde aufgenommen.
Borlc
Botin
53
Borion (Porion), Francis. — Antwerpen. 1645
Als Lautenmacher stand er in hohem Ansehen. Eine
schöne, große Viola von ihm besitzt die St. Jakobs-
kirche in Antwerpen.
Geigenzettel: Francis Borion tot Antwerpen / op de
Cathelyne Vest (gedruckt).
Borlon (Porion), Jan. — Antwerpen. 1670.
1680
Vielleicht ein Sohn von Francis oder Peeter B. Man
kennt einen Baß von ihm, dessen Arbeit nicht gerade
bemerkenswert ist.
Geigenzettel : Joannis Borlon / tot Antwerpen (gedr.).
Borlon (Porion), Peeter. — Antwerpen. 1636.
1647
Vielleicht ein Sohn von Aert B. Er baute 1647 für den
Kirchenchor der Kathedrale in Antwerpen einen noch
heute erhaltenen Kontrabaß.
Geigenzettel : Peeter Porion tot Antwerpen fecit / 1 647
(gedruckt).
— Veri'ca (Fngnano).
Bortolotti, Giovanni.
1884. 1894
Seme Bässe werden gelobt.
Bortolotti, Luigi. — Mailand. 1815
Wenig bekannter Geigenmacher, der aus einer guten
Schule hervorgegangen ist, sauber arbeitete und gelben
Lack gebrauchte. Häufiger kommen Gitarren usw. von
ihm vor. A. Gautier m Nizza besitzt eine sorgfältig
durchgeführte Zither von ihm mit der Brandmarke :
Luigi Bortolotti / 1815.
Bosch s. auch Posch
Bosch, Hans. — Kassel. Geb. 15. April 1881
m Thannhausen a. d. M. (Bayern)
Ein Architekt, hervorragender Raumkünstler, der als
leidenschaftlicher Musikfreund sich schon in früher
Jugend mit dem Bau von Musikinstrumenten befaßte,
was auch sein Vater, der als Altarbauer und Tischler-
meister die nötige Handfertigkeit von vorneherein be-
saß, schon tat. Seine Studienjahre und seine Berufs-
tätigkeit nahmen ihm wohl längere Zeit die Gelegenheit,
seiner Liebhaberei nachzugehen, dann kam der Krieg,
an dem er, als er nicht mehr felddienstfähig war, als
Bauingenieur bei der Heeresbauverwaltung teilnahm,
aber sobald er wieder einige freie Zeit hatte, kehrte er
mit erneutem Eifer an den Werktisch zurück, und,
angeleitet durch Wettengels Buch, und durch sorg-
fältiges Studium alter Geigen und zahllose Versuche
und Vorübungen geschult, begann er seine erste Geige
zu bauen. Mit rastlosem Eifer arbeitete er weiter und
brachte es schließlich so weit, daß seine .Arbeiten jetzt
den Vergleich mit jeder neuen Geige eines zunftgerecht
ausgebildeten Geigenbauers aushalten und sich auch
durch großen, edlen Ton auszeichnen.
Geigenzettel: Johannes Bosch /Thannhausen a. d. M.
Bayern (gedruckt).
Bosi (Basi), Florianus. — Bologna. 1 756. 1 782
Er baute vorzugsweise Lauten und Mandolinen und
liebte es, die Hälse mit Elfenbeineinlagen zu verzieren.
Eine seiner Lauten war in der Sammlung Cavallieri in
Ferrara. Eine römische Mandoline von ihm aus der
Sammlung Snoeck befindet sich in Berlin.
Geigenzettel : Florianus Bosi m via / S. Mcimoli-
Bonon.e y Fecit 1756
Bossard, Louis s. Desjardins
Bossard & Bonnel. — Rennes. 1900
Geigenmacher, Händler und Reparateure der Gegen-
wart.
Bossart, Rudolf. — Augsburg. Geb. um 1561.
1625
Im Augsburger Meisterregister von 1615 wird er als
Lautenmacher, 54 Jahre alt, angeführt. Erwähnt wird
er ferner im Meisterregister von 1619 und im Steuer-
buche von 1625. Er war vielleicht der Vater Jacob
Bossarts, der sich jedoch Bosshart schrieb.
Bosshart (Bossart), Jacob. — Augsburg. 1625.
1640
Im Augsburger Steuerbuche wird er zuerst als Jacob
Bossart ohne Angabe des Berufs im Jahre 1625 erwähnt.
Von ihm haben sich noch einige Geigen erhalten, die
durch hohe Wölbung, hohe Zargen und kurze Ecken
auffallen. Er hatte sein eigenes Modell, arbeitete sorg-
fältig und nahm gutes Holz und feurigen, durchsichtig-
rotgelben Lack. Die F-Löcher schnitt er parallel mit
den Jahren. In der Sammlung Fritz Wildhagens in
Haiensee b. Berlin befindet sich ein sehr schön ge-
arbeiteter, mit Elfenbeinstreifen eingelegter Chitarrone
von ihm v. J. 1629. Der Körper des Instruments ist aus
Zypressenholz.
Geigenzettel: Jacob Boßhart / in Augspurg 1626 (ge-
druckt).
Botelli, Angelo. — Neapel. 1857
In seinen Violinen spürt man noch die Nachwirkung
der guten neapolitanischen Werkstatt-Tradition.
Bothe. — Berlin. 1787 ^
Ein Instrumentenmacher dieses Namens wird als Er-
finder einer chromatischen Harfe genannt und soll auch
Gitarren nach eigenen Grundsätzen gebaut haben.
Bothwell, Wilham. — Aberdeen. Geb. 1815
in Aberdeen
Nachfolger von John Young. Er machte nur billige
Geigen und Violoncelli nach einem eigenen Modell.
Das Holz ist gewöhnlich unschön, die Einlage manch-
mal aber recht kunstvoll. Er verwendete nie Zettel.
Botin. — Chantilly. 1795. 1800
Ein Geigenmacher dritten Ranges, der vielleicht in
Mirecourt gelernt hat.
Geigenzettel : Abb. 69.
54
ßott — Boureard
Bott, Johann. — Wien. Geb. um 1810,
t 10. März 1881
Ein geschickter Geigenmacher, der nur wenig neue,
aber sehr schöne Violinen gemacht hat, die nach Stra-
divari und Amati gebaut sind und guten gelbbraunen
Lack haben. Er soll nach seiner eigenen Angabe nur ein
einziges Violoncello gemacht haben. Als Reparateur
war er vielbeschäftigt und wegen seiner Sorgfalt ge-
schätzt. Er hatte seine Werkstatt in der Burggasse bei
St. Ulrich, wo jedermann den originellen kleinen Mann
mit dem großen grauen Künstlerhut kannte. Er ver-
wendete nur geschriebene Zettel.
Bottari, Ferdinando. — Pisa. 1849
Ein Gitarrenmacher vom Anfang des 1 9. Jahrhunderts
ohne bemerkenswerte Vorzüge.
Botti, Antonio. — Sassuolo (Modena). 19. Jahr-
hundert
Er wird bei Valdnghi (3689) erwähnt; man kennt nur
einige Kontrabässe von ihm.
Botze, Johannes. — Erfurt. 1687
G. Siefert in Leipzig besitzt eine aus der Kirche einer
Brüdergemeinde stammende Viola von ihm (Decke
und Kopf sind neuere Arbeit) mit dem geschriebenen
Zettel: Johannes Botze in Erffürth 1687.
Boucher. — London. 1764
Ein in England ansässiger Franzose, der sich durch
nichts hervorgetan hat.
Bouillot, Jean Fran^ois. — Mirecourt. 1778.
1787
Nur dem Namen nach bekannt.
Boul, Simon. — ? 1786
Eine gute Geige mit seinem Zettel führt das Preisver-
zeichnis von G. Withers auf (16 £).
Boulanger, Nicolas. — Mirecourt. 1 727. 1 758
Nur von A. Jacquot erwähnter Luthier.
Boullangier, Charles. — London. Geb. 1823
in Mirecourt, t Okt. 1888
Nachdem er in Mirecourt ausgelernt hatte, ging er 1843
nach Paris, arbeitete drei Jahre bei Vuillaume und drei
Jahre bei Gand & Bernardel und wandte sich 1849 nach
London, wo er bis 1856 für Edw. Withers Geigen
machte und dann seine eigene Werkstatt eröffnete. Er
war sehr fleißig, baute viele Geigen nach Stradivan und
Guarneri und verwendete einen schönen, roten Lack.
Besonders geschätzt sind seine Violoncelli.
Boullangier, C. — London. 1889. 1900
Wohl der Sohn und Nachfolger von Charles B. Er er-
hielt für seine Violinen und Violoncelli 1889 auf der
Invention Exhibition eine silberne Medaille.
Boumeester (Bouwmeester), Jan. — Amster-
dam. 1637. 1689
Einer der besten holländischen Geigenmacher des
17. Jahrhunderts, der sich durch besonders saubere
Arbeit und guten, gelben oder gelbroten Lack aus-
zeichnet. Er bevorzugte ein großes Patron von mittlerer
Wölbung und brachte am Wirbelkasten geschnitzte
Köpfchen an. Er stand in hohem Ansehen, und das
Selhofsche .Auktionsverzeichnis führt Violinen, Gam-
ben und Violoncelli von ihm aus den Jahren von 1614(?)
bis 1675 auf (versteigert im Haag 1759). In der Samm-
lung von Scheurleer sind zwei Violen von 1683 und
1689 und bei Snoeck eine Baßviola von 1667 (jetzt in
Berlin). Auch auf der Ausstellung des Verbandes
deutscher Geigenbauer in Leipzig im Jahre 1908 war
eine Violine dieses Meisters zu sehen, die den Arbeiten
von Petrus Guarneri (Mantuae) zum Verwechseln
ähnlich war. Es ist daher wahrscheinlich, daß die
meisten seiner .Arbeiten jetzt unter italienischer Flagge
segeln.
Geigenzettel: Jean B;umeester , Amsterdam 1667 (ge-
druckt). — .Abb. 76.
Bourbon s. Borbon
Bourbon, Nicolas. — Mirecourt. 1753. 1787
Er galt als geschickter Meister und war mit Nicolas
Vuillaume befreundet. Ein Fran(;ois Bourbon, der von
1775 bis 1789 nachweisbar ist, war dagegen nach
Jacquot nur ein mittelmäßiger Geigenmacher.
Bourdet, Jacques. — Paris. 1750. 1752
Er stammt wahrscheinlich aus Mirecourt (vgl. Bourdot)
und scheint Instrumente aller Art gebaut zu haben.
Seine Violinen sollen von sehr gewöhnlicher Arbeit sein.
Mir ist er nur als der Wiederhersteller eines Clavecins
bekannt geworden. Von seinem Leben weiß man auch
nur, daß er 1751 geschworener Meister der Pariser
Lautenmacherzunft war.
Bourdot (Bourdet), Jean-Sebastien. — Mire-
court. Geb. im Beginn des 18. Jahrhunderts,
lebte noch 1 766
Ein sehr geschickter Meister. Über seine Lebenszeit
gehen die Nachrichten weit auseinander. Während
Jacquot und Vidal das 18. Jahrhundert als seine Zeit
nachweisen, setzen ihn andere ein Jahrhundert zurück
und lassen ihn 16.20 leben, und wieder andere sagen,
er sei 1 530 geboren und habe 1 555 in Paris gelebt. Man
hat es da bestenfalls mit drei gleichnamigen Meistern
zu tun. Andere Mitglieder der Familie waren : Claude-
FrancoisB. (1738. 1745), Dominique B., der Bruder von
Jean-Sebastien, der auch Orgelmacher war(l 732. 1748),
sowie zwei Franc^ois B., die 1785 und 1786 in den
Zunftlisten vorkommen.
Bourgard, Jean. — Nancy. 1775. 1786
Er stammte aus Prag und war der Sohn des Johann
Burghardt und der Cathanna, geb. Baumgarten. Er
kam in jungen Jahren zu Charotte nach Nancy, wo er
seinen Namen französisierte und die Marianne Fanchon
heiratete. Seine Geigsn sind meist ohne Sorgfalt aus-
geführt und haben braunen Lack, doch gibt es auch
I
Bourgeois — Bozzolo
55
bessere Arbeiten von ihm, die schönen, roten Lack
zeigen. Er schloß sich der französischen Schule an und
machte oder handelte wenigstens mit allen möglichen
Saiteninstrumenten.
Geigenzettel : Jean Bourgard maitre luthier ä Nancy, /
rue de laPoissonnerie, n° 404; f ait et raccomode toutes/
sortes d'ouvrages de sa profession comme / guitares
allemandes, guitares mechaniques, guitares / espagnoles,
mandolines, luths, paradons ä trente cordes ' contre-
basses, basses, violon d amour, violons etc. (gedruckt).
— Jean Bourgard, facteur d'instruments ä Nancy 1 776
(gedruckt). — F*. par moi Bourgard, facteur d'instru-
ments, rue / de la Poissonnerie a Nancy 1 786 (ge-
schrieben).
Bourgeois, Seraphin. — Genf. 1829
Es war unmöglich, irgend etwas über diesen Schweizer
Geigenmacher zu erfahren. Ich kenne nur den folgenden
Zettel von ihm. Vielleicht hieß er Seraphin und war
Bürger zu Genf.
Geigenzettel: Repare par Seraphin Bourgeois , ä Ge-
neve An 1829 (gedruckt).
Bourguignon, Maurice. — Brüssel. Geb.
18. Sept. 1885 in Mattaincourt
Schüler von Georges Mougenot, dessen Nachfolger er
im Jahre 1910 wurde.
Bourlier, Jacques. — Mirecourt. 1770. 1790
Bevor er sich selbständig machte, arbeitete er eine Zeit-
lang bei Charotte in Nancy, an dessen Art seine Geigen
erinnern. Er verwendete einen Brandstempel Jacq.
Bourlier.
Bourlier, Jean-Baptiste. — Mirecourt. 1773.
1785
Er stand seinerzeit in einem gewissen Ansehen. Ar-
beiten von ihm kenne ich nicht. Ein Francjois B., der
1788 vorkommt, war vielleicht sein Sohn.
Bourlier, Laurent I. — Mirecourt. Geb. um
1737, t 1780
Mehr können auch Vidal und Jacquot von ihm nicht
sagen, da bisher keinerlei Arbeiten von ihm bekannt
geworden sind.
Bourlier. — Mirecourt. 1775. 1820
Sohn von Laurent I B. Er baute hauptsächlich Kinder-
geigen in Viertel-, halber und Dreiviertel große und
war nicht ungeschickt.
Bourlier, Laurent II. — Mirecourt. Geb. um
1798, t 1878
Ein Enkel von Laurent I. B. und wohl der Geschickteste
aus seiner Familie, der sauber arbeitete und einen guten
Ton erzielte. Einen Brandstempel mit seinem Namen
brachte er innen am Boden an.
Bourlier, Nicolas. — Mirecourt. 19. Jahrh.
Vielleicht der Bruder von Laurent 1 1 B. Auch er war
nicht ungeschickt. Von ihm rühren die Geigen her, die
nur den Namen Bourlier als Brandmarke tragen.
Bourse. — Paris. 1805
Jacquot teilt seinen Namen nach einem geschriebenen
Geigenzettel mit.
Boury, A. — St. Quentin. 1867
Neue Geigen von ihm sind mir nicht zu Gesicht ge-
kommen.
Geigenzettel : Repare par A. Boury ,' Luthier ä S* Quen-
tin 1867 (geschrieben).
Boussu , Benoit-Joseph. — Eterbeek-Brüssel.
1750. 1780
Einer der besseren belgischen Geigenmacher, der
ziemlich gut und sauber nach Amati arbeitete und auch
einen schönen, gelben Lack verwendete. Seine Werk-
statt war in der Vorstadt Eterbeek, doch dürfte er, wie
auch van der Straeten glaubt, in Brüssel selbst einen
Verkaufsladen besessen haben. Eine Geige von ihm
mit charakteristischer Schnecke besaß C. C. Snoeck.
Bovis, Fran^ois. — Nizza. Geb. 1860 in Nizza
Von 1874 — 1881 war er Schüler von Nicolo Bianchi,
dessen Werkstatt er nach dem Tode des Meisters über-
nahm. Er arbeitet nach eigenem Modell und verwendet
einen halbfetten Lack. Er ist Geigenmacher des Kon-
zertorchesters von Monte Carlo.
Geigenzettel : Abb. 77.
Bowes, A. — Edinburgh. 1895
Bekannt durch seinen Versuch, die Saiten der Geige
paarweise anzubringen (ähnlich wie bei der Mandoline).
Bowler, Arthur. — Islington-London. Geb.
12. Juli 1867 in Thame (Oxfordshire)
Seine Mutter war die jüngste Schwester der Frau von
Georges Chanot, so daß schon in früher Jugend sein
Interesse für den Geigenbau geweckt wurde; doch er-
lernte er zunächst in der Werkstatt seines Großvaters
die Schreinerei. 1893 nach London gekommen, suchte
er seinen Oheim Chanot auf und bot nach dem Tode
desselben dem Sohne und Nachfolger seine Dienste an.
J. A. Chanot nahm ihn auf drei Jahre in die Lehre. Hier
kamen ihm seine Vorkenntnisse in der Holzbearbeitung
sehr zustatten, und er machte schnelle Fortschritte. Er
blieb bei Chanot bis 1899 und machte sich dann selb-
ständig. Bowler arbeitet ungemein sauber und baut
seine Geigen hauptsächlich nach der »Messias« von
Stradivari. Er verwendet einen dunkelorangeroten
Bernsteinlack und wird als Künstler geschätzt. Seine
Biographie mit Bildnis, Geigenabbildung und Zettel
veröffentlichte Rev. Meredith-Morris in »The Strad«
(April 1900, Nr. 120).
Geigenzettel : Arthur Bowler London, fecit 19.. (Kreis
mit A. B.).
Boyer, Alexis. — Mirecourt. 1773. 1789
Ein Geigenmacher, dessen gleichnamiger Sohn 1783
erwähnt wird.
Bozzolo, Pietro. — St. Petersburg. Geb. um
1830, t9.JuH 1907
Ein Mailänder, der im Jahre 1862 als Chorist der
italienischen Oper nach St. Petersburg kam. Den
56
Bradi
Brand
ner
Geigenbau scheint er schon m seiner Heimat betrieben
zu haben, und so verlegte er sich auch in Rußland sehr
bald ausschließlich auf die Reparatur und den Handel
mit alten italienischen Geigen. Er war als Kenner sehr
geschätzt, lebte ungemein sparsam und hinterließ bei
seinem Tode ein großes Vermögen. Sein schönes Lager
italienischer Streichinstrumente erwarb Jul. Heinr.
Zimmermann, während seine Werkstatt und seine
reichen Geigenholzvorräte in den Besitz von A. J.
Leman übergingen.
Braglia, Antonio. — Modena. 1 790. f um 1 820
Besonders als Bogenmacher geschätzt; seine Gitarren
und Bässe sind dagegen weniger wertvoll.
Brahi. — Lüttich. 1900
Geigenmacher und -händler der Gegenwart.
Braidi, Geminiano. — Modena. 1 794
Er baute Geigen und Bogeninstrumente aller Art. —
Alles aber ohne besonderes Verdienst.
Braidi, Giovanni.
1766
Modena.
Mittelmäßiger Geigenmacher, von dem ich ein großes
Violoncello und einen Baß gesehen habe. Vielleicht der
Vater Geminianos.
Geigenzettel: Johannes Braidi, protomagister / violae
majoris (sie) in C. S.""' ducis / Mutinae fecit a. 1 766
(gedruckt).
Brandillonl (Brandiglioni), Filippo. — Bres-
cla(?). 1790. 1800
Er wird von mehreren in das 1 7. Jahrhundert versetzt
und soll das Maggini-Modell nachgeahmt haben. Das
erstere ist falsch und das letztere nicht bewiesen. Eine
Violine von ihm aus dem Jahre 1795 hat braunroten
Leimlack und eine scharfe, bestimmte Hohlkehle. Die
Schnecke, durch deren Mitte ein Ebenholzstift geht,
ist nach Amati geschnitten, mit vertiefter, schwarz ge-
färbter Mittellinie. Die Zargen sind hoch, die F-Löcher
plump, aber die Wölbung ist schön. Die ganze Geige
erinnerte an die Arbeit Leop. Widhalms und mehr an
die Mittenwalder als an die italienische Schule; selbst
das für Mittenwald charakteristische Merkmal für die
Mitte der Unterzarge fehlt nicht. Da ihn Fenaroli gar
nicht erwähnt, ist das »Brixiee« vielleicht auf Bnxen
statt auf Brescia zu deuten.
Geigenzettel : Abb. 93.
Brandini, Fausto. — Pisa. 1 777
Seine Geigen sind nicht ungeschickt gemacht. Val-
drighi (3867) schreibt den Namen Prandini, doch
scheint die Schreibweise mit B die vorherrschende zu
sein.
Brandini, Jacopo. — Pisa. 1789. 1807
Gehört er auch nicht zu den hervorragenden Geigen-
machern, so kennt man doch einige gut klingende
Violinen von ihm. Sein Modell ist nicht besonders
schön, er verwandte aber im allgemeinen gutes Holz
und einen ziemlich guten Lack. Der Boden ist bei ihm
oft nach der Schwarte geschnitten. Nach einer Mit-
teilung gelangte die Firma Herrmann & Söhne in
Berlin in den Besitz seines zufällig erhaltenen Nach-
lasses, aus etwa 50 Geigen bestehend.
Geigenzettel : Abb. 74.
Brandini. — Pesaro. 1660
Der älteste Geigenmacher dieses Namens, von dem es
Geigen und Violoncelli gibt, die nicht ganz schlecht
sind. Auch Valdrighi (3691) erwähnt ihn.
Brandl, Karl. — Budapest. Geb. in Szom-
bathely 1821, f 16. April 1864
Schüler vonTischenant und Anton Hoffmann in Wien,
bei dem er gleichzeitig mit Th. Gutermann arbeitete-
Er hat mehrere sehr gute Geigen gemacht, auch
die Londoner Ausstellung von 1862 enthielt zwei
schöne Geigen von ihm, nach Stradivan und Guarnen
del Gesü gebaut, von denen die letztere später in den
Besitz von Louis van Waefelghem überging.
Geigenzettel: Carolus Brandl fecit ad formnm Gio.
Pao. / Maggini Pestini 1863 (gedruckt).
Brandner. — Schönbach b. Eger. Geb. 29. Jan.
1814, 17. Febr. 1895
Trat als Geigenmacherssohn frühzeitig in die Werk-
statt seines Vaters ein und war ein fleißiger Geigen-
macher, dessen Sohn Johann auch wieder das väterliche
Geschäft fortsetzt.
Brandner, Anton I. — Schönbach in B. Geb.
um 1800
Innungsmeister vor.
Schönbach in B.
1870.
Kommt 1826 bereits als
Brandner, Anton II. —
t 1898
Ursprünglich Geigenmacher, verlegte er sich in der
Folge fast ausschließlich auf das Schnitzen von Geigen-
hälsen und Schnecken.
Brandner, Ignaz. — Schönbach in B. f um
1899
Ein Geigenmacher, der nur billige Geigen und Schach-
teln machte.
Brandner, Johann. — Schönbach in B. Geb.
in Schönbach 1849
Schüler von Anton Brandner. Durchwanderte als Ge-
hilfe Deutschland und war von 1870 — 1875 bei Bausch
in Leipzig, worauf er 1875 sein eigenes Geschäft be-
gründete. Er baut Streichinstrumente nach allen Mo-
dellen und wendet verschiedene Lackierungen an.
Auch treibt er Handel mit alten Instrumenten. Außer
seinen eieenen Zetteln klebt er auch solche nach dem
Modell ein.
Brandner, Josef |
» Karl I Schönbach
» Wenzel )
In der Geigenindustrie ihrer Heimat noch gegenwärtig
tätige Mitglieder der Familie B.
ßrandner — Braun
57
Brandner, Johann. — Mittenwald. Geb. 1835,
t 1916
Ein braver Gelgenmacher, der selbständig wenig her-
vorgetreten ist, aber seines unversieglichen Humors
halber sehr beliebt war, und der als Hochzeitlader und
Brautführer bei allen Familienfesten seines Ortes eine
gewichtige Rolle spielte.
Brandner, Kaspar. — Mittenwald. Geb.
18. Nov. 1883 in Mittenwald
Schüler der Mittenwalder Geigenbauschule unter Franz
Baader. Als Gehilfe arbeitete er zwei Jahre lang bei
G. Kriner in Landshut und drei Jahre in München bei
Gius. Fiorini, Zunterer und zuletzt bei Sim. Rieger,
nachdem er vorher m seinem Heimatsort noch das
Lauten- und Gitarrenmachen erlernt hatte. Im Jahre
1904 machte er sich selbständig, baut nach Stradivari
und Guarnen gute Konzertgeigen und nach italie-
nischen und Wiener Modellen Lauten und Gitarren.
Er ist auch in der Wiederherstellung aller Saiteninstru-
mente geschickt und wurde 1896 auf der Nürnberger
Ausstellung für seine Geigen prämiiert.
Geigenzettel : Kaspar Brandner / Instrumentenmacher
und Reparateur / Mittenwald Nr. 125 (Bayern) [Rechts
und links Medaille Prämiiert Nürnberg 1906].
w
len.
Geb.
um
1757.
Brandstätter, Ignaz.
t 10. März 1791
Da er nur ein Alter von 34 Jahren erreicht hat, dürfte
es nur wenige Geigen von ihm geben. Er scheint übri-
gens hauptsächlich Gitarren gemacht zu haben, die aber
nur von mittelmäßiger Arbeit sind. Boden und Zargen
zeigen denselben schwarzbraunen Lack, der zu seiner
Zeit in Wien beliebt war.
Geigenzettel : Abb. 46.
Brandstätter, Matthäus Ignaz. — Wien. Geb.
um 1791, t 6. März 1851
Er wohnte Stadt Nr. 994 und legte am 3. Oktober 1817
als Lautenmacher den Bürgereid ab. Er baute sehr sauber
gearbeitete Violinen nach Stradivari und verwendete
einen gelben Lack mit rötlicher Schattierung. Leider ist
der Ton seiner Geigen nicht so schön wie ihr Aussehen.
Er war sehr fleißig, soll aber in den letzten Lebens-
jahren nicht zu bewegen gewesen sein, eine seiner neuen
Geigen zu verkaufen. Nach seinem Tode fanden sich in
seiner Werkstatt mehrere Schubladen voll Violinen, die
bis zum Lackieren fertig waren. Anton Hoffmann kaufte
den ganzen Nachlaß, machte die Geigen fertig, versah
sie mit Brandstätters Zettel und brachte sie in den
Handel. Diese nachgelassenen Geigen sind leicht an
ihrem minderwertigen Lack zu erkennen und nur halb
so viel wert als diejenigen, die er selbst noch fertig ge-
macht hat und die jetzt recht gut bezahlt werden.
Er stand als Reparateur in großem Ansehen. Ein Re-
paraturzettel von ihm in Brüssel (Mus. d. Cons.
Nr. 258), ein ebensolcher in einer theorbierten Laute
von Pradter, die sich in der Sammlung alter Musik-
instrumente in Wien, Burgring 5, befindet. Ein Johann
Brandstätter, der von 1840 bis 1855 in Wien gelebt
haben soll, hat nicht existiert.
Geigenzettel : Mathäus Brandstätter in Viennae / repa-
ravit Anno 1817 (gedruckt) und Abb. 47.
Branzo, Francesco Barbaro. — Padua. 1 620. 1 660
Das Wort »Barbaro« dürfte die Heimat dieses Meisters
andeuten. Ein Calascione (beliebtes neap. Volksinstru-
ment) in der staatl. Sammlung alter Musikinstrumente
in Berlin, Nr. 723 (von 1620), S.Abbildung Bd. I
Seite 54. Bei Vidal wird nur der Name mit der Jahres-
zahl 1660 erwähnt. Erscheint also nur die aus diesem
Jahre stammende Gamba von ihm in der Sammlung
Correr gekannt zu haben. Valdnghi nennt ihn Bronzo-
Barbaro (3693).
Brater s. Pradter
Bratti, Cesare. — Florenz. 1882
Er soll nicht ungeschickt gewesen sein ; da er aber in
seine Geigen gerne fremde Zettel geklebt hat, findet
man seinen Namen sehr selten.
Braun, Adam. — (Mark-)Neukirchen. 1697
Sein Name wird als der eines Stiefsohnes und Schülers
von Komelius Kretzschmar überliefert. Da er keines
Meisters Sohn war und die vorgeschriebene Wanderzeit
nicht erledigt hatte, wurde er erst auf ein an den Landes-
herrn gerichtetes Gnadengesuch hin am 17. Okt. 1697
als Meister in die Zunft aufgenommen. Er ist wahr-
scheinlich der Ahnherr der noch bestehenden Familie,
seine Söhne und Enkel scheinen jedoch nicht Geigen-
macher gewesen zu sein.
Braun, Anton. — Budapest, Szegedin, Belgrad.
Geb. 1847, t 5. Okt. 1901
Schüler von Placht in Wien und Ferd. Jos. Homolka in
Kuttenberg. Er hielt sich nur kurze Zeit in Budapest
auf, ging dann nach Szegedin und ließ sich um 1887 in
Belgrad nieder, wo er Königl. Serbischer Hofinstru-
mentenmacher wurde. Er war auch ein tüchtiger Mu-
siker und wahrscheinlich der Vater von Johann und
Michael Braun.
Geigenzettel : Antonius Braun / fecit Beigradi 1890 (ge-
druckt). — Reparavit / Ant. Braun Beigradi / 1882 (ge-
druckt).
Braun, August Hermann. — Markneukirchen.
Geb. 11. Dez. 1868
Schüler von Karl Wilhelm Keßler, bei dem er seit 1882
lernte. Als Gehilfe arbeitete er bei verschiedenen
Meistern und machte sich 1892 selbständig. Im Jahre
1896 trat er bei der Firma Karl Gottlob Schuster ein
und gründete deren Werkstatt für Kunstgeigenbau, die
er durch 22 Jahre leitete. Im Jahre 1918 richtete er
seine eigene Werkstatt ein und baut sehr sorgfältig aus-
geführte Violinen und Violoncelli nach italienischen und
Tiroler Meistern, die sich sehr schnell Eingang in Künst-
lerkreisen verschafften. Er verwendet einen guten äthe-
rischen Ollack. Besonders wird auch seine Geschicklich-
keit im Wiederherstellen alter Meistergeigen gelobt.
Geigenzettel: Gebaut im Jahre 19 . . / von Aug. Her-
mann Braun / Lauten- und Geigenbaumeister / Mark-
neukirchen i.'S. No. 855.
58
B
raun
-B
renner
Braun, August Robert. — Erlbach. 19. Jahrh.
Er soll nach Spremberg gezogen sein, war aber dort
nicht zu ermitteln.
Braun, August Wilhelm. — Markneukirchen.
Geb. in Erlbach 1819, f 30. Okt. 1869,
50 Jahre 23 Tage alt
Ließ sich anfangs der fünfziger Jahre in Markneu-
kirchen als Geigenmacher nieder und baute billige
Geigen für den Ausfuhrhandel.
Braun, Ernst Moritz. — Markneukirchen. Geb.
in Erlbach 27. Dez. 1848
Sohn von Aug. Wilh. Braun. Geigenmacher der Gegen-
wart.
Braun, Gustav. — Düsseldorf, Dresden, Lü-
beck. Geb. in Erlbach 7. Febr. 1 846, f Ostern
1896 in Lübeck
Sohn von Aug. Wilh. Braun. Er war ursprünglich
Bratschist; da er jedoch Geigenmacherssohn war,
interessierte er sich für den Geigenbau, und als er in
Hannover Gelegenheit gehabt hatte, bei einem Geigen-
macher Unterricht zu nehmen, begann er bald darauf in
Düsseldorf, in seiner freien Zeit Geigen zu reparieren.
1872 siedelte er nach Dresden über und 1895 nach
Lübeck. Er besaß theoretische Kenntnisse und be-
schäftigte auch zeitweise Gehilfen. Die von diesen an-
gefertigten Geigen tragen seinen Zettel.
Geigenzettel : Repariert von Gustav Braun / Düsseldorf
1869 (gedruckt). Gustav Braun /Dresden 18 . . (geschr.).
Braun, Johann. — Szegedin. Geb. in Nagy
SzentMiklos 1860
Als C.W.Richters Nachfolger ließ er sich 1883 in
Szegedin als Geigenmacher und Optiker nieder. Er soll
bei Ig. Lutz in Wien gearbeitet haben und unterhält
eine Werkstatt. Auf der Szegediner und Torontäler
Gewerbeausstellung sowie auf der Budapester Millen-
niumsausstellung erhielt er Medaillen.
Geigenzettel: Joannes Braun fecit / Szegedini 1895
(gedruckt).
Braun, Joseph. — Mittenwald. 1914
Er gilt als guter Violoncellomacher, arbeitet aber auch
als Zimmermann.
Braun, Michael. — Szegedin, Klausenburg.
1891. 1896
Geschickter Geigenmacher der Gegenwart. Er arbeitet
nach Guarnen und Stradivari, verwendet einen gold-
rötlichen Lack und liebt dicke Einlagen.
Geigenzettel: Braun Michael / Szegedin 891 (geschr.).
Braun, Wilhelm August. — Markneukirchen.
Geb. 18. Juni 1855 in Markneukirchen
Sohn von Aug. Wilh. Braun. Gelgenmacher der Gegen-
wart.
Brauner, Johann Josef. — Wien. 1749. 1761
In den Wiener Steuerbüchern kommt er von 1750 bis
1758 vor. Im letzten Jahre mit der Bemerkung: »Wegen
seiner Abreisung von hier der Steuer und des Bürger-
rechts entlassen worden«. Er wohnte im Schotten viertel
und legte am 4. Juli 1 749 den Bürgereid ab. Er wird
zuletzt erwähnt mit der Bemerkung : »Vermög Ver-
ordnung dd° 29. May 1758 der Bürgerpflicht entlassen
und das Bürger Zettel zurückgegeben worden.« Doch
kommen noch Geigen mit der Jahreszahl 1761 von ihm
vor. Auf seinen Zetteln gebraucht er abwechselnd bald
den Taufnamen Johann, bald Josef, selten beide zu-
sammen.
Geigenzettel : Abb. 40.
Brauns, Carl Friedr. Wilh. — Hamburg. 1798
Er wird als »Instrumentenmacher« am 12. Okt. 1798
Bürger von Hamburg, ist aber sonst nicht bekannt.
B
reazzano s
Bri
riazzano
Breckinridge, John. — Glasgow. Geb. 1790
in Parkhead bei Glasgow, f 1840 in Glas-
gow
Er war von Hause aus Weber und besaß später einen
Krämerladen ; dabei machte er fleißig Geigen, die recht
gut nach Amati gebaut sind. Sein (Splritus-)Lack ist
gelb oder dunkelbraun. Der Ton ist angenehm, aber
nicht groß.
Geigenzettel: John Breckinridge Maker Parkhead
1834 (geschrieben).
Breiling, Andreas Ludolph (Ludwig). — Göt-
tingen. 1801. 1829
Er wurde am 21. September 1801 zum Bürger ange-
nommen, aber erst am 29. April 1829 als solcher ver-
eidigt. Da ihm dabei die Gebühren erlassen wurden,
kann man annehmen, daß er in beschränkten Verhält-
nissen lebte. Trotzdem war er ein sehr geschickter
Lautenmacher, der ebenso originell als sauber arbeitete.
Eine Laute von ihm aus dem Jahre 1803 trug die
Nr. 132.
Geigenzettel: A. L. Breiling in Göttingen ,' fecit 1802
No. 121 (?) (geschrieten).
Breitenberger, Ludwig, lebt als Instrumenten-
macher in München
Bremitz, Giuseppe. — Tnest. 1895
Unbedeutender Geigenmacher aus den letzten Jahren
des 19. Jahrhunderts, der wohl nur von Fabriken her-
gestellte Schachteln verarbeitete.
Brenner, C. — Gefle. 1804
Man kennt einige Reparaturen von ihm, es ist aber
wahrscheinlich, daß er ein Musiker war, der nur ge-
legentlich Ausbesserungen vornahm.
Geigenzettel: Reparerad 1804 C . . . Brenner, Gefle
(gedruckt).
Brensio — Brinckmann
59
Brensio (Brensius, Brinsius), Antonio. — Bo-
logna. 1592
Vielleicht der Vater oder Sohn von Girolamo. Eine Lira
da Gamba von ihm besitzt W. Heyers Musikhistonsches
MuseuTi in Köln (Nr. 782).
Geigenzettel : Antonino Brensius Bononi (gedruckt). —
Antonius Bononiensis (geschrieben).
Brensio, (Girolsmo) Hieronymus. — Bologna
16. Jahrhundert
In einer nicht datierten Viola da Eraccio im Museum
des »Liceo filarmonico« in Bologna findet sich der
Name dieses Meisters. Vidal teilt die Maße des fünf-
saitigen Instruments, das für die Geschichte des Gei-
genbaus sehr bemerkenswert ist, mit.
Geigenzettel : Abb. 89.
Brenzoni, Pietro. — 1902
Italienischer Geigen macher unserer Zeit.
Bresa (Brosa?), Francesco. — Mailand. 1708
Vidal ergänzt den Namen der Stadt, die auf einem
Originalzettel nicht ganz leserlich war, wohl richtig,
wenn er Milano lesen will, wofür auch »alla scala« zu
sprechen scheint. Das zu dem Zettel gehörige Instru-
ment ist übrigens verschwunden und Werke von F.
Bresa sonst nicht bekannt geworden. Vgl. auch Brossa.
De Piccolellis bezeichnet ihn als einen mittelmäßigen
Mailänder Geigenmacher.
Geigenzettel : Francesco Bresa fece alla Scala in Mil . .
1 708 (gedruckt).
Bressano, Baptista. — ? 16. 17. Jahrhundert
Eine Pochette im Museum des Liceo filarmonico in
Bologna trägt diesen Namen. Sie ist wahrscheinlich
Brescisner .Arbeit, in welchem Falle das Wort Bressano
wohl als Heimatsbezeichnung angesehen werden muß.
Breton, Fran^ois. — Mirecourt. Geb. in Mire-
courtum 1750, f 1830
Seine Arbeit ist zwar nicht künstlerisch, aber immerhin
recht sauber. Er bevorzugte ein großes Modell und
verwandte meist hellgelben Lack. Da er viele Arbeiter
beschäftigte, sind seine Geigen nicht selten ; man muß
sich jedoch trotzdem vorsehen, denn abgesehen davon,
daß seine Firma auf eine Mirecourter Fabrik überging,
die noch immer seinen Zettel m ganz neue Instrumente
klebt, ist er auch norh vielfach nachgeahmt worden. Es
geht ihm beinahe so wie der deutschen Famihe Hopf.
Sie erhob sich nicht über handwerksmäßige Mittel-
mäßigkeit und wird doch fortwährend von einer urteils-
losen Menge zum Vorbild senommen. — Er ver-
wendete auch den einen Brandstempel, dessen letzte
Zeile häufig fehlt. — .'Xuch als Bogenmacher hat er
sich betätigt.
Geigenzettel: Abb. 71 und 79.
Breton, Joseph Fran^ois.
1740. 1815 (?)
Paris, Mirecourt.
Ein Mirecourter Meister, der vielleicht wirklich vor-
übergehend in Paris ansässig war, obwohl das Fehlen
einer näheren Wohnungsangabe zu Zweifeln m dieser
Hinsicht berechtigt. Seine Arbeiten zeichnen sich nicht
aus und werden häufig mit denen von F. Breton ver-
wechselt, wozu die '\hnlichkeit der Modelle einigen
Anlaß gibt. Es ist auch nicht ganz sicher, welcher
Breton den Brandstempel : Breton Luthier ä Paris be-
nutzte. Eine Violine von ihm befand sich in der Samm-
lung Snoeck (Nr. 522).
Geigenzettel: J. F. Breton, citharae fabri- ' cator, faclt ,
vendit et recon- cinat instrumenta musica omnis /
generls. Parisiis anno 1780 (gedruckt).
Gleichlautende Zettel kommen von 1740 — 1780 häufig
vor. doch fand sich ein solcher Zettel auch in einem
Violoncello mit der Jahreszahl 1815 vor. Ob er dieses
noch selbst gemacht hat, oder ob der alte Zettel mit
neuer Jahreszahl von einem Werkstattnachfolger ge-
braucht worden ist, müßte erst festgestellt werden.
Breton s. auch Le Breton
Breuling s. Breiling
Briano, Fran<;ois. — Nizza. 1900
Musikinstrumentenmacher und -händler der Gegen-
wart.
Bnazzano (Breazzano) s. Brizzano
Briere, Paschal. — Rouen. Anfang des 1 S.Jahr-
hunderts
Er wohnte in der Rue du Petit Pults (Pfarrei St. Michel),
scheint aber nur wenig Zuspruch gehabt zu haben.
Briggs, James William. — Glasgow. Geb.
9. Juli 1855 m Wakefield
Schüler von William Tarr, machte sich 1876 selb-
ständig und baut sowohl nach Stradivan und Guarneri
als auch nach einem eigenen Modell, wobei er einen
Bernsteinöllack verwendet. Seine Geigen und Bässe
sind vorzüglich gearbeitet, und schon 1891 erhieltereine
goldene Medaille dafür. Er ist auch als Händler mit
alten Instrumenten bedeutend und wohnte um 1890 u.
1891 in Leeds. Seine Biographie veröffentlichte
Meredith-Morris in »The Strad« 1902 Nr. 142.
Geigenzettel: James William Briggs Glasgow 19. .
(gedruckt).
Brinckmann, Franz Georg. — Frankfurt a. M.
Geb. 1 799 in Frankfurt a. M., f daselbst
nach 1845
Er war der Sohn eines Musikers, von dem er wohl die
ersten Unterweisungen erhielt. Später kam er zu einem
Schreiner in die Lehre und wurde 1829 auch als
Schreinermeister zum Bürger aufgenommen. Er ver-
legte sich jedoch ganz auf den Instrumentenbau und
brachte es dann zu bemerkenswerter Geschicklichkeit,
so daß er für eine Geige gern 100 fl. bekam. Mit Vor-
liebe baute er jedoch Gitarren und war stolz darauf,
hierfür von Paganini belobt worden zu sein. Er hat auch
einen Mechanismus erfunden, der das häufige Ver-
stimmen der Gitarren verhüten sollte. Instrumente mit
diesem Mechanismus nannte er >>Korrektionsgitarren«.
Sehr geschätzt waren seine übersponnenen Saiten.
60
Britsen — Brown
Britsen, Georgius. — Antwerpen. 1613
Schüler des Bildhauers Melchior Ykens. Er ist freilich
nur als Clavecinmacher bekannt. Auch sein Sohn und
sein Enkel gleichen Taufnamens kommen 1654 — 1659
und 1675 im gleichen Berufe vor, doch wurde mir von
einem Händler vor längerer Zeit eine schön geschnitzte
Theorbe mit dem eingeschnittenen Namen »Britsen«
angeboten, so daß anzunehmen ist, daß auch m dieser
Familie die Lautenmacherei wenigstens nebenbei be-
trieben wurde, wenn der Name nicht etwa nur den
einstigen Besitzer andeutete.
Brizzano (?), Vincenzo. — Foggla. 1860
Der Name war nicht sicher leserlich, aber die Geige,
die ihn trug, recht gut, ja besser als viele von seinen
italienischen Zeitgenossen.
Broberg, Carl Johan. — Gothenburg. 1 769. 1 793
Er war vermutlich ein Schüler von Jacob Hellman in
Engelholm^) und wurde im Jahre 1 769 als Geigen- und
Musikinstrumentenmacher in Gothenburg zugelassen.
Er war fleißig und baute alle Arten von Streich- und
Rupfinstrumenten. Er verwendete geschriebene und
gedruckte Zettel und gelegentlich auch eine Brand-
marke. Arbeiten von ihm haben sich im Privatbesitz
mehrfach erhalten.
Geigenzettel : Carl Joh. Broberg / Götheborg Anno 1 774
(gedruckt).
Brechet (Broche) s. M. Snoeck
Brock, Alfred Nilsson. — Stockholm. Geb.
15. April 1876
Sohn und Schüler von N. Nilsson in Malmö. Am
1. Oktober 1900 eröffnete er in Stockholm seine eigene
Werkstatt und ist jetzt dort Geigenmacher der König-
lichen Hof kapelle und des Musikhistorischen Museums.
Brocsko (Brotsko), Karl. — Budapest, f 1858
Schüler von Teufelsdorter. Seine nach Amati gebauten
Geigen sind in ihrer Arbeit, im Lack und im Ton recht
lobenswert.
Geigenzettel : Carolus Brotsko fecit / Pestini 1 85 1 (ge-
druckt).
Brooley, Charles. — London. 1885
Gitarren- und Banjomacher.
Bronzo s. Branzo
Brookfleld, Edward. — Southport. 1890. 1900
Er baut nach Guarneri und Stradivari und verwendet
ÖUack von gelber und orangeroter Farbe. Die Firma
heißt jetzt Brookfield & Co.
Geigenzettel: Edward Brookfield (geschrieben).
Broomley, Ch. H. — New Haven
Amerrkanischer Geigenmacher der Gegenv.'art.
Broquet, lebte Ende des 19. Jahrhunderts In
Dunkerque (Dep. Nord)
Broschi (Brocchi), Carlo. — Parma. 1 730. 1 744
Wenig bekannter Geigenmacher, über den sich nichts
ermitteln ließ. Eine zweifellos echte, vom Wurm stark
angegriffene Violine (kleines an Nie. Amati erinnerndes
Modell, hübsche F-Löcher, kleine Schnecke), trug den
Zettel : Carlo Broschi / in Parma fecit 1 732. Ein gleich-
namiger Geigenmacher lebte noch in den zwanziger
Jahren des 19. Jahrhunderts. Der Name wird auch
Braschi gelesen.
^) Was Hedvig Boivie, Amanuensis am Nordischen
Museum in Stockholm, in ihrem hübschen Aufsatz über
die schwedischen Geigenmacher in der Mus. Zeitschr.
»Fataburen« 1921, S. 64 mit aller Vorsicht sehr wahr-
scheinlich macht.
Brosig. — Neiße. 1910
Wurde nur als Reparateur genannt.
Brossa (Brosa, Bresa), Francesco. — Mailand.
1700
Eine Violine mit seinem Namen erinnert an die Bres-
cianer Schule und hat orangeroten Lack. Ich bin ge-
neigt, diesen Francesco Brossa mit Francesco Bresa zu
identifizieren; es wäre nur festzustellen, welche Form
des Namens die richtige ist. Eine Geige von ihm be-
findet sich in Freiburg i. B.
Geigenzettel: Francesco Bro'-a fece / dalla Scala in
Mano / 1700 (gedruckO.
Brouaux. — Bar-le-Duc. 1860. 1890
Beschäftigte sich hauptsächlich mit Wiederherstellungs-
arbeiten.
Brown, Alexander. — Glasgow. 1855. 1860
Er baute nicht ungeschickt nach Stradivari und ver-
wendete Spirituslack.
Geigenzettel : Alex. Brown Maker, / Glasgow, 1 857
(geschrieben).
Brown, Anthony. — London. 1855
Er soll ein Schüler von Morrison oder Panormo ge-
wesen sein und war besonders als Gitarrenmacher ge-
schätzt. Er wohnte um 1855 in der Rosamond st.,
Clerkenwell.
Brown, James (sen). — London. Geb. vor
1759, t vor 1834
Er war ursprünglich Seidenweber und erlernte erst im
Jahre 1804 bei Thomas Kennedy den Geigenbau, er-
öffnete dann in der Wheeler st. ,Spitalfields' seine eigene
Werkstatt als Geigenmacher und Reparateur und be-
tätigte sich als geschickter Meister.
Brown, James (jun.). — London. Geb. im Nov.
1786, t 1860
Sohn und Schüler von James B. sen. Ursprünglich
sollte er nur Bogen macher werden und erlangte darin
eine besondere GeschicklicKkeit. Nach dem Tode
seines Vaters verlegte er sich dann mehr auf den
Geigenbau und leistete auch darin Beachtenswertes.
Auch sein Sohn war zum Geigenmacher bestimmt.
Brown — Brusere
61
Brown, John. — Melbourne. 1880
Ein australischer Geigenmacher der Gegenwart, der
auf der Melboumer Ausstellung den dritten Preis
erhielt.
Brown, W. J. — Melbourne
Erhielt 1880 einen Ausstellungspreis für vorzügliche
Reparaturen. Die Firma heißt jetzt W. J. Brown & Son.
Browne (Brown), John. — London (Cornhill).
1680. 1743
Er führte die Hausmarke *at the Black lyon«. Das
Selhofsche Auktionsverzeichnis weist eine Viola da
Braccio von ihm auf. Seine Violinen gehen auf ein
Amatimodell zurück, erinnern aber auch an Stainer.
Brubac, Antoine. — Rouen. Geb. in Mire-
court 22. Jan. 1847, f in Rouen 1894
Ein tüchtiger Meister und verdienstvoller Leiter der
bekannten A. Kleinschen Geigenbauwerkstatt. Seine
Geigen tragen den Namen der Firma Klein.
Brubac, Charles. — Paris. Geb. in Mirecourt
21. Mai 1853
Bruder von Antoine B. Er arbeitet seit 1877 bei Gand
& Bernardel (jetzt Caressa & Franjais) und erhielt 1897
in Brüssel eine goldene Mitarbeitermedaille.
Brücken-Hammig, Christian August. — Mark-
neuklrchen. Geb. 14. Okt. 1833, f 19. Dez.
1885
Er selbst war hauptsächlich Baßmacher, aber er be-
schäftigte in seiner Werkstatt viele Geigenmacher,
hielt auf saubere Arbeit und besaß viele Ausstellungs-
preise.
Brücken-Hammig jun., Max. — Markneu-
kirchen 1897
Streichinstrumentenmacher der Gegenwart, von dem
ein 1897 ausgestelltes Quartett nach Stradivari Beifall
verdiente.
Brückner, Ernst Max. —
Geb. 30. Mai 1875
Geigenmacher der Gegenwart.
Markneukirchen.
Brückner, Ernst Richard. — Markneukirchen.
Geb. 5. Nov. 1867
Geigenmacher der Gegenwart.
Brückner, Ferdinand (Nändor). — Budapest.
1874. 1900. Geb. 1848
Schüler von Mönnig. Im Jahre 1874 begründete er in
Budapest sein Geschäft, in welchem er stets eine Reihe
von Gehilfen beschäftigt hat. Unter seinen Streich-
instrumenten werden besonders seine Bässe gelobt;
auch fertigt er gute Schlaginstrumente (Cymbal) an'
Als Gehilfe arbeitete er vor 1874 bei J. W. Schunda.
Geigenzettel : Brückner Nändor ,' hangszer keszitö /
Budapest , Raktar: Magyar utcza 4. sz. (gedruckt).
Brückner, Franz. — Berlin, New York. 1879.
1892
Er ließ sich zuerst in Berlin nieder und ging im Anfeing
der neunziger Jahre nach New York.
Brückner, Heinrich Albin. — Markneukirchen.
Geb. 2. März 1855
Geschickter Geigenmacher der Gegenwart, der auch
als Lehrmeister erfolgreich gewirkt hat.
Mark
neu-
Brückner, Heinrich August,
kirchen. Geb. 6. Sept. 1856
Geigenmacher der Gegenwart.
Brückner, Richard. — London. 1886. 1906
Bruder von Franz Br. ; er hat eine Zeitlang in Berlin
gearbeitet und ist dann nach London übergesiedelt, wo
er namentlich als Reparateur geschätzt wird. Der Ton
seiner Geigen findet Anerkennung.
Geigenzettel : repaired at R. Brückner / London Septbr.
1892 (gedruckt).
Brückner, W. — Erfurt. 1900
Wurde mir nur durch seinen Zettel bekannt.
Geigenzettel: W.Brückner, Geigenbauer / Erfurt. /
Instrumenten- und Saitenhandlung / 1 900 (gedruckt).
Bruders, Johann August Christof. — Tanger-
münde. 1829
Er soll bei A. Zabel gelernt haben. In den Akten wird
er als Instrumentenmacher bezeichnet.
Brugere, Charles -Georges. — Paris. Geb.
10. Nov. 1865 in Mirecourt
Sohn von Charles Joseph Br. und Schüler von Etienne
Drouin m Mirecourt. Er arbeitete als Gehilfe bei Blan-
chard in Lyon, bei P. Bailly und bei Gand & Bernardel
und übernahm am 22. Sept. 1892 die alte Werkstatt der
Familie Henry in der Rue St. Martin. Er arbeitet unge-
mein sorgfältig, so daß er in jedem Monat nur eine
Geige fertig bekommt, die er nach Stradivari baut und
mit einem gelben bis goldroten Lack versieht. Nur in
die Geigen, die er vollkommen allein fertigmacht,
■ klebt er seinen Zettel. Er besitzt bereits mehrere
silberne Medaillen und eine goldene (Lüttich 1 905) und
war auch 1900 auf der Pariser .Ausstellung gut ver-
treten. Eine Verbesserung der Klangfarbe des Kontra-
basses ist ihm durch Änderungen in der Bauart recht
wohl gelungen.
Geigenzettel: Abb. 51. 65, 94.
Brugere, Charles-Joseph.
1842, t 1876
Mirecourt. Geb.
Nur als geschickter Gitarrenmacher hervorgetreten.
Seine Arbeiten tragen seinen Namen als Brandmarke.
62
Brugere — Bubenik
Brugere, Charles -Malakof f. — Marseille. Geb.
1857, f 1894 In Mirecourt
Ältester Sohn von Fran<;ois B., arbeitete lange Zeit bei
Hei in Lille und ließ sich dann in Marseille nieder, wo er
über 100 gute Geigen baute, deren Wert vor dem Kriege
auf durchschnittlich 200 fr. geschätzt vvurde.
Geigenzettel : Abb. 62.
Brugere, Franq:ols. — Mirecourt. Geb. 1822,
t 1874 in Mirecourt
Bruder von Charles- Joseph Br. Nachdem er unter
Pierre Silvestre und unter Daniel in Marseille gearbeitet
hatte, kehrte er nach Mirecourt zurück, wo er haupt-
sächlich für Derazey tätig war. Er hatte drei Söhne, die
sämtlich Geigenmacher wurden, aber nur Charles-
Malakoff B. machte sich selbständig.
Brugere, Joseph-Napoleon. — Mirecourt. Geb.
um 1859
Z-.veiter Sohn von Fran(;^ois Br. Gilt als sehr gesuchter
Baßmacher.
Brugere, Michel. — Paris. Geb. 1864 in Mire-
court
Dritter Sohn von Franc. B. und seit 1893 Werkführer
bei Charles-Georges Br., ein besonders tüchtiger Re-
parateur.
Brugger, Michael. — Salzburg. 1822. 1824
Er war eigentlich kein Geigenmacher, sondern Tischler.
Ob er neue Geigen gebaut hat, ist nicht bekannt, wohl
aber war er als Reparateur viel beschäftigt, da zu seiner
Zeit kein Geigenmacher in Salzburg ansässig war.
Eines der Instrumente im städtischen Museum Caro-
llno-Augusteum in Salzburg trägt einen Reparatur-
7ettel von ihm aus dem Jahre 1824.
Brunner, Franz. — Wien. Anfang des 1 9.Jahr-
hunderts
Der Erfinder der sog. »Harpe amphionique«, einer
kleinen Pedalharfe, die man auf dem Schoß halten
konnte. — Eine Harfe von Ihm besitzt das k. k. öster-
reichische Museum für Kunst und Industrie in Wien.
Er hat auch Gitarren, schwerlich aber Geigen gemacht.
Brunner, J. — Dübendorf (K. Zürich). Gegr.
1860. 1895
Streichinstrumentenhandlung und -fabrikatlon.
Brunner, Martin. — Olmütz. Geb. 1724,
t 26. Febr. 1801
Ein guter Meister, der wahrscheinlich bei J. Strobl ge-
lernt hatte und sorgfältig nach der Form baute. Hohe
Stalner-Wölbung und gelber Spirituslack sind für ihn
charakteristisch. Der Ton seiner Gelgen Ist recht an-
sprechend. Statt der Schnecke brachte er am Wirbel-
kasten gerne einen schön geschnitzten Hundekopf an.
Er brachte es trotzdem zu keinem Vermögen und starb
im Hause Nr. 565 in bitterster Armut. Ein Kontrabaß
von ihm befindet sich als Inventarstück auf dem Chor
der Pfarre St. Moritz in Olmütz.
Gelgenzettel: Martin Bruner, Lauten- und Geigen-
macher in Ollmütz 1771 (gedruckt).
Bruno, Carlo Colombo. — Turin. Geb. 1 6. Mai
1872 in Caltanisetta (Sizilien)
Er kam frühzeitig nach Turin, wo er lernte und 15
Jahre lang als Gehilfe arbeitete, worauf er seine eigene
Werkstatt eröffnete. Er baut vorzugsweise Geigen und
Violoncelli nach Stradivari, die er mit einem fetten, rot-
braunen Öllack versieht, ferner auch gute Mandolinen.
Seine Geigen sind sauber gearbeitet und gut im Ton.
Er erhielt In Turin 1898 eine goldene und 1900 in Paris
eine Bronzemedaille und in Marseille einen großen
Preis.
Geigenzettel : Abb. 33 und 60.
Bruno, Nicola. — Bologna. 1 727
In einigen Gelgen findet sich der Name dieses auch von
Valdrlghl (4052) erwähnten Meisters.
Brunskill, J. — Newcastle-on-Tyne. 1900
GeigenmacHer, -lehrer und -händler der Gegenwart.
Brustgrün, M. C. — Flensburg. 1862
Ein Holzblasinstrumentenmacher, der auch Geigen
repariert hat.
Brynildsrud, Lars Larsen. —
Moß (Norwegen). Geb. 4.
dem Hofe Brynildsrud im
marken (Norwegen)
Schüler von Lars Grinager, bei dem er von 1887 — 1889
arbeitete. Er Heß sich darauf In Kongsvinger als Geigen-
macher nieder und stellte ein von Ihm gebautes Quar-
tett in Paris aus. Von der Regierung erhielt er dann ein
Reisestipendium, arbeitete nach seiner Rückkehr in
einer Orgelfabrik in Chrlstlanla und ließ sich 1895 als
Orgelbauer In Moß nieder. Bis dahin führte er nur den
Namen nach dem Taufnamen des Vaters, also Lars
Larsen, und legte sich nun noch den Namen seiner Ge-
burtsstätte zu. Er hat ziemlich viele Streichinstrumente
gebaut und beschäftigt sich noch immer eifrig mit dem
Studium des Geigenbaus, wenn seine Haupttätigkeit
jetzt auch der Orgel gewidmet ist.
Bubenik, Joh. Bapt. — Prag. Geb. 21. Juni
1 800 in Hrusic bei Mnichovic, f 1 9. Jan. 1 836
in Prag
Schüler von Caspar Strnad, dessen Werkstatt er nach
dem Tode des Meisters übernahm. Er war mit Karo-
line, der Tochter des Musikers Scharoch, mit der er
am 17. Mal 1826 In der Kirche Maria Schnee getraut
wurde, verheiratet und wohnte in der (jetzigen) Ferdi-
nandsstraße (Ferdinandovä tl'ida) Nr. 9-19. Er arbeitete
nach den Modellen Strnads; nur nahm er die Wölbung
in der Mitte der Decke runder; da er aber verhältnis-
mäßig jung starb, hat er nicht allzuviel Geigen gebaut.
Geigenzettel : Johann Bubenik / Fecit Pragae Anno 1 829
(gedruckt).
Kongsvinger.
Juli 1859 auf
Amte Hede-
Bucharin — Buchstetter
63
Bucharin, Iwanowitsch. — Kasan. 1914
Sohn des geschickten Holzschnitzers Iwan Dimitro-
witsch B., der sich schon mit der Ausbesserung alter
Musikinstrumente beschäftigt hatte. So war er frühe
auf den Geigenbau hingewiesen und hat es darin zu
einer bei seinen Landsleuten sehr gerühmten Geschick-
lichkeit gebracht. Er arbeitet sehr sauber nach Amati
und Stradivarl und verwendet einen guten, dunkel-
gelben Ollack.
Buchenberg (Buckenberg), Mattheus.
1592. 1619
Rom.
Der Name kommt in allerlei entstellten Formen vor:
Bückenburg, Buechtenberg und italienisch sogar
Matteo Boccaber. Er selbst schrieb sich Bucchenberg;
in Urkunden heißt er manchmal auch Bucherberg
(1606). Er war deutscher Abkunft und ein berühmter
Lautenmacher. Baron schreibt von ihm: »Man hat die
vortrefflichsten Theorben von ihm, die nur zu finden
seyn. e. g. Oval rund, von einer sehr proportionierlichen
Größe, und von einem sehr delikaten, durchdrmgenden
metallenen Ton. Wer das Glück hat, von diesem be-
sonderen und vortrefflichen Meister etwas zu besitzen,
der kann nur solches als ein wahres Kleinod von Instru-
menten aufheben. Das Dach oder die Decke ist ins-
gemein mit drey Sternen nach römischer .\rt geziehret,
damit sie den Ton gut auswerf fen können.« — (Vgl.
auch V. d. Straeten, B. VI, S. 516. 517.) Im Jahre 1592
heiratete er Virginia, die Tochter des Lautenmachers
Pietro de Albertis. Eine Theorbe von ihm aus dem
Jahre 1608 besitzt .Mfr. Keil in Lissabon, ein Chitarrone
von 1614 das Victoria- and Albert-Museum in London.
Bucher, Ignaz Johann (I). — Wien. Geb. in
Wien 1828, t ll.Juh 1881
Schüler seines Vaters Johann B., dessen Geschäft er
1856 übernahm. Er war ein sehr tüchtiger Geigen-
macher, der u. a. für ein nach Stradivari gebautes
Quartett, dessen guter und starker Ton auffiel, im
Jahre 1873 die Verdienstmedaille erhielt. Er baute auch
verschiedene andere Saiteninstrumente, von denen
namentlich seine Gitarren sehr beliebt waren. Als in
den sechziger Jahren die Zither populär wurde, ver-
legte er sich ganz auf den Bau dieses Instruments und
brachte es darin bald zu großem Rufe.
Geigenzettel : Abb. 48.
Bucher, Ignaz Joh. (II). — Wien VII. Geb. In
Wien 1859
Schüler seines Vaters Ign. Joh. B. I, dessen Geschäft
er 1881 übernahm. Er arbeitete eine Zeitlang als Ge-
hilfe in Markneukirchen und setzt jetzt die Traditionen
des ererbten Geschäftes, das neun Medaillen besitzt, in
würdiger Weise fort. Er baut seine Geigen meist nach
Stradivari, die übrigen Instrumente (Zithern, Gitarren
usw ) n-ich eigenen Modellen und verwendet Spintus-
und Öllack. Mit dem Geschäfte ist jetzt auch eine
Saitenfabrik und eine Musikalienhandlung verbunden.
Gcigenzettel: Ig. Joh. Bucher / VII Zollergasse 22 ,'
Wien (gedruckt).
Bucher, Johann. — Wien. Geb. 1792 zu
Hammerschwang in Württemberg, f in Wien
1856
Er kam als Knabe nach Wien zu J. G. Stauffer in die
Lehre, gründete bereits 1816 sein eigenes, heute noch
blühendes Geschäft und brachte es bald zu Ansehen,
sodaß er schon in den dreißiger Jahren in Schuberths
Lexikon unter den hervcrragerden neueren Geigen-
machern aufgeführt wird. Hauptsächlich verlegte ersieh
auf den Bau von Gitarren, die er nach Legnani, Stauffer
u. a. baute und in großer Zahl auch an die Wiener
Händler verkaufte.
Geigenzettel : (Schwebender, Gitarre spielender Engel )
Johann Bucher Guitarremacher in der Stadt. Schul-
tergasse am Judenplatz N° 403 , in Wien (Abb. 70).
Bucher. Michael. - Halle (Hall?). 1729
Eine Arbeit von ihm besitzt das Museum in Darmstadt
(Nr. 499).
Buchner
Eine Geigenmacherfamilie, von der gegenwärtig selb-
ständig tätig sind : Anton B., Emanuel B. und Wenzel B.
in Schönbach und Josef B. in Steingrub. Der Klavier-
macher Carl Conr. B. (geb. 1778) in Sondershausen
gehört einer anderen Familie an.
Buchstetter, Christoff Andre. — Stadtamhof.
1741
Wahrscheinlich der Vater von Gabriel David B. Er
arbeitete nach G. da Salö und nennt sich »Bürger,
Landen und Geigenmacher«.
Buchstetter, Gabriel David. — Stadtamhof bei
Regensburg. 1752. 1771
Seinerzeit galt er für einen der besten deutschen
Meister, und selbst Spohr spielte auf seinen Konzerten
nur eine »Buchstetter«, bis ihm der Zufall in Münster
bei Kolmar seine »Lupot« in die Hand fallen ließ.
Buchstetter war fleißig und galt für sehr wohlhabend.
Seine besten Geigen sind lang und schmal, haben flache
Wölbung und eigenartige F-Löcher, die etwas an
Amati erinnern. Die Arbeit ist gut, stellenweise sogar
sehr sorgfältig; nur in der Wahl des Holzes war er nicht
allzu wählerisch und verarbeitete gern hartjähriges
Tannenholz, was den Ton scharf machte. Weniger gut
war ursprünglich sein Lack, der über einer braunen
Beize aufgetragen erscheint. Später verstand er aber
■ einen schönen, feurigen Lack von guten Eigenschaften
und gelber oder gelbroter Farbe herzustellen. Auch
seine Schnecken sind oft schön gestochen. Er machte
Geigen und Lauten aller Art, und Arbeiten von ihm
kommen noch ziemlich häufig vor. Eine Chorlaute be-
sitzt das Germanische Museum in Nürnberg, zwei
Violinen das Stift St. Florian in Obcrösterrelch. Es gibt
auch eine Anzahl hochgewölbter Geigen (mit tiefer,
breiter Hohlkehle, kurzen, geschweiften F- Löchern
mit eiförmigen Endpunkten, gutem Lack, aber
schlechter Schnecke), in denen statt Gabriel David nur
Gabriel Buchstetter zu lesen ist. Man hat daher zwei
Geigenmacher unterscheiden wollen. Wahrscheinlich
64
Buchstetter — Burekart
hat er seine billigen Geigen in den gangbaren deutschen
Formen und bessere nach italienischem Vorbild ge-
macht. Eine Violine von ihm mit geschriebenem Zettel
besitzt Carl Stoeber in Würzburg.
Geigenzette! : Abb. 35 und 83.
Buchstetter, Josef. — Stadtamhof b. Regens-
burg. 1776
Sohn von Gabriel David B. und jedenfalls auch dessen
Schüler, da er ganz wie dieser arbeitete ; doch kommen
seine Geigen seltener vor.
Geigenzettel: Josephus Buchstetter, Filius Gabrielis /
Davidis, PedepontI prope Ratis- / bonam — Anno 1776
(gedruckt).
Buchta, Johann. — Brunn. 1776. 1841. Geb.
bei Ingrowitz in Mähren um 1755, f 1841
Außer Lauten und Gitarren soll er auch Harfen gemacht
und sich schließlich auf den Klavierbau verlegt haben.
Er war seit 1776 Mitglied der Tischlerzunft und wurde
1803 Bürger. Der im Jahre 1838 als Bürger vorkom-
mende Instrumentenmacher Wilhelm B. dürfte sein
Sohn, und der 1888 verstorbene Klaviermacher Rudolf
B. sein Enkel gewesen sem.
Buckman, Geo. H. — Dover. 1899. Geb.
23. Okt. 1845
Ein Beamter und guter Geiger, der, durch Ottos und
Heron-Allens Schriften angeregt, sich dem Geigenbau
zuwendete und am besten nach dem Modell von Stra-
divaris »Le Messie« arbeitete. Seine Geigen zeigen
gutes, altes Holz, sorgfältige Arbeit und sind mit
»Whitelaws Cremona-Bernstein-Öllack« in verschie-
denen Farben lackiert. Seine Biographie veröffentlichte
Meredith-Morris in »The Strad<' 1899 Nr. 112.
Geigenzettel: Geo. H. Buckman / Dover 1899 (gedr.).
Buczak, Franz, lebte im letzten Drittel des
19. Jahrhunderts in Galizien
Geigenzettel: Rep. w roku 1877 / Franciszek Buczak
(gedruckt).
Budiani s. Rodiani
Büchel, Hugo. — Coburg. Geb. 19. Nov. 1859
auf der Coburger Feste
Er war ursprünglich Mechaniker, bereiste Italien und
die Schweiz, studierte, als Sprößling einer bekannten
Musikerfamilie, bei dieser Gelegenheit alle Geigen-
sammlungen und verlegte sich schließlich, unter-
stützt von der herzogl. sächs. Hofkapelle, ganz auf
den Geigenbau. Er trat in das Galdertsche Geschäft
in Coburg ein, dessen Eigentümer er seit 1891 ist. Er
arbeitete ursprünglich nach Stainer, doch hatten seine
ersten Geigen in den tieferen Lagen einen hohlen, in
den höheren einen spitzen Ton. Später kam er auf ein
eigenes Modell, in der Mitte zwischen Stradivari und
Bergonzi liegend, das auf ellipsenförmiger Ausarbeitung
der Decke beruht.
Geigenzettel: H. Büchel / Coburg 1899 (nur geschr.).
Büchner, F. W. — Leipzig. 1850. 1861
Musiker und Instrumentenmacher. J. Lotto zollte ihm
wegen des kräftigen Tons seiner Geigen lebhafte Aner-
kennung. Ich kenne nur Ausbesserungsarbeiten von
ihm. Seine Reparaturzettel klebte er gewöhnlich im
Innern an die Zargen.
Bühlich, Richard. — Rostock i. M. Geb. um
1 868 in Lützen bei Leipzig
Er lernte bei Ad. Paulus in Leipzig, war von 1885 bis
1895 als Gehilfe tätig und ließ sich 1895 in Rostock
nieder, wo er schon vorher bei Ellersieck gearbeitet
hatte. Er baut nach eigenem, dem Stradivari ähnlichen
Modell und verwendet einen goldgelben Spirituslack
mit rotbrauner Schattierung. Sein Holz ist gut, und
seine Geigen klingen, wenn sie nicht zu dünn aus-
gearbeitet sind.
Geigenzettel : Richard Bühlich, Rostock / Geigenbauer
18.. (gedruckt).
Bürger, Joh. Adolph. — Frankfurt. 1694
C. C. Snoeck besaß eine 26 cm lange Taschengeige mit
Perlmuttereinlagen von ihm. Die größere Wahrschein-
lichkeit spricht dafür, daß er in Frankfurt a. M. gelebt
hat, obwohl sich im dortigen Archiv kein Beleg dafür
finden ließ. In Frankfurt a. 0. habe ich gleichfalls ver-
gebens nach ihm geforscht.
Bull, Ole. — Bergen. Geb. 5. Febr. 1810,
t 17. Aug. 1880
Der berühmte norwegische Geiger versuchte sich auch
als Geigenmacher. Er ging dabei von den Lehrsätzen
Bagatellas aus und bildete sich ein geometrisches
System, das ihm einen Schlüssel abgeben sollte, um in
die vermuteten Geheimnisse der Cremoneser und be-
sonders Stradivaris einzudringen. Am wertvollsten
waren dabei vielleicht seine Versuche, die er mit den
verschiedenartigsten Hölzern vornahm.
Buonaroti. — Rom. 18. Jahrhundert
Ein Meister zweiten Ranges, dessen schmales Patron
sowie die ziemlich starke Wölbung eher auf deutsche
als auf italienische Vorbilder schließen läßt. Manche
bringen ihn mit D. Tecchler in Beziehung.
Buonfigliuoli, Pier Francesco. — Florenz.
17. Jahrhundert
Bei de Piccolellis und Vidal wird er zwar dem Namen
nach erwähnt, doch war es mir nicht möglich, irgend
etwas von ihm oder über ihn zu ermitteln.
Burekart, Dionysius. — Rastatt. 1807
In einer mittelmäßigen, nach dem Stainermodell ge-
bauten Violine fand sich der untenstehende Zettel. Die
Schnecke ist flach, am besten noch der gelbe Lack. Da
nur der Ort und die Jahreszahl handschrifdich ange-
bracht ist, scheint Burekart an verschiedenen Orten
gearbeitet und dann auf seinem Zettel den jeweiligen
Aufenthaltsort vermerkt zu liaben.
Geigenzettel : Dionisius Burekart Musikus / Violin- und
Saitenmacher / in Rastat 1807 (geschrieben).
Burckholtzer — Buti
65
Burckholtzer (Burgkholzer) s. Purkholtzer
Burghardt s. Bourgard
Burkhardt, Emil. — Elsenach. Geb. 1871 zu
Annaberg im Erzgeb.
Er lernte bei Meisel in Klingenthal und arbeitete 1888
als Gehilfe bei Ernst Gläsel in Markneukirchen ; von da
ging er 1890 nach Dresden zu Hammig, 1892 zu Beyer
nach Erfurt und 1895 nach Kötzschenbroda bei
Dresden, wo er sich am 1 . Juni selbständig machte. Er
erfand ein Universalstreich- und Rupfinstrument, zu
dessen fabrikmäßiger Herstellung er sich mit einem
Kaufmann in Schleusingen verband. Seit 1898 widmete
er sich wieder ausschließlich dem Geigenbau und
siedelte 1901 nach Eisenach über, wo er durch ge-
diegene Arbeit bald allgemeine Anerkennung fand. Er
ist gleich tüchtig im Neubau wie in der künstlerischen
Wiederherstellung alter Geigen.
Geigenzettel: Emil Burkhardt, / Instrumentenmacher
u. Reparateur, ' Elsenach, anno 190 (gedruckt).
Burnley, Arnold. — 1871
Ein englischer Geigenmacher, dessen OUack gelobt
wird.
Burzenski, Kasimir. — Uscie-Solne. 1796
In der Wiener Musik- und Theaterausstellung waren
Arbeiten von ihm ausgestellt.
Busan, Domenico. — Vicenza, Venedig. 1 740.
1780
Die Lesart BusaS ist sein:n Zetteln nach falsch. Er ist
wenig bekannt und soll nach de Plccolellis aus Vicenza
stammen, schloß sich aber der Venezianer Schule an.
Hauptsächlich sind einige gute Bässe von ihm bekannt.
Geigenzettel : Dominlcus Busan / Venetus Fecit / Anno
1746 (gedruckt). — Dominicus Busan / fecit Venetils
1761 (gedruckt).
Busch, Ernst. — Nürnberg. 1612. 1644
Ein fleißiger und geschätzter Lauten- und Violen-
macher, der in den Umrissen eine neue Form anstrebte.
Arbeiten von ihm sind in verschiedenen Sammlungen
zu finden. Zwei Gamben von ihm sind in W. Heyers
Musikhistorischem Museum in Köln und ferner eine
Violine von 1644 im Germanischen Museum in Nürn-
berg. Eine aus der Sebalduskirche stammende Viola von
ihm besitzt der 85 jährige Nürnberger Musiker Auer
seit 65 Jahren. Die Viola ist sehr groß und hat einen
wundervollen Ton. C. Claudius in Kopenhagen hat
eine sehr große Baßgamba mit Bogen von ihm aus
dem Jahre 1638 und eine Diskantviola da Gamba.
Gelgenzettel: Ernst Busch, Nürnberg 1617 (gedruckt).
— Ernst Busch / in Nürnberg 1 638 (gedruckt). — Ernst
Busch Nürnberg / 1641 (gedruckt).
Kontrabaß hier genannt werden darf. Er hat sich seit
langen Jahren mit der Verbesserung des Kontrabasses
beschäftigt, der bekanntlich an dem Mangel leidet, daß
seine Töne nur bis zum Kontra-E hinuntergehen, daß
also die Kontraoktave zu den tiefsten Cellotönen bis C
fehlt. Schon 1856 baute er einen C- Kontrabaß, der sich
aber nicht praktisch erwies, well er in Quinten gestimmt
war. Um die gewohnte Mensur bestehen zu lassen und
nur die tiefste Saite nach Bedürfnis bis zum Kontra-C
benutzen zu können, ersann Buschmann verschiedene
Systeme mit Anwendung von Wellen, Klappen oder
Druckstäben, aber alle wollten den Ansprüchen an
bequeme Spielart nicht genügen. Schließlich löste er
das Problem durch Verwendung eines zweiten Sattels
für die tiefste Saite und von vier Greifern, die durch
Druckknöpfe vom Hals aus in Tätigkeit gesetzt werden.
So kann die gewöhnliche Spielart des Instruments be-
stehen bleiben und doch nach Belleben die tiefste Saite
nach Dis oder Es, D, Cis oder Des und C zu gestimmt
werden. Damit ist nicht nur die Skala um diese Töne
erweitert, sondern der Klang des Instruments vervoll-
kommnet und die Tonarten, die sonst ohne Kraft sind,
wirken freier. Eine ähnliche Erfindung hat allerdings
Karl Plttrlch in Dresden schon früher gemacht.
Bussetto, Giovanni Maria del. — Cremona,
Brescia. 1640. 1681
Er wird stets, u. a. noch von Valdnghi, in die Zeit von
1540 — 1580 gesetzt und dann der Zeit nach als einer
der ersten Geigenmacher Cremonas erklärt. Auf echten
Zetteln ist jedoch die Zahl 16 bei der Angabe des Jahr-
hunderts ganz deutlich; einen solchen Zettel veröffent-
licht auch Grillet. In einer Ahviola der Sammlung
Scheurleer mit der Ortsangabe Brescia wird die Jahres-
zahl 1 576 gelesen, was offenbar falsch ist. Seine Geigen
sind hochgewölbt, haben großes Patron, kurze, weite
F-Löcher, und dunkelgelben oder braunen Lack. Er
stammt wahrscheinlich aus Busetto und ist vielleicht
der Meister der Violen mit dem Namen: Joannes
Marlus (gedruckt).
Geigenzettel : .Abb. 85.
Bussolero, Luigi. — Riva-Nazzaro. 1817
Guter Gitarren- und Mandollnenbauer vom Anfang
des 19. Jahrhunderts.
Geigenzettel: Luigi Bussolero Rivanazzaro 1817 (ge-
druckt).
Buthod. — Mirecourt. 1820. 1845
Nachdem er eine Zeitlang unter Vulllaume gearbeitet
hatte, gründete er in Mirecourt eine große Fabrik und
verband sich später mit Husson; zuletzt hieß die Firma
»Husson, Buthod et Thibouville*.
Geigenzettel : Buthod. Luthier / Eleve du Vulllaume, ä
Paris (gedruckt).
Buschmann, Gustav Adolf. — Hamburg. Geb. Buti, Antonio. — Archi. 1756
1835 in Freiburg i. Br. Mittelmäßiger Geigenmacher aus Albano.
Bekannter Piano- und Harmoniumfabrikant, der als Geigenzettel: Antonio Buti d'Albano Archi / Fece
Erfinder einer schätzenswerten Verbesserung am l'anno 1756 (gedruckt).
V. Lütg-endorff, Geig-en- und Lautenmacher. Bd. II J
66
Button — Ca'.agari
Button. — London. 1806. 1830
Hauptsächlich Händler. Er war zuerst mit Purdey,
später mit Whitaker verbunden und wohnte eine Zeit-
lang in St. Paul's Churchyard.
Byrom, John. — Liverpool. 1900
Eine sauber gearbeitete Violine, die ich in Händen hatte,
trug semen Namen.
C. C.F.R. — Wien. 1800
In einer sehr schön gearbeiteten, mit Ebenholz, Elfen-
bein und Perlmutter eingelegten Gitarre fand sich dieser
Brandstempel. Es gelang mir nicht, den Verfertiger fest-
zustellen.
Cabasse, Prosper. — Mirecourt. Anfang des
19. Jahrhunderts
Vielleicht ein Sohn des 1778 genannten Bogenmachers
Jean C. Ein ziemlich geschickter Gitarren- und Geigen-
macher, der auf seiner Brandmarke Paris als Ursprungs-
ort anzugeben pflegte. Sein Modell war schmal und
höher gewölbt als das in Mirecourt übliche. Seine
Brandmarke wurde auch nach seinem Tode noch von
Händlern benutzt, wobei der Name manchmal als
Gabasse erscheint.
Cabled (Cabley). Claude. — Mirecourt. 1604.
1607
Ein bisher nur aus den Urkunden nachzuweisender
Geigenmacher. Einer seiner Nachkommen, Jean Claude
Cabley, lebte zwischen 1 762 und 1 777 als Bogenmacher.
Cabresy. — (?) 1725
Der am 8. Mai 1794 guillotinierte Tavernier de Bou-
logne besaß nach Brunis Inventar (Gallay, Un Inven-
taire sous la terreur par A. Bruni, Paris 1890, S. 25)
»ein Violoncello von Cabresy«. Auch ein Baß aus dem
gleichen Jahr von diesem Meister ist bekannt. Über
seinen Wohnort usw. war nichts zu erfahren.
Cabroli, Lorenzo. — Mailand. 1716
Mittelmäßiger Geigenmacher, dessen gelber Lack noch
das Beste an seinen Arbeiten ist.
Cabroly. — Toulouse. 1734. 1747
Er scheint ein in Frankreich eingewanderter Italiener
gewesen zu sein und könnte mit der Mailänder Familie
Cabroli zusammenhängen. Seine Arbeiten sind nicht
schlecht und sein Lack ist gewöhnlich blaßrot oder
rötlichgelb. Statt der Einlage zog er oft nur Linien.
Eine Diskantviola von ihm ist in der Crosby Brown-
Sammlung in New York zu sehen.
Geigenzettel: Abb. 124.
Cadot, Theobald. — Toulon. Geb. um 1850
Er ließ sich in den achtziger Jahren des 1 9. Jahrhunderts
in Toulon als Geigenmacher und -händler nieder.
Caeste, Gaetano. — Cremona. 1660. 1680
Da die wenigen, die seinen Namen erwähnen, ihre
Quellen verschweigen, war es nicht möglich, etwas
Näheres über ihn festzustellen. Er gehört vielleicht zur
Familie Costa, ist aber m Cremona unbekannt.
Caffarata. — ? 1840
Ein geschickter Italiener, von dem ich einen sehr guten
Baß kennen lernte.
Cahusac. — London (Strand). 1785. 1788
Da er fast nur mit den Söhnen von Banks gemeinsam
arbeitete, kommen Geigen mit seinem Namen äußerst
selten vor. Er hielt sich an den deutschen Stil; sein
Modell ist hochgewölbt. Die Einlage fehlt zwar, dagegen
ist sein bernsteinbrauner Lack schön. Sein Sohn (»Ca-
husac Son«) ist als Verfertiger von Oboen bekannt ge-
worden.
Cailhe, Henri. — Charroux. Geb. 8. Aug. 1864
Geschäftsteilhaber seines Vaters J. B. Cailhe-Decante.
Cailhe (Cailhe-Decante), Jean Baptiste. —
Charroux. Geb. in Charroux d'Allier 10. Mai
1832
Schüler und Schwiegersohn von Jacques Decante,
dessen Geschäft er 1858 übernahm und von Jenzat
nach Charroux verlegte, nachdem er vorher von 1855
bis 1857 in Paris und Lyon gearbeitet hatte. Er baute
Leiern (Viellen) nach den Modellen seines Hauses und
hat ihnen eine gefälligere Form und volleren Klang
gegeben und auch den Saitenbezug verdoppelt. Er ver-
wendet einen Spirituslack eigener Mischung. Seine
Fabrik führt das Schild »ä la vielle Bourbonaise«. Auf
seinen Zetteln findet man außer dem Namen seine
zahlreichen Auszeichnungen angeführt.
Caille. — Mirecourt. 18. Jahrhundert
lacquot nennt zwei Mitglieder dieser Familie: Louis C.
(1779—1787) und Dominique C. (1769—1789).
Caisser s. Kaiser
Calabri,PierVittoriodi. — Ferrara. 1549. 1551
Ein Musiker, der auch Lyren gebaut haben soll. Vgl.
Valdrighi 518 und Anmerkung dazu.
Calace, Antonio. — Neapel. Um 1850
Nur als Gitarrenmacher bekannt. Er wohnte Strada
Mezzo-cannone Nr. 32.
Calace (Calaca), Nicola und Raffaele. - Neapel.
1881. 1903
Söhne des Antonio C. Gehören wie ihr Vater zu den
vielen Mandolinenmachern Neapels.
Calagari, Francesco Giuseppe. - — ? 1685
Eine sehr schöne, hochgewölbte Viola von großem,
edlem Ton, mit braunem feurigen Lack und schöner
Schnecke in der Sammlung Carl Stoeber in Würzburg
enthält einen Zettel mit diesem Namen. Der Wohnort
läßt sich nicht einwandfrei lesen.
I
Ca'.ar — Campetti
67
Calar, Giovanni. — Rom. 1624
Ein in Rom ansässiger Lautenmacher, wahrscheinlich
deutscher Abstammung.
Calow, William. — Nottmgham. 1875.
Geigenmacher, Reparateur und Händler.
1890
G
enua.
Calcagni (Calcanius), Bernardo.
1710. 1750
Ein geschickter Meister, der von verschiedenen Ken-
nern der Schule Guarneris zugewiesen wird. Wenn er
auch zeitweise das Guarnen-Modell nachahmte, so
nähert er sich mehr und mehr dem flachen Modelle
Stradivaris ; nur um 1 740, da er mit Pazarini verbunden
war, scheint er das hochgewölbte Modell seines Ge-
nossen angenommen zu haben. Sem Holz ist schön und
der Lack von rotgelber oder Goldorangefarbe. Ein
Ferdmando Calcanius, den manche erwähnen, hat in
Genua nicht gelebt^).
Geigenzettel: Abb. 140.
Caldeira. — Lissabon. 1896
Sein Geschäftsteilhaber war Rosa. Beide sind die Nach-
folger von Manoel Pereira gewesen und bauten haupt-
sächlich Gitarren und Mandohnen.
Callsen, Bruno. — Zittau i. S. 1898
Die Firma lautete bis 1898 B. Callsen & Schäfer. Er
bezeichnet sein Geschäft als »Streichinstrumenten-
macherei".
Caltrassaure (?). — 1787
Eine Geige mit diesem zweifelhaften Namen, hellbraun
lackiert, besitzt G. Withers in London.
Calvalono. — Genf. 1 725
Zweifelhafter Name, der jedoch von Grillet noch an-
geführt wird ; s. Cavalono.
Calvarola, Bartolommeo. — Torre Baldone
(Bergamo) und Bologna. 1 750. 1 767
Viele seiner Geigen sind von gewöhnlicher Arbeit,
einige aber sorgfältiger gemacht und erinnern an die
Schule der Ruggeri. Sein gelber Lack ist immer ziem-
lich gut ; dagegen sind seine Schnecken ohne Schwung
und bei aller Kleinheit plump in der Form.
Geigenzettel : Bartolommeo Calvarola / fecit Bergame
1 76 . . (gedruckt).
Calzavara, Santo. — Padua. 1764
Sein Name ist mir nur in einer klemen Mandoline der
Sammlung Snoeck (Nr. 319) vorgekommen.
Geigenzettel : Santo Calzavara fece ,' in Padova Tanne /
1764 (geschrieben).
Calonardi, Marco.
1 7. Jahrhunderts
Sowohl de Piccolellis als Vidal teilen ohne Quellen-
nachweis nur den Namen mit. »Calonardi« ist jedenfalls
mit »Carlomordi« identisch, doch wage ich nicht zu
entscheiden, welche Form des Namens die richtige ist.
Calon-Stremiti, Eugenio. — Modena. 1840
Nur als Gitarrenmacher bekannt geworden.
Calot. — Bern, Turin. 1820. 1830
Er stammte aus Mirecourt, arbeitete in verschiedenen
Städten als Gehilfe und ließ sich zuerst in Bern und
später in Turin als Geigenmacher nieder. Valdrighi
besitzt eine schöne Gitarre mit dem Zettel : Calot, rue
de la rose rouge / porte N. 3. U etage, Turin (gedr.).
— Eine von ihm ausgebesserte Viola besaß Comm.
Ca Valien in Ferrara.
Geigenzettel : Repare par Calot ,' ä Herne, 1 . may 1 820
(geschrieben).
Calot (Callot). — Paris. Geb. 1810 in Mire-
court
In seiner Vaterstadt ausgebildet, kam er als Gehilfe zu
Clement nach Paris und verband sich 1830 mit Augiere,
mit dem zusammen er ein Geschäft in der Rue St. Eu-
stache Nr. 12 eröffnete. Ihre Instrumente zeichnen sich
durch saubere Arbeit, gelbroten Lack und guten Ton
aus.
^) Ein Tiberio Calcagni war ein florentinischer Bild-
hauer, der um 1560 bei Michel .'Xngelo arbeitete.
Cremona. Mitte des Camberini (?), Giambattista. — Florenz (?).
18. (?) Jahrhundert
Wahrscheinlich ein Mitglied der Familie Giamberini
(s. d.), von dem G. Withers in London einen dreisaitigen
Kontrabaß besitzt. Das Holz daran und die Arbeit sind
gut.
Camilli, Camillo. — Mantua. 1714. 1760
Er wird zwar gewöhnlich als Schüler Stradivaris be-
zeichnet, doch sind seine Geigen viel häufiger nach
Guarnen gebaut, so daß es wahrscheinlicher ist, daß er
bei einem Mitglied der Guarnerischule gelernt hat.
Seine Instrumente kommen, wie nicht anders zu er-
warten, jetzt immer mehr in Aufnahme. Schöner Ton,
gutes Holz, hellroter oder bräunlichroter Lack, der an
Landolfi erinnert, weite, kurze F- Löcher kennzeichnen
seine Geigen. Er verwendet verschiedene Zettel:
Eine Violine mit der Inschrift »Camillo de Camilli Fee.
in Mantova 1734« besitzt das Brüsseler Streichquartett.
Geigenzettel : Camillus de Camilli , Fecit in Mantova
1760(gedruckO und Abb. 116,
Camilho, Davide. — Cremona. 1 755
Wenig bekannter Meister dritten Ranges, den de Pic-
colellis übrigens nicht erwähnt. Er ahmte Nie. Amati
nach. Der Wohnort ist vielleicht fingiert.
Campetti, Lorenzo. — Lucca. 1833
Einer der vielen italienischen Geigenmacher des
19. Jahrhunderts ohne Eigenart, deren Arbeiten nichts
mehr von den Traditionen der klassischen Meister ver-
raten.
5*
68
Campi — Cappa
Campl, Giuseppe. — Pescina. 1760. 1762
Ein Geigen macher, der vielleicht in Pesaro gelernt hat
oder zu Odoardo in Beziehung stand. Seine Geigen
sind nicht schlecht, flach gewölbt, aber von handwerks-
mäßiger Arbeit.
Geigenzettel : Josephus de Campis / in Pescina Ao 1 7 . .
(geschrieben). — Giuseppe Campi fece ,' in Pescina
Anno 1762 (geschrieben).
Campion. — Paris (?). 1823
Nur nach einer reich mit Perlmutter und Ebenholz em-
gelegten Gitarre aus Mahagoniholz bekannt, die m Paris
im Jahre 1823 ausgestellt war.
Camploy. J. — Verona. 1854. 1860
Wie so viele andere wollte auch er den alten Cremoneser
Lack neu erfunden haben und stellte Geigen mit diesem
Lack in München im Jahre 1854 aus.
Cannon, James. — Dumfnes. Geb. m Plascow
(Kirkcudbrightshire) 1855
Er kam um 1 880 als Bahnbeamter nach Dumfries und
ist ein guter Geiger. Er besaß eine von seinem Groß-
vater gemachte Violine, die ihn zuerst veranlaßte, sich
auch im Geigenbau zu versuchen. Er studierte Ottos
Schriftchen und hat aus Liebhaberei eine Anzahl Gei-
gen gemacht, die nicht schlecht sind.
Geigenzettel: J. Cannon. / Dumfries,/ 1888 (gedr.).
Cans, Dominik. — Oudenaarde (Belgien). 1 748.
t 1806
In der Sammlung Snoeck befand sich eine von Jooris
Willems gebaute Baßviola mit seinem Reparaturzettel.
Er war von Beruf Apotheker und nur aus Liebhaberei
Geigenmacher.
Geigenzettel: D. Cans refecit / Aldenardae, anno 1801
(gedruckt).
Capellus, Antonius. — ? 1563
Eine Diskantlaute mit diesem Namen und Datum be-
sitzt C. Claudius in Kopenhagen.
Capiari. 1846
Italienischer Geigenmacher, der um die Mitte des
19. Jahrhunderts tätig war.
Capo (Capa), Antonio. — Cremona. 1796
Einige wenige Geigen tragen seinen Namen; auch bei
Valdrighi (4093) wird er erwähnt.
Capo. — Mailand. 1717. 1718
Ebenso selten vorkommend wie der gleichnamige Cre-
moneser. Vidal führt nur den Namen an ; Grillet fügt
die Beschreibung eines Zettels hinzu, ohne auf seine
Arbeiten einzugehen. Beide sind vielleicht Nach-
kommen G. Cappas. Eine Violine (35,4 mm) von ihm
mit einem Pergamentzettel besitzt Julius von Thury
In Budapest. Sie erinnert eher an das Klotz-Modell als
an die Arbeiten gleichzeitiger Malländer, Ist aber ele-
ganter Im Umriß und hat recht hübsche F-Löcher.
Cappa, Giuseppe Francesco. — Saluzzio. 1 640
Grillet veröffentlicht seinen Zettel. Wenn die Jahreszahl
richtig gelesen und der Zettel echt ist, dann wäre dieser
bisher unbekannte Gius. Franc. C. vermutlich als ein
Oheim des berühmteren Goffredo C. anzusehen.
Geigenzettel: Abb. 139.
Cappa, Goffredo. — Saluzzo. Geb. 1644 in
Saluzzo, t 6. Aug. 1717
Sohn des Andrea C. aus Finalborgo. Er war wahr-
scheinlich ein Schüler Nicolo Amatis. Von seinen Le-
bensschicksalen weiß man bedauerlicherweise sehr
wenig, nur daß er im Jahre 1679 die Maria Scottl ge-
heiratet hat. Er gehört zu den besten Meistern der
Amatlschule und geriet unverdienterweise so in Ver-
gessenheit, daß allerlei schiefe Urteile über ihn und
seine Arbeit lange genug unwidersprochen verbreitet
werden konnten. Auch wurden seine Zettel gefälscht
und mit unsinnigen Jahreszahlen versehen in minder-
wertige Gelgen geklebt, während seine echten Arbeiten
als Arbeiten der Amati, deren Namen den Händlern
geläufiger waren, verkauft worden sind. Er nimmt die
Wölbung ein klein wenig höher als sein Lehrer, hat eme
andere Schnecke, kurze, weite F-Löcher, hohe Zargen
und kommt im Lack seinen größeren Zeltgenossen
nicht gleich. Seine Geigen haben jedoch einen edlen
Ton und können In dieser Beziehung mindestens den
Arbeiten G. B. Rogerls gleichgestellt werden. Da seine
besten Violinen, wie schon bemerkt, längst mit Amati-
zetteln versehen wurden, kommt nur selten ein ein-
wandfreies Exemplar mit seinem Namen zum Vor-
schein, eher begegnet man noch Violen und Violoncelli
von ihm, so daß es begreiflich erscheint, wenn min
angenommen hat, daß ihm diese Instrumente besser
gelungen seien. Auf den Zetteln, die er In seine Arbeiten
klebte, liest man : lofredus Cappa feclt / Salutlls anno
16 . . (gedruckt). Diese Zettel wurden schon In alter
Zeit gefälscht, und da sie häufig verwendet wurden,
läßt dies doch einen Rückschluß darauf zu, daß Cappa
seinerzeit einen gewissen Ruf bei den Geigern gehabt
haben muß. Dafür spricht auch, daß verschiedene ge-
schickte Gelgenmacher als Cappa-Schüler bezeichnet
wurden, so die Turiner Meister G. Francesco Celoniato,
der etwas ältere Gius. Francesco Catenarl und Nicola
Glorgl, femer Domenico Bombino In VUlafranca und
Spirito Sorsana in Conl und bis zu einem gewissen
Grade auch Carlo Giuseppe Testore In Mailand. Es
wird sich schwer feststellen lassen, was da willkürliche
Vermutung und was Überlieferung Ist. Nach G. Hart
soll es Geigen Cappas geben, die als Ursprungsort Tu-
rin bezeichnen. Mir ist eine solche nie vorgekommen,
auch auf seinen echten oder nachgeahmten Zetteln habe
ich nie diese Ortsangabe gefunden, sondern immer nur
Saluzzo. Wir wissen ja jetzt auch, daß er dort geboren
und gestorben Ist, dort geheiratet hat, und daß er einen
Sohn hinterließ. Ich glaube daher nicht daran, daß er
je In Turin ansässig war, und neige auch zu der Ansicht,
daß ihm nur Infolge des angeblichen Aufenthaltes In
Turin die genannten Turiner Meister als Schüler zu-
gewiesen wurden. Cappa Ist. ein Meister des Gelgen-
baues, der es verdienen würde, daß man sich mit seinem
Leben und seiner Kunst eingehender beschäftigte.
Glücklicherweise wendet Ihm jetzt Bischof Obertl von
Cappa
^arcassi
69
Saluzzo neben Orazio Roggiero sein Interesse zu, und
dem Forschungseifer beider wird es gewiß noch ge-
lingen, manche wertvolle Einzelheit aus dem Leben
Cappas zutage zu fördern. Auch Comm. Turbigüo, der
im »Popolo della Domenica« (vom 3. Sept. 1906) m
einem .Aufsatz auf Cappa hingewiesen hat, wird sich
weiter mit ihm beschäftigen. Da das Wichtigste aber
wäre, ihm seine Werke zurückzugeben und aus den
noch erhaltenen, echten Geigen seine Eigenart ein-
wandfrei festzustellen, so würde ich den freundlichen
Lesern dieses Buches, die Instrumente von Cappa be-
sitzen, sehr dankbar sein, wenn sie mir darüber eine
kurze Mitteilung zugehen lassen wollten. Einer Klä-
rung bedarf auch noch das Verwandtschaftsverhältnis
Goffredo Cappas zu den übrigen Mitgliedern der Fa-
milie Cappa.
Geigenzettel: lofredus Cappa fecit / Salutiis anno 16 . .
(gedruckt).
Muster eines der häufig vorkommenden gefälschten
Zettel: Abb. 98.
Cappa, Gloacchino und Giuseppe. — Saluzzio,
Turin. 1661. 1725
Vielleicht Söhne Goffredos, — übrigens waren mehrere
Nachkommen Goffredo Cappas Geigenmacher, diese
waren aber durchaus unbedeutend, so daß man ihre
Arbeiten schon deshalb leicht von den seinen unter-
scheiden kann. Auch ihre Zettel wurden gerne gefälscht
und mit Jahreszahlen, die bis 1640 zurückgehen, ver-
sehen.
Cappiello. — Neapel
Mandolinenmacher.
Caprari, Francesco. — Rolo. 1846
Mittelmäßiger italienischerGeigenmacher aus der ersten
Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Capsperger s. Kapsberger
Car, Andrija. — Agram. 1903
Kroatischer Lauten(Tamburitza-)macher der Gegen-
wart.
Carabbä, C. V. — Catania. Ende des 19. Jahr-
hunderts
Mandolinenfabrikant der Gegenwart.
Caradotti, Luigi
Italienischer Mandolinenmacher.
Carboni, Gius., lebt als Saiteninstrumenten-
macher m Pavia
Carbonari. — Neapel
Mandolmenmacher.
Carcanius. — Cremona. 1500
Vidal führt diesen Namen als den eines alten Geigen-
mactiers an, von dem er einen gedruckten Pergament-
zettel gefunden haben will. Mir ist der Name niemals
vorgekommen ; ich vermute sehr, daß man es hier, falls
der Zettel überhaupt echt war, mit einem Calcanius zu
tun hat; die Jahreszahl wird falsch gelesen sein.
Carcassi, Antonio Feiice. — Florenz. 1773
Seine Zugehörigkeit zu den anderen Mitgliedern der
Familie Carcassi steht nicht fest, wenn auch seine Ar-
beit manche Ähnlichkeiten aufweist.
Geigenzettel : Antonio Feiice Carcas , fece in Firenze
1773 (gedruckt).
Carcassi, Francesco. — Florenz. 1735. 1758
Vielleicht der Vater von Lorenzo und Tomaso, deren
Geigen den seinen nahe stehen. Mittelgute Arbeit,
gelbbrauner Lack.
Carcassi, Giovanni. — Florenz (?). 1688. 1698
Bekannt als Verfertiger von Spinetts und Klavizimbeln.
Geigenzettel : Joannes Carcassi fecit ; anno Dommi
MDCLXXXVIIl (gedruckt).
Carcassi, Lorenzo. — Florenz. 1737. 1757
Der Zeit nach muß er Teilhaber der Firma Lorenzo e-
Tomaso C. gewesen sein, er arbeitete aber auch für sich
allein und hatte bei der noch heute stehenden Kirche
»dalla Madonna dei Ricci« einen La Jen. Er wohnte im
Borgo San Fridiano und dürfte wohl bis 1776 noch ge-
lebt haben. Dem Anscheine nach hielt er sich 1755
vorübergehend in Turin auf, denn in einer Viola
d'amore in der Sammlung Keil in Lissabon von ihm
liest man: »fecit Taurini 1755*. Seine Geigen sind gut
gearbeitet und haben leidlich hohe Wölbung und gelben
Lack. Eine kleine Baßgeige in W. Heyers Musikhistori-
schem Museum in Köln trägt seinen Reparaturzettel,
das gleiche Museum besitzt auch eine Hakenharfe von
ihm (Nr. 392). In der Sammlung Th. Hämmerle in'
Wien ist eine kleine Viola von ihm. Die Doppelfirma
Lorenzo e Tomaso C. ist mindestens seit 1745 nach-
weisbar. Eine gute Geige von 1764 und eine Viola
d'amore von 1767 von beiden besitzt das Musikhistori-
sche Museum in Köln. Eine gute Violine von ihm be-
sitzt Zeichenlehrer Bogs in Bromberg, eine andere
Albert Berr in Böhmischbruck und eine dritte, mit
schönem gelben Lack Dipl.-Ing. Rieh. Renner in
Tutzing. Später verlegten sich die Brüder mehr auf
den Bau von Gitarren.
Geigenzettel: Abb. 107, 122, 131.
Carcassi, Salvatore. — Florenz. 1802
Wahrscheinlich ein Sohn eines der Brüder Carcassi.
Von ihm sind mir hauptsächlich Gitarren bekannt ge-
worden.
Carcassi, Tomaso. — Florenz. 1747. 1786
Wahrscheinlich Teilhaber der Firma Lorenzo To-
maso C. ; daß er auch allein gearbeitet hat, beweisen
seine Zettel, die noch um 1786 vorkommen. Die Be-
hauptung, daß er schon in den dreißiger Jahren ge-
arbeitet hat, hat wenig Wahrscheinlichkeit für sich
und beruht wohl auf einem Lesefehler.
Geigenzettel: Abb. 121.
Carcassi, Vincenzo. — Florenz. 1790
Das am wenigsten bekannte Mitglied der Familie. Eine
kleine (38 cm lange) Mandoline von ihm befand sich in
der 1910 in Frankfurt a. M. versteigerten Sammlung
Günther-Prestel.
70
Cardi — Carr
Cardi, Luigl. — Verona. 19. Jahrhundert
Ein Musikinstrumentenmacher, der auch einige Geigen
gebaut hat.
Care, Paul. — Danzig. Geb. in Beigard 1859
Von Haus aus Musiker, ist er durch 12 Jahre Hoboist
gewesen. Während semer Mihtärzeit wohnte er bei dem
Geigenmacher Leitzsch, der ihm einige Anleitung im
Gelgenbau gab. Er fand so viel Gefallen daran, daß er
sich schließlich ganz darauf verlegte und 1893 seine
Werkstatt eröffnete. Er baut nach einem eigenen, Stra-
divari nachgeahmten Modell, an dem der Mittelbügel
mehr an Guarnen erinnert. Auf den Lack legt er wenig
Gewicht und verwendet verschiedene Sorten. Auf der
Berliner Musikausstellung erhielt er für mehrere Gei-
gen eine silberne Medaille.
Geigenzettel : Paul Gare / Danzig 1 895 (geschrieben).
Caressa, Felix Albert. — Paris. Geb. in Nizza
25. Dezember 1866
Schüler von Gand und Bernardel. Nachdem er 10 Jahre
in dem Geschäfte tätig war, das er 1900 bereits leitete,
wurde er am 1. Juli 190! mit Henri Francjais zusammen
der Nachfolger von Gustave Bernardel. Die Firma lau-
tet jetzt: Caressa & Frangais, Successeurs de Gustave
Bernardel, anciennes maisons Lupot et Gand et Ber-
nardel 4 passage Saulnier ä Paris. Er baut nach Lupot
und verwendete eine Zeitlang Gust. Bernardeis Zettel,
jetzt den der neuen Firma. Er besitzt viele Auszeich-
nungen, ist Ritter der Ehrenlegion und war bei allen
großen Ausstellungen der letzten Jahre als Juror tätig.
Geigenzettel : (Monogr. C F.) Caressa & Francais /
Luthiers du Conservatoire de Musique / No. . .
Paris 19..
Cargnano s. Gargnano
Carlander, Elias. — Stockholm. Geb. 1721,
t in Trosa 25. April 1784
Ein tüchtiger Geiger, Mitglied der Kgl. Hofkapelle, der
sich seit mindestens 1760 recht eifrig mit dem Geigen-
bau beschäftigte. Besonders scheint er sich als Repara-
teur bewährt zu haben, doch kommen auch Geigen und
Violen, die er gebaut hat, mehrfach vor. Auf seinen
Zetteln bezeichnet er sich stets als Kgl. Hofmusikus.
Geigenzettel : Renarerad af Kongl / Hof Musicus Cai-
lander / A° 1 784 (geschrieben).
Carlman (?), Jonas
Wird als tüchtiger schwedischer Geigenmacher des
18. Jahrhunderts bezeichnet, der das Stainermodell
zum Vorbild nahm. Vielleicht hieß er richtig Carlander?
Carlo, Giuseppe. — Mailand. 1769
Auf seinem Zettel war nicht deutlich ersichtlich, ob
Carlo nicht der zweite Taufname vor einem fehlenden
Familiennamen war. Der Arbeit nach gehört er zu den
Meistern vierten Ranges.
Carlo (gen. Carlo da Pesaro). — Pesaro. 1682
Er wird als Geigenmacher mehrfach erwähnt, auchVal-
drighi (3702) führt ihn an, doch war es mir bisher nicht
möglich, seine Arbeiten kennenzulernen.
Carlomordi (Carlomorti), Marco. — 1654. 1660
Eine Violine »di piccola forma« von ihm zählt der Ka-
talog der Sammlung Correr in Venedig auf. Vidal führt
den Namen mit dem Taufnamen Carlo an und setzt als
Wohnort Verona. Da er die gleiche Jahreszahl (1654)
mitteilt, scheint seine Kenntnis dieses Meisters doch
nur auf die kleine Violine der Sammlung Correr zurück-
zugehen. In der im November 1910 in Frankfurt a. M.
versteigerten Sammlung F. Günther-Prestel befand sich
eine Mandohne mit einer Sphinx aus Bein am Wirbel-
kasten von Marco Carlomorti aus dem Jahre 1660.
M. Carlomordi ist jedenfalls identisch mit Marco Calo-
nardi, der in Cremona gelebt haben soll.
Carlson, C. A., lebte Ende des 1 9. Jahrhunderts
in Salt Lake City (Utah)
Caroli. — Brescia. 1681
Ein Brescianer Lautenmacher des 1 7. Jahrhunderts, vcn
dem sich eine Mandora in der Sammlung Galpin (Hat-
field, jetzt Boston) befindet.
Caroll (Carrol), James. — Manchester. Um 1 890
Es gibt flachgewölbte Geigen mit diesem Namen, die
nach verschiedenen Modellen gearbeitet sind.
Caron. — Versailles. 1775. 1790
Er bezeichnet sich als Hoflautenmacher der Königin
Mane-Antoinette, wohnte erst in der Rue Royale,
dann in der Rue Satory und dürfte ein naher Ver-
wandter des Uhrmachers Caron und von dessen Sohn,
des unter dem Namen Beaumarchais berühmt geworde-
nen Dichters, gewesen sein. Er ist zwar kein hervor-
ragender Meister, aber seine Arbeit ist gut; er ahmte
italienische Modelle nach; nur sein brauner Lack ist zu
dunkel. Eine französische Lyra von ihm besitzt Clau-
dius in Kopenhagen, eine zehnsaitige Theorbe mit den
Initialen der Königin Marie-.'\ntoinette im runden
Schalloch das Museum des Pariser Konservatoriums,
Nr. 224.
Geigenzettel: Abb. 123.
Carone, Giuseppe. — Neapel 1883
Mandolinenmacher.
Carotti, C. — Florenz. 1694
Geigen von ihm habe ich bisher nicht kennen lernen
können.
Carozza, Raffaele. — Messina. 1912
Mandolinenmacher der Gegenwart.
Carp (Karp) s. Karg
Carr, John. — Falkirk. Geb. in Berwick-on
Tweed M.Mai 1839
Em Fabrikleiter und Musikalienhändler, der aus Lieb-
haberei weit über 50 Violinen und ein Violoncello ge-
macht hat. Die erste Anleitung dann erhielt er schon
als neunjähriger Knabe von James Thomson und
Robert Harvie.
Geigenzettel: John Carr, / Maker / Falkirk, 1897 (ge-
druckt).
Carre — Castagneri
71
Carre, Antolne. — Arras. 1750. 1790
Besonders geschickt als Verfertiger der '>vielle organi-
see«; einige wenige Geigen von ihm zeigen dagegen nur
gewöhnliche Arbeit.
Carrodus s. Haynes
Carter, John. — London. 1780. 1790
Da er für die Betts arbeitete, welche auch, wie erzählt
wird, die Leichenkosten für ihn bezahlten, tragen viele
seiner Instrumente die Zettel von diesen ; die wenigen
jedoch, in die er seinen Zettel klebte, sind gut.
Geigenzettel : J. Carter. Violin-Tennor / & Bass Maker,
Wych Street, Drury Lane / London 1 787 (gedruckt).
Cartheuser, Johann Christian. — Köln. 1790
Nähert sich m seinen Geigen öfter dem Amatimodell
und bevorzugt einen gelben Harzlack.
Geigenzettel : Johann Christian Cartheuser / in Köln in
der Mariengartengasse 1 790 (gedr.)
Cartwright, John William. — Yeadon b. Leeds.
Geb. 21. Aug. 1836 in Assenby bei Thirsk
(Yorkshire)
Er kam als Sohn von armen Bauersleuten 1851 in eine
Lokomotivfabrik nach Leeds, wo er 10 Jahre lang blieb.
Er arbeitete dort unter Jos. Fox, der sich aus Liebhabe-
rei mit dem Geigenbau beschäftigte und auch m Cart-
wright die Lust für diese Kunst erweckte. Dann arbei-
tete er drei Jahre lang in den Abendstunden bei
H. Pickard und verlegte sich zunächst auf das Aus-
bessern alter Geigen. Tüchtig vorgeschult, versuchte er
auch neue zu bauen und hatte bald Erfolg damit. Sein
Hauptaugenmerk verwendete er auf die Verbesserung
der Viola, um ihr jene Stellung im Quartett zu ver-
schaffen, die auch Ritter ihr zuweist. Seine .Arbeit ist
genau und sorgfältig und der Ton gesangreich. Er baut
vorzugsweise die sogenannte Baratoneviola und Kon-
trabässe. Sein Fleiß ist bemerkenswert, schon 1898
konnte er in eine Geige die Nummer 1075 schreiben.
Cary &Co., Alphonse. — London. Gegr. 1872
Geigenmacher- und Händlerfirma der Gegenwart. 1886
erhielt .Alph. Cary (der damals in Newbury wohnte) auf
der Ausstellung in Liverpool eine silberne Medaille für
Geigen und Zubehör.
Casaltoli, Giuseppe. — Florenz. 1714
Sohn des Pier Giovanni. Nur als Lautenmacher be-
kannt.
Casasnovas (Casanovas), Francesco. — Palma
(Balearen)
Spamscher Lautenmacher vom Beginn des 19. Jahr-
hunderts, von dem mir eine gute Mandoline bekannt
geworden ist. Die Brüder M. und B. Casanovas waren
noch um 1888 in Palma als Gitarrenmacher ansässig.
Geigenzettel : Fab«:" de Guitarras de / Fra^° Casano-
vas, ,' Plaza de la Merced N" 1 / Palma de Mallorca
(gedruckt).
Casella, Fratelh, leben als Saiteninstrumenten-
macher in Catania (Sizilien)
Caselli, Francesco. — ? 1740
Bisher nicht bekannter Geigenmacher. Grillet führt nur
seinen Zettel an.
Geigenzettel : Fece Francesco ^ Caselli 1 740 (geschr.).
Casiglia, Casimiro. — Palermo. 19. Jahrh.
Seine Geigen sind sauber nach guten Vorbildern gebaut
und zeigeii einen goldbraunen Lack.
Casini, Serafino. — CampiBisenziobei Florenz.
1899
Guter Mando'inenmacher, der durch seine Instrumen-
ten mit dreifachen Saiten und allerlei andere Verbesse-
rungen an der lombardischen Mandoline bekannt wurde
Auch seine Einlegearbeit ist geschmackvoll.
Caspan (Caspani), Giovani Pietro. — Venedig.
1658. 1670
Nach den Violinen zu urteilen, die diesen Namen
tragen, wahrscheinlich ein Schüler der Brüder Amati,
deren .Arbeiten er nachahmte. Kleines Patron, gelber
Lack.
Casrini, Gio. Batt. — Carrara. 1687
Von ihm war eine Marmorgeige mit Intarsia auf der
Wiener Musik- und Theaterausstellung zu sehen.
Cassanelli (Casanelh), Giovanni. — Ciano
(Modena). 1770. 1777
Im allgemeinen kennt man nur Geigen von mittel-
mäßiger Arbeit von ihm. Gewöhnlich verwendete er
braunen Lack.
Cassineau s. Cousineau
Cassini (Casini), Antonio. — Modena. Geb.
um 1630, tum 1698
Der bekannteste modenesische Geigenmacher seiner
Zeit, ein vielbeschäftigter Meister, der auch in Diensten
seines Herzogs stand. Bei der großen Masse seiner
Geigen, Violoncelli und Bässe ist es nicht zu verwun-
dern, daß er sehr handwerksmäßig arbeitete. Seine
besseren Geigen gehen auf das Amatimodell zurück,
weshalb ihn auch einige zu einem Amatischüler machen
wollten. Die .Arbeit ist gut, die Ebenholzeinlage sauber,
F-Löcher und Schnecke von guter Form, der Lack
kastanienbraun. Nach Valdnghi soll er zwar nach 1690
gestorben sein, doch kommen noch Geigen mit seinem
Zettel und der Jahreszahl 1710 vor. Er verwendete ver-
schiedene Zettel. Eine Viola von ihm aus dem Jahre
1667 besitzt Dr. Bornemann in Eisenach (Korpuslänge
41 cm).
Geigenzettel : Antonius Cassinus fecit Mutinae anno
1687(gedruckt). — Abb. 148.
Castagneri, Andrea. — Paris. 1730. 1750
Sohn und Schüler von Gian Paolo C, den er allerdings
übertrifft. Sein Modell gehört der Stradi\ anschule an,
die Arbeit ist sorgfältig, der Lack gewöhnlich etwas
72
Castaeneri — Castro
trocken und von rotbrauner Farbe und der Ton an-
sprechend. Nur seine F-Löcher sind oft zu groß und
zu weit offen. Seine Geigen haben aber fast immer noch
ein italienisches Aussehen und werden geschätzt. Er
wohnte bis 1744, wie sem Vater, in einem Anbau des
Hotel de Soissons, zog dann nach der Rue des Prou-
vaires und schrieb von da an seinen Namen Castagnery.
■ Auch seine Violoncelli dürfen hervorgehoben werden,
dagegen sind seine Versuche, Geigen mit ganz flacher
Decke zu bauen, als mißglückt zu bezeichnen. Eine
Geige von ihm bewahrt die Sammlung Snoeck (jetzt in
Berlin).
Geigenzettel : Castagnery rue des Prouvaires / Pangi
1747 (gedruckt). — Abb. 128 und 137.
Castagneri, Gian Paolo. — Paris. 1638. 1665
Ein Italiener, angeblich sogar ein Cremoneser, der sich
in Paris niederließ. Wenn auch unbedeutend, darf er
doch als einer der besten unter den damaligen Pariser
Geigenmachern gelten. Vidal erwähnt ihn nicht einmal,
Fetis dagegen kennt Geigen von ihm aus den Jahren
1 639 und 1 662 und lobt ihren Silberklang, wenn er auch
den Mangel an Tonfülle beklagt. De Piccolellis gibt
'seinen Zettel: Castagneri Gian Paolo / nel palazzo di
Soissons / in Pariggi (gedruckt).
Castagnino, Giuseppe. — Chiavari. 1920
Schüler von G. Fiorini, bei dem er in München seit
1913 lernte.
Castaro, Antonio. — Rom. Um 1615
Em geschickter Lautenmacher, dessen Name nach
Baron »Corta-ro« lauten soll; s. d.
Fl
orenz.
1806.
Castellani, Bartolomeo.
tum 1820
Er wohnte Via da S. Trinitä. Seine Geigen, die nur
selten vorkommen, sind nicht hervorragend, dagegen
baute er sehr gute Gitarren.
Geigenzettel : Bartolomeo Castellani / fece in Firenze,
l'anno / 1816 in Via S. Tnnitä (gedruckt).
Castellani e Figlio. — Florenz. 1900
Inhaber des Geschäftes ist jetzt P. Ballerini.
Castellani, Luigi. — Florenz Geb. 1809, f 1884
Sohn und Schüler von Pietro C. Tüchtiger Kontra-
bassist. Er baute selbst keine Geigen, war aber ein vor-
trefflicher Reparateur und berühmt wegen seiner aus-
gezeichneten Gitarren. Er wohnte Via Calimaruzza,
1866 verband er sich mit G. Scarampella. Wegen seiner
Kennerschaft und Geschicklichkeit im Wiederherstellen
ernannte ihn das Florentiner Konservatorium zum Kon-
servator der Instrumentensammlung. Nach seinemTode
ging sein Geschäft auf P. Ballerini über.
Castellani, Pietro. — Florenz. 1780. f 1820
Von ihm kennt man ziemlich gute Geigen und beson-
ders Gitarren und Mandolinen.
Castelli, Tomaso. — Brescia. 1 623
Ein bisher nicht bekannter Brescianer, von dem Fritz
Wildhagen in Haiensee eine Violine mit ausgeschweif-
ten Korpusumnssen, C-Löchern und einem schön ge-
schnitzten Mädchenkopf am Wirbelkasten besitzt.
Geigenzettel: Tomaso Castelli / fecit a Brescia 1623
(geschrieben).
Castello, Paolo. — Genua. 1 750. 1 780
Seine Arbeit ist äußerlich sehr schön, erinnert an die
der Gagliam und geht auf das Amatimodell zurück.
Im allgemeinen ist er trotz alledem nicht sehr geschätzt,
da er oft nur mittelmäßiges Holz verwendete. Sein
gelber Lack ist dagegen nicht schlecht. Eine seiner
schönsten Geigen, ein wahres Prachtexemplar aus der
Spätzeit des italienischen Geigenbaues, ist aus der
Sammlung Snoeck (Nr. 508) in die staatl. Sammlung
in Berlin übergegangen.
Geigenzettel: Abb. 129.
Castendorfer, Melchior. — Nördlingen.
15. Jahrhundert
Er wird als Lautenmacher bezeichnet und war ein Sohn
des Stephan C. Sein Name kommt aber weder in der
Nördlingischen Geschlechtshistone (gedruckt 1801)
noch im Bürgerbuche vor, so daß als sicher angenom-
men werden kann, daß er nur vorübergehend — viel-
leicht als Gehilfe des Vaters — m Nördlingen ansässig
war.
Castendorfer, Michel. — Erfurt. 15. Jahrh.
Sohn des Stephan C, Lautenmacher. — Bedauerlicher-
weise ließ sich auch in Erfurt über diesen Meister nichts
ermitteln.
Castendorfer, Stephan. — Nürnberg, Breslau,
Nördlingen usw. 1464. 1499
Von ihm weiß ich wohl, daß er 1460 in Nürnberg als
Orgelbauer tätig war und dort als »Stephanus de Bra-
tislavia« in Urkunden erscheint, dann wieder in Breslau
lebte, die alte Orgel in der Georgskirche in Nördlingen
von 1 466— 1 486 erbaut hat und 1 496— 1 499 in Schweid-
nitz arbeitete. Ob er je Lauten und Geigen machte,
steht nicht fest, ist aber wahrscheinlich, da seine Söhne
als Lautenmacher bezeichnet werden. Er ist identisch
mit dem in dem Werke : Scriptores rerum Silesiacarum
III, S. 134 genannten Orgelmacher Stephan Kaschen-
dorf . An der Stelle der Breslauer »Libri Signaturarum<',
an der die in den »Script, rer. Sil.« erwähnte Eintragung
von 1464 steht, kann man ebensogut Kaschendorf als
Kasthendor*^ lesen.
Castorino, Lorenzo. — Aci Reale (Sizilien)
Sizilianischer Geigenmacher des 19. Jahrhunderts, der
nicht ungeschickt war.
Geigenzettel: Lorenzo Castorino , Abitante in ,4ci
Reale (gedruckt).
Castro. — Venedig. 1680. 1720
Er hatte meist nur ein schlechtes Modell, nahm aber
gutes Holz; im übrigen ist seine Arbeit handwerks-
mäßig, die F-Löcher häßlich in der Zeichnung und
rohgeschnitten, der Lack von roter Farbe, aber sehr
armselig. Einzelne Geigen hat er nach Stradivari ge-
t-aut. Am besten sind seine Bässe. Ein Kontrabaß von
ihm, der seines edlen Tons wegen sehr geschätzt wird,
befindet sich in der Dresdener Hofkapelle.
Castrucci — Cavalorio
73
Castrucci, Pietro. Anf. d. 18. Jahrhunderts
Ein Geiger, der während seines Aufenthaltes in Eng-
land ein Streichinstrument nach Art der Liebesgeigen
erfand, das er »Violetto marina« nannte, was h'er nur
erwähnt wird, da Händel für dieses Instrument einiges
geschrieben hat.
Catenar, Gaetano. — Pavia. 1639. 1670
In Pavia sollen sich noch Violen und Gamben mit der
Ortsangabe und diesen Jahreszahlen erhalten haben.
Dieser Catenar könnte als der Stammvater der später
in Turin vorkommenden Familie betrachtet werden.
Geigenzcttel : Gaetano Cattenaro / Fecit Paviae Anno
1670 (gedruckt).
Catenari, Enrico. — Turin. 1671, soll 1746
noch gelebt haben
Die Schreibweise des Namens schwankt; man findet
Catenar, Gattinari usw. angegeben. Er soll der Vater,
nach anderen ein Bruder des Francesco gewesen sein
und war vielleicht auch mit Catenar in Pavia verwandt.
Die Behauptung, daß er ein Schüler von Cappa ge-
wesen sei, kann nicht begründet werden, in seiner Ar-
beit steht er den Stradivari-Nachahmern nahe. Vidal
teilt nebenstehenden Zettel mit : Henricus Catenar /
fecit Taurini anno 1671 (gedruckt).
Catenari, Giuseppe Francesco. — Turin. 1 703'
1720
Wahrscheinlich Sohn von Enrico C. — Er verwendet
ein ziemlich hohes Modell und dicken, roten oder rot-
braunen Lack. Vidal beschreibt eine gute Violine dieses
Meisters im Besitz des Marquis de St. Hilaire in Paris.
Der Name erscheint hier »Gattinari« geschrieben. Eine
Violine von ihm mit der Jahreszahl 1 703 besitzt Maler
Julius von Thury in Budapest.
Geigenzettel : Francesco Gattinari ' Fecit Taurini Anno
Domini 1 703 (gedruckt). — Joseph Franciscus Catenar/
Fecit Taurini anno 1 720 (geschrieben).
Cateni, Pietro. — ? 1722
Withers in London bot eine Violine mit diesem Na-
men für 25 £ an.
Cati, Pierantonio. — Florenz. 1 738. 1 760
In der Arbeit hat er manches mit Gabrielli gemeinsam,
ohne ihm gleichzustehen. Sein Modell geht auf Stradi-
vari zurück, sein Lack ist meist braunorange, das Holz
oft nicht besonders schön, der Ton aber kräftig. Eine
Taschengeige von 1741 (»Terzinodi Violino« Nr. 756).
besitzt W. Heyers Musikhistorisches Museum in Köln.
Geigenzettel: Abb. 108.
Cattas, J.H. — Kassell828
Ein Hofmusiker, der sich auch mit dem Ausbessern
alter Instrumente beschäftigte.
Causbin (Coussin), Frangois. — Neufchäteau
(Vogesen). 1845. 1881
Ein begabter Nachahmer der Italiener, der seine Geigen
sehr hübsch ausführte und besonders geschickt war.
den alten Lack mit all seinen zufälligen Mängeln zu
imitieren. Er baute meist nach einem kleinen Modell.
Er kam alljährlich mit seinen Geigen nach Paris, und
da diese auch gut im Ton waren, brachte er sie leicht
bei Händlern an. Gar mancher, der sich im Besitze einer
echten Cremoneser wähnt, hat nur eine »Caussin«. Er
machte auch allerlei Versuche, so besaß C. C. Snoeck
eine Violine von ihm mit acht Saiten und sechs F-
Löchern. Nicolas C. und Hipolyte C. (1878) waren
gleichfalls sehr geschickt.
Caussin, Fran^ois-Hippolyte. — Rouvres-la-
Chetive (bei Neufchäteau). 1845. 1870
Sohn von Fran^ois C, der ganz in der Art seines Vaters
arbeitete.
Geigenzettel: Caussin Luthier / Neufchäteau (Vosges)
(gedruckt).
Caussin, Nicolas.
1860
Paris, Neufchäteau. 1850.
Sohn von Francois C. Er war kurze Zeit in Paris an-
sässig, kehrte 1857 wieder nach Neufchäteau zurück
und war fast immer für seinen Bruder tätig. Auch
er war wie dieser ein geschickter Nachahmer alter
Violinen.
Cavaleri, Giuseppe. — Genua. 1732. 1747
Man kennt verschiedene gute Geigen von ihm; wenn
sie nur selten vorkommen, so liegt es daran, daß die
Händler seine Arbeiten gerne mit berühmteren Namen
versehen haben.
Geigenzettel : Joseph Cavaleri fecit / Genuae anno sa-
lutis 17.. (gedruckt).
Cavalli, Arlstide. — Cremona. Geb. 12. April
1856 in Cremona
Sohn von Savino C. und Schüler von G. Beltranni,
dessen Nachfolger er auch 1882 wurde. Er baut haupt-
sächlich Violinen nach eigenem Modell. Seine Arbeit
erinnert an die Beltramis und Ceruttis. Er weicht jedoch
von seinen Vorbildern in den Umrißlinien und den
Stärkeverhältnissen stellenweise ab. Sein Lack ist recht
gut. Er führt als Ladenschild: 'Claudio Monteverdi's
(Schöpfer des Musikdramas 1567 — 1643).
Geigenzettel: Abb. 147.
Cavalli, Savino. — Cremona. 1850. f 1861
Tüchtiger Musiker, der auch einige gute Violinen ge-
baut hat.
Cavallini & Figlio, Luigi. — Arezzo
Streich- und Blasinstrumentenmacherfirma der Gegen-
wart. An manchen ihrer Mandolinen sitzen die Wirbel
in einer halbrunden Metallscheibe.
Cavalorio (Cavalerio ?)
Vidal nennt einen Geigenmacher dieses Namens und
gibt 1725 als Jahreszahl und Genf als Ort an. Sollte
nicht Cavaleri und Genua gemeint sein?
74
^avani
— Cerin
Cavani, Giovanni. — Spilamberto (Modena).
Geb. 13. Aug. 1851
Sohn von Domenico C. und Teresa geb. Merli. Ge-
schickter Streichinstrumentenmacher und nicht minder
tüchtiger Glockengießer. Als Sohn eines Tischlers, der
als Dilettant auch Musikinstrumente machte, kam er
zuerst darauf, sich im Geigenbau zu versuchen, und
ohne einen anderen Lehrer gehabt zu haben, brachte er
es zu einer großen Fertigkeit sowohl im Neubau als in
der Reparatur. Er besitzt mehrere Medaillen und ist
Lieferant der Konservatorien m Parma und Bologna.
Medaille 1901 . Leider sind seine letzten Arbeiten nicht
mehr so gut wie früher. Vgl. A. G. Spinelli »Giov.
Cavani«. Modena 1901.
Cecco s. Ceko
Cecherini s. Cicchenni
Cejka, Johann. — Ödenburg (Sopron). f um
1879
Sohn
von
Jos. G.
Cejka s. auch Czejka
Cejka, Josef. — Saar, Prag, Chrudim. Geb. um
1781 in Saar (Zd'ar in Mähren), f 7. Aug.
1859 in Chrudim
Er scheint in Prag gelernt zu haben wenigstens ist eine
von ihm gebaute Geige, die er dort in seinem achtzehn-
ten Jahre gemacht hat, bekannt. Er lebte dann bis etwa
1837 in Saar, wo er 1820 in zweiter Ehe Franziska
Vorlicek heiratete. Ende 1837 erlangte er das Bürger-
recht der königl. Leibgedingstadt Chrudim, doch
scheint er auch hier als Geigenmacher nicht auf seine
Rechnung gekommen zu sein, da er nebenbei noch
einen »Kleinhandel« betreiben mußte. Seine Geig3n
waren sauber gearbeitet und klangen gut.
Geigenzettel : Joseph Czejka / b. Instrumentenmachei /
in Chrudim 1847 / reparava (sie) (gedruckt). — Josef
Cejka/ Instrumenta? Praha 1797 (gedruckt).
Cejka, Severin. — Chrudim. 1851. f 4. Juni
1901
Jüngster Sohn von Josef C. Musikinstrumenten-
macher.
Geigenzettel : Sewerin Cejka / hotovitel hudebni'ch na-
strojii / v Chrudime (gedruckt).
Ceko (Cecco), Cristoforo. — Venedig. 1654
Lauten- und Violenmacher dritten Ranges.
Celani, Emiho, gen. il Turco. — Ascoli Piceno.
1880. 1894
Er baute Geigen, Mandolinen und Gitarren und war
auch als Reparateur nicht ungeschickt.
Geigenzettel : Restaurato da Emilio / Celani (gedruckt).
Celentano. — Neapel
Mandolinenmacher.
Celionatus s. Celoniato
Cellier. — Hamburg. 1840. 1855. 1864
Ein K. Cellier lebte anfangs der vierziger Jahre des
19. Jahrhunderts in Hamburg; schon 1844 heißt die
Firma »Cellier & Sohn«, auch »Cellier & fils« und 1855
nur F. Cellier. Der letztgenannte war wohl der Sohn,
der aber noch 1864 die Firma J. Celller & Fils ange-
wendet hat. Die Arbeiten mit ihren Zetteln sind nicht
schlecht, am besten die Violoncelli. Doch scheinen
diese öfters von anderen Geigenmachern (J. J.C. Sauke
u. a.) gebaut zu sein, oder aus Mirecourt zu stammen.
Geiaenzettcl : K. Cellier. / Luthier / Hamburg (gedr.).
und Abb. 143.
Cellini, Giovanni. — Florenz. Geb. um 1460,
t 1527 oder 1528 an der Pest
Der Vater des berühmten Goldschmieds und Erz-
gießers usw. Benvenuto Cellini. Ursprünglich Archi-
tekt, wie sein Vater, verlegte er sich — ein echter
Renaissancemensch — auf viele Künste, ward Rats-
pfeifer und wollte auch aus Benvenuto einen Musiker
machen. Dieser schreibt von ihm in seiner Autobio-
graphie: »Mein Vater machte zu selbiger Zeit (um 1505)
wundersame Orgeln mit hölzernen Pfeifen, Klaviere,
so schön und gut, als man sie damals nur sehen konnte,
Violen, Lauten und Harfen auf das Beste ... Er ar-
beitete wundersam in Elfenbein und war der erste, der
in dieser Kunst etwas leistete.«
Celoniato, Gian Francesco. — Turin. 1730.
1737
Wenn er, seinem Modell nach zu urteilen, auch Amali
und Bergonzi gekannt hat, so steht er doch noch unter
dem Einflüsse Cappas. Die Arbeit ist ziemlich gut, be-
sonders schön aber sein gelber Lack. Die oft wieder-
kehrende Lesart Celionatus scheint auf einem Druck-
fehler zu beruhen. Eine Viola d'amore von 1732 besitzt
W. Heyers Musikhistorisches Museum in Köln. Es soll
auch Geigenzettel geben, auf denen nur der Taufname
Franciscus vorkommt. Seine Violoncelli sind gewöhn-
lich sehr gut im Ton. Im Jahre 1905 wurde ein solches
in Wien für 4000 Kronen ausgeboten.
Geigenzettel: Joannes Franciscus Celionatus fecit /
Taurinl anno Domini 1 737 (gedruckt). — Abb 1 09 und
119.
Centurio, Giuseppe. — Padua. 1750. 1780
Von einem Gelgenmacher erhielt ich die folgende Ab-
schrift eines Zettels, der sich in einer gut gebauten, an
Amati erinnernden Geige befunden haben soll: «Jos.
Certurio Tiburtinus f. in Padua 1780«. Danach wäre
anzunehmen, daß er aus Tibur, d. i. Tivoli bei Rom,
stammte. Es Ist dies jedenfalls derselbe Geigenmacher,
der auch unter dem Namen »Tibontimus« genannt
wird. Andere lesen sogar »Conlusia Tibertimus«. Da
ich keinen Originalzettel zu Gesicht bekommen habe,
muß ich alle Konjekturen vermeiden.
Cerin, Marco. — Venedig. 1610
Eine prächtige Laute mit geschnitztem Männerkopf, bei
der nur die Einlage etwas plump erscheint, befindet sich
in der Königl. Sammlung alter Musikinstrumente in
Cerin — Chalon
75
Berlin (Nr. 702). Der Name kann hier allerdings auch
Perin statt Cerin gelesen werden ; auch die Jahreszahl
möchte ich etwas anzweifeln.
Geigenzettel : Marco Cerin fece in Venezia 1610 (gedr.).
Cerin, Marco Antonio. — Venedig. 1 780. 1 824
Vielleicht ein Abkömmling von Marco Cerin. —Er be-
zeichnet sich als einen Schüler Ans. Belosios; seine
Arbeit ist schön, sein Lack blaßgelb oder sattrot und
das Modell dem des Stradivari ähnlich.
Geigenzettel: Abb. 138.
Cermak, Josef. — Böhmisch-Schumburg
(Sumburk). 1889. 1895
Musikinstrumentenmacher, von dem mehrfach Arbei-
ten vorkommen.
Geigenzettel : Josef Cermäk / V Ceskem Sumburku u
Tannwaldu (gedruckt).
Cermäk, Josef A. — Kutnä Hora (Kuttenberg).
Geb. in Pasek a. d. Iser am 17. Jan. 1874
Schüler von Benj. Patocka. Er ließ sich im Jahre 1898
in Kuttenberg nieder, wo er seine eigene Werkstatt er-
öffnete. Er baut nach Amati, Stainer, Stradivari und
Guarneri und verwendet goldgelben und feungroten
Lack. Er arbeitet sorgfältig und besitzt die silberne
Staatsmedaille.
Geigenzettel: Abb. 144.
Certinetti s. Nigetti
Cleruttl, Enrico. — Cremona. Geb. 1808,
t 20. Okt. 1883
Sohn des Giuseppe C. und der letzte Geigenmacher
der Familie. Wenn er auch so wenig wie irgendein an-
derer Geigenmacher des 19. Jahrhunderts die großen
Cremoneser Meister erreichte, so hat er doch An-
erkennenswertes geleistet ; namentlich seine Violoncelli
gelten als wertvolle Arbeiten. Er hat an 400 Geigen ge-
baut und beschickte alle größeren Ausstellungen, die
ihn mit Medaillen auszeichneten. Seine letzte Arbeit
war 1881 in Mailand ausgestellt. Er wohnte Via Borgo
SperaNr. 14.
Geigenzettel: Abb. 146.
Cerutti, Giov. Battista. — Cremona. Geb. um
1755, t nach 1817
Er war Lorenzo Storionis Schüler und Nachfolger,
dessen Geschäft in der Via di Coltellai er 1790 über-
nahm. Krankheitshnlber mußte er seine Werkstatt
schon vor seinem Tode semem Sohne übergeben. Er
i-baute nach Guarneri, seltener nach Stradivari, zumeist
aber nach dem großen Amatimodell, ungefähr 500 In-
strumente. Sein Lack ist verschieden, von hellem Bern-
steingelb bis zum tiefsten Rot. Manchmal nahm er auch
verschiedene Farben für die Decke und den Boden. Er
war freilich auch kein ebenbürtiger Nachahmer seiner
großen Vorgänger, aber man erkennt in seinen Arbeiten
doch noch die Traditionen der Schule, aus der er her-
vorgegangen ist. Der Tjon ist edel und hat durch das
Alter naturgemäß sehr gewonnen.
Geigenzettel: Abb. 136, Brandmarke Nr. 25.
Cerutti, Giuseppe. — Cremona. Geb. um
1787, f 1860 zu Mantua
Sohn und Nachfolger von Giovanni Batt. C, den er
jedoch nicht ganz erreicht. Er bevorzugte ein kleines,
zierliches Modell und schönes, am Boden enggeflamm-
tes Holz und verv.endeterötlichgelben oder gelben Lack.
Seine F-Löcher sind sauber geschnitten, dagegen stehen
seine Schnecken oft ein wenig seh lef und haben schlechte
Rundungen. Seine bcsserenGeigen, die nußer dem Zettel
auch die Brandmarke G. C. tragen, werden schon mit
sehr hohen Preisen bezahlt. Er war auch sehr geschickt
als Verfertiger geodätischer Instrumente und berühmt
wegen seiner kunstreichen Wiederherstellungen alter
Geigen.
Geigenzettel : Josephus Cerutti f ilius Joannis Baptis- /
tae Cremonensis fecit anno 1830 (gedruckt). Brand-
marke Nr. 26.
Cerrutti, Sebastian. — Piemont. 1615
Dieser Lautenmacher, den Valdrighi (4486) erwähnt,
dürfte ein Vorfahr der Cremoneser Familie gleichen
Namens gewesen sein.
Cervella, Giovanni. — ?
Italienischer Geigenmacher des 18. Jahrhunderts.
Cervo, Giovanni. — S. Angelo. 1489
Einer der ältesten italienischen Lautenmacher, den Val-
drighi (3979) aufzählt.
Cesana, Carlo. — Carate (Brianza). 1898
Guter Mandolinenmacher.
Chalin pere. — Pont-ä-Mousson. 1865
Ein Liebhaber, dessen Zettel A. Jacquot mitteilt.
Challard. — Montpellier, Herault. 1898
Erfinder einer Neuerung an Lauten, Mandolinen, Gi-
tarren usw.
Challiot, Antoine. — Paris. 1778. 1816
Anfangs baute er auch Lauten und Gitarren, aber bald
verlegte ersieh ganz auf den Bau von Harfen. Er wohnte
erst Faubourg St. Antoine und zog dann nach Faubourg
St. Martin. Sein Sohn Pierre (f 1839) und sein Enkel
Etienne waren seine Nachfolger. Eine Pedalharfe von
ihm im Empirestil besitzt das .vlusikhistorische Museum
in Stockholm, eine ebensolche W. Heyers Musikhistori-
sches Museum in Köln.
Challoner, Thomas. — London. 18. Jahrh.
Seine Arbeit geht, wie die der meisten seiner Zeit-
genossen, auf das Stainermodell zurück; übrigens
könnte er ein Schüler von Wamsley gewesen sein.
Chalon, Fr. — CHälons-sur-Marne. 1812
Er nennt sich »Luthier et facteurd'instruments ä vent«
und hat nur in seiner letztgenannten Eigenschaft Be-
deutung. Seine Geigen sind von mittelmäßiger Arbeit,
auch wenn er sie nach Maggini baute und doppelt ein-
legte.
76
Chalupätzky — Chanot
Steingrub b. Eger.
Chalupätzky, Anton.
1900
GeigenmacKer der Gegenwart, der für den Handel ar-
beitet.
Champion, Jean-Baptiste. — Paris. 1 783. 1 808
Vielleicht ein Sohn von Rene Ch. Geigen von ihm sind
nicht bekannt, wohl aber schön eingelegte, sechssaitige
Gitarren.
Champion de St. Juhen, Rene. — Paris. 1730.
1770
Er wohnte 1735 in der Rue des Bourdonnois und 1748
in der Rue des vieilles Odriettes. Seine Geigen sind hoch
ge<\'ölbt und verraten die Schule Guersans oder Boquays.
Gelber l.ack von guten Eigenschaften und brave Arbeit.
Auf den meisten Zetteln fehlt der Zusatz de St. Julien
nach dem Namen. Seine Witwe führte noch 1775 bis
1777 das Geschäft fort. Eine Bratsche findet sich aus
der Sammlung Snoeck (Nr. 470) in Berlin.
Geigenzettel: Rene Champion de St. Julien, rue des
vieilles Odriettes / au coin de l'echelledu temple ä Paris
1748 (gedruckt). — Abb. 104.
Channon, Fred William. — Plymouth. Geb.
1862 in Totness
Ursprünglich Kunsttischler, begann er im Jahre 1891
seine erste Geige zu machen und wurde ein geschickter
englischer Geigenmacher, der vornehmlich nach Stra-
divaris »Tuscan« arbeitet und bereits viele Medaillen
erhielt.
Geigenzettel : Made by Fred : W. Channon / No. . .
Plymouth. ' Medals 1893 1890 1889 1883.
Chanot, Francis. — Paris. Geb. 1787 oder
1788 zu Mirecourt, f 1823 zu Brest (Roche-
fort)
Sohn von Joseph Ch. und der Catherine geb. Beur-
douche. Er war von Beruf Marineingenieur und besaß
ein reiches Wissen. Zu einer unfreiwilligen Muße wäh-
rend der Zeit der Restauration gezwungen, nahm er
einen Lieblingsgedanken seiner ersten Jugendjahre wie-
der auf und machte allerlei akustische Versuche, um
den Ton der Geigen zu verbessern. Er glaubte dies
durch eine Veränderung im Bau zu erreichen, und um
die Holzfasern in ihrer ganzen Länge zu erhalten, was
er für nötig hielt, konstruierte er 1817 eine Geive, deren
Körper sich der eckenlosen Form der Gitarre nähert.
Neu war dieser Versuch nicht, und Gamben usw. hat
man fast zu allen Zeiten mit abgerundeten Ecken ge-
baut. Chanot erhielt aber 1818 ein Patent auf seine Er-
findung, die vom »Institut* glänzend begutachtet wurde,
und hoffte eine Revolution im Geigenbau herbeiführen
zu können. Da er selbst nicht Geigenmacher war, richtete
er bei dem Orgelbauer Lete eine Werkstatt zum Bau
von Geigen ein, in der er seinen Bruder Georges Ch.
und J. B. Vuillaume beschäftigte. Der Ton seiner Gei-
gen ist zwar voll, doch fehlt ihm der eigentliche Glanz
und Schmelz. Hat sich somit Chanot kein Verdienst
um die Verbesserung der Geige erworben, so regte er
doch Savart u. a. zu wertvollen akustischen Studien an.
Eine Geige seiner Konstruktion, die er für Viotti ge-
macht hat, bewahrt das Museum des Pariser Kon-
servatoriums (Nr. 31) mit dem untenstehenden Zettel,
der das Datum seines Patentes (21. Januar 1818) an-
gibt. Die Buchstaben C. I. D. bedeuten seinen da-
maligen Rang: Capitaine Ingenieur Deuxieme (Classe);
kurz vor seinem Tode wurde er wieder in Dienst ge-
stellt und zum Kapitän I. Klasse befördert. Die ge-
nannte Violine enthält noch einen Zettel mit den Ver-
sen :
»A mes essais daigne sourire !
Fais resonner ce nouveau violon :
Et Ion dira que d'Apollon
J'ai retrouve l'harmonieuse lyre.«
Geigenzettel: Abb. 132.
Chanot, Frederic W. — London. 1890. 1900
Zweiter Sohn von Georges II Ch., der sowohl als
Geigenmacher wie als Händler guten Ruf hat.
Chanot, Georges I (genannt »Du Joly«). —
Mirecourt. 1710. 1714
Das älteste von A. Jacquot nachgewiesene Mitglied und
wahrscheinlich der Stammvater der Familie.
Chanot, Georges II. — Paris. Geb. in Mire-
court 25. März 1801, t in Courcelles 10. Jan.
1873
Sohn und Schüler von Joseph Ch. 1819 kam er nach
Paris, wo er in der Leteschen Werkstatt Geigen für
seinen Bruder nach dessen Modell machte. Schon im
Jahre 1820 wollte er sich auf eigene Füße stellen — er
wohnte Rue de !a Vrillere — , doch scheint man zu dem
19 jährigen Meister nicht genug Vertrauen gehabt zu
haben. Er trat daher zunächst wieder bei Clement und
dann bei Ch. F. Gand als Gehilfe ein und machte sich
erst 1823 wieder selbständig. Er wohnte bis 1825 Rue
Oblin pres de la Halle, bis 1828 Place des Victoires, bis
1837 Passage Choiseul, bis 1848 Rue Rivoü und zuletzt
auf dem Quai Malaquais, wo er bis 1871 tätig gewesen
ist. Er war einer der glänzendsten Vertreter der fran-
zösischen Schule des 19. Jahrhunderts und hat zweifel-
los wertvolle Anregungen von seinem Bruder emp-
fangen, wenn er auch andere Wege ging. Er war ein
denkender Künstler und ein gründlicher Kenner der
Italiener, die er eifrig studierte und nachahmte, be-
sonders Stradivari und Guarneri. Arbeit, Holz und Lack
sind tadellos und der Ton sehr edel. Ebenso bedeutend
war er als Reparateur und als Händler und hat wieder-
holt große Reisen durch Italien, Spanien, Deutschland,
Osterreich und Rußland gemacht, um alte Geigen ein-
zuhandeln. Seine erste Frau (f 1858) war seine Schü-
lerin und konnte schon 1827 eine vorzügliche, von ihr
gebaute Geige ausstellen. Später heiratete er seine
Schwägerin, und auch diese ward ihm eine brauchbare
Gehilfin. Im Jahre 1872 zog er sich vom Geschäfte,
das er seinem Schwiegersohns Jos. Chardon übergab,
nach Courcelles (Seine-et-Oise) zurück, wo er sich noch
immer zu seinem Vergnügen mit dem Geigenbau be-
schäftigte. Auch er machte viele Versuche, um den Ton
Chanot — Chardon
77
der neuen Instrumente zu veredeln; er kam aber
schließlich dahin, alles zu verwerfen, was ein Ab-
weichen von den bewährten Errungenschaften der
Cremoneser bedeutete.
Geigenzettel : Chanot jeune rue Passage , Choiseul
Nr. 15 ä Paris 1825 (geschrieben). — Abb. 126.
Chanot, Georges III. — London. Geb. in
Paris 1830, t London H . März 1893
Sohn (erste.' Ehe) und Schüler von Georges II Gh. Im
Jahre 1851 ging er nach London, trat als Gehilfe bei
seinem Landsmanne Ch. Maucotel ein und machte sich
1859 selbständig. Er darf als einer der besten Lon-
doner Geigenmacher des 19. Jahrhunderts gelten, und
eine in den siebziger Jahren von ihm gefertigte Maggmi-
Kopie kann, nach Heron-AUens Ausspruch, jeden Ver-
gleich mit einer Cremoneser Meistergeige aushalten.
Chanot, George Adolphus. — Manchester.
Geb. 28. Okt. 1855 in London
Ältester Sohn und Schüler von Georges III Ch. Zu
seiner weiteren .Ausbildung arbeitete er auch ein Jahr
lang in Paris bei seinem Oheim Jos. Chardon. Im Jahre
1879 eröffnete er seine Werkstatt in Manchester und
ist ein würdiger Erbe der Kunst seines Vaters und
Großvaters.
Geigenzettel: Abb. 134.
Chanot, Joseph. — Mirecourt. 1780. f um
1830
Ein sehr handwerksmäßig arbeitender Mirecourter Gei-
genmacher. Sein Lack ist rot oder dunkelbraun, und
sein Name findet sich innen im Boden eingebrannt.
Chanot, Joseph Anthony. — London. Geb.
l.Okt. 1865 in London
Dritter Sohn und seit seinem 14. Jahre Schüler von
GeorL'es III Gh., bei dem er bis zu dessen Tod ( 1 893) als
Gehilfe blieb. Er übernahm hierauf die Werkstatt und
das Geschäft seines Vaters, das sich nun seit 1858 in
der Wardour Street befmdet.
Chanot, M°". — Paris
Geigenmacherfirma der Gegenwart, ges;r. 1821. In-
haber: Chardon Vater und Sohn (s.d.). Seit 1900
lautet die Firma : *>Chardon Successeur«.
Chantraine. — Mirecourt. Nach 1800
Man kennt bisher nur gute Gitarren, die seinen Namen
als Brandmarke tragen.
Chapuy (Chappuy), Nicolas. — Mirecourt.
1733. 1781
Jacquot weiß von ihm nur, daß er Geigenmacher und
mit Anne Parisot verheiratet war. Ich vermute, daß die
meist sehr gewöhnlich gearbeiteten Violinen, die die
bisher seinem Bruder zugeschriebene Brandmarke
»N. Chappuy« tragen, von ihm herrühren. Besser sind
die Liebesgeigen mit dieser Brandmarke, die auch
durch hübsch geschnitzte Köpfchen am Wirbelkasten
auffallen.
Chappuy, Nicolas-Augustin. — Paris, Mire-
court. Geb. um 1 740, t 27. Sept. 1784
Bruder von Nicolas Ch. Er ließ sich um die Mitte des
18. Jahrhunderts in Paris nieder, wo er sich zwar eines
gewissen Ansehens erfreute, doch ging er nach 1770
nach Mirecourt zurück. Er ist sehr ungleich in seiner
Arbeit und sorglos in der Wahl des Holzes gewesen und
verwandte meist einen gelblichen oderb''aunen Sj^intus-
lack, der in der Mitte wesentlich dunkler gefärt-t er-
scheint. ErnahmdasStradivan- undGuarneridelGesü-
Modell zum Vorbild, hat aber kaum je ein Original
gesehen. Neben guten Geigen von ihm gibt es
auch solche, die kaum noch die Hand eines Fach-
mannes vermuten lassen. Einer seiner guten Geigen
bediente sich der berühmte Geiger und Komponist
Habeneck mit Vorliebe. Diese befindet sich jetzt im
Museum des Pariser Konservatoriums. .Auch in der
Sammlung Snoeck befand sich eine bessere Arbeit
seiner Hand. Eine Violine, die er nach seiner Heimkehr
nach Mirecourt 1 770 gemacht hat, besitzt Carl Stoeber
in Würzburg. Eine Pochette befindet sich in der Samm-
lung Savoye in Paris. Auf seinen Zetteln nennt er sich
meist nur Augustinus Gh., manchmal auchN. A., nie-
mals nur N. oder Nicolas allein.
Geigenzettel : Augustinus Chappuy / olim Parisiis nunc
Mirecurtio fecit Anno 1 770 (gedruckt). — .Augustinus
Chappuy , Fecit Parisiis anno 1 766 (gedruckt). —
N A Chappui, luthler , de S. A. R. la Duchesse de
Montpensier (gedruckt). — Abb. 97.
Chappuy, Pierre-Fournier. — Mirecourt. 1 775.
Bruder von Nicolas und N. Augustin Ch. Geigen, die
ihm mit Sicherheit zugeschrieben werden können, sind
noch nicht bekannt geworden.
Chardin. — Mirecourt. 1875. 1886
Geschickter Geigenmacher, der hauptsächlich für die
größeren Fabriken in Mirecourt tätig war. Lehrer von
A. Delivet.
Chardon, Joseph-Maria. — Paris. Geb. 22. Mai
1843 in Paris
Schüler und Schwiegersohn von G. Chanot, dessen Ge-
schäft er 1872 übernahm und fortsetzte. Später ward
auch sein Sohn Teilhaber der Firma »Chardon et fils«.
Sie arbeiten den alten Traditionen getreu und haben
sich 1 900 wieder gelegentlich der Pariser Weltausstellung
ausgezeichnet. Auch er bereiste viele fremde Länder,
wie Chanot, um alte Geigen einzuhandeln. Er wohnte
zuerst Quai Malaquais und verlegte 1 888 sein Geschäft
in die Rue Poissonnerie 22. Er besitzt zahlreiche Me-
daillen.
Geigenzettel: Abb. 130.
Chardon, M. Joseph-Ant. -Georges. — Paris,
Geb. 22. April 1870
Sohn, Schüler und seit 1896 Teilhaber von Joseph-
Marie Ch.
Geigenzettel: Abb. 103, 115, 125.
78
Charle — Chatelaln
Charle. — Paris. 1748
Aus Mirecourt stammender und sehr handwerksmäßig
arbeitender Geigenmacher, von dem nur sehr selten
Arbeiten vorkommen.
Gelgenzettel : Charle, luthier dans les Quinze- / Vingts'
a Paris annee 1 748 (gedruckt).
Charles, J. — Marseille. 1783. 1786
Wahrscheinlich ein Schüler seines Oheims Guersan
und möglicherweise ein Sohn des Pariser Charle. Seine
Arbeit zeichnet sich durch nichts aus und ist sehr ge-
wöhnlich. Besser waren seine Gitarren, die er sehr
hübsch auszustatten verstand. Er verwendete Zettel,
auf denen manchmal der Taufname fehlte.
Geigenzettel: Abb. 1 18.
Charlutte.
Wahrscheinlich schlecht gelesen für Charoutte = Cha-
rotte.
Charotte, Fran^ois. — Mirecourt. 1797. 1798
Nur dem Namen nach bekannt. Vielleicht der Bruder
von J. F. Ch. in Nancy.
geahmt, doch hat er immerhin gut spielbare Violoncelli
und Bässe gebaut. Er führte das Schild >>ä la ville de
Cremone*. Seine Violinen sind gewöhnlich demStradi-
varimodell nachgeahmt und hell lackiert. Seme Brand-
marke nannte Paris als Ursprungsort.
Geigenzettel: Abb. 110 und 1 14.
Charpantier (Charpentier). — Bordeaux. 1 780
Wenig bekannter Geigenmacher, der »Galerie du spec-
tacle« wohnte und wohl hauptsächlich als Wiederher-
steller alter Geigen tätig war.
Geigenzettel: Abb. 141.
Charpentier, Auguste. — Mirecourt. Anfang
des 19. Jahrhunderts
Ist mir nur als Lautenmacher bekannt. Eine große Gi-
tarre mit Ahornboden und -zargen besaß C. C. Snoeck.
Charpentier (Louis) et Münchs. — Paris. 1 832
Erfinder der »Guitare multicorde« (Verbindung von
Lyra, Gitarre und Harfe). — Ein Auguste Charpentier
lebte als Gitarrenmacher in Mirecourt.
Charotte, Claude. — Mirecouii:. 1763. 1765
Gewöhnliche Mirecourter Arbeit. Auf dem Zettel und
seiner Brandmarke gibt er, wie viele Mirecourter, Paris
als Ursprungsort an.
Geigenzettel: Cl. Charotte / ä Paris (gedruckt).
Charotte, Hippolyte. — Mirecourt. Geb. Chartrin. — Mirecourt
30. April 1829. f nach 1876.
Chartrain. — Mirecourt. 1760
Einer der vielen Mirecourter, die Paris als Ursprungs-
ort angeben. Seine Geigen klingen nicht schlecht, sind
aber von gewöhnlicher Arbeit.
Sohn von Joseph Ch.-Millot und jedenfalls auch dessen
Schüler. Seine Arbeit gleicht der seines Vaters und ist
nicht hervorragend.
Charotte, Jean-Fran^ois. — Mirecourt, Nancy.
1784. 1801
Wahrscheinlich ein Bruder von Claude Ch. Er kam
nach A. Jacquots Feststellung im Jahre 1774 nach
Nancy und hatte seine Werkstatt in der Rue St. Jean,
später in der Rue de la Poissonnene. Er gebrauchte
die Brandmarke: Charotte ä Nancy.
Charotte, V. J. — Mirecourt. 1904
Ein Geigenmacher, der, wie viele andere, ein System
zur Verbesserung der Tonstärke der Geigen erfunden
hat. Vgl. Nouvelles scientifiques 1904, S. 15.
Charotte. — Rouen. Geb. in Mirecourt, f 1836
Er ließ sich in Rouen nieder, wo er 1830 in der Rue
Beauvoisine Nr. 36 wohnte. Seine Arbeit ist von ge-
wöhnlicher Mirecourter Art, wenn auch manchmal mit
einer gewissen Sorgfalt durchgeführt. Seine Nachfolger
waren P. N. Jeandel und Lucien Delau, die sich jedoch
1848 trennten.
Charotte-Millot, Joseph. — Mirecourt. Geb.
2. Sept. 1798. fnach 1848.
Sohn von Fran^ois Ch. Er nennt sich zwar einen Schü-
ler von Aldnc, hat aber dessen Arbeit nicht nach-
A. Jacquot nennt aus dieser Familie, die ursprünglich
wohl mit den Chantraines und den Chartrains zusam-
menhing: Nicolas Ch.. f 11 April 1748, dessen Sohn
Fran<;ois Ch., f 8. August 1756, und einen Louis Ch.,
der schon 1720 vorkommt.
Charwath, Franz. — Wien. 1849. f 1876
Ein unbedeutender Saiteninstrumentenmacher, dessen
Witwe Leopoldine das Geschäft bis 1880 fortführte.
Geigen sind mir von ihm bisher nie bekannt geworden.
In der Mitte seines Zettels befindet sich eine Lyra mit
Kranz und den Buchstaben F. C. usw.
Geigenzettel: Franz Charwath / In Wien / Leopold-
stadt No312 (gedruckt).
Chastelain, Martin. — Warwick. 1580
Ein blinder flandrischer Geiger, der auch Violen, Vio-
linen und Spinette gemacht haben soll.
Chatelain, Fran^ois. — Paris. 1766. 1799
Er wohnte zuerst Rue de Braque Nr. 9 und dann in der
Rue de Berry. Einige sehr gut erhaltene Geigen von ihm
lassen ihn als einen tüchtigen Meister erkennen. Eine
Zeitlang arbeitete er mit Renault (s. Renault et Chate-
lain) zusammen. Ein »Alto recoupe« von ihm wird in
Gallay-Brunis Inventaire S. 105 erwähnt. Eine Harfe
in chinesischem Stil ist im Museum Cluny in Paris zu
sehen. Vielleicht ist er mit dem 1759 vorkommenden
Chaterain identisch.
Geigenzettel: Abb. 145.
Chatelin — Chiarelli
79
Chatelin (Chathelin), Adrien-Benoist. — Va-
lenciennes. 1 757. 1 759
Einige gute Violen von ihm sind bekannt, besonders
ein Quinton der Sammlung Samary von 1758 und ein
Par dessus de viole in W. Heyers Musikhistorischem
Museum in Köln. Nr. 789.
Geigenzettel : Fait par Adrien Benoist / Chatelin ä Va-
lencienne / 1 758 (geschrieben).
Chatelin (Chatelain), Pierre. — Mirecourt.
1778. 1781
Durch das Vorkommen seines Namens in Mirecourt
ergibt sich, daß auch die übrigen Geigenmacher dieser
Familie höchstwahrscheinlich aus Mirecourt stammen.
Chaussier, H. — Paris. 1889
Ein Instrumentenmacher und Reparateur ohne beson-
deren Ruf.
Chavez, Tomas, lebte im 19. Jahrhundert in
San Salvador
Chelz, Stephan. — Rom. 1602
Von ihm weiß man nur, daß er ein Lautenmacher
deutscher oder vlämischer Abkunft war und am 26. Juni
1602 von Pompeo Lambertino ein Haus m Rom kaufte.
Cherbourg. — Paris. 1760. 1780
Er wohnte im »Temple«. Seine Modelle sind gut, nur
die F-Löcher etwas zu weit ausgeschnitten. Er ist u. a.
der Erfinder einer verbesserten Lyra. Eme solche be-
findet sich m der Sammlung Sax.
Geigenzettel : Cherbourg dans le Temple a Paris / en-
venteuvre (sie) de la perfexion (sie) / de cet instrument
tans desire (sie) (gedruckt).
Cheron, Nicolas. — Paris. 1658. 1691
Vermutlich der Sohn eines Orgelbauers. Er wohnte in
der Rue Dauphine und später in der Rue de laVieille-
Boucherie und handelte auch mit römischen Saiten.
Außer Violen dürfte er auch Blasinstrumente gemacht
haben.
Cherpitel, Nicolas-Emile. — Paris. Geb. m
Mirecourt 24. Juni 1841 , f Feb. 1893 in Paris
Nachdem er in seiner Vaterstadt ausgelernt hatte, ar-
beitete er bei Grandjon und kam 1 859 nach Paris zu den
Brüdern Gand als Gehilfe, wo er bis 1 870 blieb. Hierauf
begründete er seine eigene Werkstatt in der Rue St. De-
nis und zog 1884 in die Rue du Faubourg Poissonniere.
Er arbeitete gediegen, hatte einen guten Lack und er-
hielt auf allen von ihm beschickten Ausstellungen Aus-
zeichnungen. Seine Witwe führte mit ihrem Neffen
Ch. Moinel das Geschäft bis 1 899 fort und überließ es
diesem dann ganz.
Geigenzettel: Nicolas-Emile Cherpitel, ä Paris / 13Fau-
bourg Poissonniere. / N.E. C. (gedruckt). — Abb. 1 12.
Cherpitel-Moinel s. Moinel
Chevrier, Amable. — Cherbourg. Geb. in
Mirecourt am 29. Jan. 1823, lebte noch 1886
Ältester Sohn von Claude Chevrier. Er verließ gegen
1884 Cheibjurg wieder und übergab seine Werkstatt,
der er 30 Jahre lang vorstand, dem Geigenmacher A.
Magne. Angeblich ist er nach Mirecourt zurück-
gekehrt.
Chevrier, Andre-Augustin (Auguste). — Paris,
Brüssel. 1830. 1840. Geb. in Mirecourt
Schüler von Koliker. Er ließ sich zunächst in Paris
nieder und siedelte vor 1838 nach Brüssel über. Seine
Arbeit ist lobenswert. Er ahmte Lupot nach und ver-
wendete einen dicken, rotorangen Lack, der jetzt aller-
dings ein wenig rissig erscheint. Seine besten Geigen
haben doppelte Einlagen.
Chevrier, Antoine. — 1 732. 1 775
Nur urkundlich nachweisbar.
Chevrier, Claude. — Mirecourt. Geb. 1800,
t 24. Juli 1878
Seine Geigen sind von gewöhnlicher, handwerksmäßi-
ger Arbeit.
Chevrier, Claude- Auguste. — Beauvais. Geb.
in Mirecourt 19. Mai 1827
Zweiter Sohn von Claude Chevrier und wohl auch
dessen Schüler. Im Jahre 1888 gab er seine Werkstatt
auf.
Chevrier, Joseph. — Mirecourt. Geb. 26. Dez.
1833, f 1911
Sohn von Claude Ch. Einer der besseren Mirecourter
Geigenmacher seiner Zeit; er war seit etwa 1866 Leiter
der Thibonville-Lamyschen Fabrik
Chevrier, Nicolas. — Mirecourt. Geb. um
1700. 1770
Wahrscheinlich der Stammvater und auch der beste
Geigenmacher aus der Familie. Eine Geige von ihm
wurde in London einige Jahre vor dem Kriege cchon
um 360 Mark verkauft.
Chevrier, Paul. — Mirecourt. Chälons-sur-
Saone. 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts
Sohn von J. Chevrier. Er verband mit seiner Geigen-
werkstatt einen Klavierhandel.
Chevrier, Victor. — Mirecourt. 1911
Sohn von Joseph Ch. und dessen Nachfolger in der
Thibonville-Lamyschen Fabrik.
Chiarelli, Andrea. — Messina. Geb. in Mes-
sina um 1675, f 1699
Ein Lautenmacher, der aber berühmter als Komponist
und Virtuose auf der Archilaute war. Er war ein so-
genanntes Wunderkind und erhielt seine Ausbildung
in Rom und Neapel. Es werden ihm auch einige Ver-
besserungen an seinem Instrumente nachgerühmt; die
80
Chiareschi — Chretien
von ihm gemachten Theorben und Archilauten nennt
Fetis, der eine solche von 1698 besaß, die besten, die
je gemacht wurden. Ich selbst habe keine Arbeiten von
ihm kennen gelernt. Schon 1690 veröffentlichte er
»Suonate musicali di violini, organo, violone ed arci-
luto«.
Chiareschi, PaoHno. — Del Bagno. 1827
Seine Geigen klingen manchmal nicht schlecht, smd
aber nicht sorgfältig gearbeitet und lassen auch im Lack
viel zu wünschen übrig.
Chiari, Francesco. — Villa Mmozzo (Modena).
1880. 1883
Geigenmacher und Reparateur von wenig Ruf.
Chlavellati, Domenico. — Lonigo. 1 780. 1 796
Er ist weniger wegen der Güte als wegen der oft bizar-
ren Formen seiner im übrigen ziemlich mittelmäßigen
Violinen bekannt. Eine achtsaitige Viola von ihm besaß
ein süddeutscher Sammler.
Geigenzettel : Dom<=° Chlavellati / Fece / Lanno 1 796 /
In Lonigo (gedruckt).
Chlbon, Jean-Robert. — Paris. 1757. 1785
Die wenigen Arbeiten, die von ihm erhalten sind, lassen
ihn als einen handwerksmäßig arbeitenden Geigen-
iiiacher erkennen. Auch sein brauner Lack ist sehr
mittelmäßig. Selbst das von Gallay veröffentlichte Bru-
nische Inventar bezeichnet ein Instrument von ihm
als »un Alto ordlnalre« (dasselbe war Eigentum des
am 27. Januar 1794 guillotinierten Kriegskomrnissärs
Saint-Laurent). Die Marqulse von Lestange besaß
nach diesem Inventar ein gleiches Instrument und ein
Violoncello von ihm. Er wohnte um 1757 in der Rue
de la Sourdiere, von 1755 bis 1779 in der Rue de la
Comtesse d'Artois, und von 1 783 bis 1 785 in der Rue
de la grande Truandene.
Geigenzettel: Abb. 120.
Chilinski (Chyliiiski), Paul Augustinowitsch. —
Warschau, Kiew. Geb. 1830
Ursprünglich Schauspieler, bildete er sich autodidak-
tisch zum Gelgenmacher aus und siedelte in den sieb-
ziger Jahren des 19. Jahrhunderts von Warschau nach
Kiew über. Vielen seiner Arbeiten Ist es anzusehen, daß
er den Gelgenbau nicht regelrecht erlernt hat, die Ein-
lagen und die F-Löcher lassen zu vs'ünschen übrig. Er
verwendet jedoch sehr schönes Holz, auch im Ton
sind seine Geigen nicht schlecht, sie klingen welch,
wenn auch etwas dumpf. Er baut nach Guarneri del
Gesü und verwendet einen vollroten Kopalöllack. Aut
der St. Petersburger Muslkausstellung 1908 erhielt er
eine kleine goldene Medaille.
Chiocchi, Gaetano. — Padua. Geb. 13. Jan.
1814 in Monselice bei Padua, f nach 1880
Einer vornehmen Familie entstammend, studierte er
zuerst Philosophie, dann Medizin und erlernte bei
einem tüchtigen Tartlnischüler das Gelgenspiel. Als er
sich der revolutionären Bewegung in der Romagna an-
schloß, geriet er in Gefangenschaft und mußte für ein
halbes Jahr in den Kerker wandern. Später zur Dienst-
leistung im 13. österr. Infanterieregiment herangezogen,
trat er als Fagottist in das Musikkorps ein und verlegte
sich ganz auf das Studium der Musik, so daß er schon
1844 Musikdirektor des Ballett-Theaters In Padua wer-
den konnte. Hier wurde er mit Giuseppe Cerutti bekannt
und erhielt dadurch, schon in reifen Jahren, den ersten
Anstoß, sich im Geigenbau zu versuchen. Er besuchte
verschiedene Werkstätten, blieb aber in der Haupt-
sache Autodidakt und brachte es mit eisernem Fleiß
und einer ungewöhnlichen Begabung dazu, sich zu
einem trefflichen Gelgenbauer auszubilden. Die erste
Gel.ge baute er Im Jahre 1858, aber er eignete sich erst
noch tüchtige Kenntnisse In den Gesetzen der Akustik,
der Chemie usw. an, bevor er sein eigenes Modell auf-
stellte, das mit einem veränderten F dem Magglnl-
modell nahesteht. Er galt zu seinen Lebzelten bald als
einer der besten Gelgenmacher in Italien, und da er
nur wenige Gelgen gemacht hat (Im ganzen etwa 50!).
stehen sie auch heute noch hoch Im Preise. Ton, Arbeit
und Lack verdienen uneingeschränktes Lob, das ihm
auch de PIccolellls zollt. Auf der Innenseite der Decke
findet man In seinen Gelgen oft Eintragungen, die auf
die damaligen politischen Verhältnisse seines Vater-
landes anspielen. Vgl. den Aufsatz von v. WasiUewski in
der Allgemeinen Musikzeitung VII, Nr. 30 (1872).
Chiochini, Pietro. — Pisa. 18. Jahrhundert
Ein Meister dritten Ranges, der immerhin wegen des
schönen Holzes, das er verwendete, einige Beachtung
verdient.
Chirone s. Manano
Chironi, neuerer italienischer Geigenbauer
Chitarrino, dal, s. Petrobono
Chiusole, Antonio di. — Roveredo. 1784
Sein Name läßt darauf schließen, daß er aus Chiusole
(Trient) stammt. Seine Bässe erinnern an Tiroler Ar-
belt; Violinen scheint er nur selten gemacht zu haben.
Gelgenzettel : Antonius de Clusolls / faciebat Roboreti
.... opus 1 1 (gedruckt). — Antonius de Clusolls / feclt
1784 (gedruckt).
Chretien, Hippolyte, gen. Silvestre. — Lyon,
Paris. Geb. I.April 1845 in Sommerviller
(Meurthe, Frankreich)
Ein Schwestersohn von Pierre und Hipp. Silvestre und
deren Schüler. Nachdem er tüchtig vorgebildet war,
übernahm er Im Jahre 1865 das von seinen Oheimen
begründete Geschäft von Plchon. Er ist ein würdiger
Nachfolger der beiden Sllvestres und erregte schon
1 873 auf der Wiener Weltausstellung mit einem Violon-
cello, das durch die Fülle und den Adel des Tons wie
durch die Ausführung hervorragte, ein gewisses Auf-
sehen. Ebenso gut waren seine Gelgen und Violen,
deren Lack an italienische Vorbilder erinnert. Im Jahre
1884 verlegte er sein Geschäft nach Paris, Rue du Fau-
bourg-PoIssonnlere, und ist auch als Reparateur zu
Christa — Clagget
81
großem Ruf gekommen. 1900 verband er sich mit
Ernest Maucotel. Er besitzt zahlreiche Auszeichnungen
und ist Ritter der Ehrenlegion.
Geigenzettel : Hippolyte Chretien, Silvestre neveu (ge-
druckt). — Silvestre et Maucotel / Paris 19 . . N"
(gedruckt) und Abb. 102 und 113.
Christa, Joseph Paul. — München. 1730. 1776
Vielleicht der am 3. März 1700 fjeborene Sohn des als
»Faber lignarius« bezeichneten Michael Christa in
Füssen. Ein seinerzeit geschätzter Geigenmacher der
Füssener Schule, der auch heute noch alles Lob ver-
dient. Der älteste Zettel, den ich von ihm kennen lernte,
rührte von 1730 her; in den Hofrechnungen (Münch-
ner Kreisarchiv) kommt er noch 1 776 vor. Er erinnert
in seiner Arbeit an Alletsee, als dessen Gehilfe er nach
München gekommen sein könnte, und bevorzugt ein
hochgewölbtes Modell. Sein Lack ist meist braun,
scheint jedoch nachgedunkelt zu sein. Besonders schön
sind seine Liebesgeigen, die am reichverzierten Wirbel-
kasten das Köpfchen der Themis tragen. Eine solche
besaß Horst Berger in Hamburg.
Geigenzettel: Josephus Paulus Christa, Lauten / und
Geigenmacher in München 1730 (gedruckt).
Christa, Michl. — Füssen. 1606
Er vk'ar Bürger und Mitglied der Lautenmacherzunft.
Er oder sein gleichnamiger Sohn hat am 5. August 1618
die Maria Schröder geheiratet.
Chrlstie, James. — Dundee. Geb. In Arbroath
I.Dez. 1857
Ein Ingenieur, der aus Liebhaberei Geigen nach dem
großen Stradivarimodell macht. Er begann damit um
1889 und verwendet einen roten Öllack. Er hat bisher
über zwei Dutzend Violinen gemacht.
Geigenzettel : James Christie, / Violinmaker / Dundee
1890 (gedruckt).
Chrlstie, John. — Kincardine-on-Forth. 1840.
tum 1859
Tüchtiger Geiger und Tanzlehrer, der über fünfzig
recht gute Violinen gemacht hat.
Christophe, Denis und Joseph. — Mlrecourt.
18. Jahrhundert
Zwei bisher nur von A. Jacquot erwähnte Luthiers.
Chrlstophle, Jean. — Avlgnon. 1695
Man kennt bis jetzt nur ein Alto im Pariser Konserva-
torium (Nr. 1032) von ihm: Körper 41 cm lang, untere
Breite 23 cm. Sehr schöne Schnecke, prachtvoller Ton.
Geigenzettel : Jean Christophle d'Avignon/ 1 695 (gedr.).
Chrlstophorl s. Crlstoforl (verdorben: Crlsto-
fall)
Churchward soll der Name eines älteren eng-
lischen Geigenmachers sein.
Churst s. Rud. Höß
Chylinski, Pawel s. Chlllnskl
V. Lii t g end o rf f , Gelg^cn- und Lnutonmachci-. Bd. II
Cianchl, Sebastlano dl Rocco. — Florenz. 1 662
Von Valdrighi (653) erwähnter Lautenmacher; auch
der Vater Rocco Cianchi soll Lauten gemacht haben.
Clarma, Francesco, gen. Nlcchitto. — Ascoll
Unbedeutender Geigenmacher des 19. Jahrhunderts.
Ciccherini
Italienischer Mandolinenmacher.
ClcUlano s. Slciliano
Clfka, Wenzeslaus
Ein böhmischer Keramiker des 19. Jahrhunderts, von
dem sich in der Sammlung Keil in Lissabon eine
Fayencegeige mit eigenartiger Bemalung befindet.
Clgl, Jeromos. — Budapest. Geb. In Berzde-
kow. 1 874
Schüler von Pilät. Er machte sich im Jahre 1912 selb-
ständig, arbeitet nach Stradivari und verwendet einen
rötlichen Lack.
Gelgenzettel : Cigl Jeromos / feclt Budapestini anno
1913 / Op . . . (geschrieben).
Clnquegranl, Ercole. — Rom. 1882
Seine Mandolinen erfreuten sich einer gewissen Wert-
schätzung.
Clntl, Giuseppe. — Bologna. 1856
Es ist nicht bekannt, daß er Geigen selbständig gebaut
hat, doch soll er Im Wiederherstellen ein gewisses Ge-
schick an den Tag gelegt haben.
Clochl (Clocchl), Antonio. — Venedig. 1790
Ein Geigenmacher dritten Ranges, der gleichwohl
einige bessere Arbeiten hinterlassen hat.
Geigenzettel: Antonio Clochl dl Venezia / anno 1790
(gedruckt).
Clonl, Emlllo. — Mont' Orso (Frlgnano). 1 884
1894
Schüler von R. Florini. Er arbeitete fleißig, wenn auch
etwas handwerksmäßig. Seine Violinen und Violoncelli
kommen oft vor.
Clottl, Leone. — Siena. 1889
Ein Instrumentenmacher ohne besondere Eigenschaf-
ten.
Circapa, Tomaso. — Neapel. 1730. 1735
Ungleich in seiner Arbelt, die an Aless. Gagliano er-
innert, — am besten ist noch sein orangegelber Lack;
häufiger als Gelgen kommen Mandolinen von ihm vor.
Claas s. Glass
Clagget, Charles. — London. 1780. 1795
Ein Instrumentenmacher, der seit 1789 allerlei Erfin-
dungen, angebliche Verbesserungen an Musikinstru-
menten öffentlich ausstellte und u. a. einen beweglichen
Steg, eine Regulierschraube für Saiteninstrumente er-
dachte.
6
82
Claine — Clement
Claine, Jean. — Mirecourt. 1780
Als Bogenmacher genannt.
Claisse, lebt als »Luthier« in Brüssel
Clark. — London. 1780. 1789
Schüler von Matthew Furber. Er wohnte Turnmill
Street, Clerkenwell, und scheint viel für Händler ge-
arbeitet zu haben.
Clark, A. B. — Richmond. 1880. 1900
Amerikanischer Geigenmacher und -händler der Gegen-
wart. Er arbeitet nach Cremoneser Modellen und ver-
wendet gern alte amerikanische Hölzer.
Clark, John. - Riga. Geb. 19. (31 .) Okt. 1830
in Riga, t 19. Juli (1. Aug.) 1905 in Bilder-
lingshof bei Riga
Er war Professor am Polytechnikum, Maler undZeichen-
lehrer, beschäftigte sich viel mit der Theorie des
Geigenbaues und studierte die Modelle der alten Mei-
ster. Er hat dann neun Violinen und ein Violoncello
gebaut, die sehr gut gelungen sein sollen.
Claude (Clauze?), Jean, Jean-Claude und
Vincent. — Mirecourt. 18. Jahrhundert
Drei Geigenmacher, die in den Jahren 1740^1768 vor-
kommen. Ein anderer Vincent Gl. wird 1770 — 1780 als
Bogenmacher erwähnt.
Claudon, Charles-Fran^ois. — Mirecourt 1785
Nur urkundlich nachweisbar.
Claudot, Augustin. — Mirecourt. 1840. 1850
Bruder von Charles 1 1 Claudot. Er soll in seiner Jugend
auch in Paris gearbeitet haben. Sein Modell von brei-
tem Patron ist nicht schlecht; weniger läßt sich dies
von seinem (gelben oder orangefarbigen) Lack sagen ;
dagegen verwendete er meist gutes Holz. Statt des
Zettels gebrauchte er eine Brandmarke mit seinem
Namen ohne Ortsangabe. Eine Geige von ihm war in der
Sammlung Snoeck.
Brandmarke: Nr. 7.
Claudot, Charles I. — Mirecourt. 1775. 1780
Wahrscheinlich der Vater von Charles II Q. Er war
Geigen- und Bogenmacher.
Claudot, Charles II. — Mirecourt. Geb. in
Mirecourt 1794, f 1876
Seine Arbeit ist sehr gewöhnlich; sein Lack von gelb-
brauner Farbe ist in der Mitte der Brust und des Bodens
geschwärzt. Seine Geigen schreien und sind im gün-
stigsten Falle brauchbare Orchesterinstrumente. Sein
Name findet sich in der Regel im Boden eingebrannt.
Häufig verwendete er die etwas rätselhafte Brandmarke
»Marquis de l'air l'oiseau«. Er verwendete ein Modell,
das oberflächlich an Stradivari erinnert. Viele seiner
Geigen und namentlich seiner Bässe, die, solange sie
neu waren, gut gewesen sein sollen, haben jetzt allen
Klang verloren. Er hatte zwei Söhne, von denen jedoch
nur einer Geigenmacher wurde.
Geigenzettel : Charles Claudot (gedruckt). Brandmarke
Nr. 58.
Claudot, Charles III. ^ — Rennes. Geb. in Mire-
court um 1835, t 1888 in Rennes
Sohn von Charles II Cl. Er arbeitete erst in Mirecourt,
dann in Paris und zuletzt bei Bonnel in Rennes, wo er
auch starb. Er hat nur fünf bis sechs Geigen selb-
ständig gebaut, in die er seinen Namen schrieb; diese
aber sind mit der größten Sorgfalt ausgeführt.
Claudot, Felix. — Mirecourt. Geb. 10. Juli
1871
Sohn von Felix Cl. (der kein Geigenmacher war). Nach
beendeter Lehrzeit arbeitete er bei C. Silvestre in Paris,
dann bei Jacquet und erfüllte darauf seine Militär-
pflicht. Im Jähe 1899 machte er sich in Mirecourt
selbständig und baut hauptsächlich Kontrabässe. Er
verwendet eine Brandmarke: Felix Claudot.
Claudot, Frangois. — Dijon. Geb. 10. Sept.
1865 in Mirecourt
Enkel von Charles Cl. und Bruder von Felix Cl. Er
lernte in Mirecourt bei Darte und ging 1884 zu Gand &
Bernardel, bei denen er zwei Jahre blieb. Hierauf
mußte er seiner Militärpflicht genügen und ließ sich am
I. Dez. 1889 in Dijon nieder, wo er Geigenmacher des
Konservatoriums wurde. Er baut nach Stradivari, ver-
wendet einen roten oder braunen OUack und besitzt
bereits verschiedene Medaillen. Außer seinem Zettel
tragen seine Geigen im Innern auch die Brandmarke
»Claudot. Dijon« — Geigenzettel: Abb. 135.
Claudot, Nicolas. — Mirecourt. Geb. um
1840, t ?
Sohn von Charles II Cl. — Der Unbedeutendste der
Familie.
Claudot, Paul. — Mirecourt. Geb. in Mire-
court um 1800, t 1886 bei Paris
Sohn und Schüler von Augustin Cl. Seine Geigen sind
von gewöhnlicher Arbeit; dagegen zeichnen sich seine
Bässe durch guten Ton aus. Er verwandte nur eine
Brandmarke: Nr. 68.
Cleinmann s. Kleynmann
Clement, Jacquot (Jacob). — Mirecourt. 1 747.
1757
Schwiegersohn des Geigenmachers Berly, wie A. Jac-
quot mitteilt.
Clement, Jean-Laurent. — Paris. 1783. 1847
Er stammte aus Mirecourt, kam um 1815 nach Paris
und wohnte erst in der Rue Croix des Petits-Champs
und dann in der Rue des Bons-Enfants. Er arbeitete
sauber nach italienischen Vorbildern und hatte gutes
Holz und einen hübschen, dunkelrotbraunen Lack. In
der Geschichte des Geigenbaues ist er weniger wegen
seiner Arbeiten von Bedeutung als in seiner Eigenschaft
Clementl — Coletti
83
als Lehrmeister einer ganzen Reihe von treffhchen
Schülern, unter denen G. Chanot, Augiere, Calot,
Thomassin u. a. hervorragen. Er machte fortgesetzt
allerlei interessante Versuche und verschiedene Er-
findungen; so ließ er sich u. a. mit L. V. Brouot zu-
sammen im Jahre 1823 ein Patent ausstellen für die Er-
findung einer neuen Art von Wirbeln für Geigen und
Gitarren und im Jahre 1824 für einen neuen Steg, der
die Saiten in gleichmäßiger Stimmung erhalten sollte.
Einen dreisaitigen Baß von ihm besitzt C. Claudius in
Kopenhagen.
Geigenzettel: Abb. 99.
Clementl, Pietro. — Cremona. 1678
In einer zweifellos alten italienischen Geige von kleiner
Form und gelbem Lack fand sich der folgende Zettel,
dessen Alter gleichfalls nicht anzuzvsfeifeln war, wenn
auch Bedenken schon wegen der Form des Tauf namens
»Peter« und die Bezeichnung >>en (sie) Cremona« nicht
zu unterdrücken sind.
Geigenzettel : Peter Clementius en Cremona 1678 (ge-
druckt).
Clementl & Co. — London
Der berühmte Pianist Muzio Clementi gründete, nach-
dem er 1800 durch den Fall des Hauses Longman &
Brodenp einen großen Teil seines Vermögens verloren
hatte, eine Klavierfabrik, in der auch andere Musik-
instrumente gebaut wurden, so z. B. Gitarren, Harfen
und auch Geigen, mit deren Herstellung er sich offen-
bar schon früher beschäftigt hatte, denn Harry Dykes
konnte vor mehreren Jahren eine Violine zum Kauf
ausbieten, die den Namen Clementis mit der Jahreszahl
1 785 als Brandstempel trug. Leider ist nicht bekannt,
welche Geigenbauer für ihn arbeiteten.
Clermont. — Nancy. 1759
Geschickter Harfenbauer.
Clerq s. De Clerq
Cleve (richtig Clerc) s. Leclerc
Cllquot, Henry. — Paris. 1765
Geschworener Meister der Pariser Lautenmacherzunft
für 1765, aber nur als Orgelbauer bekannt.
Cliquot, Louis-Alexandre. — Paris. 1756
Geschworener Meister der Pariser Lautenmacherzunft
für 1756, wohl der Vater des berühmten Orgelbauers
Frangois-Henry-Chquot und wahrscheinlich auch selbst
nicht Lautenmacher, sondern Orgelbauer.
Cllrlcato, Luigi. — (Venedig?) 1899
Schüler von Eugenio Degani, bei dem er vier Jahre
lernte.
Clusolis s. Chiusole
Cochet. — Paris. 1818
Mittelmäßiger Geigenmacher
Cocks (Cocko), Christofer. — Venedig. 1654
Ein wahrscheinlich aus England eingewanderter Lau-
tenmacher, von dem das Museum des Pariser Konserva-
toriums eine Archilaute (Nr. 233) besitzt mit dem nach-
stehenden Zettel und der Brandmarke: Christoforo
Cocko.
Geigenzettel : Cnstofer Cocks, AU'insegna / Dell' Aqui-
la d'oro / Venetiae 1654 (gedruckt).
Coelho s. Pereira
Coenen, Ludwig und Franz. — Rotterdam.
19. Jahrhundert
Zwei Brüder, die eine gemeinsame Werkstatt besaßen.
Mittelmäßige Arbeit, dürftiger Lack.
Geigenzettel : Fratres Ludovicus & Franciscus / Coenen,
ad Rotterdam f. 18 . . (gedruckt).
Coffe, Jean Joseph. — Bayonne. Geb. um 1 799
in Mirecourt, f das. 6. Sept. 1881
Er galt als geschickter Arbeiter.
Coffe-Goguette. — Mirecourt. 1834. 1860
Er erhielt für gute Arbeiten eine Bronzemedaille und
ist nur als Gitarrenmacher bekannt geworden.
Coincu s. Couicu
Colas, Prosper. — Paris. Geb. Coincourt
20. Jum 1842
Seit 1873 in Paris ansässiger Bogenmacher.
Cole, James. — Manchester. 1850. 1910
Lernte zuerst bei Tarr und dann bei George Crask..
Seine Geigen sind gute Orchesterinstrumente. Bis 1858
gebrauchte er einen Zettel, später nur mehr eine Brand-
marke.
Cole, Thomas. — London (Holborn). — 1672.
1690
Er gehört zwar zu den weniger bekannten englischen
Geigenmachern, hat aber einige sehr gute Violen und
Gamben gebaut. Eine Viola da Gamba von ihm besaß
De Valdrighi.
Geigenzettel : Thomas Cole, near Fetter Lane / in Hol-
born 1690 (gedruckt). — Made 1690; by Thomas Cole /
of London, on Holborn Hill / who selleth all sorts of /
musical Instruments') (gedruckt).
Coletti, Alfred. — Wien. Geb. 1878 in Wien
Schüler von C. H. Voigt, bei dem er auch acht Jahre
lang als Gehilfe arbeitete und sich zu einem tüchtigen
• Reparateur ausbildete. Seit 15. Mai 1905 ist er Nach-
folger von Jos. Hamberger, und seit November 1906
führt er den Titel eines k. k. Hofgeigenmachers. Er
bewohnt den alten Geigenmacherladen in der Habs-
burgergasse (vordem obere Bräunerstraße genannt), der
seit mehr als 21 8 Jahren besteht. Dieser Laden ging von
Christoph Bartl, Joh. Jak. Fux, Ant. Posch, Dan. Ad.
Stadimann, Mich. Ign. Stadimann, Martin Stoß, Jos.
Hofmann auf Hamberger und nun auf Coletti über.
Alle waren Hofgeigenmacher und zugleich Geigen-
macher der Hofpfarrkirche zu St. Michael. Auch den
^) Von Pearce mitgeteilter Zettel einer Tenorviola.
6*
84
Colle — Colson I.
»Wiener Stradivari« Geissenhof darf Coletti wohl zu
seinen Geschäftsvorgängern rechnen, wenigstens fand
er in der Werkstatt noch den größten Teil des mit
Geissenhofs Brandmarke versehenen Handwerkszeugs
sovi'ie Musterschnecken dieses Meisters vor. Seine
neuen Geigen sind sorgfältig gearbeitet und klingen
gut. Er verwendet vorzügliches Holz, das er beim Ab-
bruch eines nachweisbar im Jahre 1 535 erbauten großen
Hauses entdeckte.
Colle. — Rouen. 18. Jahrhundert
Er gehörte der Zunft der Musiker und Instrumenten-
macher von Rouen an ; doch steht nicht fest, in welcher
Eigenschaft er aufgenommen wurde.
Collenot, L. — Rouvier-la-Chetive. Reims.
19. Jahrhundert
Schüler von Honore-Just-Derazey und von Nicolas
Caussm, in deren Stil er arbeitete.
CoUeoni, Cesar. — Nizza
Streichinstrumentenmacher der Gegenwart.
Colllchon, Michel. - Paris. 1670. 1693
Vidal kannte eine sechssaitige Viola aus dem Jahre 1693
von ihm mit flachem Boden und gelbem Lack; eine
schöne Baßviola von ihm war 1889 in Paris ausgestellt;
auch Taschengeigen mit seinem Namen kommen vor.
Geigenzettel : Michel Collichon / A Paris 1 683 (geschr.).
Collier, Samuel. — London. 1750. 1755
Ein Musikinstrumentenmacher dritten Ranges, dessen
Geigen wenig Wert haben.
Geigenzettel: Samuel Collier, musical instrument /
Maker, at Corellis Head, on / London Bridge 1 755 (ge-
druckt).
Collier, Thomas. — London. 1775
Wahrscheinlich der Sohn von Samuel C., dem er auch
in der Arbeit nahestehen soll.
Collier and Davis. — London. Ende des
18., Anfang des 19. Jahrhunderts
Es ist ungewiß, mit welchen Mitgliedern ihrer Familien
die beiden identisch sind. Ihre gemeinsame Arbeit ist
lobenswert, wenn auch die Einlagen fehlen, der rot-
braune Lack dagegen ist unbedeutend.
Geigenzettel : Collier and Davis Makers / at N° 7 Fifth-
Street-Hill-London (gedruckt).
Colhn s. auch Duchene
Collln. — Laval. 1900
Er nennt sich Luthier und handelt auch mit Musik-
instrumenten.
CoUin (Colin), Jean und Nicolas. — Mirecourt
Zwei Geigenmacher, die um die Mitte des 18. Jahr-
hunderts lebten und ihre Arbeiten gerne aus Paris da-
tierten. Nicolas C. wird auch als Bogenmacher be-
zeichnet. Auch ein Jean-Frangois und ein Louis C.
werden im letzten Drittel des 1 8. Jahrhunderts als
Geigen- und Bogenmacher erwähnt.
Collin-Mezin, Charles-Jean-Baptlste. — Paris.
Geb. in Mirecourt 12. Nov. 1841
Schüler seines Vaters Claude-Nic. Collin. Er arbeitete
bei Cl. Fr. Vuillaume und ließ sich zuerst in seiner
Vaterstadt nieder, siedelte 1867 nach Paris über und
wohnte stets in der Rue du Faubourg-Poissonniere. Er
gilt als einer der besten Pariser Geigenmacher, und
selbst Joachim stellte ihm ein glänzendes Zeugnis aus.
Er besitzt viele Medaillen, und auch auf der Pariser
Ausstellung 1900 war er sehr gut vertreten. Er gebraucht
gedruckte Zettel, denen er seit 1879 noch seine eigen-
händige Unterschrift hinzufügt. Auch als Wiederher-
steller alter Geigen ist er sehr gewissenhaft und hat die
akademische Palme für schöne Künste erhalten.
Geigenzettel : Ch. J. B. Collin-Mezin fils / luthier ä
Paris / rue du Faubg. Poissonniere 1 0 (gedruckt) und
Abb. 106 und 117.
Collin-Mezin, Charles. — Mirecourt. Geb. in
Amboise 25. Okt. 1870
Sohn von Ch. J. B. Collin-Mezin, ein trefflicher Gei-
genmacher, der sich auf weiten Reisen, die ihn bis nach
Amerika führten, vervollkommnete. Er verlegte die
Werkstatt in die Stammheimat seiner Familie und er-
hielt auf allen Ausstellungen, die er beschickte, erste
Preise. Seit 1911 ist er Offizier der Akademie und Mit-
glied der Handelskammer usw.
Collin(-Mezin), Claude-Nicolas. — Mirecourt.
1835. tl865
Schüler von N. F. Vuillaume, sorgfältig arbeitender
Meister, war seit etwa 1839 in Mirecourt selbständig
und galt als tüchtiger Lehrer.
Colhngwood, Joseph. — London. 1760
Guter englischer Geigenmacher des 18. Jahrhunderts.
Geigenzettel: Joseph Collingwood / at the Golden
Spectacles / on London Bridge 17.. (gedruckt).
Colhns, William Henry. — London. Geb. in
Marylebone 1860
Er bildete sich durch Selbststudium nach den besten
Lehrbüchern aus, baut nach Stradivari und nach
einem eigenen Modell und verwendet einen Bernstein-
lack, den er selbst zusammensetzt.
Geigenzettel: William Henry Collins / London 1901
(Monogramm) (gedruckt).
Colonna. — Paris. 1897. 1900
Ein geschickter Geigenmacher, der jedoch den Neubau
bald aufgegeben und sich seither ausschließlich als
Reparateur betätigt hat ^). Er erfand einen mechanischen
Bogen für Streichinstrumente.
Colson I. — Mirecourt. 1840
Gitarren- und Leiernmacher ohne besonderes Ver-
dienst. Eine Drehleier von ihm besitzt C. Claudius in
Kopenhagen.
Geigenzettel : Colson A mirecourt (gedruckt).
^) Da seine Landsleute »nur noch für Zweiräder Sinn
haben«, wie er schreibt.
G)lson II. — Contal
85
Colson II. — Mirecourt. 1860. 1893
Sohn von Colson I. Ebenfalls hauptsächlich Gitarren-
macher; er steht jedoch wesentlich höher als sein Vater.
Colton, Walter. — Brooklyn
Besserer amerikanischer Geigenmacher des 19. Jahr-
hunderts.
ColvlUe, David. — Cupar (Schottland). 1845.
1885
Von Hause aus Kunsttischler, verlegte er sich mit be-
sonderer Vorliebe auf den Geigenbau. Im Jahre 1858
wanderte er nach Neuseeland aus und hat recht gute
Geigen gemacht. Er war ein Sonderling, aber ein sehr
talentvoller Mann. Er klebte keine Zettel^ ein, sondern
schrieb seinen Namen mit Bleistift in seine Geigen.
Colvin, Gavin. — Sunderland (Schottland).
Geb. 1841 in Lerwlck (Shetland)
Er ahmt das große Stradivarimodell nach und hat bis-
her über 50 Geigen gemacht.
Geigenzettel: Gavin Colvin / Maker / Sunderland /
187 . . (gedruckt). • .
Coly s. Coty
Comble s. Decomble '
Comins, John. — London. 1801
Schüler von W. Forster, den er ziemlich genau nach-
ahmte. Auf seinem Zettel gab er neben der Jahreszahl
auch gerne den Monatstag der Fertigstellung an.
Comme s. Couicu
Compalns, Gui. — (?) 1480
Ein Brabanter Lautenmacher, dessen Name urkundlich
vorkommt. Vgl. Archives des .Arts (Brüssel).
• Compare, Vittorlo. — Llvorno. 1899
Guter Mandolinenmacher.
Compostano, Antonio. — Malland. 1699. 1710
Seine Arbeit ist der von Grancino ähnlich. Sein Lack
ist meistens braungelb, F-Löcher und Schnecke sehr
sauber durchgeführt, der Ton in der Regel voll und
wohllautend. Außer Violinen und Violen usw. hat er
auch Bässe gebaut; einen solchen erwähnt Brunis In-
ventaire (herausgegeben von Gallay, S. 169) aus dem
Besitze Debains. Er verwendete gedruckte und ge-
schriebene Zettel.
Geigenzettel : Antonio Compostano / Fece in Contrada
Larga / Milane 1709 (gedruckt).
Comuni, Antonio. — Piacenza. 1820. 1823
Geigenmacher aus der Verfallszeit, ohne Eigenart und
ohne Vorzüge. Er scheint einen gleichnamigen, ge-
schickteren Sohn gehabt zu haben, der noch um 1860
lebte.
Geigenzettel : Abb. III.
Confector, Franciscus. — Graz. 1 77d
.Andere lesen Confessor und selbst Contessor. Ich halte
nur die Lesart Confector für möglich, dann bedeutet das
Wort allerdings nur »Verfertiger« und ist folglich
schwerlich der Familienname, vielleicht aber die latei-
nische Übersetzung eines solchen, zu welcher Annahme
das nachfolgende »fecit« veranlassen könnte, das nach
»Confector* überflüssig erscheint. Unter den mir be-
kannten Grazer Geigenmachern führte um 1 775 keiner
den Taufnamen Franz, der 1724 vorkommende, etwas
fragwürdige Franz Alban liegt der Zeit nach zu weit
zurück, als daß man ihm die (übrigens recht mittel-
mäßige) Geige mit dem nebenstehenden Zettel zu-
schreiben könnte.
Geigenzettel : Franciscus Confector fecit / Graecii 1 775
(gedruckt).
Terni. 1828.
Consessor s. Confector
Conslll (Consigll), Giovanni.
1829
Man weiß von ihm nur, daß er sich viel mit Erfindungen
an und mit Geigen beschäftigt hat. Seine Arbeiten
setzte Prof. Demetrio Consili fort, der auch die sog.
»Poggia-Violino« beschrieb. In einer Geige, die die
Form einer Viola d'amore hat, findet sich der unten-
'stehende Zettel.
Geigenzettel : Giovanni Consigli a Terni in- / vento la
nuova forma del Violino / per eseguirvi con maggior
faci- / litä e sicurezza la difficoltä / nelle portamenti
acuti op. quart. / A. 1829 (gedruckt). — Joannes Con-
sili / fecit Interamnae / Anno D"» 1828 (gedruckt).
Constantlni, Nicolaus Franciscus. — 1508
Das Verzeichnis der Sammlung Keil in Lissabon führt
eine sechssaitige Viola auf, die ein italienisches .Aus-
sehen haben soll. Ich bin geneigt, die Jahreszahl 1608
für richtiger zu halten und irgendeinen Nicola Fran-
cesco, der in der »Via Constantini« (in Neapel) wohnte,
als den Verfertiger der Viola anzusehen.
Contal, Georges. —Paris. Geb. 19. April 1874
in Mirecourt
Schüler von Poiion (dem ersten Gelgenmacher der
Firma Laberte-Humbert freres). Nachdem er in Eng-
land, in der Schweiz, Tirol, Italien, Belgien und Öster-
reich-Ungarn durch zelin Jahre gearbeitet hatte, er-
öffnete er 1899 In Paris seine eigene Werkstatt. Er
macht gute Gelgen und ist der Erfinder der »Violaline«,
einer Art Mandoline, die, in der Form einer Viola
d'amore gebaut, die Mandoline an Tonschönheit und
Fülle übertrifft. Er macht die Violaline als Sopran-,
Alt-, Tenor-, Baß- und Kontrabaßinstrument. Für
seine Geigen usw., die er mit Öl- und Spirituslack
überzieht, erhielt er 1900 in Paris eine Mention hono-
rable.
Geigenzettel: Annee 1901 / Violaline / Brevetee S. G.
D. G. et deposee en France et a l'Etranger / Georges
Contal, Paris / Nr. 955 serie B (gedr.), Georges Contal /
Luthler/ Paris/ Nr. 204 Annee 1910 (geschr.).
Contal, F. — Mirecourt. 1800. 1830
Er arbeitete sauber und sorgfällig; besonders seine
Violoncelli erfreuen sich einer gewissen Wertschätzung,
86
Conte
^ornelli
lli
Conte, fils H. — Villefranche
Eine 1852 begründete Firma, die sich auch mit dem
Bau von Geigen beschäftigt.
Conteglacomo, Giovanni. — Turin. 1900
Italienischer Geigenmacher der Gegenwart.
Contreras, Elias. — Guatemala. 1888
Stellte in Paris eine aus 6114 Stücken zusammenge-
setzte Gitarre aus.
Contreras, Jose. — Madrid. Geb. um 1710,
tum 1780
Einer der besten spanischen Geigenmacher, dessen
Arbeiten mit Recht hoch bewertet werden. Er stammte
aus Granada und führte deshalb auch den Beinamen
»Granadino«. Er kopierte die Italiener, — Sandys und
Forster sagen: den Stradivari; doch schließt sich sein
Modell häufiger dem des Guarneri an. Eine hübsche
Violine von ihm mit gelbrotem Lack, aus der Samm-
lung des Prinzen Caraman-Chimay, war 1878 in Paris
ausgestellt. Vidal liest den Wohnort »Matxiti« statt
Matriti, und dieser Lese- oder Druckfehler begegnet
uns seitdem in allen nach Vidal verfaßten Schriften.
Geigenzettel: Matriti per Granadensem / Josephum
Contreras / anno 1760 (gedruckt).
Contreras. — Madrid. Geb. um 1751. 1827
Sohn, Schüler und Nachfolger von Jose C. Seine Arbeit
gleicht der seines Vaters, ist aber minderwertig. Er be-
ginnt um 1 790 seine Geigen mit Nummern zu versehen,
1792 kommt er bis Nr. 1 1, 1793 bis Nr. 16 usw.
Geigenzettel: Abb. 142.
Convert. — Bourg. 1830. 1868
Ein Dilettant, der einige Leiern im Stile von Louvet
gebaut hat.
Conway, William. — London. 1745. 1750
Wenig bekannter englischer Geigenmacher des 1 8.Jahr-
hunderts.
Cook, A., lebte im 19. Jahrhundert in Ipswich
Cooper, Hugh W. — Glasgow. Geb. 30. Aug.
1848 in Airdrie
Nachdem er sich erst als Orgelbauer versucht hatte,
ging er zum Geigenbau über, den er mit Erfolg zu
seinem Beruf machte. Er baut frei nach Stradivari und
Guarneri und verwendet Whitelaws Geigenlack. Er hat
über 50 neue Geigen gebaut. Vgl. seine Biographie von
Meredith-Morris in »The Strad« 1900 Nr. 129.
Geigenzettel : Hugh W. Cooper / Maker / 75 Dumas
Street / Glasgow (gedruckt).
Cope & Roberts. — Fitzroy, Melbourne. 1888
Zwei »Wiederfinder des echten Cremoneser Geigen-
lacks«, den sie ^>CremonaeRedivivus«(!) nannten. Sie
erhielten auf der Melbourner Ausstellung für ihre
Geigen eine Medaille 2. Verdienstklasse.
Coppi, Sante de. — Mantua. 1800. 1817
Seine Geigen stehen denen von Alessandro Zanti nahe,
sind oft von gewöhnlichem Aussehen, klingen aber gut.
Geigenzettel: Sanctus de Coppi fecit / Mantoae Anno
1816 (gedruckt).
Coppo, Armando. — Neapel. 1608
Giovanni di Enrico bezeichnet ihn m emem Schrift-
stück als einen vlämischen Lautenmacher, mit dem er
in Neapel die Werkstatt teilte.
Coq. — Toulon. 1855
Er machte Violinen, Violoncelli und Bässe und galt als
nicht ungeschickt.
Coquet, Claude. — Paris. 1636
Er wird als »Luthier« bezeichnet und erscheint als Sach-
verständiger im Prozeß Medard. Wir haben es hier
möglicherweise mit einem Vorfahren von Louis Soc-
quet zu tun.
Corani, Vincenzo. — Triest. 1830
Wenig bekannter Geigenmacher, von dem mir einige
Violinen vorgekommen sind.
Corara, Giacomo. — Venedig. 1 775
Geschickter, wenn auch wenig bekannter Geigen-
macher.
Geigenzettel : Giacomo Corara / Fecit in Aug° 1 775 /
Venezia N° 3 (gedruckt).
Corbucci. — Parma
Neuerer italienischer Geigenmacher.
Cordano, Giacomo Filippo. - Genua. 1 770. 1 776
Seine Geigen verraten eine geschickte Hand und gehen
auf Cremoneser Vorbilder aus der Ruggeri-Schule
zurück, wenn sie auch durch ihre höhere Wölbung und
kürzere F-Löcher seine Eigenart zur Geltung bringen.
Er verwendete aber auch ein flaches Modell und gelben
oder braunroten Lack. Ob er mit der Familie Giordano
in Verbindung zu bringen ist, muß ich dahingestellt
sein lassen.
Geigenzettel: Abb. 127.
Cormatches, Alberto. — Santiago. 1900. 1902
Erhielt 1901 auf der Panamerikanischen Ausstellung
eine goldene Medaille für Gitarren, Mandolinen und
Lauten.
Corna s. Dalla Corna
Cornelli, Carlo. — Cremona. 1702
Bei Vidal findet sich nur der Name und Zettel dieses
Geigenmachers, von dem es mir nicht möglich war,
Arbeiten zu erfragen. Auf anderen Zetteln steht zuerst
>'Cremonae<' und dann erst der Name. Bei Lepke m
Berlin wurde am 2. Mai 1917 eine Violine mit seinem
Zettel und der Jahreszahl 1702, die merkwürdigerweise
fast alle mit seinem Namen vorkommenden Geigen
aufweisen, versteigert.
Geigenzettel : Carolus Cornelli fecit / Cremonae anno
]702(gedruckO.
Cornelli — Costa
87
Cornelli, Giorgio. — Venedig. 1 797
Ein geschickter Meister, vielleicht Carlo C.s Sohn, von
dem C. Stoeber in Würzburg eine sehr schöne Violine
nach einem länglichen Modell mit flacher Wölbung und
prachtvollem roten Lack besitzt.
Cornesse fils, Henri. — Troyes. 1900
Geigenfirma der Gegenwart.
Cornia, Giuseppe. — Iddiano (Modena). 1 884.
1894
Seine Kontrabässe sind in Italien nicht unbeliebt.
Cornino. — Spilamberto. 1800
Sein Name findet sich zwar bei Valdrighi (3722), doch
ist er in Spilamberto selbst unbekannt.
Cornu. — Marseille. 1759
Ein gutes Violoncello in italienischem Stil enthielt
seinen hier mitgeteilten Zettel. Im übrigen schemt er
wenig Geigen gebaut zu haben, und die wenigen sind
von sehr gewöhnlicher Arbeit.
Geigenzettel : Cornu Fecit ' A Marseille 1 759(gedruckt).
Corolano? (Coriolano?) — Genua
In einer handwerksmäßig ausgeführten Violine fand
sich dieser schwer leserliche Name.
Corradotti, Luigi. — Rom. 19. Jahrhundert
Guter Mandolinenmacher.
Correa, Joao (aus Almeida). — Lissabon.
18. Jahrhundert
Vielleicht der Sohn Manoels. Der 1794 guillotinierte
Marquis de Laborde besaß eine Gitarre von ihm mit
dem Zettel ^) : Joao Correa de Almeida / a fez en Lisboa
(gedruckt).
Correa, Manoel. — Lissabon. 17. Jahrhundert
Er stammte aus Almeida und war wohl ausschließlich
Lautenmacher. Eine Laute von ihm trägt den Zettel :
Manoel Correa de Alm^a Violeiro da Rainha NS / Mo-
rador na Rua direita la / Esperan^ja LX^ (gedruckt).
Corrien s. Gornen
Corsby. — Northampton. 1770. 1780
Bisher sind fast nur Bässe von ihm zum Vorschein ge-
kommen, die übrigens nicht ungeschickt gemacht sind.
Corsby, George. — London. 1789. 1830
Er wohnte in der Princess Street, Leicester Square, war
Geigenmacher und handelte mit alten Instrumenten.
Von seinen Arbeiten erfreuten sich namentlich seine
Violoncelli einer gewissen Beliebtheit. Ob er mit dem
Northamptoner Corsby verwandt oder gar identisch
war, konnte ich nicht feststellen.
Corsini, Pietro. — Arcidosso (Toscana). 1652
Eine Harfe von ihm besitzt das Musikhistorische Mu-
seum in Köln.
^) Gallay: Un inventaire souslaterreurparBruni,S.41.
Cortaro (Castaro, Corsaro), Antonio. — Rom.
1614
Baron schreibt in seiner Untersuchung des Instru-
ments der Lauten (1727): »Antonio Cortaro hat nach
ihm (Buchenberg) .'Xnno 1614 in Rom gelebet.« — Ar-
beiten von ihm sind mir nicht bekannt.
Corte s. Dalla Corte
Cortenhout, Jan van. — Amsterdam
Er wird als »Luthier« bezeichnet; mehr ließ sich nicht
über ihn in Erfahrung bringen, und auch in »Bouw-
steenen« I, S. 69, wird nur sein Name ohne weitere Be-
merkung erwähnt.
Cortese, Andrea. — Genua. 1920
Ein .Autodidakt, der sich eine gewisse Geschicklichkeit
angeeignet hat.
Geigenzettel : Andrea Cortese all insegna dei ,' tre cuori
in Genova 19 . . (gedruckt).
Cortesi, Carlo. — Pesaro. 1612
Es gibt Geigen im Stile G. da Salos und Marianis, die
seinen Zettel tragen. Kammermusiker W. F. Borsche
in Hannover besaß eine sehr hochgewölbte Violine von
ihm.
Geigenzettel: Cortesi fecit Pisavri 1612 (gedruckt). —
Carlo Cortesi (geschrieben).
Cosetto, Giuseppe. — Venedig. 1786
Von diesem unverdient in Vergessenheit geratenen
Meister besitzt Dr. G. Geyer in Budapest eine hervor-
ragend schöne Violine, stark im Holz, mit auffallend
kräftigen Ecken, eigenartigen F-Löchern, breiter Ein-
lage und eigenartiger, um eine Spirale vermehrter
Schnecke. Der Ton ist groß und edel. Der Körper
weist eine Länge von 36,4 cm auf.
Geigenzettel : Giuseppe Cosetto Fexit (sie !) / anno 1 786
Venezia (geschrieben).
Costa, di Agostino. — Verona. 1600. 1622
Er stammte der .\ngabe auf seinen Zetteln zufolge aus
Brescia und war ein Sohn des Agostino. Er soll einige
Zeit in Genua zugebracht und — nach de Piccolellis —
auch in Venedig gearbeitet haben. Eine doppelt einge-
legte Viola da spalla aus dem Jahre 1600 besitzt die
Sammlung Correr in Venedig, ein Colascione von 1622
die Sammlung Crosby Brown in NewYork und eine
Laute aus dem gleichen Jahre Herr Claudius in Kopen-
hagen.
Geigenzettel: Costa di agostino di Brescia 1600 (gedr.).
Costa s. Dalla Costa
Costa, Augusto da. — Funchal
Mandolinenmacher des 19. Jahrhunderts. Eine Arbeit
von ihm befindet sich in der Sammlung Keil in Lissa-
bon.
Costa, Diego. — Cadix. 1790 (?)
Seiner Arbeit nach dürfte er in Italien gelernt haben.
Er wohnte in der Calle de Cobor und ist nur als Lauten-
und Mandolinenmacher bekannt. Eine Bandurria von
ihm besaß Paul de Wit.
88
Costa — Couturieux
Costa, FellceMorl.— Parma. 1804. 1812
Andere nennen ihn Mori-Costa. Seine Arbeit ist nicht
schlecht, aber ohne bemerkenswerte Eigenschaften.
Geigenzettel: Abb. 105.
Costa, Giovanni Battista. — Venedig. 1770
Vermutlich ein Schüler von Santo Seraphin, an den
seine Arbeit auffallend erinnert, besonders bevorzugte
er ein an J. Stainer erinnerndes Modell. Arbeit und
Schnecke kommen S. Seraphin bis zum Veryk-echseln
nahe, nur der Lack ist wesentlich dünner und hat
weniger Feuer. Daß seine Geigen jetzt so selten vor-
kommen, hat seinen Grund wohl darin, daß sie längst
zum größten Teil als Arbeiten S. Seraphins im Ver-
kehr sind.
Costa, Ludovico. — Urbino. 1 786
Der Name findet sich in mittelmäßigen Geigen, bei
denen das Alter glaubwürdiger ist als die Herkunft.
Costa, Alfonso della. — Neapel. 1876
Ein neuerer Neapolitaner, von dem u. a. einige gute
Violoncelli bekannt sind.
Cotton, Robert. — Rouen. 17. bis 18. Jahrb.
Eine Viola bastarda aus der Sammlung Snoeck (Nr. 477)
von sonderbarem und ungewöhnlichem Modell, rot
lackiert, trägt zwar seinen Namen, doch war in Rouen
über ihn nichts zu linden. A. Jacquot hält es für mög-
lich, daß Cotton englischer Abstammung war.
Geigenzettel: Robert Cotton / ä Rouen (gedruckt).
Coty, Jean-Claude (Pierre du). — Versailles.
1787
Mittelmäßiger französischer Geigen- und Lauten-
macher des 18. Jahrhunderts.
Geigenzettel : Jean-Claude Coty luthier / A Versailles
1787 (geschrieben).
Coucbet, Jean. — Antwerpen. 1642. f 1665
Nur als Klavezinmacher und Orgelstimmer bekannt ; in
gleicher Eigenschaft kommt noch 1665 ein Joseph
Couchet und 1666 ein Abraham C, der auch als ge-
schickter Maler bekannt ist, sowie 1696 ein Jan Couchet
vor. Welchem von diesen eine Laute mit dem Namen
Couchet, die ein rheinischer Sammler besaß, zuzu-
schreiben ist, läßt sich nicht entscheiden.
Couder freres. — Paris. 1850
Diese Gebrüder erfanden eine neuartige Form der
Geige und nahmen darauf 1850 ein Patent. Ein Exem-
plar ihrer Geigen befindet sich im Pariser Konser-
vatorium. Eine solche in Form eines Halbmonds, ohne
Resonanzboden, besaß C. C. Snoeck.
Couicu. — Blois. 1642
Der Name wird verschieden angegeben, am häufigsten
»Coincu«, aber auch »Comme*. Vielleicht ist Couicu
(möglicherweise eine Dialektform des Namens Kukuk)
die richtigste Lesart. Eine Laute von ihm besaß nach
Brunis Inventaire die Gräfin Lowendal. Im Archiv der
Stadt Blois war leider nichts über einen .so oder ähnlich
heißenden Lautenmacher zu finden.
Coulson, M. — Stamfordham
Englischer Geigenmacher des 18. Jahrhunderts.
Geigenzettel: Abb. 149.
Courier, Fran^ois. — Rouen. 1668
Er gehörte der Zunft der »Menetriers« in Rouen als
Meister an und wird ausdrücklich als *faiseur d'instru-
ments de musique* bezeichnet, was bemerkenswert ist,
da dieser seit dem 14. Jahrhundert bestehenden Zunft
außer den Lauten- und Gelgenmachern auch die Mu-
siker und die Tanzmeister angehörten.
Cousin, Jean -Christophe, s. Job. Christ. I
Vetter
Cousineau, Georges (nach andern: Pierre-
Joseph). — Paris. 1769. 1788
Er war zwar 1769 geschwomer Meister der Pariser
Lautenmacherzunft, hat aber nur als Harfen-
macher und Musikalienhändler ein Verdienst; doch
zeigte er in den Blättern an, daß er alle Sorten von
Geigen, Gitarren, Mandolinen und Harfen usw. mache
und verkaufe. Auch auf seiner sehr hübsch von Pruneau
nach St. Aubin gestochenen Adreßkarte nennt er sich
ausdrücklich Luthier; doch liegt es nahe, anzunehmen,
daß er fremde Arbeiten verkauft habe.
Geigenzettel : Rue des Poulies, vis-ä-vis la Colonade du
Louvre. / »A la Victoire.« / Cousineau, luthier, fait et
vend harpes, lyres, violons, violon- / cellos, contrabasses
pardessus de viole, altviola, guitares, violes / d amour,
mandolines. sistres et autres instruments de musique.
11 vend aussi des cordes de Naples et tient magasin de
Musique / fran?aise et italienne. Son epouse grave la
musique (gedruckt).
Cousineau, Jacques-Georges. — Paris. Geb.
13. Jan. 1760, t 1824
Sohn von Georges (Pierre-Joseph) C. Er war seit 1 775
Teilhaber des väterlichen Geschäfts, das dann die
Firma »Cousineau pere et fils<' führte, und wurde 1788
»Luthier de la Reine«. Obwohl er hauptsächlich Harfen-
macher und tüchtiger Harfenspieler war, kennt man
doch auch Violen und Bässe von ihm. Er gebrauchte
eine Brandmarke mit seinem Namen.
Couturieux (Couturier), N. — Toulon. 1842.
1850
Einer der besseren französischen Geigenmacher im
Stile von Nicolas. Er stammte wahrscheinlich aus Mire-
court und hat gute Geigen gemacht, die durch hübsches
Holz, saubere Arbeit und ihren reichen, dunkelroten
oder gelben Lack sowie den oft vollen, süßen Ton auf-
fallen. Er brannte in seine Violinen häufig die Buch-
staben N. C. ein. Brandmarke: Nr. 66.
Couturieux. — MIrecourt. 1835. 1848
Seine Geigen sind gewöhnliche Handelsware; er da-
tierte sie gerne aus Paris odQr nannte sich wenigstens
»luthier de Paris« und arbeitete im Stile von Nicolas.
Um 1850 bestand eine Fabrik unter der Firma Coutu-
rieux & Heroux.
Coviaux — Cristofori
89
Coviaux s. Lippi
Cox, N. — London, Holborn. 1674
Altenglischer Geigenmacher, von dem ich jedoch bisher
keine zweifellos echte Arbeit kennen lernen konnte.
Cozzl, Battista. — Venedig. 19. Jahrhundert
Wenig bekannter Geigenmacher, dessen geschriebener
Reparaturzettel manchmal vorkommt.
Cralg, John. — Edinburgh. Geb. 17. Nov.
1860 in Kirkinch bei Meigle
Er ahmt das Stradivanmodell frei nach und verwendet
Whitelaws ».Amati-Lack«. Seine Arbeit erinnert etwas
an die Matthew Hardies.
Geigenzettel : John Craig, / Maker / Edinburgh. A. D.
1897 (gedruckt).
Craile (Graill), Magno. — Rom. 1606. 1631
In Rom ansässiger, deutscher oder vlämischer Lauten-
macher, der 1606 urkundlich (als Zeuge) erwähnt wird.
Er kommt 1627 und 1631 noch vor und soll besonders
gute Archilauten gebaut haben.
Cramond, Charles. — Aberdeen. 1800. 1834
Er kam vom Pfluge her nach Aberdeen und war ein
äußerst fleißiger Geigenmacher, der jahrelang jede
Woche eine Geige fertigbrachte. Seme Geigen wären
nicht schlecht, wenn er sie nicht zu dünn im Holz ge-
macht und schlecht lackiert hätte. Auf seinen Zetteln
fehlt meistens die Jahreszahl ; er gebrauchte auch einen
Brandstempel »Cramond, Aberdeen". Im Jahre 1834
wanderte er nach St. John in Neu-Schottland aus und
machte dort Gewehrschäfte.
Geigenzettel: Chas. Gramond / Maker / Aberdeen
(gedruckt).
Craske (Crask), George. — Bath, Leeds,
Sheffield, Birmingham, Manchester, Stock-
port. Geb. 1797 in Bury St. Edmunds,
f 1888 in Stockport
Als Jüngling kam er zu William Forster in die Lehre,
trat später zu dem berühmten Klavierspieler Clementi
in Beziehung, namentlich aber zu Thomas Dodd, der
einen neuen Geigenlack erfunden hatte und junge Leute
beschäftigte, die für ihn arbeiten mußten ; unter diesen
war auch Craske. Er verließ Dodd aber bald wieder und
ließ sich in Bath nieder. Er hatte hier keinen sonder-
lichen Erfolg und siedelte nach der Reihe nach Leeds,
Sheffield und Birmingham über. In Birmingham hielt
er sich über 20 Jahre auf, um dann für ein Jahr nach
Manchester und von da nach Stockport (Distrikt Sal-
ford) zu ziehen. Er war eine echte Künstlernatur, aber
voll Schrullen und Eigenheiten, die sich im Alter immer
mehr ausbildeten. Obwohl er unermüdlich tätig war
und noch in seinem 90. Lebensjahre arbeitete — er hat
über 3000 Violinen, Violen und Violoncelli und etwa
20 Kontrabässe gebaut — und von den bedeutendsten
Virtuosen hochgeschätzt wurde, brachte er es doch zu
keinem Wohlstande. Seme Arbeiten sind nach den
besten italienischen Vorbildern sehr sauber ausgeführt
und werden jetzt von Jahr zu Jahr besser im Ton. Seine
Biographie veröffentlichten G. Crompton in »The
Strad« 1893 und Arthur Broadley in der Zeitschrift
»Musical News« 1901, Nr. 553: »An english Stradi-
varius«. Drei Violinen von ihm aus den Jahren 1820 bis
1836 waren 1880 in Edinburgh ausgestellt. Seinen Nach-
laß (70 Violinen, 10 Violoncelli, eine Anzahl Violen und
12 Kontrabässe) erwarben W. E. Hill & Sons in Lon-
don, die seine Arbeiten besser zu verwerten wußten,
als er dies selbst bei Lebzeiten gekonnt hatte.
Geigenzettel: Made by George Craske / (born 1797,
died 1888 / and sold by / William E. Hill & Sons. Lon-
don (gedruckt).
Cravtchenko (Craftschenko) s. Krawtschenko
Cremona, Girolamo. — Turin
Von Valdrighi (754) erwähnter Geigenmacher; der
Name ist vermutlich durch Mißverständnis eines in
Turin gefälschten Amati - Zettels aus »Hieronymus
Cremonensis« entstanden.
^ricca
.Alf
onso.
'errara.
1591
Ein Instrumentenmacher, der wohl auch Lauten ge-
baut hat, vorzugsweise aber Klaviere und Orgeln.
Cricca, Giulio. — Ferrara. 1 594
Er wird als Instrumentenmacher bezeichnet und war der
Bruder von Alfonso. Die Brüder hatten, wie auch der
Orgelbauer Hyppohto Cncca^), den Beinamen »Paia-
rini«, »Pagliarini«.
Geb.
Cnsta s. Christa
Cristofaro, E. de. — Neapel und Paris.
11. Febr. 1870 in Neapel
Schüler seines Vaters und wie dieser Mandolinen-
macher. Er machte sich 1892 selbständig und verlegte
seinen Wohnsitz nach Paris. Seine Mandolinen sind von
sauberer Arbeit und schön im Ton.
Geigenzettel : Fabbricazione Artistica / di Mandolini e
Mandole Napoletani con nuovo sistema tnplando la
sonoritä. E. de Cristofaro / 1 99 t>'s Via Mergellina Na-
poli. Vendita e deposita / a Paris (gedruckt).
Cristofori (Cnstofali ?), Bartolommeo. — Flo-
renz. Geb. um 1667 (in Cremona oder
Padua?), fnach 1720
Im Jahre 1680 findet sich ein Bartolommeo Cristofori,
13 Jahre alt, als Schüler N. Amatis angegeben. Das
Museum »deir Istituto musicale« in Florenz besitzt
einen schönen Kontrabaß von ihm. Fiorini in München
besaß ein schönes Cello von ihm mit der Jahreszahl
1716. Die Versuchung liegt nahe, diesen Cristofori
(dessen Name nach dem Giornale de Letterati d'Italia
B.V. 1711 richtig »Cristofali« lauten müßte) mit dem
berühmten Erfinder des Hammerklaviers oder richtiger
gesagt: der Stoßzungenmechanik zu identifizieren;
doch spricht die Tatsache dagegen, daß als Geburts-
datum des Erfinders des Hammerklaviers der 4. Mai
^) Er hatte schon 1598 ein Tasteninstrument gebaut,
dem er den Namen »Piano e forte* gab,
90
Cristofori
alt
1 655 feststeht, während der Amatischüler zwölf Jahre
jünger war, worauf Georg Kinsky in seinem Katalog
des Musikhistorischen Museums von W. Heyer in Köln
mit Recht hinweist. — Die ältesten Arbeiten des Gei-
' genmachers Cristofori sollen die Jahreszahl 1 700, die
letzten 1720 tragen.
Geigenzettel : Bartolommeo Cristofori Firenze 1715
(gedruckt).
Cristofori, Francesco. — Chicago. 1879. 1882
Ein Italiener, der mehrere Jahre lang als Geigenmacher
in Amerika lebte, später aber wieder in seine Heimat
zurückkehrte.
Cnstonl, Eusebio. — Modena. 1847. 1883
Einige seiner Geigen sind recht sauber gearbeitet, wenn
auch weder originell noch hervorragend.
Cristophon, Joannes. — Vienne (?). 1746 (?)
In einer Violine, die nicht sehr sorgfältig gearbeitet
war und eine plumpe Schnecke und weite F-Löcher
hatte, befand sich dieser Name auf einem schwer leser-
lichen Zettel.
Croft, W. H. — 1822
Englischer Geigenmacher aus der ersten Hälfte des
19. Jahrhunderts.
Croft & Son. — Birmingham. 1871. 1880
Eine englische Streichinstrumentenmacherfirma aus
dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts, die 1871 be-
gründet wurde und vor 1898 erloschen sein muß.
Crompton, Edward. — Manchester. 1886
Erhielt 1886 in Edinburgh für seine Geigen eine
bronzene Medaille.
Crosby, G. R. — Dewsbury. 1900
Englischer Geigenmacher der Gegenwart. Auch in
Nottingham lebte ein Crosby als Geigenmacher. Ein
George Crosby in London, der schon um 1790 vor-
kommt, war hauptsächlich Händler, weshalb die mit
seinem Namen vorkommenden, meist nach Amati ge-
bauten und mit dünnem, rotbraunem Lack versehenen
Arbeiten schwerlich von ihm selbst herrühren dürften.
Cross, Nathaniel. — London (Aldermanbury).
1700. 1751
Einer der bekanntesten Vertreter der englischen Schule.
Er hat das Stainermodell gut studiert und baute recht
genau danach. Daß er aber selbst bei Stainer ge-
lernt hat, wie man früher gerne behauptete, ist ausge-
schlossen. Seine Geigen haben einen edlen, kräftigen
Ton und sind gelb lackiert. Seit 1715 war er Gesell-
schafter von Barak Norman, doch ist seine Arbeit leicht
von der Normans zu unterscheiden. Er bezeichnete
seine Geigen im Innern in der Mitte des Bodens mit
einem Kreuz (»Cross«) unter den Buchstaben N. C.
Arbeiten von ihm findet man in verschiedenen Samm-
lungen. Eine Violine von 1731 besitzt J. T. Chapman.
Geigenzettel : Nathaniel Cross, Maker / the George Jnn,
Aldergate Street / London 1731 (geschrieben). Brand-
marke Nr. 65.
Cross, W. S. — Cleveland. 1900
Amerikanischer Geigenmacher der Gegenwart.
Crowther, John. — London. 1755. f um 1810
Er arbeitete gewöhnlich für Händler, so auch für John
Kennedy, weshalb sich sein Name nur selten in seinen
Arbeiten, die übrigens recht gut sind, vorfindet.
Geigenzettel : John Crowther / Haughton Street / Cläre
Market 1 760 (gedruckt).
Crugrossi (?), Vincenzo. — Florenz. 1767
Bisher nur von Valdnghi (768) erwähnter Geigen-
macher, dessen Name wahrscheinlich falsch gelesen ist.
Cruz-Abrantes, Jose Gaetano da. — Villa Nova
de Fakem. 1900
Portugiesischer Mandolinen- und Gitarrenmacher der
Gegenwart.
Cruz-Müra, Antonio Joseph da. — Porto. 1 867
Er stellte 1867 in Paris eine Violine aus, die eine gute
Schule und Geschmack verriet.
Csutor, Alexander (Sändor) Nagybanya. —
Budapest. Geb. 1840
Em von Dr. J. Geyer erwähnter Forstrechnungsrat, der
aus Liebhaberei viele Geigen gemacht hat.
Cuchet, Gaspard. — Grenoble. 1729
Seine Geigen sind sauber gearbeitet, aber nicht sonder-
lich schön in der Form.
Geigenzettel : Fait par Gaspard Cuchet ä / Grenoble
Mil sept Cent 29 (gedruckt).
Cumming, Andrew. — Portpatrick. Geb.
19. April 1848 in Kirkcolm, Wigtonshire
Aus Liebhaberei begann er seit 1892 Geigen zu machen
und hat seitdem über 100 Violinen gemacht. Die
meisten haben keine Einlage und sind mit Kauriharz
lackiert. Er klebt keine Zettel ein, sondern schreibt
in seine Arbeiten: Handmade violin, home grown
wood, by A. Cumming Nr. 49 (1897).
Cunault, Georges. — Paris. Geb. in Paris
20. März 1856
Von 1872 — 1873 Schüler von Seb. Vuillaume und von
1873—1880 von Miremont. Von 1880—1882 arbeitete
er in seiner Wohnung für verschiedene Meister, so für
E. Germain usw. und eröffnete 1882 seine eigene Werk-
statt Faubourg Poissonniere 53, die er 1884 nach der
Rue des Martyrs 29, 1889 nach der Rue Clauzel 6,
1893 nach der Rue de Navarin 21 und zuletzt in
derselben Straße nach Nr. 19 verlegte. Er kopiert alle
großen Meister und besitzt auch ein von ihm selbst
entworfenes Modell, bei welchem er die größte Fülle
und Gleichmäßigkeit des Tons zu erreichen sucht. Er
legt eine anerkennenswerte Sorgfalt auf die Wahl des
Holzes und verwendet Ollack. Seine Geigen sind recht
gut und jedenfalls vielen mittelmäßigen oder verdor-
benen, die nur den Vorzug des" Alters haben, vorzu-
ziehen.
Geigenzettel: Abb. 101 und 133.
Cunha-Mello — Czyz
91
Cunha-Mello, Joaquim da. — Porto. 1900
Mandolinen- und Gitarrenmacher der Gegenwart.
Cunln, Albert. — ?
In einer Geige, vielleicht aus der zweiten Hälfte des
19. Jahrhunderts stammend, von französischem (Mire-
courter) Aussehen, fand sich dieser Name eingebrannt.
Cuniot-Hury. — Mirecourt. 1875. 1900
Bessere Geigen- und Bogenfabrik der Gegenwart, die
1873 gegründet wurde und die Firma *ancienne Maison
Vuillaume« führt. Der um 1912 verstorbene Eugene
C.-H. war am 22. Dez. 1861 geboren.
Cuny.— Paris. 1777. 1778
Er lebte wahrscheinlich in Mirecourt und hielt sich
nur zeitweise in Paris auf. Seine Geigen sind von ganz
gewöhnlicher Arbeit und haben dicken, braunen Lack.
Vidal schätzte sie seinerzeit auf höchstens 30 — 40 Fran-
ken. Eine Violine im Museum des Pariser Konser-
vatoriums (Nr. 14) trägt den Brandstempel: Cuny a
Paris.
Cuny, Fran^ois.
Vielleicht mit dem noch
Geigenmacher identisch
Vater.
Mirecourt. 1751. 1767
778 in Paris vorkommenden
wahrscheinlicher aber sein
Cuppin, Giovanni. — ?
So liest Vidal den Namen in einer sehr alten Baßviole
der Sammlung Gautier in Nizza. (Ohne Rand und
Reifchen. Die F-Löcher hübsch geschnitten: gelber
Lack.) Valdnghi erwähnt diesen Meister unter Nr. 3727.
Wo er gelebt hat ist unbekannt.
Curatoli, Antonio. — Neapel. 1900
Em Streichinstrumentenhändler, der auch gelernter
Geigenmacher sein soll.
Cusumano, Giuseppe. — Tunis. 1854
Eine gitarrisierte Laute von ihm befindet sich in W.
Heyers Musikhistorischem Museum in Köln No. 575.
Geigenzettel: Giuseppe Cusumano. / Tunis 1854 (ge-
schrieben).
Cuthbert, Robert. — London. 1690
Man kennt Violen und Violinen von ihm, die durch ihr
flaches Modell und ihren schönen, dicken Lack, der
freilich häufig zu dunkel ist, bemerkenswert sind. So-
wohl in der Arbeit wie im Holz sind seine Instrumente
gut. Eine Violine von ihm besitzt J. T. Chapman.
Cuvillier. — Paris. 1897. 1900
Streichinstrumentenhändler und Geigenmacher.
doch war es mir nicht möglich, eine einwandfreie und
echte Arbeit von ihm näher kennen zu lernen, oder in
Holland auch nur zu erfragen.
Geigenzettel : Johannes Cuypers fecit in Haag 1707
(gedruckt) und Abb. 100.
Cuypers, Jan. — Haag. Geb. 1719, f nach
1806
Angeblich Neffe und wohl auch Schüler des alten Jan
C. Seine Geigen sind meist schwerfällig in der Form
und zu stark im Holz, aber fast immer nach Stradivari
gebaut. Sie haben schwere Ränder und dick aufge-
tragenen Lack. Der Ton ist sehr klar, aber etwas hart.
Er schreibt seinen Namen auch »Koeuppers«. Seine
Arbeiten kommen häufig vor. Eine Geige von 1798 bei
Scheurleer, eine neunsaitige Gitarre im Museum zu
Brüssel Nr. 259.
Geigenzettel : Johannes Cuypers, / Fecit 's Hage A°
1 782 (gedruckt). — Johannes Cuypers / fecit S : hage
1802 / aetatis suae 83 (geschrieben).
Cuypers, Johannes Bernardus. — Haag. 1810
Vielleicht ein Sohn von Johannes C, den er nachahmte,
aber nicht erreichte. Seine Arbeit ist roher, der Ton
weniger gut, nur der Lack ist trotz seiner Härte recht
schön und heller (gelblicher) als der des Vaters. Er ver-
wendete geschriebene Zettel :
Job. Bernardus Cuypers / fecit 's Hage 1810.
Cuypers, Johannes Frans. — Amsterdam.
1783. 1811
Angeblich ein Neffe von Johannes C. Er dürfte im
Haag gelernt haben und muß auch nach Italien ge-
kommen sein, wo er seine letzte Ausbildung fand. Er
arbeitete nach talienischen Grundsätzen und besaß
eine gewisse Handgeschicklichkeit, doch sind seine
Arbeiten meist zu schwer im Holz und haben dicke
Ränder. Zwei Geigen von ihm besitzt der ehemalige
Sekretär der Südafrikanischen Republik Dr. Leyds. In
der Sammlung Scheurleer ist eine Taschengeige von
ihm, bei der Boden und Zargen aus einem Stück ge-
stochen sind.
Geigenzettel : Johannes Franciscus Cuijpers / fecit 's
Hage 1783 (gedruckt). — Johannes Franciscus Cuypers/
Fecit Amsterdam 1811 (geschrieben).
Czejka (Cejka), Joseph. — Prag. 18. Jahrh.
Geigen von ihm habe ich bisher nicht kennen gelernt.
Seine (1733 geborene) Witwe Veronika starb am 9. Jan.
1826 in Prag.
Czejka s. Cejka
Cuypers, Jan (Johannes) der Alte, (de oude). — Czyz, Jan. — Krasnobrody. 1 896
Haag. I /U/. I /Z\j\^?) Ist mir nur als Reparateur bekannt geworden.
Er wird als das Haupt der Familie bezeichnet, und Geigenzettel: Koregowal Jan Czyz zo Krasnobrodzie
J. Roumen lobt ihn als sehr tüchtigen Geigenmacher; 1896 (geschrieben).
92
Daboll — Dalla Costa
Daboll, L. Norman. — New London (Conn.
Am.). 1894
Amerikanischer Geigenmacher und -händler aus dem
letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts.
Dcj,browski s. Dombrowski
Däblitz, J. Gottfried. — Tapiau (Ostpreußen).
1850. t 12. Okt. 1899
Em Kapellmeister, der sich auch mit dem Geigenbau
beschäftigt hat. Er war mindestens seit dem Ende der
siebziger Jahre in Tapiau ansässig und hat viele Geigen
repariert. Für einen Dilettanten besaß er ein be-
merkenswertes Geschick, und so hat er für seine neuen
Geigen allerlei Ausstellungspreise erhalten. Rechnungs-
rat Friedrich in Posen besitzt eine nach einem läng-
lichen Modell gebaute Viola von ihm, gute Arbeit,
gutes Holz, gelbbraun lackiert. Die F-Löcher erinnern
an Stainer, die Schnecke ist tief ausgestochen.
Geigenzettel: J. G. Däblitz / Musiker und Geigen-
macher / Tapiau. 1881 Oithographiert).
Dähn, Christian Friedrich. — Klingenthal.
1737
Kommt nur im Kassabuch der Innung als Meister vor.
Dänzel s. Tentzel
Dagli Instrumenti, Marco. Ferrara. 1541
Nach den Zahlamtslisten hat er für die Herzöge Alfonso
und Alfonsino d'Este sechs Violinen gemacht. Auch ein
Domenico dagli Instrumenti kommt vor; der eigent-
liche Familienname ist aber nicht bekannt.
D'Agostino, Nicolo. — Palermo. 19. Jahrh.
Er hatte in der Via Macqueda seine Werkstatt und war
am besten als Lautenmacher.
Dahlström, Joh. Reinhard. — Hamburg. 1 788
Er wurde als »Instrumentenmacher« am 31. Oktober
1788 Bürger; ob er jedoch auch Geigen und Lauten
gemacht hat, war nicht nachzuweisen.
Dal Chitarrino (Gitarino), Biagio. — Ferrara.
1464. 1467
Modenesischer(?) Lautenmacher, den auch Valdrighi
(1248) erwähnt, doch hieß er wahrscheinlich Polverino
(s. d.). Auch ein Pietrobono dal Chitarrino kommt
1445 — 1446 als trefflicher Lautenist vor, von dem je-
doch nicht feststeht, ob er auch Lautenmacher war.
Dalgarno, Thomas. — Aberdeen. 1860. 1870
Em Geigenliebhaber, der auf Grundlage der Unter-
weisungen, die er in Ottos kleiner Schrift fand, etwa
20 Violinen, mehrere Violoncelli und einen großen Baß
gemacht hat. Er verwandte einen Spirituslack.
Geigenzettel : Thomas Dalgarno / Aberdeen 1865 (ge-
schrieben).
Dahnger (Dallinger), Sebastian. — Wien. 1 768.
1809'
Er wohnte im Kärnthner Viertel, Himmelpfortgasse,
und legte am 23. Januar 1768 den Bürgereid ab. In den
Steuerbüchern kommt er bis 1787 vor. Er war ein mit
Th ir auf gleicher Stufe stehender, sehr tüchtiger Lauten-
und Geigenmacher, von dem namentlich die Violon-
celli sehr gesucht sind. Ein solches von 1771 besitzt das
Schottenstift in Wien. Er schrieb seinen Namen stets
Dalinger, in den Akten liest man dagegen: Tallinger,
Tällinger und Dallinger. Sein Holz ist gut, wenn auch
nicht ausgesucht schön, die Arbeit sorgfältig. Umriß-
linien, Wölbung und F-Löcher sind von schönem
Schwung und an das Stainermodell erinnernd. Seine
Schnecken oder Löwenköpfchen (die er gerne anbrachte)
sind gewöhnlich aus Birnbaumholz geschnitzt. Der
Lack ist in der Regel dunkelbraun und ohne Feuer,
manchmal aber auch gelb; so besitzt Korecky in Prag
ein Violoncello von ihm aus dem Jahre 1803 mit gelb-
lichem Lack. Seine dunkeln Geigen erreichen zwar
gute Preise, doch sind tadellos erhaltene Violinen mit
gelbem Lack mehr als das Doppelte wert. Er machte
auch recht gute Kontrabässe, von denen viele Schlangen-
linien als Schallöcher haben.
Geigenzettel: Abb. 150 und 160.
Dalla Corna (Della Corna), Giovan Giacomo —
Brescia. Geb. um 1484, f nach 1548
Er war ein Sohn des Giovan Maria dalla Corna und
wohnte in der Contrada del Canto Bombasar. In seiner
Steuererklärung vom Jahre 1534 bezeichnet er sich als
50 Jahre alt, wobei seinem Namen der Zusatz »che fa
lauti« beigefügt ist. Arbeiten von ihm sind bisher nicht
bekannt geworden. In späteren Jahren scheint er die
Lautenmacherei aufgegeben zu haben, denn nach seiner
Steuererklärung von 1548 zu urteilen handelte er zu-
letzt mit Waffen usw. De Piccolellis, Vidal, Fenaroli
hatten nur Lanfranco als einzige Quelle und geben so-
wohl die Vornamen als die Jahreszahlen ungenau.
Dalla Corte, Alfonso. — Neapel. 19. Jahrh.
Seine Geigen sind gute Nachahmungen der alten
Meister, sein gelber Lack zeigt jedoch mehr den Cha-
rakter der Mailänder als der Neapolitaner Schule.
Übrigens wendet er den Lack in verschiedenen Far-
ben an.
Dalla Costa, Marco. — Treviso. 1640. 1680
Vielleicht der Großvater oder auch Vater von Pietro
.Antonio. Alfred Keil in Lissabon besitzt eine Taschen-
geige mit drei Saiten von ihm aus dem Jahre 1640.
Dalla Costa, Pietro Antonio. — Treviso.
1768
1700.
Der Name wird auch Dalla Caesta gelesen. Er war ein
Nachahmer der Brüder Amati, was er ausdrücklich
betont, aber auch Stradivaris, und arbeitete recht
sauber; namentlich sein prachtvoller rotbrauner oder
gelber Lack ist zu loben. Er soll auch in Mantua und
Venedig gearbeitet haben; das könnte allerdings nur
vorübergehend oder vor 1720 und nach 1757 gewesen
sein. Sein Name wurde von Fälschern gern miß-
braucht^), wodurch sich die ungewöhnlich weit aus-
einanderliegenden Jahreszahlerv, die man neben seinem
^) Die gefälschten Zettel fallen meist durch ihr fehler-
haftes Latein auf.
Dair Aglio — Dankwart
93
Namen angegeben findet, wohl einigermaßen erklären
lassen. Eine schöne Geige von ihm besitzt Dr. Schulze
in München.
Gelgenzettel : Petrus Antonius a Costa fecit / Tarvisu,
Anno 1740 (gedruckt). — Petrus Antonius a Costa
fecit ad / Similitudinem illorum quos fecerunt: An-
tonius & Hieronymus Fratres Amati / Cremonenses
Filii Andreee. Tarvisii Anno 1757 (gedruckt) und
Abb. 167.
Dali" Aglio, Giuseppe I. — Mantua. 1723 (?)
1775 (?)
Wenn der nachfolgende Zettel nicht gefälscht ist, was
Valdrighi auch bei einem solchen mit der Jahreszahl
1719 für möglich hält, dann hat Gius. II. D. A. einen
gleichnamigen Vorfahren gehabt, dessen Arbeit aller-
dings nicht her\'orragend war. Ich fand eine Geige mit
dem gleichen Zettel und der Jahreszahl 1 775 oder 1 745.
Geigenzettel: Abb. 182.
Dair Aglio (Dalaglio), Giuseppe II. — Man-
tua. 1795. Soll 1840 noch gelebt haben
Seine Geigen haben manche Ähnlichkeit mit denen
C. Camillis, doch nimmt er die Wölbung höher. Der
Lack ist gelb, und die F-Löcher sind etwas steil, die
Schnecken gewöhnlich in der Form und oft sogar
plump. Am besten sind seine Violoncelli. Gustav Siefert
in Leipzig besitzt eine schöne Violine von 1781 und ein
Violoncello von 1800 von ihm, das in seiner Form an
Peter Guameri erinnert und durch sehr schöne F-
Löcher auffällt.
Geigenzettel: Abb. 153 und 178.
Dalla Porta, Marc Antonio. — Venedig. 1 601
Dem Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe
wurde vor einiger Zeit eine Laute zum Kauf angeboten
mit dem Zettel : Marc Antonio dalla Porta / in Venecia
(sie) MDCI. (gedruckO- Vielleicht dieselbe Laute (mit
sechs Wirbeln) wurde am 14. Juli 1917 bei Helbing in
München versteigert. Gewölbter Körper in ge-
flammtem Ahornholz, Decke mit Ebenholzauflage, am
Steg und am Schalloch Perlmutterverzierung.
Dair Hocha, Gasparo. — Ferrara. 1568
Nach Valdrighi (1483) nicht nur ein Lautenmacher,
sondern auch als Lautenspieler bekannt. Vermutlich
von deutscher Abstammung.
Dallemagne, Pierre. — Mirecourt. f 1 739
Unbedeutender Geigenmacher. Ein gleichnamiger,
vielleicht der Sohn, starb 1748.
nacr
Dal Liuto s. Simone (Semola)
Dair Oglio, Domenico. — Padua. Geb.
1700, finNarwa 1765
Ursprünglich Mechaniker, ging er schon in jungen
Jahren zur Musik über und wendete sich nebenbei mit
Erfolg dem Geigenbau zu. In seiner Arbeit zeigt sich
der paduanische Stil, der auch in Bagatellas Geigen
noch hervortritt, schon deutlich ausgebildet. Es gibt
recht gute Geigen und Lauten von ihm, die nur in bezug
auf Holz und Lack nicht ganz entsprechen. Er stand
auch als Musiker in Ansehen und wurde als Direktor
des kaiserl. Orchesters nach St. Petersburg berufen. Als
er seine Heimat wieder einmal besuchen wollte, starb
er auf der Reise.
Dair Ongaro, Ignazio. — Venedig. 1 747. 1 783
Ein Geigenmacher dritten Ranges, der nur selten die
guten Eigentümlichkeiten der venezianischen Schule in
seiner Arbeit erkennen läßt. Manchmal schreibt er sich
kurzweg Ongaro.
D'Ambrosio, Antonio. — Neapel. 1820
In seiner Arbeit kennzeichnet sich der allmähliche Ver-
fall der Schule von Neapel. Übrigens scheint er sich
auch mehr mit dem Bau von Mandolinen und Gitarren
als mit dem von Geigen beschäftigt zu haben.
Daniel, ein französischer Lautenmacher, der
um 1 656 vorkommt
Daniel (»Meister Daniel«). — Antwerpen. 1636
De Piccolellis, Vidal u. a. erwähnen einen Antwerpener
Meister Namens Daniel, der 1636 einen Kontrabaß für
die Sakramentskapelle der Kathedrale gemacht hat.
Ein Geigenmacher mit dem Familiennamen Daniel
lebte damals nicht in Antwerpen ; nur ein Daniel Bader,
Orgel- und Klavezinmacher, kommt dort von 1600 an
vor; vielleicht ist dieser mit dem »Meister Daniel«
identisch.
Daniel, Charles. — Marseille. 1762
Er eröffnete 1762 seine Werkstatt. Selbständige Ar-
beiten von ihm sind mir nicht bekannt geworden. Er
war hauptsächlich Händler und Reparateur und be-
schäftigte sich mehr mit Blechinstrumenten als mit
Geigen.
Daniel, Edmond. — Marseille. 1800. 1850
Sohn, Schüler und Nachfolger von Charles Daniel,
arbeitete kurze Zeit bei Gand in Paris und war der
l^Lehrer von A. Guerin. der später sein Nachfolger
wurde. Als tüchtiger Reparateur wurde er geschätzt,
[trieb aber hauptsächlich einen Handel mit Musik-
instrumenten aller Art.
Daniele, lebte in Verona
Geigenzettel: Daniele in Verona (gedruckt).
Danieli, Giovanni. — Padua. 1745. 1785
Arbeitete erst allein und später mitBagatella zusammen,
dem er auch in der Arbeit nahesteht.
Geigenzettel : Joannes Danieli fecit Patavii / 1 745 (ge-
druckt). — Danieli et Bagatella / fecerunt Patavii Anno
17.. (gedruckt).
Daniels, Geo W., lebte im 19. Jahrhundert in
Boston
Dankwart, Belizar. — Warschau. 1603
Ein im 17. Jahrhundert in Polen tätiger Geigenmacher,
dessen Violinen zwar etwas zu dünn im Holz sind, aber
im Modell an die Brescianer Schule erinnern und die
deshalb auch von gewissenlosen Händlern gerne mit
94
Danner — Daum
italienischen Zetteln versehen worden sind. Der Lack
ist dunkelrot und sehr dünn. Der Ton entsprach den
damaligen Anforderungen, und diesem Umstand ist es
wohl auch zuzuschreiben, daß sich die polnischen
Geigen einer gewissen Beliebtheit bei den Musikern
des 17. Jahrhunderts erfreuten. Bei einer Viola d'amore
von ihm war sowohl der Boden als die Decke aus Ahorn-
holz.
Danner s. Thanner
Darbey, G. — Bristol. 1882. 1910
Ein Geigen- und Bogenmacher, der seine Werkstatt, die
er »Cremona house« nennt, 1882 eröffnete. Er ist der
Erfinder und Verfertiger eines Saiten-Mikrometers.
Darche, Charles-Fran^ols. — Brüssel. Geb. In
Mirecourtum 1820, f 1874
Jüngerer Bruder von Nicolas Darche. Er kam in
jungen Jahren zu N. F. Vuillaume, als dessen Schüler
er gelten kann, und machte sich 1845 in Brüssel selb-
ständig. Seine Arbeit war im ganzen gut, der Lack aber
mager und der Ton oft dumpf, was wohl hauptsächlich
daher kam, daß er das Holz durch chemische Prozesse
alt machen wollte und dadurch verdarb. Er verbrauchte
überhaupt viel Zeit zu allerlei Versuchen und Erfin-
dungen, dazu gehören auch Violoncelli mit fünf Saiten
u. dgl. Als Reparateur war er jedoch wegen seiner sorg-
samen und treuen Geduldsarbeit ungemein geschätzt.
Darche, Joseph. — Brüssel. Geb. um 1824 in
Mirecourt, f 1867
Jüngster Bruder von Nicolas D. Nachdem er in Mire-
court ausgelernt hatte, kam er zu N. Vuillaume nach
Brüssel, machte sich da 1854 selbständig und galt als
geschickter Geigenmacher.
Darche, Hilaire. — Brüssel. Geb. in Brüssel
1862
Sohn von Joseph D. Seine erste Lehrzeit machte er in
Mirecourt durch und kam dann drei Jahre später nach
Brüssel zurück, wo er unter der Leitung eines Geigen-
machers, der 30 Jahre lang bei Vuillaume gearbeitet
hatte, seine Ausbildung vollendete. Im Jahre 1886 er-
öffnete er seine eigene Werkstatt und führte sie allein
bis 1894 fort; dann verband er sich mit seinem Bruder
zu der Firma »Darche Freres«. (Der Bruder ist jedoch
nicht Geigen-, sondern Klaviermacher usw.) Er baut
nach Stradivarl, Guarneri und Maggini und ist Geigen-
macher des Konservatoriums.
Geigenzettel: Hilaire Darche, Luthier / du Conser-
vatoire Royal de Bruxelles. / L'An 19 . . (gedruckt).
Darche, Nicolas. — Aachen. Geb. um 1815,
t 1873
Er soll in seiner Vaterstadt Mirecourt gelernt haben und
ließ sich, nachdem er in Brüssel eine Zeitlang gearbeitet
hatte, gegen 1840 in Aachen nieder. In seiner ersten
Zeit berechtigte er zu schönen Hoffnungen und baute
nach den Modellen von Stradivari, Guarneri und
Maggini mit Geschick und Verständnis. Damals ver-
wendete er auch dicken, roten Ollack und erzielte eine
bemerkenswerte Klangschönheit. Er verlangte 1844 für
eine Geige 35 Taler, für ein Violoncello 70 Taler.
Später ergab er sich dem Trünke, und seine Arbeiten
aus den sechziger Jahren kommen höchstens noch der
Mirecourter Durchschnittsware gleich; ja es ist wahr-
scheinlich, daß er nur noch Mirecourter Schachteln
verarbeitete. In den letzten Jahren seines Lebens
arbeitete er überhaupt nichts mehr.
Geigenzettel: N. Darche Luthier / ä Aix la Chapelle /
1852 (gedruckt).
Darche, Paul. — Brüssel. Geb. um 1846,
t 1881 in Brüssel
Sohn von Gh. F. Darche und dessen Nachfolger. Seine
Lehrzelt machte er in Mirecourt durch und arbeitete
dann im väterlichen Geschäfte. Er war nicht unge-
schickt sowohl im Neubau wie In der Herstellung alter
Geigen.
Dardelli, Fra Pietro. — Mantua. 1497. 1500
Ein Franziskanermönch, der sowohl schöne Lauten als
Violen gemacht hat. Er stand seinerzeit in hohem An-
sehen und wurde von Fürsten beschäftigt. Fetis erwähnt
und beschreibt eine seither verschwundene Laute, die
Dardelli für die Herzogin von Mantua gemacht haben
soll. Daß die seinen Namen tragenden Gelgen echt sind,
erscheint durchaus zweifelhaft. Vgl. auch Bertolotti, La
Musica in Mantova (1400—1600) Mailand, Ricordi &
Co., S. 17. 18.
D'Argent, Michel. — Mirecourt. 1750
Nur von A. Jacquot erwähnt.
Dassigny, Jacques. — Mirecourt. 1774. 1779
Bogenmacher.
Darte, Auguste. — Mirecourt. 1865. f 1888
Schüler, Schwiegersohn und Nachfolger von Nicolas
Vuillaume. Eine Zeitlang arbeitete er als Gehilfe bei
J. B. Vuillaume in Paris. Seine Geigen sind gute Mire-
courter Durchschnlltsware.
Daum, Karl Mathias. — Wiener-Neustadt.
Geb. 20. April 1825, f 15. Mai 1870 m
Wiener-Neustadt
Sohn von Mathias D. Schüler von Anton Fischer in
Wien, bei dem er bis 3. September 1843 lernte. Er ar-
beitete dann bei verschiedenen Meistern, übernahm
1855 die väterliche Werkstatt und heiratete 1860 Fran-
clsca Pajer, die Tochter eines Fleischhauers aus Rcpcze
Szemere in Ungarn. Er war nicht ungeschickt, wenn
er auch seinem Vater nicht gleichkam, und ist zu früh
gestorben, um sich ausreifen zu können. Seine Witwe
heiratete 1872 den Geigenmacher Fr. Hiller.
Daum, Karl Wilhelm. — Pressburg, Wiener-
Neustadt, Barmen. Geb. 19. Sept. 1860
Sohn von Karl Mathlas D. Er verlor seinen Vater schon
im zehnten Lebensjahre, erlernte die Geigenmacherei
bei seinem Stiefvater Franz Hiller und ging dann nach
Ungarn, von wo er erst 1901 wieder nach Wiener-Neu-
stadt kam und sich als Geigenmacher niederließ. Vor-
D,
'auni
Day
95
her war er von 1888—1889 in Preßburg ansässig. Er
besitzt noch Werkzeuge, die sein Großvater von Mich.
Stadimann geerbt hatte. Im Jahre 1902 verließ er
wieder seine Heimat, ging nach Deutschland und ar-
beitete 1906 in Barmen usw.
Geigenzettel: Carl Daum / Musik-Instrumenten-Er-
zeuger / Preßburg Schöndorfergaße 6. (gedruckt).
Daum, Mathias. — Wiener-Neustadt. Geb.
24. Febr. 1789 in Kaidling (Herrschaft
Pöltenberg in Mähren), f 10. Dez. 1855 (am
Schlagfluß) in Wiener-Neustadt
Sohn eines Schullehrers und Schüler von Franz Jos.
Wassermann in Znaim. Von 1809—1811 arbeitete er
bei Johann Ertl in Wien und von 1812—1813 bei
Michael Stadimann, bei dem er bis zu dessen Tode
blieb. Stadimann versprach ihm >>als dem emzigen
Subjekte, welches ihm das Geschäft während der
Krankheit führte und bis ans Ende bei ihm aus-
harrte«, sein Geigenmacherwerkzeug und die Gewölbe-
(Laden-)elnrichtung samt Holzvorräten, dieDaumauch
wirklich erbte. Damals hatte Magnus Eberle seine
Werkstatt in Wiener-Neustadt aufgegeben, weshalb
Daum am 3. Juni 1813 bat, ihm dessen Gewerbe obrig-
keitlich zu verleihen, was ihm bereits am 1 1 . Juni be-
willigt wurde. Am 14. Febr. 1814 legte er den Bürger-
eid ab und heiratete am 17. Juni 1821 die Bürgerstochter
Anna Pflieger, von der er sechs Kinder bekam. Er
war ein tüchtiger Meister und den besten Wienern
ebenbürtig. Geigen von ihm zeichnen sich durch kräf-
tigen, gleichmäßigen Ton und schöne Form aus. —
Sein Name kommt auch »Thaum« geschrieben vor.
D' Avenia, Carlo. — Neapel. 1788
Vielleicht ein Schüler von AI. Gagliano. Prof. Dr. A.
Bensande in Lissabon besitzt ein Violoncello von ihm
mit geschriebenem Zettel.
D'Avenia.L. — Neapel. 1888
War auf der Musikausstellung zu Bologna mit zwei
außergewöhnlich fein durchgeführten Mandolinen ver-
treten; die dabei zu lesende Bemerkung: »Di materie
chimiche« gibt allerdings ein Rätsel auf.
David. — Paris. 1730
Nach Vidal u. a. ein Zeitgenosse von Pierray; Grillet
erwähnt nur den Namen und das Jahr: nach Hart »Hof-
lautenmacher Louis' XVI.«, nach anderen »Lieferant
der Hofmusik«. Übereinstimmend wird seine Arbeit
als gewöhnlich bezeichnet. Da die Quelle nicht ange-
geben wird, aus der diese Angaben geschöpft sind, und
da mir nie Arbeiten von der Hand dieses David vor-
gekommen sind, liegt möglicherweise eine mißverständ-
liche Auffassung der Firma »Au roy David«, die ja
vielfach gebraucht wurde, vor. »Au roy« wurde viel-
leicht auf Louis XVI. bezogen und »David« als Name
gelesen.
David, Claude-Joseph. — Dijon. 1851
Kleiner Geigenmacher, der hauptsächlich von Wieder-
herstellungsarbeiten lebte.
Davidson, Hay. — Huntley. 1870
Wenig hervorragender Geigenmacher aus dem letzten
Drittel des 19. Jahrhunderts.
Davidson, Peter. — Forres (Schottland). Geb.
1834inSpeyside. 1886
Er war Steuerbeamter und ist 1886 nach Louisville
(Georgia, Am.) ausgewandert. In seinen freien Stunden
machte er viele Violinen nach den Modellen von Stradl-
vari und Guarneri, die er mit einem roten ÖUack versah.
Er veröffentlichte auch eine Schrift über den Geigen-
bau, die 1895 in Amerika in 3. Auflage erschien.
Davidson, William. — Edinburgh. Geb. 1827
in Muckhart, Perthshire
Er machte aus Liebhaberei über 30 Geigen usw. und
erhielt in Glasgow 1890 hierfür ein Diplom zweiter
Klasse.
Geigenzettel: William Davidson ,' Edinburgh. 1890.
(geschrieben).
Davies, Thomas. — Birmingham. 1900
Englischer Streichinstrumentenmacher der Gegenwart.
Davini, Gmstp. — Lucca
Unbedeutender Geigenmacher des 19. Jahrhunderts.
Davis, Charles John. — Milford Haven. 1895
Erfinder eines Bogens mit wellenförmigen Einschnitten
und tellerförmigen Warzen zur Erzielung einer rich-
tigen Fingerlagerung.
Davis (Davies), Richard. — London. Geb. um
1 790 in Bussage bei Stroud, f daselbst April
1836
Er begann seine Laufbahn als Geigenmacher bei Norris
& Barness und übernahm nach Norris' Tod 1818 das
Geschäft. Er hat nur sehr wenig gearbeitet und war
zeitlebens mehr Händler als Geigenmacher. Mit seinem
Neffen William zusammen fertigte er auch viele Gi-
tarren an.
Davis, William. — London. 1836. 1846
Gleich seinem Oheim Richard D., dessen Geschäft er
1836 übernahm, fast nur Händler und Reparateur. Er
wohnte Coventry Street. Die neuen Geigen, die er
bauen ließ, waren Maucotels Arbelt. Im Dezemberl846
verkaufte er das Geschäft an Edward WIthers und zog
sich in seinen Heimatort Bussage zurück.
Davoux, Claude. — Mirecourt. 1761
Arbeiten von ihm sind noch nicht zum Vorschein ge-
kommen.
Day, John Dr. — London. 1887
Ursprünglich Violinvirtuose, Schüler von Ch. Beriot
und Mitglied der könlgl. Hauskapelle, verwendete er
jahrelanges Studium auf den Geigenbau und brachte es
darin zu so seltener Meisterschaft, daß seinen Geigen,
die er jedoch nie für den Handel bestimmt und nie ver-
kauft hat, u. a. von John Broadhouse (Vlolins, old &
new) nachgerühmt wird, daß sie den besten Stradivari-
Gelgen an Tonschönheit gleich kämen (?).
96
De Andrade — Deconetti
De Andrade, Francisco G., lebt als Saiten-
instrumentenmacher in Rio de Janeiro
Dearlove, Mark. - Leeds. 1812. 1820
Wenig hervorragender Geigenmacher, dessen Arbeiten
höchstens als Schülergeigen gelten können.
Dearlove, Mark William. — Leeds. Geb. um
1800, t nach 1864
Sohn und Schüler von Mark D. Er verstand es, das
väterliche Geschäft in die Höhe zu bringen, und be-
schäftigte viele, später angesehene Geigenmacher, so
Absam, Gough und auch John Fryer, mit dem er sich
um 1828 verband. — Seine Violoncelli sind recht gut.
Geigenzettel : Dearlove and Fryer / Musical Instrument
Manufacturers / Boar Lane Leeds 1828 (gedruckt).
Deblaye, Albert Joseph. — Mirecourt. Geb.
1874 in Bonzemont
Er fand seine Ausbildung in Mirecourt, wo er sich
dauernd niederließ, als er sich im Jahre 1900 selbstän-
dig machte. Seine Arbeit ist gut; er verwendet eine
Brandmarke mit semem Namen.
De Blosy, Nicolaus. — Neapel. "1793
Wenn er nicht zu der Familie de Blasio gehört, war er
vermudich ein belgischer oder französischer Lauten-
macher, der sich in Neapel niederließ und sich der
dortigen Schule anschloß. Eine neapolitanische Gitarre
von ihm aus der Sammlung Snoeck besitzt die staat-
liche Sammlung alter Musikinstrumente in Berlin.
Geigenzettel : Nicolaus De Blosy fecit Napoli / In rua
Catalana al n« 13. A. D. 1793 (gedruckt).
Debruyn, J. B., lebte im 19. Jahrhundert in
Brüssel
Decaniis, Nunzio. — Florenz. 1789
Ein reisender Gaukler, der sich Professor der »Mecha-
nik und Optik« nannte, und bei seinen Kunststückchen
auch Geigen ruinierte. Vgl. de Piccolellls, S. 26 ff.
Decante, Jacques. — Jenzat. Geb. 14. Jan.
1798 oder 1801, f 5. Nov. 1884
Er begründete 1820 die von seinem Schwiegersohn
Callhe-Decante noch heute fortgeführte Fabrik und
baute gute Leiern im Stile Pajots.
Dechler s. Tecchler
Deckert, Beatus Friedrich Christian. — Groß-
breitenbach. Geb. 17. Okt. 1817, t 9.JuH
1882
Sohn und Schüler von Georg Nlk. D. Er machte, wie
sein Vater, Instrumente aller Art, kam ihm aber nicht
gleich.
Deckert, Georg Nikolaus. Großbreitenbach.
Geb. 26. Febr. 1772, t 7. Juni 1844
Ein vielseitiger Instrumentenmacher, der anfangs Gei-
gen, dann Gitarren und zuletzt Klaviere baute. Er er-
freute sich eines gewissen Rufs, so daß ihn sowohl
de Piccolellls als auch Fetis erwähnen. Seine Klaviere
waren sehr billig und dabei gut. Seine erste Frau war
eine geb. Schüller, seine zweite eine geborene Meisel-
bach. Er hatte sechs Töchter und einen Sohn, dieser
wurde sein Nachfolger.
De Clerq, Gh. — Oudenaarde. 1860. 1882
Ein Bürstenmacher, der aus Liebhaberei auch Geigen
gebaut hat, die nicht schlecht sind.
Decol, Jean-Dominique. — Mirecourt. 1772
Bisher nur urkundlich nachgewiesen.
Decombe. — Paris. 1789. 1800
Er erwarb um 1789 das von der Witwe fortgeführte
Geschäft Salomons, in dem er vielleicht vorher schon
als Werkführer tätig war. Er verlegte die Werkstatt und
den Laden nach dem Qual de l'Ecole Nr. 14 und im
Jahre Vll an die Ecke der Ecole de Medecine. Er führte
nunmehr das Schild: »A l'accord parfalt*. Ob er je
Geigen selbst gebaut hat, steht nicht fest, doch betrieb
er einen ausgedehnten Musikalien- und Instrumenten-
handel. — Nicht zu verwechseln mit De Comble.
De Comble, Ambroise. — Tournay. 1740.
1785
Einer der berühmtesten vlämischen Geigenbauer, der
einer alten Musikerfamilie entstammte^). Er war jeden-
falls auch selbst Musiker und ist als solcher in seiner
Jugend als Stipendiat möglicherweise nach Italien ge-
kommen. Daß er aber ein Schüler von Stradivan ge-
wesen sei, wie Fetls (der den Namen Irrig De Combre
schreibt), behauptet, dagegen spricht sowohl die Arbelt
De Combles, als auch die Zelt, in der er nachweisbar
gelebt hat. Immerhin baute er nach Italienischen Vor-
bildern, aber er war sorglos In der Wahl des Holzes,
vernachlässigte alle Nebensachen und war unsauber In
der Arbelt; dagegen war sein Lack meist gut. Er gab
der Decke gerne einen gelben und dem Boden und
den Zargen einen roten Lack. Sein Patron ist eher groß
als klein, die Wölbung flach, der Rand dick und die
Einlage ungewöhnlich dünn. Der Ton ist fast immer
voll und gut. Im Selhofschen Auktionsverzeichnis(Haag
1759) werden Geigen und Violoncelli von ihm aufge-
zählt; ein Vloloncell aus der Snoeckschen Sammlung
(Nr. 587) befindet sich in Berlin. Ein Streichquartett
von ihm besaß der Prinz Caraman-Chimay.
Gelgenzettel : Abb. 1 70.
I
Deconetti (Deconet), Giov. Battista. — Vene-
dig. 1720. 1742
Der Name wird gewöhnlich Deconet geschrieben.
Vielleicht war er der Vater des bekannteren MIchele
Deconet.
Er wendet ähnliche Formen wie Nie. AmatI an; nur
zieht er eine höhere Wölbung vor.
Geigenzettel: Gio. Bapt. Deconet fecit Venezia 17 . .
(gedruckt).
^) Schon 1 505 kommt ein Pleter de Comble als Trom-
peter vor.
I
Deconetti — De Lacroix
97
Deconetti, Mlchele. — Venedig. Padua. 1752.
1795
VielleicKt ein SoVin von Gio. B. D. Wie dieser schreibt
er seinen Namen gewöhnlich *Deconet«. Vom Jahre
1 790 an hat er in Padua gearbeitet, wo er schon früher
( 1 772) vorübergehend ansässig war. Er hatte ein breites,
flaches Modell. In den Umrissen ahmte er öfter Jos.
Guarneri, manchmal auch Stradivari ohne besonderen
Schwung nach, sein rotbrauner Lack ist dagegen dem
des Montagnana, für dessen Schüler man ihn hält, un-
gemein ähnlich. Er war sehr fleißig, weshalb er auch
vielerlei Zettel gebrauchte, bei denen die beinahe stets
wechselnde Schreibweise des Taufnamens auffällt
(Michele, Michaele, Michiel, Michael, Micael ussv.).
Eine Geige von ihm mit der Jahreszahl 1786 besitzt
Wrede in Lüneburg.
Geigenzettel: Michele Deconet / fecit Venezia 1775 (ge-
druckt). — Michiel Deconet / Fecit Venetij. Anno /
1786 (gedruckt) und Abb. 180.
Defresne, Pierre. — Rouen. 1731. 1745
Er lernte in Paris und ließ sich 1 73 1 in Rouen nieder,
wo er in allerlei Zunftstreitigkeiten verwickelt wurde.
Man wollte ihm u. a. nicht gestatten, daß er sich auf
dem Schild über seinem Schaufenster einen Meister
von Paris nenne usw. Schließlich setzte er seine Auf-
nahme in die Zunft dennoch durch; er berief sich dabei
auf ein »Brevet de Monseigneur de Luxembourg«.
Seine Violinen sind nicht übel im Aussehen und in der
Arbeit.
Geigenzettel: Fait par moi Pierre Defresne, maistre
luthier de Paris / demeurant rue N^^ St. Lö ä Rouen
1 737 (gedruckt).
Degani, Domenico. — Montagnana. Geb. um
1820, t 1887
Geschickter Musikinstrumentenmacher, der Geigen,
Gitarren und Mandolinen machte, deren Ton gelobt
wird, die aber der Billigkeit halber meist sehr einfach
ausgeführt sind ; so fehlt den meisten seiner Geigen die
Einlage am Rand. Eine Lyra von ihm besitzt C. Clau-
dius in Kopenhagen.
Geigenzettel: Degan Domenico / fecit in Maggio 18 . ./
Montagnana (gedruckt).
Degani, Eugenio. — Venedig. Geb. 20. Mai
1 840 zu Montagnana (Prov. Padua)
Seit seinem zehnten Jahre Schüler seines Vaters, ging
er, 16 Jahre alt, um sich im Orgelbau auszubilden, zu
dem Orgelbauer Domenico Malvestio in Montagnana,
bei welchem er von 1856 — 1866 arbeitete. Während des
Krieges von 1866 mußte er, um sein Leben zu fristen,
Flinten machen, wozu ihn seine technischen Fertig-
keiten befähigten. Im Jahre 1877 machte er sich in
seinem Geburtsorte selbständig und siedelte 1 887, nach-
dem er sich als Geigenmacher bereits einen Namen ge-
macht, nach Venedig über. Er baut nach eigenem Mo-
dell, versieht seine Geigen mit fünf Einlagespänen (drei
schwarzen und zwei weißen) und hat auch eine be-
sonders gestochene Schnecke, doch kopiert er auch alte
Meister. Sein Lack, dessen Zusammensetzung sein Ge-
V. Lü tg-e ndo rf f , Gcig-eii- und Lautenmaclier. Bd. II
heimnis ist, wird sehr gelobt. Er besitzt mehr als 1 5 Me-
daillen von den Ausstellungen in Treviso, Rovigo, Mai-
land, Arezzo, Neapel, Turin, Paris, London, Chicago,
Mailand, Palermo, Bologna usw. usw. und gilt als treff-
licher Lehrer seiner Kunst. Seit 1898 lautet seine Firma
Eugenio Degani & Figlio.
Geigenzettel: Abb. 154.
Degani, Giulio. — Venedig. Geb. in Mon-
tagnana 1875
Schüler seines Vaters, dessen Geschäftsteilhaber er jetzt
ist. Er arbeitet im Stile seines Vaters.
Degen, F. — Zürich
Ein Zitherlehrer, der im Jahre 1896 ein Musikinstru-
mentengeschäft begründete, in dem auch Geigen repa-
riert werden.
Degroot, Romain. — Quaregnon. 1900
Ein Bildhauer, dessen aus amerikanischem Nußbaum-
holz gefertigte Geigen als interessante Versuche gelten
können.
Dehaye s. Deshayes
De Haven, Frank. — New York. Geb. in
Bluff ton (Indiana) 1856
Ein berühmter amerikanischer Landschaftsmaler, der
aus Liebhaberei im Jahre 191 1 angefangen hat, Geigen
und namentlich Violen zu bauen, und es dann zu großer
Vollkommenheit gebracht hat. Er hat sich ein eigenes
Modell gebildet, nimmt die Wölbung flacher als Stradi-
vari, hat eigenartige lange F-Löcher und einen elasti-
schen orange- bis rotbraunen Lack eigener Zusammen-
setzung von sehr guter Beschaffenheit. Der Ton seiner
Geigen ist kräftig und edel.
Dehmal (Dejmal), Anton. — Wien
Blech- und Streichinstrumentenmacherfirma der Ge-
genwart.
Dehommais. — Paris
Von 1876 — 1882 Teilhaber der Firma Dehommais &
Germain. Er war ein Liebhaber, der sich durch seine
Untersuchungen des Geigenlacks ein Verdienst erwarb,
aber selbst kein gelernter Geigenmacher.
Deininger, Charles. — Paris. 1851
Wahrscheinlich ein Deutscher, der sich in Paris nieder-
gelassen hat, aber nicht hervorgetreten ist.
Deistler, Joseph. — Schönbach b. Eger. 1826
1830
Einer der besseren Geigenmacher seines Orts. Seine
Nachkommen sind meist Zithermacher geworden.
Delaborne. — Paris oder Mirecourt (?). 1819.
1823
Nur als Gitarrenmacher bekannt. Er baute Gitarren für
»doppeltes Spiel« und mit Registern.
De Lacroix s. Lacroix
7
98
Delaine — Deleplanque
Delalne, Jean. — Mirecourt. 1789
Wird als Bogenmacher erwähnt.
De L'Air (Marquis) s. Charles II. Claudot
De La Mothe (Motte), Jacques. — Paris. 1 606
Ein Lauten- und Geigenmacher, der auch unter seinen
Landsleuten und Zeitgenossen nur einen dritten Rang
einnimmt.
De La Noue, Matthieu (gen. Mathelin). —
Lyon. 1523-1555
Er war Instrumentenmacher und »Fleustier« und hat
wohl nur Holzblasinstrumente gemacht.
Delanoy, Alexandre. — Bordeaux. Geb.
15. Mai 1850 in Mirecourt
Schüler von Buthod, arbeitete drei Jahre lang bei
Vuillaume und wurde 1880 Nicolas Vaillants Nach-
folger in Bordeaux. Er baut nach den Traditionen von
J. B. Vuillaumes Werkstatt, den er als seinen eigent-
lichen Lehrer ansieht, kopiert ein Stradivan-Modell
und verwendet Vuillaumeschen Ollack. Seine Arbeit
zeichnet sich durch Genauigkeit und künstlerische
Durchführung aus, weshalb er auch mehrere goldene
Medaillen erhielt. Er ist ein erfahrener Kenner alter
Instrumente, mit denen er Handel treibt. Er erfand
auch eine den Bedürfnissen der Kolonien entsprechende
Geige.
Geigenzettel : A. Delanoy / Bordeaux / Medailles d'or.
18 . . (gedruckt). — A. Delanoy / Eleve de J. B. Vuil-
laume. / Medailles d'or. / Bordeaux 189! (gedruckt).
De Lannoy, H. J. — Lille. 1740. 1775
Er wohnte 1 747 Petite Place, au-dessus des Halles und
seit 1752 »Dessus les ponts de Comines«. Seine Arbeit
ist sehr gut, das Holz schön, der Lack gelb.
Geigenzettel: H. J. de Lannoy, sur la petite place / au
dessus des halles, ä Lille 1 747 (gedruckt) und Abb. 151.
De Lannoy, L. — Lille. 1828. 1835
Wahrscheinlich ein Sohn von H. J. De L. Er beschäf-
tigte sich hauptsächlich mit dem Ausbessern alter Gei-
gen usw.
Geigenzettel: Repare par L Delannoy / ä Lille en 1835
(gedruckt).
Delannoy (De Lannoy), Henri-Joseph. —
Brüssel. 1778. 1791
Wahrscheinlich der Enkel von J. de Lannoy. Seine
Geigen und Bratschen werden gelobt. C. Mougenot be-
sitzt ein Alto von ihm aus dem Jahre 1 778.
Geigenzettel : Henncus Josephus de Lannoy / Bruxel-
lensis anno 1 778 (gedruckt).
Delannoy (Delanoix), F. J. »le fils<
1760. 1783
Brüssel.
Der Sohn von J. D. und wahrscheinlich Schwiegersohn
von Lefebre. Er war Hoflautenmacher. De Croes
schreibt 1 783 von ihm, als er ihn als Nachfolger von
Michiels vorschlägt: . . . »seul et unique bon ouvrier
dans ce genre d'ouvrages que je connaisse . . .<< Seine
Geigen sind gut gearbeitet. Eine sechssaitige Laute von
ihm aus der Sammlung Snoeck befindet sich in Berlin.
Delannoy (De Lannoy), J. — Brüssel. 1744.
1745
Wahrscheinlich der Stammvater der Brüsseler Familie
seines Namens. Er wohnte in der Bourgendaele und
baute hübsche Gamben, Violoncelli und Alti.
Delanoe, Pierre Jean. — Paris (?). 1754
Er wird nur selten erwähnt und scheint nicht viele
Geigen angefertigt zu haben.
Delany, John. — Dublin. 1808
Er ahmte zwar die Italiener recht gut nach, doch scheint
er ein allzu starkes Selbstbewußtsein gehabt zu haben,
denn nach seinem Zettel baute er seine Geigen, um sein
Andenken in künftigen Zeiten zu erhalten. In unseren
Tagen hätte er sie wohl »ein Dokument irischer Kunst«
genannt.
Geigenzettel : Made by John Delany / N° 1 7 Britain
Street / Dublin 1808 (gedruckt). — Made by John De-
lany / In Order to perpetuate his memory in future ages/
Dublin 1808 /Liberty to all the world / black and
white (gedruckt).
Delarche. — Rouen. 1912
Wenig bekannt.
Delau (Deleau), Lucien. — Rouen. 1836. 1858
Er ist nur als Nachfolger Charottes bekannt, dessen Ge-
schäft er in der Rue Beauvoisine Nr. 36 mit Pierre-Na-
poleon Jeandel und nach 1848 allein fortführte, und hat
sich auf das Ausbessern alter Instrumente beschränkt.
Nach seinem Tode wurde sein Sohn, der jedoch kein
Geigenbauer ist, sein Geschäftsnachfolger.
Delaunay. — Paris. 1775
Nach einer hübschen Vielle, die das Pariser Konserva-
torium (Nr. 213) von ihm besitzt, zu urteilen, war er
ein geschickter Meister.
Delepierre, Jules. — Paris. 1895. 1898
Er war nicht ungeschickt. Seine Werkstatt übernahm
1 898 Leon Leroy.
Deleplanque, Gerard J. — Lille. 1760. 1790
Ein sehr geschickter Lauten- und Geigenmacher. Er
wohnte erst Marche aux poulets, pres le Marche aux
poissons, seit 1768 in der Grande Chaussee au com de
Celle des Dominicains und gegen 1790 Place de Ribour,
pres l'Hotel de Ville. Er war sorgfältig in der Arbeit
und fleißig, so daß seine Werke ziemlich häufig vor-
kommen, freilich häufiger Pandoren, Lauten und
Zithern, als Geigen. Verschiedene Instrumente von ihm
befinden sich in den Sammlungen der Konservatorien
in Paris und Brüssel, sowie bei Snoeck, bei Heuckart
und bei W. Heyer in Köln. Das Holz ist meist sehr
schön, der Lack rötlichgelb. Er gebrauchte verschiedene
Zettel und führte erst in seineo letzten das Schild »Au
violon de Cremone« an.
Geigenzettel: Gerard Deleplanque, luthier, / ä Lille
(geschrieben) und Abb. 172.
Delette — De Planche
99
Delette, Jean-Baptlste. — Mirecourt. 1777.
1789
Nur dem Namen nach bekannt. Sein Bruder Charles D.
war Bogenmacher.
De Llgne, Laurentius Josephus. — Antwerpen.
1747. 1752
Guter Vertreter der Antwerpener Schule, der oft nur
auf die äußere Ausstattung seiner Arbeiten Wert legte,
Löwenköpfchen am Wirbelkasten anbrachte usw. Eine
Violine und ein Violoncell von ihm aus der Samm-
lung Snoeck befmden sich in Berlin.
Geigenzettel : Laurentius Josephus De Ligne fecit /
Antwerpiae 1732 (gedruckt).
Delivet, Auguste. — Paris. Geb. 24. Dez. 1861
in Mirecourt
Großneffe von Victor Rambaux, Schüler von Chardin
in Mirecourt, kam 1887 nach Paris zu H. C. Silvestre,
bei dem er bis 1892 blieb. Er eröffnete hierauf in der
Rue de Paris 10 seine eigene Werkstatt und macht neue
Geigen, die wegen ihrer sorgfältigen Arbeit und ihres
guten Tones beliebt sind ; auch als Reparateur wird er
geschätzt. Für feine Instrumente verwendet er OUack.
Er baut auch alle anderen Saiteninstrumente und be-
sonders solche für musikalische Clowns, die sich durch
Originalität auszeichnen. Er besitzt viele Auszeich-
nungen und ist Offizier der .Akademie.
Geigenzettel: A. Delivet: Luthier / exouvrier de
H. C. Silvestre / Paris Annee 189 . . N^ . . . (gedruckt).
Deller, Jakob. — Schönbach b. Eger. 1826
Seine Violinen und Violen sind von handwerksmäßiger
Arbeit, sonst aber gut.
Delphin. — Mirecourt. 19. Jahrhundert
Er datierte seine Geigen, wie viele Mirecourter, aus
Paris oder wählte einen Zettel, der wenigstens den
Schein erwecken könnte, als hätte man eine Pariser
Geige vor sich.
Geigenzettel: Abb. 175.
Demercier, A., lebte im 1 9. Jahrhundert in Gent
Demouchi, P. — Lyon. 1618. 1633
Seine Arbeit erinnert an deutsche Vorbilder. Eine Baß-
viola von 1618 befindet sich in Berlin (Sammlung
Snoeck Nr. 485) : sie zeigt einen braunschwarzen Lack
und ein geschnitztes Köpfchen. Eine Viola da Gamba
von 1633 von ihm ist im Nationalmuseum in München
(Nr. 121) mit C- statt F-Löchern; der Name ist hier
De Mouchi geschrieben.
Geigenzettel: P. Demouchi / ä Lyon 1618 (gedruckt).
Dengl s. Tängel
Denis, Christophe. — Mirecourt. 1740
Nur urkundlich genannt.
Denis, Jean-Baptiste. — Mirecourt. Luneville.
1737. 1739
Er soll nicht ungeschickt gewesen sein.
Denitor s. Devitor
Denizot. — Tours. 1828. 1829
Er stammte aus Mirecourt, war hauptsächlich als'
Reparateur tätig und scheint Mirecourter Geigen ver-
kauft zu haben.
Geigenzettel : Repare par Denizot / Luthier ä Tours
1828.
De Loeuvre, Honore.
1551
Als »faiseur d'espinettes« bezeichnet. (Vgl. Coutagne,
i Duiffopr.) Doch soll ein Sammler in Lyon auch eine
' Laute mit seinem Namen besitzen (?).
Deloir. — Bayeux. f vor 1899
Ein Geigenmacher, der ein gutes Geschäft hatte, das
seine Witwe fortsetzt.
De Lorenzi s. Lorenzi
De Losy s. Losio
Del Perugia, Ferdinando. — San Cresci. Flo-
renz. Geb. 16. Nov. 1857 in Petriolo bei
Bruzzi (Florenz)
Einer der besten Mandolinenmacher der Gegenwart.
Seit 1872 verlegte er sich auf den Bau von Mandolinen
und Gitarren und kam bald zu großem Ansehen. Seit
1 899 arbeitet er ausschließlich für die Firma C. Schm.idl
& Co. in Triest und Wien. Del Perugias Mandolinen
sind tadellos ausgeführt und mehrfach auf Ausstellun-
gen ausgezeichnet worden.
Denizot, Jean-Claude und Nicolas. — Mire-
Lyon. 1523. t vor court
Zwei Geigenmacher, von denen der eine von 1 747 bis
1773, der andere von 1760 — 1785 vorkommt.
Dennis, Jesse. — London. Geb. 1795, f nach
1855
Er lernte von 1805 an bei John Crowther und arbeitete
später bei Matthew Furber; 1855 wohnte er noch in der
Eweherst Str. Walworth Common. Er brachte es nur
zu handwerksmäßiger Fertigkeit.
Depelerin, S. S. — Tournay. 1755
C. C. Snoeck besaß eine Violine von ihm und las den
Namen unrichtig »Depelehin<'.
Depine, G. — Modena. 1774
Geigen mit diesem sehr zweifelhaften Namen kommen
im Hände! in England vor. In Modena war nichts
über einen Geigenmacher dieses Namens zu ermitteln.
(Vgl. übrigens Sapino!)
De Planche, Pierre. — Paris. 18. Jahrhundert
Sein Name fand sich bisher nur in einer sechssaitigen
Viola. Er war mit La Lae (s. d.) verbunden.
7*
100
De Poilly — Desideri
De Poilly, Guillaume. — Ypem (Belgien). 1672
Ein tüchtiger Meister, von dem sich aus der Sammlung
Snoeck eine Taschengeige mit fünfkantigem Boden in
Berlin befindet, die den Zettel trägt : Faict A Ypre / par
Guillaume De Poilly 1672 (gedruckt).
Derazey, Jean-Joseph-Honore. — Mirecourt.
Geb. 1794 in Darney, f 23. April 1883
Bevor er sich in Mirecourt als Fabrikant selbständig
machte, arbeitete er einige Jahre in Paris bei verschie-
denen Meistern. Seine Geigen, gewöhnlich nach Stradi-
vari, seltener nach Amati gemacht, sind aus gutem Holz
und tragen eine Brandmarke mit seinem Namen, die
freilich oft nur nach Öffnung der Geige zu finden ist.
In seiner Fabrik wurden schon 1846 jährlich an 600
Geigen hergestellt, die er zu Preisen von 5 — 150 Francs
verkaufte. Schon 1855 und 1862 hat er in Paris und
London Medaillen erhalten. Die Schülergeigen, die
J. B. Vuillaume in seinem Laden verkaufte, ließ er bei
Derazey herstellen.
Derazey, Just.-Amedee. — Mirecourt. Geb.
28. Juni 1839, t 22. Jan. 1890
Sohn, Schüler und Nachfolger von J. J. Honore D. und
Geigenfabrikant wie dieser. Im Jahre 1864 kaufte er
von der Witwe das Geschäft von Joseph Nicolas fils mit
allen Werkzeugen und Vorräten und machte von nun
an einen größeren Unterschied zwischen Geigen, die er
selbst machte, und solchen, die nur Werkstattarbeit
waren. Die letzteren erhielten den Firmastempel Nico-
las. Sein Holz ist ziemlich gut, der Lack dagegen spröde
und bald unscheinbar. Sein Geschäft ging auf P. Mou-
genot über, der jetzt beide Brandmarken verwendet. —
Er soll auch eine Niederlage mit Werkstatt in Nancy
gehabt haben.
Geigenzettel: Just Derazey, Luthier / ä Mirecourt,
Vosges. 18 . . (gedruckt, die Jahreszahl geschrieben).
Deroux (»Deroux pere«), Georges. — Mire-
court. Geb. in Mirecourt 1822. f 1889 in
Reims
Schüler von Honore Derazey und wahrscheinlich der
Erikel eines schon 1 760 vorkommenden Geigenmachers
Nicolas D. Einer der besseren Mirecourter Meister, der
sich 1846 selbständig machte. Wenn er auch viel für
den Markt gearbeitet hat, so verstand er sich doch
trefflich auf seinHandwerk, was auch viele seiner Schü-
ler, die etwas Tüchtiges bei ihm gelernt haben, be-
weisen, so Seb.-Aug. Deroux, Georges Mougenot usw.
Er gebrauchte einen Brandstempel, schrieb oft auch
seinen Namen mit Bleistift in seine Geigen hinein.
Deroux, Sebastien-August. — Paris. Geb. am
29. Juni 1848 in Mirecourt
Sohn und Schüler von Georges D. Nachdem er drei
Jahre bei Silvestre in Lyon und 1 1 Jahre bei Miremont
gearbeitet hatte, machte er sich 1884 selbständig und
erfreut sich jetzt eines guten Rufs als Geigenmacher
und Reparateur. Er hat bisher über 100 neue Geigen
gemacht und dafür sowohl 1 889 als auch 1 900 Medaillen
erhalten. Er arbeitet nach italienischen Vorbildern und
verwendet OUack.
Geigenzettel: Abb. 166 und 168.
De Santis, Giovanni. — Rom. 1899
Gut eingeführte Mandolinenfabrik, die die Söhne fort-
führen.
Deschamps, Claude. — Paris. 1783. 1785
Er wird als »Luthier« bezeichnet und wohnte in der
Rue de Seine. Arbeiten von ihm kommen sehr selten
vor.
Descquots, Jean. — Mirecourt. 1773. 1781
Nur von A. Jacquot genannter Geigenmacher.
Desgarnets. — Mirecourt. 1 7./1 8. Jahrhundert
Eine Geigenmacherfamilie, als deren Stammvater Jean
L D. angesehen werden kann, dessen 1692 geborener
Sohn und Schüler Louis D. der Vater des 1729 ge-
borenen Nicolas II. war. Ein älterer Nicolas (I.) D.
lebte in den zwanziger Jahren des 18. Jahrhunderts und
Jean II. D. ist von 1722 — 1728 nachweisbar.
Deshayes (Dehaye). — Paris. 1775. 1825
Er nennt sich einen Neffen und einzigen Schüler von
Salomon. Er wohnte zuerst Rue des Saints-Peres und
dann in der Rue de Grenelle-Saint-Honore und führte
das Ladenschild »au Prelude espagnol«. Er scheint
übrigens mehr Händler als Geigenmacher gewesen zu
sein.
Desiato, Giuseppe. — Neapel. 1890. 1900
Em wenig bekannter Geigenmacher, der etwas leicht-
fertig nach dem Gaglianomodell arbeitete, aber gutes
Holz besaß und sich auf den Ton verstand. Er wohnte
1899 noch Via Speransella 174. Auch ein Luigi und ein
Vincenzo Desiato lebten im 19. Jahrhundert in Neapel.
Desiden, An. — Ascoli
Sein Name, ohne Jahreszahl, findet sich ab und zu in
Geigen, die nicht schlecht sind.
Desideri (Desideti?), Pietro Paolo. — Riva (?).
1793. 1837
Seine Arbeiten sind meist sorglos, aber doch mit Talent
ausgeführt. Auf die Wahl des Holzes scheint er kein
großes Gewicht gelegt zu haben, dagegen ist sein dicker,
gelber oder gelbbrauner Lack im ganzen nicht schlecht,
auch die F-Löcher sind sauber geschnitten. Der Ton
ist nicht groß, aber ziemlich edel. Seine älteren Arbeiten
erinnern an die Schule der Guadagnini, die späteren
nähern sich dem Andreas Guarnen-Modell. Ob mit
»Ripe*, wie auf seinen Zetteln zu lesen ist, Riva ge-
meint ist, konnte ich noch nicht feststellen. Im Stadt-
archiv zu Riva war nichts über ihn zu ermitteln. Auch
die Form seines Namens steht nicht einwandfrei fest,
da man auf vielen seiner handschriftlich hergestellten
Zettel oder auf den Inschriften, die er im Innern der
Decke anzubringen pflegte, ebenso gut Desideti wie
Desidcii — De Zorzi
101
Desideri lesen kann ^). Erich Lachmann in Berlin be-
sitzt eine Violine von ihm. Decke und Boden nach der
Schwarte geschnitten ; eine andere besaß Eugen Gärt-
ner, bei der die Decke ebenfalls nach der Schwarte ge-
schnitten war. Der Boden bestand aus beinahe glattem
(ungeflammtem ) Ahornholz.
Geigenzettel: Pietro Paolo Desideri/ feclt Ripe 1837.
(gedruckt).
Desideri, Raffaele. — Ascoli. 18./19. Jahrh.
Reich eingelegte Geigen, Violoncelli und Gitarren von
ihm kommen öfter vor.
Desjardins, Louis. — Caen. 1740. 1780
Er hieß eigentlich Bossard genannt Desjardms. Unbe-
deutender Musikinstrumentenmacher des 18. Jahr-
hunderts, der in den letzten Jahren gemeinschaftlich
mit seinem Schwiegersohne gearbeitet zu haben schemt.
Eine Vielle in einem Gitarrekorpus ist aus der Samm-
lung Snoeck (Nr. 606) nach Berlin gekommen.
Geigenzettel : Faite par Desjardins, Marchand / Lu-
thier, grande rue St.-Jean / ä Caen 1 763 (gedruckt).
Desmarees (Desmaretz), Nicolas. — Mire-
court. 1742. 1783
Nur dem Namen nach überliefert.
Desmoulins. — Paris. 1640. 1660
Im Briefwechsel Const. Huygens (»Corresp. et ceuvres
m.usicales de Const. Huygens, publ. p. W. J.A.Jonck-
bloet et Land, Leyde 1882«) findet sich eine Stelle, in
der ein Lautenmacher dieses Namens erwähnt wird. De
la Barre, an den sich Huygens wegen Ankaufs einer
Laute nach Paris gewendet, schreibt am 15. Oktober
1638: •>. . . ne luy ayant rien communique de la re-
cherche que vous faites d'un excellent LuthdeBologne,
Joint qu'il me semble qu'il estime plus les luths neufs
de Desmoulins . . .« Valdrighi erwähnt ihn gleichfalls
(Nr. 835) und setzt ihn in die Zeit von 1640—1660.
Despines, Alexandre. — Turin. 1828. 1842
Schüler von Pressenda, Gatte der Sängerin Mme Des-
pines. Die Geschichte eines von ihm nach Omobeno
Stradivari gemachten Violoncellos erzählt Alfrede Piatti
in den Violin Times (deutsch in De Wits Z.) Nr. 31,
1895. Er baute nach Guameri. Auf seinen Zetteln hat
er sich auch D'Espine genannt.
Geigenzettel : Abb. 1 77.
Despont s. D'Hespont
Des Rousseaux, Nicolas. — Verdun. 1755
Er war ursprünglich Steinmetz und wurde der Schwie-
gersohn von Joseph Miraucourt ; als Violenbauer brachte
er es zu achtungswerter Tüchtigkeit und arbeitete
nach A. Jacquots Angabe im Stile der Klotzschule.
Sein Ladenschild lautete »ä la Luth«. Er verwendete
auch einen Brandstempel mit seinem Namen. Eine von
ihm gemachte fünfsaitige Bratsche findet man aus der
') Der Name Desideti kommt mehrfach vor. Ein Gold-
schmied Giorgio Desideti lebte um 1536 in Rom. Die
Familie war in Novara heimisch.
Sammlung Snoeck (Nr. 465) in Berlin. Eine Pardessus
de viole befindet sich in W. Heyers Musikhistorischem
Museum in Köln (Nr. 790).
Geigenzettel : A Verdun par Nicolas / des rousseaux
1755 (gedruckt).
Dessauer, Heinrich. — Linz a. D. 1902
Ein Tonkünstler, der eine Bratsche erfunden hat, die,
bei vergrößertem Körper, die gleiche Mensur wie die
Violine hat. Vgl. »die Dessauer Bratsche«, Zeitschr. f.
Instr. V.Paul De Wit. Nr. 11,1902.
Deuz(?), John. — 1755
Eine Violine mit diesem mir sonst nicht bekannten
Namen wurde im Juli 1904 bei Puttick & Simpson in
London versteigert.
Devereux, John. — London. Melbourne.
1840. 1880
Er arbeitete längere Zeit bei B. S. Fendt 'n London
und ging später nach Australien, wo er 1880 noch lebte.
De Vitor, Pietro Paolo. — Brescia. 1738. 1740
Er bezeichnet sich als Venezianer. Seine Geigen zeigen
ein übertrieben hochgewölbtes Modell, kurze und ge-
drungene Schnecke, ziernlich gute Arbelt und einen be-
sonders schönen roten Öllack. In einigen Teilen ahnite
er Maggini nicht ungeschickt nach. Eine gute Geige
von ihm besitzt Adamowski in Boston (Mass.).
Geigenzettel : Abb. 1 73.
De Voney, Frank. — Blackpool, Pittsburg
(Am.), San Francisco. 1890. 1908
Ein Perthshirehochländer, der sich als Geigenmacher
einen guten Namen gemacht hat ; um 1 900 wanderte er
nach Amerika aus und soll auch dort mit Erfolg tätig
gewesen sein. Er arbeitete nach den Modellen von
Gaspar da Salo, Stradivari und Guarneri und hat gelben
oder roten Öllack verwendet.
Geigenzettel : Joseph Guarnerlus / Copy / By / Frank
de Voney 1 893 [I. H. S. Im Kreis mit Kreuz] (gedruckO-
Devyri, Anton. — Alpenrose (bei den Karer-
see nächst Bozen)
Eine Geige, wohl dem 18. Jahrhundert angehörend.
Stainermodell, etwas ungelenk gemacht, trug den
schlecht leserlichen Zettel : Anton Devyri , Alpenrose
bey Carrer See / nechst Botzen (geschrieben).
Dewars, William. — Brechin (Schottland).
Geb. 1878
Er baut Geigen nach Stradivari und Guarneri und ver-
wendet Whitelaws oder Hardies Öllack.
De Zorzi, Valentino. — Florenz. Geb. 1837
in Vittorio (Venetien), f 1916
Erlernte autodidaktisch den Geigenbau, arbeitete stets
in Italien, eröffnete seine eigene Werkstatt in Pistoja
1880 und verlegte diese vor 1885 noch nach Florenz,
wo er zu Ansehen kam. Er war sehr fleißig, bis er in
hohem Alter in Geistesnacht verfiel. Er baute nach
102
D'Hespont — Didelot
eigenem Modell, das zwischen Stradivan und Stainer
die Mitte hält, strebte aber den großen Vorbildern nach
und machte alle Bestandteile seiner Gelgen, selbst Wir-
belgriffbretter, Saitenhalter und Stege eigenhändig. Er
besaß zahlreiche Auszeichnungen. Er war auch Er-
finder einer Harfengitarre (18 Saiten mit 5 Oktaven,
der Archilaute verwandt) sowie eines Streichinstru-
mentes, das er »Contraviolino« nennt. Dieses ist eme
Oktave tiefer gestimmt als die Violine, wird wie ein
Violoncello gespielt und liegt zwischen diesem und der
Viola; es soll die Differenz in der Klangfarbe dieser
beiden Instrumente ausgleichen. Das Museum des R.
Istituto L. Cherubini in Florenz besitzt ein solches In-
strument von ihm, bei dem er auf einen ähnlichen Ge-
danken kam wie z. B. Dr. Steltzner.
Geigenzettel: Abb. 164 und 165.
D'Hespont (Despont), Antoine. — Paris. 1 634.
1636
Er wird ausdrücklich als »maitre d'instruments de mu-
slque« bezeichnet und trat 1636 im Prozesse Medard
auch als Sachverständiger auf. Von ihm sollen noch
verschiedene gute Instrumente vorhanden sein, obwohl
es selbst Vidal nicht gelang, eines derselben ausfindig
zu machen. Glücklicher war der treffliche A. Jacquot,
der auch einen Zettel veröffentlichen kann, aus dem
hervorgeht, daß D'Hespont, oder wie er sich hier
schreibt Despont, das Ladenschild »Au Luth Royal«
führte. Urkundlich wird der Name D'Hespont ge-
schrieben, Vidal schreibt »Despont« und Fetis »Des-
pons«. Geigen, die oberflächlich nach italienischem
Vorbild gemacht sind, schlechtes Holz und schlechten
Lack haben und seinen Namen tragen, sind offenbar
spätere Fälschungen.
Geigenzettel : Antoine / Despont demeurant / A Paris /
Sur le pont N[? Dame / Au Luth Royal / 1634
(geschrieben).
Dick, Alban. — Frankfurt a. M. Geb. 31 . Okt.
1876 in Wohlliausen
Nachdem er ausgelernt hatte, kam er zu Albin Wilfer,
den er als seinen eigentlichen Lehrer betrachtet. Im
Jahre 1899 trat er bei Alb. Vogt in Frankfurt a. M. ein,
dessen Geschäft er im Jahre 1 907 käuflich erwarb und es
durch tüchtige Leistungen sehr auszudehnen verstand.
Dickie, William. — Wentworth. 1876. 1897
Er baut nach Stradivarl, Amati und auch nach Guar-
neri und verwendet einen gelben, rötlich schattierten
Öllack.
Geigenzettel: Wm. Dickie, Fecit / Wentworth, Anno
1890 (geschrieben).
Dickinson (Dickenson), Edward. — London.
1750. 1790
Es sind nur wenig gute Geigen von ihm bekannt; meist
arbeitete er sehr handwerksmäßig nach einem hoch-
gewölbten Stalnermodell. Auf einzelnen Zetteln nennt
er nur seinen Namen ohne weitere Angaben.
Geigenzettel : Edward Dickinson / Maker, at the Harp
and Crown in / the Strand / near E^feter Change/ Lon-
don 1754 (gedruckt),
Dickson, Dr. George. — Edinburgh. Geb.
1838 in Edinburgh
Ein gesuchter Arzt, der viele Gelgen mit bemerkens-
werter Geschicklichkeit gemacht hat. Sein Hauptver-
dienst aber ist es, daß er als einer der ersten die Ver-
wendung fossilen Bernsteins zur Lackbereitung lehrte
und dessen Bedeutung für den Geigenlack erkannte.
Dickson (Dickeson), John. — London und
Cambridge. Geb. in Stirling (Schottland)
um 1 720, t nach 1780
Er scheint einige echte Geigen von den Amati, wohl
auch eine von Cappa gekannt zu haben, die er recht
genau kopierte. Er lebte zwischen 1750 und 1780 ab-
wechselnd in London und Cambridge, ja, es gibt Gei-
gen, in denen beide Städte zugleich angegeben werden.
Geigenzettel: John Dickson Cambridge / 1779 (gedr.).
Didelin. — Mirecourt. XVIII. Jahrhundert
Eine Geigenmacherfamilie, von der genannt werden:
Antoine D. Geb. 1749
Henry I. 1745. 1755
Henry II. 1750. 1779
Jean-Nicolas, 1781, und der Bogenmacher Nicolas-
Henry. 1772. 1789
Didelin, Joseph. — Nancy. 1760. 1776
Wenig bekannter Mlrecourter, der in seiner Arbeit aber
nicht ungeschickt war. Sein Ladenschild lautete: »A la
Guitare des Dames de France«. Sein Reparaturzettel
findet sich in einem Amatlvioloncello bei C. Claudius
in Kopenhagen.
Geigenzettel : Raccomode par moy didelin ä ' Nancy an /
1 773 (gedruckt).
Didelot, August. — Moskau. 1873. 1900
Geboren in Mirecourt, arbeitete von 1873 — 1879 bei
seinem Landsmann Ernest -Andre Salzard und machte
sich dann selbständig. Seine Arbeit wird gelobt.
Didelot, Dominique I. — Mirecourt. 18. Jahr-
hundert
Wahrscheinlich der Vater oder Großvater von Domini-
que II D. Sein Name kommt auch in der Schreibung
»Dldenot« vor.
Didelot, Dominique II. — Mirecourt. 1820 (?)
Gute Mlrecourter Arbeit, schöner hell- oder dunkel-
roter Spirituslack. Er verwendete eine Brandmarke:
A Cremone / Dominique Didelot.
Geigenzettel : Domlnicus Didelot / A la vllle de . . (un-
leserlich)^).
Didelot, N. — Mirecourt
Ein französischer Geigenmacher des 19. Jahrhunderts,
der handwerksmäßig arbeitete, jedoch einen guten
Orangelack verwendete.
^) Wahrscheinlich »Cremone«.
Didier — Dielil
103
Didier, Marius. — Mirecourt
Sehr tüchtiger vogesischer Geigenmacher der Gegen-
wart.
Didier, Nicolas s. auch Nicolas
Didion. — La Roche-sur-Yon. 1900
Ein Musikinstrumentenhändler, der auch Geigen ma-
chen soll.
Didion, Gabriel. — Mirecourt. 1875. f 1881
Geigenmacher und Fabrikant. Stiefbruder von Blan-
chard in Lyon, einer der besseren Meister seines Wohn-
sitzes, Lehrer von Resuche. Die Firma hieß anfänglich
Witwe Sonot & Didion, dann Didion-Laberte.
Diehl, August. — Hamburg. Geb. 1852 in
Darmstadt
Sohn und Schüler von Friedrich D. Im Jahre 1875 er-
öffnete er seine Werkstatt in Darmstadt, siedelte aber
bereits 1876 nach Hamburg über. Er ist ein hervor-
ragend geschickter Geigenmacher und Reparateur. Der
jüngste Sprößling der altberühmten Familie. Er erhielt
auf den Ausstellungen in Hamburg, Lüttich und Leip-
zig die silberne sowie in St. Louis die goldene Medaille.
Außer nach alten Meistern baut er auch nach einem
eigenen Modell. Er ist auch der Erfinder und Ver-
fertiger eines Violinbogens mit flacher, linsenförmiger
Stange, die sich nach dem Kopfe zu verjüngt. In der
Mitte seines gedruckten Zettels befindet sich ein Löwe
mit einer Laute, jetzt aber verwendet er hauptsächlich
einen eigenhändig gezeichneten Zettel. Viele seiner
Geigen sind mit besonders schöner Schnitzarbeit ver-
ziert. Auch sein Lack ist ausgezeichnet. Obwohl er als
echte Künstlernatur jeder Reklame abhold ist, werden
seine Arbeiten in Kennerkreisen schon jetzt zu den
besten unserer Zeit gerechnet.
Geigenzettel : Im Jahre 189 / August Diehl / Hamburg
(gedruckt) und Alab. 169.
Diehl, Felix. — Mainz. 1850. f nach 1875
Sohn von Joh. Diehl und dessen Schüler; Bruder des
1898 in Mainz verstorbenen Konzertmeisters Carl Hip-
polyt Diehl.
Geigenzettel : Reparlrt von / Felix Diehl / in Mainz
1862 (gedruckO.
Diehl (Diel), Friedrich. — Darmstadt. Geb.
1814, t 1888
Zweiter Sohn, Schüler und Nachfolger von Nikolaus D.
Gute, aber namentlich in bezug auf den Lack nicht
hervorragende Arbeit. Auf einer Pariser Ausstellung
erhielt er eine Bronzemedaille, kam jedoch seinem
Vater nicht gleich. Er fertigte u. a. verschiedene, seiner-
zeit sehr beliebte Kontrabässe statt nach dem alten
Viola- nach dem Geigenmodell mit gewölbtem Boden.
Gelgenzettel: Friedrich Diehl, / Hof-Instrumenten-
macher in Darmstadt 18 . . (gedruckt).
Diehl, Heinrich. — Mainz. Frankfurt a. M.
1846. 1850
Angeblich ein Sohn von Johann D. und nicht hervor-
ragend. In Frankfurt war er im Jahre 1848 ansässig.
doch scheint er schon nach kurzer Zeit nach Mainz
zurückgekehrt zu sein.
Diehl, Jakob. — Bremen, Hamburg. Geb.
1806 in Mainz, f 1874 in Hamburg
Sohn und Schüler von Nikolaus Diehl; er machte sich
1826 in Mainz selbständig, ließ sich 1834 in Bremen
nieder und siedelte 1858 nach Hamburg über. Er steht
dort als tüchtiger Meister in gutem Andenken. Sein
Nachfolger Jakob D. jun. war Händler und unterhielt
nur eine Reparaturwerkstatt.
Diehl, Jacob August. — Darmstadt. 18. Jahr-
hundert
Er arbeitete ähnlich wie Schonger und J. Steininger,
ist jedoch in der Wahl des Holzes weniger sorgfältig
gewesen.
Geigenzettel : Jac. Aug. Diehl, / Hof-Lauten & Geigen-
Macher / in Darmstadt 17.. (gedruckt).
Diehl, Johann. — Mainz. 1808. 1843
Zweiter Sohn von Martin und Bruder von Nikolaus D.
Jedenfalls der Bedeutendste von den in Mainz an-
sässigen Mitgliedern der Familie Diehl. Seine Violinen
(meist nach Stradlvan gemacht) wurden ihm schon bei
Lebzeiten mit 66 fl., Violoncelli mit 121 fl. und seine
Violen, zu denen er gerne Zitronenholz verwendete,
mit 88 fl. bezahlt. Sein Lack Ist goldgelb.
Geigenzettel: Johann Diehl, Lauten- und Geigen-/
macher in Mainz 1832 (gedruckt) und Abb. 163.
Diehl, Martin. — Mainz. 1770. 1792
Geboren in Mainz, Schüler und Schwiegersohn von
Nikolaus Dopfer. Während seiner elfjährigen Wander-
schaft kam er zuerst nach Aschaffenburg, soll dann in
Tirol und Osterreich gewesen sein und arbeitete als
Gehilfe bei Carl Helmer in Prag, brachte es aber trotz-
dem zu keiner besonderen Geschicklichkeit. Er starb
nach der ersten Belagerung von Mainz durch die Fran-
zosen, also um 1794.
Geigenzettel: Martin Dihl / in Mainz 1786 (geschrie-
ben) und Abb. 161.
Diehl, Martin II, geb. 1817 in Darmstadt
Dritter Sohn von Nikolaus D.
Mainz, Darmstadt. Geb.
Diehl, Nikolaus.
1779, t 1851
Sohn von Martin D. und dessen Nachfolger, Schüler
seines Oheims Jak. Steininger in Frankfurt a. M. und
Enkel von Nikolaus Dopfer, der auch sein Taufpate
war. Um das Jahr 1811 verlegte er auf den Ruf des
Großherzogs Ludwig I. von Hessen, der ihm ein Gehalt
von 300 fl. aussetzte, seine Werkstatt nach Darmstadt,
wo er Großherzoglich Hessischer Hoflauten- und Gei-
genmacher wurde. In der Arbeit steht er seinem Bruder
Johann sehr nahe, am besten gelangen ihm jedoch
Kontrabässe; sein Holz und sein goldgelber Lack sind
gewöhnlich gut.
Gelgenzettel : Abb. 1 59.
104
Diehl — Dicltrich
Hamburg. 1860.
DIehl, Nikolaus Louis.
t 1876
Sohn von Jakob Diehl. Er studierte die alten Meister
gut und ist der Verfasser von »Die Geigenmacher der
italienischen Schule«. (Seit 1864 in mehreren Auflagen
erschienen.)
Dlehl, Philipp. — Stühlingen. 1867
Ist mir nur durch einen vom April 1867 datierten Re-
paraturzettel bekannt.
Dlehl (Dil), Simon. — Mannhelm, f 1758
Man darf ihn als den Stammvater der heute noch
blühenden Geigenmacherfamilie ansehen. Er wurde als
»Instrumentenmacher« am 12. Februar 1757 zum Hof-
kalkanten bei der Hofmusik mit einem Gehalte von
250 fl. angestellt, starb aber schon im darauffolgenden
Jahre. (Großh. L.-Archiv in Karlsruhe.)
Diener, Ferdinand. — Graslltz. Anfang des
19. Jahrhunderts
Seine Geigen klingen nicht schlecht, smd aber hand-
werksmäßig durchgeführt.
Diener, Franz. — Graslltz. Geb. 10. April
1790, t 3. Febr. 1866
Sohn und Schüler von Josef I Diener. Wenn er auch
hauptsächlich billige Geigen machte, so war er doch
recht geschickt und sorgfältig in seiner Arbeit. Von 1 854
bis etwa 1856 lebte er in Karlsbad, wo um dieselbe Zeit
auch ein Friedrich Diener gearbeitet haben soll.
Geigenzettel: Franz Diener fecit Graslitz , 1852 (gedr.).
Diener, Friedrich (Gottfried). — Graslltz.
Geb. 10. Okt. 1791
Sohn des Instrumentenmachers Anton D. Einer der
geschicktesten Geigenmacher aus seiner Familie. Er
hatte ein gefällig aussehendes Modell, hellbraunen Lack
und verarbeitete gutes Holz. Außen am Boden semer
Geigen findet sich der Brandstempel Fried. Diener. Er
hielt auf sorgfältige Arbeit, seine Geigen klangen gut,
und so war er der erste, der es wagen durfte, einen
höheren Preis als die ortsüblichen »90 Kreuzer für das
Stück« zu fordern.
Diener, Gottfried. — Graslltz. 1780. 1784
In einer mittelmäßigen Viola mit Buchenboden und
unscheinbarem braunen Lack stand im Innern der
Decke sein Name. Er war mit Rosina geb. Stark ver-
heiratet. Sein 1784 geborener Sohn wurde später
Musselinweber.
Diener, Ignaz I. — Graslitz. Geb. 1 . Nov. 1820
m Graslltz
Sohn und Schüler von Franz D. Nachdem er aus-
gelernt hatte, machte er als Gehilfe große Reisen durch
Österreich-Ungarn, Deutschland, Frankreich und Ruß-
land und ließ sich dann in Graslitz nieder. Obwohl er
recht geschickt war, kam er doch auf keinen grünen
Zweig, arbeitete hauptsächlich für Händler und ver-
brachte seinen Lebensabend im Versorgungshaus zu
Schönau. Er war nie verheiratet und ist der Letzte seines
Stammes.
Diener, Ignaz II. — Graslitz. Geb. 19. Okt.
1833
Seine Geigen waren für ihren billigen Preis recht gut.
Diener, Joseph I. — Graslitz. Geb. um 1760,
tum 1840
Er soll bei einem Hüller gelernt haben, dessen Tochter
Rosina er vor 1789 heiratete. Seine Geigen sind den
besseren gleichzeitigen vogtländischen Arbeiten nahe-
stehend ; nur ist bei ihm das Holz gewöhnlich schöner.
Geigenzettel : Joseph Diener fecit / Graslitz Böhmen
18.. (gedruckt).
Diener, Joseph II. — Graslitz. ^eb. 23. März
1831, t nach 1885
Sohn von Friedrich D. Seine Gelgen und Gitarren sind
nicht schlecht, wenn auch keine Kunstwerke.
Gelgenzettel : Joseph Diener, Geigen- / und Guitarren-
macher in Graslitz 1869 (gedruckt).
Dlepenryck, Ludwig van. — Antwerpen.
Wurde 1558 Freimeister der Gilde, lebte
noch 1589
Er war als »Claveclngelmaker« eingetragen, hat aber
auch Lauten usw. gemacht.
Dierlcxen, Jan. — Antwerpen. 1558. 1574
Nur als Claveclnmacher bekannt, doch wird er, wie alle
seine Zunftgenossen, wohl auch Lauten gemacht haben.
1574 wird er bezeichnet als die »Eersamen persoon,
meester Jan Dierlcxen, claveslngelmaker«.
Dieterich, Michel. — Birklingen. 1815
Wurde mir nur durch seinen Reparaturzettel bekannt.
Geigenzettel : Reparirt von Michel Diete- / rieh, Gei-
genmacher zu / Birklingen pro 1815 (geschrieben).
Dlettrlch, Johann Gottlieb. — Saupsdorf,
Sebnltz. Geb. 1851 in Saupsdorf in Sachsen
Zuerst kam er bei dem Klaviermacher Karl Schmidlln
in die Lehre; später ging er zu G. Tiefenbrunner nach
München und zu Knner nach Landshut und erlernte
bei diesen Zithern- und Gelgenmachen. Nach zehn
Wanderjahren ließ er sich 1879 in seinem Geburtsort
nieder und verlegte seine Werkstatt später nach Sebnltz.
Seine Gelgen macht er nach einem eigenen Modell, das
ihm in der unteren Hälfte mehr Resonanzfläche dar-
bietet, doch ist die Form so ungewöhnlich, daß bei aller
Anerkennung des Tonwertes die Musiker seine Geigen
nicht gerne spielen. Da er fortwährend neue Versuche
macht, ist vielleicht noch etwas von ihm zu erwarten.
Gelgenzettel: Johann Gottlieb Dlettrlch / Instrumen-
tenmacher / Sebnitz (gedruckt).
Dictz — Diter
105
Dietz, Christian. — Emmerich. Geb. 1801
Sohn des Johann Christian D. Ein wenig hervorgetrete-
ner Geigenmacher, den übrigens auch Valdrighi (855)
erwähnt.
Dietz, Johann Christian. — Darmstadt. 1800.
1805
Es ist fraghch, ob er je eine Geige gemacht hat, da-
gegen kommen Gitarren und Harfen von ihm öfters vor.
Bekannt ist er nur durch seine Erfindungen, das »Me-
lodion«. eine Klavierharfe, und das ■>Trochleon<'.
Dietzel, Hermann Theodor. — Markneu-
kirchen. Berhn
Geboren 1866 in Markneukirchen, Schüler von Ernst
Gläsel, ging nach beendeter Lehrzeit 1884 nach Bres-
lau zu Liebich und machte sich 1888 in seiner Vater-
stadt selbständig, verlegte von 1892 — 1897 sein Ge-
schäft nach Berlin, kehrte dann aber nach Markneu-
kirchen zurück, wo er sich außer mit dem Neubau
(Stradivarimodell)auch mit der Reparatur, sowie einem
Handel mit alten Streichinstrumenten beschäftigte. Im
Jahre 1900 siedelte er dann wieder nach Berlin über.
Er verwendet sowohl Spiritus- als Ollack.
Dieulafait. — Paris. 1720
Im Museum des Par. Cons. (Nr. 172) befindet sich eine
schöne Baßviola, von Ihm repariert. Valdrighi fragt, ob
dieser Name nicht vielleicht fingiert sei, was ich jedoch
nicht annehmen möchte.
Dillenz, Fridolin. — Ulm a. D. Geb. 6. März
1853 in Fischbach b. Biberach
Er trat im Jahre 1 867 als Schüler bei Anton Sprenger
ein und siedelte 1 873 mit ihm nach Stuttgart über. Nach-
dem er sieben Jahre lang bei seinem ersten Lehrmeister
gearbeitet hatte, kam er zu Lorenz Kriner und machte
sich nach Beendigung seiner Militärzeit im Jahre 1878
in Ulm selbständig. Er ist ein sehr tüchtiger, kenntnis-
reicher Geigenmacher, baut nach Stradivari und ver-
wendet einen rötlichgelben feurigen Lack. Vielseitige
Anerkennung findet er auch für seine trefflichen
Wiederherstellungsarbeiten.
Geigenzettel : Fridolin Dillenz, Geigenmacher ' in Ulm.
anno 18.. (gedruckt). — Fridolin Dillenz, Geigen-
macher in Ulm a. D. 19 (gedruckt).
Dinacci, Antonio. — Neapel. 19. Jahrhundert
Er baute Mandolinen, Lauten und Gitarren und wird
von Valdrighi (860) aufgezählt.
Dmelli, Carlo. — Fanano. 1887
Ich kenne nur Violoncelli von handwerksmäßiger, roher
Arbeit von ihm.
Dmi, Giovanni Battista.
1707
Lucignano. 1 700.
Ein noch wenig bekannter, aber ungewöhnlich ge-
schickter Meister, von dem Jul. Heinr. Zimmermann
in Leipzig eine prachtvolle, 14saitigeViolad'amore vom
Jahre 1700 besitzt. Die Umnßlinien sind reizvoll ge-
schweift, die Decke schön gewölbt, der Boden flach und
alles hübsch eingelegt. Die Schallöcher in Schlangen-
linien sind zweiteilig, unter dem Griffbrett befindet
sich eine prachtvolle Rosette, der reich verzierte Wirbel-
kasten endigt mit einem anmutigen Engelsköpfchen.
Der Ton ist von großem Wohllaut, und auch der hell-
gelbe, feurige Lack ist bemerkenswert. In W. Heyers
Musikhistorischem Museum in Köln befindet sich ein
guter Kontrabaß mit auffällig hochgewölbtem Boden
aus dem Jahre 1707 von ihm.
Geigenzettel : Gio. B^ Dini Fece 1 700 , in Lucignano
(gedruckt).
Dinis, Felis Antonio. — Lissabon. 1807
Mittelmäßiger portugiesischer Geigenmacher, von dem
sich eine Violine in der Sammlung A. Keil in Lissabon
befindet.
Dinumerabo, Johannes. — Padua. 1661
Ein Lautenmacher, dessen sonderbaren Namen Val-
drighi (9130) mitteilt.
DionelH, Gaetano. — Mantua. 1865. 1869
Wenig hervorragender Geigenmacher des 19. Jahr-
hunderts; am besten waren noch seine Violoncelli.
Dionigi, Alessandro. — Syrakus. 18. Jahrh.
Ein sizilianischer Lautenmacher, der sich auch als
Geigenmacher versuchte, ohne etwas Bemerkenswertes
zu leisten.
Geigenzettel : Alessandro Dionigi dl Siracusa / 17..-
(gedruckt).
Diotallevi, Michelangelo. — Rimini. 1820
Es soll einige Geigen geben, die diesen — wahrschein-
lich falsch gelesenen — Namen tragen.
Dischka (Di'zka). — Fünfkirchen. 1895
Er wird als Geigenmacher bezeichnet, scheint aber nur
Händler und Reparateur gewesen zu sein.
Diter, Justin. — Marseille. Geb. 16. Febr.
1866 in Mirecourt
Er lernte bei Bailly, betrachtet sich aber als Schüler von
Paul Blanchard in Lyon. Im Jahre 1896 machte er sich
in Lyon selbständig ^) und verlegte seine Werkstatt am
1. April 1897 nach Marseille, wo er M. Richelmes
Nachfolger wurde. Er baut nach Stradivari, Guarneri
und Amati und ist als Reparateur geschätzt. Sein Lack
(fetter Ollack) ist nach dem Rezept J. B. Vuillaumes zu-
sammengesetzt. Auf seinem Zettel ist u. a. das Wappen
von Marseille angebracht.
Geigenzettel : Abb. 181.
Diter, Paul. — Marseille. Geb. in Mirecourt
27. Mai 1879
Schüler von Bazin. Er verband sich mit seinem Bruder
Justin und ist auch ein guter Bogenmacher. Die Brüder
führen den gemeinsamen Zettel: J. & P. Diter, Lu-
thiers / a Marseille l'an 1903 (gedruckt).
*) In Verbindung mit Resuche.
106
Dittel — Dodi
Dittel, Friedrich August. — Hof. 1809
Mittelmäßiger Gelgenmacher, von dem ein Musiker in
Eibelstadt eine Violine besitzt.
Geigenzettel : Friedr. Aug. Dittel / Instr. und Lauten-
macher in Hof. 1809 (geschrieben).
Ditton. — London. 1700. 1720
Man kennt von ihm bisher nichts als den Namen, der
u. a. durch Sir J. Hawkins überliefert ist. Auch Sandys
und Forster, Vidal usw. wissen nichts weiter anzugeben.
In Thomas Brittons Sammlung war eine gute Violine
von Ditton. Valdrighi führt ihn als einen aus Frank-
reich stammenden Harfenmacher an.
Dittrlch. — Glogau. 19. Jahrhundert
Ein Militäranwärter, der sich mit Geigenreparaturen
einen Nebenverdienst erwarb.
Diverny, Jean. — . Mirecourt. 1741
Er wird sowohl als Geigen- wie als Bogenmacher be-
zeichnet.
Dobriansky, L. — Odessa. 1901
Ein Liebhaber, der Geigen nach einem eigenen Modell
verfertigt und sich, laut seinen Zetteln, auch damit
beschäftigt, bei fertigen Geigen den Ton nach einem
von ihm erfundenen Verfahren zu »verbessern«. Es ist
mir jedoch nicht gelungen, eine Arbeit von ihm kennen
zu lernen.
Dobruckl, Matthäus. — Krakau. f 1602
Berühmter polnischer Geigen- und Lautenmacher.
A. Grabowski^) erwähnt das 1602 aufgestellte Nachlaß-
inventar dieses Meisters, in dem es u.a. heißt: »Eine
Kiste mit Formen für Bässe, in der zweiten Kiste
Geigenholz, in der dritten fertige Geigenwirbel. Drei
Schock Decken für Lauten, 1 1 Formen für Lauten,
6 Diskantformen, 3 Tenorformen, 3 Baßformen, 40 un-
fertige Geigen, 23 Tenorböden, 46 Böden für Diskant-
geigen. Ein Werktisch zur Anfertigung von Geigen,
12 Ahornbretter für Geigen, 40 Lautenköpfe etc.«
Dodd, Edward 1. — London. Geb. 1705 In
Sheffield, t 1810 zu London
Er war gelernter Geigenmacher und verlegte sich, als
einer der ersten in England, frühzeitig auf das Bogen-
machen, worin er es jedoch noch nicht zu bemerkens-
werter Geschicklichkeit brachte. Er ist der Begründer
der berühmten Geigenmacherfamilie und starb im
Alter von 105 Jahren. Er hatte drei Söhne, John,
James und Thomas D.
Dodd, Edward II. — London, t 29. April 1843
Älterer Sohn von Thomas D. sen. Schüler von B.Fendt.
Er wendete sich jedoch ganz dem Bau von Harfen und
Klavieren zu. Er ertrank durch einen unglücklichen
Zufall.
Dodd, James (sen.). — London. 1835
Zweiter Sohn von Edward D. und wie dieser Bogen-
macher.
1) »Dawne zabylkl m. Krakowa« (Krakau 1850, S. 1 74).
Dodd, James (jun.). — London, f nach 1851
Sohn von James D. sen., gleichfalls ein guter Bogen-
macher.
Dodd, J. — London. 1851
Er arbeitete wie E. Dodd und machte auch sehr gute
Bogen.
Dodd, John Kew (Sursey). — London. Geb.
in Stlrling 1752, f 4. Okt. 1839 zu Richmond
Dieser ausgezeichnete Bogenmacher, der zuerst
Büchsenschlosser und dann Goldwagenmacher war,
steht in England in gleichem Ansehen wie Fr. Tourte
in Frankreich. Seine Bogen sind ebenso gut wie die
seines französischen Rivalen, wenn er auch ihre Ele-
ganz nicht erreicht. Er war der älteste Sohn von Ed-
ward D. und Bruder von Thomas D. und wohnte New
Street, Covent Garden. Seine Stangen haben vielleicht
den einzigen Fehler, nicht immer lang genug zu sein.
Trotzdem brachte er es im Leben nicht vorwärts; er
war weder an regelmäßiges Leben, noch an regel-
mäßiges Arbeiten gewöhnt, und obwohl reiche Gönner
ihm mehrfach unter die Arme griffen, kam er in seinen
Vermögensverhältnissen immer mehr zurück und starb
als 87 jähriger Greis im Armenasyl (Workhouse) zu
Richmond. Er hatte nie einen Schüler, da er seine Ge-
heimnisse des Bogenmachens, vor allem das Zuschnei-
den der Stange, nicht verraten wollte; er soll sogar,
wie behauptet wird, trotz seiner Armut ein Angebot
von 1000 Pf. Sterling für die Preisgabe seines Geheim-
nisses abgelehnt haben. Seine Bogen sind heute noch
sehr gesucht und werden gut bezahlt.
Dodd, Thomas (sen.). — London. 1 786. 1820
Dritter Sohn von Edward D. War zuerst Brauer, dann
1786 — 1789 Bogenmacher, von 1798 Gelgenmacher
und -händler und zuletzt noch Harfen- und Klavier-
bauer. Seinen Ruhm als Geigenmacher verdankt er
hauptsächlich seinen Gehilfen Bernhard Fendt und
John Lott; er verstand sich aber außerordentlich gut
auf das Lackleren, das er als sein Geheimnis behandelte.
Er war außerdem ein gewiegter Kenner italienischer
Instrumente. Seine Gelgen und Violoncelli werden
jetzt sehr anständig bezahlt. Eine im Jahre 1820 ge-
baute Violine von ihm besitzt J. T. Chapman.
Gelgenzettel: Dodd, Maker, 92 St. Martins Lane /
Perfect copies of Stradiuarlus, Amati, Stalner, etc. /
Note : — The only possessor of the recipe for pre- /
paring the original Cremona oll varnish. / Instruments
Improved and repaired (gedruckt) und Abb. 1 58.
Dodd, Thomas (jun.). — London
Jüngerer Sohn von Th. D. sen. f. Anfang des 19. Jahr-
hunderts. Schüler von Bernh. Fendt und Lott. Er war
geschickt, starb aber so jung, daß er nicht ausreifen
konnte.
Dodi, Giovanni. — Modena. Zweite Hälfte
des 19. Jahrhunderts
Seine Violen und Kontrabässe sollen recht gut sein.
Ein Baß aus Valdrighls Besitz befindet sich jetzt im
Museo Clvico in Modena.
Dodi — Dörffel
107
Dodi. — Modena. Zweite Hälfte des 19. Jahr-
hunderts
Ein Sohn oder Bruder von Giov. Dodi. Soll gleichfalls
als Geigenmacher gelebt haben.
Dods (Dodds), Edward. — Edinburgh. 1889.
1902
Seine Geigen sind nicht hervorragend ; auch sein Lack
ist nicht besonders, obwohl er behauptet, der einzige
Geigenbauer zu sein, der wirklich den Cremoneser Lack
wiedergefunden habe.
Dölling, August. — Markneukirchen, Erfurt.
Geb. 30. Juni 1859 in Markneukirchen
Er lernte von 1 873 — 1 877 bei Ernst Hums und arbeitete
dann durch vier Jahre als Gehilfe bei Ernst Gläsel in
seiner Vaterstadt, dann bei Louis Noebe in Homburg
V. d. H. Im Jahre 1885 machte er sich in Markneu-
kirchen selbständig und verlegte 1910 seine Werkstatt
nach Erfurt, wo er jetzt mit gutem Erfolg tätig ist. Er
baut nach den alten Meistern, verwendet Ollack und
ist ein vielbeschäftigter Reparateur.
Geigenzettel : August Dölling, Geigenbauer , Erfurt.
19 . . (gedruckt).
Dölling, Georg Louis. — Markneukirchen.
Geb. 15. Dez. 1860, t 15. Sept. 1917
Schüler von Karl Gustav Otto. Von 1877 — 1878 ar-
beitete er in Leipzig, 1878 — 1884 in Breslau, worauf er
sich in seinem Geburtsort niederließ. Er kopiert Stradi-
vari, Amati u. a. und gebraucht Spirituslack.
Geigenzettel : Louis Dölling jun. ' Markneukirchen i.S.
.Anno 18 (gedruckt).
Dölling. — Markneukirchen
Heinrich August D., geb. 30. Juni 1859
(jetzt in Erfurt, s. oben.)
Heinrich Gustav D., geb. 29. Juli 1854,
t 25. Juni 1889
Hermann Moritz D. (sen.), geb. 6. Juni 1839
Hermann D. Oun.). geb. 24. Okt. 1862
Sämtlich als Geigenmacher tätig. Max D. gründete 1893
sein Geschäft und Robert D. ist in Adorf als Geigen-
macher ansässig.
Dölling, Hermann. — Markneukirchen
Geigenfirma der Gegenwart.
Döpfer s. Dopfer
Dörffel
Eine weitverzweigte Geigenmacherfamilie des Vogt-
landes, die aus dem Böhmischen eingewandert ist. Die
Schreibart des Namens schwankt zwischen Dörffel,
Dörfel, Dürfel und Dörffler. Die bevorzugte Schreib-
art, die die Familie auch heute beibehalten hat, ist
jedoch Dörffel.
Dörffel, Adolph Louis. — Markneukirchen.
Geb. 24. Okt. 1852
Geigenmacher, der für den Handel arbeitet.
Dörffel (Dörfler), (Carl) Gottlieb. — Klingen-
thal. 1750. 1792
Erscheint zuerst 1 750 in den Innungsbüchern und war
1 792 Obermeister der Innung.
Dörffel (Dörffler), Christian Friedrich. —
Klingenthal. 1704. 1749
Er wurde am 29. Februar 1 704 von der (M.)Neukirche-
ner Geigenmacherzunft als Meister aufgenommen und
scheint mindestens seit 1717 in Klingenthal ansässig
gewesen zu sein.
Geigenzettel : Christian Friedrich Doerffler / in Klin-
genthal, Ao. 1 749 (gedruckt).
Dörffel (Dörffler), Christian Gottlieb. —
Klingenthal. 1779
Er scheint seine Geigen sehr selten bezeichnet zu haben,
so daß er eigentlich nur aus den Innungslisten als
Meister bekannt ist.
Dörffel (Dörffler), Christoph Heinrich. —
Klingenthal. 1716
Er wird schon 1 7 1 6 als Geselle bezeichnet und soll dann
ausgewandert sein.
Dörffel (Dörfel), Friedrich Wilhelm. —
Khngenthal. f 8. Jan. 1893
Er war an und für sich nicht ungeschickt, hat aber nur
billige Ware hergestellt.
Dörffel (Dörffler), Johann (Hans) Andreas. —
Klingenthal. 1717. 1757
Er kommt bereits 1717 als Meister vor und soll 1772
noch gelebt haben. Einer der besten Klingenthaler
Geigenmacher, dessen Arbeiten heute noch in vielen
Sammlungen zu finden sind. Eine elfspänige Theorbe
von 1736 besitzt die staatl. Sammlung alter Musik-
instrumente in Berlin (Nr. 719), eine ."Mtviola aus der
Boersschen Sammlung das Rijksmuseum in Amster-
dam (aus dem Jahre 1 754), eine Viola von I 742 und eine
Viola d'amore von 1755 das Musikhistorische Museum
W. Heyers in Köln, eine zwölfsaitige Viola d'amore die
Sammlung Snoeck. Diese Arbeiten zeigen meist ein
mittleres Patron, gelben Lack, flachen Boden und
Schnecken (seltener Köpfchen). Der 1794 guillotinierte
Kriegskommissar Saint Laurent besaß nach Brunis In-
ventaire eine Violine von ihm. Eine hellgelbe »Viola
ass« von ihm vom Jahre I 728 besaß nach dem Inventar
von 1773 die ehemalige Köthener Hofkapelle.
Geigenzettel : Johann Andreas Dörffel violin und /
Lautenmacher in Klingenthal 1755 (gedruckt) und
Abb. 155.
108
Doerffcl — Dölsch
Doerffel (Dürfel, Dörffell), Joh. Andr. —
Altenburg. 1792
Otto sagt von ihm, daß er weniger Sorgfalt auf das
Äußere verwendete, aber doch recht gute Instrumente
baute und seinerzeit als einer der besten Baßmacher galt,
was auch de Piccolellis wiederholt. Valdrighi gibt da-
gegen seinen Arbeiten das Prädikat: »ordinarissimo«.
Daß ein Dörfel oder Dürfel je in Altenburg ansässig
war, ließ sich leider aktenmäßig nicht feststellen. Er
soll um 1 793 in Untersachsenberg gearbeitet haben und
dürfte identisch sein mit Hans Andreas D. in Klingen-
thal, der sich nur vorübergehend in Altenburg aufge-
halten hat.
Dörffel (Dörffler), Johann Friedrich. — Klin-
genthal. 1680. fvor 1701
Er stammte aus Khngenthal und ward am 28. Novem-
ber 1680 als Mitmeister in Markneukirchen in die Zunft
aufgenommen. Daß er vor 1701 gestorben ist, geht
daraus hervor, daß in diesem Jahre seme Witwe eine
zweite Ehe mit Joh. Dengel (Tängel) einging.
Dörffel (Dörffler), Joh. Friedrich. — (Mark)-
Neukirchen. 1704
Man weiß nur, daß er '>eines Meisters Sohn« war und
als Geigenmacher der Innung angehörte. Er war wahr-
scheinlich ein Sohn des gleichnamigen, vor 1701 ver-
storbenen Meisters.
Dörffel (Dörffler), Johann Friedrich. — Klin-
genthal. 1736. 1749
Er war seit 1736 als Geigenmacher Innungsmeister und
vielleicht ein Sohn des Neukirchener Meisters, der 1 704
vorkommt.
Dörffel (Dörffler), Johann (Hans) Georg I. —
Schöneck, (Mark)Neukirchen, Klingenthal.
1678. 1716
Er kam als Exulant aus Graslitz und wurde am 25. Juli
1678 in Neukirchen in die Zunft aufgenommen. Er
wohnte erst in Schöneck und kommt seit 1697 bis 1716
in Klingenthal als Geigenmacher vor.
Dörffel (Dörffler), Johann (Hans) Georg II. —
(Mark)Neukirchen. 1697
Sohn und Schüler von Sebastian D. In Ansehung des
Notstandes seiner verwitweten Mutter wurde er auf
Antrag seines Vormundes Caspar Hopf nach kurzer
Gesellenzeit schon am 25. Juli 1697 als Mitmeister in
die Zunft aufgenommen. Zum Unterschied von seinem
gleichnamigen jüngeren Bruder nannte er sich gewöhn-
lich Hans Georg D.
Dörffel (Dörffler), Johann Georg III. — Klin-
genthal. 1710
Sohn von Sebastian D. Nachdem er als Geselle sein
Wanderjahr abgedient hatte, wurde er am 8. Dezember
1710 als Meister in die Neukirchener Zunft aufge-
nommen.
Dörffel (Dörfel), Johann Gottfried. — Klin-
genthal. 1754. 1765
Er galt als tüchtiger Meister und soll auch als Händler
von einiger Bedeutung gewesen sein. Auf seinen Zetteln
findet sich nur sein Name angegeben.
Dörffel (Dörfler), Michael. — Graslitz. 1667
Nach unglaubwürdigen Angaben hat er in Deutsch-
land das Geigenmachen gelernt. Ihm wird die Begrün-
dung der Musikindustrie in Graslitz zugeschrieben, in
der er seine Brüder und Söhne unterrichtete.
Dörffel (Dörffler), Sebastian. — Klingenthal,
(Mark)Neukirchen. 1688. f um 1697
Seit 20. März 1688 als Meister von der Geigenmacher-
zunft in Neukirchen aufgenommen, Bruder von Johann
Georg D. und seiner Angabe nach auch dessen Schüler.
Er scheint zwei Söhne gehabt zu haben, die beide
Johann Georg hießen, der ältere wird allerdings ge-
wöhnlich Hans Georg geannnt, oder es hat zwei Se-
bastian D. gegeben, wofür allerdings jeder Beweis fehlt.
Döring, Christoph. — Kassel. 1676. 1677
Vielleicht der Sohn von Hans D. In Kassel selbst ist er
heute vergessen und urkundlich nicht nachzuweisen.
Eine gute Viola da Gamba von ihm besitzt das Musik-
historische Museum W. Heyers in Köln.
Geigenzettel : Christoph Döring / Lauthen und Violen-
macher / in Cassel / Anno 1676. 7. c. (gedruckt).
Döring, Hans. — Kassel. 1633
Er stammte aus Heisa und wurde im Jahre 1633 als
Bürger in Kassel aufgenommen und dabei ausdrücklich
als Geigenmacher bezeichnet.
Döring, Wilhelm. — Kassel. 1765
Wahrscheinlich ein Enkel von Christoph D. Es liegt
nahe, zu vermuten, daß auch der Vater Geigenmacher
war. Leider aber ist es nicht gelungen, in Kassel irgend
etwas über die Familie zu erfahren. Archivalien und
gedruckte Bücher sind vergebens durchforscht worden.
Eine Tenorviola da Gamba von ihm besitzt W. Heyers
Musikhistorisches Museum in Köln.
Geigenzettel : Wilhelm Döring me fecit / Cassellis.
.'Xnno 1765 (gedruckt).
Dötsch, Michael. — Berlin-Wilmersdorf. Geb.
22. Okt. 1874 in Neuenbrand bei Asch
(Böhmen)
Er machte seine erste Lehrzeit bei Michael Kohlbacher
in Schönbach durch, ging dann in die Fremde,
arbeitete 20 Jahre lang als Gehilfe bei den ersten
Meistern, überall seine Kenntnisse bereichernd, und
war zuletzt fünf Jahre bei Erich Lachmann tätig.
Er verwendete sein Hauptaugenmerk auf das Studium
der alten Meister, deren Arbeitsweise er sich zu eigen
machte und deren Lackierung er in mustergültiger Weise
nachzuahmen versteht. Im Jahre 1914 machte er sich
selbständig und arbeitet mit Vorliebe nach Stradivari,
G. B. Guadagnini und Nicolaus Gagliano. Da er nur
das beste alte Holz verwendet, jedes Stück an seinen
Dollenz — Dominicus
109
Geigen selbst anfertigt, auch seinen Lack selbst be-
reitet und sich in jeder Beziehung als Künstler erweist,
hat er bald in weiten Kreisen Anerkennung ge-
funden. Seine Kopien alter Meisterwerke gehören zu
dem Besten, was in dieser Beziehung geleistet werden
kann. In der Kunst des Lackierens ist er kaum zu über-
treffen .
Geigenzettel: Michael Dötsch / Berlin W 19 Monogr.
M. D., darunter B., das Ganze von Laub- und Nadel-
zweigen umrahmt.
Dollenz, Giovanni. — Triest. 1 800. f um 1 850
Er soll ein Schüler Storionis gewesen sein, den er auch
nachahmte. Er baute sowohl Geigen als Violen und
Violoncelli und war auch als Bogenmacher sehr ge-
schätzt; sein Lack ist gelbrot.
Geigenzettel : Restauratum a me Gio. Dollenz , in Triest
18 . . (gedruckt). — Giovanni Dollenz, Fecit inTrieste
Anno 1805 (gedruckt).
Dollenz, Giuseppe. — Triest. 1850. f 1889
Sohn und Schüler von Giovanni D. Er baute im ganzen
130 Violinen und Violen und einige Violoncelli. Er war
geschickt, wenn er auch den Vater nicht ganz erreichte.
Die Geigen aus seinen letzten Lebensjahren sind am
besten. Sein Lack gleicht dem seines Vaters ; nur ist er
etwas rötlicher. Seine Violoncelli sind recht gut.
Domanski, Albert. — Paris usw. Geb. 1780,
t nach 1855 in Spanien
Ein polnischer Offizier, später russischer Konsul in
Spanien, der sich in seinen Mußestunden auf den
Geigenbau verlegte, dessen Anfangsgründe er in jungen
Jahren in Wien erlernte. Er wohnte damals in dem-
selben Hause wie Mozart, an den er durch den Prinzen
Jablonowski empfohlen wurde. (Vgl. Domanskis Me-
moiren in der Zeitschrift »Przeglond Poznanski«, Heft 2
1850.) Als Geigenmacher bildete er sich in Paris von
1835 — 1849 weiter aus. Er hat dann noch in einigen
polnischen Städten gearbeitet und verbrachte seine
letzten Lebensjahre In Spanien bei seinem Sohne, der
dort als Offizier diente.
Dombrowski (Dabrowski). — Warschau. 1 892.
1902
Polnischer Geigenmacher der Gegenwart.
Dombrowsky, August. — Riga. Geb. 16./28.
Juli 1845 in Kengeragge bei Riga
Besitzer einer großen Holzsägerei in Alt-Mühlgraben
bei Riga. Er wendete sich seit 1878 aus Liebhaberei dem
Gelgenbau zu und beschäftigte sich bis 1890 mit viel-
fältigen Versuchen, wobei er 1886 von Wilhelmj wert-
volle Anregungen erhielt. Wohlvorbereitet begann er
1890 die Geigenmacherei in größerem Umfange zu be-
treiben, zog sich zwei Gehilfen heran und hat seitdem
1134 Violinen, 30 Violoncelli und 2 Kontrabässe ge-
baut, die fast alle verkauft sind. Er hat Versuche mit
den verschiedensten Holzsorten für die Böden (statt des
üblichen Ahorns) angestellt und solche von Ebenholz,
Wacholder usw. gemacht. Auch mit verschiedenen
Lacksorten hat er experimentiert, verwendet aber jetzt
fast ausschiießllch sogenannten Danziger Bernsteinlack.
Dominicelli (. . ero oder Domenico). — Fer-
rara. 1695—1715
De Piccolellis schreibt den Namen Domincelli und fügt
hinzu »dl Brescia«. Daß er Violinen gemacht hat, steht
noch nicht fest, wohl aber kennt man einige gute
Violoncelli und Bässe von ihm. Vidal rechnet ihn zur
Amatischule. Andere halten ihn für einen Schüler
G. B. Rogens. Er gebrauchte goldgelben Lack.
Dominichini, Antonio Eduardo. — Bologna.
1708. 1766
Als Geigenmacher und Reparateur mehrfach erwähnt,
so auch bei Valdrlghi (879).
Dominichino, Giuseppe. — Verona. 1 700.
1709
Vielleicht ein Schüler der Amati, an deren Arbeit die
seine stark erinnert. Ob er in Verona selbst tätig war,
ist noch nicht nachgewiesen, doch ist es wahrscheinlich
(seine Zettel geben auch Verona nur als seine Heimat
an).
Geigenzettel : Giuseppe Domichlno / Veronensis Facie-
bat anno 1 7 . (gedruckt).
Dominico. — Pesaro. Venedig. 1522. 1548
König Philipp II. von Spanien besaß fünf Violen von
einem Dominico. Das Im Archiv des Palacio real In
Madrid aufbewahrte Inventar der Musikinstrumente
des Königs führt an : »Cinco vihuelas de arco de ma-
dera blanca, con unos quadros sambiados de tara9ea
de mano de Dominico en tres caxas No 59 . . . .<' Dieser
Dominico ist möglicherweise Identisch mit dem Meister
Dominicus in Pesaro, von dem mir sonst nur Klavi-
zimbeln bekannt geworden sind, und der durch das
Gravicembalo, das er nach Gioseffo Zarlinos Anwei-
sung im Jahre 1548 baute, bekannt ist. Um 1548 kam
übrigens auch ein Bildhauer und Medailleur Domenico
Veneziano vor, von dem eine bezeichnete und datierte
Medaille auf König Sigismund II. von Polen herrührt.
Geigenzettel : Dominicus PIsaurensIs /fecit MDXXXI 1 1
(gedruckt).
Dominicus, Joannes. — Rom. 1570 (?) •
Niederheitmann besaß eine kleine Violine, die nach
seiner Beschreibung in ihrer Wölbung und den F-
Löchern an Andreas AmatI erinnerte. Das Holz soll gut,
der Lack braun und der Boden mit einer verzierten
Einlage versehen gewesen sein. Die Jahreszahl zweifelte
Niederheitmann selbst an, er scheint aber auch den
ganzen Zettel falsch gelesen zu haben, der bei ihm
lautet :Joannes Cesarum Dominicus Roma minorum
1510/ und in dieser Form ganz unverständlich ist.
Den Zettel sicher zu korrigieren Ist, ohne das Original
vor Augen zu haben, nicht gut möglich; wahrscheinlich
aber mußte der Zettel folgendermaßen aussehen:
Joannes Dominicus
Ord. frum.
Minorum
Romae 1570
Dominicus wäre demnach ein Minorit (Ordinis fratrum
Minorum) gewesen. Die Jahreszahl könnte vielleicht
1570, wird aber wohl 1610 geheißen haben.
10
Donato — Doss & Heidegger
Donato, Serafino. — Venedig. 141 1
Vidal und Valdrighi erwähnen ohne nähere Angaben
nur seinen Namen mit der Jahreszahl.
Doneda, Giovan Battlsta. — Brescia. Geb. um
1530, t 19. Jan. 1610 in Brescia
Er war der Sohn eines Paolo D. und wird zuerst 1562
als dreiunddreißigjährio; mit dem Zusatz »quäl fa di
violini« erwähnt; in seinen Steuererklärungen kommt
er bald als »lavorento de instrumenti de citere<< (1568),
als »maestro d'instrumenti de sonar« (1588). bald als
»cytaredus«(1607) vor. Sein Todestag findet sich m der
Sterbematrikel der Pfarrei Nazaro e Celso. Ob er mit
»Baptista Bressano« identifiziert werden kann, erscheint
fraglich.
Doni, Giambattista. — Florenz. 1635. 1663
Berühmter Musikkenner und -Schriftsteller, Akademi-
ker usw., der sich auch als Instrumentenmacher ver-
suchte und u. a. die Lira Barberina (Amficordo) erfand.
Doni, Rocco. — Florenz. 1600. 1660
Als Priester führte er vor seinem Taufnamen auch den
Titel Dom^). Er hat ziemlich viele Lauten und Geigen
gemacht und dürfte ein Verwandter des berühmten
Giambattista Doni gewesen sein. Im Verzeichnis der
Musikinstrumente des Herzogs von Florenz, dasCnsto-
fori am 23. September 1716 angefertigt hat, heißt es:
»N° 45. Basetto opra del sacerdote Rocco Dom con
corpo stacciato corrsuo arco. «
Donozetto (Donizetti?), Pietro. — Neapel.
1789
Ob der Name richtig gelesen ist, kann ich nicht ent-
scheiden. Der Arbeit nach vielleicht ein Gagliani-
schüler.
Dopfer (Döpfer), Nikolaus. — Mainz. 1715.
1768
Ein sehr tüchtiger, angesehener Künstler, der Kurfürst-
lich Mainzischer Hofgeigenmacher war. Seine Geigen
sind gut gearbeitet, haben großes Patron und erinnern
in den Umrißlinien an Stainer. Da er die Wölbung oft
ohne Hohlkehle gleich vom Rande aus ansteigen ließ,
sieht sie höher aus, als sie eigentlich ist. Das Holz ist
gut, auch wenn er für den Boden statt Ahorn- Eschen-
holz nahm, denn er legte dann Wert darauf, daß ihm
die Wurzelknollen ein buntes Aussehen verliehen. Der
Ton ist vorzüglich. Die Schnecke, oft aus Birnbaumholz,
ist hübsch im Schwung; auch die F- Löcher sind in der
Regel elegant und schmal, wenn sie nicht genau nach
Stainer geschnitten erscheinen. Weniger gut ist sein
brauner, besser sein gelbbrauner Lack. Er war der
Schwiegervater von Diehl und Steimnger. In einer
Frankfurter Matrikel wird sein Name irrtümlich Dopp-
ler geschrieben. Eine Altgeige von ihm aus dem Jahre
1763 war in der von der holländischen Gesellschaft
»Pulchri Studio« 1893 veranstalteten Ausstellung zu
sehen.
Geigenzettel: Abb. 156.
') Was Irrtümlich manchmal mit »Dominicus« ergänzt
wurde.
Dorant, William. — London. 1814
Er wohnte Winfield Street, Brick Lane Spitalfields,
und ist kein bedeutender Meister gewesen.
Dorigo s. Spilman
Döring, Ernest N. s. John Friedrich & Bro.
Dorner, Ignatz Martin. — Wien? 1716 (?).
1777
In den Steuerlisten kommt sein Name nicht vor, wohl
aber fand man ihn in mittelmäßigen Geigen, von denen
eine entschieden jünger war als die angegebene Jahres-
zahl 1716. Auch daß der Name der Stadt Wien entgegen
der damals meistens gebrauchten Schreibweise »Wienn«
nur ein n zeigt, läßt die Echtheit des Ursprungsortes
und der Jahreszahl sehr zweifelhaft erscheinen. Eine
seiner Violinen mit der verdächtigen Jahreszahl 1716
tauchte noch im Jahre 1912 bei der Oktoberversteige-
rung von Puttick & Simpson in London auf. Wahr-
scheinlich war Dorner ein Schönbacher oder Vogtlän-
der, wofür auch das fehlerhafte Latein der Taufnamen
auf einem anderen Zettel spricht.
Geigenzettel: Ignatii Martynlj Dorner / Violin und
Lautenmacher me fecit Wien 1777 (gedruckt) und
Abb. 157.
Dorniedten (Tor Niedten). — ? 18. Jahrh. (?)
Vermutlich ein Holländer, dessen Name hie und da in
Musikinstrumenten eingebrannt zu finden Ist.
Doser, Joseph. — Freising. Geb. 1770 in Vils
bei Füssen, f 19. März 1836 in Freising
Er wird als Sohn eines gleichnamigen Vaters bezeichnet
und dürfte in seinem Geburtsort gelernt haben. Um
1 790 scheint er nach Freising gekommen zu sein, wo er
am 10. Juni 1794 Therese, die Witwe Franz Knittls,
heiratete, obwohl sie 20 Jahre älter war als er. Er dürfte
das Versprechen gehabt haben, auch als Hofgeigen-
macher der Nachfolger Knittls zu werden, denn im
Trauschein wird er bezeichnet als »angehender bürger-
licher Hof-Lauten- und Geigenmacher«, doch scheint
er den Dienst nicht erhalten zu haben, da sein Toten-
schein von ihm nur kurz als »bürgerlichem Geigen-
macher« spricht. Nach dem 181 1 erfolgten Tode seiner
Frau hat er sich nicht wieder verheiratet. Seine Arbeit
verrät gute Tiroler Schule, und er kommt den besseren
gleichzeitigen Mittenwaldern sehr nahe.
Geigenzettel : Doser in Freising 1 790 (geschrieben).
Dosi, Pietro. — Bologna. 1880. 1885
Ein aus Livorno stammender Zollbeamter, der sich in
seinen Nebenstunden als Rahmenmacher versuchte. Er
gehörte dem Freundeskreis von Raffaele Fionni an und
wurde dadurch veranlaßt, sich aus Liebhaberei mit
dem Geigenmachen zu beschäftigen. Er war nicht
unbegabt und hat sogar Ausstellungspreise erhalten;
seine Arbeiten sind trotzdem unbedeutend zu nennen.
Geigenzettel : Pietro Dosi di Livorno / fece per diletto
(gedruckt).
Doss & Heidegger. — Hamburg
Eine 1879 begründete Musikinstrumentenfirma, deren
jetziger Inhaber Heinrich Schlüter ist.
Dosseur — Drögemeyer
111
Dosseur, Claude. — ? 177d
Französischer Geigenbauer des 18. Jahrhunderts. Wo
er gelebt hat, ist ungewiß; seiner Arbeit nach scheint er
die Brescianer Schule zum Vorbild genommen zu haben,
ja er übertreibt die charakteristischen Formen Mag-
ginis noch ; doch ist er im allgemeinen sehr geschickt
gewesen.
Geigenzettel : Claudius Dosseur / Fecit anno 1 775 (ge-
druckt).
Dotzauer
Eme im Egerlande ansässige Familie, von der verschie-
dene Mitglieder in der dortigen Geigenindustrie
tätig sind. In Schönbach bei Eger lebt jetzt Jakob D.
als »Corpusmacher«; Josef D. lebt in Absroth bei
Schönbach, ein anderer Josef D. in Pechbach in
Böhmen.
Dow, W. H. — Melbourne. 1880. 1900
Australischer Geigenmacher, der schon 1880 eine Viola
nach eigenem Modell sowie Violinen nach Stradivan
und Guarneri ausgestellt und dafür den ersten Preis
erhalten hat.
Draßegg (Drassich), Vlctorln. — Bregenz.
Geb. zu Groß-Polom (Mähren) 3. Sept. 1 782,
t 6. März 1847 Im Militärspital zu Wien
Nach G. Kinskys Ermittlungen war er gelernter Tisch-
ler, wurde Soldat und geriet in Italien in französische
Gefangenschaft. Er kam weit in der Welt umher und
ließ sich dann, da er Deserteur war, unter dem Namen
Friedrich Grünwald in Bregenz nieder, wo er 1816
auch heiratete. Geigen scheint er nicht gebaut zu haben,
wohl aber gute Gitarren und Zithern, von denen sich
noch mehrere in Bregenz in Privatbesitz befinden.
Auch soll er ein vorzüglicher Gitarrespieler gewesen
sein. Eine Schlagzither aus dem Jahre 1834 und eine
Gitarre von 1833 besitzt W. Heyers Musikhistorisches
Museum in Köln. Vgl. den Katalog dieses Museums
B. II, S. 236.
Zettel: Victorin Draßegg / Instrumentenmacher in
Bregenz, 1807 (gedruckt).
Dreher, J.- Warschau. 1884. 1902
Ein Geigenmacher, der vermutlich aus Deutschland
nach Polen eingewandert ist und 1884 sein Geschäft in
Warschau begründet hat.
Dreier, Carl. — Leipzig. Geb. 2. Mai 1857 in
Markneukirchen
Schüler von M. Schmidt, arbeitete nach beendeter Lehr-
zeit in Dresden, Beuel bei Bonn und Philadelphia und
machte sich 1887 in Leipzig selbständig. Er baut Gei-
gen und Violoncelli nach Stradivari (aber aucb schöne
Gitarren und Zithern) und wendet einen gelbbraunen
Lack an.
Geigenzettel : Carl Dreier in Leipzig, / Streichinstru-
mentenmacher u. Reparateur (gedruckt). — Carl Dreier
Leipzig (gedruckt).
Dreier, Friedrich. — Grabow i. M. Geb. 1848
in Neu-Brenz
Er ist als Weichensteller bei der Eisenbahn angestellt
und versuchte gelegentlich, nach einer Kindergeige ein
spielbares Instrument zu bauen. Seitdem macht er
Geigen in seinen Nebenstunden. Er arbeitet nach kei-
nem bestimmten Modell und verwendet Spirituslack.
Geigenzettel: Gebaut von ' F. Dreier, Weichensteller /
in Grabow i. M. (gedruckt).
Dreier, Ole. — Kopenhagen. 1795. 1810
Einer der besten dänischen Geigenmacher. Sein Name
findet sich auf der Außenseite des Bodens in seinen
Violinen eingebrannt.
Dresler (Dreßler), Ernst Wilhelm. — Landes-
hut. 1833. Geb. 13. Jan. 1799 in Schmiede-
berg 1. Riesengeb., f ?
Sohn des Hufschmieds Joh. Ehrenfried Dreßler, der
ein tüchtiger Musiker gewesen sein soll. Ernst W. Dr.
soll bei einem Instrumentenmacher im Riesengebirge
gelernt haben und ließ sich um 1833 in Landeshut
nieder. Er ist aber bald wieder »unbekannt wohin« ver-
zogen. Als Geigenmacher war er sehr unbedeutend.
Geigenzettel: Ernst Dresler. , Instrumenten-Bauer / in
Landeshut. Reyariert (sie), (gedruckt).
Drexel, Georg. — Nördlingen. 1902
Geigenzettel: Georg Drexel / Instrumentenfabrikant /
Nördlingen / gebaut 19 . . Renoviert 19 . . (gedruckt).
Driel, Abraham von. — Hamburg. 1710
Ein Instrumentenmacher, der am 14. März 1710 Bürger
wurde. Vermutlich war er Klaviermacher, doch soll er
auch Zimbeln und Lauten gemacht haben.
Drinda, Giacomo. — Pienza (?). 18. Jahrh.
Vidal führt einen Geigenmacher dieses Namens auf
und gibt als Wohnort »Pianzo« an. Vermutlich sollte es
»Pienza« (Toskana, Provinz Siena) heißen, möglicher-
weise aber auch Piazzo (ein Dorf in der Provinz Turin)
oder ein anderer, ähnlich klingender Ort.
Drögemeyer, Hermann August. — Bremen.
Geb. 16. März 1849 in Bremen
Ursprünglich Maschinentechniker, beschäftigte er sich
frühzeitig mit dem Studium des Geigenbaus und
brachte es bald darin zu so großer Fertigkeit, daß er
sich 1883 in seiner Vaterstadt als Geigenmacher nieder-
lassen konnte. Anfangs arbeitete er nach einem eigenen
Modell, ging aber später zu denen des Stradivari aus
den Jahren 1696—1709 über und machte mehrfach
größere Reisen nach Belgien, Frankreich und England,
um dort die Werke der großen italienischen Meister zu
studieren. Im Jahre 1903 zog er sich in das Privatleben
zurück. Seine Geigen werden sehr gelobt ; in weiteren
Kreisen ist er außerdem durch sein bereits in dritter
Auflage erschienenes Werk »Die Geige« bekannt ge-
worden.
Geigenzettel : Abb. 1 76.
112
Drouet-Koel. — Valence
Mittelmäßiger französischer Geigenmacher des 19. Jahr
hunderts.
Geigenzettel: Raccomode par Drouet-Koel , A Valence/
departement de la Drome (gedruckt).
Drouin, Charles. — Mlrecourt. 1897. 1900
Geigenfabrikant, Besitzer der Marke: »Chipot-Vuil-
laume«.
Drouin, Claude. — Nancy, f 24. Aug. 1637
Bisher nur von A. Jacquot erwähnter Meister.
Drouin, Etienne. — Mirecourt. 1878
Sorgfältig arbeitender Mirecourter Geigenmacher.
Lehrer von Brugere.
Droulot (Drouleau). — Paris. 1788. 1800
Wahrscheinlich aus Mirecourt stammend. In Paris
wohnte er Rue du Temple Nr. 35. Gewöhnliche, aber
gute Arbeit, gelbbrauner Lack. Er war bekannt als Ver-
fertiger des »Rhythmometers«.
Drouyn, Dimanche. — Paris. Ende des 17.
oder Anfang des 18. Jahrhunderts
Jedenfalls zur Mirecourter Familie Drouin gehörig und
ein naher Verwandter von Claude Drouin in Nancy.
Er ist mir nur durch eine Taschengeige, die im South
Kensington Museum ausgestellt war, bekannt gewor-
den.
Duarte
Eine portugiesische Instrumentenmacherfamilie. An-
tonio Duarte lebt in Porto, Ant. Duarte-Mendes in
Figueira da Foz. Beide machen hauptsächlich Mando-
linen und Gitarren.
Dubois, B. — Paris. 1834
Er war Kontrabassist der Oper und hat einige Instru-
mente aus Liebhaberei gemacht. Er war vermutlich
auch der Erfinder des »Violontenors«, einer Geige,
deren Saiten eine Oktave tiefer gestimmt waren als die
der Violine.
Dubois, Pierre. — Mirecourt. 1748
Er wird in den Urkunden als Maler und Geigenmacher
bezeichnet.
Dubreuil, E., war in Lisieux (Dep. Calvados)
ansässig
Dubrowin. — Swenigorod. 1881
Einer der vielen, die russische Nationalinstrumente
bauen. Im Jahre 1881 hatte er eine Gitarre in Moskau
ausgestellt.
Dubuisson. — Rouen. 1708
Sein Name kommt in den Zunftakten vor, Arbeiten von
ihm kennt man aber nicht.
Ducfell, John. — ?
Eine Geige dieses sonst unbekannten Meisters weist
der Selhofsche Auktionskatalog (1759) auf. Der Name
Drouet-Koel — Dünkel
dürfte falsch gelesen sein und hieß vielleicht sogar
Dürf eil (Dorf fei)?
Duchene (Duchesne), Nicolas. — (Mirecourt?
Paris?) 1742. 1772
Er führte die Hausmarke »A la ville de Cremone« und
gibt oft Paris als Ursprungsort an. Sein Modell ist sehr
schlank, die Wölbung flach, die Zargen hoch, die
Schnecke sehr groß, die F-Löcher langgestreckt und
wenig geschweift; der Einschnitt in den F-Löchern für
den Stegpunkt ist sehr schief. Das Holz der Oberdecke
ist stark und schön ; die Jahre stehen gleichmäßig einen
Millimeter voneinander ab. Der Lack ist dunkel gelb-
braun, die Einlagen sind fein mit breitem Rand, der
Ton weich und angenehm. Er führte die Brandmarke:
NICOLAUS DUCHESNE A PARIS. Eine Violine
von ihm besitzt J. Hirschler in Unter-Ägeri, eine
andere C. Stoeber in Würzburg. Ein zweiter Nicolas
Duchene war Bogenmacher, von ihm weiß man nur,
daß er im Jahre i 783 aus Mirecourt weggezogen ist.
Duchene. — Paris. 1850
War 1854 auf der Münchener Ausstellung gut ver-
treten.
Duchene, Jean-Baptiste-Colin. — Nancy. Geb.
um 1815 in Nancy, t 25. Jan. 1889
Ein Luthier, der eine gute Schule durchgemacht und
mit seinen Gelgen Erfolg gehabt hat. Er gebrauchte meist
geschriebene Zettel und eine Brandmarke: »Colin
Duchene«. — Sein Enkel ist Ch. Resuche in Bordeaux.
Ducheron, Matthieu (Mathurin). — Paris.
1700. 1730
Arbeiten von ihm kommen selten vor und sind ohne
Kunstwert.
Geigenzettel : Matthieu Ducheron ä Paris / 1 7 1 1 (gedr.).
— Mathurin Ducheron, a Paris, / 1714 (geschrieben).
Duchesne s. Duchene
Duclos, Nicolaus. — Barcelona. 1759. 1764
Wahrscheinlich ein eingewanderter Franzose, wofür
schon seine Arbeit spricht. Seine Geigen schließen sich
an italienische Vorbilder an ; er schnitzte hübsche Köpf-
chen (Löwen, Engel usw.) am Wirbelkasten und
machte auch Mandolinen. Eine Nonnengeige von ihm
besitzt das Konservatorium In Brüssel (Nr. 427). Er
soll 1766 noch in Madrid gearbeitet haben.
Geigenzettel: Abb. 171.
Ducoq.
1838
Mittelmäßiger Geigenmacher.
Geigenzettel: Ducoq fecit / Hera 1838 (geschrieben).
Dünkel, Bernhard. — Magdeburg. Geb.
4. JuH 1833 zu Trochtelborn bei Erfurt
Noch als Stabstrompeter übernahm er im Jahre 1867
F. Haases Instrumentenhandlung und führte sie bis
1888 fort. Er hatte auch eine Reparaturwerkstatt, hat
aber schwerlich selbst Geigen gebaut.
D
uien
Dulf
enn
113
Düren, Hermann. — Bonn. 1850
Er galt als tüchtiger Reparateur, Arbeiten von ihm habe
ich nicht kennen gelernt.
Düren, Wilhelm. — Köln, Bonn. 1870. f nach
1891
Sohn von Hermann D. Um 1875 siedelte er nach Bonn
über, wo er sich zuletzt hauptsächlich auf den Handel
verlegte. Seine letzte Arbeit, eine sehr gute Violine aus
dem Jahre 1891, besitzt sein Sohn. Sehr ungleich in
seiner Arbeit. Er machte sehr viele neue Streichinstru-
mente, von denen einzelne schön und gut sind, während
viele wieder geradezu häßlich genannt werden dürfen.
Geigenzettel: Wilhelm Düren / fecit, Bonn 1891 (gedr.)
Dürr (Dier), Johann. — Wien. 1813
Mitvorsteher der Wiener Lauten- und Geigenmacher-
innung. In der Arbeit kommt er manchmal Dalinger
nahe. Ein .Anton Dier war 1826 Schätzmeister, doch ist
es ungewiß, ob er der Familie Dürr oder Thir an-
gehörte.
Dürrschmidt, Wilhelm August. — Markneu-
kirchen. Geb. 11. März 1863
Wenn er auch einzelne Teile seiner Geigen wie fast alle
.Markneukirchener von anderen vorarbeiten läßt, so ge-
hört er doch zu den geschickteren Meistern seines
Wohnorts. Ein Dürrschmidt war auch in Warschau
eine Zeitlang ansässig.
Duff, William. — Dunkeid. Geb. 20. Juni
1810, t 1882 in Pulney Cottage bei Dunkeid
Er wurde 1839 Jäger bei der schottischen .Adelsfamilie
Atholl und machte in seinen freien Stunden viele und
recht gute Geigen nach dem Stainermodell. Einige
Unterweisung mag er von Peter Hardie bekommen
haben, mit dem er später bekannt wurde. Seine Geigen
sind oft sehr kunstvoll eingelegt und auch seine Bogen
waren gut.
Geigenzettel : .Made by Wm. Duff, Pulney Cottage, ,'
Dunkeid 1860 (gedruckt).
Dufour. — Mirecourt
Von dieser Geigenmacherfamilie nennt .A. Jacquot:
AmableD. f 1747
Charles D. 1751. 1757
Claude- Frangois D. 1768
Felix-Charles D. f 20. Febr. 1781
FrantoisD. 1748. 1781
Jean-Baptiste D. 1784. 1789.
Duguid. — Aberdeen. 1872
Wenig hervortretender Geigenmacher.
Duiffopruggar s. Tieffenbrucker
Duke, Richard (Vater). — London. 1 750. 1 780
Einer der besten englischen Geigenmacher, der auch
ein eigenes Modell, das an das Stainersche anklingt,
verwendete. Die Wölbung ist hoch, das Patron länglich.
Holz und .Arbeit sehr sorgfältig und der Ton weich und
ansprechend. Weniger geglückt erscheint sein gelber
v.Lütg-endorff, Geigen- und Lautenniacher. Bd. II
Lack, der manchmal über einer .Art Walnußbeize auf-
getragen ist. Bei den größeren Violen ersetzt er gern in
der Breite, was er an Länge verkürzt. Auch als Kopist
hat er sich mehrfach mit Erfolg versucht. Seine Kopien
nach Stradivan und Amati sind recht gut, weniger ge-
nau dagegen die nach Stainer, zu denen ihm wahr-
scheinlich kein Original vorgelegen hat. Echte Geigen
von ihm sind selten zu haben, doch wurde er leider von
Stümpern häufig nachgeahmt und seine Zettel ge-
fälscht, so daß Instrumente, die seinen Namen tragen,
erst eingehend auf ihre Echtheit hm geprüft werden
müssen. .4ußer seinen bald geschriebenen, bald ge-
druckten Zetteln gebrauchte er auch einen Brandstem-
pel mit seinem Namen, dem manchmal noch •>London«
hinzugefügt wurde. Wenn Vidal die .Arbeit Richard
Dukes kurzweg als »luthene infeneure« bezeichnet, so
können ihm nur Geigen von der Hand des jüngeren
Duke oder die gewöhnlichen Fälschungen vorgelegen
haben. Denn R. Duke ist so eifrig nachgeahmt und ge-
fälscht worden, daß man Glück haben muß, wenn man
eine echte Arbeit von ihm ausfindig machen will.
Geigenzettel : Rieh** Duke Londini fecit 1 767 (geschr.).
• — Richard Duke Maker , Holborn London Annol 777
(geschrieben). — Richard Duke maker near opposite /
Great Turn-Stile , Holbourn-London (gedruckt).
Duke, Richard (Sohn). — London. Anfang
des 19. Jahrhunderts
Seiner Arbeit nach zweifellos ein Schüler seines Vaters.
Er verwendete auch den gleichen Brandstempel, hat
aber den Namen Duke sehr in Mißkredit gebracht,
denn er hatte wenig Talent und kam schließlich so
herunter, daß er mit seinen roh gearbeiteten Geigen
als Hausierer sein Leben fristen mußte. Ein William
Duke soll gleichfalls Geigenmacher gewesen sein.
Dulac (Du Lac), Andre. — Viviers. 18. Jahrh.
Man kennt nur wenige .Arbeiten von ihm, einige Gei-
gen, die etwas an Guersan erinnern. Da er jedoch sorg-
los in der Wahl des Holzes war und einen schlechten,
dunklen Lack gebrauchte, sind seine Werke sehr un-
ansehnlich. Der Ton ist laut, aber nicht edel.
Geigenzettel: Andreas Dulac, Vivarais (gedruckt).
Dulcken, Jean. — Brüssel. 1750. f vor 1763
Die Lauten, die mit seinem Namen vorkommen, sind
wohl in seiner Werkstatt gemacht, aber schwerlich
Werke seiner Hand, da er »facteur de Clavecins« war.
Daß er aber alle Sorten von Saiteninstrumenten fertigen
ließ, das beweist u. a. das Schreiben seiner Witwe (von
1763), in dem es heißt: »Nous avons eu de tout tems
et nous y avons encore des ouvners en toutes sortes
d'instruments.«
Dulfenn, Alexander. — Livorno. 1689. 1700
Zwei Geigen, die seinen Zettel enthalten, sehen nicht
italienisch aus, sind unkünstlerisch durchgeführt und
lassen eher auf einen Dilettanten als einen Geigen-
macher schließen. Auch der Zettel erregt Bedenken.
Bei Bangel in Frankfurt a. M. wurde Ende Januar 1909
eine Geige von Dulfenn vom Jahre 1689 versteigert.
Geigenzettel : Allexemter Dulfenn fecit in Livorno 1 7..
(gedruckt).
8
114
Dur
Dvofäk
Dumenil (Dumesnll?), N. — Paris? 1786
Wie Brunis Inventaire (herausgegeben von Gallay),
S. 159 berichtet, wurde während der Schreckensherr-
schaft dem Marschall d'Ecquevilly eine Violine von
N. Dumenil konfisziert. Diesen sonst nicht bekannten
Geigenbauer mit Jacques Du Mesnil zu identifizieren,
verbietet schon, abgesehen von dem Vornamen, die
angegebene Jahreszahl.
Du MesnIl, Jacques. — Paris. 1655. 1662
Das beste Werk, das man von ihm kennt, ist die hüb-
sche, mit Elfenbein und Silber eingelegte Tanzmeister-
geige, die das Pariser Konservatorium bewahrt. Die
F-Löcher zeigen den Stil Amatis, das Holz ist sehr
schön und der rotbraune Lack vortrefflich. Am Wirbel-
kasten ist ein Frauenköpfchen angebracht. Eine
Taschengeige von 1662 ist in der Sammlung Savoye
in Paris.
Geigenzettel: Abb. 174.
Duncan, George. — Glasgow. Geb. 17. Jan.
1855 in Kingston-on-Spey
Er war zuerst Tischler und eröffnete 1875 in Glasgow
seine Werkstatt als Geigenmacher. Er arbeitete nach
verschiedenen Modellen und verwandte einen guten
Öllack. Seine Geigen sind sehr gut und tadellos ge-
macht. 1885 erhielt er auf der Inventions Exhibition
in London eine goldene Medaille; eine silberne, die er
1886 in Edinburgh zuerkannt erhielt, wies er zurück.
1892 wanderte er nach Amerika aus.
Geigenzettel: N° 31 / Made by / George Duncan. /
Glasgow, 1883 (gedruckt).
Duncan, Robert. — Aberdeen. 1740. 1762
Er soll ursprünglich Tischler und Holzschnitzer ge-
wesen sein, weshalb auch die Schnecken und die Bei-
werke an seinen Geigen leidlich gut aussehen; Arbeit,
Holz, Lack und Ton sind sehr gewöhnlich, sein Modell
ist hochgewölbt und geht auf Stainer zurück.
Geigenzettel : Abb. 179.
Duparge, Nicolas-Remi. — Mirecourt. 1767.
1768
Bisher nur dem Namen nach bekannt.
Dupont, Fran^ois. — Mirecourt. 1761.
t 18. Febr. 1780
Er war Geigen- und Bogenmacher. Auch ein Charles-
Felix D. kommt gleichzeitig vor.
Durand, Fran^ois. — Mirecourt. 1751. 1753
Bis jetzt das älteste bekannte Mitglied der Familie, zu
der wohl auch jener Pierre D. gehört haben dürfte,
dessen Name gewöhnlich Duvand gelesen wird.
Durand. — Marseille. 1868. 1870
Seiner Arbeit nach gehört er der Mirecourter Schule
an. Seine wenigen Geigen sind sehr sauber durch-
geführt und klingen gut. Er war nur kurze Zeit in
Marseille ansässig und scheint jung gestorben zu sein.
Durand, Victor, genannt Bazil. — Mirecourt.
Mitte des 19. Jahrhunderts
Vielleicht der Vater des Marseiller Meisters oder
identisch mit diesem. Ein Durand hatte in Rouen,
4 place St. Eloi seine Werkstatt.
Du Riez, Nicolas. — Abbeville. 1663
[Man kennt ihn bisher nur nach einer Baßviola aus
der Sammlung Snoeck (Nr. 986), die sich in Berlin
befindet.
Geigenzettel : Nicolas Du Riez ä Abbeville 1663 (gedr.).
Duval, Germaln. — Rouen. 1708. f 23. März
1733
Er wird als »Faiseur d'mstruments de musique* be-
zeichnet und wohnte in der Rue St. Laurent (Pfarrei
St. Lo). Im Jahre 1708 wurde er von der Zunft ver-
klagt, daß er, ohne einen Meisterbrief zu besitzen, in
seinem Laden Musikinstrumente feilhielt.
Duvrard s. Ouvrard
Duwar (Duwaer), Hermanus Gerardus. —
Utrecht. Geb. 10. Juni 1842 in Utrecht,
t 10. Nov. 1909
Sohn des Klaviermachers Pieter D. und der Maria
Kukenbömer, Schüler von Hampe, bei dem er seit
seinem zwölften Jahre fünf Jahre lang gelernt hat.
Später zwangen ihn besondere Umstände, sich emem
anderen Wirkungskreis anzuschließen, und erst im
reifen Mannesalter konnte er (im Jahre 1878) zu seinem
ersten Berufe zurückkehren. Bei Hampe war er eigent-
lich nur zum Reparateur ausgebildet worden. Durch
einen Zufall entdeckte er prachtvolles altes Geigenholz,
was ihn veranlaßte, seine ersten eigenen Geigen zu
machen. Da er die alten Meister eingehend studiert
hatte, gelangen schon seine ersten Versuche gut, und er
galt als tüchtiger Geigenmacher. Er ahmte das Stradi-
varimodell nach und verwendete selbstbereiteten Spi-
rituslack.
Geigenzettel: Hermanus Gerardus Duwaer / 1895 /
Utrecht / (geschrieben).
Dvorak, Jaroslav Anton. — Prag. Geb. 19. April
1861 in Prag-Neustadt
Nachdem er zuerst das Gymnasium besucht hatte,
wurde er Schüler seines Vaters J. B. Dv., bei dem er,
von einigen Reisen abgesehen, über 10 Jahre tätig
war. Am 4. Mai 1885 eröffnete er seine eigene Werk-
statt, und es gelang ihm bald, Anerkennung zu finden.
Er baut nach Stradivari und Guarneri, ist ein ge-
schickter Reparateur und besitzt bereits verschiedene
Staatsmedaillen und andere Auszeichnungen. Er ar-
beitet sauber und verwendet das beste Holz. Auch bei
seinen Fachgenossen steht er in Ansehen und wurde
1895 in den Vorstand der Prager Musikinstrumenten-
macher-Genossenschaft gewählt.
Geigenzettel: Jaroslav Dvorak / fecit Pragae 1899 (ge-
druckt).
Dvofäk — Eberle
115
Dvorak (Dworak), Johann Baptist. — Prag.
Geb. 10. Aug. 1825 in Unhost. f 28. Sept.
1890 in Prag
Schüler von Joh. Kulik, bei dem er 1844 ausgelernt
hatte. Er ging dann nach Pest zu J. B. Schweitzer,
dann zu A. Hoffmann nach Wien, zurück nach Pest
zu Ferd. Patzelt und zuletzt zu Ignaz Sandner in Prag,
dessen Werkstatt in der Husovä ti'ida (Husgasse)Nr.230
er später übernahm. Er verheiratete sich mit Maria
Klima; von seinen drei Söhnen sind zwei Geigen-
macher geworden. Er kommt in mancher Beziehung
seinem Lehrer Kulik nahe, seine Arbeit ist gut. Er
hatte Stradivari und Guarneri nachgeahmt, doch er-
zielte er wie Kulik meist nur einen harten, scharfen
Ton. Besser sind seine Violoncelli. Besondere Sorgfalt
verwendete er auf den Lack, der sich bis jetzt recht
gut bewährt hat, aber etwas grell in der Farbe ist.
Außer Geigen baute er auch Gitarren usw. Seinen
Namen, der nach der neueren böhmischen Recht-
schreibung jetzt Dvorak geschrieben wird, schrieb er
gewöhnlich Dworäk.
Geigenzettel : Joh. Bapt. Dworäk / Geigen- und Gui-
tarrenmacher, Prag / 230/1 (gedruckt) und Abb. 162.
Dvorak, Karl Boromäus. — Prag. Geb. 26. Okt.
1856 in Prag-Neustadt, f 28. Juni 1909 in
Königssaal bei Prag
Schüler seines Vaters Joh. B. Dv., bei dem er von
1872 — 1876 in der Lehre war. Um sich weiter auszu-
bilden, ging er zunächst zu Thom. Zach und Dav.
Bittner nach Wien, zu Sütterlin nach Straßburg, von
da nach Paris zu Hip. Chretien-Silvestre und zuletzt
zu Gand & Bernardel. Trefflich geschult kehrte er ins
Vaterhaus zurück, wo er den Vater in dessen lang-
wieriger Krankheit vertreten mußte. Hierauf eröffnete
er seine eigene Werkstatt und baute gute Geigen nach
Stradivari und Guarneri. Gleichzeitig war er ein eifriger
Sammler alter Instrumente, die er mit Glück auf
seinen größeren Reisen zu entdecken wußte. Seine
Arbeit erinnert an die moderne französische Schule,
er erfreute sich eines wohlbegründeten Rufes und war
im Besitze vieler Medaillen und Auszeichnungen.
Geigenzettel: Abb. 152.
Dykes, Geo L. — Leeds. Geb. 1 1 . Okt. 1884
in Leeds
Mit zwölfeinhalb Jahren trat er in die Lehre bei seinem
Vater und ging dann zu Paul Bailly. Er hat Violinen
gemacht, die in allen Einzelheiten seine eigene Arbeit
zeigen. Er baut nach Stradivari, Guarneri und Amati,
und zwar mit solchem Erfolg, daß schon im März 1901
Meredith-Morris seine Biographie mit Bild in »The
Strad« veröffentlichte. Daß er auch im übrigen eine
gute Ausbildung genossen hat und Deutsch und Fran-
zösisch mit bemerkenswerter Sicherheit spricht, sei
nebenbei erwähnt.
Geigenzettel : Made by / George L. Dykes, / Leeds,
pupil of Paul Bailly, / (pupil of Jean Baptiste Vuil-
laume, of Paris) / No. 14 (gedruckt).
Dykes, Harry. — Leeds, 28 Queens Arcade.
1883. 1900
Er besitzt eine Geigenmacherwerkstatt und ist ein be-
deutender englischer Händler mit alten Geigen. Er
ist auch Vertreter mehrerer französischer und ita-
lienischer Geigenmacher der Gegenwart für England.
Eastburn, W. — Halifax. 1902
Er wird als Geigenmacher und Saitenhändler be-
zeichnet.
Ebar s. Ebert
Ebentheur, Franz Sales. — Kriegshaber bei
Augsburg. 18. Jahrhundert
Seinen mit musikalischen Emblemen umrahmten Zettel
veröffentlichte Paul de Wit. Das Augsburger Stadt-
archiv enthält keinerlei auf diesen Meister bezüglichen
Vermerk.
Geigenzettel: Sales Ebentheur / Instrumentenmacher /
in Kriegshaber / bey Augsburg (gedruckt).
Eber! (Eberle), Benedikt. — Budapest. 1820.
1827
Wenig bekannter, aber geschickter Geigenmacher, der
der Vorliebe der ungarischen Geiger seiner Zeit für die
Brescianer Modelle entsprechend fast nur Nachahmun-
gen nach Maggini gebaut hat. Seine Geigen sind
doppelt eingelegt, der Lack sehr geschickt imitiert,
Arbeit und Holz vorzüglich. Seine Geigen haben
immer unechte Maggini- Zettel, versteckt im Inneren
aber liest man: »Benedikt Eberl, Pesth« und die
Jahreszahl.
Eberl, Christoph. — Prag. 1780. 1784
Mir ist zwar eine Geige dritten Ranges mit dem unten-
stehenden gedruckten Zettel vorgekommen, ein Chri-
stoph Eberl ist jedoch als Geigenmacher in Prag nicht
nachzuweisen. Es wird wohl ein Schönbacher Meister
gewesen sein, der, wie viele Neukirchner, seine Ar-
beiten von Prag aus datierte.
Geigenzettel: Abb. 188.
Eberl. — Schönbach b. E.
Eine egerländische Familie, von der mehrere Mit-
glieder in der Geigenindustrie ihrer Heimat tätig waren
und noch sind. Jetzt sind dies ein Johann und ein
Rudolf Eberl.
Eberle, Eugen. — Rotterdam
Geb. 7. März 1885 in Rotterdam als Sohn des be-
rühmten Violoncellisten Oskar E., Schüler von
K. Ferenczy-Tomasowsky, bei dem er von 1896 — 1902
blieb. Er arbeitete als Gehilfe bei Karel van der Meer,
dann zwei Jahre lang bei 0. Möckel und machte sich
1904 in seiner Vaterstadt selbständig. Seine Arbeit ist
sehr sorgfältig, er führt alle Teile seiner Geigen ohne
fremde Mitarbeit aus und wird sehr gelobt. Auf der
8*
116
Eberle
Rotterdamer Internationalen Musikfachausstellung er-
hielt er für ein Quartett usw. eine goldene Medaille
und wurde 1909 in Mailand ebenso ausgezeichnet.
Geigenzettel: Eugene Eberle, / Vioolmaker. / Fecit
Rotterdam — Anno 19 (geschrieben).
(Eberle, Johann Anton. — Mannheim)
Da er bis 1780 »Hofinstrumentenmacher* war, geriet
er in die Geigenliteratur, obwohl er keine Musik-
instrumente machte, sondern Messer, und später als
Münzwardein in Frankfurt a. M. starb. Er war viel-
leicht ein Verwandter des 1771 im Mannheimer Hof-
orchester vorkommenden Hoboisten Franz Eberhard
Eberle, stand aber mit dem Prager Meister schwerlich
in Beziehung.
Eberle (Eberll), Johannes Udalricus. — Prag.
Geb. 2. Juh 1699 in Vils. t 2. JuH 1768
Sohn des Sebastian Eberle und der Ursula geb. Schon-
ger. Er hat den Geigenbau jedenfalls in seiner Heimat
erlernt und kam als Gehilfe nach Prag zu Thomas Ed-
linger, doch war er kein Verwandter dieses Meisters.
Er machte sich dann dort selbständig und erwarb am
20. Februar 1 726 das Prager Bürgerrecht. Auf manchem
Zettel schreibt er den Namen Eberll; auch Ebberll
soll vorkommen. Am 4. Mai 1727 heiratete er Klara
Jordin, von der er fünf Söhne und vier Töchter be-
kam. Er hatte seine Werkstätte in der Altstadt, zuletzt
in seinem eigenen Hause, das er 1736 erwarb, in der
Konviktskä ulice (Konviktsgasse) Nr. 296, das noch
heute »u Eberlu« genannt wird. In seiner Arbeit verrät
er, daß er bei Edlinger eine gute Schule durchgemacht
hat. Seine Violinen und Violoncelli sind nach Stainer
gebaut, tadellos in der Form, prächtig im Holz und in
der Ausführung. Sein Lack ist von sehr schöner roter
Farbe und anscheinend auf gelbem Grunde aufge-
tragen. Die Einlage ist gut und breit, der Ton jedoch
nicht ganz so groß, als man eigentlich erwarten könnte.
Sehr schön ist auch die äußere Ausstattung seiner
Geigen, die Schnitzerei am Hals und am Wirbelkasten.
Am häufigsten kommen Violen, besonders Viola
d'amore von ihm vor^). Er ist der erste charakteristi-
sche Vertreter der Prager Schule. Mehrere schöne
Arbeiten von ihm befinden sich im Musikhistorischen
Museum von W. Heyer in Köln, darunter eine präch-
tige fünfsaitige Viola (Quinton) von 1749 und zwei
Liebesgeigen von 1743 und 1755. Eine Violine von
1746 besitzt .Alb. Berr in Böhmischbruck. Eine ältere,
schon aus dem Jahre 1731 stammende Viola d'amore
von ihm und eine von 1749 besitzt das Stift Ossegg.
Eine große Viola d'amore (sog. engl. Violet) von 1739
mit prachtvoll geschweiften Korpusumrissen, braun-
rotem Lack und hübschem Engelsköpfchen am Wirbel-
kasten befindet sich in der Sammlung Fr:tz Wild-
hagen in Haiensee bei Berlin. Auf dem Chor der
Braunauer Stiftskirche befindet sich eine Bratsche von
ihm aus dem Jahre 1739. Eine Geige aus seinem letzten
Lebensjahre (1768) besitzt das Bened.-Stift St. Mar-
gareth bei Prag. In der fürstl. Lobkcwitzschen Samm-
lung auf Raudnitz sind zwei Violinen von 1739 und
1753 und eine von 1760. Ferner befinden sich eine
Viola d'amore im Prager Nationaltheater, eine Viola
von 1 745 in der St. Katharinenkirche in Welwarn und
eine von 1759 im PrageV Konservatorium, Geigen von
1749, 1758, 1763, 1767 und 1768 in der Strahower
Kirche, je eine in der Prager Kreuzherrenkirche, in der
Kirche zu Nepomuk, in der Thomaskirchc in Prag
und in der Kirche zu Neveklov, ein Violoncello bei
St. Nikolaus in Prag, ein Kontrabaß von 1 753 auf dem
Komotauer Kirchenchor.
Geigenzettel: Joann. Udalricus Eberll / fecit Pragae
1 748 (gedruckt). — Joannes Udalricus Eberle / Lauten-
und Geigenmacher in Prag / A° 1752 (gedruckt.) —
Abb. 184 und 191.
Eberle, Karl. — Innsbruck. 1829
Vielleicht ein Sohn von Magnus Benedict E.^). — Ich
kenne nur Reparaturen von ihm, und auch Dr. Fr. Wald-
ner konnte nichts über ihn und seine (wahrscheinlich
nur vorübergehende) Tätigkeit in Innsbruck ermitteln.
Eberle, Magnus Benedict. — Wiener-Neu-
stadt, Raab. 1803. 1835
Er dürfte aus Vils stammen und läßt sich in Wiener-
Neustadt von 1803 an nachweisen. Er war mit Anna
Valentin verheiratet und wurde 1813 Viertelmeister,
weshalb er seine Geigenmacherei wieder aufgab. Einer
Geige nach zu urteilen, die aus Raab 1820 datiert ist,
hielt er sich vorübergehend in Ungarn auf. Wenn er
sein Geschäft auch aufgegeben hatte, so machte er
doch nachträglich noch Geigen. Er hatte als Geigen-
macher einen guten Ruf, und bis vor kurzer Zeit be-
fanden sich noch eine Violine und ein Violoncello von
ihm auf dem Chore der Neuklosterkirche in Wiener-
Neustadt. Seine Arbeit erinnert an die Wiener Schule,
ist jedoch weniger sorgfältig; auch der schwarzrote
Lack sieht nicht schön aus. Am wenigsten gelangen
ihm Violoncelli.
Geigenzettel: Magnus Eberle fecit/ Raabae 1820 (ge-
druckt) und Abb. 198-).
Eberle (nicht Eberti), Tomaso. — Neapel.
1760. 1792
Der Name läßt auf deutsche Abstammung schließen.
Daß er aber »sans doute« ein Verwandter Job. Ulr.
Eberles gewesen sei, wie Grillet behauptet, ist um so
mehr zu bezweifeln, als er seinen Namen auch »Tho-
mas Heberl« schreibt und daher ebensogut mit der
vogtländischen Familie Heberlein in Verbindung ge-
bracht werden könnte. Um seine geschriebenen Zettel
klebt er die gleiche Einfassung, die viele Mittenwalder
haben. Eher glaube ich, daß er zu Heinrich Eberl oder
Eberl in Venedig in Beziehung steht. Seine Geigen
sind denen der Gagliano so ähnlich, daß man ihn wohl
mit gutem Grund für einen Gaglianoschülcr halten
darf. Eberle macht aber die F-Löcher, die sich bei ihm
^) Einer der bedeutendsten Virtuosen auf der Viola ^) Daß dieser einen am 6. Dezember 1807 geborenen
d'amore, der Komponist Johann Joseph Eberle (geb. um Sohn Karl Boromäus hatte, steht urkundlich fest.
1735, t in Prag 1772), war kein Verwandter unseres ") Aus dem musikhistorischen Museum des Herrn
Geigenbauers. Fr. Nicolas Manskopf in Frankfurt a. M.
Eberle
Ebner
117
oft denen Amatis nähern, zierlicher und unterscheidet
sich auch in seinen Schnecken von denen der Gaghani.
Er verarbeitete sehr schönes Holz, verwendete rot-
braunen und braungelben Lack und führte alle Teile
sehr sauber durch. Seme Geigen kommen verhältnis-
mäßig selten vor, was darauf zurückzuführen ist, daß
die meisten jetzt unter dem gangbareren Namen des
Nicolaus Gagliano in den Handel gekommen smd. Er
verwendete häufig geschriebene Zettel und hat in der
Regel quer über den oberen Klotz einen zweiten kleinen
Zettel mit den Worten: »Gesu e Maria« eingeklebt.
Eine jedenfalls von ihm gebaute Viola d'amore, mit dem
Namen »Heberle*, befindet sich in der Sammlung
Valdrighi. Etwa zwölf Geigen von ihm besitzt Eugen
Gärtner in Stuttgart.
Geigenzettel: Thomas Heberl / Fecit Neap. 1780 (ge-
schrieben) und Abb. 189.
Eberle, Wenzel Michael Jos. Vincenz. — Prag.
Geb. 14. Okt. 1738, lebte noch 1770
Vierter Sohn^) und jedenfalls auch Schüler von Joh.
Udalricus E., dessen Nachfolger er dann wurde und
der ihm alles Werkzeug und Geigenholz vermachte,
sogar den freien Nießbrauch des Hauses, solange er
ledigen Standes bleibe. Der junge Eberle scheint dem-
nach eine Wahl getroffen zu haben, die der Vater nicht
billigte. Der Sohn hielt den Ruhm der väterlichen
Werkstatt nicht auf der gleichen Höhe, obwohl seine
.Arbeiten immer noch ein tüchtiges Können verraten.
In seiner ersten Zeit hat er zweifellos die von seinem
Vater noch vorgearbeiteten Geigen fertiggemacht und
mit dessen Zetteln versehen. Vielleicht hat er an dieser
Gewohnheit allzu lange festgehalten, auch wenn die
Geigen ganz allein seine Arbeit waren, wodurch es sich
am besten erklären ließe, daß Arbeiten mit seinem
Zettel so selten vorkommen.
Eberspacher, Bartolommeo. — Florenz. 1 7. Jahr-
hundert
Lautenmacher deutschen Ursprungs. Eine Theorbe
von ihm befindet sich in W. Heyers Musikhistorischem
Museum in Köln.
Geigenzettel: Bartolomeo Eberfpacher / In Fiorenza
(gedruckt).
Ebert (Eberl?), Heinrich. — Venedig. 1655
Sehr tüchtiger Lautenmacher des 17. Jahrhunderts,
von dem die Sammlung Scheurleer eine hübsche The-
orbe aufweist. Wie Tiefenbrucker seinen Namen
italianisierte, so hat dies augenscheinlich auch Ebert
getan. Herr Franciolini besitzt eine reich eingelegte
Mandoline in der Form eines kleinen Rebeks mit der
Inschrift: >>Enrico Ebar fecit anno Domini 1655«. Wenn
das Datum richtig ist — was glaubwürdig scheint —
und das Instrument keine späteren Veränderungen er-
litten hat, hätten wir damit eine der ältesten Mando-
linen vor uns. In der Ausstellung der holländischen
^) Seine Brüder scheinen jung gestorben zu sein oder
sich anderen Berufen zugewendet zu haben. J. Udalricus
Eberle hatte fünf Söhne; Joseph Elias, geb. 1728; Se-
bastian Valentin, geb. 1733; Martin Michael, geb. 1736;
Wenzel Michael, geb. 1738; Udalricus Franz, geb, 1741.
Gesellschaft *Pulchri Studio« 1893 war eine von ihm
gebaute und von J. C. Hoff mann reparierte Theorbe.
Auch P. de Wit erwarb 1885 eine Theorbe von schwar-
zem Palisanderholz mit Elfenbeinrippen von unge-
wöhnlicher Größe mit der Inschrift: »Heinrich ebert
In Venetia«. Diese Theorbe zeichnet sich auch durch
drei prächtige gotische Rosetten (»Dachsterne«) aus.
Eine sechssaitige Viola d'amore von ihm besitzt auch
die Sammlung Correr in Venedig. In dieser liest man
den Namen »Heinrich Ebart«.
Ebertl s. Eberle
Ebner, Andreas. — München. Geb. 1852 in
München, f 24. Januar 1919
Er wurde bei seinem Vater, der sich als Trödler schon
seit 1850 mit dem Verkauf alter Musikinstrumente be-
schäftigte, frühzeitig mit dem Geigenbau vertraut und
verlegte sich, als er das väterliche Geschäft übernahm,
ganz auf den Handel mit alten Streichinstrumenten,
Zithern usw.; und verfertigte auch Streichinstrumente
nach eigenen Modellen. Sein Sohn Albert Benno E.,
der ge'ernter Musikinstrumentenmacher ist, und seine
musikalische Ausbildung am Konservatorium abge-
schlossen hat, ist sein Nachfolger.
Ebner, Georg. — Regensburg. 1723
Wahrscheinlich ein Bruder von Gotthard Ebner in
Hallein und Lehrmeister des bekannteren Gotthard
Ebner in Regensburg. Er wird ausdrücklich als Geigen-
macher bezeichnet.
Ebner, Gotthard. — Hallein. 1723
Die Ebner waren Bauern in der Au bei Hallein und
haben wohl nur im Winter Geigen gemacht. Nur Gott-
hard E. scheint sich in jungen Jahren in guten Werk-
stätten umgesehen zu haben und war vielleicht der
Vater des gleichnamigen Regensbuiger Meisters. Er
baute fast ausschließlich nach dem breiten Stainer-
modell und ließ manchmal die Einlage fehlen. Sein
Lack ist feurig, dick aufgetragen und kommt Stainer
sehr nahe; auch im Ton sind seine Instrumente gut.
Ebner, Gotthard. — Regensburg. 1724.
t4. Mai 1760
Er war Geigenmacher und Musiker. Sein Modell er-
innert in gleicher Weise an Stainer wie an Amati;
an den letzteren namentlich in bezug auf die Schnecke
und die F-Löcher. Er hatte einen gewöhnlichen brau-
nen oder gelbroten Lack und nahm ziemlich hohe
Wölbung, die Einlagen ersetzte er oft durch gezeichnete
Linien. Eine Violine von ihm aus dem Jahre 1749
besitzt der Füssener Kirchenchor.
Geigenzettel: Gotthard Ebner Lauten- und Geigen- /
macher Music. fecit Ratisbonae , 1724 (gedruckt).
Ebner, Otto. — Augsburg. Geb. 10. Dez. 1883
in Breitenfeld i. Vogtland
Schüler von Aug. Wilh. Ficker in Markneukirchen. Als
Gehilfe arbeitete er bei Albin Oscar Zimmer, dann bei
F. C. Louis in Saarbrücken und kam 1903 zu G. Pie-
gendorfer nach Augsburg, nach dessen Tod er die
Werkstatt leitete, die er dann am I. Oktober 1906
18
Ecchii
Edl
er
käuflich erwarb. Im September 1907 legte er die
Meisterprüfung ab und bewährte sich seitdem als
würdiger Nachfolger seines trefflichen Vorgängers. Er
befaßt sich hauptsächlich mit dem Neubau von Streich-
instrumenten nach Stradivarl und verwendet einen
guten Ollack.
Geigenzettel: Otto Ebner / Gg. Piegendorfer / fecit
Augsburg 1912 (gedruckt). Daneben Emblem mit der
Augsburger Stadtmarke und den Buchstaben 0. E.
und G. P. darunter.
Ecchio, Giovanni. — Rom. 1610
Sohn des »Giorgio«. Vermutlich ein Flamländer, der
im Anfang des 17. Jahrhunderts in Rom ansässig war
und wohl van Eecke, Hecke oder van Eycke hieß.
Seine Heimat wird einmal als »Diocesi di .^ugusta«
(Augsburg), das zweitemal aber als Anversa (Ant-
werpen) angegeben. Dieser Giovanni Ecchio dürfte mit
Giov. Hec identisch sein.
Echinger, Karl. — München. 1861
Vielleicht ein Sohn des Würzburger Geigenmachers.
Seine Gitarren und Zithern sind besser als seine Geigen,
wenn diese auch nicht gerade schlecht sind.
Echinger. — Würzburg. 1840
Mittelmäßiger Geigenmacher aus der ersten Hälfte des
19. Jahrhunderts.
Eckart (Eckert), Heinrich. — Mannheim. Geb.
in Mannheim 1 5. Juni 1 81 1 , f nach 1 878
Er war von Hause aus Geiger und als Hofmusiker
in Mannheim angestellt, wo er sich schließlich auch
mit dem Geigenbau beschäftigte. Als Reparateur scheint
er viel Zulauf gehabt zu haben, obwohl seine Arbeit
nur als dilettantisch bezeichnet werden kann. Seine
Werkstatt übernahm 1879 H. Keßler.
Geigenzettel : Reparirt von Heinrich Eckart / in Mann-
heim (gedruckt).
Ecklid, A. 0.
1890
Drontheim (Norwegen). 1880.
Seine Hardangergeigen sind besser als seine Violinen,
obwohl er sauber arbeitet und auf der Internationalen
Ausstellung in Liverpool 1886 eine bronzene Medaille
erhielt.
Edel, Gustav. — Saulgau (Württemberg)
Ein Liebhaber, der als leidenschaftlicher Geiger, nach-
dem er sich zur Ruhe gesetzt hatte, anfing, selbst
Geigen zu bauen. Er erwarb sich durch großen Fleiß
und sorgfältiges Studium eine ungewöhnliche Hand-
geschicklichkeit. Besondere Sorgfalt verwendet er auf die
Zusammensetzung des Lackes, wobei ihm sein früherer
Beruf als Apotheker sehr zustatten kommt.
Eder, Hannes. — Hallem. 1667
Der älteste bis jetzt bekannte Geigenmacher seines
Wohnorts. Er zeichnet sich durch gute Arbeit, die
unter dem Einfluß der Slainerschen Richtung steht,
aus. Eine Geige von ihm besitzt das Chorherrenstift
Neustift bei Brixen in Tirol.
Geigenzettel : Hannes Eder Geigen- / macher in Hallein ,
1667 (geschrieben).
Eder & Gaguin. — Rouen. 1835. 1837
Eine Geigenmacherfirma, die zwar nichts Hervor-
ragendes hinterlassen hat, aber doch künstlerischen
Zielen zustrebte. Guillaume Lebreton arbeitete eine
Zeitlang mit ihnen zusammen.
Edholm, Sv. — Westingby (Schweden). 1834
Eine schwedische Geige trägt seinen geschriebenen Re-
paraturzettel.
Geigenzettel : Reparerad af Sv. / Edholm uti / Wessting-
by är 1834 (geschrieben).
Edler, F. Ch. (I). — Frankfurt a. M. Geb.
1820, f 1871
Gründer der bekannten Firma in Frankfurt a. M. Er
erhielt 1864 für gute Instrumente ein Diplom. Sein
Sohn:
Edler,F.Ch.(II). — Geb. 1851,t6.Dez.l895
erhielt 1881 eine silberne Medaille für seine Violinen,
doch befaßte er sich hauptsächlich mit dem Handel
mit alten Geigen. Sem Sohn und Schüler:
Edler, F. Ch. (III). -Geb. 1876
wurde sein Nachfolger. Er ist Großherzoglich Sächsi-
scher und Landgräflich Hessischer Hofgeigenmacher-
meister und erster Vorsitzender der Meisterprüfungs-
kommission und erhielt auf der Zweiten Musikfach-
ausstellung in Leipzig 1909 »für hervorragende Lei-
stung« die Staatsmedaille des Herzogs von Sachsen-
Altenburg. Auch als Kenner alter Geigen erfreut er
sich eines großen Ansehens. Er erfand einenT-Balken
für Streichinstrumente und eine ~>Verbesserung am
Stimmstock«.
Edler, Hans. — München. Geb. 16. Jan. 1889
zu Frankfurt a. M.
Sohn des F. Ch. Edler 11. Er besuchte die Oberreal-
schule bis 1903 und trat dann bei seinem Bruder
F. Ch. III in die Lehre, ging später zu J. J. Held nach
Bonn und trat dann im Jahre 1907 als Gehilfe bei
Adolf Romer in Freiburg i. Br. ein. Nach Beendigung
seiner Militärdienstpflicht ging er im Jahre 191 1 nach
München zu Giuseppe Fiorini, wo er Gelegenheit hatte,
sich nach jeder Richtung zu vervollkommnen. Bei
Ausbruch des Krieges wieder zu den Waffen gerufen,
stand er bis zum November 1918 im Felde und machte
sich im darauffolgenden Jahre in München selbständig.
Durch sorgfältige Arbeit im Neubau und in der Re-
paratur, sowie durch sein Geschick, den Ton alter
Geigen wirklich zu verbessern, erwarb er sich schnell
einen guten Ruf. Er gilt als ein tüchtiger Kenner der
alten Meister und besitzt eine hübsche Sammlung
wertvoller Geigen. Er ist auch Schriftführer des Landes-
verbandes der Musikinstrumentenmacher Bayerns.
Geigenzettel: Hans Edler / Geigenmacher / München
19 . . (gedruckt).
Edl
in^er
119
Edlinger, Hans Georg. — Augsburg. Geb.
28. März 1666, 1 1696
Zweiter Sohn von Thomas Edlinger. Da er jung starb,
kommen Arbeiten von ihm nur selten vor. Er heiratete
am 27. Mai 1691 Maria Nigrius (Nigrinuss) aus Sün-
ching(en), die bereits am 1 1 . Februar 1696 als Witwe
vorkommt und an diesem Tage für ihre beiden Töch-
ter Anna und Maria Theresia Vormünder bestellt. Sie
heiratete dann am 2. Februar 1697 den Lautenmacher
jakob Fichtel, aber auch dieser starb ihr drei Jahre
später, und am 23. Oktober 1701 vermählte sie sich,
zum dritten Male, mit dem Geigenmacher Gregor
Ferdinand Wenger.
Edllnger, Josef Joachim. — Prag. Geb. 7. März
]693 1nPrag. t30. Mai 1748
Sohn und Schüler von Thomas (11) E. Er bereiste
nach beendigter Lehrzeit fast ganz Italien und arbeitete
hauptsächlich in Cremona, Rom, Neapel, Bologna,
Ferrara und Venedig. Gründlich ausgebildet kehrte er
gegen 1 728 nach Prag zurück, wo er von nun an tätig
war. Am 2. Februar 1 728 erlangte er das Bürgerrecht
auf der Kleinseite und gelangte zu hohem Ansehen. Er
war Mitglied des Sechsmänneramts und der Nikolaus-
Bruderschaft. Seine Geigen und Lauten werden über
die seines Vaters gestellt^), und Ihm verdankt es die
Prager Gelgenbauschule zuerst, daß man auch aus-
wärts auf sie aufmerksam wurde. Er wurde in der
Johanniskirche unter dem Felsen begraben. Er war
nicht verheiratet. Seine Erbinnen waren die Schwe-
stern Therese und Anna Perlocher; seine Werkstatt mit
allen Vorräten an Instrumenten, Holz und Werkzeugen
hinterließ er dem vierjährigen Sohne seiner Dienerin,
Josef Michl, mit dem Wunsche, daß dieser den Geigen-
bau erlernen möge, wozu er ihm noch außerdem 200 fl.
Rhein, vermachte. — Sollte dieser Josef Michl nicht
vielleicht identisch sein mit Josef Muschl? — Seine
Arbeit Ist gut; sein Modell knüpft an italienische Vor-
bilder an und hat flache Wölbung. An vielen seiner
Gelgen Ist der Lack jetzt gänzlich zerstört; auch sonst
haben sie stark gelitten. Eine Gitarrenlaute mit schöner
Rosette Im Schalloch (Dachstern) besitzt der Maler
Wenig In Prag mit dem Zettel : Josephus Joachlmus Ed-
llnger / me fecit Pragae / Anno 1732 (gedruckt).
Gelgenzettel : Josephus Edllnger / me fecit Pragae 1 733
(gedruckt).
Edlinger, Thomas I. — Augsburg. 1656.
te.Okt. 1690
Er stammte aus Groß-KIrchhelm in Kärnthen und ließ
sich 1656 In Augsburg nieder, wo er die Tochter
Matthias Hummels (s. d.) heiratete. Im Augsburger
Hochzeitsamtsprotokoll vom 6. Februar 1661 heiß es:
»Thomas Edllnger von Groß-KIrchhaimb aus Cärndten
Lautenmacher und Elisabetha Humblin, hiesig, beide
ledigen Standes« . . . usw. Aus dieser Ehe gingen drei
^) Baron sagt: »In Prag haben sonst Thomas und
Joseph Edllnger Vatter und Sohn sich hervorgethan, und
ist absonderlich der letztere eine ziemliche Zeit In Italien
gewesen, daß man sich schon was gutes von seiner Faust
versprechen mag*.
Kinder, Thomas 11, Hans Georg und eine Tochter
hervor. In zweiter Ehe heiratete er Barbara geb. Baur
(Baür) aus Kirchheim. Im Pflegschaftsbuche von 1696
wird er bereits als »seelig« aufgeführt. Er besaß viel
Handgeschicklichkeit: seine Geigen sind leicht zu er-
kennen; die Wölbung geht ohne Hohlkehle vom Rand
empor, Ist hoch, aber in der Brust flach. Auch die Zar-
gen sind hoch, die F-Löcher groß und der Lack dunkel-
braun. Das Holz Ist gut und der Ton ziemlich kräftig.
Das Museum Francisco-Carollnum in Linz besitzt eme
Taschengeige von Ihm, eine ebensolche sowie eine
Laute aus dem Nachlasse Hans Makarts und eine sehr
originelle Tenorviola da Ganiba und eine Laute aus
de Wits Sammlung befinden sich In W. Heyers Musik-
historischem Museum in Köln. Eine besonders schöne
Taschengeige, nach .^rt der Viola d'amore besaitet, be-
sitzt Daniel Fryklund in Sundsvall (Schweden), die er
auch in einem hübschen .Aufsatz beschrieben hat.
Gelgenzettel: Abb. 186 und 187.
Edhnger, Thomas (II). —Prag. Geb. 23. Nov.
1662 in Augsburg, t 20. Jan. 1729 in Prag
Er war jedenfalls ein Schüler seines Vaters Tliomas
Edllnger und nicht von J. Stainer, wie W. Sandys be-
hauptet ; er kann jedoch möglicherweise bei J. Stainer
gearbeitet haben. In Augsburg wird er zuletzt am
18. Februar 1690, schon majorenn, genannt. Kurze
Zeit darauf dürfte er nach Prag gegangen sein. Er lernte
dort die Witwe des Geigenmachers L. Brater (geb. 1653
als Tochter des Gelgenmachers A. Ott und t 19. Mal
1701) kennen, mit der er sich am 17. Mai 1692 ver-
heiratete, nachdem er am 8. Mai desselben Jahres das
Bürgerrecht auf der Prager Kleinseite erworben hatte.
Edlinger war sehr wohlhabend und besaß außer dem
Hause Nr. 210 In der Spornergasse »bey den 3 Geigen«
Getzt Nerudovä ulice), wo sich auch seine Werkstatt
befand, noch ein zweites Haus. Er starb am 20. Januar
1729 und wurde in der Wenzelskirche in eigener Gruft
an der Seite seiner Frau begraben. Er hinterließ zwei
Söhne, von denen der eine sein Schüler und Nachfolger
wurde. Im Stift Ossegg befindet sich eine Laute von
Ihm aus dem Jahre 1718 (Kat. Nr. 23) und eine von
1700 (Kat. Nr. 48); einen Kontrabaß von 1713 besitzt
Fürst Lobkowitz auf Schloß Raudnitz, eine schöne
Viola von 1719 besaß der Geigenmacher Eman. E. Ho-
molka In Prag, Königl. Weinberge, und ein Violoncello
von 1723 befindet sich In der Prager Lorettokirche.
Gelgenzettel: Thomas Edlinger / fecit Pragae Anno
1729 (gedruckt). — Thomas Edllnger , Lauten- und
Geigenmacher in Prag 1719 (gedruckt).
Eesbroeck, Jan van. — Antwerpen. 1 583. 1 585
Geboren In Mariakerck als Sohn von Josse van Ees-
broeck. Er wurde am 9. Dezember 1583 als Bürger von
Antwerpen aufgenommen und war ein seinerzeit hoch-
geschätzter Lautenmacher, der aber auch manches gute
Clavecin gemacht hat. Gelgen mit seinem Namen, die
jetzt im Handel vorkommen, müssen wohl ausnahms-
los als Fälschungen betrachtet werden.
Egan, J. — Dublin
Nur als Verfertiger von irischen Harfen bekannt.
120
Egerland — Elg
Egerland, Christian Carl. — Klingenthal. 1 784
Sohn und Nachfolger von Johann Christian E. und
wohl auch dessen Schüler.
Egerland, David Friedrich. — Klingenthal.
1733
Wahrscheinlich einer aus Böhmen eingewanderten
Exulantenfamilie entstammender Geigen- und Lauten-
macher.
Egerland, Johann Christian. — Klingenthal.
1748
Sohn und Nachfolger von David Friedrich E. Als
Geigenmacher nicht hervorragend.
Eghngton. — London. 1800. 1802
Seine Geigen zeigen zwar unbeholfene Arbeit, haben
aber nichtsdestoweniger einen ansprechenden Ton.
Geigenzettel: Eglington fecit, / Drury Lane London
1802 (gedruckt).
Ehlers, Joachim. — Wien. 1825
Als Gitarren-, Harfen- und Klaviermacher bekannt, der
auch einige Erfindungen gemacht hat.
Ehrlich, Adolf. — Gablonz a. Neiße
Begründete im Jahre 1892 eine Geigenmacherwerkstatt,
die er seither wieder aufgegeben hat, um sich aus-
schließlich auf den Handel zu verlegen.
Ehrlich, Wilhelm. — Dresden. Geb. um 1820,
t 4. März 1887
Er besaß als Reparateur einen wohlverdienten Ruf, und
seine neuen Geigen sind mit Fleiß und Gewissen-
haftigkeit gearbeitet. Sein Geschäftsnachfolger ist Ferd.
Patzelt.
Ehrmann, W. C. — Albany (New York). Geb.
1860 in Albany
Sohn eines eingewanderten Württembergers, Schüler
von Charles Andersen in Denver. Er vervollkommnete
sich auf mehrmaligen Reisen nach Europa, wo er auch
gründliche Musikstudien trieb. Er hat ein neues Zargen-
system für Streichinstrumente erfunden, dem er den
vollen Ton seiner Arbeiten, die in Amerika viel Anklang
finden, zuschreibt.
Geigenzettel : W. C. Ehrmann / Maker / Albany N. Y.
1908 (geschrieben).
Eibich. — Posen
Eine Musikinstrumentenmacherfamilie. Ignatz E. be-
gründete 1790 in Posen eine Klavierfabrik. Von seinen
elf Söhnen, die alle sich mehr oder minder dem Musik-
instrumentenfach widmeten, war Konstantin (geb.
27. Januar 1823, f 24. April 1890) ein nicht ungeschick-
ter Geigenmacher. Seine noch lebenden Brüder Roman
und Max E. betrieben ursprünglich andere Gewerbe
und haben jetzt Musikinstrumentengeschäfte, in denen
auch Geigen usw. repariert werden.
Geigenzettel: Reparirt K. Eibich / in Posen 1871 (ge-
druckt).
Eichentoph (Eichendopf), J. H. — 1726
In einem am 9. Dezember 1773 aufgestellten Verzeich-
nis der im Besitz der damaligen Hofkapelle in Köthen
in Anhalt befindlichen Musikinstrumente wird eine
»Viola von Eichentoph 1726" aufgeführt. In demselben
Verzeichnis werden dann noch »zwei Dis-Hörner von
J. H. Eichendopf« erwähnt. Die Viola und die Hörner
sind wohl Werke des gleichen Meisters, über den ich
bis jetzt nichts Näheres ermitteln konnte.
Eichner, G. - Elberfeld. 1814. 1815
In einer leidlich gut gemachten Geige fand sich sein
Name. Er war wohl nur ein Dilettant und nur vorüber-
gehend in Elberfeld ansässig. Sein Name kommt weder
in den Elberfelder Geburts- und Sterbe-, noch in den
Heimatsregistern von 1810 — 1832 vor. Auch alle an-
deren Nachforschungen nach ihm waren vergeblich.
Geigenzettel: Abb. 190.
Eims, Joh. Nie. Carl. — Hamburg. 1799
Er wird als Instrumentenmacher bezeichnet und wurde
am 12. April 1799 Bürger.
Eisele (Aisele), Michele. — Brescia. Geb.1614,
lebte noch 1664
Vielleicht ein Sohn jenes Jakob Heisele (s. d.), der 1619
und 1620 für den Hof in Modena arbeitete. Geigen oder
Lauten von Michele E. sind bisher nicht bekannt, nur
zwei Steuererklärungen von 1655 und 1664, in denen
er seinen Namen »Aiseli« und »Aisili« schreibt, und
sich ausdrücklich mit den Worten »di natione todesco
leutaro in Brescia dall anno 1638 in qua« als Deutscher
bekennt.
Eisenmann, H. — London. 19. Jahrhundert
Seine Geigen waren gut gemacht, ohne durch besondere
Vorzüge aufzufallen. Besser sollen ihm Violen gelungen
sein.
Eitle. — München. 1904
Ein Hauptlehrer an der Städtischen Höheren Töchter-
schule, der im Jahre 1904 beim Patentamt eine Erfin-
dung angemeldet hat, die eine Neukonstruktion der
Geige bezweckte, um die Ubungszeit abzukürzen und
dem Musiker neue Möglichkeiten zu eröffnen. Man
hat jedoch über diese Erfindung seitdem nichts mehr
gehört.
Elemann, Johann. — Augsburg. 18. Jahrh.
Seinen Zettel veröffentlicht P. de Wit. Im Augsburger
Stadtarchiv war nichts über diesen bisher kaum be-
kannten Meister zu ermitteln.
Geigenzettel: lohann Elemann, Violin- und Lauten-
macher in Augspurg 17.. (gedruckt).
Element s. Clement
Elg, Jonas. — Stockholm. Geb. vor 1690,
t 12.Jum 1732
Einer der ältesten schwedischen Geigen- und Lauten-
macher. Er war in zweiter Ehe mit Brita Ström ver-
heiratet und hinterließ zwei minderjähiig?; Söhne.
Geigen von ihm trifft man selten, häufiger dagegen
Elga
Emil
miliani
121
Lauten und Theorben. Eine solche von 1713, reich
geschmückt mit Schnitzwerk und Malerei, bewahrt das
Staatsmuseum in Abo (Finnland), eine andere von 1729
besitzt das Musikhistonsche Museum in Stockholm.
Dasselbe Museum besitzt auch eine in ein Violoncello
umgearbeitete Tenorviola da Gamba und einen Kon-
trabaß. In der Sammlung Hammer war sein Name auf
einem Reparaturzettel zu finden, und eine Viola da
Gamba ist in der Kopenhagener Sammlung zu sehen.
Geigenzettel: lonas Eig: / Me fecit in ' Stockholm
1718 (geschrieben). — Jonas Elg Fecit / Holmiae Anno
1 729 (gedruckt). — Jonas Elg Renovavit / Holmiae /
1730 (gedruckt) und Abb. 196.
Elgas (Ellgas), Georg Paul, lebte um 1760 in
Graslitz
Elgas, Josef. — Schönbach bei Eger. 1826
Unter den besseren Geigenmachern seines Heimatorts
aus dem ersten Drittel des 19. Jahrhunderts wird auch
er genannt.
Ellersieck, Albert. — Rostock, Greiz, Berlin.
Geb. 1843 in Magdeburg
Er war ursprünglich Musiker, erlernte durch Selbst-
studium den Geigenbau und ließ sich zunächst, 1878,
in Rostock als Geigenmacher nieder; 1895 siedelte er
nach Greiz und 1900 nach Berlin über. Er bildete sich
ein eigenes großes Modell, das er jedoch nach Fertig-
stellung der siebenten Geige wieder aufgab. Seitdem
baut er fast ausschließlich nach dem großen Stradivari-
modell. Anfangs zog er gelbroten Spiritus-, später
mageren OUack vor. Er versteht es sehr gut, das alte
Aussehen seiner Vorbilder nachzuahmen, und ist auch
bekannt als guter Saitenmacher. Er erhielt auf sechs
Ausstellungen Preise.
Geigenzettel: Alb' Ellersieck / Atelier für Kunstbau
von Streichinstrumenten / Rostock i/M. 1892 (gedr.).
Ellersieck, Hellmuth. — Chnstiania. Geb.
1886 m Rostock
Sohn von Albert E. Er lernte von 1900—1903 in Mark-
neukirchen, wo er seine Gesellenprüfung mit Aus-
zeichnung ablegte. Er arbeitete dann bei Friedel in
Berlin und ging nach Beendigung seiner Militärzeit zu
Hjorth nach Kopenhagen, wo er sechs Jahre lang blieb.
Im Sommer 1914 kam er nach Chnstiania, wo er nach
J. Rummelhoff Hansens Tod dessen Werkstatt über-
nahm und sein ebenbürtiger Nachfolger geworden ist.
Elllot, J. 0. — Norungen (Elfsborgs län,
Schweden). 1897
Em geschickter Dilettant, der in seinen Mußestunden
Geigen macht.
Elsler (Elster), Johann Joseph. — Mainz. 1717.
1750
Ein seinerzeit hochgeschätzter Meister, der mit Job.
Ulr. Eberle auf einer Stufe steht. Seine Arbeit ist sehr
sauber, das Holz, namentlich der Decken, meist recht
gut; seine Geigen nähern sich dem Stainermodell; am
besten gelangen ihm aber doch Violen und Gamben.
Sein Lack ist gelbbraun. Eine siebensaitige Baßviola
aus dem Jahre 1 728 mit einem Frauenköpfchen am
Wirbelkasten aus der Sammlung Snoeck (Nr. 487)
findet sich in Berlin. Eine Gamba von 1730 besitzt
Alfred Keil in Lissabon. Eine Altviola von ihm befindet
sich in der Sammlung Galpin (Hatfield).
Geigenzettel: Joannes Joseph. Elsler Lauten und
Geigenmacher / Meyntz 1717 (gedruckt).
Eist, Aert (oder Arnold), van der. — Ant-
werpen. 1576. 1579
Er kommt 1576 und in den folgenden Jahren in den
Gilderegistern zwar nur als Clavecinmacher vor, doch
soll es ein Bildnis von ihm geben, auf dem er eine
Theorbe in der Hand hält.
Embergher, Luigi. — Rom. 1898. 1910
Lebt als Saiteninstrumentenmacher in Rom und gilt
als der beste römische Mandolinenmacher.
Emde, J. F. Chr. — Leipzig. Geb. 1806,
tnach 1874
In seinen jüngeren Jahren machte er einige Geigen, die
saubere Arbeit zeigen, wenn sie auch weder im Holz
oder Lack noch im Ton über die Mittelmäßigkeit
hinauskommen. Beim besten Willen konnte er eben
nicht ersetzen, was ihm an Talent fehlte. So wurde er
mit der Zeit sehr pedantisch und suchte in Neben-
sachen das Heil seiner Kunst. Er schwor darauf, daß
der Leim nur über einem Holzkohlenbecken gekocht
werden dürfe; statt des Leimpinsels gebrauchte er ein
in seine Fasern zerklopftes Rohrstückchen ; das An-
wärmen der zu leimenden Holzteile durfte gleichfalls
nur über dem Kohlenfeuer geschehen, so daß alle
Fugen angeraucht wurden. Er verarbeitete niemals vor-
gearbeitetes Geigenholz, sondern sägte alles, selbst die
Zargen, vom Holzklotz mit einer Handsäge und hielt
auch seine Gehilfen mit Peinlichkeit an, in gleicher
Weise zu arbeiten. Besser war er im Wiederherstellen
und Ausbessern alter Geigen und hatte deshalb ziem-
lich viel Zulauf. In seinen letzten Jahren war er immer
kränklich und mißmutig und konnte selbst nicht mehr
arbeiten, aber er hielt sich den ganzen Tag in der
Werkstatt auf, um seine Gehilfen scharf zu überwachen.
Sein Sohn und Schüler Tli. Franz E., geb. 1837, starb
1874.
Geigenzettel: J. F. Chr. Emde ' Bogen — Instrumen-
tenmacher in Leipzig / Verfertigt 1840 (gedruckt).
Emerson, Elijah. — Boston
Amerikanischer Geigenmacher der Gegenwart.
Emery, Jean. — Genf. 1722
Bisher nur durch den von P. de Wit veröffentlichten
Zettel bekannt.
Geigenzettel : Fait ä Geneve par Jean Emery Maitre
Luthie. / l'An 1722 (gedruckt).
Emlllanl, Francesco de. — Rom. 1704. 1736
Er arbeitete gut im Stile Tecchlers und bevorzugte eine
hohe Wölbung, bei kleinen Violinen aber nahm er die
122
Enderes — Engleder
Wölbung flacher. Das Holz ist sorgfältig gewählt, der
Lack gelbrot bis braun und die Schnecke sehr schwung-
voll und tief gestochen. Der Ton gut, jedoch klein.
Geigenzettel: Franciscus Emilianus Roma (gedruckt).
— Abb. 183.
Enderes (Endres), Andreas. — Füssen. 1622
Er wurde am 18. Dezember 1622 in die Füssener
Lautenmacherzunft als Meister aufgenommen.
Enders. — Großbreitenbach
Mehrere Mitglieder dieser Familie haben um die Wende
des 18. zum 19. Jahrhundert handwerksmäßige Musik-
instrumente, darunter auch Geigen, hergestellt.
Enel. Charles. — Paris. Geb. 14. Juli 1880 in
Mirecourt
Schüler von G. Bazin und L. Mougenot. arbeitete bei
Silvestre und Maucotel, dann in der Schweiz und in
Deutschland, ging dann nach Paris zurück, wo er sich
selbständig machte und mit Felix Bolleker verband.
Geigenzettel: Charles Enel / Paris 19 . . N" . . [und
Monogramm] (gedruckt).
Engelfried, Franz. — Rottenburg a. Neckar
Ein Orgelbauer, der gelegentlich auch Geigen repariert
hat.
Engelhard.— ? 1742
Eine Leier (Vielle) im Musee de Cluny in Paris trägt
die Inschrift: »Engelhard fecit 1742«.
Enger, Gulbrand. — Kopenhagen. Geb. 1822
in Norwegen, f 1886 in Kopenhagen
Schüler von Th. Jacobsen und VuiUaume. Nach
Jacobsens Tod führte er dessen Geschäft eine Zeitlang
für die Witwe fort und eröffnete später seine eigene
Werkstatt in der Sqvaldergade. Er baute sehr gute
Violinen und Violoncelli von kräftigem und gesundem
Ton und war auch gewissenhaft und sorgfältig im
Wiederherstellen.
Geigenzettel: Gulbrand Enger , Kjobenhavn. 1854
(gedruckt).
Enger, Hagbart. — Kopenhagen. Geb. 1860
Sohn und Schüler von Gulbrand E. Er machte größere
Reisen, arbeitete bei D. Bittner in Wien und Rieger in
München und ließ sich dann in seiner Vaterstadt nieder.
Engl, Adalbert. — Berlin. Um 1900
Seine Arbeit wurde mir gelobt, doch hatte ich keine
Gelegenheit, eine Geige von ihm selbst zu sehen.
Engl, Julius. — Wien 1921
Einer der vielen Erfinder, die den Ton der Geige ver-
bessern wollten. Er sucht sein Ziel dadurch zu er-
reichen, daß er im Innern der Decke die Jahresringe
durchschneidet und acht bis zehn dünne Querstäbchen
einleimt.
Engleder, Alois (aus Großberg bei Regens-
burg). — Budapest (Ofen.) Geb. um 1812,
tum 1883
Schüler von Fischer in Regensburg (dessen Frau seine
Tante war), Bruder von Andreas, Ludwig und Joseph E.
Er war wenig begabt, machte mittelmäßige Geigen
nach Stradivari, hauptsächlich aber nach Nie. Amati.
Auch als Reparateur war er ohne Bedeutung. Er ver-
wendete meist spröden Spirituslack.
Geigenzettel: Aloys Engleder / reparavit Budae 1862
(gedruckt).
Engleder, Andreas. — München. Geb. um
1810, t nach 1860
Er stammt aus Großberg bei Regensburg und war
Schüler von Fischer in Regensburg, dessen Neffe er
war, und von Vauchel. Er war einer der besten Geigen-
macher Münchens um die Mitte des 19. Jahrhunderts
und damals wohl der gesuchteste Reparateur Bayerns.
Über seine Versuche, neue Formen für den Geigenbau
zu finden, schreibt u.a. Prof. Dr. Schafhäutl: »Bei
seinem Saitenquintett versuchte der Künstler eine neue
Form. Die oberen Backen der Violine waren beinahe
schräg abgestutzt, so daß sie ohne Ecken ganz leicht
in die Brust übergingen ; auch die Enden der Unter-
backen waren weggefallen ; dagegen waren diese Unter-
backen beinahe in eben dem Verhältnisse vergrößert,
als die oberen Backen in Fläche vermindert wurden,
£o daß ein birnenähnlicher Umriß entstand. Schubert
schlug im Jahre 1803 die Gitarreform für die Geige
vor, Galbusera in Mailand führte 1813 diesen Vor-
schlag aus, Engleder veränderte nun auch das Verhält-
nis der Backen. Er erzielte nur einen einseitigen Erfolg,
denn gegen den brillant klingenden Diskant fiel der Baß
ungemein ab.« Prachtvolles Holz, tadellose Arbeit.
1854 Medaille.
Geigenzettel: Abb. 196.
Engleder, Johann Ulrich. — Kelheim. 1865
Wohl ein Bruder von Joseph E., wenn nicht ein Sohn.
Auch er soll in Regensburg gelernt haben. Er war recht
tüchtig, baute auch viele Zithern, am besten blieben
aber doch seine Violinen, da er sich stets gutes Tonholz
zu verschaffen wußte.
Engleder, Josef. — Kelheim. Geb. 31. Dez.
1815. tum 1860
Er war zuerst in Rainhausen bei Regensburg ansässig
und verheiratete sich am 15. Oktober 1838 in Kelheim
mit Maria Anna Fichs aus München (geb. 31. Oktober
1814). Er dürfte in Engelstadt oder in Schierling ge-
storben sein, wo je einer seiner Söhne verheiratet ist.
Sein Sohn Franz ist Lehrer in München. — Der Name
»Josef Engleder« findet sich in seinen Arbeiten öfter
eingebrannt, so auch in einer schönen, dunkelrot
lackierten Viola d'amore in W. Heyers Musikhistori-
schem Museum, woselbst sich auch noch ein Violon-
cello mit Löwenkopf und eine fünfsaitige Viola befin-
den. Eine sehr sauber gearbeitete Zither von ihm besitzt
X. Kerschensteiner.
Geigenzettel : Reparavit Jos. Engleder Instru / menten--
macher in Kelheim 1840 (gedruckt).
Engleder — Epp
123
Engleder, Ludwig. — Bamberg. Geb. 1811,
t 2. Febr. 1873
Schüler von Fischer in Regensburg. Er eröffnete am
1. August 1835 in Bamberg als vierundzwanzigjähnger
Mann seine eigene Werkstatt ; obwohl er sehr tüchtig
war, brachte er es doch zu keinem nennenswerten
Wohlstande, so daß er im Alter froh war, im Bürger-
spital auf dem Michaelsberge aufgenommen zu werden,
wo er als Pfründner starb. Er baute frei nach Stainer;
seine Geigen usw. zeichnen sich durch vollen Ton aus.
Ennemoser, Joseph. — Meran. Geb. 1875 in
Obermais
Nach Beendigung seiner Lehrzeit in München und
nach mehrjähriger Gehilfentätigkeit machte er sich im
Jahre 1902 in Meran selbständig. Er repariert Streich-
instrumente und baut Zithern und Gitarren.
Enrico, Giovanni di. — Rom. 1590. 1608
Ein Flamänder, der wahrscheinlich Heindnchs ge-
heißen hat und in der Via dei Liutari bei Meister
Cristoforo del Forno wohnte. Er erschien 1608 vor dem
Tribunal des Gouverneurs, erzählte, daß er in Neapel
mit seinem Landsmanne Armand Coppo als Lauten-
macher ansässig war. und klagte, daß ihm zwei näher
beschriebene kostbare Ebenholzgitarren im ungefähren
Werte von 65 Talern gestohlen worden seien. — Bereits
1590 besaß ein Flamänder »Meister Giovanni« ein
Geschäft in Rom mit dem Ladenschild »alla Trinitä«.
■ — Vielleicht ist die prächtige Laute (Orpheoreon) in
der Sammlung des Pariser Konservatoriums, die sowohl
römische als vlämische Züge aufweist, und die im
letzten Drittel des 16. Jahrhunderts entstanden sein
muß, ein Werk Giovanni di Enricos.
Entzensperger, Christoph. — Füssen. 1708.
t3. Febr. 1747
Vermutlich der Stammvater der heute noch bestehen-
den Geigenmacherfamilie, als deren Urheimat das un-
weit Füssen gelegene Enzensberg (Gemeinde Hopfen)
angesehen werden kann. Eine Viola d'amore aus dem
Jahre 1714 von ihm besitzt das Historische Museum in
Basel.
Geigenzettel: Abb. 185.
Enzensperger, Bernhard I. — Wien. Geb. um
1780, tum 1855
Er dürfte aus Füssen oder Sonthofen im .Mlgäu (wo im
18. Jahrhundert die Entzensperger ansässig waren)
stammen. Bei wem er seine erste Lehrzeit durch-
gemacht hat, ist unbekannt. In Wien kam er zu Georg
Thir, als dessen Schüler er sich betrachtete. Er er-
öffnete im Jahre 1812 seine eigene Werkstatt und legte
am 23. Juni 1820 den Bürgereid ab. Seine Blütezeit
fällt in die 30er Jahre des ! 9. Jahrhunderts. Er be-
schäftigte sich viel mit akustischen Studien und erhielt
auch 1831 ein Patent auf eine von ihm erfundene so-
genannte »Akustikgitarre". In der Folge verlegte er
sich m^hr auf den Bau von Gitarren und Zithern.
Er wohnte 1820 Leopoldstadt Nr. 100, 1831 »auf der
Wieden nächst dem Freyhause Nr. 6 Stiege Nr. 3
beym goldenen Adler« und 1835 •>nächst dem Theater
an der Wien Nr. 24«'
Geigenzettel: Abb. 193 und 195.
Enzensperger, Bernard II. — Wien. Geb.
1828, t 1896
Schüler seines Vaters Bernard 1 E. Er bildete sich durch
ausgedehnte Reisen weiter aus, arbeitete bei Tiefen-
brunner in München, Bausch in Leipzig, Schwarz in
Straßburg und Bernardel in Paris, bis er nach dem
Tode seines Vaters die väterliche Werkstatt übernahm,
deren alten Ruf er zu erhalten verstand. Er war ein
künstlerisch veranlagter und ungemein tätiger Mann
und besaß verschiedene Medaillen. Wie ein Soldat auf
dem Schlachtfeld, starb er, vom Herzschlag getroffen,
in seiner Werkstatt.
Enzensperger, Victor. — Wien. Geb. in Wien
19. Mai 1867, t 23. Febr. 1918
Schüler seines Vaters Bernard 1 1 E. Er sollte ursprüng-
lich Geiger werden und ging nach beendeter Lehrzeit
vom Jahre 1882 — 1889 in die Fremde, arbeitete nach
seiner Angabe in Salzburg, München und in den Haupt-
orten der Geigenindustrie: Mittenwald, Schönbach und
Markneukirchen, übernahm nach dem plötzlichen Tode
seines Vaters am 2. Mai 1896 das väterliche Geschäft
und beschäftigte sich mit dem Instrumentenhandel und
der Reparatur von Geigen. Er verwendete bei Repara-
turen Sprit-, beim Neubau Ollack. Außerdem machte
er auch andere Saiteninstrumente und hauptsächlich
Saiten.
Geigenzettel : Abb. 202.
Epp (Oepp), Georg (Jörg). — Wien, f um 1 632
Ein Füssener Lautenmacher, der es in Wien zu einem
gewissen Wohlstand gebracht hatte, aber schon bald
nach der Geburt seiner einzigen Tochter Anna Maria
starb. Sein Geselle Marcell Hollmayr, der sein engerer
Landsmann war, führte die Werkstatt für die Witwe
Rosina fort, die ihn im Jahre 1633 heiratete und so zum
Nachfolger ihres ersten Ehemannes machte').
Epp, Johann Jakob. — Straßburg i. E. Geb.
1639 m Straßburg. 1669
Altester Sohn von Math. E., war Lautenmacher, wie
sein Vater, und wohl auch dessen Schüler. Eine Tenor-
viola da Gamba mit seinem gedruckten Zettel neben
dem seines Vaters befindet sich in W. Heyers Musik-
historischem Museum in Köln.
Geigenzettel : Hanß Jacob Epp / in Straßburg (gedr.).
Epp, Magn. (?). — Füssen. 1600
Eine rundbauchige, einfache Laute von roher Arbeit
trug diesen Namen. Der Taufname war nicht sicher
leserlich; die Jahreszahl könnte auch 1609 geheißen
haben. Er ist vielleicht der Stammvater der Straß-
burger Familie.
) Vgl. E. K. Blümml, Beiträge zur Geschichte der
Lautenmacher in Wien, Zeitschr. f, Musikwissenschaft
1920, Heft 5,
124
Epp — Erich
Epp, Martin. — Straßburg. Geb. 1641 in
Straßburg, t 1671
Jüngerer Sohn von Math. E., ein seinerzeit geschätzter
Lautenmacher.
Epp (Aepp), Mattheus (Mathias). — Straß-
burg 1. E. Geb. in Füssen um 1610, f nach
1671
Er wanderte als Lautenmacher in Straßburg ein und
heiratete dort 1638 die Rosina Salome Windschläg
(Kirchenbücher M. 109). Er war ein tüchtiger Künstler
und hat nach Baron »breitspänichte Instrumenta ver-
fertiget und unterschiedene Lauten aus Elfenbein ge-
macht«. Im Jahre 1652 wurde er nach Stuttgart be-
rufen, wo er für die Hofkapelle zwei Diskantgeigen und
eine Theorbe aubesserte. Je eine Taschengeige mit
Elfenbeineinlagen befindet sich in der Sammlung des
Pariser Konservatoriums (Nr. 104^)) und im Musik-
histonschen Museum von W. Heyer in Köln eine zur
Gitarre umgearbeitete Laute (vom Jahre 1671). Auch
Baron Benkendorff in St. Petersburg besitzt eine schöne
mit Elfenbein geäderte Taschengeige von ihm mit
einem Frauenköpfchen am Wirbelkasten aus Elfenbein.
Geigenzettel : Matheus Epp / in Strasburg 1656 (gedr.)
und Abb. 201.
Erahr. — Mäcon. Um 1820
Grillet nennt ihn mit der Bemerkung, daß er Leiern
im Stile Louvets gemacht habe. Ist der Name nicht
aus Erard (Erhard) entstanden? Im Archiv zu Macon
ist nichts über ihn zu finden.
Erard, Sebastien. — Paris. Geb. m Straßburg
1752, fm Paris 1831
Ein ausgezeichneter Klavier- und Harfenbauer.
Ergele, Joh. Conrad (Vater). — Waldshut.
Geb. um 1725, t 11. Febr. 1788
Em Geigenmacher, über dessen Leben ein von seinem
Sohne geschriebenes Hausbuch einige Auskunft gibt.
Er hatte mit seiner ersten, 1762 verstorbenen Frau, geb.
Hattenbach, sieben Kinder, heiratete zum zweiten Male
und wurde, wie der Sohn schreibt, »mit dieser Ehe so
angeführt, daß er keine schlechtere Frau in Waldshut
hätte bekommen können; alles mußte versoffen sein«.
Seine Geigen zeigen denselben Stil wie die der Familie
Straub.
Ergele, Johann Conrad (Sohn). — Freiburg
i.Br. Geb. 26. Aug. 1750 in Waldshut,
t 10. Juni 1821
Schüler seines Vaters, ging 1 766 in die Fremde und kam
1772 wieder heim, wo er eine Stiefmutter vorfand. Er
erzählt in einem erhaltenen Hausbuche die traurige
Lage, in die er dadurch kam : »Meine Stiefmutter zer-
schnitt mir meine Hemmeter, die ich aus der Frembd
gebracht habe zu Windeln für ihre Kinder; ich hatte
.Arbeit und genug zu verdienen, aber es half nichts, ja
) Im Katalog wird der Name irrig »Sup* angegeben.
meine Stiefmutter trug die Früchte unter der Predig
an den Sonntagen aus dem Hauss, kurz ich war es
müde, dies länger anzusehen. Anno 1774 ging ich nach
Rheinfelden, erzählte es meiner Schwester (die aelteste
i. Ehe), lieh von ihr 50 fl. und ging also den 27. April
nach Freiburg.« Dort mietete er in der Pfaffengasse eine
Wohnung, hing ein Schild aus und hatte sich in elf
Monaten bereits 200 fl. »erbaust«, so daß es ihm in den
Sinn kam, Bürger zu werden, was ihm mit dem Opfer
fast aller seiner Ersparnisse endlich auch gelang. 1775
verheiratete er sich mit der Metzgerstochter Maria
Anna Knüpffer und erhielt 250 fl. Mitgift. Seine Auf-
zeichnungen schließt er mit den Worten: »Gott sey
gedankt, niemahls keine Noth gelitten.« Seine Geigen
sind recht gut und kommen noch häufig vor. Seine
Kinder waren : 1 . Joh. Nep., geb. 5. Mai 1 777 ; 2. Maria
Magd., geb. 14. Juli 1778; 3. Joh. Conrad, geb. 1. Juli
1779, t 12. März 1791 ; 4. Franz Josef us, geb. 28. Febr.
1782; 5. Ferdinand, geb. 3. Febr. 1784.
Geigenzettel: Abb. 192 und 194.
Erggelet (Ergele), Johann Nep. — Freiburg
i.Br. Geb. 5. Mai 1777, f 1863
Schüler seines Vaters Joh. Conr. (Sohn) E. und dessen
Nachfolger. Er verheiratete sich am 13. September 1808
mit Jungfer Sophia Dräher und galt bis in sein hohes
Alter als tüchtiger Meister seines Faches. Er schrieb
sich fast ausschließlich »Erggelet« statt Ergele, welche
Rechtschreibung auch die Nachkommen übernommen
haben.
Geigenzettel : Abb. 200.
Erhard, Paul. — Genua. 1690
Ingenieur Höselmeyer in Dresden besitzt eine Geige
mit dem etwas fragwürdigen Zettel: »Paul Erhard /
Geigenmacher / Genua 1690«. — In Italien seßhaft
gewordene deutsche Geigenmacher haben durchweg
italienische oder lateinische Zettel verwendet. Auch der
kurze Wortlaut ist für die Zeit etwas verdächtig.
Erich (Enchsen), Daniel.
1660
Lübeck. 1642.
Er war Lautenist und Lautenmacher und bat am
7. Oktober 1642 den Rat der Stadt Lübeck um Zu-
lassung, wobei er versprach, das Bürgerrecht zu er-
werben. Er schrieb: »Nachdem für einem halben Jahre
Albert Uhlig (Olrich) gewesener Violen- und Lauten-
macher allhie mit todt abgegangen, wan ich dan in
meiner Jugend die Kunst lauten, Violen und clero-
gleichen musikalische Instrumenten zu verfertigen er-
lernet« . . . usw. Seiner Bitte wurde entsprochen; es
wurde ihm der Bescheid: »Dass er neue Lauten, Violen
und andere musikalische Instrumente zu machen ver-
lehnt worden, hatt ein Hochw. Raht decretieret, weil
ihme die Musikanten ein gutt Bezcugniss geben, sey er
damit Zeit seines Lebens belehnt.« Er wurde somit
Uhligs Nachfolger. Ein Verwandter seines Vorgängers,
vielleicht dessen Sohn, ließ sich später gleichfalls in
Lübeck als Lautenmacher nieder, worüber man im
Wetteprotokoll den Eintrag findet: »Am 27. April 1649
klagt Daniel Erich, privilegierter Lauten, Violen und
Instrumentenmacher gegen Diedrich Olnchs, der seine
Ernst ■ — Ervine
125
Kunst nicht recht erlernet« — weil er »einen Tonier
Scharden«, einen Schulknecht, und Caspar Schuh-
macher, einen Soldaten, in die Lehre genommen, *ob-
wohl ein blinder dem andern den wegh nicht zeigen
kann". — Im Marientaufbuch findet man ihn 1646 und
1649 als Vater je eines Sohnes^), im Wochenbuche der
Marienkirche kommt er noch 1660 vor. Franz Tunder,
Organist und Werkmeister, ließ, »weil in der ganzen
Stadt keine Tenorviol zu bekommen, die etwas taugt«,
für die Marienkirche zwei Tenorviolen, die 15 Mark
kosteten, bei ihm anfertigen. Sonst ist nichts weiter
über ihn bekannt geworden.
Ernst, Franz Anton. — Gotha. Geb. zu
Georgenthal an der sächs. Grenze in Böhmen
3. Dez. 1745, t 13. Jan. 1805 zu Gotha
In Prag beendete er das Studium der Rechtswissen-
schaft, betrieb aber dabei eifrig Musik, besonders das
Geigenspiel. Er wurde erst Syndikus in Georgenthal,
trat dann in die Dienste des Grafen Salm und bildete
sich nunmehr vollkommen zum Musiker aus. Als sol-
cher kam er 1 773 nach Prag zurück und erzielte große
Erfolge. 1778 wurde er als Konzertmeister nach Gotha
berufen. In den letzten zehn Jahren seines Lebens trat
er nicht mehr öffentlich auf, sondern beschäftigte sich
ausschließlich mit dem Geigenbau, dem er sich, viel-
leicht durch Eberle angeregt, schon früher aus künst-
lerischem Interesse zugewendet hatte; ja er nahm jetzt
noch besonderen Unterricht in der Mathematik, um
noch Vollendeteres im Geigenbau leisten zu können.
Er stellte dann eine auf mathematisch-physikalischer
Grundlage beruhende Ausmessung der Violine auf und
berechnete die Dickenverhältnisse des Holzes. Seine
Geigen, die nach Stradivari gemacht sind, zeigen flache
Wölbung und werden sehr gelobt: selbst Spohr be-
nutzte sie gerne in seinen Konzerten. — Er kompo-
nierte sehr viel, doch ist nur weniges gedruckt erschie-
nen. Sein bester Schüler im Geigenbau war J. A. Otto.
Er veröffentlichte in der Leipziger» Allgemeinen Musi-
kalischen Zeitung«, Bands, 1804, S. 50, einen Aufsatz
»Noch etwas über den Bau der Geige«, in welchem er
erzählt, daß er »seit etlichen und zwanzig Jahren«
zahlreiche Versuche mit Geigen gemacht habe, daß das
Modell nicht verbessert werden könne, und daß er nun
Geigen »nach den schönsten Formen des Stradivarii«
zu verfertigen imstande sei, »so stark vom Tone, als
ihn das Ohr des Spielers nur vertragen kann«, und zwar
nach der von ihm »eigens erfundenen Ausmessung und
Ausarbeitung, wodurch aller Zwang inwendig beseitigt
ist«. Leider hat er seine Methode nicht beschrieben, so
daß sie als verloren betrachtet werden muß. Vgl. u. a.
Journal für Fabrik, 1800, Juni, S. 522. Eine Geige von
ihm besitzt Zigarrenmacher Witzel in Gotha.
Ernst, J. Carl. — Elberfeld. 1815
Nur als Reparateur bekannt.
^) Sein gleichnamiger Sohn, ein Schüler Dietr. Buxte-
hudes, wirkte 1675 — 1679 als Regalist auf dem Chor der
Marienkirche und wurde zu Michaelis 1679 als Organist
nach Güstrow berufen. Er war als Klavier- und Orgel-
komponist nicht ohne Bedeutung. Vgl. J. G. Walthers
Lexikon, S. 229, K. Straube, Choralvorspiele alter Meister.
Erritzoe, Jakob. — Hannover. 1880
Als Wiederhersteller alter Geigen besaß er eine gewisse
Geschicklichkeit; neue Geigen von ihm kenne ich nicht.
Erthel, Leopold. — Venedig. 1710
Diesen Namen mit Wohnort und Jahreszahl trug eine
bei Puttick & Simpson in London vor einigen Jahren
versteigerte Violine. Ein Fälscher würde vielleicht einen
bekannteren Namen gewählt haben, man kann daher
immerhin glauben, daß ein Deutscher im Anfang des
18. Jahrhunderts sein Glück als Geigenmacher in Ve-
nedig gesucht hat. Leider waren Nachforschungen an
Ort und Stelle während des Krieges unmöglich.
Ertl (Erdtl), Jakob. — Preßburg. Ende des
18., Anfang des 19. Jahrhunderts
Er stammte aus Keiling in Mähren und erwarb am
2. April 1813 das Bürgerrecht in Preßburg. Er war der
Vater von Karl und wahrscheinlich auch von Johann
Anton Ertl. Eine Violine von ihm besitzt der Preß-
burger Domchor.
Ertl, Johann Anton. — Wien. 1809. 1828
Er soll zwar schon seit 1785 nachweisbar sein, doch
legte er als Geigenmacher erst am 16. November 1810
den Bürgereid ab und wohnte Stadt Nr. 902. Schon
181 1 erscheint er als Untervorsteher der Geigen- und
Lautenmacherinnung in Wien. Seine Arbeit ist gut.
Geigenzettel : Mit allerhöchstem Privilegium / Johann
Ertl in Wien (gedruckt). [Österr. Adler] Johann Ertl
in Wien/ 1809 (gedruckt).
Ertl, Karl. — Preßburg. 1835. f um 1870
Als Sohn von Jakob E. in Preßburg geboren, erwarb
er am 15. Dezember 1835 das Bürgerrecht in seiner
Vaterstadt. Er steht in seiner Arbeit Leeb und Schweit-
zer nahe und hat, wie der letztere, allerlei chemische
Versuche angestellt, um den »Cremoneser Lack zu er-
gründen«, und dabei wenigstens so viel herausgebracht,
daß sein Lack für seine Zeit sehr gut genannt werden
kann. Seine Arbeit war sehr sauber, und besonders
geschickt verstand er eingelegte Instrumente herzu-
stellen. In Schillings Lexikon (1830) wird er den besten
Geigenmachern zugezählt. Eine Geige, drei Violen, ein
Violoncello und drei Bässe von ihm besitzt der Preß-
burger Domchor. Georg v. Scharitzer in Preßburg be-
sitzt einen mit farbigen Hölzern eingelegten Kontrabaß
von ihm.
Geigenzettel : Abb. 1 99.
Ervine, Robert. — Belfast. Geb. 1860 unweit
von Belfast
Er ist gelernter Zimmermann, hat sich aber bereits seit
seinem zwölften Jahre mit dem Geigenmachen be-
schäftigt. Er erlangte eine besondere Geschicklichkeit
im Reparieren und hat bis 1904 sieben neue Geigen
gemacht, für die er 1895 in Belfast eine Bronzemedaille
erhielt. Er baut nach Stradivari und Guarneri und ver-
wendet Whitelaws Öllack von goldbrauner Farbe.
Geigenzettel: Made by / Robert Ervine / in Belfast /
1893 No . . (Kreis mit Initialen] (gedruckt).
126
E. S.
Lvers
E. S. - 1462
Herr Dr. Karl Voll in München besitzt eine Clster mit
der Inschrift: »E. S. / MCCCCLXII«. Die Buchstaben
gleichen den Lettern des Gutenbergschen Alphabets;
die sparsam angebrachten Verzierungen des Instru-
ments sind gotisch ; der Knopf am Wirbelkasten zeigt
durch Einschnitte und hervorstehende Nase eine Fratze.
Holz und Arbeit entsprechen der Jahreszahl der In-
schrift. Das Instrument scheint deutschen Ursprungs
zu sein, und wenn die Buchstaben den Verfertiger an-
deuten, könnte man auf Erhard Smid schließen. Ihrer
Erhaltung nach ist diese Cister ganz besonders be-
merkenswert, die wohl eine der ältesten unter den
datierten ist.
Esmenjand, A^. — Barcelonette. 1821
Nur ein Reparaturzettel gibt Nachricht von seinem
Dasein.
Geigenzettel: Repare par A* Esmenjand / de Barce-
lunette 1821 (gedruckt).
Esposlto, Glosue. — Neapel. 1890. 1900
Er und seine Brüder Giovane, Pasquale und Gaetano
gelten als gute, aus der Schule Vinaccias hervor-
gegangene Mandolinenmacher.
Estlenne, Nicolas. — Mirecourt. 1767
Ein vogesischer Geigenmacher und wahrscheinlich ein
Vorfahre von Franz Ethien.
Estruch, Gebrüder. — Barcelona. 1873
Lauten- und Gitarrenmacher.
Ethien (Etienne), Fran^ois. — Orleans. 1804
In seiner Arbeit nicht uninteressant. Niedt in Würz-
burg besitzt ein Violoncello von ihm, 75^^/2 cm lang,
34 cm oben, 43 cm unten breit. Die Wölbung ist sehr
flach und läuft glatt aus, so daß der Rand nicht erhaben
ist. Fischbeineinlage. F-Löcher sehr schön geschnitten,
an Stradivari erinnernd. Deckenholz sehr schön, Boden
und Zargen dagegen deutsches Ahornholz nach der
Schwarte geschnitten. Schön geschnitzter Löwenkopf,
gelber Ollack. Auf dem Boden befindet sich an der
Stimmseite ein breiter und flacher Baßbalken, so daß
die Stimme auf diesem zu stehen kommt. Der Ton ist
frisch und singend.
Geigenzettel: Fait par Fran^ois Ethien / Luthier ä
Orleans 1804 (geschrieben).
Etienne, Victor. — Cambrai. 1900
Er wird als »Luthier« bezeichnet und handelt auch mit
Geigen.
Eulry, Clement. — Mirecourt. Anfang des
19. Jahrhunderts
Geschickter Mirccourter Meister, der auch hübsch ein-
gelegte Mandolinen machte.
Eury, Frangois. — Mirecourt. 1753. 1758
Bogenmacher.
Eury, Jakob. — Mirecourt. 1770. 1780
Vielleicht Sohn von Franq:ois E. Tüchtiger Geigen-
macher, wahrscheinlich der Vater des berühmten Pa-
riser Bogenmachers Eury.
Eury. —Paris. 1810. 1830
Vorzüglicher Bogenmacher, der in der Rue des Lyon-
nais St. Jacques Nr. 20 wohnte. Die meisten seiner
Bögen tragen die Brandmarke »Eury« und sind sehr
schön gearbeitet; einzelne davon kommen denen von
Tourte sehr nahe.
Evangelides, Giorgios K. — Athen. Geb. 1860
auf der Insel Cypern
Nach einer sechsjährigen Lehr- und Wanderzeit eröff-
nete er im Jahre 1885 in .Athen seine eigene Werkstatt
als Geigen-, Mandolinen- und Gitarrenmacher. Seine
Geigen sind nach verschiedenen Meistern, seine Gi-
tarren nach französischem und seine Mandolinen nach
italienischem und griechischem Modell gemacht ; seine
Spezialität Ist eine Lyramandoline. Er besitzt mehrere
griechische Medaillen.
Evangeiisti s. Vangelisti
Evans, Richard. — London. 1 742 (auch 1 750 ?)
Der Zettel fand sich in einem Instrument, das nach
Sandys und Forsters Meinung sicher älter war als das
angegebene Datum; es könnte aber auch Evans em
älteres Instrument kopiert haben.
Geigenzettel: Maid in the Paris of / An'irhengel (?)
by Richard / Evans, Instrument makcr/ in the year 1742
(gedruckt).
Eve, Jacques-Charles. — Paris. 1758. 1788
Er hatte das Ladenschild »A la fortune« und wohnte
1 758 in der Rue S. Andre des Arts, 1 770 in der Rue
Culture-Saint-Catharine, 1783 in der Rue Saint-
Antoine und 1788 in der Rue Ville-du-Temple Nr. 101.
In seiner ersten Zeit nennt er sich »Marchand Luthier«,
später kurzweg »Luthier«. Anfangs ist seine .Arbeit
plump, die Wölbung hoch mit tiefer Hohlkehle, die F-
Löcher an Stalner erinnernd, die Schnecke eigenartig
und langgezogen. Die Zargen sind hoch und ohne
Flammen, die Unterzargen aus einem Stück, der Boden
zweiteilig und eng geflammt und der Lack rot. Der Ton
seiner Geigen ist immer gut, und später wurde auch
die Arbeit sauberer; er wechselte dann zwischen
gelbem und rotbraunem Lack. Im ganzen scheint er
unter deutschem oder englischem Einfluß gestanden zu
haben. Eine gute Violine von ihm besitzt die Samm-
lung des Pariser Konservatoriums (Nr. 18).
Geigenzettel: Eve M^ Luthier, rue S. Andre des / Arts,
pres la rue Dauphine Fs S. Ger- / main, ä la Fortune
a Paris 1758 (gedruckt). — Eve, luthier, rue Culture-
Saint / Catharine, 1 770 A la Fortune (gedruckt.)
Evers, A. H. — Lübeck. 1890. 1903
Kaufmann und Instrumentenmacher, dessen Sohn in
Klingenthal gelernt hat und der Werkstatt im väter-
lichen Geschäfte vorstand.
Evert — Faber
127
Evert, Caspar. — Lübeck. 1 657
Man weiß nur, daß er InstrumentenmacVier war und
am 17. Oktober 1657 in der Marienkirche einen Sohn
taufen ließ.
Ewan, David. — Cowdenbeath. Geb. 4. März
1839 in Stoneyhill bei Musselburgh (Schott-
land)
Er ist Musiklehrer, Komponist und Leiter einer Tanz-
kapelle und hat über 100 Violinen gemacht. In seiner
ersten Zeit nahm er die Wölbung sehr hoch und ge-
brauchte einen Spirituslack. Später näherte er sich dem
Stradivarimodell, nahm aber die Wölbung höher als
üblich und verwendete Bernstemlack.
Geigenzettel: Dd. Ewan / Cowdenbeath / August 1889
(geschrieben). — Dd. Ewan. / Teacher of music, / Vio-
linmaker and repairer , Cowdenbeath (gedruckt).
Eylensteln, Adam. — Weimar. Geb. 1 1 . Mai
1705 1n Weimar, t ?
Er trat 1724 bei J. H. Ruppert in Erfurt in die Lehre
und wurde bereits 1731 zum Hofinstrumentenmacher
in Weimar ernannt. Er war sehr vielseitig und machte
nicht nur alle Arten von Geigen und Bässen, sondern
auch Lauten, Mandolinen und Zithern und selbst Har-
fen und Klaviere; in allem aber war er nur ein ge-
schickter Handwerker. Eine Violine von ihm aus dem
Jahre 1726 führt das am 9. Dezember 1773 aufgestelUe
Inventar der damaligen Köthener Hofkapelle an. Ein
Violoncello vom Jahre 1731 ist in London in Privat-
besitz.
Eyles, Charles. — Harpenden. 1910
Er war ursprünglich Maler und hat als solcher seine
Ausbildung in Paris genossen. Später verlegte er sich
auf den Geigenbau und fand bald Anerkennung in
weiten Kreisen.
r abbncatore. — Neapel
Mehrere neapolitanische Lauten- und Mandolinen-
macher führen zwischen 1770—1830 den Namen
»Fabbricatore«. Ich glaube nicht, daß dies der eigent-
liche Familienname ist; wahrscheinlich bezeichnete der
Stammvater nur seinen Beruf damit, und die Söhne
und Enkel behielten die Sitte bei, nachdem die Firma
zu Ruf gekommen war. Daß die verschiedenen »Fabbri-
catori<' zusammengehören, ist nach ihrer Arbeit, die
vorzugsweise im Empirestil reich verziert ist, als zwei-
fellos anzunehmen. Sie gehörten vielleicht einem Zweig
der zahlreichen Familie Vinaccia an.
Fabbricatore, Gennaro I u. II. — Neapel.
1773. 1832
Gennaro I war wahrscheinlich der Sohn, jedenfalls der
Schüler von Giov. Battista F. Er machte fast nur Lau-
ten, Mandolinen und Gitarren, diese aber sind pracht-
voll gearbeitet und kunstreich eingelegt. Er wohnte
immer in der Strada S. Giacomo, und zwar 1 773 — 1 793
im Haus Nr. 37, von 1802-1808 Nr. 26, von 1808 an
wieder Nr. 37 und von 1816 an Nr. 42. Arbeiten vno
ihm kommen häufig vor und sind in vielen Sammlun-
gen zu finden, so eine Gitarre von 1810 bei C. Claudius
in Kopenhagen und zwei solche von 1820 und 1823 im
Musikhistorischen Museum in Stockholm (Nr. 30, 1 94).
Eine Gitarre in Lyraform mit einem geschnitzten
.Männerkopf und einem Boden aus Wurzelahorn be-
sitzt Großfürst Nikolai Nikolajewitsch und J. H. Zim-
mermann in St. Petersburg eine mit Ebenholz ein-
gelegte sechssaitige Gitarre aus dem Jahre 1815. In
seinen letzten Jahren machte er nur noch auf Bestellung
Gitarren und Mandolinen, er scheint sich damals mehr
dem Geigenbau zugewendet zu haben. Violinen von
ihm kenne ich nicht, aber ein Violoncello vom Jahre
1826 mit seinem geschriebenen Zettel besitzt Sekretär
G. Endres in Fürth. — Es gab übrigens um 1826 zwei
Mitglieder der Familie mit dem Taufnamen Gennaro.
Geigenzettel: Gennaro fabricatore / Napoli A. 1805
(gedruckt). — Gennaro fabricatore / Anno 1820 Napoli/
Strada S. Giacomo N» 42 (gedruckt). — -Abb. 220.
Fabbricatore, Giovanni Battista. — Neapel.
1780. 1811
Trefflicher Lautenmacher, von dem ebenfalls m vielen
Museen bemerkenswerte .Arbeiten aufbewahrt werden,
so eine Mandure im Germanischen Museum in Nürn-
berg, ein Mandorone im Museum des Pariser Kon-
servatoriums (Nr. 1369), eine neapolitanische Mando-
line (das Wort »Fabbricatore« fehlt hier) in der staatl.
Sammlung alter Musikinstrumente in Berlin (Nr. 752),
ein gleiches Instrument im Gothenburger Museum, ein
solches von 1 782 im Städtischen Museum zu Braun-
schweig; auch bei der Auktion des Malers Ferd. Wag-
ner in München kam eine Laute von ihm von 1782 zur
Versteigerung. Eine Apollo- oder Lyragitarre von ihm
aus dem Jahre 1805 besitzt die Sammlung der Gesell-
schaft der Musikfreunde in Wien (Nr. 38).
Geigenzettel: Gio Battista Fabricatore fecit / An. 1793
in S. M. dell Ajuto N° 32 / Napoli (gedruckt). —
Abb. 230.
Fabbricatore, Pletro. — Neapel. 1780. 1799
Der am wenigsten Bekannte der Familie; auch er
machte fast nur Mandolinen und Gitarren. Eine Man-
doline von ihm besitzt die Sammlung Crosby Brown
in New York (Nr. 1065).
Geigenzettel: Abb. 221.
Fabbricatore, Vincenzo. — Neapel. 1770
Wahrscheinlich der Vater von Giov. Battista, Gennaro
und Pietro. Seine .Arbeiten, hauptsächlich Mandolinen
und Lauten, sind gewöhnlich nicht so reich eingelegt
wie die der jüngeren Mitglieder der Familie.
Faber, Josef. — Augsburg. 1 588
Ein Musikinstrumentenmacher, der 1588 ein nicht
näher bezeichnetes Instrument ins Stipendium nach
Tübingen lieferte. Er war wahrscheinlich ein Ver-
wandter von Wolfgang Faber.
128
Faber — Farotti
Faber (Fabrlcius), Wolf (Wolfgang). — Mün-
chen. 1556. 1563
Er war Organist und fertigte Musikinstrumente (Or-
geln, Flöten, Klavizimbeln, Lauten u. dgl.) an. Vgl.
Westenrieders Beiträge III, 74 und Franz Trautmann,
«Die Altmünchener Meister«, im I. Jahrgang des Jahr-
buchs für Münchener Geschichte.
Fabian, Julius. — Landeck. Glatz i. Schi.
Geb. in Glatz oder Landeck 1826, f 29. Mai
1894 in Glatz
Er war gelernter Tischler und hat erst in reiferen
Jahren, angeblich bei Vincenz Beck, den Geigenbau
erlernt. Zunächst ließ er sich in Landeck nieder und
übersiedelte erst im Jahre 1862 nach Glatz. Er besaß
viel Handgeschicklichkeit und war ein vielbeschäftigter
Reparateur. Er hat einen Stimmsetzer für die Violine,
der sich sehr bewährt hat. erfunden und machte auch
Versuche mit einem neuen Baßbalken.
Fabris (Fabbris), Luigi.
1873
Venedig, f nach
Seine Violinen sind gute Durchschnittswaren, doch
hat er auch einige vorzügliche Geigen und Violoncelli
gebaut; auch sein roter Lack ist nicht schlecht. Beim
Ausbessern alter Gelgen legte er große Sorgfalt an den
Tag.
Geigenzettel: Luigi Fabris feclt. / Venezia, .Anno 1838,
Premiato con .Medaglia d'argento all' Esposizione di
Treviso 1872 (gedruckt). — Luigi Fabris fecit , Venetia
l'anno 1860 [in Umrahmung] (gedruckt).
Facini, Fra Agostino. — Bologna. 1732. 1742
Ein Mönch aus dem Orden Johanns von Gott. Sein
Geigen, die an Tononi erinnern, zeichnen sich durch
gute Arbeit, reizvolle Form und schönen, gelben oder
gelbroten Lack und saubere Einlagen aus. Die F-Löcher
sind nach Stradivari geschnitten, der Ton ist weich
und edel.
Geigenzettel: Fr. Augustinus Facini ; Ord^. S. Joanis
de Deo / Fecit Bononiae ; 1733. (geschrieben).
Färber s. Oskar Zimmer
Fagnola, Annibale. — Turin. 1902
Ein geschickter Geigenmacher, der ganz in der Art von
Pressenda und Rocca arbeitet. Er verwendet einen
roten Lack. In einer Violine mit ganzem Boden, nach
Guarneri, die Ränder der Schnecke schwarz gestrichen,
fand sich sein Name (zweimal) mit Tinte geschrieben
im Innern der Decke. Er imitiert Pressenda so genau,
daß viele seiner Arbeiten als echte »Pressenda« im
Handel sind.
Geigenzettel: Annibale Fagnola fece Torino 1902 (ge-
druckt) und Abb. 227.
Faillita, Antonio. — ? 1761. 1791
In englischen Geigenverzeichnissen findet sich wieder-
holt dieser etwas fragwürdige Name als der eines ita-
lienischen Geigenmachers.
Falaise (Falaire?). — (Paris?)
Französischer Geigenmacher des 19. Jahrhunderts. Er
steht Pique nahe, ist gut in der Arbeit, verwendet
schönes Holz und baut nach Amati und Stradivari.
Sein Lack ist von gelber Farbe und nur dünn aufge-
tragen. Jacquot erwähnt einen 1774 — 1789 in Mire-
court vorkommenden Joseph Fallaire.
Falco. Paolo. — Cremona. 1750. 1752
Seiner Arbeit nach kann er als ein Schüler der Bergonzi
(vielleicht B. Bergonzis) gelten.
Falisse, Auguste. — Brüssel. 1912
Ein talentvoller Geigenmacher, dessen Arbelt bei einem
Vergleichsspiel mit alten Meistergeigen den ersten
Preis erhielt.
Falke, Wilhelm. — Hannover-Linden
Ein Tischler, der sich aus Liebhaberei mit dem Geigen-
bau beschäftigt.
Fallet, Alfred. — Dombresson. Geb. 1 1 . Mai
1846 in Dombresson (Neuchätel, Schweiz)
Nach einer fünfjährigen Lehrzeit, und nachdem er in
verschiedenen fremden Werkstätten gearbeitet hatte,
machte er sich 1891 In seiner Vaterstadt selbständig
als Gelgenmacher und Kunsttischler, fertigte nach
Stradivari Violinen, Violoncelli und Bässe und verwen-
dete Spiritus- und Öllack. Seine Geigen haben einen
lauten Ton. Auf der Genfer Ausstellung 1896 erhielt
er eine Bronzemedaille.
Geigenzettel: .Alfred Fallet / Dombresson-Neuchätel
(Manchmal mit Datum) (gedruckt).
Farinato, Paolo. — Venedig. 1695. 1725
Seine Geigen haben manche .Ähnlichkeit mit denen
Serafino Santos. Er verwendet ein hübsches Modell
und einen gelblich-rötlichen Lack. Besonders gut sind
seine Violen, in deren Umrissen er manchmal recht
originell ist.
Faron, Achilles. — ? 1701
Vidal erwähnt ohne nähere Angaben einen Geigen-
macher dieses Namens und nennt als Wohnort »Ratis-
bonne«. In Regensburg sowohl als im Königl. Kreis-
archiv Amberg ist keine Spur zu finden, Mettenleiter
erwähnt ihn nicht, und der Klang des Namens läßt
auch auf keinen Deutschen schließen. Vidal muß
schlecht gelesen haben. — Auch in Ratibor habe ich
vergeblich nachgeforscht.
Farotti, Celeste. — Mailand. Geb. 1864
Durch Selbststudium erlernte er den Gelgenbau und
hat schon recht gute Instrumente gemacht. Sein ge-
druckter Zettel zeigt auf der einen Seite das Mai-
länder Wappen, auf der andern eine Blume und hat
den folgenden Wortlaut.
Gelgenzettel : Farotti Celeste / da San Germano di
Casale/Fece in Milano nell" anno 1901 C. Farotti
(handschr.) (gedruckt).
I
Faruzi — Feiinreiter
129
Faruzi, Francesco. — Venedig. 1853
Hauptsächlich mit dem Ausbessern alter Geigen be-
schäftigt, hat er nur selten neue Instrumente gebaut.
Fasanaro (Fasanari), Luigi, lebt In Neapel
Fasani, Giovanni. — ■ Brescia. Geb. um 1785,
tum 1850
Er stellte 1831 eine Violine nach Stradivari aus und
machte auch alle anderen Bogeninstrumente. Seinem
Zettel nach stammt er aus Cremona.
Geigenzettel: Jo. Fasani Cremonensis / restauravit
Brixiae an. 1832 (gedruckt).
Fassauer-Ferron, Gustav. — Chicago. 1912.
1914
Guter amerikanischer Musikinstrumentenmacher und
Händler.
Faßmann, Gustav. — Magdeburg. Geb.
12. Nov. 1858 in Tagewerben, f 27. Dez.
1893
Er erwarb 1 888 das Geschäft von Bernhard Dünkel und
war Geigen- und Bogenmacher. Seine Arbeit war hand-
werksmäßig gut, verriet aber keine Künstlerschaft.
Faßmann, Ludwig Ernst. — Magdeburg. 1 894
Nach dem Tode seines Bruders Gustav F. übernahm
er dessen Geschäft, in welchem er jedoch den Schwer-
punkt auf die Herstellung von Blechinstrumenten legte.
Fattorlnl, Francesco. — Finale Emilia. 1854
Ein Dilettant, der einige Kontrabässe gebaut hat.
Fauger, Henri. — Cognac. 1900
Ein Musikinstrumentenhändler, der auch eine Geigen-
macherwerkstatt besitzt.
Faure, Toussamt. — Lyon. 1555. 1564
Er wird als Instrumentenmacher bezeichnet und dürfte
daher auch Lauten und Violen gebaut haben, obwohl
sich bis jetzt nichts Näheres über ihn erfahren ließ.
Faust, Georg. — Prag (Altstadt). 1588
Ein Lautenmacher aus Büchel (Bähl) in Baden. Er
wurde 1588 am Montag nach hl. Veit (15. Juni) Prager
Bürger.
Faustlno. — Lucca. Modena. 1 7. Jahrhundert
Er wird in einem Gedicht von Angelini di Piere erwähnt :
vFracassate chitarre e violini
Furono a Faustin natio Lucchese
Ch'essere ripenti ea suo' confini
Escito, e aver cambiato il suo paese.«
Valdrighi Nr. 1007.)
Fautroulllot, Fran^ois. — Mlrecourt. 1751.
t 1774
Bisher nur urkundlich nachgewiesen.
Favrot s. Fevrot
V. Lüto^cnHorff, G<>ig;en- und Lautenmacher. Bd. II
Faye. — Angouleme (Dep. Charente). 1895,
fvor 1900
»Luthier« vom Ende des 19. Jahrhunderts, dessen Ge-
schäft die Witwe fortsetzte und dann dem Sohn über-
gab. Jetzt heißt die Firma »Vve Faye fils«.
Febvre (Febbre) s. J. B. Lefebvre
Fedeli, Giuseppe. — Follgno. 1 9. Jahrhundert
Es gibt Geigen mit seinem Namen, doch scheint er sich
fremder Mitarbeit ausgiebig bedient zu haben.
Feierabend, Leo. — Engelberg (Obwalden).
1848. 1855
Ein braver Schweizer Geigenmacher, der hauptsächlich
im Ausbessern alter Instrumente tüchtig war.
Wien. Geb. um 1785,
Feiger^) s. Syller
Feiinreiter, Franz.
t 17. April 1866
Seine Geigen sind brav gearbeitet, vorzüglich gelangen
ihm aber seine Kontrabässe, die er braun lackierte. Da
ihm sein Lack wohl selbst nicht gefiel, ließ er seine
besseren Geigen bei N. Sawitzki lackieren. Der Lack
dieser Geigen ist gelblich und bedeutend schöner als
der seiner Bässe. Er verwendete auch F. F. als Brand-
marke (Nr. 20).
Geigenzettel : Franz Feiinreiter , Geigen- und Guitar-
macher / in Wien / auf der Laimgrube N«. 180 (gedr.).
— Gemacht von F. Feiinreiter/ Gefirnißt von N. Sa-
witzki (gedruckt). — Abb. 203.
Feiinreiter, Georg. — Wien. Geb. um 1820,
t 25. Dez. 1878
Braver Wiener Geigenmacher ohne Eigenart, dessen
Violinen zu derb im Holz sind und daher wenig Ton
haben. Dagegen hat er sehr gute Kontrabässe gebaut.
Er war auch ein tüchtiger Musiker und als Baßgeiger
Mitglied der Hofoper. Eine Geige von ihm besitzt das
Stift Klosterneuburg.
Feiinreiter, Johann. — Wien. Geb. um 1789,
t 26. Okt. 1867
Wahrscheinlich ein Bruder von Franz F. Geigen von
ihm kommen selten vor und sind nicht hervorragend
in der Arbeit.
Feiinreiter, Leopold. — Wien. 1888. f 1904
Er war hauptsächlich Musiker und hat schwerlich das
Geigenmachen regelrecht erlernt. Er wurde jedoch
Nachfolger von Georg F., dessen Sohn er gewesen sein
dürfte. Seine Geigenreparaturen waren stümperhaft,
am brauchbarsten waren noch seine Kontragitarren. Er
war in dem Wiener Vorort Penzing ansässig.
Geigenzettel : Leopold Feiinreiter / Geigenmacher Pen-
zing / Postrase (sie) reparirt No. 1 00 ano. 1 888 (gesrhr.).
^) In einigen Werken kommt der Name Feiger vor,
der durch schlechtes Lesen des Wortes »Geiger« entstan-
den ist.
9
130
Fekete ■^- Fendt
Fekete, Michael (Mihaly). — Budapest. 1915
Ungarischer Geigenmacher der Gegenwart.
Feldt, Thomas. — Wien. 1676
Am 30. Juni 1676 erlangte er als Lautenmacher das
Wiener Bürgerrecht. Er ist möglicherweise ein Sohn
von Magnus Feldtlen (Feldlen).
Feldtle, Jörg. — Füßen. 1650
Er galt als tüchtiger Meister und wohnte in der »Vor-
stadt«. Magnus Feldtlen dürfte sein Bruder gewesen
sem.
Feldtlen (Feldlen, Feldten, Felden), Magnus.—
Wien. 1656
Er war Kaiserlicher Hoflautenmacher. Die Gesellschaft
der Musikfreunde in Wien besitzt von ihm eine Viola
di Bordone (Baryton, Nr. 2), oben 6, unten 13 Saiten,
die sie 1826 vom Stifte Herzogenburg als Geschenk er-
halten hat. Valdrighi führt diesen Meisler mit der
Jahreszahl 1722 auf. Wenn man nicht annehmen will,
daß er ein so hohes Alter erreicht habe, dann müßte ein
Lesefehler vorliegen. Andere lassen ihn dagegen schon
1550— 1556 gelebt haben.
Geigenzettel: Magnus Feldlen Kais Hof Lauten- /
und Geigenmacher in Wienn 1656 (gedruckt).
Feldtmann, Christian. — Oldenburg i. Gr.
1890
Hofkapellmeister, »Erfinder« einer Geige mit mitklin-
genden Saiten, die er Zimbalgeige nannte.
Felipuci, Pier Ludovico. — Pesaro
Er soll um 1660 gelebt haben.
Felszner, C. — Kopenhagen. 1842
Wahrscheinlich ein deutscher Musiker, der Geigen ge-
flickt hat.
Geigenzettel : Repariert von 0. Felszner / Kopenhagen.
1842 (geschrieben).
Pendler, Emil. — Czarnikau (Posen). 1918
Ein Musiker, der aus Liebhaberei Geigen ausbessert
und lackiert und sich darin eine gewisse Geschicklich-
keit angeeignet hat.
Fendt, Bsrnhard. — London. Geb. um 1775,
angeblich in Innsbruck, f um 1832 m Lon-
don, 57 Jahre alt
Er war ein Neffe des Pariser Fendt und soll nach einer
Überlieferung in seiner Familie aus Schwaz in Tirol
stammen, wo er auch den Geigenbau erlernt haben
dürfte. Leider war es unmöglich, einen urkundlichen
Beweis dafür zu ermitteln. Ich glaube nicht, daß die
Familie Fendt tirolischen Ursprungs ist, auch wenn
sich einzelne Mitglieder dort ansässig gemacht haben,
wie z. B. der begeisterte Musikfreund Abbe Fendt, der
einst das wundervolle Guarnenvioloncello besessen hat,
das jetzt dem Violoncellisten Bottermund gehört. Viel-
leicht kommt man unserem Geigenmacher näher, wenn
man beachtet, daß sich im Taufbuch zu Dinkelsbühl
in den Jahren 1657—1665 fünf Täuflinge aus der Fa-
milie Fendt finden, darunter am 2. April 1662 ein
Bernhard Fendt, der der Großvater des Geigenmachers
gewesen sein könnte. Leider verschwindet der Name
Fendt nach 1665 in allen Dinkelsbühler Matrikeln.
Fendt ging in jungen Jahren auf die Wanderschaft, und
es ist nicht unmöglich, daß er in Italien, vielleicht auch
in Cremona gearbeitet hat, was nicht viel sagen will,
da die italienische Schule damals schon ganz in Verfall
geraten war. Nach anderen soll er schon als sieben-
jähriger Knabe zu seinem Oheim nach Paris gekommen
sein und bei diesem gelernt haben. In den letzten Jah-
ren des 18. Jahrhunderts kam er nach London und ar-
beitete von 1798 — 1809 bei Th. Dodd. Hierauf war er
für Betts beschäftigt, und die meisten seiner trefflichen
Amati- oder Stradivarikopien tragen Betts Namen.
Außer Violinen usw. baute er auch sehr gute Bässe. Er
ist in der Aylesbury Street, Clerkenwel!, gestorben und
hinterließ vier Söhne, die alle Geigenmacher waren.
Fendt, Bernhard Simon (Simmon). — London.
Geb. in London 1800, f 6. März 1852
Ältester Sohn und Schüler von Bernhard F. in der Werk-
statt von Betts. Nachdem er seit 1823 für die Nach-
folger von Betts gearbeitet hatte, verband er sich mit
George Purdy zu der Firma Purdy and Fendt. Er war
überaus fleißig und geschickt, aber nicht sonderlich
sorgfältig. Wenn er aber wollte, konnte er seine
Meisterschaft beweisen ; namentlich gelangen ihm
Kopien des großen Amatimodells, und noch in seinem
letzten Lebensjahre erhielt er auf der Lcndoner Aus-
stellung 1851 für ein wundervolles Quartett nach Gu-
arneri den ersten Preis. Seine Bässe baute er nach
G. da Salö, sonst aber war Stradivari sein Vorbild. Das
Holz ist gut gewölbt und der Lack hellrot. Eine 1820
gebaute Violine von ihm stellten W. E. Hill & Sons in
der Londoner Music Loan Exhibition 1904 aus.
Fendt, Francis. — London, Liverpool. 1850
1857
Vierter Sohn von Bernhard F. Schüler seines ältesten
Bruders Beruh. Sim. F. Er war kein besonders ge-
schickter Geigenmacher, arbeitete eine Zeitlang für die
Firma Purdy & Fendt und ging 1856 nach Liverpool,
wo er in kümmerlichen Verhältnissen lebte.
Fendt, Franq:ois s. Fent
Fendt, Jakob. — London. Geb. 1815, f 1849
Dritter Sohn von Bernhard F. und Schüler seines äl-
testen Bruders Bernh. F. Ein sehr talentvoller Geigen-
macher, der Stradivari und Lupot mit Erfolg zum Vor-
bild nahm, leider aber schon frühzeitig starb. Er ar-
beitete viel für Händler und hatte auch die Leiden-
schaft, seinen Arbeiten künstlich das Aussehen höheren
Alters zu geben.
Fendt, Martin. — London. Geb. 1812, f 1845
Zweiter Sohn und Schüler -von Bernhard F. Er ar-
beitete fast ausschließlich für .Arthur Betts, so daß man
fast nichts von ihm kennt, doch war er nicht unge-
schickt: sein Holz ist gut, der Lack hellbraun.
Fendt
" erraii
131
Fendt, William. - London. Geb. 1 833, f 1 852
Jüngster (zweiter) Sohn von Bernhard Simon F. Schü-
ler und Gehilfe seines Vaters. Da er sehr jung starb,
hat er nur sehr wenige Instrumente, darunter aber gute
Violen und Bässe, gemacht.
Geigenzettel: William Fendt, Jun. / London 18 . . (ge-
druckt).
Fenga, Luigi. — Catania (Sizilien). Geb.
29. Sept. 1866 in Catania
Er erhielt eine gelehrte Vorbildung, hielt sich fünf Jahre
in Paris, London, Rom und Neapel auf und begründete
dann eine Firma in seiner Vaterstadt. Er befaßte sich
zuerst nur mit Gitarren und Mandolinen, seit 1900
auch mit Geigen. Er erhielt in Rom 1899 eine goldene,
in Paris 1900 eine silberne Medaille, scheint aber das
Geschäft jetzt wieder aufgegeben zu haben.
Geigenzettel : .'Muisius Phaenga Catanensis fecit 1 900 /
Luigi Fenga-Catania (Italia) (gedruckt).
Fenouillet, Michel. — Paris. 1717
Eine sehr hübsche Bauernleier trüg diesen Namen.
Fent, Fran^ois. — Paris. 1765. 1791
Ein wahrscheinlich aus Schwaz in Tirol eingewanderter
Meister, dessen Name dort noch vor drei Jahrzehnten
vorkam, der aber wahrscheinlich seine erste Lehrzeit
bei einem Füssener Meister durchgemacht hat. .Auf
einem handschriftlichen Zettel bekennt er sich aus-
drücklich als Deutscher und gibt als seine .Adresse
»Montmartre pres de la rue du Mail « an. Später wohnte
er dann Cul-de-sac Saint Pierre. Er gilt als einer der
geschicktesten Pariser Geigenmacher seiner Zeit, der
die Italiener und besonders Stradivari gut studiert hat
und trefflich nachzuahmen verstand. Ausgezeichnete
Arbeit, prachtvolles Holz, schöner, rotbrauner Lack,
der jetzt freilich sehr nachgedunkelt hat und fast
schwarz aussieht. Sehr schön sind auch seine Schnecken,
nur die F-Löcher öfter zu weit offen. Vidal macht
darauf aufmerksam, daß gerade Fents Instrumente sehr
stark vom Wurm angegriffen werden. Der Name wird
oft Fendt geschrieben. Er selbst schrieb sich stets Fent
und ließ gewöhnlich die Jahreszahl fehlen.
Geigenzettel: fait par fent. / M*''« luthier Montmartre /
pres de la rue du Mail a Paris / Deitscher. (geschrieben).
— Abb. 218.
Feofanow. — Kasan. 1900
Streichinstrumentenmacher der Gegenwart, den ein
russischer Fürst ausbilden ließ, der ihm auch einige
wertvolle italienische Geigen zum Kopieren lieh. Er
besitzt viel Handgeschicklichkeit und verwendet einen
guten Lack.
Ferati, Pietro. — Siena. 1754. 1764
Die Geigen, die ich mit seinem Zettel sah, zeigten un-
saubere Arbeit, gewöhnliches (grobjähriges) Holz,
einen dicken, trübbraunen Lack und breite Einlage.
Der Ton entsprach dieser Ausführung.
Geigenzettel: Pietro Ferati / fecit Siena 1764 (gedr.).
Ferenczy, Alexander (Sändor). — Debreczen.
Wien. Geb. H.Juli 1859 in Budapest
Schüler von Adolf Mönnig. Als Gehilfe kam er zu
Thomas Zach in Wien, bei dem er fünf Jahre lang
blieb. Hier schloß er erst seine Ausbildung ab, so daß
er sich mit Recht als einen Schüler Zachs betrachten
kann. Er arbeitete auch bei G. Lemböck, ließ sich
hierauf in Debreczen als Meister nieder und blieb sechs
Jahre dort; 1893 ging er zunächst nach Budapest und
dann nach Wien, wo er seinen bleibenden Wohnsitz
aufschlug. Er erhielt verschiedene Auszeichnungen, so
im Jahre 1898 auf der Jubiläumsausstellung eine Me-
daille und im Jahre 1907 auf der Theater- und Musik-
ausstellung eine goldene Medaille usw.
Ferenczy-Tomasowsky, Karl (auch Karl F.To-
masowski). — Berlin. Rotterdam, Haag,
Neuyork. Geb. 1863 in Budapest
Schüler von Zach und von W. J. Schunda in Budapest.
Er hatte ein hübsches Quintett auf der Jubiläumsaus-
stellung im Haag 1 900 und erhielt schon auf der Millen-
niumsausstellung in Budapest einen ersten Preis als
Gehilfe. Um 1889 soll er in Berlin gearbeitet haben,
und nach allerlei Fährlichkeiten kam er schließlich
nach Neuyork. Vgl. De Wits Zeitschrift 1904, Nr. 10
und 17.
Feret. — Paris. 1708
Wahrscheinlich aus Nancy stammend; er nennt sich
einen Schüler von Medard, den er nachgeahmt haben
soll, gute Arbeit, brauner, leuchtender Lack.
Geigenzettel: Fait par Feret / eleve de Medar, / annee
1 708 (geschrieben).
Fergusson, William. — Edinburgh. 1815
Vielleicht ein Schüler von Perry. Er war einer der
besseren schottischen Geigenmacher seiner Zeit. Später
lautete die Firma Fergusson & Son. — Ein Donald
Ferguson arbeitete in Huntley. Aberdeenshire.
Fernandez, Francisco
Lebt als Saiteninstrumentenmacher in Rio de Janeiro.
Ferrand, Eugene. — La Rochelle. Geb. in
Marans 16. Aug. 1848
Schüler der Brüder Rigondeau, bei denen er zwölf
Jahre lernte, und deren Nachfolger er am 1 . April 1874
wurde. Er baut Klaviere, Orgeln und Geigen usw. und
ist ein vorzüglicher Violoncellist. Im Jahre 1880 kaufte
er auch das Instrumentengeschäft von Dureau.
Ferraresi, Vincenzo. — San Feiice (Modena).
Geb. um 1793. t 1869
Ein mittelmäßiger Geigenmacher, der sowohl Violinen
als Violoncelli und Bässe gemacht hat und auch Holz-
blasinstrumente verfertigte.
Ferrari, Agostino. — Budrio. 18. Jahrhundert
Vidal führt einen Geigenmacher dieses Namens ohne
weitere Angaben an, aber weder in Domenico Goli-
nellis »Storiche di Budrio« noch in anderen Werken
132
Ferrari — Fichtholdt
findet man ihn. Auch die Kirchenmatrikeln von Budrio
enthalten nicht einmal den Familiennamen Ferran, so
daß es mir ganz unmöglich war, über diesen Geigen-
macher irgend etwas zu ermitteln.
Ferrari, Alfonso. — Carpi (Modena). 1738
Man kennt hauptsächlich Bässe von ihm. Als Geigen-
macher war er schwerlich hervorragend.
Ferrari, Carlo. — Siena. 1740
Er stand zweifellos unter dem Einfluß der Cremoneser,
wenn er auch nur als ein Meister dritten Ranges
gelten darf.
Ferrari (Ferraro), Gasparo. — Rom. 1731.
1776
Unter den Ferraris der Bedeutendste. Er war haupt-
sächlich Lauten- und Mandoünenmacher. Seine Arbeit
ist sehr hübsch; auch sein hellgelber Lack ist zu loben.
Eine Mandore von 1744 besitzt Claudius in Kopen-
hagen, eine römische Mandoline die Sammlung Snoeck
und eine reich eingelegte große (Archi-)Laute von un-
gewöhnlicher Breite die staatl. Sammlung alter
Musikinstrumente in Berlin. Eine kleine, zwölfsaitige
Mandoline ist in München in Privatbesitz. Eine 1776
gebaute Mandoline von ihm besitzt W. Heyers Musik-
historisches Museum in Köln.
Geigenzettel : Gasparo Ferraro Romano / f ecit in Roma
nel mesa di Maggio / dell Anno 1744 (gedruckt). —
Gasparo Ferrari Romano / Roma Ao 1751 (gedruckt).
— Caspar Ferrari Romanus / fecit anno 1 776 (gedr.).
Ferrari, Giambattista. — Modena. 1853. 1883
Erfinder der »Chitarra decacorda« (eine Gitarre mit
zwei Hälsen und zehn Saiten) und selbst ein Virtuose
auf diesem Instrument.
Ferrari, Giovanni. — 18. Jahrhundert
Ein bescheidener Geigenmacher, von dem sich eine
schmucklose Taschengeige in W. Heyers Musikhisto-
rischen Museum befindet (No. 735).
Ferrer, Antonius. — Neapel. 1481
Ein Klosterbruder, der für Ferdinand I. von Neapel
verschiedene Musikinstrumente machte. Von ihm heißt
es in einer Urkunde: »A Frate Ant^ Ferrer, quäle fa
certi stromenti da sonar por lo S. R., graciosamenta
adi 4 dieto bis.«
Ferri, Primo. — Mirandola. 1848. 1851
Mittelmäßig in seinen Violinen und Violoncelli. Bei
Valdrighi (1028) wird er aufgezählt.
Ferner, William. — Dundee. Geb. 1849 in
Old Scone, Perthshire
Ein Photograph, der sich aus Liebhaberei dem Studium
des Geigenbaus gewidmet hat. Er hat bisher über 30
Violinen gemacht, von denen ihm viele nur als Ver-
suche galten. Einige sind länger als üblich, andere zu
dünn im Holz, alle aber von bemerkenswerter, schöner
Arbeit.
Geigenzettel: W. Ferrier / Dundee / No ... 18 . . (ge-
druckt).
F. E. S.(?). — Wermrichhausen. 1829
Über seinen vollen Namen und auch seinen Aufenthalt
gibt die Pfarrmatrikel keine Auskunft. Nach seinem
2ettel war er ein »Scrinarius« (Schreiner). Er hat ver-
schiedene Bässe gebaut, die heute noch da und dort in
Franken anzutreffen sind. Die Arbeit ist handwerks-
mäßig, der Lack sehr dürftig. Da er den (gewölbten)
Boden auch aus Fichtenholz machte, sind seine In-
strumente jetzt meistens sehr schadhaft.
Geigenzettel: F E S. Srinario. Wermerichhausen / 1829
(geschrieben).
Feury (Ferry), Fran^ois. — Paris. 1715. 1762
Schwiegersohn von Leclerc, geschworener Meister der
Pariser Lautenmacherzunft für 1752 und für 1757.
Seine Geigen haben kleines Patron, sind hübsch gebaut,
haben schön geschnittene kleine F-Löcher, zierliche
Schnecke. Sein Lack ist rot und dick. Er machte auch
Gitarren, Mandolinen und Bässe. Eine zur Bauernleier
umgebaute Gitarre aus der Sammlung Snoeck (Nr. 600)
befindet sich in Berlin. Einen Baß besitzt A. Rogat.
Geigenzettel : F. Feury rue des Fossez / S^ Germain
de l'Auxerrois / proche la rue de l'Arbre sec / A Paris
17.. (gedruckt). — F. Feury, rue de l'Arbre-Sec / vis-
ä-vis Saint Germain-l'Auxerrois / Paris 1753.
Fevrot. — Lyon. 1779. 1813
Die wenigen von ihm bekannten Geigen sind von hand-
werksmäßiger Arbeit. Er scheint jedoch als Reparateur
viel beschäftigt gewesen zu sein. Seine Zettel sind ge-
schrieben. Eine Lyragitarre von ihm besitzt Baron
de Lery.
Geigenzettel: Abb. 211.
Feyzeau. — Bordeaux. 1740. 1770
Er arbeitete seine Geigen nach einem kleinen, hübsch
gewölbten Modell; einzelne davon sind recht gut ge-
macht. Sein (Spiritus-)Lack ist meist von hellgelber
Farbe, der sich bei einigen Instrumenten in graubraun
verändert hat. Außer Geigen machte er auch Violen,
Quintone und Lyren, die ihn gleichfalls als gewandten
Meister erkennen lassen. Besonders hübsch in der Form
sind die F-Löcher und die Schnecke. Die Sammlung
Savoye in Paris besitzt ein Quinton (von 1 765) von ihm.
Geigenzettel: Feyzeau / a Bordeaux / 1760 (gedruckt).
Fichtel s. auch Fichtl
Fichtel (Fichd), Hans. — Füssen. 1690
Vielleicht der Sohn von Jakob F. Ein seinerzeit sehr
angesehener Lautenmacher, der im vornehmsten
(ersten) Stadtviertel wohnte.
Fichtel (Fichtl), Jakob (?). — 1670
El kann als das älteste bekannte Mitglied der Familie
Fichtl betrachtet werden. Der Vorname war nicht
sicher leserlich. Nach einer schmucklosen Laute zu ur-
teilen, die seinen Namen trug,, war er ein wenig hervor-
ragender Lautenmacher.
Fichtholdt s. Fichtold
Fichtl. Alois Mathias — Fichtl, Martin Matthias II
133
Fichtl, Alois Mathias. — Mittenwald. Geb.
1764. 1810
In seiner Arbeit macht sich der Niedergang der
MIttenwalder Schule bereits bemerkbar. Die Geigen
sehen äußerlich noch gut aus, sind innen sorglos ge-.
arbeitet und klingen deshalb unedel.
Fichtl, Christoph. — Füssen. Geb. um 1695,
t9.Dez. 1758
Im Füssener Umlageregister vom Jahre 1714 wird er
als Lautenmacher (kinderlos) aufgeführt.
Fichtl (Fichtel), Gottlieb. -Breslau. 1806. 1820
Er dürfte der Mittenwalder Familie angehört haben.
Man kennt einige nach Amati hübsch kopierte Geigen
von ihm. Sein Reparaturjettel findet sich in einer
Laute, die angeblich C. Maria v. Weber gehört hat,
und in einem Violoncello im Schlesischen Museum für
Kunstgewerbe und Altertümer.
Fichtl, Johann. — Wien. 1716. 1742
In den Bürger- und Steuerbüchern kommt er nicht vor;
er war vielleicht der Vater oder der Bruder von Martin
Matthias F. Eine Viola mit seinem Namen wurde mir
1890 in Wien von einem Händler angeboten.
Fichtl, Johann Ulrich. — Mittenwald. 1750.
1769
Einer der besten Mittenwalder, der das Amatimodell
kannte und gelben Lack verwendete. Seine Geigen sind
dick im Holz, und die Arbeit ist sehr gut.
Geigenzettel: Abb. 225.
Fichtl, Joseph. — Füssen. Geb. um 1692,
t 10. März 1759
In der Sterbematrikel wird er als 67 jähriger »Testudi-
narius« bezeichnet. Er ist jedenfalls identisch mit dem
gleichnamigen Lautenmacher, der im Umlageregister
von 1737 als kinderlos aufgeführt wird. Seine Witwe
lebte noch im Jahre 1774.
Fichtl, Joseph Anton. — Mittenwald. Geb.
12. Aug. 1758, t nach 1790
Gute Mittenwalder Schule. Eine Viola von ihm, die er
im Alter von 18 Jahren gemacht hat, besitzt das Stift
St. Florian in Oberösterreich.
Geigenzettel : Antonius Fichtl / 1 776. (gedruckt).
Fichtl, Leopold. — Mittenwald. 1756
Klotz-Schule. Seine Geigen zeichnen sich durch leichte
Ansprache und gleichmäßigen, einschmeichelnden Ton
aus.
Fichtl, Magnus (Mang) Anton. — Krems.
Geb. 1748 (in Füssen oder Mittenwald?),
t 4. Dez. 1792 in Krems (an »Abzehrung«)
Um 1770 kam er nach Krems, wo er sich niederließ
und am 1 2. Januar 1 779 Bürger wurde. Am 3. Mai 1 784
heiratete er Maria Anna, die Tochter des Tischler-
meisters Stadler, und brachte es zu Wohlstand und .An-
sehen, so daß er im Jahre 1790 zum Stadtkämmerer
erwählt wurde. Seiner .Arbeit nach muß er aus Mitten-
wald stammen. Er bevorzugte ein Stainermodell, ver-
wendete ziemlich gutes Holz und einen rötlichen Lack.
Eine gute Viola von ihm, aus einem Kloster in der Nähe
von Krems stammend, besitzt Hofgeigenmacher Jaura
in Wien.
Geigenzettel: 'Abb. 216.
Fichtl, Martin. — Mittenwald. 1768. 1770
Seine Violinen klingen gut, wenn sie auch nicht immer
mit wünschenswerter Sorgfalt gemacht sind.
Fichtl, Martinus Mathias I. — Wien. Geb. um
1651 (in Füssen?), f 23. Febr. 1707 In Wien
Seine Violinen sind nach einem kleinen Stainermodell
gebaut und im ganzen unansehnlich. Er verwendete
gutes Fichtenholz, dagegen meistens nur ungeflammtes
Ahornholz. Auch sein dunkelbrauner Lack ist arm und
ohne Glanz.
Geigenzettel: Abb. 212.
Fichtl, Martin Matthias II. — Wien. Geb. um
1682, t 1768
Wahrscheinlich Sohn des Martin M. I ., F. , den er jedoch
so wesentlich übertraf, daß man annehmen kann, daß
er bei einem besseren Meister gelernt hat. Er wohnte
als Geigen- und Lautenmacher im Kärntner Viertel,
legte am 27. September 1724 den Bürgereid ab und
kommt in den Steuerbüchern von 1749 (sie reichen
nicht weiter zurück) bis 1768 vor. Zuletzt scheint er
wegen hohen Alters nicht mehr gearbeitet zu haben,
denn es heißt in den Akten bei ihm »Gewerbe feiernd«.
Dadurch erklärt sich auch, daß in den Büchern der
Wiener Geigenmacherzunft sein Todestag nicht ver-
zeichnet wird. Er muß also in seinen letzten Lebens-
jahren der Zunft nicht mehr angehört haben. Er soll
seit 1706/07 in Wien ansässig gewesen sein, was die
Vermutung, daß er ein Sohn des im Jahre 1707 ge-
storbenen gleichnamigen Geigenmachers war, nur ver-
stärkt. Er arbeitete sehr sauber nach einem großen
Stainermodell, bevorzugt eine hohe Wölbung und ver-
wendete nur sehr gutes, feinjähriges Fichtenholz, sowie
schönes, möglichst breitgeflammtes Spiegelahornholz,
und nimmt die Zargen nach der Schwarte geschnitten.
Der Lack ist von schöner sattroter Farbe auf goldigem
Grund. Weniger gelungen erscheinen seine Schnecken.
Es gibt auch Geigen von mittelhoher Wölbung mit
gelbbraunem Lack von ihm. Im Ton sind seine Geigen
sehr gut und erreichen daher auch gute Preise. Daß
sie sehr selten geworden sind, ist dem Umstände zu-
zuschreiben, daß sie in den letzten 20 Jahren massen-
haft nach England und Amerika verkauft wurden, wo
sie, mit Stainer- oder Albanizetteln versehen, weit
besser bezahlt wurden als in Wien. Seine besten Ar-
beiten tragen Jahreszahlen zwischen 1730 und 1750.
Zwei sehr schöne Violinen von ihm besitzt Hofgeigen-
macher W. Th. Jaura, zwei Violoncelli, die sehr selten
vorkommen, von 1737 und 1746 das Schottenstift in
Wien. Auf einigen Zetteln gibt er nur den einen Tauf-
namen Martinus an.
Geigenzettel: Martinus Fichtl / fecit Viennae 1739 (ge-
druckt). — .Abb. 21 5.
134
Fichtl
FIchtl, Mathlas. —Augsburg. 1720
Vielleiclit ein Sohn von Philipp jakob F. Da dieser aber
erst 1696 geheiratet hat und schon um 1701 gestorben
ist, geht schon daraus hervor, daß er nicht dessen
Schüler gewesen sein kann. Dagegen spricht auch
die Arbeit von Mathias F., die diejenige von Phil.Jak.F.
bedeutend überragt. Er verwendet ein hochgewölbtes
Modell ohne Hohlkehle; nur den meist aus einem
Stück gearbeiteten Boden nimmt er ziemlich flach. Das
Holz ist gut, Hals und Schnecke gewöhnlich Birn-
baum, die Schnecke sehr schön geschnitzt; auch der
L,ack ist gut und von rotbrauner, durchsichtiger Farbe.
Der Ton ist ansprechend, hell und gleichmäßig.
Geigenzettel: Mathias Fichtl / Lauten- / und Geigen-
Macher in / Augspurg 1 720 (gedruckt).
Fichtl, Michael. — Füssen. 1737. f 13. März
1757
Im Füssener Umlageregister für 1737 wird er als
Lautenmacher mit einem einjährigen Söhnlein Mang
.Anton aufgezählt.
Fichtl, Philipp Jacob. — Augsburg. Geb. um
1670 in Füssen, f um 1701
Nach dem Hochzeitsbuche stammt er aus Füssen und
heiratete am 2. Februar 1696 die Witwe des Augs-
burger Lautenmachers Hans Georg Edlinger, die er
jedoch schon 1701 wieder als Witwe hinterläßt. Als
Geigenmacher war er nicht bedeutend; sein hochge-
wölbtes Modell hat am Rand eine deutliche Hohlkehle,
die Brust ist spitz, die F-Löcher steil und lang. Das
Holz ist manchmal nicht schlecht, aber fast immer zu
dick. -Auch der Lack ist spröde und dünn, gewöhnlich
von gelbbrauner Farbe, der Ton armselig und roh.
Eine Viola mit einem Löwenkopf am Wirbelkasten be-
sitzt das Zisterzienserinnenkloster Oberschönenfeld bei
Augsburg.
Geigenzettel; Philipp Jacob Fichtl / Lauten- und
Geigen-Ma / eher in Augsburg 1698 (gedruckt).
Fichtold, Christoph. — Füssen. 1650. 1666
Einer aus Lechbruck nach Füssen gezogenen Familie
angehörend. Vielleicht der jüngere Bruder von Hans F.
Er wohnte im zweiten Stadtviertel und betrieb außer
der Lautenmacherei auch einen Kornhandel.
Fichtold, Hans d. Ä. — Füssen. 1616. 1666
Er wurde am Sonntag Lätare 1616 als Meister in die
Fiissener Lautenmacherzunft aufgenommen und war
vielleicht der am 18. September 1598 geborene Sohn
des Andreas Fichtold. Man kennt seinen Namen aus
Barons »Untersuchung des Instruments der Lauten«;
dort heißt es (Seite 94): »Hannss Fichtholdt, welcher
noch Anno 1612 vortreffliche, auf Italiänische Art ge-
arbeitete Lauten gemacht, ist auch nicht zu übergehen,
an welchen Ort er aber wohnhafft gewesen, ist mir un-
bewußt. Seine Arbeit, welche klein-spänicht, Ist bey
denen Instrument Verständigen in grossen Werthe.«
— Die Jahreszahl hat Baron wohl zu früh angesetzt,
es sei denn, daß der 1650 als sehr wohlhabend vor-
kommende Füssener Meister, der im vornehmsten
- Ficker
(ersten) Viertel der Stadt wohnte, eiiu:n gleichnamigen
Vater gehabt oder daß Hans F. ein sehr hohes Alter er-
reicht hat.
Fichtold, Hans d. J. — Füssen. 1666. f vor
. 1690
Er war ein Sohn von Hans F. d. A. und gleichfalls ein
geschätzter Lautenmacher.
Fichtold, Hanns. — Ingolstadt. 1650
In der Mitte des 17. Jahrhunderts soll ein Hanns
Fichtold — vielleicht ein Bruder von Michel F. in
Ingolstadt gelebt haben. Vielleicht aber hielt sich der
Füssener Meister um diese Zeit vorübergehend in In-
golstadt auf.
Flchtoldt, Michel. — Ingolstadt. 1650. 1651
Leider ließ sich in der Ingolstädter Registratur nichts
über ihn finden. Er war ein trefflicher Lautenmacher,
von dem das Städtische Museum in Braunschweig eine
schöne Theorbe (Nr. 59) und die Königl. Sammlung
alter Musikinstrumente in Berlin eine Pandore von
vollendeter Arbeit (Nr. 740) besitzt.
Geigenzettel: Mich. Fichtoldt Bürger und / Lauten-
macher in Ingolstadt 1650 (gedruckt). — Michl Fich-
toldt lauten / Macher in Ingolstat 1 65 1 (geschrieben).
Fichtold (Vichtelt), Sebastian. — Füssen. 1606.
1612
Er war schon im Jahre 1606 »Fürgesetzter« (Alter-
mann) und kommt noch 1612 als Mitglied der Lauten-
macherzunft vor. Seine Arbeit zeichnet sich durch
Sauberkeit und reiche Verzierung aus.
Flck, C. — Boitzenburg a. E. 1850. 1859
Ein Musiker, der auch einige Geigen machte, die nicht
unfleißig gearbeitet sind und gut klingen, aber doch
eine ungeübte Hand verraten.
Geigenzettel : C. Fick, Musicus fecit / Boitzenburg an
der Elbe, op. 2 / 1850 (geschrieben).
Ficker, August Wilhelm. — Markneukirchen.
Geb. 23. Nov. 1855
Schüler von Herrmann DöUing sen., Sohn des Gitarre-
machers Heinr. Wilh. F. (f 8. November 1858). Von
1872 — 1879 Gehilfe bei A. Riechers, gründete 1880 sein
eigenes Geschäft in seiner Vaterstadt und verlegt sich
besonders auf die Herstellung von Konzertviolinen und
Violoncelli, bei denen er in neuerer Zeit auch Boden
und Decke nach Dr. Großmanns System abstimmt. Er
arbeitet nach Stradivan und auch nach Amati und
Guarnen und verwendet meist Ollack, teilweise jedoch
auch Spirituslack.
Geigenzettel : Wilhelm Ficker, / Fabrikation von
Streichinstrumenten / Markneukirchen i/S. (gedruckt).
Ficker, Carl Friedrich (gen. Fickerhansel). —
Markneukirchen. Geb. 13. Nov. 1783,
t 7. Mai 1849 in Markneukirchen
Sohn und Schüler von Johann Christian F. und dessen
Nachfolger in der Werkstatt. Er war sehr tüchtig und
Fickci, Call Muiitz — Ficker, Joliami Gcoig I.
135
wird als Lehrer von A. Riechers bezeichnet, was jedoch
nicht richtig zu sein scheint. Sein Sohn, der auch
Geigenmacher wurde, machte ihm wenig Ehre, da-
gegen mehr sein Schwiegersohn Carl Gottlob Pfretzsch-
ner.
Ficker, Carl Moritz. — Markneukirchen. Geb.
20. Juni 1849
Sohn von Carl Wilh. Aug. F. Ein geschickter, fleißiger
Meister. Da er aber viel für den Handel gearbeitet hat,
konmien Geigen mit seinem Namen selten vor. Er ist
übrigens ein Meister in der Kunst des Lackierens und
ganz besonders geschickt in der Imitation alter Lackie-
rungen.
Ficker, Carl Richard. — Markneukirchen.
Geb. 20. Nov. 1856
Sohn von Carl Wilh. Aug. F., ein sehr fleißiger und
tüchtiger Geigenmacher, der den Beinamen semes
Großvaters »Fickerhansel« geerbt hat.
Ficker, Carl Wilhelm August. — Markneu-
kirchen. Geb. 1. Aug. 1818, 1 25. April 1868
Sohn von Carl Friedrich F., Schüler seines Schwagers
Carl Gottlob Pfretzschner. Er war talentvoll ; da er sich
aber dem Trunk ergab, ist er schließlich herabgekom-
men. Er gilt als der eigentliche Lehrer von A. Riechers.
Dieser nannte seinen Lehrer allerdings '>Hans Ficker«.
Mit diesem Taufnamen gab es jedoch keinen Ficker in
Markneukirchen. Die verschiedenen Johann F. können
nicht in Betracht kommen. Am ehesten »Fickerhansel".
Ficker, Christian Samuel. — Markneukirchen.
Geb. 4. April 1766, t 30. März 1819
Ein weniger hervortretendes Mitglied der Familie,
immerhin aber noch ein geschickter Geigenmacher.
Ficker, Friedrich Wilhelm. — Markneu-
kirchen. Geb. 1794, t 1873
Sohn von Johann Gottlob F. und dessen Nachfolger.
Die Geigen, die er um 1830 — 1840 gebaut hat, sind
seine besten.
Ficker, Friedrich Wilhelm. — Erlbach. Geb.
m Markneukirchen 31. Jan. 1821
Er war zwar nicht Geigenmachers-, sondern Schuh-
macherssohn, ist aber doch mit den übrigen Fickers
verwandt. Er ließ sich in Erlbach nieder.
Ficker, Georg Adam. — (Mark-)Neukirchen.
Ende des 18. Jahrhunderts
Ein Geigenmacher, von dem ich zwar Geigen (von ge-
wöhnlicher Arbeit) gesehen habe, den ich aber urkund-
lich nicht nachweisen konnte.
Ficker, Heinrich Wilhelm. — Markneukirchen.
Geb. 1832, t 1858
Sohn von Friedrich Wilhelm F. Er starb, ehe er die
Hoffnungen, zu denen er berechtigte, erfüllen konnte.
Ficker (Fücker), Johann Adam. — (Mark-)
Neukirchen. Geb. um 1732. 1765
Sohn und Schüler von Lorenz F. Er wurde bereits am
5. Oktober 1 73 1 Meister und war ein tüchtiger Arbeiter.
Ficker, Johann Christian I. — (Mark-)Neu-
kirchen. 1700. 1722
Er kam wahrscheinlich als Exulant nach Neukir-
chen und wird in den Kirchenbüchern noch I 720 und
1722, allerdings ohne Angabe seines Berufs, erwähnt,
diesen nennt dagegen sein Zettel schon 1700. Seine
Arbeit ist sorgfältig, Geigen von ihm kommen noch oft
vor.
Geigenzettel : Abb. 209.
Ficker, Johann Christian II. — (Mark-)Neu-
kirchen. Geb. um 1735. 1780
Zweiter Sohn und Scliüler von Johann Kaspar F. Er
wurde am 21 . Mai 1 755 Meister und war auch ein tüch-
tiger Kaufmann. Eine Violine von ihm besitzt u. a.
C. Stoeber in Würzburg. Seinem Geschäftsgeiste ent-
sprach es, auf seinen geschriebenen oder gedruckten
Zetteln häufig Miltenwald und Cremona als Ursprungs-
orte anzugeben, obwohl seine Arbeit weder tirolensch
noch gar cremonesisch aussah. Im Innern des Rodens
findet man häufig die Brandmarke Nr. 34
^ I * C * F ^.
Das Holz ist meist gut, die Wölbung hoch, der Lack
braun. Der Ton seiner Geigen ist im allgemeinen recht
gut. Er gebrauchte auch die Zettel seines Vaters, oft
ohne Jahreszahl.
Geigenzettel : Johann Christian Ficker / p:obe Violin
fecit Cremona (gedruckt). — Johann Christian Ficker/
Probe Violino in Cremona 1 757 (geschrieben).
Ficker, Johann Christian III. — (Mark-)Neu-
kirchen. Geb. 7. März 1758, f 1 . Nov. 1822
Seine Geigen sind ziemlich hochgewölbt, wenn auch
nicht übermäßig. Die F-Löcher sind etwas steif, da-
gegen sieht die Schnecke mit ihren hübschen, hervor-
stehenden Ohren und weitspurigen Gängen besser aus.
Der Rand ist gewöhnlich recht schmal. Auch er hat
seine Arbeiten gerne aus Cremona oder Mittenwald
datiert.
Geigenzettel: lohann Christian Ficker, Lauden / und
Geigenmacher in Neukirchen bey Adorf 1809 (gedr.).
— lohann Christian Ficker , probe violino corr. Cre-
mona (gedruckt).
Ficker, Johann Georg I. — (Mark-)Neu-
kirchen. Geb. 1732, f 25. Mai 1772
Sohn und Schüler von Hans Caspar F., ward am
21. November 1752 Meister. Er starb, erst 39 Jahre
7 Monate und 19 Tage alt. Nur die Geigen mit seinem
Namen und den Jahreszahlen von 1752 — 1760 können
ihm mit Sicherheit zugeschrieben werden, diese aber
sind leicht ansprechende, vollklingende Instrumente.
136
Ficker — Fiegimüller
Ficker (Fücker), Johann Georg II. Geb. um
1738. 1760
Er war wahrscheinlich ein Meisterssohn und hat das
Geigenniachen regelrecht erlernt. Bei der von Branden-
burg-Preußen verlangten Rekrutierung von zehn sächsi-
schen Regimentern wurde er ausgehoben. *Da er nun«,
wie es im Zunftbuche heißt, »Gelegenheit gefunden,
sich der Kgl. Preuß. und churfürstl. Brandenburgi-
schen Dienste zu entziehen und m sächsische Dienste
zu treten«, bewarb er sich am 29. Mai 1760 um .Auf-
nahme in die Zunft, und er wurde tatsächlich als Meister
angenommen. Wofür er »von gantz freyen Stücken«
ein halbes Faß Bier für »das Geigenmacher-Handwerk«
stiftete. Arbeiten von ihm sind wegen der Gleichnamig-
keit des gleichzeitig tätigen Johann Georg I. F. schwer
nachzuweisen.
Ficker, Johann Georg III. — (Mark-)Neu-
kirchen. Geb. 30. März 1761, f 14. Juni) 801
Sohn von Johann Georg I. F. Da er den Vater schon
im elften Lebensjahre verlor, kann er schwerlich dessen
Schüler gewesen sein. Trotzdem benutzt er die gleichen
Modelle wie dieser.
Ficker, Johann Gottfried. — (Mark-)Neu-
klrchen. Geb. 1754, f 7. JuH 1816, 62 J.
6 M. 1 T. alt
Er darf mit Johann Gottlob nicht verwechselt werden ;
seine Arbeit ist weniger gefällig, auch das Holz in der
Regel weniger schön.
Ficker, Johann Gottlob I. — (Mark-)Neu-
kirchen. Geb. 1744, f 30. Nov. 1832
Sohn von Johann Caspar F., wurde am 13. Juni 1764
Meister und gehört zu den besten Geigenmachern des
Vogtlandes. Seine Arbeiten zeichnen sich durch gutes
Holz, saubere Durchführung und edlen Ton aus. Seine
Violinen waren schon zu seinen Lebzeiten geschätzt;
trotzdem fühlte auch er sich veranlaßt, wiederholt
auf seinen Zetteln bei Unkundigen den Schein zu
erwecken, als hätte man es mit Crem.oneser Geigen zu
tun. Er tut dies in demselben sinnlosen Latein, das für
viele seiner Zeitgenossen und Vorgänger typisch ist.
Ein Beweis für die Güte seiner Geigen mag es sein,
daß ihn viele wirklich für einen Cremoneser Meister
hielten; noch Niederheitmann tat dies, wenn er auch
zugibt, daß die Geigen nur wenig der Cremoneser
Schule entsprechen. Da er fleißig war und 88 Jahre
4 Monate und 5 Tage alt wurde, kommen seine Geigen
noch häufig vor. Er gebrauchte oft eine, übrigens auch
von anderen Mitgliedern der Familie in ähnlicher Form
verwendete Brandmarke (Nr. 39). Die Schreibweise
seines Zettels ist sehr schwankend.
Geigenzettel : lohann Gottlob Ficker probe Violino cor-
Respont Romani Cremona 1788 (gedruckt). — Abb. 205.
Ficker, Johann Gottlob II. — (Mark-)Neu-
kirchen. Geb. 6. Dez. 1778, f 26. Aug. 1827
Sohn von Johann Gottlob I. F. Er arbeitete ganz in der
Weise seines Vaters und wird wohl auch stets npr unter
diesem, der ihn ja überlebte, gewirkt haben. Es ist
daher schwer, ihn vom Vater zu unterscheiden, es sei
denn, daß man weniger gute Geigen, die echte Zettel
und Brandmarke tragen, für seine Arbeit hält.
Ficker, Johann Kaspar. — (]VIark-)Neukirchen.
Geb. um 1703. t nach 1767
Nachdem er die Geigenmacherkunst regelrecht erlernt
und eine Zeitlang als Geselle gearbeitet hatte, wurde er
am 2. Januar 1 722 Meister, wobei man ihm das Meister-
stück erließ. Er saß schon 1755 und noch 1766 und
1 767 als Vormeister im Zunftrate. Ein tüchtiger Geigen-
macher, der viel auf Reisen gewesen sein soll.
Geigenzettel: Johann Caspar Ficker Vio- / linmacher
in Neukirchen / Ao. 1749 (gedruckt).
Ficker, Lorenz. — (Mark-)Neukirchen. 1730
Er wurde als tüchtiger Geigenmacher gerühmt, ist aber
nach 1730 nicht mehr nachzuweisen, .'\rbeiten von ihm
oder Zettel waren nicht aufzutreiben.
Ficker, Paul Kurt. — Markneukirchen, Char-
lottenburg-Berlln. Geb. 2. Febr. 1880 in
Markneukirchen
Sohn und Schüler von Carl Moritz F. Als Gehilfe ar-
beitete er von 1899 — 1901 bei Joh. Padewet in Karls-
ruhe. Nachdem er seiner Militärpflicht genügt hatte,
machte er sich 1903 in Markneukirchen selbständig,
siedelte jedoch 1908 nach Charlottenburg über, um für
die Firma Rob. Beyer tätig zu sein. Seit November 1910
vereinigte er sich mit Friedr. Freitag zu der Firma
Freitag & Ficker in Berlin. Gut vorgeschult, hatte er
als Gehilfe besonders Gelegenheit, sich im Neubau und
in der Reparatur zu vervollkommnen.
Fida, Anton. — Paris. 1809
In einer gewöhnlichen Geige von zweifelhaftem, wenig
französischem Aussehen fand sich nachstehender Zet-
tel, auf dem auch Anton (für .'\ntoine) auffallen muß.
Geigenzettel: Anton Fida ä Paris 1809 (gedruckt).
Fiebig, Johann Carl. — Schweidnitz. Geb. in
Guhrauum 1770, f um 1810
Orgelbauer und Instrumentenmacher. Er erwarb 1802
das sogenannte kleine Bürgerrecht in Schweidnitz und
soll um 1810 verstorben sein: 1812 heiratete seine
Witwe den Geigenmacher Koded.
Fiedler, August Gottwald Friedrich. — Mark-
neukirchen. Geb. in Untergattengrün bei
Adorf 2. April 1863
Fleißiger Geigenmacher der Gegenwart.
Fiegimüller, Benedict. — ? 1 755
Ein süddeutscher oder österreichischer Meister, von
dem eine »Pochette in Viclinform« in der staatl.
Sammlung alter Musikinstrumente in Berlin (Nr. 913)
aufbewahrt wird, die im zierlichen Schallkörper den
kleinen Bogen imd einen niedlichen, bemalten Fächer
beherbergt.
Field — Fingland
137
Fleld, T. -1815
Englischer Geigenmacher aus dem ersten Viertel des
19. Jahrhunderts.
Fifo del Pagliaro. — Rolo (Modena). 1840
Ein fleißiger Meister von handwerksmäßiger Tüchtig-
keit, der Geigen und Bässe in großer Zahl gemacht hat.
Filano, Antonio. — Neapel. 1787
Reich eingelegte Mandolinen tragen semen Namen.
Filano. Donato. — Neapel. 1763. 1783
Es gibt nur sehr wenige Gelgen von ihm, und diese
sind unbedeutend; auch ihr brauner Lack ist nicht zu
loben. Dagegen sind seine Mandolinen und Pandoren
gut. Eine reich und geschmackvoll eingelegte neapoli-
tanische Mandoline von ihm besitzt die staatl. Sammlung
alter Musikinstrumente in Berlin (Nr. 750), eine ähn-
liche C. Claudius in Kopenhagen, zwei die Sammlung
Loup und eine das Musikhistorische Museum in Stock-
holm. Eine sehr sorgfältig gearbeitete, überreich mit
Schildpatt, Perlmutter und Elfenbein eingelegte Man-
doline von ihm mit der Jahreszahl 1774 befindet sich
in der Sammlung Fritz Wildhagen in Haiensee bei
Berlin. Eine aus der Sammlung des f Charles Gimbel
stammende italienische Laute, mit Schildpatt und Perl-
mutter eingelegt, besitzt das Großherzoglich Badische
Museum für Altertümer in Karlsruhe mit einer fran-
zösischen (!) Wohnungsangabe: *Donatus Filano Fecit
Anno Dni 1 773 / Av. Rue de la Sainte Ciaire <•. Valdrighi
schreibt den Namen FilCno.
Geigenzettel : Donato Filano fecit alla rua , di s. Chiara
A. D. 1782, Napoli (geschrieben). — Donatus Filano
fecit anno D. 1770 / Neap. alla Rua de Tafettanari (ge-
druckt).
Filano, Giuseppe. — Neapel. 1785. 1797
Ein Sohn von Donato F. und wohl auch dessen Schüler.
Eine Gitarre von ihm befand sich in der SammlungLoup.
Geigenzettel: Joseph Filano, Filius Donati fecit Neap. /
Alla Rua di S. Chiara ,/ Anno 1 787 (gedruckt).
Filano, Luigi. — Neapel. 1821. 1832
Sohn oder Enkel von Donato F. Er hat wie dieser fast
ausschließlich Gitarren und Mandolinen gemacht.
Geigenzettel : Abb. 204.
Filipp, Hans. — Markneukirchen. Geb. 1858
in Schönbach i. B.
Schüler von Johann Fischer in Schönbach. Er arbeitete
als Gehilfe an verschiedenen Orten und ließ sich 1883
in Markneukirchen nieder. Durch seine besondere
Handfertigkeit, die er u. a. beim Bau von niedlichen
Miniaturinstrumenten (Violoncello, Stockgeige usw.)
bewies, hat er sich einen Namen gemacht. Er erfand
auch einen recht praktischen und sicher anzuwendenden
Wirbel für Streichinstrumente. Da er fast ausschließ-
lich für Händler arbeitet, kommen nur wenig Instru-
mente mit seinem Namen vor.
Filippi, Filippo. — Rom
Unbedeutender Musikinstrumentenmacher desl 9. Jahr-
hunderts.
Filippo s. Orazio
Fillion, Georges-Charles. — Straßburg. Geb.
in Seloncourt (Doubs, Frankreich) 1 9. Febr.
1869
Schüler von Arnould in Mirecourt und Methfessel in
Bern. Nachdem er ausgelernt hatte, arbeitete er noch in
Mirecourt, vier Jahre in Paris und zwei Jahre bei Hill
& Sons in London, als deren Schüler er sich haupt-
sächlich betrachtet. Er kam hierauf am 1. Januar 1896
nach Straßburg, wo er sich seitdem dauernd niederließ,
da dort seit längerer Zeit kein Geigenmacher mehr an-
sässig war. Er hat eine tüchtige Schule durchgemacht,
und seine Geigen zeichnen sich durch große Sorgfalt
der Arbeit aus. Er kopiert hauptsächlich Stradivari,
verwendet einen orangegelben Ollack und gilt als sehr
talentvoll.
Geigenzettel : No . . . G. Fillion Luthier / Strasbourg,
annee 189 . . (gedruckt) und Abb. 214.
Fincoh s. Vincoli
Findiger, Arnold. — Leipzig. 1615
Er war nur Reparateur und erlangte 1615 als Lauten-
händler das Bürgerrecht in Leipzig.
Findley, James. — Padanaram. Geb. 1815 auf
der Farm Bromfield bei Brechin, f 1896 in
Padanaram
Ein schottischer Weber, der etwa 500 Geigen gemacht
hat. Viele davon sind Kopien nach einer Jos. Guarneri-
geige, die ein Landsmann von ihm besaß, einige gehen
in den Umrissen auf ein Stradivarimodell zurück, und
andere sind Nachahmungen einer «Black Meg« ge-
nannten alten Geige, die sich im Besitze eines Tanz-
meisters in Forfar befand. Die F-Löcher sind originell
in der Form, die Einlage ziemlich breit, die Schnecken
oft aus Birnbaumholz. Er verwendete einen dünnen
Spirituslack von gelbbrauner Farbe, der sehr nachge-
dunkelt hat. In der Wahl des Holzes war er sorglos
und verarbeitete selbst alte Eisenbahnschwellen, wenn
er nichts anderes zur Hand hatte. Die Weberei betrieb
er bis an sein Ende; außerdem war er ein vorzüglicher
Geiger.
Geigenzettel: James Findley / Maker / Padanaram /
186Ö (gedruckt).
Fi
. Fis
iner s. riscer
Finger, Josef. — Brunn. 1806. f 1856
Er wurde als Instrumentenmacher 1806 bei der Tisch-
lerzunft eingeschrieben und erlangte 1810 das Bürger-
recht. Arbeiten von ihm lernte ich noch nicht kennen.
Fingland, Samuel. — Glasgow. 1892
Ein Liebhaber, der in den neunziger Jahren in Glasgow
lebte und einige Violinen nach Stradivari und Guarneri
gemacht hat. Er verwendete bräunlichroten Ollack.
Geigenzettel: Samuel Fingland / fecit 1892 No. 14 ge-
schrieben).
138
Finke
riorini
Finke, Joseph. — Haindorf (Böhmen). 1844.
1860
Wenig bekannter, aber tüchtiger Geigenmacher, von
dem Prof. Sattler in Linz eine Violine besaß, die ebenso-
gut klang, als sie schön in der Arbeit und im Holz war.
Geigenzettel: Josef Finke , Heindorf bei Friedland / in
Böhmen (gedruckt). — Joseph Finke / in Haindorf /
anno 1860 (gedruckt).
Finoc(chio?), Bibbiano. — Bibbiano (Reggio
Emilia). 17. Jahrhundert
Die staatl. Sammlung alter Musikinstrumente in Ber-
lin besitzt zwei Gitarren (Nr. 643 und 648) italienischer
Herkunft, von denen die eine die Form einer Vihuela
(spanische Gitarre) hat; beide sind reich eingelegt und
am Griffbrett bemalt. Die erstere trug den Namen des
Verfertigers : Bibbiano Finoc ... Da Bibbiano kein ge-
bräuchlicher Taufname ist, dürfte anzunehmen sein,
daß der Verfertiger damit seine Heimat angedeutet hat.
Finolli, Giuseppe Antonio. — Mailand. 1750.
1755
Mittelmäßig in der Arbeit; er hat nur wenig Geigen
gemacht.
Geigenzettel : Abb. 226.
Finte. — Paris
Dieser Name kommt manchm.al in französischen Gei-
gen vor, mit denen ein Fälscher dem Klange nach den
Namen Fent gemeint haben wird, wie auch .'\. Jacquot
annimmt.
Finz, Emmanuel. — Avignon. Geb. in Gi-
braltar um 1820, t In Avignon 10. Dez.
1866
Selbständig von ihm gebaute Geigen sind mir nicht
vorgekommen.
Geigenzettel: Repare par Finz / Avignon 1853 (gedr.)-
Finze. — Carpentras. 1852
Vielleicht mit E. Finz in .'Xvignon identisch.
Geigenzettel: Restaure par Finze: / = Carpentras.
1 852 (geschrieben).
Fiorani, Vincenzo. — Pergola. 1855
Seine Geigen sind gewöhnliche Handwerksarbeit. Das
Holz ist sorglos gewählt und der Spirituslack spröde
und unschön.
Fiori, Amilcare. — Casinalbo. 1 9. Jahrhundert
Vielleicht der Vater der Brüder Fiori, vielleicht auch
ein Sohn von einem der beiden. Valdnghi zählt ihn
auf (1046), doch gelang es mir nicht, eine Arbeit von
ihm zu Gesicht zu bekommen.
Fiori, Andrea (Antonio?). — Modena. Geb.
um 1796, t vor 1870
Von Hause aus Ingenieur, beschäftigte er sich aus Lieb-
haberei mit dem Geigenbau und brachte es in Verbin-
dung mit seinem Bruder darin zu großer Geschicklich-
keit. Er verwendete Spirituslack.
Geigenzettel: Abb. 217.
Fiori, Gaetano. — Modena. Geb. um 1798,
tum 1873
Bruder von Andrea F. Er lebte abwechselnd in Modena
und in Casinalbo mit seinem Bruder, mit dem er ge-
meinschaftlich arbeitete.
Fiorillo, Giovanni. — Ferrara. 1780
Mehrere gute Violoncelli von ihm sind in letzter Zeit
aufgetaucht, und da manches in seiner Arbeit an
deutsche Art erinnert — • so sind z. B. seine F-Löcher
denen Stainers recht ähnlich — , hält man ihn für einen
Südtiroler. Ich glaube aber, daß er als Geselle in Tirol
oder Deutschland gearbeitet hat, denn das Italienische
in seinen Werken hat doch das Übergewicht. Viorillo
zu schreiben ist falsch.
Fiorini, Alessandro (Losandro) und Antonio. —
Bologna. 1671. 1720
Wahrscheinlich der Stammvater der Familie (zu der
wohl auch die Floreni gerechnet werden müssen). Auch
sein Sohn Antonio soll Geigenmacher gewesen sein,
doch gelang es mir bisher nicht, Arbeiten von ihnen
nachzuweisen. Die Zettel beider teilt de Wit zum
erstenmal mit.
Geigenzettel: Antonius Fiorini Bononiae / fecit Anno
1720 (gedruckt).
Fiorini, Giuseppe. — München, Zürich. Geb.
1861 in Bazzano
Er kam mit seinen Eltern im Jahre 1867 nach Bologna,
erhielt eine gute Schulbildung und war von Ende 1876
an Schüler seines Vaters Raffacle F. Schon im Jahre
1881 machte er sich selbständig, und um seinem Vater,
der hauptsächlich Violoncelli baute und Reparateur
war, keine Konkurrenz zu machen, verlegte er sich auf
den Bau von Violinen und den Handel mit alten
Meisterwerken. Zu diesem Zwecke unternahm er
größere Reisen, die ihn wiederholt auch nach Deutsch-
land führten. Im Jaljre 1889 wurde er der Schwieger-
sohn Andr. Riegers in München und leitete das Ge-
schäft unter der Firma Rieger & Fiorini, die dann
Mitte 1899 in »Giuseppe Fiorini« umgewandelt wurde.
Auch jetzt ist der Bau neuer Violinen und der Handel
mit alten Meistergeigen seine Hauptbeschäftigung. Er
macht seine Violinen in allen Teilen selbst, und da sie
vorzüglich gearbeitet sind und vortrefflich klingen,
fehlt es ihm auch nicht an ehrenden Anerkennungen
und Auszeichnungen aller Art. Seine Geigen sind, ohne
Kopien zu sein, von ausgesprochen italienischem Cha-
rakter und entsprechen der Schule, aus der er hervor-
gegangen ist. Er ist als vielerfahrener, gründlicher
Geigenkenner geschätzt und war Mitbegründer und
Vorstandsbeisitzer des Deutschen Geigenmacherver-
bandes, sowie Obmann der Sachverständigenkommis-
sion für die Beurteilung alter Instrumente. Durch den
Krieg wurde er im Mai 1915 veranlaßt seine Werkstatt
nach Zürich zu verlegen. Er wurde da in der Kunst-
welt sehr freundlich aufgenpmrnen und hat sich fast
Mo
Fisch
ischer
)9
ausschließlich dem Bau von neuen Geigen zugewendet,
womit er große Erfolge erzielt hat. Es gelang ihm
auch, in letzter Zeit die kostbare Stradivarisammlung
des Grafen Cozio di Salabue von der letzten Erbin,
der Marchesa Paola della Valle del Pomaro in Turm,
für 100 000 Lire zu erwerben. Diese Sammlung enthält
bekanntlich außer mehreren Violinen usw. hauptsäch-
lich Werkzeuge, Modelle, Handschriften, Vorschriften
für die Grundierung, Lackrezepte usw., die in den
Händen eines Geigenmachers von ganz besonderem
Werte sind.
Fiorinl, Raffaele. — Bologna. Geb. in Pianoro
1828, t in Bologna 1898
Er kam mit seinen Eltern als Kind nach Bazzano, und
da er schon damals in allen freien Stunden versuchte,
Geigen zu machen, führte man ihn zu dem Bruder des
Geigenmachers Tadolini nach Modena, von dem er
später auch den ersten Unterricht erhielt. Er arbeitete
rastlos und vervollkommnete sich immer mehr, so daß
er bald in gutem Rufe stand. Im Jahre 1867 berief ihn
der berühmte Violinprofessor Carlo Verardi nach Bo-
logna, und hier wurde er durch ausgezeichnete Arbeiten
in weiten Kreisen als einer der besseren italienischen
Geigenmacher aus dem letzten Drittel des 19. Jahr-
hunderts bekannt. Er wurde hauptsächlich als Repara-
teur beschäftigt und hat daher nur wenige neue Geigen
gebaut, dagegen ungefähr 60 Violoncelli, die sehr ge-
schätzt sind. Seine Erfindung einer Vorrichtung
zur mechanischen Herstellung der Rinne für die Ein-
lagen hat sich im Großbetrieb sehr bewährt und wird
noch jetzt in Mirecourt angewendet. Er war ein hervor-
ragender Kenner der alten, italienischen Schulen, wie
wenige zu seiner Zeit. Als seine Schüler sind zu nennen
sein einziger Sohn Giuseppe und Augusto Pollastn.
Sein Nachfolger in Bologna ist Armando Monterumici.
Firth. — Manningham. 1877
Vielleicht ein Sohn von G. F. in Leeds. Er bevorzugte
ein breites Modell.
Firth, G. — Leeds. 1836. 1844
Schüler von William Boots sen., aber nur mittelmäßig
in seiner Arbeit.
Geigenzettel: G. Firth No 1 10 Briggate, / Leeds, 1836
(gedruckt).
Firth & Ball. — New York. 19. Jahrhundert
Amerikanische Geigenmacherfirma, von der ich einen
guten dreisaitigen Baß kennenlernte.
Fiscer (Fitter), Brüder. — Mailand. 1 760. 1 764
Vermutlich zwei Deutsche Namens Fischer, oder, wenn
de Piccolellis, der Ficher liest, recht hat, vielleicht
Mitglieder der vogtländischen Familie Ficker ')• Außer
dem Namen spricht auch die Arbeit für die deutsche
Herkunft. Ihre Geigen sind recht gut; auch der rote
oder rotgelbe Lack ist schön zu nennen.
Geigenzettel : Giuseppe Carlo Fratelli Fiscer / Fabbri-
catori di strumenti in Milane / Vicino alla balla 1764
(gedruckt).
^) Andere wollen Fitter oder Einer lesen.
Fiscer, Carlo Vincenzo. — Mailand. 1770
Vermutlich einer der beiden Brüder Fiscer, der 1770
mit der gleichen Adresse allein arbeitend vorkommt.
Die Musikinstrumentensammlung des Bachhauses in
Eisenach besitzt eine Bastardlaute (Nr. 2) und eine
prachtvolle Pandurina von ihm.
Geigenzettel :CarloVincenzo Fiscer, fabbncatord' Istru-
menti / Alla Balla in Milano anno 1770 (gedruckt).
Fischbach
Mehrere Mitglieder dieser Familie sind in der eger-
ländischen Geigenindustrie tätig, so Johann Fischbach,
geb. 1860, Schüler von Josef Sandner, in Dürngrün
bei Schönbach, der seit 1882 eine Kindergeigenfabnk
und eine Gastwirtschaft betreibt; ein anderer Johann
Fischbach ließ sich nach 1898 in Schönbach nieder.
Fischer. — Brambach. 1910
Guter Bogenmacher.
Fischer. — Markneukirchen
Als Geigenmacher aus dieser Familie sind bekannt:
Fischer, Christian Gotthilf I. Geb. um 1728
Er scheint in (Mark-)Neukirchen gelernt zu haben und
kam dann zu der »Miliz«. Obwohl er Soldat war, be-
warb er sich im Jahre 1748 um die Aufnahme in die
Zunft und brachte eine Bescheinigung seines Haupt-
manns bei, daß dieser nichts dagegen habe. Er wurde
dann am 27. Mai als Meister aufgenommen.
Fischer, Christian Gotthilf II. Geb. 1748,
t H.März 1771
Er wurde am 2. November 1768 gleichzeitig mit
G. A. Keßler Meister, starb aber schon in einem Alter
von 22 Jahren, 4 Monaten und 14 Tagen.
Fischer, Christian Gottlob. Geb. 2. Juli 1815,
t 10. April 1895
Sohn von Johann Christian F.
Fischer, Heinrich Wilhelm. Geb. 13. Dez. 1857
Fischer, Johann Adam. Geb. 1730, f I.April
1809
Er wurde am 24. Mai 1752 Meister und galt als ge-
schickt. Er scheint in Neukirchen gelernt zu haben und
war dort auch Geigenmachergeselle, doch wird aus-
drücklich bemerkt, daß er nicht der Sohn eines der
Zunft angehörenden Meisters war. Er erreichte ein
Alter von 78 Jahren 5 Monaten, weniger 14 Tage.
Fischer, Johann Christian. Geb. 24. Sept.
1763, t2 I.Dez. 1838
Zweiter Sohn von Johann Adam F.
Fischer, Johann Georg. Geb. 16. Sept. 1758,
H.Dez. 1821
Altester Sohn von Johann Adam F. und dessen Nach-
folger.
Geigenzettel : Johann Georg Fischer / Violinmacher in
Neukirchen, (geschrieben).
140
Fischer, Johann Gottfried — Fischer, Joseph
Fischer, Johann Gottfried. Geb. 15. März
1770, t 15. Sept. 1825
Jüngster Sohn von Johann Adam F. und der talent-
vollste der Söhne. Er gebrauchte eine ähnliche Brand-
marke wie Joh. Gottl. FIcker (Nr. 39).
Fischer. — München
Es soll um das Jahr 1805 ein Geigenmacher Fischer in
München gelebt haben. Vermutlich war Josef F., der
Regensburger Meister, vorübergehend m München,
denn um die angegebene Zeit fand ich nur einen
Sänger dieses Namens in München; alle übrigen
Fischer hatten der Musik völlig fernstehende Berufe.
Fischer. — Schönbach b. E.
Aus dieser Familie gingen folgende Geigenmacher her-
vor:
Fischer, Anton I. Geb. um 1806, f 1880
Er gehörte schon 1826 der Innung an.
Fischer, Anton II (noch lebend)
Fischer, Carl (noch lebend)
Fischer, Johann (noch lebend)
Fischer, Rudolf (wohnt in Watzkenreuth bei
Schönbach)
Fischer, Wenzl, gehörte schon 1826 der In-
nung an
Fischer, Wenzel (noch tätig)
Fischer, Alois in Proßnitz i. M. scheint auch
aus Schönbach zu stammen
Fischer, Andreas. — Znaim. 1855. 1861
In einigen mittelmäßigen Geigen fand sich sein Zettel.
Besser waren seine Gitarren.
Geigenzettel: Abb. 223.
Fischer, Anton.
1879
Wien. Geb. 1 794,110. Aug.
Am 20. April 1821 legte er seinen Bürgereid ab und
hatte seine Werkstatt Stadt Nr. 369. Im Jahre. 1835
wohnte er »Seitzergasse gegenüber dem Kriegsgebäude «,
später »am Graben nahe der Apotheke, im zweiten
Hofe«. Er gehörte zu jenen Meistern, die ihre Kunst
unablässig studieren. Zu diesem Zwecke brachte er
eine schöne Sammlung alter Geigen zusammen, dar-
unter war auch eine Viola von Duiffopruggar, die Kiese-
wetter im Jahre 1842 gesehen und für zweifellos echt
gehalten hat. In der Nachahmung der italienischen
Vorbilder war Fischer nicht sehr glücklich, obwohl er
sehr geschickt war und gutes Holz verwendete, dagegen
gelang es ihm leicht, die Geigen William Forsters
trefflich nachzuahmen. Eine Violine von ihm aus dem
Jahre 1825 und eine Viola von 1842 besitzt das Schotten-
stift in Wien.
Geigenzettel ; Abb. 207.
Fischer, Christian. — Hamburg. 1797
Er wird als Instrumentenmacher bezeichnet und wurde
am 8. September 1 797 Bürger.
Fischer, Georg. — Wien. 1857
Vielleicht ein Sohn von Anton F. Er scheint verhältnis-
mäßig jung gestorben zu sein und gehörte der Wiener
Geigenmacherzunft nicht an. Ich kenne nur einen Re-
paraturzettel von ihm.
Fischer, Gottfried. — Wien, f um 1888
Sohn von Anton F., den er jedoch in keiner Weise er-
reichte. Er wohnte vor Gutermann in Mariahilf, Haupt-
straße Nr. 68 und verlegte seine Werkstatt im Jahre 1 868
in die untere Bräunerstraße, 1882 gab er sein Geschäft
auf und übernahm in Hietzing bei Wien eine Spezerei-
warenhandlung, die bald zugrunde ging. Er starb dann
im Versorgungshaus. Er hat nicht viele neue Geigen
gebaut, die seine Brandmarke G. F. am Halsplättchen
tragenden Violinen dürften zumeist Arbeiten geschick-
ter Gehilfen gewesen sein.
Geigenzettel: Gottfried Fischer / Wien / Mariahilfer
Hauptstraße No 68 (lith.). Brandmarke Nr. 27.
Fischer, Johann Georg. — Jena. S. Vischer
Fischer, Joh. Sim. s. Vischer
Fischer, Johann Ulrich. — Landshut. Mün-
chen. 1720. 1728
Tüchtiger deutscher Meister, der u. a. als einer der
letzten noch häufig Nonnengeigen gebaut hat. Seine
Violen und Gamben sind von vortrefflicher Arbeit,
auch seine Violinen sind zu loben. Um 1728 siedelte
er, wenn der Zettel einer Marinetrompete echt ist, nach
München über, doch läßt sich diese Tatsache urkund-
lich nicht belegen. Zwei Nonnengeigen von 1720 be-
finden sich in der Sammlung des Historischen Kreis-
vereins in Landshut i. B., eine solche von 1722 besitzt
die Sammlung der Gesellschaft der Musikfreunde in
Wien, eine ebensolche von 1728 und eine Violine mit
Löwenköpfchen W. Heyers musikhistorisches Museum
in Köln.
Geigenzettel: J. Fischer / Landshut 1722 (gedruckt).
— Joham Vlnch Fischer laud Vnd gaigmachr / in
landshuet 1726 (geschrieben).
Fischer, Joseph. — Regensburg. Geb. 1769,
t 22. Juni 1834
Er soll aus dem AUgäu stammen und war vermutlich
ein Schüler von J. Anton Gedler in Füssen. Er kam
1 790 von Wien nach Regensburg, wo er als Nachfolger
von Koßler und Widhalm betrachtet werden kann. Er
war ein hervorragender Meister und baute nach italieni-
schen'* Modellen, hauptsächlich nach Stradivan, und
besaß einen wundervollen, gelbbraunen Ollack. Er
kopierte seine Vorbilder so vorzüglich, daß jetzt viele
seiner Instrumente als echt italienische verkauft wer-
den, außerdem war er ein vom In- und Auslande gleich
stark in Anspruch genommener Reparateur. Er war der
Fischer — Flägel
141
Lehrer der Brüder Engleder, seiner Neffen und von
P. Schulz. Auf vielen seiner Zettel befindet sich in der
Mitte ein Doppeladler mit Krone.
Geigenzettel : Josef Fischer fecit a Ratis- / bona 1 792
(gedruckt). — Joseph Fischer, / Lauten und Geigen-
macher / in Regensburg Anno 1826 (gedruckt).
Fischer, Joseph. — Znaim. 1862. 1865
Vielleicht der Sohn von Andreas F. Wenig bekannter
Geigenmacher, der wohl hauptsächlich Flickarbeiten
ausführte.
Geigenzettel : Josef Fischer / Instrumentenmacher / in /
Zna~im / Nr. 132. 1862 (gedruckt, lith.).
Fischer, Karl. — Bremen. 191 1
Seine Violinen tragen seinen Namen als Brandmarke.
Fischer, Philipp Jakob. — Würzburg. 1715
Er soll ein Bruder des Landshuter Meisters Johann
Ulr. F. gewesen und ursprünglich auch in Landshut
ansässig gewesen sein. Bei de Piccolellis wird er nur als
in Landshut ansässig erwähnt. Vermutlich war er der
Vater des berühmteren Zachanas F.
Geigenzettel: Philipp Jacob Fischer, Lauten- / und
Geigenmacher in Wirz- / bürg. Fecit 1715 (gedruckt).
Fischer, Zacharias. — Würzburg. Geb. 5. Nov.
1730, t 27. Nov. 1812
Er gehört zu den Geigenmachern, die, wenn auch eine
Zeitlang überschätzt, doch durch ihre Arbeit den guten
Ruf, den sie besessen, auch heute noch bis zu einem
gewissen Grade rechtfertigen. Am besten sind seine
Geigen aus den Jahren 1770 — 1780, deren Ton, wenn
auch nicht so edel wie der der von ihm nachgeahmten
Amatischule, immerhin recht voll und kräftig ist. Er
studierte seine Vorbilder unablässig und kam ihnen in
der Sauberkeit der Arbeit sehr nahe, leider aber geriet
er schließlich auf Abwege. Im Jahre 1786 machte er
bekannt, daß er ein Verfahren erfunden habe, welches
es ihm ermögliche, seine neuen Geigen denen des
Stradivari und Stainer gleichwertig zu machen. Dieses
Verfahren bestand jedoch aller Wahrscheinlichkeit nach
nur darin, das Holz im Ofen auszutrocknen, d. h. zu
backen, weshalb es begreiflich erscheint, daß die
Geigen aus seinen späteren Lebensjahren jetzt meist
verdorben sind. Er gebrauchte verschiedene Zettel und
machte auch Lauten und Gitarren usw. Wie viele an-
dere, die um die Jahrhundertwende gelebt haben, be-
nutzte auch er im ersten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts
noch die Zettel, auf denen 17 . . für die Jahreszahl vor-
gedruckt war. Er schrieb einfach über die 7 eine 8 usw.
Auf der Abbildung seines Zettels hat die Photographie
die gedruckte Zahl 17 scharf, die darüber geschriebene
8 aber so undeutlich wiedergegeben, daß man, wenn
man nicht genau prüft, leicht 1708 statt 1808 lesen
könnte, was sich aber schon dadurch verbietet, daß
Z. Fischer erst 1730 geboren wurde. — Er war 1755
schon Hofgeigenmacher und erwarb am 20. Dezember
1787 das Bürgerrecht in Würzburg in der (jetzigen)
Hörleingasse Nr. 8 (früher : IV. 78), wo er auch starb.
Eine Violine von Ihm mit der Nr. 37 vom Jahre 1 799
besitzt Carl Stoeber in Würzburg. Eine siebenchörige
Laute von ihm aus dem Jahre 1755 befindet sich in
W. Heyers musikhistorischem Museum in Köln.
Geigenzettel : Abb. 208.
Fischesser-Chollet, Leon. — Genf, Staufen i. B.
Paris. Geb. 12. Okt. 1861 in Saint-Cloud
(Frankreich)
Er ließ sich 1 885 In Genf nieder, wo er Rue Leger Nr. 6
wohnte. 1888 hieß seine Firma Reymond & Fischesser
freres. 1900 verzog er nach Staufen In Baden. Um 1904
war er auch in Mülhausen Im Elsaß tätig. Um 1905
siedelte er nach Paris über, wo er Faubourg Polssoniere
seine Werkstatt aufschlug. Für seine neuen Geigen er-
hielt er In Genf eine silberne Medaille. Sein beson-
deres Interesse wandte er der Erforschung des Cre-
moneser Gelgenlacks zu.
Fiscier, Tobia. — Siena. 1710
Wahrscheinlich deutscher Abstammung, vielleicht Va-
ter der Brüder FIscer In Malland. Eine theorblerte
Laute von ihm befindet sich In W. Heyers rnusik-
hlstorlschem Museum in Köln (Nr. 502).
Fisty s. Sisty
Fitsche, Johann. — Linz a. D. Geb. 1 81 9, j in
Linz 30. Aug. 1893
Er hatte Im Hause Landstraße Nr. 23, auch Nr. 34 und
17 seine Werkstatt und war ein alter Junggeselle mit
allerlei Schrullen und Eigentümlichkeiten. Er fertigte
viele billige Geigen an, mit denen er seinen Lebens-
unterhalt verdienen mußte, aber er war ein sorgsamer
Reparateur und hat auch einige sehr gute Instrumente
gebaut, mit denen er beweisen wollte, was er konnte.
Fitter s. Fiscer
Fivaz, C. F. — London. 1899
Er wohnte als Gelgenmacher und Reparateur bis 1 899
Essex rd. Islington Green N und Ist später ohne Hinter-
lassung der Adresse verzogen.
Flac, Philipp. — Lyon. Geb. um 1533. 1572
Wahrscheinlich ein Deutscher; er gehörte zur refor-
mierten Gemeinde in Lyon und wird als Lautenmacher
bezeichnet.
Flägel, Johann Joachim. — Lübeck. Geb.
1 1. März 1845 zu Hornstorf, f 3. Jan. 1918
in Lübeck
Schüler des Instrumentenmachers Adler, mit dtni er
zuerst gemeinschaftlich sein Geschäft hatte. Tüchtiger
Blechblaslnstrumentenmacher imd Orgelbauer, der
auch Geigen reparierte.
Flägel, Heinr. Herrn. Ludw. Jul. Rud. —
Lübeck. Geb. 17. Juli 1871 zu Lübeck
Sohn, Schüler und Nachfolger seines Vaters J. J. Flägel.
142
Flambeau — Flc
Flambeau, Joseph. — Mirecourt. 1740
Er war vielleicht der Vater und Lehrer des 1 776 bis
1789 vorkommenden Charles Flambeau. Arbeiten von
ihnen kennt man nicht.
Flambeau (Flambau), Pierre. — Paris. 1816
Wahrscheinlich aus Mirecourt stammender, unbedeu-
tender Geigenmacher. Er nannte sich einen Schüler
Kolikers, bei dem er wohl als Geselle gearbeitet hatte,
und verwendete außer seinem geschriebenen Zettel
auch eine Brandmarke mit semem Namen.
Fiather, 0. P.
Wohnt als Geigenmacher m Boston.
Flechter, Victor S., war um 1894 m Neuyork
ansässig
Fleischer, Carl Conrad. — Hamburg. \ vor
1738
Jüngerer Sohn von Hans Christ. F.
Fleischer, Hans Christoph. — Hamburg. 1 672.
1688
Vermutlich der Schwager Joach. Tielkes, der eine
Fleischer geheiratet hat. Er erwarb am 12. Apnl 1672
das Hamburger Bürgerrecht und kommt 1688 noch vor.
Als Beweis seiner Tüchtigkeit kann man die Tatsache
betrachten, daß ein so feiner Kenner, wie Seihof, einen
Kontrabaß von ihm besaß, der 1 759 im Haag versteigert
wurde. Er hat übrigens auch Tasteninstrumente gebaut
Fleischer, Johann Christoph. — Hamburg.
Geb. um 1675, t nach 1732
Älterer Sohn und wohl auch Schüler von Hans Christ.
Fl. Er wurde am 13. Juni 1705 Hamburger Bürger und
verstand es, den Ruf, den sein Vater bereits besaß, noch
zu erhöhen, so daß der Name Fleischer neben Tielke
In der Geschichte des deutschen Instrumentenbaus stets
hervorgehoben werden muß. Er hatte nebst seinem
Bruder 1708 schwere Kämpfe mit der Tischlerzunft
auszufechten, die seine Arbeit als einen Eingriff in ihre
Rechte betrachtete. Seine Lauten und Violen sind von
schöner Arbelt, er hat jedoch wie sein Vater auch
Tasteninstrumente gebaut und erfand u.a. 1718 ein
»Lautenclavecin« und einen »Theorbenflügel«.
Fleming, Georg. — Danzig. 1650
Eine Laute (Nr. 5517) im Schlesischen Museum für
Kunstgewerbe und Altertum in Breslau trägt den ge-
schriebenen Zettel : »Georg Fleming In Dantzig .^nno
1650«.
Fleming, James M. — London. 1902
Verfasser einiger verdienstvoller Werke zur Geigen-
geschichte und bewährter Geigenkenner. Er erfand eine
neue Geige, die statt des hölzernen Resonanzbodens
einen ziemlich großen Aluminiumschalltrichter besitzt,
in den durch ein Membran die durch die Saiten-
schwingungen hervorgerufenen Töne übergeleitet und
zu Gehör gebracht werden. Die Klangfarbe des neuen
Instruments soll recht eigenartig sein.
Fleming, John. — Saltcoats. 1895
Seine Geigen, die nach Stradivari gebaut und mit 01-
lack überzogen sind, tragen keine Zettel, sondern nur
einen Brandstempel mit seinem Namen.
Flette, Benoist. — Paris. 1745. 1763
Er war geschworner Meister der Pariser Lautenmacher-
zunft für 1763. Geigen von ihm sind wenig bekannt
und unbedeutend, nur seine Lauten und Gitarren wer-
den gelobt. Sein Name wird von einigen Hette gelesen.
Fleuri (Fleury), Jean Frangois. — Paris. 1 783
1785
Weder über sein Leben noch über seine Arbeit ist et-
was Besonderes zu sagen. Er gehört zu den Meistern
dritten Ranges und wird nur selten erwähnt. Er darf
mit Benoit Fl. nicht verwechselt werden.
Fleurot. — Val d'Ajol. 1 8. bis 1 9. Jahrhundert
Bisher sind nur Scheitholte von ihm bekannt geworden.
Fleurot v/ar vielleicht einer der letzten Lautenmacher,
die dieses in den Vogesen beliebte zitherartige In-
strument, das schon Praetorius (1618) verächtlich ein
"Lumpeninstrument« nannte, in größerer Anzahl ge-
baut hat. Scheitholtartige Epinettes, oder genauer
»Epinettes de Vosges« von ihm besitzen das Museum
des Konservatoriums in Brüssel, die Berliner staatl.
Sammlung und das Musikhistorische Museum von
W. Heyer in Köln (Nr. 412).
Fleury, Benoit. — Paris. 1751. 1791
Ein geschickter Lauten- und Geigenmacher, der bei
seinen Genossen sehr angesehen war und zum ge-
schwornen Meister für das Jahr 1755 gewählt wurde.
Er wohnte, und zwar noch 1789, im Faubourg Saint
Germain, rue des Boucheries. Eine Baßviola von 1755
von ihm besitzt das Museum des Pariser Konservato-
riums. Das älteste bisher von ihm bekannte echte In-
strument ist ein Alto von 1751 ; es ist daher sicher ein
Irrtum, wenn ihn Hart schon in das Jahr 1718 setzt.
Er war ein geschickter Reparateur und auch seine Sack-
pfeifen (ein Modeinstrument jener Tage) und Leiern
waren berühmt. Eine Diskantviola (von 1 764) befindet
sich in der Sammlung Galpin (Hatfield).
Geigenzettel: .'\bb. 219.
Flodström, L. E. — Stockholm. 1897
Ein Dilettant, der 1897 in Stockholm recht brav ge-
arbeitete Geigen ausgestellt hat.
Floreno, Fiorenzo. — Bologna. 18. Jahrh.
In der Art des Guidante, mit dem er oft verwechselt
wird. Vidal liest »Florinus«. (Vgl. auch das bei Giovanni
Floreno Gesagte.) Auch ein Antonio Fl. soll zur glei-
chen Zeit vorkommen.
Gelgenzettel: Florentus Florenus / fecit Bononiae, an.
17 . . (gedruckt).
Floreno, Giovanni Guidante. — Bologna. 1685.
1730
Über diese Familie herrscht viel Unklarheit, die da-
durch noch vermehrt wird, daß schon in alten Zeiten
die Zettel vielfach gefälscht, Ihr Wortlaut miteinander
Floreno — Fluvaiil
143
vermengt oder umgestellt wurde. Da auch die Geigen
häufig gut nachgeahmt sind, ist es oft schwer, die echten
von den unechten zu unterscheiden. Die besten Kenner
haben sich jetzt dahin geeinigt, einen Vater und einen
Sohn des Familiennamens Floreno Guidante anzuneh-
men, andere halten dagegen das Wort Guidante für den
Familiennamen, wozu die Zettel in der Tat auch ver-
führen. Die Entscheidung könnte, abgesehen von der
archivalischen Forschung, nur getroffen werden, wenn
man möglichst viele zweifellos echte Arbeiten gleich-
zeitig miteinander zu vergleichen in der Lage wäre.
Die Geigen, die dem Vater zuzuschreiben wären, ver-
raten die Schule Amatis, die Arbeit ist manchmal un-
genau, die Hohlkehle des Bodens ist tiefer als die der
Decke, die F-Löcher sind nicht schwungvoll, die
Schnecke plump, der bernsteinfarbige Lack und der
Ton aber immer gut. Wenn man nicht annehmen will,
daß er ein Alter von etwa 90 Jahren erreicht hat und
Geigen mit seinem Namen und der Jahreszahl 1750
usw. für echt hält, so muß er außer seinem Sohne
Guidante noch einen gleichnamigen Nachkommen
gehabt haben ; von diesem würde die Geige im musik-
historischen Museum von W. Heyer in Köln her-
stammen. Auch nach rückwärts findet man unmög-
liche Jahreszahlen angegeben, so wurde 1898 in Köln
eine Baßlaute mit dem Zettel: »Joannes Florenus 1590
in Cremona* versteigert. Arbeiten von ihm finden sich
in verschiedenen Sammlungen. Eine Laute in der
Sammlung C. Claudius in Kopenhagen vermehrt durch
ihre Inschrift noch die Rätsel, denn sie lautet »Joannes
Florenus Guarneri fecit in Cremona 1590«. Eine sehr
gute Violine mit seinem Zettel und der Jahreszahl
1757 (!) besitzt Dr. med. A. Kubicki jun. in Olmütz.
Geigenzettel: Abb. 231.
Floreno, Guidante. — Bologna. 1710. 1740
Wenn das Wort Guidante ein Vorname sein kann und
nicht etwa mit »unter der Leitung« übersetzt werden
muß^), dann sind die Geigen, auf deren Zetteln der
Taufname Joannes fehlt, als Arbeiten des Sohnes von
Giovanni Fl. anzusehen. Dieser jüngere Floreno müßte
ein fleißiger Meister gewesen sein, da ihm Geigen aller
Art und Lauten zugeschrieben werden. Nach diesen
hatte er sein eigenes, oft großes Modell, das an deutsche
Vorbilder erinnert, aber flache Wölbung, scharf hervor-
stehende Ecken, schräge stehende )(, wodurch die un-
tere Hälfte des Geigenkörpers ungewöhnlich breit wird,
und oft sehr breite, am Boden, der meist aus einem
Stück ist, schmälere Einlage. Trefflicher, dick auf-
getragener Lack von großer Feinheit und leuchtender
Farbe (meist rotbraun auf gelbem Grund). Eine Baß-
geige (oder Violoncello) von 1711 befand sich in der
Selhofschen Sammlung. Ein Viola d' amore von 1730
befindet si:h in der Sammlung Savoye in Paris.
Geigenzettel : Guldante Florenus / fecit Bononiae 17..
(gedruckt, Pergament). — Florlnus Guidantus Fecit /
Bononiae Anno 1710 (gedruckt).
Florentin, N. — ? Anfang des 19. Jahrh.
Eine gute Violine von flachem Modell und Orangelack
trug diesen Namen ohne Ort und Datum. C. C. Snoeck
^) Vgl. guidare un negozio = ein Geschäft leiten.
besaß eine Violine nach Chanots Modell mit der Brand-
marke M. Florentin. Eine gleiche befindet sich bei
C. Claudius in Kopenhagen, eine dritte besitzt Leon
Pagnier in Haag. Diese ist von großem Patron mit be-
sonders breitem Unterteil. Sie trägt eine Brandmarke,
die der des D. Nicolas aine in Mirecourt nachgeahmt
erscheint, wie er auch den gleichen Werkstattnamen
»ä la ville de Cremone« geführt hat. Der Lack ist sehr
dünn aufgetragen, so daß die Geige nur gebeizt er-
scheint. Sie klingt trotzdem recht gut und spricht sehr
leicht an.
Brandmarke : A la ville de Cremone N Florentin (drei-
eckig angeordnet, in der Mitte in einem Kreis N F).
Florianl (Fioriani), Pletro. — Riva. Geb. in
Albola bei Riva am Gardasee, getauft am
3. Juni 1787, t 17. Januar 1870
Sohn des Müllers Francesco Ant. F. Ein vielseitiger,
erfindungsreicher Mann, der ursprünglich das Tischler-
handwerk erlernt hatte und schließlich Mechaniker ge-
worden war. Im Jahre 1829 konstruierte er das erste
mechanisch bewegte Schiff auf dem Gardasee, dann
für die Hauptkirche von Riva eine großartige Be-
leuchtungsmaschinerie als Aufbau über dem Hoch-
altar. Da er als Kind sehr schwach auf den Füßen war
und auf allen Vieren kroch, bekam er den Spitznamen
»Pero Gatt«, der ihm zeitlebens blieb. Seine Liebe zur
Musik brachte ihn dazu, fi;h auch als Geigenmacher zu
versuchen und der Erfolg, den er damit erzielte, ver-
anlaßte ihn jedenfalls, verschiedene Instrumente zu
bauen. Man sieht diesen freilich an, daß er kein ge-
lernter Geigenmacher war; er war sorglos in der Arbeit
und hatte auch keinen guten Lack, denn sein Haupt-
streben war es, einen guten Ton zu erzielen, was ihm
in einigen Fällen auch gut gelang. Rittmeister Picht
in Ulm, dem ich die näheren Angaben über Fioriani
verdanke, besitzt eine Violine und eine Viola von ihm,
in anderem Besitz befinden sich noch zwei Violoncelli,
drei Geigen und eine Viola. — Einen Aufsatz über
Fl. brachte die Trentiner »Libertä« 1921 Nr. 186.
Geigenzettel: Pietro Fioriani fecce, a , Riva di Trento
1858 (gedruckt).
Floßmann, Georg. — Tölz. Geb. am 4. Dez.
1 843 in Oberneuching bei Erdmg
Schüler von Georg Tiefenbrunner in München von
1858 — 1865, arbeitete dann bei J. Hornsteiner in Passau
und bei Georg Heidegger in Passau, dann wieder bei
Tiefenbrunner und eröffnete am 17. Mai 1875 sein
eigenes Geschäft in Tölz. Außer Streichinstrumenten,
die er nach Amati, Stradivari und Guarneri baut und
mit Spiritus- und Öllack versieht, baut er auch Man-
dolinen, Gitarren und hauptsächlich Zithern, an welch
letzteren er mehrere Verbesserungen angebracht hat.
Er besitzt Preise und Medaillen der Nürnberger .Aus-
stellung von 1882 und der Kölner von 1889 usw.
Geigenzettel : Abb. 224.
Fluvam, Edouard. — ?
Guter französischer Geigenmacher der Gegenwart.
144
Foetisch — Forster
Poetisch, Edouard. — Lausanne. Geb. 2. Juni
1869 in Lausanne
Schüler von R. Hammig in Markneukirchen und
P. Möckel in Berlin. Fünf Jahre lang arbeitete er in
Leipzig, Dresden, Frankfurt, Stuttgart, Wien und
Mirecourt und machte sich 1890 selbständig. Er baut
nach Stradivari, indem er sowohl einzelne Geigen ge-
treu imitiert, als nach den bekannten Modellen arbeitet.
Er ist Teilhaber der Musikinstrumentenfirma Foetisch
freres, die in Vevey eine Filiale besitzt, für die be-
sonders Penzel tätig ist.
Geigenzettel: Edouard Foetisch, Luthier / ä Lausanne
An . . . . No . . . (gedruckt).
Forcheville, Jean-Baptiste. — St. Omer (Frank-
reich). 1673
Bisher nur durch eine Pochette, die sich in der Samm-
lung Snoeck (443) befand, bekannt geworden; diese
aber läßt den Schluß zu, daß er in seinem Fache recht
tüchtig war. Leider war es mir nicht möglich, in den
Archivalien in St. Omer etwas über ihn zu finden.
Geigenzettel: Fait ä St. Omer par / J. B'«. Forcheville
1673 (gedruckt).
Foinant, Claude und Leopold.
1765
Wahrscheinlich Brüder. Arbeiten von ihnen kennt man
bis jetzt nicht.
Foltin. — Gleiwitz. 1910
Fonclauze, Joseph (gen. »le Mayeux«). — Paris.
Geb. in Luxeuil (Franche-Comte) 1800,
t Paris-Montmartre 1 864
Einer der besten französischen Bogenmacher, der,
nachdem er bei D. Peccatte in Mirecourt ausgebildet
worden war, 1820 nach Paris ging und zuerst bei
Fr. Lupot, dann bei Fr. Tourte und schließlich zehn
Jahre lang bei J. B. Vuillaume arbeitete. Gegen 1840
machte er sich in der Rue Pagevin selbständig und zog
dann in seinen letzten Jahren auf den Montmartre.
Die meisten seiner Bögen tragen seinen Namen als
Brandmarke.
Fontana, Giovanni. — Ferrara. 1568
Ein Instrumentenmacher, den Valdrighi (4164) er-
wähnt.
Fontanelli, Giovanni Giuseppe. — Bologna.
1733. 1773
Hauptsächlich als Lautenmacher berühmt. Zwei Man-
dolinen von ihm besitzt das Museum des Pariser Kon-
servatoriums. Eine prächtige, reich mit Schildpatt,
Ebenholz und Elfenbein eingelegte Laute befindet sich
in der Sammlung Gautier in Nizza.
Geigenzettel: Giov. Giuseppe Fontanelli / fece in Bo-
logna, l'anno 1733 — 3 X^'^ (gedruckt). — Giovanni
Giuseppe Fontanelli / Bolognese f. an. 1772 (gedruckt).
Fontaubert, lebt als »Luthier« in Angouleme
Fonvielle, Jean de. — ■ Mirecourt. 1605
Einer der ältesten von A. Jacquot ermittelten Geigen-
macher Mirecourts.
Foradori, Giovanni. — Verona, Bologna. 1 855.
1860
Ein Feintischler, der sehr schön eingelegte Schränke
und Tische verfertigte. Er verlegte sich nebenbei auch
auf das Geigenmachen, wobei ihm zwar seine Hand-
fertigkeit sehr zustatten kam, doch jedes Verständnis
für das eigentliche Wesen des Geigenbaus abging.
Ford, Jacob. — London. 1780. 1790
Wie die meisten seiner Zeitgenossen in England nahm
er sich Stainer zum Vorbild. Er war nicht ungeschickt
Mirecourt. 'J"'^ verwendete einen guten OUack.
Fornarone, il. — Bologna
Ein bolognesischer Instrumentenmacher, dessen Name
und Zeit nicht feststeht, dem Namen nach vielleicht
der Sohn eines Bäckers. Valdrighi nennt ihn ohne
nähere Angaben unter Nr. 3757.
Forni, Stefano. — Pesaro. 1666
Seine Geigen glichen in ihrem Aussehen den Werken
der Brescianer, sind jedoch weder in bezug auf Arbeit,
Holz und Lack, noch auf den Ton hervorragend.
Geigenzettel: Stefano Forni Fece/ In Pesaro. L'anno
1 666 (gedruckt).
Forno, Chrlstoforo del. — Rom. 1608
Ein Lautenmacher aus der via dei Liutari, der wohl
eine größere Werkstatt besaß. Er wird in der Klage-
sache des vlämischen Lautenmachers Giovanni di En-
rico als »Maestro« und Besitzer einer »Bottega'< in der
via dei Leutari erwähnt.
Forster (Foster, auch Forrester), John. —
Brampton (Cumberland). Geb. um 1688 zu
Klrkandrews, f Okt. 1781 in Brampton
Der Stammvater der berühmten Geigenmacherfamilie
seines Namens. Er war eigentlich Spinnrad- und
Büchsenmacher, aber in vielen Künsten beschlagen,
und machte gelegentlich auch Geigen. Ein ihm zuge-
schriebenes Instrument ist sehr oberflächlich durch-
geführt, hoch gewölbt und folgt einem Modell, das
etwa in der Mitte zwischen dem des Stainer und dem
der Amatischule liegt.
Forster, Simon Andrew. — London. Geb.
13. Mal 1781, t 2. Febr. 1870
Sohn von William III F. Erst Schüler seines Vaters
und dann von Samuel Gilkes, der als Gehilfe bei seinem
Vater arbeitete. Er kam seinem Vater und Großvater
zwar nicht gleich, war aber ein feiner Kenner und ist
namentlich bekannt durch seine Mitarbeiterschaft an
dem Buche »The history of the Violin by Sandys and
S. A. Forster« (1864).
Geigenzettel: (in billigen Geigen:) Forster, No . . . (ge-
druckt). — S. A. Forster / Violin, Tenor and Violon-
cello / Maker / No . . London (gedruckt).
Forster — Fran^ais
145
Forster, William I. — Brampton.
1713, t 4. März 1801
Sohn von John F. Er nennt sich auf seinen Zetteln
zwar ausdrücklich Geigenmacher, war aber gleich
seinem Vater eigentlich Spmnraddrechsler und hat auch
als Spielmann sein Brot verdient. Seine Geigen sind
roh gearbeitet und haben schlechten Spirituslack,
klingen aber meist gut.
Geigenzettel: William Forster / Violin Maker / in
Brampton (gedruckt).
Forster, William II. (»Old Forster«). — Lon-
don. Geb. 1739 in Brampton, f H.Dez.
1808 m London
Sohn von William I F., dessen Schüler er sowohl als
Büchsenmacher wie als Geigenmacher und Musiker
war. Mit etwa 20 Jahren kam er nach London und
arbeitete zunächst gelegentlich für Händler, bis er sich
so viel erspart hatte, um seine eigene Werkstatt zu er-
öffnen. Er ist ein vorzüglicher Meister gewesen und
unstreitig der bedeutendste aus seiner Familie. Er ahmte
von 1762— 1772 Stainer und dann die Amati nach und
besaß einen trefflichen Lack; wenn er auch den edlen
Ton seiner Vorbilder nicht erreichte, so übertraf er sie
doch sehr oft in der Klangfülle. Die englischen Samm-
ler und Musiker achten seine Arbeit der Stamerschen
gleich, und namentlich seine Violen und Violoncelli
erreichen hohe Preise. — Es gibt auch einige sehr gute
Bässe von ihm, die er mit Vorliebe violoncelloförmig
baute. Sein noch erhaltenes Tagebuch ist ein wertvolles
Dokument zur Geschichte des Geigenbaus. Eine von
ihm im Jahre 1800 gebaute Violine besitzen W. E. Hill
& Sons.
Geigenzettel: William Forster, / Violin Maker / in
St. Martin 's Lane London / 1779. (gedruckt).
Forster, William III. (*>young Forster«). —
London. Geb. 7. Jan. 1764, f 24. Juli 1824
Sohn und Schüler von William 11 F. Er kam in Arbeit
und Lack seinem Vater sehr nahe und stand in hohem
Ansehen. Er heiratete im Jahre 1786 und hatte zwei
Söhne, die beide Geigenmacher wurden.
Geigenzettel: William Forster Junr / Violin, Violon-
cello, Tenor &Bow-Maker/ 1809 also music No 43 /
to their Royal Highness the / Prince of Wales and the
Duke of Cumberland (gedruckt).
Forster, William IV. — London. Geb. 14. Dez.
1788 in London, f 8. Okt. 1824 in Chelten-
ham
Altester Sohn von William III F. Schüler seines Vaters
und seines Großvaters. Er war hauptsächlich Repara-
teur, arbeitete einige Zeit bei Th. Kennedy und hat
höchstens 12 — 15 neue Instrumente gebaut, von denen
nur zwei oder drei Violinen und ein Violoncello als gute
Arbeiten gelten können. Es kommen übrigens nicht
selten gewöhnliche Fabriksgeigen vor, in die er seinen
Zettel geklebt hat.
V. Lütgfendorff, Geigen- und Lautenmacher. Bd. II
Geb. um Forstner. — Geigenmacherfamilie in Schön-
bach b. E. :
Forstner, Johann, ist als Halsschnitzer tätig
Forstner, Martin, ebenso
Forstner, Vincenz, war Geigenmacher und als
solcher schon 1826 in der Innung
Fortier. — Rouen. 1708
Ein »Luthier«, von dem nur der Name dadurch be-
kannt wurde, daß er von der Zunft verklagt wurde, er
arbeite ohne Meisterbrief.
Foucher, Teilhaber der 1866 gegründeten
Geigenmacherfirma Haynes, Foucher & Co.
in London
Fouquet s. Lecomte
Fourier, G. — 1893
Vermutlich ein Mirecourter, vielleicht nur ein Händler.
Geigenzettel : Lutherie artistique / G. Fourier 1893 (ge-
druckt).
Fourneau. — Paris. Um 1780
Wenig bekannter Geigenmacher, der zwar ganz brav
zu arbeiten verstand, aber einen schlechten Lack ver-
wendete.
Fourner s. Nicolas
Geigenzettel: Abb. 228, 229.
Fox, Joseph. — Leeds. 1855. 1862
Ein Maschinenbauer, der aus Liebhaberei Geigen
machte und — ■ abgesehen vom Lackieren — seine
Geigen so gut zu machen verstand, wie irgendein zunft-
gemäßer Geigenmacher.
Fracei, Pietro. — Pescia. 1816
Wenig bekannter Italiener, der nicht allzu sorgfältig
arbeitete, dessen Geigen aber immerhin wertvoll sind.
Er bevorzugte ein schmales, an Jos. Guarnerius er-
innerndes Modell und machte breite Einlagen und zier-
liche Schnecken. Besonders schön ist sein goldorange-
gelber Lack. Gottfr. Glaser in Wiesbaden besitzt eine
Violine von ihm mit einem ausgesucht hübschen klein-
geflammten Boden.
Fraiser, Giorgio. — Cremona. Geb. 1648. 1666
Wahrscheinlich ein Tiroler, der 1666 in der Werkstatt
N. Amatis arbeitete.
Fran^ais, Henri. — Paris. Geb. in Mirecourt
26. Nov. 1861
Schüler von A. Darte, später kam er zu Lullier in
Boulogne-sur-Mer und 1880 zu Gand & Bernardel.
Er arbeitete 22 Jahre lang bei der gleichen Firma und
wurde am 1. Juli 1901 mit Caressa zusammen Nach-
folger von Gustave Bernardel. Er arbeitet nach Lupot
in den Traditionen der Werkstatt, erhielt schon 1897
in Brüssel eine goldene Mitarbeitermedaille und ist seit
1911 Officier de l'instruction publique.
10
146
Francdidier — Franke
Francdidier, Fran^ols. — Mlrecourt. 1774.
1787
Nur von A. Jacquot erwähnter Geigenmacher.
Franciolini, Leopoldo. — Florenz (?). 1780
In einem sehr schadhaften, oft geflickten Baß, fand
sich auch der (Rep.)-Zettel : »Leop. FrancioHni Fioren-
tino ] 780« (geschrieben). Die Heimatsbezeichnung muß
nicht auch den Wohnort andeuten. Name, Schrift und
Jahreszahl erschienen, nebenbei bemerkt, sehr ver-
dächtig.
Franck, Gottfried Hinrich Anton. — Ham-
burg. 1785
Em Instrumentenmacher, der am 21. Januar 1785
Bürger von Hamburg wurde.
Franck, Johann Andreas. — Klingenthal. 1 740.
1765
Sein Name kommt seit 1 740 in den Innungsbüchern
vor. Näheres über ihn weiß man jedoch nicht.
Franck (?), Johann Michael. — Dresden. 1794
Ein bisher nicht bekannter Dresdener Geigenmacher,
von dem J. M. Tschenn in Leipzig eine gute, nach
einem kleinen Amatimodell gebaute Violine besitzt.
Die Arbeit ist sauber, der Lack gelbbräunlich. Der
Name ist schwer leserlich (der Besitzer liest >>Framlr<').
Geigenzettel : Johann Michael Franck / Violinmacher
Dreßden 1794 (geschrieben).
Franck, Ludwig. — Lübeck. Geb. um 1700,
t 9. April 1763
Er erwarb am 16. Juni 1724 als Instrumentenmacher
das Bürgerrecht und wurde 1725 Organist am Dom.
1729 heiratete er Cath. Dorothea Raggen. Sein Sohn
Ludewig starb schon 1752. Außer diesem besaß er nur
eine Tochter; der Hamburger G. H. A. Franck war
also nicht sein Sohn, wie man früher glaubte. Er hat
Lauten und Harfen repariert, scheint jedoch fast aus-
schließlich Klavier- und Orgelbau betneben zu haben.
Eine Arbeit von ihm, ein Klavier von 1 756, besitzt das
Museum in Lübeck.
Franck. — Gent. 1800. 1830
Ursprünglich Bildhauer, hat er sich erst später auf das
Geigenmachen verlegt und war namentlich als Re-
parateur gesucht.
Geigenzettel : Raccommode par franck / rue De La
Maison Dieu / paroise St. Sauveur N 5 / gand (ge-
schrieben).
Franco (Franchi), Stefano. — Florenz. 1686.
1692
Sohn des Caspar F. Ein Lautenmacher, der vermutlich
Frank hieß. Eine kleine Oktavlaute (Pandurina) von
ihm befindet sich in W. Heyers -Musikhistorischem
Museum in Köln (Nr. 494).
Fran^ois, Jean. — Mirecourt. 1755. 1758
Gewöhnlicher Mirecourter Meister. Seine Violen ha-
ben geschnitzte Wirbelkästen. Er bezeichnete seine
Geigen gern als aus Paris stammend und verwendete
eine Brandmarke mit seinem Namen. A. Jacquot konnte
über ihn nichts in den Mirecourter Urkunden finden,
dagegen fand er einen Frangois Frangois, der um 1774
bis 1 787 lebte.
Geigenzettel: Gian Fran9oit ä / Mircour au Lorraine /
Fai en 1758 (gedruckt).
Fran9ois, Maitre (»le luppetier«). — Mire-
court. 1612
Einer der ältesten überlieferten Namen eines Mire-
courter Geigenmachers. Wahrscheinlich hat man es da
nur mit dem Taufnamen zu tun. Es müßte demnach
erst festgestellt werden, wie dieser Maitre Franfois
wirklich hieß.
Frank, Eduard, lebte im 19. Jahrhundert in
Zwota
Frank, Joseph. — Linz a. D. 1795
Vielleicht ein Bruder von Meinrad Fr. Er dürfte jung
gestorben sein oder nur selten Geigen gemacht haben.
Obwohl er sich »bürgerlicher Geigenmacher« nennt,
konnte ich ihn bisher in den Bürgerlisten nicht finden.
Geigenzettel : Joseph Frank, bürgerlicher / Geigen-
macher in Linz 1795 (gedruckt).
Frank, Meinrad. — Linz a. D. Geb. um 1770.
1832
Wahrscheinlich Schüler und seit 16. Mai 1799 auch
Nachfolger von Joh. Bapt. Havelka. Origineller, fleißi-
ger Meister, von dem bessere Arbeiten noch häufig
vorkommen. Er besaß ein eigentümliches Modell mit
tief eingebogenen )( und hoher Wölbung. Die Schnecke
ist dünn und eckig, der Lack gelbrot bis dunkelbraun,
meist von wenig Glanz. Arbeit und Holz sind immer
gut bei ihm. Bei Violen blieb er lange den alten Mo-
dellen treu, die schlangenförmigen Schallöcher suchte
er dagegen öfters zu ändern. Eine hübsche Viola
d'amore aus dem Jahre 1801 von ihm besitzt das Mu-
seum in Gothenburg. Er gebraucht eine Zeitlang die-
selbe Vignette wie J. B. Havelka, in die er seinen Na-
men mit Tinte schreibt.
Geigenzettel: Abb. 210.
Frank s. Grohmann
Franke, Paul. — Nürnberg. Geb. 29. April
1876 in Frankfurt a. 0.
Nachdem er von 1890 — 1894 bei Otto Seifert den
Geigenbau regelrecht erlernt hatte, arbeitete er 15 Jahre
lang als Gehilfe und hat sich 1909 in Nürnberg
selbständig gemacht. Er baut hauptsächlich nach einer
vorzüglichen Stradivarigeige, die er in Berlin zu ko-
pieren Gelegenheit hatte, urtd bevorzugt ein großes
Format und eine flache Wölbung, die jedoch nicht
gleich vom Rande aus ansteigt. Er verarbeitet schönes
altes Holz, macht alle Teile eigenhändig und bereitet
Frankland — Fredimaur
147
auch seinen rötlichgelben Öllack selbst. Seine Arbeit
wird sehr gelobt. — Auch sein jüngerer Bruder ist
Geigenmacher geworden und war sein Schüler.
Geigenzettel: Paul Franke, Geigenbauer / Nürnberg,
gefertigt 1910 (gedruckt).
Frankland. — London. 1785
Er wohnte Robin Hood Court, Shoe Lane und war
meist für William Forster beschäftigt, ragte aber als
Geigenmacher nicht hervor.
Franz, Joachim. — Havelberg. Geb. 1748
Im Havelberger Meldeamt ist über ihn nichts zu fin-
den, doch soll um 1870 ein alter Mann namens Franz,
der Instrumentenmacher gewesen ist, gestorben sem.
Er wohnte zuletzt im Heinetterberg (Heinstterberg?).
Seine Tochter war mit Stellmacher Kardetzki in Da-
merow verheiratet^). Er hieß Johann Jochen Franz und
muß wohl ein Sohn Joachim F.s gewesen sein.
Franza, Glacomo. — Badla Polesme (Prov.
Rovigo)
Sein Zettel findet sich in einer unbeholfen gemach-
ten Violine mit roh gearbeiteter Schnecke aus der
Sammlung Pasini, jetzt im Besitz des Rittmeisters C. S.
Picht in Ulm.
Geigenzettel : Giacomo Franza / Fabricatore Da vlolini /
in Badia polesine.
Fratis (Pratls, Pradter), Stephan. — Prag. 1674'
1695
Der Name kommt in so verschiedener Form vor, daß
ich unsicher bin, ob ich diesen Stephan für emen Ver-
wandten von Leonhard Pradter oder von Georg Fra-
tisch, der in Prag lebte und im Jahre 1752 zwei Wald-
hörner für die Lorettokirche machte, halten soll. Vgl.
Pradter.
Frauendorf er s. Kurz und Frauendorf er
Frazier, J., lebt in Bristol als Geigenmacher
und Geigenlackfabrikant
Frebinet, Claude. — Mirecourt. 1660
Bis jetzt der älteste bekannt gewordene Geigenmacher
Familii
semer f amuie
Mirecourt. Geb. 24. Fe-
Frebmet, Georges
bruar 1874
Schüler seines Großvaters Deroux in Reims. Er ar-
beitete bei Hei und bei Blanchard und entwickelte sich
zu einem sehr tüchtigen Geigenmacher.
Frebmet, Georges -Fran^ois.
1759. 1760
Nur dem Namen nach bekannt.
Mirecourt.
^) Nicht zu finden.
Frebinet, Jean-Baptiste I. — Mirecourt. 1688
Ihm gehört wahrscheinlich der abgebildete Zettel, der
richtig Frebinnet gelesen werden muß, aber meistens
irrig Frebrunet gelesen wurde.
Geigenzettel : Abb. 222.
Frebinet, Jean-Baptiste II. — Mirecourt. Geb.
um 1718. t 1776
Vielleicht ein Sohn von Jean Baptiste I. Er heiratete
im Jahre 1743 und wird sich damals selbständig ge-
macht haben. Seine Arbeit ist recht gut und mit der von
Pierray zu vergleichen. Er verwandte einen guten, gelb-
braunen Öllack. Eine Violine von ihm aus dem Jahre
1760 besitzt das Konservatorium in Paris. Im Selhof-
schen Versteigerungsverzeichnis (Haag 1 739) wird eine
Geige von J. B. Frebine mit der Jahreszahl 1751 an-
geführt. Seine Zettel enthalten zumeist nur seinen
Namen ohne Ort und Datum. Daß er auch in Paris
gearbeitet haben soll, wird zwar behauptet, aber wahr-
scheinlich hat er seine Vaterstadt nur in seinen Ge-
sellenjahren verlassen.
Fredi, Fabio, O^. — Todi, Rom. Geb. 1 845 in
Todi, t 18. Januar 1894 in Rom
Tüchtiger Geigenmacher und Musiker, der von 1875
bis 1878 in Todi arbeitete und 1879 nach Rom über-
gesiedelt ist.
Fredi, O^. Rodolfo. — Rom. Geb. 18. Juni
1861 in Todi (Perugia)
Sohn und Schüler von Fabio Fr. Er eröffnete am
1. Januar 1885 seine eigene Werkstatt in Rom und
baute bisher nach 10 verschiedenen Modellen, kam
aber zuletzt auf das Stradivarimodell zurück, das ihm
jetzt zum Vorbild dient, ohne daß er dabei die Absicht
hat, lediglich Kopien zu fertigen. Die für den Handel
berechneten Geigen versieht er mit Spirituslack, die
besseren dagegen mit Öllack. In der letzten Zeit be-
schäftigt er sich jedoch mehr mit Orgeln und Klavieren
usw. als mit Geigen.
Geigenzettel: Rodolfo Fredi / fece in Roma anno 1901
(gedruckt).
Fredimaur, Joannes Baptista. — Florenz. 1740.
1750
Weder die Form des Namens noch die Herkunft dieses
Meisters kann als sicher angesehen werden, selbst die
Zeit, wann er gelebt hat, müßte erst festgestellt werden.
Nach Gallay-Brunis Inventaire besaß die Marquise de
Thuisy eine Violine von »Fredimaure* aus dem Jahre
175. (?) (S. 175). Die Geigenhändler Lyon & Healy
bieten eine Violine von J. B. FredrimauPr aus dem
Jahre 1740 an, in Frankreich befindet sich dagegen
eine Violine von guter Arbeit, langes, schmales Modell,
hohe Wölbung, große F-Löcher, breite Reifchen, gold-
gelber Lack, schmale kleine Schnecke mit der Jahres-
zahl 1643. Ich halte die Jahreszahl zwar für falsch ge-
lesen, muß sie aber doch erwähnen, da der Zettel im
übrigen echt zu sein scheint.
Geigenzettel: Joannes Baptista Fredimaur eximius /
ligneus faber, Florentie anno 1 643 (gedruckt).
10*
148
Freeman — Frichelet
Freeman s. Hare
Freese, Andres. — Bremen. 1727
Der seit 1721—1763 in Bremen tätige, sehr geschickte
Bildhauer Theophilus Freese^) hatte nach den Zunft-
akten einen Bruder, dessen Vorname leider nicht an-
gegeben erscheint. Vermutlich war Andres Freese
dieser Bruder und seine« Zeichens ebenfalls Holz-,
Elfenbein- und Steinbildhauer. Er wird also nur aus
Liebhaberei Geigen gemacht haben. Eine Taschengeige
von ihm besitzt das Städtische Museum in Braun-
schweig.
Geigenzettel : Andres Freeße/ Bremen d. 27. /Septemb.
1727 (gedruckt).
Freiseisen. — Mittenwald. Anfang des 19. Jahr-
hunderts
Da er ausschließlich für die »Verleger« arbeitete, ist
sein Name unbekannt geblieben ; daß er jedoch zu den
besseren Geigenmachern seiner Heimat gehört haben
muß, beweist eine sehr gute Violine mit seinem hand-
schriftlichen Zettel, die ein Münchener Hofmusiker
besaß.
Freitag, Friedrich. — Berlin
Ein geschickter Geigenmacher, der zusammen mit Paul
Kurt Ficker arbeitet. Ihre Firma heißt »Freitag &
Ficker«.
Frenot, Jean. — Mirecourt. 1750 (?). 1788
Er gab in seinen Geigen, wie viele Mirecourter, Paris
als Ursprungsort an, die hinzugefügte Jahreszahl 1 750
ist wahrscheinlich ebenso unrichtig, denn A. Jacquot
weist nach, daß er erst 1781 geheiratet hat.
Freund, F. — Neiße. 1841
Ist mir nur durch seinen Reparaturzettel bekannt ge-
worden.
Geigenzettel: Reparirt von F. Freund in Neisse 1841
(gedruckt).
Frey. — Antwerpen
C. C. Snoeck besaß eine von Maeterlinck in Gent be-
malte Gitarre von ihm.
Frey, Christoph. — Wiesensteig, Stuttgart.
1582. t 30. August 1635
Er stammte aus Ansbach und kam im Jahre 1582 aus
Wiesensteig nach Stuttgart, wo er mit Joh. Thanner
die Musikinstrumentenwerkstatt der Hofkapelle (»La-
boratorium«) begründete. Er soll viel Geschicklichkeit
bewiesen haben, namentlich als Pfeifenmacher und
Orgelbauer, wird aber als »verdreht« bezeichnet und
erregte durch seine »unzeitige« Heirat Anstoß.
Frey(Frei),Hans.— Nürnberg. 1450.t21 .Nov.
1523
Es ist eine unbewiesene, vielleicht unbeweisbare Über-
lieferung, daß Hans Frey einer der besten Lauten- und
^) Eine Elfenbeinstatuette von ihm ist in der Elfenbein-
sammlung des Museums zu Braunschweig. Vgl. Joh.
Focke, Bremische Werkmeister aus alter Zeit. Bremen 1 890.
Violenmacher seiner Zeit war. Als Beruf übte er diese
Kunst sicher nicht aus. Er war zugleich ein trefflicher
Mechaniker, Physiker und Erfinder, kurz »ein kunst-
reicher Mann, der in allen Dingen erfahren war.« »Für
Musik hatte er Verstand, für einen guten Harfen-
schläger war er berühmt«, wie Neudörffer von ihm be-
richtet. Von seinem Leben ist nicht allzuviel Sicheres
zu berichten. Er soll in seiner Jugend in Bologna ge-
arbeitet haben und gehörte als der Letzte seines Stam-
mes einer ehrbaren, wenn auch nicht ratsfähigen Fa-
milie an. Er war mit der Patrizierstochter Anna Rum-
lein (t 1521) verheiratet und wurde 1496 Genannter
des größeren Rats. Einen Teil seines Ruhms bei der
Nachwelt verdankt er dem Umstände, daß Albrecht
Dürer sein Schwiegersohn war. Dieser schätzte ihn
sehr hoch, und als er seinen Tod in der Hauschronik
eintrug, bemerkte er, daß Hans Frey bei sechs Jahren
krank war und ein Mann gewesen sei, »der auch in der
Welt gleich unmöglich Widerwärtigkeit erduldet hat«.
In den Nürnberger Gerichtsbüchern (Abteilung ht-
terarum) erscheint Hans Frey (Litter. 8, Bl. 228)
als Zeuge; im Jahre 1484 (Bd. 3, Bl. 7) schließt er
und sein Vetter Sebolt Frey einen Vertrag ab mit
Hans Sendelbeck, dem Vormund des Hans Schütten-
samen, wegen Verzinsung und Abnützung eines Hau-
ses, gelegen an dem Hause des Schneiders Ulrich Kolb ;
1501 am 28. Mai erscheint er als Besitzer eines Hauses
auf dem Graben hinter dem deutschen Hofe (Litter. 1 7,
Bl. 99); 1502 am 3. Februar als Zeuge, und in einer
Urkunde vom Jahre 1504 (Litter. 20, Bl. 105) als Vor-
mund der Clara Gärtner. Nach seinem Tode fand sich
ein Vermögen von 425 fl. bar und 600 fl. belegtes Ka-
pital vor. Er liegt auf dem St. Johanniskirchhofe Nr. 649
begraben. — Weiteres findet sich noch bei Lochner:
Die Personennamen in Albrecht Dürers Briefen aus
Venedig (:Nürnbg. 1870:), S. 12—19. In der Samm-
lung alter Musikinstrumente des Kunsthist. Museums
in Wien kann man zwei schön gearbeitete neun- und
elfspänige Altlauten sehen mit dem geschriebenen
Zettel: Hans Frei.
Freyer & Co. — Meißen. 1901
Erfinder einer Porzellanvioline.
Freytag, A. — Landsberg a. W. 1855. 1860
Seinerzeit galt er als recht tüchtiger Reparateur und
soll auch schätzenswerte theoretische Kenntnisse ge-
habt haben. Etwas Näheres über ihn zu ermitteln war
nicht möglich, da die Melderegister in Landsberg a.W.
nicht so weit zurückreichen.
Frez, Michael (Mlhaly). — Budapest. 1915
Geigenmacher.
Frezza, Bartolomeo. — Brescia. 1624
Bisher nur als Lautenmacher von Valdrighi (4493) er-
wähnt.
Frichelet. — Mirecourt
Eine Geigenmacherfamilie, von der genannt werden :
Antoine, 1687, 1691, dessen Sohn
Claude-Nicolas, geb. 1687 und
Claude, der noch 1761 und 1762 vorkommt.
Friede
Fritz
149
Friede (Frledl?), Johann Karl
Eine angeblich aus dem Jahre 1 700 stammende Zither
mit diesem Namen stellte A. F. Hill in der Londoner
Music Loan Exhibition 1904 aus.
Friedel, Heinrich August. — Berhn. Geb.
11. Okt. 1863 in Markneukirchen
Schüler von Gustav Otto. Nachdem er jahrelang bei
hervorragenden Meistern als Gehilfe gearbeitet hatte,
gründete er im Jahre 1889 sein Geschäft in Berlin und
erwarb sich durch seine besondere Tüchtigkeit sehr
bald einen großen Kundenkreis. Seine neuen Geigen
werden von ersten Künstlern gern gespielt und als
Reparateur erfreut er sich eines wohlverdienten Rufs.
Geigenzettel: H. A. Friedel / Berlin W. 18 . . (gedr.).
Friedrich, Johann s. Gözel
Friedrich, John. — New York. Geb. 26. Juni
1858 in Kassel
Schüler von Joseph Schonger in Kassel, arbeitete von
1875—1883 in Kassel, Stuttgart, Leipzig und in Berlin
bei 0. Möckel ; dann ging er nach Amerika, wo er in
New York mit seinem Bruder William (f 1 . Mai 1911)
die Geigenmacherfirma John Friedrich & Bro. grün-
dete. Nach dem Tode des Bruders trat dessen Sohn
William J. Fr. in die Firma ein, deren Teilhaber schon
seit 1893 Ernest N. Darlng ist. Die Geigen sind gut
und sauber gemacht und erhielten auf den Weltaus-
stellungen In Chicago (1893) und Saint Louis (1904)
die höchsten Preise.
Geigenzettel : John Friedrich feclt New- York (gedr.).
Friedstadt, Johann Christoph. — Kassel. Geb.
1 694, t im April 1 775 im Alter von 81 Jahren
und 1 4 Tagen
Obwohl er »Hofinstrumentenmacher« war, Heß sich im
Archiv in Kassel nichts über ihn finden. Er war mög-
licherweise ein Sohn des 1733 Im Alter von 61 Jahren
verstorbenen Hofmalers Johann Wilhelm Fr. und ein
Bruder des Hof musikers Joh. Heinr. Fr. (f 1 782), des
Stadt- und Turmmusikers Ernst Fr. (f 1787) und des
am 1 7. Februar 1 762 Im Alter von 57 Jahren zu Kassel
verstorbenen herrschaftlichen Malers Johann Martin
Friedstadt. — Seine Arbeit ist gut und reich verziert,
eine Altviola von Ihm befindet sich In der staatl.
Sammlung alter Musikinstrumente in Berlin (Nr. 872).
Fritsch, Caspar. — Wildstem b. Eger. Geb.
29. Jan. 1875, t (gefallen) 1916
Schüler von Ernst Reinh. Schmidt In Markneukirchen.
Er arbeitete als Gehilfe In Markneukirchen und Schön-
bach und machte sich 1899 selbständig. Er baute
Streichinstrumente und beschäftigte sich hauptsächlich
mit der Wiederherstellung alter Geigen.
D
res-
Fritsche (Fritzsche), Johann Samuel,
den, Leipzig. 1780. 1810
Er war ein Schüler von Hunger und ein recht tüchtiger
Gelgenmacher, der die Cremoneser mit Geschick nach-
ahmte. .Auch sein bernsteinfarbiger Lack ist verhältnis-
mäßig gut. Er verwendete verschiedene Zettel.
Geigenzettel : Joh. Sam. Fritsche / Leipzig. 1 794 (ge-
druckt). — Johann Samuel Fritsche / Lauten- und In-
strumentenmacher / fecit Dresde 17 . . (gedruckt). —
Johann Samuel Fritsche / in Leipzig 17 . . (ge-
druckt).
Fritz. — Nürnberg. 1393. 1403
Im Kreisarchiv Nürnberg findet sich ein »Lauten-
macher Fritz« erwähnt. Fritz dürfte nur der Tauf- und
nicht der Familienname gewesen sein. »Fritz Lauten-
macher« wurde 1393 als Bürger aufgenommen und bis
1403 in den Losungslisten (Losung, d. 1. direkte Steuer)
aufgeführt. Er wohnte zuerst bei St. Martha und dann
am Fischbach (In der heutigen Karolinenstraße). Ein
anderer Fritz, der der Wende vom 16. zum 17. Jahr-
hundert angehört haben dürfte, wird in dem 1613 auf-
gestellten Musikinstrumenteninventar des Landgrafen
Moritz von Hessen (In Kassel) erwähnt, wo es heißt:
»25. eine Steinwerk-gelbe Viola dl gamba So fritz von
Nürnbergk gemacht, darunter Ein baß, drey Tenor undt
zwey Soprani.«
Fritz, Johann. — Innsbruck. Geb. 27. Dez.
1783 zu Pfaffenhofen (Oberinntal), f n. 1825
Er war ein Bauemsohn und erlernte das Tischlerhand-
werk. In seinen freien Stunden beschäftigte er sich mit
der Anfertigung von Harfen und Gitarren und reparierte
Gelgen. Er kam dann als Geselle zu dem Orgel- und
Instrumentenbauer G. Gröber, bei dem er seine Kennt-
nisse vervollkommnete. Angeborenes Talent und Hand-
geschlcklichkeit kamen ihm zustatten, und Im Jahre
1816 erbat er beim Innsbrucker Magistrat die Zu-
lassung als Musikinstrumentenmacher. Diese erhielt er
aber erst, nachdem er durch Anfertigung einer in allen
Teilen selbst gemachten Violine seine Tüchtigkeit
erwiesen hatte. Den Geigenbau hat er zwar nicht
regelrecht erlernt, sich aber jedenfalls von fach-
kundiger Seite Rats erholt und sich gute Vorbilder
verschafft. In seinen Gelgen erkennt man noch die
Traditionen der alten Tiroler Schule, in seinem Lack
kommt er sogar den Italienern nahe, die Brust nimmt
er breit und flach, der Boden ist mehr gewölbt als die
Decke. Der Boden Ist häufig nach der Schwarte ge-
schnitten und besteht bei größeren Gelgen auch aus
weniger schönem Holz (.Apfel- oder Birnbaum). Die
Schnecke Ist hübsch, die F-Löcher erinnern an Stalner,
sind aber bei den Bratschen zu klein. Der Ton ist
meistens recht gut, wenn auch nicht groß. — Nach
Dr. F. Waldners Forschungen, der ausführliche An-
gaben über Johann Fritz bringt (Nachrichten über
Tiroler Lauten- und Gelgenbauer, S. 46ff.), heiratete
er am 30. März 1818 die Gärtnerstochter Crescentia
Trenkwalder. Sein Todesjahr war nicht zu ermitteln.
Die vorläufig letzte Jahreszahl, die ich In einer Gitarre
von Ihm fand, war 1825, was nur beweist, daß er da-
mals noch lebte.
Geigenzettel: Johann Fritz / Gelgen- und Chitar-
macher / in Innsbruck. 1821 (gedruckt). — Johann /
Fritz/ Instrumentenmacher /zu Innsbruck /.Anno 1825
(geschrieben in einer Gitarre).
150
Fritzsche — Fücker
Frltzsche, Johann Benjamin.
1823
Zweiter Sohn des 1804 verstorbenen Blasinstrumenten-
machers Joh. Aug. Fr. Er wohnte im väterhchen Hause
in der Holzgasse N ■■. 636 und wurde am 1 9. August 1 802
Bürger. Ein geschickter Meister, der bald zum Hof-
instrumentenmacher ernannt wurde (anfangs noch
»Churfürstl.«, dann Königl. Sachs.). Geigen von ihm
kommen häufig vor, auch als Reparateur war er viel
beschäftigt. Eine Mandoline von ihm aus dem Jahre
1806 befindet sich in der Sammlung Seheurleer.
Geigenzettel : Abb. 206.
Fritzsche, Karl August. — Dresden. 1797. 1809
Älterer Sohn von Joh. Aug. Fr. Erlernte bei seinem
Vater die Holzblasinstrumentenmacherei und verlegte
sich dann auch auf den Geigenbau. Er wohnte nach den
Adreßbüchern von 1 797 in der Schloßgasse Nr. 294,
1 799 in der Pirnaischen Vorstadt Nr. 20 ; am 2 1 . August
1803 wurde er Bürger und wohnte damals Fischers-
dorf Nr. 708. Er ist weniger bekannt geworden als sein
Bruder und wahrscheinlich früh gestorben.
Fröberg, Andreas. — Stockholm. 1762. 1770
Ein bisher nur dem Namen nach bekannter schwedi-
scher Geigenmacher, der im Jahre 1 762 als solcher in
Stockholm privilegiert wurde.
Fromm, Franz. — Wien
Begründete 1886 in Wien sein Streichinstrumenten-
geschäft.
Fromm, Karl. — Wien. Geb. 1852 in Wien
Begründete im Jahre 1878 sein Musikinstrumenten-
geschäft. Er ist ein vorzüglicher Zitherspieler und baut
sehr gute und schön gearbeitete Zithern. In seiner
Werkstatt werden auch Geigen hergestellt, bei denen
er anfangs das Amati-, später das Stradivanmodell be-
vorzugte. Er war Juror gelegentlich der Wiener Musik-
und Theaterausstellung und besitzt Preise der Chi-
cagoer und Pariser Weltausstellung und von 20 anderen
Ausstellungen, hat einen Tonregulator für Streich-
instrumente (ähnlich dem von Stauffer) konstruiert
und baut auch Konzertzithern mit freischwingenden
Stegen und ohne Brücke (seine Erfindung).
Geigenzettel: Carl Fromm, Geigenmacher/ Wien II,
Taborstr. 20. 1886 (gedruckt).
Fronhofer, Georg. — Füssen. 16. Jahrhundert
In Raymund Fuggers Musikkammer (vom Jahre 1566)
befand sich (Nr. 74) »Eine alte Gute Lauten von
G. Fronhofer; (Nr. 76): Eine alte gute Lauten von
Georg Fronhofer; (Nr. 80): Eine alte gute Lautan von
Georg Fronhofer«. Vgl. Stockbauer, Kunstbestrebun-
gen unter Alb. V. u. Wilh. V. (:Wien 1874:), S. 83.
Dasselbe Verzeichnis nennt auch einen Lautenmacher
Hans Kronhofer. Ob hier nicht ein anderes Mitglied
derselben Familie gemeint ist? In beiden Fällen fehlt
die .'Xngabe des Wohnorts, doch gibt Trautmann Füssen
als Fronhofers Heimat an.
Dresden. 1802. Frosch, Andreas. — München (?)
Ein Lauten- und Geigenmacher vom Ende des 17.Jahr ]
hunderts. EinLautenbassettchenvon ihm befindet sich
im Münchener Nationalmuseum.
Fryer, John Charles. — London, dann Leeds.
1828. t 1840
Erst Gehilfe und seit 1 828 auch Kompagnon von Dear-
love. Bei seinen Geigen fehlt gewöhnlich die Hohlkehle.
Fuchs, Franz. — Linz a. D. Geb. 30. Juli 1875
in Linz
Schüler von Ed. Heidegger, bei dem er als Gehilfe u. a.
mehrere Bratschen nach dem Kleinmensursystem
Dessauer anfertigte. Seine weitere Entwicklung wurde
hauptsächlich von Prof. Sadtler beeinflußt, der ihn seit
1893 in die Ergebnisse seiner durch 50 Jahre fortge-
setzten Forschungen über die Gesetze des Geigenbaues
einweihte. In gemeinsamen, vielfältigen Versuchen
reifte das Können des jungen Geigenmachers, der seit
dem Tode Prof. Sadtlers es auch verstanden hat, die
auf wissenschaftlichem Wege gefundenen Richtlinien
mit der künstlerischen, äußeren Erscheinung seiner
Arbeiten in Einklang zu bringen. Er arbeitet nach
einem eigenen, zwischen Stradivari und Guarneri
liegenden, großen Modell mit schlankem Wirbelkasten
und schöner Schnecke, verwendet ausgezeichnetes Ton-
holz und einen weichen, rötlichgelben Ollack. Er ar-
beitet mit der größten Genauigkeit und macht alles
selbst, so daß er im Jahre höchstens vier Geigen fertig-
stellt. Bei diesen sind die Stärkeverhältnisse des Holzes,
die Wölbung und der Luftraum sorgfältig berechnet.
Den Baßbalken setzt er ungespannt ein. Der Ton seiner
Geigen, Violen und Violoncelli ist sehr schön und groß.
Geigenzettel : Geigenmacher / Franz Fuchs Linza./d.D.,
Baujahr . . No . .
Fuchs. — Schönbach b. E.
Als Geigenmacher waren oder sind in ihrer Heimat
tätig :
Fuchs, Andreas, f 1898
Fuchs, Anton
War 1826 bereits Meister und soll eine Zeitlang in
Görkau bei Komotau ansässig gewesen sein.
Fuchs, Franz
War 1826 bereits Meister und starb 1877.
Fuchs, Josef
Kommt schon 1802 und noch 1840 vor. Er war der
beste Geigenmacher aus dieser Familie. Seine Geigen
sind nach der Form gebaut, mit schöner Wölbung und
zeigen rötlichen Spirituslack. Er gebrauchte verschie-
dene Zettel.
Geigenzettel: Joseph Fuchs, Geigen- / und Lauten-
macher in / Schönbach 1 806 (gedruckt). — Joseph Fuchs
Violinmacher / in Stadt Schönbach / bei Eger in Böh-
men Anno 1840 (geschrieben).
Fücker s. Ficker
Fürst
■ux
151
'p
Fürst, Georg. — Mittenwald. 1790. 1810
MIttenwalder Durchschnittsarbeit ohne bemerkens-
werte Eigenschaften.
Geigenzettel: Georg Fürst in Mittenwald an / der Iser
1790 (gedruckt).
Fürst, Johann I. — Mittenwald. Geb. 1822,
t 1882
Wahrscheinlich ein Sohn von Georg F. Seine Geigen
können als Beispiel dafür dienen, wie um die Mitte des
19. Jahrhunderts aus den Arbeiten der Mittenwalder
das Persönliche, das auch die Geigen der weniger ge-
schickten, älteren Meister noch auszeichnet, allmählich
verschwindet. — Er verlegte sich auch später mehr auf
den Zitherbau.
Fürst, Johann II. — Mittenwald. 1919
Er arbeitet rriit seinen Söhnen und befaßt sich mit der
Herstellung von Violinen, Gitarren und Zithern.
Fürst, Thomas. — Mittenwald. Geb. 29. April
1860
Schüler seines Vaters Johann F. Er baut hauptsächlich
Zithern und Gitarren, aber auch Geigen nach allen
alten Meisterraodellen.
Geigenzettel: Thomas Fürst Saiten-Instru- / menten-
macher, Mittenwald a. d. I. / Bayern 1893 (gedruckt).
Fulquet, Annibal. — Montevideo (Uruguay).
1890. 1916
Sohn und Schüler von Sebastian F., dessen Nachfolger
er 1 890 wurde. Er arbeitete anfangs nach einem Modell,
das er nach Nie. Amati, Stradivarl und Guarneri zu-
sammengestellt hatte. Seit dem Erscheinen von Hills
Buch über Stradivari arbeitet er nur noch nach diesem
Meister. Er verwendet schönes Holz und einen guten
Lack; seine Violinen werden von Geigern sehr gelobt.
Er gilt auch als geschickter Reparateur.
Fulquet, Sebastian. — Montevideo. 1860. 1890
Ein tüchtiger Mandolinen- und Gitarrenbauer, der aber
auch als Geigenmacher Anerkennung gefunden hat. Er
betrachtete J. B. Vuillaume als sein Vorbild und als
seinen Meister.
Furber, David. — London. 1750. 1760
Der Stammvater dieser Geigenmacherfamilie, Geburts-
und Todesjahr sind unbekannt. Er soll ein Schüler
John Johnsons gewesen sein und namentlich einige
gute Bässe gebaut haben.
Furber, Henry John. — London. 1830, lebte
noch 1865
Sohn und Schüler von John F., dessen Geschäft in der
Grafton Street von ihm fortgesetzt wurde. Seine Arbeit
ist lobenswert.
Furber, James. — London. Geb. vor 1790
Ältester Sohn von Matthew F. sen. Nur als Reparateur
hervorgetreten.
Furber, John. — London. 1810, lebte noch
1841 in Cow Gross, Smithfield
Dritter Sohn von Matthew F. sen. und dessen Schüler.
Er ist der Bedeutendste aus der Familie und baute zahl-
reiche gute Geigen, zu denen ihm das Amatimodell als
Vorbild diente. Er arbeitete auch bei J. E. Betts und
war als Reparateur hochgeschätzt.
Geigenzettel: John Furber, Maker / 13 John's Row,
top of BrickLane, / Old St., Saint Luke 181 3 (gedruckt).
Furber, Matthew I. — London. 1740. f um
1790
Sohn von David F., dessen Schüler er auch war. Er
hatte drei Söhne, doch nur von den beiden jüngeren
ist es bekannt, daß sie Geigenmacher waren; ob der
älteste Sohn namens James die Kunst wirklich selb-
ständig ausgeübt, ist nicht erwiesen.
Furber, Matthew II. — London, f um 1830
oder 1831
Zweiter Sohn von Matth. I F. und dessen Schüler.
Füret, Fran^ois. — Lyon. 1583
Ein Instrumentenmacher, der nur dem Namen nach
bekannt ist.
Fux, Jakob.— Wien. Geb. um 1753, f 21 .Aug.
1819
Er übernahm im Jahre 1 787 Philipp Wurms Werkstatt
im »Tiefen Graben Nr. 369« (die vorher Joh. Georg
Huber innehatte) und legte am 28. Juni 1787 den
Bürgereid ab. Er ist aus der Familie Fux der Unbedeu-
tendste. Geigen von ihm kommen selten vor, sind nach
einem breiten, flachen Modell gebaut und haben gelben
oder roten Lack.
Fux, Johann Jakob. — Wien. 1691. 1705
Vielleicht ein Sohn oder Bruder von Matthias F. Im
Wiener Steuerbuch von 1692 heißt es: »Fux, Jakob,
wohnhaft im Wübmer (Wiedener) Viertl. 30. Juni:
Jakob Fux, Lautenmacher ist vermög der hehl. Steyer
Anschlags-Commissanen mündlicher Veranlassung, in
Ansehung seiner Armuth mit der 1692er Steyer zu ver-
schonen, soll aber im 1693 jährigen Steuer Anschlag
eingebracht werden.« — • Seine Geigen, die an das
Stainermodell erinnern, sind sehr gut gearbeitet und
gut im Holz, ohne im übrigen hervorzuragen.
Fux, Matthias. — Wien. 1672. 1700
Ein besonders geschickter Geigen- und Lautenmacher,
der vermutlich aus Füssen stammte, wenn er nicht aus
Hirtenfeld in Steiermark kam, wo 1660 der bedeutende
Kontrapunktist Johann Joseph Fux (f 1741 als Hof-
kapellmeister in Wien) geboren wurde. Er heiratete am
19. Juni 1672 als »bürgerlicher Lautenmacher«, muß
also vorher bereits das Bürgerrecht erworben haben.
Er hat namentlich gute Violen und Lauten mit reichen
Verzierungen usw. gebaut, ward Hoflautenmacher und
verwendete sehr gutes Holz, für den Boden meistens
Augenahorn, und granatroten Lack. Er bevorzugte ein
152
Gabasse — Gärtner
größeres Stainermodell mit hoher Wölbung. Baron sagt
von ihm in seiner »Untersuchung des Instruments der
Lauten« (S. 96), nachdem er ihn als berühmten Lauten-
macher bezeichnet hat: »Was aber (Math. Fux) an-
betrifft, so hat er ebenfalls gute Lauten und Violinen
verfertigt, und hat vom Kayserlichen Hoffe dependirt.«
Das Stift Osegg besitzt eine Lautengitarre von ihm aus
dem Jahre 1692 (Kat. Nr. 29. rep. v. C. J. Helmer) und
die Benediktinerabtei Kremsmünster eine Laute, die er
»zugerichtet« hat.
Geigenzettel : Mathias Fux Römisch kayserl / Majestät
Hof Lauttenmacher in Wien / zugericht. 1685 (gedr.)
und Abb. 213.
(jabasse s. Cabasse
Gabrlelll, Antonio. — Florenz. 1760
Gute Arbeit und goldgelber Lack machen seine Geigen
schätzenswert.
Geigenzettel : Antonio Gabrielli fece / in Firenze 1760
(gedruckt).
Gabnelli, Bartolommeo. — Florenz. 1730
Vielleicht der Bruder Christoforo G.s; seine Geigen
erinnern an die Evangelistis.
Gabrielli, Cristoforo. — Florenz. 1730
Es ist mir nicht gelungen, eine echte Geige von ihm zu
Gesicht zu bekommen, doch wird sein Name glaub-
würdig überliefert.
Gabrielli (Gabbrielli), Giovanni Battista. —
Florenz. 1739. 1770
Der bedeutendste Geigenmacher dieses Namens. Er
erreicht zwar die Cremoneser nicht, ist aber doch einer
der besten Florentiner seiner Zeit. Seine Arbeit ist ge-
schmackvoll, das Holz gut, sein Lack meist von hell-
gelber Farbe, durchsichtig, aber etwas hart. Die F-
Löcher erinnern öfters an Stainer, der Ton ist schön,
manchmal aber etwas rauh. Er suchte augenscheinlich
nach einem neuen Modell und machte eine Anzahl
Geigen, die allzu rund gewölbt erscheinen. Am besten
gelangen ihm Violen und Violoncelli. Außer seinen
Zetteln verwendete er auch eine Brandmarke I. B. G.
— Er gehört zu den Meistern, deren Name von Händ-
lern gerne mißbraucht wurde, weshalb man auch den
unglaublichsten Entstellungen seines Namens begegnen
kann (»Gabbicellis«, »Garbicelli« usw.). ■ — Ich kenne
nur geschriebene Zettel von ihm. Eine Geige von ihm
aus dem Jahre 1 745 besitzt W. Heyers Musikhistori-
sches Museum in Köln.
Geigenzettel: Gio Battista / Gabbriell Firenze / Anno
1 762 (geschrieben) und Abb. 257 und 298. Brandmarke
Nr. 33.
Gade, J. N. — Kopenhagen. 1839. 1850
Bruder von Sören N. Gade. Er machte hauptsächlich
Gitarren und nur wenige Geigen, zuletzt auch Klaviere
und war ein geschickter Arbeiter. Eine Gitarre von ihm
besitzt Claudius in Kopenhagen. Er arbeitete seit den
vierziger Jahren mit seinem Bruder zusammen, die
Firma hieß dann Brodrene (Gebrüder) Gade.
Geigenzettel : J N Gade. Instrumentmager / boende i
Borgergade 197 Kjdbenhavn (gedruckt). — Brodrene
Gade / Instrumentenmagere / Boendes i Borgergade
N° 197 / Kjebenhavn 1846 (gedruckt in einem Oval).
Gade, Sören Nielsen. — Kopenhagen. Geb.
1790, t 1875
Guter Geigenmacher, aber besonders als Gitarren-
inacher geschätzt. Er ist der Vater des berühmten däni-
schen Komponisten Niels W. Gade.
Geigenzettel: S. N Gade, Kjöbenhavn / 1830 (gedr.).
Gändl, Franz. — Goisern. 1763
Vielleicht ein Sohn von Franz Carl G. oder mit diesem
identisch. Seine Geigen sind von guter deutscher Arbeit,
aber handwerksmäßig ausgeführt.
Geigenzettel: Franciscus Gändl Geigen- / macher in
Goisern 1763 (gedruckt).
Gändl, Franz Carl. — Goisern. 1753
Ahnlich wie Franz G.
Geigenzettel: Franciscus Carolus Gändl, Geigenma-
cher in Goysern, Anno 1 753 (gedruckt).
Gändl (Gandl), Johann. — Ramsau. 1734
Er erscheint schon 1734, als Geigenmacher bezeichnet,
in den Kirchenbüchern der Pfarrei Goisern, wohin die
Ramsau eingepfarrt ist. Er ist jedenfalls als der Stamm-
vater der Familie anzusehen. Seine Geigen sind sauber
gemacht, ohne bemerkenswerte Eigenschaften.
Gändl, Joh. Joseph. — Goisern. 1747. 1765
Vielleicht ein Sohn von Joh. G. in der Ramsau. Val-
drighi führt ihn als »Bandl, Josef, in Oiffern« an. Seine
Arbeit ist recht brav, das Holz oft zu loben, nur die
Mensur ist meist unrichtig.
Geigenzettel: Johann Gendl Geigenmacher / Ihn
Goisern Anno 1747 (geschrieben). — Joannes Josephus
Gändl, Lauten- / und Geigen-Macher in Goysern /
Anno 1 748 (gedruckt).
Gändl, Michael. — Goisern. 1772. 1780
Er wird in den Kirchenbüchern mehrfach erwähnt,
auch haben sich noch Arbeiten von ihm erhalten, die,
ohne hervorzuragen, recht gut im Tiroler Stil aus-
geführt sind.
Geigenzettel : Michael Gändl, / Geigenmacher in Goy-
sern 1 772 (gedruckt).
Gändl, Paul. — Ramsau. 1779
Er wird in den Kirchenbüchern stets als Geigenmacher
bezeichnet. Arbeiten von ihm sind mir noch nicht be-
gegnet.
in
Stutt-
Gärtner, Eugen. — Stuttgart. Geb.
gart 10. April 1864
Im Herbst 1879 trat er bei A. Sprenger in die Lehre
und war da bis 1886 tätig, arbeitete Anfang 1887 bis
Ende 1888 als Gehilfe bei N. E. Simoutre in Basel und
Gäßler — Gagliano
153
ging dann in die deutsche Geigenbauschule zu Schüne-
mann nach Schwerin, wo er noch drei Jahre blieb und
sich" besonders im Bau von Konzertgeigen ausbildete.
Im März 1891 machte er sich in seiner Vaterstadt
selbständig, gewann bald einen Kundenkreis, wurde
1896 zum Königl. Hofgeigenbauer ernannt und erhielt
im Januar 1906 den Titel eines Fürstl. Hohenzollern-
schen Hoflieferanten. Er ist ein sehr geschickter Künst-
ler, der bis 1910 etwa 300 Geigen, Violen und Violon-
celli gebaut hat. Er hat mehrfach Medaillen und Ehren-
diplome erhalten und die verdiente Anerkennung
seitens der ersten Künstler, da er sehr sorgfältig arbeitet,
schönes, altes Holz nimmt und vorzugsweise OUack an-
wendet. Seine Einlagen bestehen aus echtem Ebenholz.
Außer seinem in Farbendruck hergestelltem Zettel
benutzt er auch eine Brandmarke. Er macht jährlich
mehrfach größere Reisen nach Italien usw., um wert-
volle Instrumente zu erwerben, und besitzt ein großes
Lager alter Meisterinstrumente. Seine Verdienste wür-
digten viele Fachblätter und Musikzeitschriften und im
Februar 1911 erhielt er vom König von Württemberg
die goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft am
Bande des Friedrichsordens.
Geigenzettel: Abb. 254, 258, 259, 260. Brandmarke:
Nr. 16.
Gäßler, Andreas. — Mittenwald. 1750. 1753
Einzelne seiner Geigen sind recht gut, das Modell ent-
spricht der Mittenwalder Schule.
Gäßler, Michael. — Mitten wald. Geb. 22. Sept.
1750
Wahrscheinlich Andreas G.s Sohn. Er soll jung ge-
storben sein und hat wohl nur wenig Geigen gemacht
Gaetano s. Antoniaszi
Gafflno, Giuseppe. — Paris. 1 734. f vor 1 789
Ein Italiener, wahrscheinlich aus Piemont, Schüler und
später vielleicht Gesellschafter seines Pariser Lands-
mannes Castagneri, wenn die .Abkürzung: »0°«. mit
Consorto richtig gedeutet ist, und von 1 766 — 1 767 ge-
schworener Meister der Lautenmacherzunft. Sein Ge-
schäft, mit dem ein schwungvoller Instrumenten- und
Saitenhandel verknüpft war und das das Schild »ä la
musette de Colin« führte, wurde nach 1789 von der
Witwe fortgesetzt. Seine Arbeit hat ganz den fran-
zösischen Charakter, er verwandte blaßroten oder gel-
ben Lack. Ein Alto von großem Patron aus dem Jahre
1748 ist im Cons. des Arts et Metiers in Paris. Seine
Geschäftskarte, die als Einfassung die Umrisse eines
Geigenbodens zeigt, lautete: »a la Musette de Colin.«/
»Joseph Gaffino, maitre et marchand Luthier ä Paris
rue des / Prouvaires, fait vend, achete et loue toutes
sortes d'instruments de / musique, scavoir: violons,
basses d'orchestre Violoncellos, alto viola, / violes
d'amour et toutes sortes de sa fa?on. II vend aussi vio-
lons / et basses de Cremone, basses de viole d'Angleterre
et de toutes / sortes d'auteurs etc. etc.«
Geigenzettel: Gaffino 0° di Castagnery / rue des
Prouvaires, / Pariggi 1748 (gedruckt). — Gaffino 0° di
Castagnery / rue des Prouvaires. Pariggi 1 755 (gedr.)
und Abb. 264.
Gagliano, Alberto. — Neapel. 1877
Wahrscheinlich ein Sohn von Raffaele G., dem seine
Arbeit ähnlich ist.
Gagliano, Alessandro. — Neapel. Geb. In
Neapel um 1660, f 1725
lussupof f erzählt eine romantische Geschichte von einem
Duell, das der einer vornehmen Familie entsprossene
Gagliano gehabt haben soll, und das ihn nötigte,
aus Neapel zu fliehen. Er sei dann nach Cremona ge-
kommen und Schüler von Stradivari geworden. Das
Letztere behauptet G. selbst auf seinen Zetteln, es
erscheint auch recht glaubwürdig, daß er, wie be-
hauptet wird, 30 Jahre lang Stradivaris Gehilfe ge-
wesen sein soll. Die ältesten Instrumente von Alessan-
dro sind allerdings erst von 1695 datiert; sie zeichnen
sich gleich durch ausgesucht schönes Holz und schöne
Arbeit aus. Die F-Löcher sind groß und steil (Mensur
meist 200 mm statt 195 mm), die Schnecke klein und
manchmal nicht sehr sorgfältig geschnitzt, der pracht-
voll geflammte Boden meist aus einem Stück. Der Lack
ist wundervoll tiefrot oder orangefarben und leicht vom
Cremoneser zu unterscheiden; in der Form erinnern
seine Geigen an die besten Arbeiten Carlo Bergonzis,
wofür sie auch oft verkauft werden. G. ist der Gründer
der Neapolitanischen Schule und das Haupt der bis auf
unsere Tage bestehenden Familie. Er hinterließ zwei
Söhne, die gleichfalls Geigenmacher wurden.
Geigenzettel: Alessandro Gagliano Alumnus / Stradi-
variUs fecit Neapoli anno 17 . . (gedruckt). —Alexandri
Gagliano AlOmnus / StradiVariUs fecit Neapoli anno
1701 (bei Vidal, gedruckt). — Alexander Gagliano
Alumnus AntoniS / StradivariUs fecit anno 17.. (gedr.)
und Abb. 266 und 283.
N
eapel
Geb.
um
Gagliano, Antonio I.
1728, tum 1795
Dritter Sohn von Nicola und jüngerer Bruder Ferdi-
nandos. Er verwandte roten Lack, machte den Boden
einteilig und arbeitete fast nur mit Josef und mit
Raphael G. zusammen. Der gemeinsame Zettel kommt
noch mit Jahreszahlen bis 1807 vor.
Geigenzettel : Joseph et Antonivs/Gagliani Filii Nico-/
laj et Nepotes Ja- / nuari F Neap. 1771 (gedruckt). —
Joseph & Antonius Gagliano / fec. anno 1787 / In
Platea dicta Cerriglio (gedruckt).
Gagliano, Antonio II. — Neapel. Geb. nach
1790, t 27. Mal 1860
Sohn von Giovanni und Enkel von Nicola G . Er arbeitete
gemeinsam mit seinem Bruder Raffaele und benutzte
auch nach dem Tode des Bruders die gemeinsamen
Zettel, die seine Nachfolger allerdings auch noch weiter
verwendeten. Er war nicht mehr hervorragend. Seine
Wohnung war um 1826 »Sedile di Porto«, später Via
Ciriglio Nr. 75.
Geigenzettel: Antonio Gagliano / Via Ciriglio N° 75
Neap. / fccit Anno 1837 (gedruckt).
Gagliano, Garlo — Gagliano, Giovanni II
154
Gagliano, Carlo. — Belluno 1732
Wenig bekanntes Mitglied der Familie. Eine Arbeit
mit seinem Zettel findet sich im Rathaus zu Regens-
burg.
Geigenzettel : Carlo Gagliano / me fecit / Belluno anno
1732 (gedruckt).
Gagliano, Ferdinando. — Neapel. Geb. 1724
in Neapel, t 1781
Ältester Sohn von Nicola, den er zwar nicht irnmer
erreicht, aber trotzdem noch ein sehr guter Meister.
Seine Arbeit ist der von Alessandro G. ähnlich, er ahmt
das letzte Stradivarimodell nach und verwendet emen
guten, rotbraunen oder gelben Lack von warmer Farbe.
Die Wölbung nimmt er flacher, das Patron aber breiter
und die Zargen manchmal höher als sein Vater, auch
in der Wahl des Holzes ist er weniger sorgfältig, dagegen
sind seine meist kleinen Schnecken recht sauber durch-
geführt. Am besten gelangen ihm seine Violoncelli. Er
soll einen Sohn namens Giuseppe gehabt haben. Auch
er brachte, ähnlich wie Giuseppe Guadagnini I, auf der
Innenseite der Decke die Anfangsbuchstaben einer De-
vise an. Herr E. Löwenfeld in Wien besitzt eine Viohne
von ihm, die außer dem Zettel parallel zum Baßbalken
die Buchstaben trägt: S. L. J. C. J (kann auch F oder S
sein!) S. SS. S. f. Otto Hiß in Brunn besitzt eine sehr
schöne, rötlichbraun lackierte Violine von ihm, die nach
Stradivari gebaut ist und auf dem Baßbalken der Länge
nach schwer leserliche Buchstaben mit Bleistift ge-
schrieben zeigt, die der Besitzer in folgender Form
entziffert: »T G V 0)(-S 1 8' S 1-70 M C S S
S 0 S S S 6 c S A«; auf der rechten oberen Backe
sieht man: a(?)
M— j-rj(?)
A
GFM
SG.
Die Buchstaben werden wohl einen frommen Spruch
oder Vers bedeuten, wie solche Nicolaus Gagliano in
seinen Arbeiten anzubringen pflegte. Um die Deutung
zu ermöglichen, müßte erst eine sichere Lesart vorliegen.
Geigenzettel : Abb. 232.
Gagliano, Gaetano. — Neapel. Geb. um 1770,
t 1824
Nach seiner eigenen Angabe ein Sohn von Giovanni G.,
dem er in der Arbeit nahe kommt. Seine Geigen sind
ebenso sauber gearbeitet, als sie gut klingen. Er machte
aber auch sehr gute Gitarren und Mandolinen, die so
geschätzt waren, daß seine Nachfolger auch nach
seinem Tode noch seine Zettel in Gitarren klebten.
Geigenzettel: Caietanus Gagliano filius / Joannes (sie)
Neapolis 1820 (gedruckt).
Gagliano, Gennaro. — Neapel. Geb. um 1 700,
fnach 1770
Zweiter Sohn und Schüler seines Vaters Alessandro G.,
dessen Einfluß in seiner Arbeit unverkennbar ist. Er
ahmt das Stradivarimodell nach, nur nimmt er die
Wölbung manchmal höher und macht auch die F-
Löcher kürzer, weiter und steiler als sein Vorbild. Er
scheint eine Vorliebe für kurze Ecken gehabt zu haben.
Seine beste Zeit ist zwischen 1730 und 1750; da er
jedoch nur selten Zettel eingeklebt hat und noch selte-
ner die Jahreszahl ausfüllte, ist^das Alter seiner Geigen
nicht immer leicht zu bestimmen, ja, man hat wegen
des seltenen Vorkommens seiner Zettel gewiß mit Un-
recht angenommen, daß er nur sehr wenig gearbeitet
habe. Was man von ihm kennt, ist trefflich, schönes
Holz, prachtvoller orangegelber oder rötlicher Lack und
herrlicher Ton. Eine aus dem Jahre 1758 stammende
prachtvolle Violine von ihm besaß Gh. Mahillon.
Gennaro G. kommt seinem Bruder Nicola G. voll-
kommen gleich, übertrifft ihn aber in der Zierlichkeit
der Einlagen. Er gebrauchte verschiedene Zettel, auf
denen fast stets der Wohnort in »Neap.« abgekürzt er-
scheint. Auf einigen soll er sich einen Schüler Stradi-
varis nennen. Eine genial, aber sehr liederlich gemachte
Geige von ihm mit dickem, schönem dunkelroten Lack,
leichtfertig ausgeführter Einlage, aber wundervoller
Wölbung erwarb Konzertmeister Deecke in Karlsruhe
von Siefert sen. Der Ton dieser Geige ist großartig.
Eine gleichfalls wundervoll klingende, dunkelrot
lackierte Geige aus dem Jahre 1767 von Gennaro G.
besitzt Hofsekretär Gerschey in Lissabon.
Maße einer Violine von 1750: Länge 35,5 cm, obere
Breite 16,3 cm, mittlere Breite 11,3 cm, untere Breite
20,1 cm; ob. Zargen 2,9 cm, unt. Zargen 2,9 cm,
Schnecke 10,8 cm lang.
Geigenzettel : Januarius Gallanus / fecit Neap. 1 760 (ge-
druckt). — Gennaro Gagliano fecit Neap. 17 . . (gedr.).
— Januarius Gaglianus / Fecit Neapoli 1767 (?) (gedr.)
und Abb. 284.
Gagliano, Giovanni I. — Neapel. Geb. um
1740, t 1806
Er war der vierte Sohn von Nicola und folglich ein
Enkel von Alessandro und nicht von Gennaro, was man
nach seiner Angabe auf seinen Zetteln, wo er sich
»Nepos Januari« bezeichnet, meinen könnte. Er war
Gennaros Neffe und hat jedenfalls, wie auch seine
Brüder, das italienische »Nipote« in das lateinische
»Nepos« verwandelt. Da Nicola 1740 gestorben ist,
mulj Giovanni spätestens in diesem Jahre geboren sein.
Er arbeitete in den Traditionen seines Hauses, war ein
Schüler^) seines Oheims Gennaro und arbeitete wäh-
rend seiner Wanderzeit um 1760 auch in Venedig und
scheint schließlich mit seinen Brüdern die Werkstatt
seines Oheims übernommen zu haben, sonst wäre nicht
einzusehen, warum sie sich auf ihren Zetteln gerade
auf diesen berufen. Giovanni ist übrigens kein würdiger
Nachfolger seiner Vorfahren. Er hat nicht allzuviel
gemacht und das wenige meist oberflächlich und
liederlich.
Geigenzettel: Abb. 255.
Gagliano, Giovanni II. — Neapel. Geb. 1800,
t 1867
Vielleicht ein Sohn von Giovanni I G. Nach F. S. Kand-
lers Aufsatz über »Neapel im Jahre 1826« (Caecilia,
^) Auf seinen ältesten Zetteln liest man : Joannes Gagli-
ano fecit sub disciplina Januarls Gagliani. Neapoli.
Ga^liano — Gairaud
155
Zeitschr. f. d. mus. Welt, Bd. VI, Heft 24) lebte er
damals und gehörte zu den besseren Geigenmachern,
wenn auch seine Instrumente ohne bemerkenswerte
Vorzüge gewesen sem sollen.
Gagliano, Gio. Battista. — Cremona. 1728
Ein bisher unbekannter Sprosse der Familie Gagliano,
und, wenn er wirklich gelebt hat, vielleicht ein jüngerer,
früh verstorbener Bruder von Alessandro G., dessen
Zettel hier auch in den Fehlern nachgeahmt erscheint.
Grillet erwähnt ihn zuerst; ich habe nichts von ihm
gesehen und halte den Zettel nicht für einwandfrei.
Geigenzettel : Abb. 240 .
Gagliano, Giuseppe. — Neapel. 1725. f 1793
Zweiter Sohn von Nicol. G. und Bruder von Ferdinan-
do, Antonio und Giovanni. Er arbeitete ohne Sorgfalt
nach den Modellen seines Vaters, aber er verstand sich
gut auf den Ton, so daß seine Geigen alle gut klingen.
In seiner letzten Zeit arbeitete er mit seinem Bruder
Antonio zusammen. Sein Lack ist der semer Familie.
Gut sind auch seine Violoncelli, meist 74,5 cm lang.
Er gebrauchte sehr verschiedenartige Zettel.
Geigenzettel: Giuseppe Gaglianus filius Nicolini fecit
Neap. 17.. (gedruckt). — Joseph Gagliano filius /
Nicolai et nepos ja- / nuarius fecit Nea- / poli 1793
(sedruckt). — Joseph & .Antonius Gagliano / Fee. Ann
1793 ' In Platea dictaCerriglio (gedruckt) und Abb. 235
und 256.
Gagliano, Nicola I. — Neapel. Geb. um 1695
(nach anderen schon 1670), \ um 1740
Ältester Sohn Alessandros, aber ungleich talentvoller
wie dieser. Er ahmte im allgemeinen die Stradivari-
modelle nach, meist die der älteren Perioden des
Meisters, und verarbeitete sehr schönes Holz und gelb-
braunen Lack. Die Decke ließ er gewöhnlich sehr stark,
den Boden machte er an den Seiten etwas schwächer.
Der Lack ist leuchtend gelb, selten rotbraun. .«Xuch die
Einlagen sind mit Sorgfalt und Geschmack ausgeführt.
Eine sehr schöne Geige von ihm aus dem Jahre 1730
besitzt Konzertmeister Prof. J. M. Grün in Wien. Eine
prächtig eingelegte Violine mit muschelförmiger
Schnecke und den ursprünglichen Wirbeln sowie dem
echten Saitenhalter befindet sich in Stuttgart. In den
meisten Geigen der Gagliani, die noch nicht geöffnet
waren, findet man innen am .Ansatz des Halses einen
Zettel mit der Inschrift: »In conceptione tue Virgo
Maria Immaculata fuisti, / Ora, pro nobis Patrem, cujus
Filium Jesum de Sp.s. peperisti«.
Geigenzettel : Abb. 285.
Gagliano, Nicolall. —Neapel. 1793. 1826
Sohn und Schüler von Giovanni G. und womöglich
noch unbedeutender als dieser. Er wohnte in der Galata
dell'Ospidaletto.
Geigenzettel: Nicolaus Gagliano / Filius Joannis ;
Neapoli 1 793 (gedruckt).
Gagliano, Raffaele. — Neapel. Geb. um 1790,
t9.Dez. 1857
Sohn von Giovanni. Arbeitete meist mit seinem Bruder
Antonio zusammen ; braimer Lack, gewöhnliche .Arbeit ,
ziemlich breite F-Löcher, aber manchmal doppelte
Einlagen. Die oberste Zeile des hier abgebildeten
Zettels mit den Worten ^>I Fratelli<' erscheint in vielen
Fällen weggeschnitten. Ein anderer Zettel enthält in
einem langovalen Kranz außer den Namen der Brüder
die Angabe »Quondam Giovanni«.
Geigenzettel: Abb. 233.
Gagliano, Vincenzo. — Neapel. 1870, f um
1886
Sohn von Raffaele, der die alte Firma fortführte, aber
eigendich nur Saitenfabrikant war. Obwohl er nach
übereinstimmenden Mitteilungen unverheiratet und
kinderlos starb, besteht das Geschäft unter der Firma;
»Vincenzo Gagliano & Figlio« in Neapel weiter.
Gaibisso, Giovanni Battista. — Alassio. 1911
Tüchtiger italienischer Geigenmacher der Gegenwart,
der nach Stradivari arbeitet. Auf der Turiner Aus-
stellung 1911 war er gut vertreten und erhielt eine
goldene Medaille.
GaiUard. — Mirecourt. 1830. 1856
Der unbedeutendste Geigenmacher seiner Familie,
dessen Taufname mir nicht bekannt geworden ist. Er
war der Bruder von Jules G. und der Vater von
Charles G.
Gaillard, Charles. — Paris. 1850. 1881
Er kam aus Mirecourt, wo er Schüler seines Vaters war,
nach Paris zu C. A. Gand, bei dem er Werkführer
wurde. Seine Arbeit ist der von Gand sehr ähnlich.
Er hat wiederholt Geigen nach einem sehr kleinen
Guamerimodell gebaut.
Geigenzettel: Abb. 280 und 297.
GaiUard, L. — Mirecourt. Ende des 18., An-
fang des 19. Jahrhunderts
Eine interessante ZwilHngsgeige mit dem Brandstempel
»L. Gaillard« aus der Sammlung Snoeck (Nr. 564)
befindet sich in Berlin.
Geigenzettel : L. Gaillard (gedruckt).
Gaillard-Lajoue, Jules. — Mirecourt. Geb.
um 1820, tum 1870
Oheim von Charles G. Erst Schüler und dann Gehilfe
von Gand. Im Jahre 1852 machte er sich selbständig
und erhielt bereits 1855 auf der Pariser Ausstellung
eine Medaille. Seine .Arbeit war sehr gut, obwohl er den
Geigenbau fabrikmäßig betrieb, auch der Ton ist fast
immer ansprechend, nur der Lack ist hart und spröde.
Gairaud, Louis. — Nantes. 1735, f nach 1770
Außer Geigen machte er auch Clavecins, seine Arbeit
ist gut, wenn auch ohne bemerkenswerte Eigenschaften .
Er war mit Margarete Destains verheiratet und kommt
in den Kirchenbüchern von 1737 an vor, zuletzt als
Pate am 25. März 1770. Vgl. Marquis de Granges de
Surgeres : Les artistes nantois etc. (Nantes 1 898) S. 23 1 .
Geigenzettel : Abb. 27 1 .
156
Gaisenhofer — Gamble
Galsenhofer, Aloys. — Wien
Ein Geigenmacher dieses Namens hat in Wien nie ge-
lebt. Der abgebildete Zettel findet sich jedoch öfter in
minderwertigen Geigen, die dann von Unkundigen für
Arbeiten Geissenhofs gehalten werden.
Geigenzettel: Abb. 318.
Galssenhof s. Geissenhof
Galbani, Pietro. — Florenz. 1640
Sohn des Jacopo G. Das wenige, was man von ihm
kennt, ist unbedeutend.
Galbusera, Carlo Antonio. — Mailand. 1813.
1833
Er war k. k. Kriegskommissar in Mailand und wollte
die Form der Geigen, ähnlich wie Chanot, dadurch
verbessern, daß er, was ältere Meister, z. B. Guarnen
u. a., auch schon getan haben, die Ecken wegließ und
ihr eine der Gitarre sich nähernde Form gab. Da seine
Geigen trotzdem gut klangen, und ein Quartett, das er
gebaut hatte, mit Erfolg zu Gehör gebracht wurde, er-
hielt er von mehreren großen Orchestern Bestellungen
und von der Mailänder Akademie der Wissenschaften
am 4. Oktober 1832 sogar eine silberne Medaille. Die
Prophezeiungen seiner Verehrer (vgl. AUg. musikali-
sche Zeitung, Leipzig, 23. Dezember 1 832 und 1 0. April
1833 usw.), daß er der Geige für das ganze Jahrhundert
eine neue Form gegeben haben dürfte, haben sich nicht
erfüllt. Besser haben sich seine Gitarren erhalten. Vgl.
über ihn auch: Wilhelm Schneiders: »Historisch-
technische Beschreibung der musikalischen Instru-
mente«. (Neiße 1834.)
Galdert, Friedrich. — Koburg. 1895
Schillers Nachfolger. Beide betrieben ursprünglich nur
ein Musikinstrumentengeschäft; erst mit dem Eintritt
H. Bücheis wurde eine Geigenbauwerkstatt damit ver-
knüpft.
Galeazzi, Eugenio. — Ascoli. 1849
Sohn des Francesco G. Er hat während des Winters
fleißig Geigen und Gitarren gebaut und betrieb im
Sommer die Landwirtschaft.
Galerzena. — ? 1790
Ein piemontesischer Geigenmacher, der sich eines ge-
wissen Rufes erfreute.
Galieri, Filippo. — Neapel. 18. Jahrhundert
Vielleicht ein Gaglianoschüler. Er verwandte gelben
Lack und ein etwas gewölbtes Modell.
Galieri, Giuseppe. — Padua, Piacenza(?). 1753
Er nennt sich einen Schüler Nicola Amatis; wenn man
nicht annehmen will, daß er ein Alter von über 90 Jah-
ren erreicht hat, könnte als sein Lehrer nur der D. Nie.
Amati in Bologna gemeint sein. Seine Geige, in der der
nachstehende Zettel zu finden ist, erinnert mehr
an die Schule von Neapel als an die von Cremona.
Die Arbeit ist mäßig, der Lack von gelber Farbe, die
F-Löcher stehen sehr schräg.
Geigenzettel: Giuseppe Galieri, Paduensis, / placenti-
nus Alumnus da Nicolai Amati / faclebat 1 753 (gedr.).
Gall, J., war im 19. Jahrhundert als Musik-
instrumentenmacher in Wien ansässig
Galland, Jean. - Paris. 1744. f vor 1761
Er ist der erste, der das Amt eines geschworenen
Meisters der Pariser Lautenmacherzunft bekleidete (für
1 744). Arbeiten von ihm sind mir jedoch nicht bekannt-
geworden. Er wohnte Rue St. Honore, wo seine Witwe
von 1761 — 1779 das Geschäft noch fortführte. Seine
Tochter war seit etwa 1744 mit Robert Richard, einem
sehr talentvollen Instrumentenmacher verheiratet, der
als Orgelbauer usw. Ruf besaß und namentlich durch
sein automatisches Quartett Aufsehen machte.
Galland, Joh. — Bayreuth. 1888. 1893
Er stellte auf der Münchener Kunstgewerbeausstellung
1888 drei Zithern und eine Violine aus, ist im Jahre
1893 nach Leipzig-Reudnitz übergesiedelt und dürfte
dort gestorben sein.
GalH, Domenico. — Parma. 1687. 1691
Ausgezeichneter Holzbildhauer, Violoncellist und Ton-
dichter des 17. Jahrhunderts, der eine Reihe von
Streichmusikinstrumenten gebaut hat, die er mit
meisterhaften Schnitzereien verzierte. Eine Violine und
ein Violoncello mit den obenstehenden Jahreszahlen
befinden sich im Albergo Arti zu Modena.
Geigenzettel : Dominicus Gallus Parmensis / fecit Par-
mae anno salutis 1691 (gedruckt).
Gallingani. — Mancasale (Prov. Reggio).
19. Jahrhundert
Ein Musiker, der eine gewisse Geschicklichkeit im
Ausbessern alter Geigen besaß und auch vereinzelt
neue Violinen gebaut haben soll.
Galram (Galran, Galräo), Joachim Joseph. —
Lissabon. 1769. 1825
Geschickt in seiner Arbeit, auch sein gelber Lack ist
nicht übel. König Karl I. von Portugal besaß ein Quar-
tett von ihm, das sehr sauber und gut gearbeitet ist und
auch durch edlen Ton hervorragt.
Geigenzettel : Joachim Josef Galram / fecit Olesiponae
1769 (gedruckt).
Galtani, Rocco. — Florenz
Er gehört noch dem 17. Jahrhundert an und hatte
seinerzeit einen guten Ruf. Man kennt freilich nur
wenig mehr von ihm als seinen Namen^).
Galvani, Giuseppe. — 1834
Selten vorkommender italienischer Geigenmacher aus
der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Eine Geige
von ihm besaß J. Haberzettl in Drasswitz bei Karlsbad.
Gamble, Ernest. — Leicester 1880
Er hatte ein gutes Geigengeschäft, die Geigen, die
seinen Zettel tragen, hat er jedoch nicht gemacht,
sondern nur verkauft.
^) Wenn G. Chouquet in seinem Bericht über die Aus-
stellung 1878 einen »Galiani« erwähnt, meint er wohl,
wenn nicht einen Gagliano — Rocco Galtani.
Gamble — Gand
157
Gamble, J.- 1785
In einem guten Violoncello fand sich dieser Name.
Gambon, A. — Maastricht (Holland). 1828.
1858
Seiner Arbeit nach gehört er der französischen Schule
an. Seine Geigen sind aber in jeder Beziehung mittel-
mäßig. C. C. Snoeck besaß eine Violine von ihm aus
dem Jahre 1828. Auf einem Reparaturzettel von 1858
schreibt er seinen Namen deutlich lesbar »Gambom«.
Es ist nicht zu entscheiden, ob er sich da verschrieben
hat, oder ob er diese Schreibweise für richtiger hielt.
Geigenzettel : Racommode / par A. Gambon / Lutier /
ä Maestricht. (gedruckt).
Gambonl— Neapel. Geb. um 1724, fn. 1814
An seinen Geigen ist eigentlich nur das Holz gut, und
dies verdankt man dem Umstände, daß er im Besitz
von Geigenholz aus dem Nachlasse von Antonius Amati
war^).
Gand, A. E., lebt als ■>Luthier<' in Laval (Dep.
Mayenne)
Gand, Charles- Adolphe. — Paris. Geb. in
Paris 11. Dez. 1812, f 24. Jan. 1866
Schüler seines Vaters, dessen Werkstatt er 1845 über-
nahm. Er hat nicht viele neue Geigen gebaut, die
v.'enigen aber sind trefflich. Er wurde, wie sein Vater,
Geigenmacher der Königl. (später Kaiserl.) Hofkapelle
und des Konservatoriums und wurde 1862 zum Ritter
der Ehrenlegion ernannt. Im Jahre 1855 trat sein
Bruder Eugene in das Geschäft; die Firma lautete
von da an bis 1866 »Gand freres« und stand nach wie
vor in höchstem Ansehen.
Gelgenzettel: Adolphe Gand fils / ä Paris 1832 (ge-
schrieben) und Abb. 300.
Gand, Charles -Fran^ois (»Gand pere«). —
Paris. Geb. in Versailles am 5. Aug. 1787,
t 10. Mai 1845 in Paris
Sohn von Michel G. Von 1807—1810 würdiger Schü-
ler, später der Ehemann der Pflegetochter und seit 1824
auch Nachfolger Nie. Lupots. Nach seiner Lehrzeit
war er kurze Zeit in Versailles ansässig") und ging dann
nach Paris, wo er 1810 die Werkstatt und den Nachlaß
Kolikers kaufte und zunächst in der Rue Croix des
Petits Champs Nr. 5 und seit 1820 in derselben Straße
Nr. 24 seine Werkstatt aufschlug. Nach Lupots Tode
übernahm er 1824 auch dessen Werkstatt. Er war un-
streitig der bedeutendste französische Geigenmacher
seiner Zeit, unübertroffen in der Sorgfalt und künst-
lerischen Durchführung seiner Arbeit. Seine Geigen
sind herrlich im Ton und schön in ihrem rotbraunen,
manchmal etwas dicken und nicht allzu durchsichtigen
^) Bei der 1814 von ihm veranstalteten Auktion kaufte
Gagliano solches Holz für drei Violinen um 100 span.
Piaster (über 500 M.).
^) Damals bezeichnete auch er sich auf seinen Zetteln,
die vor 1816 zumeist geschrieben waren, als »Gand fils«.
Lack. Ebenso trefflich war er als Reparateur. Seine In-
strumente werden schon jetzt den alten italienischen
als gleichwertig an die Seite gesetzt und teuer bezahlt.
Das Museum des Pariser Konservatoriums besitzt ver-
schiedene Arbeiten von ihm. Er hatte zwei Söhne.
Geigenzettel: Gh. F. Gand eleve de Nicolas Lupct /
successeur du sieur Koliker / rue Croix des Petits
Champs 5 Paris 1810 (gedruckt) und Abb. 304-306.
Gand, Charles-Michel. — Versailles. Geb. um
1 748 in Mirecourt, f 1 820 in Versailles
Um 1780 ließ er sich in der Rue du Commerce Nr. 71,
später in der Rue de la Paroisse Nr. 32 nieder. Sein
Firmenschild lautete: »Aux tendres Accords«. Über
seine Arbeiten ist nichts bekannt. Er ist der erste
Geigenmacher in seiner Familie; doch waren seine
Vorfahren bereits Geigenhändler. Er hatte zwei Söhne
Charles Fran^ois und GuiUaume.
Gand, Charles-Nicolas-Eugene. — Paris. Geb.
in Paris am 5. Juni 1825, f 5. Febr. 1892
Jüngerer Sohn und Schüler von Ch. Fran?. G. Er ver-
band sich 1855 mit seinem Bruder und 1866 nach
dessen Tod mit den Brüdern Bernardel. Die beiden
berühmten Häuser wurden dadurch zu einem veremigt,
ihre Werkstätten waren zuerst in der Rue Croix des
Petits-Champs Nr. 21 und seit 1883 in der Passage
Saulnier. Aus ihren Händen gingen nur treffliche In-
strumente hervor, da sie auch in der Wahl ihrer Mit-
arbeiter außerordentlich vorsichtig waren. Eugene G.
war auch ein tüchtiger Musiker und Offizier der Ehren-
legion. Seine erste Violine trägt den Zettel: »Eugene
Gand fils / ä Paris 1842 No 1.«
Geigenzettel : Gand & Bernardel F^es / Luthiers de la
Musique de l'Empereur et du Conservatoire / No . .
Paris 18 . . (gedruckt) und Abb. 301 und 302. Nach
1886 d. h. nach dem Ausscheiden Ernest Bernardeis:
Abb. 303.
Gand, Francesco. — Madrid. 1788
Ein nach Spanien verschlagenes Mitglied der Mire-
courter Familie. A. Jacquot kennt eine schöne Arbeit
(Alto) von ihm. Eine Viola trägt den Zettel: Echo p''
Franc. Gand / En Madrid aiio 1788 (geschrieben).
Gand, Guillaume- Charles -Louis. — Ver-
sailles. Geb. 22. Juli 1 792 in Paris, f 3 1 . Mai
1858 in Versailles
Zweiter Sohn von Charles-Michel G. Gilt mit Recht
für einen der besten Schüler Lupots. Nachdem er bei
Lupot ausgebildet war. übernahm er die Werkstatt
seines Vaters; in seiner Arbeit setzte er Lupots Tradi-
tionen fort und baute viele Geigen, die jetzt sehr ge-
schätzt werden.
Gand. — Amiens. 1803
Er stammte wahrscheinlich aus Mirecourt und dürfte
ein Bruder von Charles-Michel G. gewesen sein.
Geigenzettel : Recoupe par Gand / luthier ä Amiens /
en 1803 (gedruckt).
158
Gand — Garman
Gand. — Toulouse. 1774
A. Jacquot erwähnt eine Gitarre von ihm.
Gandl s. Gändl
Ganzer s. Kranzer
Ganzeria, Luigi. — San Feiice (Modena). Geb.
um 1794, t 1861
Arbeitete handwerksmäßig, seine Geigen smd fast
wertlos.
Garai, Janos (Johann). — Temesvär
Ein Blas- und Streichinstrumentenmacher, der in den
letzten Jahren des 1 9. Jahrhunderts in Temesvär an-
sässig war.
Garani, Michele Angelo. — Bologna. 1685.
1720
Nachahmer von Stradivarius. Seine Violen werden be-
sonders gelobt wegen ihrer guten — aber ungleichen
Arbeit und wegen ihres weichen Tons.
Geigenzettel :. A. / Michael / Garanus / F. Bonon. (ge-
druckt).
Garani, Nicola. — Neapel. Um 1700
Soll aus Bologna stammen und als Gehilfe bei den
Gagliani gearbeitet haben. Dadurch erklärt sich auch
die Ähnlichkeit seiner Arbeit mit der Gaglianischen.
Er nimmt die Wölbung hoch und verwendet einen
dünnen Lack. Der Ton seiner Geigen ist edel, wird
aber durch das schlechte Holz sehr beeinträchtigt.
Garbito, Antonio. — ? 1815
Eine spanische Gitarre aus dem Besitze der Mrs. Cecil
Bosanquet war im Jahre 1904 in der Londoner »Music
Loan Exhibition« ausgestellt.
Garceux, L. — Paris. 1809
Man findet hier und da seinen Namen in Geigen, die
er geflickt hat, auch sollen die Bauernrad-Weiberleiern,
die auf der Decke L. G. und die Jahreszahl eingebrannt
tragen, von ihm sein. Eine solche von 1797 hat
eine Lang- und zwei Begleitsaiten, elf Tasten, flachen
Boden und flache Decke und ist 700 mm lang und
340 mm breit.
Geigenzettel: Repare a Paris par / L. Garceux 1809
(gedruckt). Brandmarke Nr. 53.
Garcia, Juan. — Madrid
Mandolinen- und Gitarrenmacher.
Gardelli, Federico. — Neapel
Von 1880 bis etwa 1900 besaß er ein mit einer Werk-
statt verbundenes Musikinstrumentengeschäft.
Garden, James. — Edinburgh. — Geb. in
Edinburgh 1849
Ein vorzüglicher Geiger, der aus Liebhaberei einige
Geigen und Violen nach Stradivari gemacht hat. Er
verwendet Whitelaws roten »Amatilack«.
Geigenzettel: Jas. Garden, Edin. 1887 (gedruckt).
Gardiner (Gardner), Pearson. — London. 1 760
Selten vorkommender englischer Geigenmacher, der
im Stile von Duke arbeitete. Eine Violine von ihm be-
sitzt J. T. Chapman.
Gardner, C. — London. 1865
In englischen Händlerverzeichnissen werden öfter Gei-
gen von ihm angeboten.
Garenghi, Giuseppe
Lebte um 1857 als Geigenmacher in Brescia.
Garganesi, Vito und Antonio. — Monopoli
(Puglie). 1898
Ihre Mandolinen erfreuen sich einer gewissen Be-
liebtheit.
Gargnano.
Aus einer wahrscheinlich in dem mitten in Zitronen-
gärten und Olivenhainen nahe bei Salö gelegenen statt-
lichen Dorfe Gargnano am Gardasee betriebenen
Geigenmacherwerkstatt gingen verschiedene Arbeiten
hervor, in denen sich der hier wiedergegebene Zettel
findet. Die Jahreszahl dürfte 1621 gelautet haben. Mir
wurde ein recht gutes Violoncello von Brescianer Aus-
sehen bekannt. In seinem verdächtigen Latein und
seiner Orthographie wird der Zettel, den auch Hajdecki
erwähnt, immerhin anfechtbar erscheinen, um so mehr,
als G. Livi nachweisen konnte, daß weder in Brescia
noch in Salo samt Umgebung je eine Familie Gargnano
existiert habe. Da aber die Instrumente und der Zettel
zweifellos alt sind, könnte man im besten Falle anneh-
men, daß die Witwe Fior, die Schwiegertochter Gaspa-
ros, sich nach Gargnano bei Salo zurückgezogen und
dort eine Werkstatt unterhalten hat; sie konnte sich ja
in gewissem Sinne als Erbin Gasparos betrachten.
Geigenzettel : Abb. 265.
Gargo, Giovanni. — Forli. 1785
Streichinstrumente hat er wohl nur ausnahmsweise ge-
baut, doch kommen Lauten, Mandolinen und kleine
Harfen von ihm mehrfach vor. •
Garini, Michelangelo. — ?
Mittelmäßige italienische Geigen des 19. Jahrhunderts
haben Zettel mit diesem wahrscheinlich erfundenen
Namen, der wohl an »M. A. Garani« anklingen sollte.
Garjev. — Kaluga
Russischer Geigenmacher der Gegenwart.
Garman, Göran. — Stockholm. 1784. 1807
Er war von 1784—1807 Geselle bei Peter Kraft, der
ihm seine Werkstatt und alles, was dazu gehörte, unter
der Bedingung vermachte, daß er Meister werde und
Lars Mollenberg zum Teilhaber annehme. Um un-
gehindert die beim Klavierbau nötigen Tischlerarbeiten
ausführen und Tischlergesellen einstellen zu können,
schloß er sich, wie vorher sein Meister, der Tischler-
zunft an.
Garner — G
avinies
159
Gamer, John. — London-Chelsea, f 1901
Ein Liebhaber, der es durch Talent und Fleiß zu
großer Geschicklichkeit brachte und sich auch gut
auf den Ton verstand.
Garner, Joseph. — Broxbourne. 1828
Einige gute Violinen tragen seinen Namen. Auch in
Chelsea soll um 1849 ein H. Garner ansässig gewesen
sein und nach Stradivari undGuarneri gearbeitet haben.
Garnier, Adolphe. — Mirecourt. 1 766. 1 787
Man weiß nur, daß er gelebt hat.
Garter (Gärtner), Michel. — Salzburg. 1510.
1538
Jedenfalls identisch mit Mich. Barttner (s. d.). Er wird
im Salzburger Bürgerbuche als Lautenmacher aufge-
führt und kommt von 1511 — 1538 in den Urkunden
des Archivs der k. k. Landesregierung in Salzburg vor.
Von ihm befinden sich zwei Lauten im Museum Caro-
lino-Augusteum in Salzburg.
Garter (Gärtner), Veit. — Salzburg. 1510
Nach dem Salzburger Bürgerbuch war er der Sohn
Michel G.s und, ebenso wie dieser, Lautenmacher.
Garzano, Giuseppe, lebt in Catania (Sizilien)
Gaskin, wird als Name eines englischen Geigen-
machers angegeben.
Gaspan s. Caspan
Gaspard, Leon. — Mirecourt
Besitzer der Fabrikfirma »Gaspard fils« (L. Gaspard
& Co.).
Gast, Jörg. — Füssen. 1606. 1612
Als Mitglied der Lautenmacherinnung kommt er schon
1606 vor und ist 1612 Unterzeichner einer Beschwerde
gegen einen die Zunft schädigenden Holzhandel.
Gast, Mang (Magnus). — Füssen. 1621
Er wurde am 26. Dezember 1621 als Meister in die
Füssener Lautenmacherzunft aufgenommen.
Gastano, A. — Messina. 1890. 1896
Er erhielt 1893 in Chicago für eine Geige eine Aus-
stellungsmedaiUe.
Gattanani. — ? 1785. 1790
Ein piemontesischer Geigenmacher von geringer Be-
deutung soll so geheißen haben. Wahrscheinlich han-
delt es sich um einen Catenari.
Gattenan s. Catenari
Gatti, Angelo. — Mailand
Italienischer Geigenmacher unserer Zeit.
Gatti, Ernesto. — Nizza. 1886
Seine Violinen sind nicht schlecht. Er stattet sie manch-
mal recht hübsch aus; den Wirbelkasten versieht er mit
geschnitzten Köpfchen (Leopardenkopf u. dgl.)-
Gatti, Giorgio. — Turin. 1899. 1911
Italienischer Geigenmacher der Gegenwart.
Geigenzettel: Giorgio Gatti / fece in Torino l'anno
. 1899(gedruck0.
Gaudre, Nicolas. — Mirecourt. f 1784
Bogenmacher.
Gaulard, Joseph.— Mirecourt. 1738. f 19.Mäiz
1779
Nur urkundlich nachweisbar, wie auch der 1774 — 1789
vorkommende Louis Gaulard.
Gaulard. — Troyes. 1835
Ein Mirecourter, der sich nicht über den Durchschnitt
erhob. Besser als seine Geigen sind seine Bögen; ein
solcher befindet sich in der Sammlung des Pariser
Konservatoriums.
Gauss, Jakob. — Cannstatt. 1618
Ein Orgelmacher, der wohl wie die meisten seiner da-
maligen Berufsgenossen auch allerlei Lauten gebaut
hat.
Gauthie (Gautie), Pierre. — Toulouse. Geb.
in Fronton 1880
Erst Schüler seines Vaters, dann von P. Lorange und
von Cunault. Auch in Mirecourt hat er ein Jahr lang
gearbeitet. In Toulouse wurde er Nachfolger von
Simonin. Er verlegte sich hauptsächlich auf Wieder-
herstellungsarbeiten, besitzt aber bereits verschiedene
Auszeichnungen.
Gautier, hat eine Geigenmacherwerkstatt in
Aix
Gautrot aine & Co. — Paris. Gegr. 1827
Bekannte Musiklnstrumenten-Fabriksfirma, die haupt-
sächlich Flöten, aber auch Gelgen herstellt. Die Firma
lautet jetzt Couesnon & Cie Succrs. Gautrot aine & Cie.
Gautrot. — Chateau Thierry. 1855. 1877
Ein Mirecourter, der 1855 eine Fabrik begründete, In
der auch Gelgen und Bögen hergestellt wurden.
Gavelli, Giacomo. — Perugia. 1797
Ein Gelgenmacher, den Valdrlghl (9175) erwähnt.
Gavigny. — Paris. 1758
Hei In Lille bekam eine Violine zur Wiederherstellung,
deren Aussehen an die Klotzschule erinnerte und die
den Zettel trug : fals par Moy Gavigny, / Maitre Luthier
a / Paris 1758 (geschrieben).
Gavinies, Frangais. — Bordeaux. Paris. Geb.
um 1700, fnach 1770
Ein geschickter Meister, der, wenn er wollte, sehr gute
Gelgen machen konnte, häufig aber so minderwertige
Ware herstellte, daß böse Zungen von ihm behaupteten,
er habe nur ein gutes Werk zustande gebracht, und das
sei sein Sohn — der treffliche Gelger Pierre Gavinies —
gewesen. Er folgte seinem Sohne 1741 nach Paris und
160
javoni
ließ sich in der Rue St. Thomas du Louvre nieder, wo
er von der Lautenmacherzunft zum geschworenen
Meister für 1762 erwählt wurde. Seine guten Geigen
sind aus schönem Holz gebaut, gut in der Form und
im Lack. Statt der Schnecke verwendete er auch ge-
schnitzte Köpfe, z. B. einen König David an emem
Kontrabaß, den die Schule des Pariser Konservato-
riums besitzt. Dieser Baß hat einen trefflichen Ton und
stammt aus dem Jahre 1757. Im Museum desselben
Konservatoriums befinden sich noch mehrere Geigen
und Violen von ihm. Ein Quinton von 1749 wird in
Bruni-Gallays Inventaire (aus dem Besitz des Grafen
Puysegur) erwähnt (S. 121). — Er ahmte gerne das
große Stradivarimodell nach und versah seine Arbeiten
auch mit einer Brandmarke.
Geigenzettel : Abb. 236 und 312.
Gavonl, Antonio. — Modena. 1777
Violoncelli und Bässe von ganz gewöhnlicher, hand-
werksmäßiger Arbeit von ihm kommen gelegentlich
noch vor.
Gavot. — Mirecourt
Von dieser Familie nennt A. Jacquot :
Nicolas I G. 1738;
Nicolas II G. 1741. 1763;
Nicolas III G. 1747. 1765.
Gazzeri, Domenico. — Florenz. — 1682
Sohn des Marco G. Ein älterer florentinischer Lauten-
macher, den Valdrighi (1 196) erwähnt.
Gazzola, Prosdocimo. — Crespano. Geb. 1 822,
fnach 1884
Hauptsächlich als Baßmacher und trefflicher Repara-
teur bekannt.
Geaye s. Jaye
Gebhardt, J. C. — Hamburg
Ein in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts lebender
Meister, der zwar nur selten Geigen oder Violoncelli,
dagegen sehr viele und gute Bässe gebaut hat.
Geigenzettel: J. C. Gebhardt / Instrumentenmacher /
in / Hamburg (gedruckt).
Gedler (Gidl), Johann Anton. — Füssen. 1 752.
1800
Schüler von Maldoner oder S. Niggel, deren Modelle von
ihm nachgeahmt wurden. Es ist wahrscheinlich, daß
auch in Füssen schon eine Arbeitsteilung eintrat, und
daß es dort u. a. schon Halsschnitzer gab. So dürfte der-
selbe Halsschnitzer, der für Fr. Ant. Stoß die Schnecken
machte, auch für Gedler gearbeitet haben. Die übrige
Arbeit ist recht gut, der Boden meist aus einem Stück,
die Wölbung noch höher als bei Stainer, der rotgelbe
Lack dünn aufgetragen und spröde. Gedler machte
auch noch Geigen nach den im 17. Jahrhundert be-
liebten Modellen, mit wellenförmig ausgebogenen
Zargen. Der Ton ist manchmal vorzüglich, oft aber
auch schwach und näselnd. Eine Violine von ihm mit
der Jahreszahl 1800 befindet sich auf dem Chore der
St. Mang-Kirche in Füssen.
Geigenzettel : Abb. 277.
- Geipel
Gedler, Joseph Benedict. — Füssen. Geb. um
1759, t 28. März 1830
Sohn und Schüler von J. Ant. G., den er nachahmte.
Sein Lack ist jedoch heller, oft goldgelb oder weinrot,
aber ebenfalls spröde. Die Arbeit ist gut und der Ton
hell und leicht ansprechend. Er war der letzte Geigen-
macher von einiger Bedeutung in Füssen, wo sein An-
denken bis auf den heutigen Tag fortlebt.
Geigenzettel: Joseph Benedictus Gedler / in Füfsen
1 796 (gedruckt). — Joseph Benedikt Gedler in / Füfsen
1812 (gedruckt).
Gedler. Norbert. — Würzburg. 1715. 1723
Er wanderte aus Füssen, wo schon 1504 ein aus Tann-
heim stammender Konrad Gedler nachzuweisen ist, in
Würzburg ein und wurde Hoflauten- und Geigen-
macher des Bischofs von Würzburg. Er war sehr ge-
schickt, scheint jedoch jung gestorben zu sein. Seine
Arbeit wurde geschätzt, aber sein Name kam in der
entstellten Form »Bedler« in die Geigenliteratur, da in
einigen seiner handschriftlichen Zettel das G dem
heute gebräuchlichen B ähnelt. De Piccolellis nennt
ihn sogar BeSler. Das Museum des Pariser Konservato-
riums besitzt eine sehr schöne Viola di bordone, eine
ebensolche von 1715 die Sammlung Keil in Lissabon
(Nr. 256), eine Viola Dr. med. Hildenbrand in Duis-
burg und Hauptlehrer Roman Dereth in Miltenberg
ein sehr gutes (aus einer Kirche im Bistum Würzburg
stammendes) Violoncello von ihm mit dem Zettel:
Norbertus Gedler / Hochfürstl. / Hof-Lauten- und
Geigen- ,' Macher in Würtzburg / im / Jahr 1 722.
Gehring, Friedrich. — Basel. Geb. 1854 in
Trutingen (Kanton Bern)
Erlernte bei C. M. Ott in Basel den Klavierbau, ar-
beitetevon 1881 — 1882 in Paris, hielt sich dann von 1883
an über sechs Jahre in Nordamerika auf, wo er sich
1884 selbständig machte, kehrte aber 1889 in die Hei-
mat zurück und eröffnete in Basel ein Geschäft, in
welchem er den Klavierbau und den Bau von Streich-
instrumenten mit neuartigem Resonanzkasten betreibt
(auch Gitarren und Zithern). Geigen in der gebräuch-
lichen Form macht er jedoch nicht. Sein Modell hat
keine seitlichen Einbuchtungen; die Decke ist stark
gewölbt und direkt mit dem Boden verbunden. Die
Urteile über diese Erfindung gehen noch scharf aus-
einander, doch läßt sich nicht leugnen, daß Gehring
Instrumente von schöner Klangfülle gemacht hat. Er
verwendet als Grund Spirituslack und als Decklack
Kopal oder Bernsteinlack.
Geigenzettel: Fritz Gehring / Instrumentenmacher /
Basel 18 . . / Pat. N» . . (gedruckt).
Geiger, Fr. J., lebt in Sulzberg bei Kempten
Geipel, Hermann. — Brambach i. S. Geb.
1862 in Fleissen i. B.
Schüler von Ludw. Glaesel jun., war nach beendeter
Lehrzeit fünf Jahre als Gehilfe tätig und begründete
1884 in Brambach sein eigenes Geschäft, in welchem
nach eigenem System lackierte Streichinstrumente her-
gestellt werden, die hauptsächlich nach England gehen.
Er ist der Schwager Aug. Ant. Reicheis.
Geipel — Geissenliof
161
Geipel. — Markneukirchen
Von dieser Familie, deren Stammvater, aus dem Böh-
mischen eingewandert, schon 1726 erscheint (ein Adam
Geipel lebt noch In Fleissen), sind oder waren in der
Markneukirchener Geigenindustrie tätig :
Geipel, Carl Christian. Geb. 1. Oktober 1863
Geipel, Ernst Ferdinand. Geb. 26. Febr. 1866
in Landwüst
Geipel, J. Friedrich I. 1727
Er war der Schüler seines dem Vornamen nach nicht
bekannten Vaters und wurde am 10. Januar 1727 als
Meister in die Zunft aufgenommen, wobei er nur die
ermäßigten Gebühren als Sohn eines Meisters zu be-
zahlen hatte.
Geipel, J.Friedrich II. Geb. 10. Sept. 1809,
t 18. März 1872
Er war ursprünglich Tischler und wurde erst später
Geigenmacher.
Geipel, Moritz. Geb. 12. November 1852
Geipel, Reinhold Adolph, f 1910
Geipel, Walter Edwin. — Homburg, Mann-
heim. 1918. Geb. in Zwota
Tüchtiger Geigenbaumeister.
Geissenhof, Franz. — Wien. Geb. in Vilsl 754,
f 2. Januar 1821 in Wien
Er war ein Sohn des Pflegers und Urbarverwalters
Joh. Mich. G. und kam als Gehilfe nach Wien, wo er
Schüler und seit 1781 Nachfolger von Joh. Gg. Thir
wurde. Er legte am 29. Juli 1 780 den Bürgereid ab und
wohnte Singerstraße Nr. 922. Er war ein hervorragen-
der Meister, der nach italienischen Vorbildern und be-
sonders nach dem Stradivarimodell von 1716 arbeitete.
In bezug auf die Arbeit kann er als der beste Wiener
Meister bezeichnet werden. Leider ist der Ton seiner
Geigen nicht sehr groß. In seiner Arbeit lassen sich
vier Perioden unterscheiden. Die erste ist bis 1790 an-
zusetzen; in dieser Zeit haben seine Geigen einen sehr
dunklen Lack und sehen wie die seines Lehrmeisters
Thir aus. Die zweite Periode umfaßt die Zeit von
1790—1800. Er bevorzugt jetzt ein flacheres Modell,
der Lack, wenn auch noch dunkel, wird durchsichtiger,
nur konnte er sich noch kein schönes Ahornholz ver-
schaffen. Die Böden sind daher nur wenig oder gar
nicht geflammt. In seiner dritten Periode von 1800 bis
1810 erreicht er die volle Höhe seines Könnens,
das Modell wird breiter, Wölbung, Einlagen und Rän-
der sind von tadelloser Schönheit, der Lack wird braun-
gelb, manchmal mehr oder weniger rötlich gemischt.
In der vierten Perlode von 1810 an nimmt er die Rän-
der etwas massiger, seine Arbeit Ist jetzt so vollendet,
daß sie von niemand mehr übertroffen werden könnte.
Der Lack wird von 1815 an immer heller und manch-
mal sogar hellgelb. Leider pflegte er, wie viele andere
Geigenmacher seiner Zeit, seine Geigen vor dem
V. Lütg-endorf f , Geigen- und Lautenmacher. Bd. II
Lackieren mit Leimwasser zu tränken, um die Holz-
flächen besser glatt zu erhalten. Der Lack wurde da-
durch sehr empfindlich und kann namentlich durch
Nässe leicht zerstört werden. In seiner Glanzzeit
machte er die Schnecken ganz besonders schön, die
Facetten treten rein und in vornehmster Linien-
führung hervor, wie sie kein zweiter Wiener Geigen-
macher ausstechen konnte. Auch die F-Löcher nach
Stradivari sind von besonderer Feinheit und die unteren
Zungen sehr elegant ausgehöhlt. Außer se;nen Zetteln
gebrauchte er am Boden, in der Nähe des Halsansatzes,
ein F. G. als Brandmarke (Nr. 21) von einem schief ge-
stellten Parallelogramm von Doppellinien umrahmt.
Kommt die Brandmarke am Plättchen des Halsansatzes
vor, dann fehlt die Umrahmung. Er scheint die Marke
In den Lack eingebrannt zu haben, weshalb sie jetzt
manchmal hell hervortritt oder verwischt erscheint.
Geissenhof war außerordentlich genau und gewissen-
haft In der Arbelt, er arbeitete meistens allein, da er
keinen Gehilfen finden konnte, der seinen strengen An-
forderungen entsprach. Er ließ kein Stück aus der
Werkstatt, das nicht ganz einwandfrei war, und doch
Ist die Zahl der von ihm gebauten Instrumente ziem-
lich groß, so daß man daraus leicht ersehen kann, wie
fleißig er war. In einzelnen wenigen Fällen arbeitete er
wohl auf Bestellung auch nach den Modellen von
Gaspar da Salö oder Maggini usw., aber mit weniger
Erfolg. Seine Violen entsprechen seinen Violinen ; Vio-
loncelli scheint er sehr selten gebaut zu haben, ich
kenne nur drei davon und nur einen einzigen Kontra-
baß. Er stand in hohem Ansehen und erhielt für eine
Violine die damals und für Wien ziemlich hohe Summe
von 60 fl. Schein. Der Verkaufswert seiner Geigen ist
in den letzten Jahren außerordentlich gestiegen. Von
einem schön kastanienbraun lackierten Quartett, das im
Jahre 1877 noch für 100 fl. gekauft werden konnte, sind
die beiden Violinen und die Viola einige Jahre vor dem
Kriege für 1600 K. verkauft worden. Heute zahlt man
für gut erhaltene Violinen geradezu fabelhafte Preise.
Von den mir bekanntgewordenen Arbeiten erwähne
Ich der Kürze halber nur die folgenden: Eine sehr
schöne Viola befand sich In der Wiener Musik- und
Theaterausstellung. Das Stift Schotten In Wien besaß
zwei Gelgen von ihm aus den Jahren 1800 und 1809')
und das Stift Klosterneuburg eine solche von 1810,
Herr Edw. Speyer in Rldgehurst eine solche von 1804,
eine Violine von 1 797 Steueroff Izlal Banauch in Auster-
litz. Die letzte Arbeit von Ihm (gelbbraun lackiert), die
bei seinem Tode bis auf die Wirbellöcher fertig war")
besitzt A. Kottenbach In Wien. Eine Violine nach
Gaspar da Salö besitzt Hofmusiker Franz Heinrich,
zwei Violinen von 1786 und 1805, eine davon nach
Maggini, Valentin Waller, in dessen Sammlung sich
auch eine Viola von 1805 befindet. Ein Violoncello von
1804 und eine goldgelbe Violine von 1817 besitzt Prof.
Mayr, eine ebenso lackierte, prachtvolle Viola Dr. med.
') Im Inventar von 1868 werden die beiden Geigen
noch aufgezählt, in dem von 1887 nicht mehr, doch wird
bemerkt, daß sie 1881 oder kurz darnach gestohlen worden
seien.
") Sie war als Weihnachtsgeschenk für den damaligen
Schüler (späteren Lehrer) Weiß bestellt, von dem sie der
jetzige Besitzer erbte.
11
162
jeissenho
hof — Ge
ider
Jos. Neubauer. Ferner besitzen : das Stift Admont eine
hochgewölbte Violine von 1 796, Dr. Zimmermann eine
schokoladenbraune Viola von 1 784.
Geigenzettel: Neu lackiert und Repariert / Franz
Geißenhof Wien 1 807 (geschrieben) und Abb. 24 1 , 272,
313 und 315 (Beispiel eines falschen Zettels.)
Geissenhof, Josephus. — Wien. 1790
Im Stift Klosterneuburg befindet sich eine Violine mit
dem Namen »Josephus Geissenhof fecit Vienae Anno
1790«. Ein Josephus G. ist urkundlich nicht nachzu-
weisen, es Ist daher anzunehmen, daß der Zettel eine
der schon bald nach Geissenhofs Tod zahlreich vor-
kommenden Fälschungen ist, wobei sich der Fälscher
dadurch zu decken suchte, daß er den Vornamen oder
die Schreibweise des Namens änderte.
Geisser, Ernst. — St. Petersburg. Geb. 1854
in München
Schüler von Franz Ramftler, bei dem er von 1866 bis
1869 lernte. Er arbeitete dann bei Kriner in Stuttgart
und bei Ludwig Otto, mit dem er nach St. Petersburg
übersiedelte. Von 1875—1878 diente er als Musiker
beim Königl. Leibregiment in München, ging dann
zu Otto zurück und machte sich 1881 selbständig. Er
arbeitet sehr sauber nach Stradivari, erhielt 1889 m
Paris, 1893 in Chicago und 1896 in Antwerpen je eine
silberne und auf der Petersburger Musikfachausstellung
1907 die große goldene Medaille. Er ist Geigenbau-
meister des Konservatoriums der Kaiserl. Musikgesell-
schaft zu St. Petersburg und ein gewiegter Kenner, der
jährlich größere Reisen unternimmt, um Meister-
instrumente zu sammeln.
Geisser, Nikolaus. — St. Petersburg. Geb.
1 884 zu St. Petersburg
Nach Absolvierung der deutschen St. Petrischule trat
er bei seinem Vater Ernst G. in die Lehre und arbeitete
dann bei L. Mougenot in Mirecourt und bei Silvestre
und Maucotel in Paris. Seiner Militärpflicht leistete er
von 1904 — 1905 in Lindau Genüge und wurde dann
Teilhaber des väterlichen Geschäfts. Er baut Geigen
und Violoncelli nach Stradivari und Guarneri und nach
einem eigenen Modell und verwendet einen Ollack.
Geissler, Ed. Fried. — Beuthen O.-Schl. 1890.
tum 1898
Er nannte sich Streichinstrumentenmacher, beschränkte
sich jedoch auf Flickarbeiten.
Geitner (Geittner), Wilhelm. — Breslau. 1 826.
tum 1843
Der beste Lauten- und Gitarrenmacher seiner Zeit m
Schlesien. Er hat auch gelegentlich Geigen ausgebessert,
schwerlich aber neue gebaut. Eine von ihm wieder-
hergestellte Laute ist im Schlesischen Museum für
Kunstgewerbe und Altertümer in Breslau zu finden.
Gelmini, Geminiano. — Ferrara. 1508
Ein alter Lautenmacher, den Valdrighi (4179) aufzählt.
Gelmini, Giovanni. — Brescia. Geb. 1804,
t 1864
Nur als Erfinder von Vorrichtungen zur besseren Be-
saitung von Gitarren und Zimbeln usw. sowie als Er-
finder einer Gitarrenlaute erwähnenswert.
Geigenzettel : Joannes Gelmini / Brescianus Inventor /
Anno 1863 No 26 (geschrieben).
Gemünder, August Martin Ludwig. — Neu-
york. Geb. 22. März 1814 zu Ingelfingen,
t l.Sept. 1895inNeuyork
Schüler seines Vaters Joh. Gg. G., arbeitete einige Jahre
in verschiedenen deutschen Städten als Gehilfe und
begründete 1839 seine eigene Werkstatt In Regensburg,
ohne es dort zu etwas zu bringen. Er wanderte daher
1846 nach Amerika aus und ließ sich zuerst In Spring-
field (Mass.) nieder und ging 1860 nach Neuyork. Hier
kam er bald zu großem Ansehen und galt bei vielen als
der beste amerikanische Geigenmacher seiner Zeit. Er
war ein geschickter, freilich auch von sich selbst sehr
eingenommener Kopist und arbeitete nach Stradivari,
Guarneri und Maggini. Das Holz ist gut gewählt, der
Lack goldgelb bis dunkelrot. Die echt amerikanische
Reklame, die er betrieb, hat seinem Ruf In Europa
jedenfalls mehr geschadet als genützt. Er veröffent-
lichte auch eine Selbstbiographie.
Gemünder, August & Sons. — Neuyork
Geigenmacherflrma der Gegenwart, deren Inhaber jetzt
sind : August M. G. (geb. 4. Mai 1862 in Neuyork;) und
Rudolf G. (geb. 9. Februar 1865). Die Firma gibt seit
1892 die Zeitschrift »The violln-world« heraus.
Gemünder, Georg. — Astoria, Boston, Neu-
york. Geb. 1816 in Ingelfingen, t 15. Jan.
1899
Sohn von Joh. G., bei dem er auch gelernt hat. Später
kam er zu VuIUaume In Paris. 1849 wanderte er nach
Amerika aus, verstand es, durch ausgezeichnete
Arbeit verdiente Anerkennung zu finden. Auf der
Wiener Weltausstellung 1873 hatte er eine Kopie nach
Joseph Guarneri ausgestellt, die er »Kaisergeige« taufte
und für die er 10 000 Dollars verlangte. Wenn der Preis
auch allzu hoch gegriffen war, so war die Geige doch
so gut, daß vielfach behauptet wurde. Gemünder habe
eine echte alte Geige einfach mit seinem Namen ver-
sehen. Auch er machte gern laute Reklame und ver-
öffentlichte 1883 gelegentlich der Weltausstellung in
Amsterdam eine Broschüre »George Gemünders Pro-
gress in VIolinmaking«. Er verstand sich sehr gut dar-
auf, das alte Aussehen der Geigen, die er kopierte, nach-
zuahmen. Weniger glücklich war er manchmal In bezug
auf die Tonschönheit.
Gemünder, Johann (Georg Heinrich). —
Ingelfingen (Württemberg). Geb. 1782,
t 1836
Ein kleiner Gelgenmacher, der (angeblich) viel für das
Fürstl. Hohenlohesche Haus gearbeitet haben soll.
Genin — Gerle
163
Vater von August und Georg Gemünder. Nach den
Erzählungen des ersteren scheint er jedoch ohne künst-
lerisches Verständnis gewesen zu sein.
Genin, Joseph. — Mirecourt. 1778
Er wird als »Joseph G. fils« in den Akten geführt und
war Bogenmacher. Es ist daher anzunehmen, daß sein
Vater dem gleichen Beruf angehörte.
Gennaro s. Fabbncatore (auch Vinaccia)
Genouel. — Laval (Dep. Mayenne). 1912
Er bezeichnet sich als Luthier, doch habe ich keine
Arbeiten von ihm kennengelernt.
Genova, Giovanni Battista. — Turin. 1765
Italienischer Geigenmacher, den ich nur durch eine
gute, im Besitz von G. Winterling in Hamburg befind-
liche Geige kennenlernte.
Geigenzettel : Fecit Taurini Joannes / Baptista Genova
1765 (gedruckt).
Genovese, A. — Lille. 1885. 1910
Ein Luthier, der nicht ungeschickt sein soll.
Gentile, Michele. — Lucca. 1883
Unbedeutender Geigenmacher aus dem letzten Drittel
des 19. Jahrhunderts.
Gentner, J. — Dillingen. 1891
Sein Reparaturzettel findet sich in Geigen.
Georg, Hans. — (Mark-)Neukirchen. 1678.
1682
Er kommt zwar urkundlich als Geigenmacher vor, ist
aber im Kirchenbuche nicht zu finden. Möglicherweise
hat man es hier nur mit dem Taufnamen eines Meisters
zu tun.
Georgeot, Jean-Claude. — Mirecourt. 1 787
In einer Geige von F. Breton stand auf der Innenseite
der Decke mit Bleistift sein Name geschrieben. Er
scheint also für diesen Meister gearbeitet zu haben.
Auch A. Jacquot nennt ihn.
Georgi s. Giorgi
Geraldi, Hieronymus s. Gerolamo Virchi
Gerani (Garani), N. — Neapel. 1790. 1830
Die Arbeit ist gewöhnlich, aber gut, der Lack von
gelber Farbe.
Gerani. — Turin. 1750
Eine sehr gute Geige mit diesem Namen wurde vor
einigen Jahren in London für 30 £ ausgeboten.
Gerani, Paolo. — Cremona. 1614
Manche wollen den Namen »Gerans« lesen. Er gehört
zu den unbekanntesten Cremonesern.
Gerardin. — Mirecourt
Eine Geigenmacherfamilie, von der A. Jacquot nennt:
AntoineG. 1745. 1748
Denis G. 1789
Joseph G. 1772. 1789.
Gerardin. — Paris. 1772
Ein Mirecourter, von dem C. Snoeck ein .Alto von ge-
wöhnlicher Arbeit, ohne Einlagen besaß mit dem Zettel
»Gerardin, maitre luthier pres de la limite des Italiens /
ä Paris 1772«. Ein Geigenhändler, vielleicht auch
Geigenmacher dieses Namens kommt in Paris noch
1819 vor.
Gerardin — Bourges. 1811
Gute Arbeit in Mirecourter Stil, roter Lack.
Gerberon, Jean-Baptiste. — Mirecourt. 1787
Nur urkundlich nachweisbar.
Gerlach, Johann Christian. — Hamburg. 1 744
Man kennt bisher nur Klaviere von ihm. Er erwarb am
24. Januar 1744 das Bürgerrecht als »Instrumenten-
macher«.
Gerle (Gerla, Gerlein), Conrad. — Nürnberg.
Blühte um 1460, t 4. Dez. 1521
Ein berühmter Lautenmacher, dessen Lauten ausdrück-
lich als »deutsche Lauten« berühmt waren. Vgl. J. Neu-
dörffers Nachrichten und den noch immer wertvollen
Aufsatz von J. K. S. Kiefhaber in der Allg. Musik-
Zeitung, Leipzig 1816, S. 309ff. In »Norischer Christen
Freydhöfe Gedächtniss usw.« Nürnberg 1682, Bd. 2,
S. 2 ist bei Grabstein Nr. 1 1 (bei St. Rochus) rechts
von der Tür am Eingang die Inschrift seines Epitaphi-
ums verzeichnet: ».'\nno 1521 an St. Barbara Abend
starb der Erbar Mann Conrad Gerl Lautenmacher dem
GOtt gnädig sey. Amen.« Er besaß ein Haus in der
Breitengasse und hinterließ nach seinem Tode eine
Witwe Walburg und mehrere unmündige Kinder. In
den Gerichtsbüchern im Nürnberger städtischen Ar-
chiv (.Abt. L. Literarum Bd. 27, Bl. 146) wird Konrad
Gerlein Lautenmacher und seine Ehefrau Walburga
genannt. Sie kauften von Anna Deichsler, Heinrich
Deichslers Witwe, die Erbschaft ihres Hauses in der
Kotgasse um 50 fl. rh. Nach Bd. 30, Bl. 168 und Lib.
Lit. kauften Konrad Gerlein und seine Frau Walburga
im Jahre 1516 von Martin und Agnes Finsterer ein
Haus in der Breitengasse um 130 fl.
Gerle, Georg. — Innsbruck. 1 569, f um 1 589
Das wenige, was sich über sein Leben ermitteln ließ,
findet sich in D. Fr. Waldners Nachrichten über tiroli-
sche Lauten- und Geigenbauer. Danach war G. Gerle
im Jahre 1569 schon Kaikant und Instrumentenmacher
bei der Hofkapelle des Erzherzogs Ferdinand, und da
er sich 1572 auf seine langjährigen Dienste beruft,
dürfte er schon in Prag bei der gleichen Kapelle an-
gestellt gewesen sein. 1586 erläßt der Erzherzog ein
Befehlsausschreiben, dem Georg G. 40 fl. für zwei
Werke »ehetunlichst« zu bezahlen. Eine Laute von ihm
befindet sich in der Sammlung alter Musikinstrumente
des kunsthistorischen Museums in Wien (A. 35), die
II*
164
Gerle — Gliidini
schon im alten Inventar von 1596 erwähnt wird.
Diese Laute ist eirund; der Rücken besteht aus elf
Elfenbeinrippen. Griffbrett 240 mm lang, 40—54 mm
breit, fünf Doppelsaiten und eine einfache Saite; Länge
des Korpus 450 mm, im Inneren die gedruckte Zettel-
inschrift: »Georg Gerle Fürstlicher Durchleuchtig- /
kait Chalkandt zu Ynnsprugg«.
Gerle, Hanns. — Nürnberg. Geb. um 1505,
t 1599
Sohn von Conrad Gerle. Berühmter Lauten- und
Geigenmacher, der auch als Lautenist, Gelger und
Sänger sehr geschätzt war. Seine Instrumente galten
als die besten seiner Zeit und hatten noch im 17. Jahr-
hundert eine, man kann sagen, europäische Berühmt-
heit. In Neudörffers Nachrichten wird er gewürdigt,
1532 erschien sein Porträt; im gleichen Jahre gab er
heraus : »Musica Teutsch auf die Instrument der großen
und kleinen Geygen, auch Lauthen etc. durch Hans
Gerle lutinist zu Nurenberg aussgangen« (2. Aufl. 1546
»Musica u. Tabulatur aüff die Instrumenten der kl. u.
gr. Geygen etc.«)0- In einem Verzeichnis der Musik-
instrumente des fürstl. Hauses Este in Modena von
1598 wird unter Nr. 18 ein »Cembalo del Gherla« er-
wähnt. Bei Doppelmeyer heißt es von ihm (S. 291)
»ein Geigenmacher, war sowohl in Geigen als Lauten
von einer schönen Proportion, guten Resonanz und
mancherlei Größen zu machen, auf welchen beiden
Instrumenten er auch gar fein spielte, zu seiner Zeit in
einer guten Renommee«.
Gerle, Melchior. — Innsbruck. 1589. 1605
Sohn von Georg G. und seit 1 589 als Kaikant und In-
strumentenmacher sein Nachfolger in der erzherzog-
lichen Hofkapelle, die aber nach dem Tode des Erz-
herzogs im Jahre 1596 aufgelöst wurde. Melchior G.
blieb in Innsbruck, wo er schon 1591 Barbara Lutz
geheiratet hatte. 1605 wurde ihm noch ein Sohn ge-
boren und 1618 starb die »Ehewirtin des Lauten- und
Instrumentenmachers Melchior Gerl« bereits als Witwe.
(Vgl. Dr. F. Waldners mehrfach angeführte Schrift
S. 52.) — Arbeiten von ihm sind mir nicht bekannt.
Gerlein (Gerle), Hans. — Nürnberg. 1618
Vermutlich ein Enkel Conrad Gerles. Er erscheint mit
der ausdrücklichen Bezeichnung »Lautenmacher« m
den Nürnberger Gerichtsbüchern (Liter. 130, Bl. 55)
am 14. Juli 1618 als Besitzer eines Hauses in der Kot-
(jetzt Brunnengasse) und Breitengasse, das vordem
Conrad G. besessen hatte.
Germain, Emile. — Paris. Geb. 24. Juli 1853
in Paris. 1906
Sohn von Joseph-Louis G. Zuerst lernte er (seit 1864)
in Mirecourt und seit 1867 bei seinem Vater, dessen
Geschäft er 1876 übernahm. Bei dieser Gelegenheit
verband er sich mit dem Lackerfinder-) Dehommais,
^) Ein Exemplar besitzt die Staats-Bibliothek in Ber-
lin. Vgl. auch: Beschreibung eines neu entdeckten Lauten-
buchs von Hs. Gerle usw. Wien 1 900.
-) Sein Lack wurde im Inneren der Geigen aufgetragen.
Außerdem erfand er ein Verfahren, das Holz künstlich
»alt« zu machen.
einem Liebhaber, der jedoch 1882 aus der Firma wie-
der austrat. Germain ist ein hervorragend geschickter
Geigenmacher, der auch auf der Pariser Ausstellung
1900 treffliche Arbeiten ausgestellt und die goldene
Medaille erhalten hat. In 10 Jahren hat er an 500 Gei-
gen gemacht.
Geigenzettel : Abb. 243 und 294.
Germain, Joseph-Louis. — Paris. Geb. 23.Juh
1822 in Mirecourt, t 5. Juh 1870
Er wurde in seinem Geburtsort ausgebildet, kam 1840
nach Paris und trat bei Ch. F. Gand ein. Nach dessen
Tod ging er zu J. B. Vuillaume und blieb hier bis 1850,
um dann bei den Söhnen Gands bis 1862 zu arbeiten.
Hierauf machte er sich in der Rue Saint Denis Nr. 364
selbständig und ging 1870 nach Mirecourt zurück, wo
er dann am 5. Juli 1870 starb. Ein großes Talent von
außerordentlicher Bescheidenheit.
Geigenzettel: Joseph-Louis Germain / ä Paris, Annee
1868 (gedruckt) und Abb. 234 und 242.
Germain, Louis. — Paris. 1756
Vermutlich ein Mirecourter. C. C. Snoeck besaß eine
Tenorgeige aus dem Jahre 1756 von ihm.
Germano. — Mailand. 1906. 1907
Seine Geigen sind in England nicht unbeliebt.
Geroni (Gerani), Domenico. — Ostia. 1800.
1820
Da er nichts eigenartiges besaß, aber leidlich gut nach-
ahmte, wurden seine Geigen gerne von Händlern mit
berühmteren Namen versehen, so daß man heute nur
selten etwas von ihm in die Hände bekommt.
Geigenzettel : Domenico Geroni Ostiano / fecit Anno
1817 (gedruckt).
Gervais, T., lebt in Boston (Mass.).
Gesü e Maria s. Tomaso Eberle
Geycke, Joachim Wilhelm. — Hamburg
Ein Instrumentenmacher, der am 27. Oktober 1797 das
Bürgerrecht erwarb.
Gherardi, Giacomo. — Bologna. 1677
Einige Bässe von ihm haben sich erhalten, jedoch in
einem Zustand, daß man ihn nicht danach beurteilen
kann.
Ghirardi, Giovanni Battista. — Venedig. 1791
Vielleicht ein Nachkomme des Bolognesers G. Gherar-
di. In seiner Arbeit recht unbedeutend.
Geigenzettel : Joannes Bapta : Ghirardi / fecit anno 1 791
Venetijs (geschrieben).
Ghidini, Carlo. — Parma. 1746. 1773
Ein wenig befähigter Nachahmer.
Giacomett! — Gilbert
165
Glacometti,Glanbattista(gen.>>DelVlolino«)-—
Rom. 1586
Man kennt ihn wohl nur als Erbauer von Harfen (Dop-
pelharfen), doch läßt sein Beiname mit einiger Sicher-
heit darauf schließen, daß er auch Geigen gemacht
hat.
Giacomo. — Chioggia. 1346
Ein alter Lautenmacher, dessen Namen Valdrighi (3963)
mitteilt.
Giambenni.
Von dieser Familie kommt 1701 in Florenz ein Alessan-
dro G. als Lautenmacher vor, der als Sohn eines
Giovanni G. bezeichnet wird ; femer von etwa 1 770 an
ein Simone oder SImeone G., der auch gute Geigen
gemacht hat. Sein Modell weist Einzelheiten auf, die
mehr an die Tiroler als an eine italienische Schule er-
innern. Der Lack ist goldgelb und von guter Be-
schaffenheit, die Einlage ziemlich breit. Möglicher-
welse sind beide Nachkommen des um 1 350 erwähnten
Giovanni Lodovico Giamberini in Ferrara.
Gianni, Alessio. — Modena (Montagne). 1 793
Man kennt einige wenige, leidlich gut klingende Geigen
von Ihm, die aber wenig ansprechend in Ihrer Arbelt
sind.
Gianoli, Domenico. — Mailand. 1731
Ein Nachahmer der Cremoneser und als solcher nicht
ungeschickt.
Gianottl, Achille
Lebte um 1872 In Sarzano und soll gute Reparaturen
ausgeführt haben.
Gibbs, James. — London. 1800. f um 1845
Er arbeitete hauptsächlich für J. Morrison, George
Corsby und Samuel Gllkes, unter deren Namen daher
auch die meisten seiner Arbeiten gehen.
Gibertmi, Antonio.
1850
arma
,G
enua.
1797-
Seinerzeit erfreute er sich eines gewissen Ansehens,
und selbst PaganinI vertraute Ihm seine Gelgen zum
Ausbessern an. Er ahmte die Guarnerl mit Geschick
nach und hatte einen dunkelroten, etwas dicken Lack,
der noch immer recht gut genannt werden darf. Nach
1833 war er in Genua ansässig. Er erfand einen Mecha-
nismus, den er >>zur Erhöhung der Tonfülle« In den
Geigen anbrachte, und der manche Ähnlichkeit mit der
Sprengerschen Tonschraube hat. Sein Name wurde
In weiteren Kreisen zuerst durch Francesco Antolinis
Broschüre gegen Galbusera bekannt, da in dieser sein
Loblied gesungen wurde.
Geigenzettel: Restauro e corresse nell anno 1839 in
Genova / Antonio Gibertini di Parma / Premiato piü
volte in Milano con Medaglia etc. (gedruckt). —
Antonio Gibertini / (Tier -Vignette) Parma 18 . .
(gedruckt).
Gibertoni, Giuseppe (gen. Paninlno). — Mo-
dena. 1829
Ein Dilettant, der sich in allerlei »Künsten« versuchte,
so als Feuerwerker, als Tischler und Gelgenmacher —
überall mit dem gleichen Mißerfolg.
Gibl, Laurenz. — Prag. Anfang des 17. Jahr-
hunderts
Ein Lauten- und Gelgenmacher, von dem nichts
Näheres bekannt ist.
Giboreau. — Lüttich
Giboreau, Auguste und Giboreau, Deslre-Alphonse-
Dieudonne (geb. 27. April 1866) leben als »Luthlers«
in ihrer Vaterstadt.
Gibson, Frank. — Boston. 1908. 1912
Amerikanische Gelgenmacherfirma der Gegenwart.
Gidl s. Gedler
Glehrl, Lorenz. — Amberg (Bayern). Geb.
10. April 1813, t 2. Juni 1892
Schüler von Thumhart In Amberg. Nachdem er einige
Jahre hindurch In verschiedenen Werkstätten gearbeitet
hatte, machte er sich In Amberg als Geigenmacher und
Musikinstrumentenhändler ansässig. Während seiner
vierzigjährigen Tätigkeit hat er eine Anzahl von sehr
sauber nach AmatI gearbeiteten Geigen gemacht. Am
Wirbelkasten brachte er gerne einen Löwenkopf an.
Eine sehr gute Geige von ihm besitzt das Amberger
Lehrerseminar. Seltener kommen Violen und Zithern
von ihm vor.
Gelgenzettel: Lorenz Glehrl / Saiten- Instrumenten-
macher in Amberg / 1865 (gedruckt).
Glgli, Giulio Cesare. — Rom.. 1721. 1762
Wahrscheinlich ein Sohn oder Enkel des 1640 in Rom
vorkommenden Zimbelmachers Giovanni Giglio. Wenn
er Im ganzen auch nicht zu den hervorragendsten
Meistern gehörte, so machte er doch einige sehr gute
Gelgen nach AmatI, die in ihrem rotgelben Lack und
ihrer .Arbeit für ihn sprechen. Besonders seine Violon-
celli sind lobend hervorzuheben. Viele seiner Arbeiten
sind jetzt unter »berühmten« Namen Im Handel. Das
Musikhistorische Museum von W. Heyer In Köln be-
sitzt eine violinförmige Taschengeige (VIolIno piccolo)
Nr. 757 von ihm, die nicht ohne Verdienst ist.
Gelgenzettel : Abb. 252.
Gilbert, Jeffery James. — Peterborough. Geb.